AN:  So meine Lieben, hier kommt das Nächste!!!!!

31. In die Falle getappt?

Ein gleißender Blitz schoss an Silver vorbei und noch ehe er recht wusste, was geschah, hatte Moody die zum Leben erwachte Ritterrüstung erstarren lassen.

„Pass auf deinen Kopf auf, mein Junge!", knurrte Moody, während Silver erschrocken nach oben blickte.

Die beiden Ritterrüstungen, die bisher links und rechts der Treppe standen, hatten ihre Position verlassen. Gerade als er aufblickte, belegte Remus die zweite Rüstung ebenfalls mit einem Erstarrungszauber, so dass sie nun mit hoch erhobener Waffe in ihrer Bewegung eingefroren war.

„Tut mir leid… das wusste ich nicht", stammelte Andrea und wollte nach oben eilen, als Moody sie hart am Arm fasste.

„Sie bleiben hier unten!", befahl er barsch, während sein magisches Auge den oberen Teil der Treppe inspizierte.

„Die Rüstungen haben mich bisher immer durchgelassen", widersprach Andrea, doch Moody ignorierte ihre Worte und schob sie unsanft nach hinten.

Mit erhobenen Zauberstäben schritten Moody und Remus die Treppe nach oben, bis sie Silver erreichten, der noch immer an derselben Stelle stand und sich stirnrunzelnd umsah. Von dieser Position aus konnten sie den vorderen Teil einer Galerie überblicken, doch außer einem alten, abgetretenen Läufer und mehreren Türen, von denen stellenweise die Farbe abblätterte, war nichts zu sehen.

„Also vorsichtig weiter", ordnete Moody an und sie stiegen die letzten paar Stufen hoch, bis sie den schmalen Galeriegang erreicht hatten.

Zwischen den abgehenden Türen befanden sich links und rechst Porträts, deren Besitzer sie nun mit finsteren Blicken bedachten. Der pfeiferauchende Mann, den Andrea als Waldemar begrüßte, hatte sich in das Porträt einer kleinen, untersetzten Frau geschlichen und sprach sie nun mit klangvoller Stimme an:

„Sie haben kein Recht sich zu diesem Teil des Hauses Zugang zu verschaffen!"

„Wir sind auf Andreas Wunsch hier", sagte Remus ruhig, doch Waldemar schüttelte energisch den Kopf.

„Auch Andrea sollte nicht hier hoch kommen."

„Warum? Dies hier ist ihr Zuhause!"

„Sie gehört nicht hierher. Sie wird nur Unglück und Leid erfahren."

„Es ist wichtig, ich muss in das Arbeitszimmer", sagte Andrea, die unbemerkt von den Anderen ebenfalls die Treppe hochgekommen war. Moody warf ihr einen ungnädigen Blick zu, doch Andrea überging dies geflissentlich.

„Hier gibt es nichts, was gut für dich ist, Kind", antwortete die untersetzte Frau neben Waldemar mit überraschend tiefer Stimme und warf Andrea einen sorgenvollen Blick zu. „Geh zurück!"

„Ich kann nicht!", entgegnete Andrea mit zitternder Stimme und trat einen Schritt näher. „Ich brauche diese Informationen…."

„Nein, Miss braucht von alledem nichts zu wissen", widersprach ihr nun eine piepsige Stimme und als sie den Korridor, aus dem die Worte gekommen waren, entlang blicken, sahen sie einen uralten, hutzeligen Hauself. Seine großen, fledermausähnlichen Ohren zuckten nervös, während er händeringend von einem Bein auf das andere trat und Andrea mit riesigen, grünen Augen anstarrte. „Bitte, Miss muss tun was man ihr sagt. Gehen Sie zurück und lassen Sie die Vergangenheit ruhen."

„Wer bist du?", stieß Andrea betroffen aus und wollte auf das kleine Geschöpf zugehen, doch Remus hielt sie besorgt zurück.

„Ich bin Caspar, Wächter und Hüter der alten Geheimnisse", sagte er in seiner piepsigen, fast weinerlichen Stimme, ehe er sich unterwürfig auf die Knie fallen ließ und langsam auf sie zu kroch. „Und ihr demütiger Diener!"

„Ein Hauself", erkläre Remus, als er Andreas ratloses Gesicht sah.

„Du warst es, der die Rüstungen zum Leben erweckt hat", knurrte Moody, während sein magisches Auge wie wild rotierte.

Der Hauself nickte zögernd, noch immer den Blick auf Andreas Füße gesenkt. „Es ist meine Pflicht", sagte er leise.

„Gibt es noch mehr Hauselfen hier?", brummte Moody. „Ich konnte dich nämlich vorhin nicht sehen."

„Es zeichnet einen guten Hauselfen aus, dass man ihn nicht sieht", sagte das kleine Wesen, während er mit gesenktem Kopf aufstand. „Caspar hat ganz genaue Anweisungen."

„Was sind das für Anweisungen?", fragte Remus zögernd, nicht wissend ob der Elf ihm diese Auskunft wirklich geben würde.

„Niemand darf die alte Stille stören!", rief er schrill und stellte sich zwischen die Tür zu Silvers Rechten und den ungebetenen Gästen. „Caspar muss es verhindern!"

„Wer hat dir diesen Befehl gegeben?", fragte Andrea, die langsam ihre Fassung wieder fand und nun neben dem Hauselfen in die Hocke ging, doch dieser machte einen Satz zurück, so dass er nun direkt auf der Türschwelle stand.

„Bitte geh`, Miss darf nicht hier sein."

„Wer hat dir diesen Befehl erteilt?", wiederholte Andrea unbeirrt ihre Frage.

„Von meiner Herrin, Anastasia", erklärte der Hauself, während seine langen Ohren aufgeregt flatterten.

„Von meiner Urgroßmutter", nickte Andrea stirnrunzelnd und sah hilfesuchend zu Remus.

„Hauselfen sind immer an die Familie gebunden, er ist verpflichtet den Befehlen der Familienmitglieder zu befolgen", erklärte Remus. „Das heißt, nachdem du nun das letzte Glied in dieser Familie bist, untersteht er deinen Anweisungen."

Caspar warf Remus einen ärgerlichen Blick zu, ehe er resignierend seufzte und den Kopf hängen ließ. Gleichzeitig begannen dicke Tränen in die grünen Augen zu treten und er brach schluchzend auf dem schmutzigen Teppich zusammen.

„Sir hätte das nicht sagen sollen, nun wird alles von vorn beginnen", jammerte das hutzelige Geschöpf und vergrub das Gesicht in den faltigen Händen.

„Was beginnt von vorn?", fragte nun Silver, während Moody starr auf die Tür hinter dem Hauselfen sah.

„Das Unglück, der Tod, das alte Grauen", quiekte Caspar und sah flehend zu Andrea hoch, als könnte er sie allein durch Blicke von ihrem Vorhaben abbringen.

„Warum hast du dich nie gezeigt?", sagte Andrea unbeeindruckt und ging näher auf die Tür zu, doch der alte Hauself schien ihre Frage nicht gehört zu haben. Mit wedelnden Ohren und jammervollem Gesicht wischte er die Tränen aus seinen Augen.

„Gestattet ihnen nicht, die Tür mit Gewalt zu öffnen, es wäre ihr Tod!", winselte er, schien jedoch den Widerstand aufgegeben zu haben. „Nur dem magischen Blut der Erben ist es gestattet, den Ort zu betreten."

„Was befindet sich dahinter?", wandte sich nun Remus an Moody, dessen magisches Auge noch immer auf die Tür gerichtet war.

„Sieht aus wie ein Ballsaal", brummte Moody stirnrunzelnd. „Spiegel, Tische, noch mehr Porträts, ein Lunaskop, mehre Sessel, rechts und links jeweils eine Tür, die in die beiden angrenzenden Räume führt. Wir sollten hineingehen!"

„Keine magischen Fallen?", sagte Silver mit einem schiefen Grinsen. „Wie verwunderlich."

„Nichts was ich sehen könnte", knurrte Moody mit einem unschlüssigen Wiegen seines Kopfes. „Das heißt aber nicht, dass wir nicht vorsichtig sein sollten."

Remus nickte entschlossen und richtete den Zauberstab auf die Tür. „Alohomora!", rief er, doch das Schloss öffnete sich nicht. Silver und Moody versuchten es mit anderen Sprüchen, hatten allerdings genauso wenig Erfolg wie Remus. Der alte Hauself hatte sich einige Meter zurückgezogen und sah ihnen ängstlich zu, während ihm immer neue Tränen aus den großen, kullerrunden Augen traten.

„Reducto", knurrte Moody, doch auch dieser Spruch prallte nutzlos an der Tür ab.

„Sieht aus, als müssten wir hier härtere Geschütze auffahren", seufzte Silver, als Andrea den Kopf schüttelte und sich dem wimmernden Hauselfen zuwandte.

„Caspar, öffne uns die Tür!"

„Nein, nein, bitte nicht!", jammerte er und schlug sich unaufhörlich mit der Faust auf den Kopf. „Miss werden es bereuen."

„Himmel noch mal, hör endlich auf zu jammern", sagte Andrea ungeduldig, ging mit festen Schritten an Silver und Remus vorbei auf die Tür zu. Mit einem ärgerlichen Blick auf den alten Hauself legte sie demonstrativ die Hand auf die Türklinke, um ihre Entschlossenheit zu unterstreichen, als sie die Hand mit einem spitzen Aufschrei zurückzog. Aus dem glatten Metall des messingfarben Türknaufs waren kleine, aber sehr spitze Dornen getreten, die sich nun in ihre Handinnenfläche gebohrt hatten. Entsetzt auf ihre blutende Hand sehend, wich sie erschrocken zurück, als plötzlich ein dumpfes Knarren ertönte und einen Augenblick später bewegte sich die Türklinke nach unten.

„Vorsicht!", stießen Silver und Remus fast gleichzeitig aus und Moody zog Andrea energisch zurück.

„Nur das magische Blut der Erben….", murmelte Caspar, während er mit Grauenerfülltem Blick auf die sich langsam öffnende Tür blickte. „Nun beginnt alles von vorn."

„Geht nicht hinein!"

„Tut es nicht!"

„Kleine, unwissende Närrin!"

„Nein, betrete das Zimmer nicht!"

Die Stimmen der Porträts um sie herum riefen alle aufgeregt durcheinander, doch Andrea hatte nur Augen für den glänzenden Raum, der sich in diesen Moment vor ihr auftat. Moody hatte Recht, er wirkte fast wie ein Ballsaal und durch die Unzahl an riesigen, fast bis zur Decke ragenden Spiegeln, ließ sich die Größe dieses Zimmers nur schwer bestimmen. An den Wänden hingen lebensgroße Gemälde von Zauberern und Hexen, die ihr nun allesamt neugierig entgegensahen. In goldfarbenen Wandleuchtern brannten Hunderte von Kerzen, deren Licht sich immer wieder von neuem in den Spiegeln brach. Der Boden war mit glänzenden, dunkelblauen Fliesen belegt, die ebenfalls das Licht reflektierten und so den Anschein eines zu Boden gefallenen Sternenhimmels vermittelten. Dicke, schwere Vorhänge, deren Farbe dem Blau der Bodenfliesen glich, säumten die fünf großen Fenster  und seltsamerweise auch die Spiegel ein.

„Ist das wunderschön!", hauchte sie ehrfürchtig. Noch ehe sie jemand zurückhalten konnte, war Andrea an Moody vorbei, in den Raum getreten und sah sich gebannt um.

„Verdammt, Andrea, BLEIB STEHEN!", schrie Remus ihr zu, doch sie hörte ihn nicht.

Er, Silver und Moody versuchten ebenfalls den Raum zu betreten, doch noch ehe sie einen Fuß hineinsetzen konnten, wurden sie von einer unsichtbaren Gewalt zurückgeworfen und landeten unsanft auf dem staubigen Läufer des Korridors.

„ANDREA!", rief auch Silver, doch sie ging unbeirrt weiter.

„Caspar, verdammt was ist das für ein Raum?", fragte Remus und packte den Hauselfen, der wie in Trance Andrea beobachtete, grob an den Armen, um ihn zu schütteln.

„Der Raum der Geheimnisse", stöhnte der alte Hauself auf, während sein Blick unablässig Andrea folgte, die nun auf eine schmale Tür zuging. „Das war sein Raum, sie hätte ihn nie betreten dürfen."

Gerade als Remus dem Hauselfen weitere Fragen stellen wollte, krachte es hinter ihm und Silver hatte den Bann gelöscht, der ihnen bisher den Zugang verwehrt hatte. Ein Schauer aus violettfarbenen Funken prasselte den Türrahmen entlang und erstarb, als Silver die Tür durchschritt und mit schnellen Schritten auf Andrea zuging. Sofort war Remus an der Tür, doch Moody hielt ihn zurück.

„Langsam, wir sollten erst abwarten was geschieht", brummte er. Remus nickte widerstrebend und beobachte besorgt die sich ihm darstellende Szene.

Silver hatte inzwischen Andrea erreicht und fasste sie am Arm, seltsamerweise schien sie jedoch seine Berührung nicht wahrzunehmen. Erst als er sie an beiden Schultern packte und zu sich umdrehte, begann sie zu blinzeln, als würde sie soeben aus dem Schlaf erwachen.

„Andrea, konzentrieren Sie sich. Sehen Sie nicht in die Spiegel. Sehen Sie mich an", sagte Silver beschwörend und hob, um seine Worte zu unterstreichen, ihr Kinn an.

„Spiegel?", fragte sie verwirrt und suchte mit den Augen die Spiegel, doch Silver nahm ihr Gesicht in beide Hände und hielt es fest.

„Nein, sehen Sie mich an, Andrea."

Plötzlich gab es ein rasselndes Geräusch und als Silver sich erschrocken umsah, bemerkte er, dass Remus und Moody mit Hilfe von Zaubersprüchen die Vorhänge vor die Spiegel zogen. Schlagartig dämpften die Vorhänge auch das reflektierende Licht und der Raum wurde nur noch von den Kerzen erleuchtet.

„Gute Idee", nickte Silver und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Andrea zu.

„Was ist geschehen?", fragte sie verwirrt und sah sich erschrocken um. „Ich kann mich nicht entsinnen, hier herein gegangen zu sein."

„Ein Zauber", sagte Silver knapp und atmete schwer ein, während er sich besorgt umsah.

„Setzen Sie sich dort hin und bitte bleiben Sie dort auch sitzen", knurrte Moody ärgerlich und deutete auf einen großen dunkelblauen Ohrensessel. „Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten, aber es ist hier nicht ganz ungefährlich."

Für einen kurzen Augenblick sah es so aus, als wollte Andrea ihm widersprechen, doch sie fügte sich in seine Anordnung und setzte sich mit säuerlicher Miene auf den Sessel, als Remus ihr sanft die Hand auf die Schulter legte und ihr aufmunternd zunickte.

„Was befindet sich hinter dieser Tür?", wandte sich Remus nun Moody zu und deutete auf jene Tür, die Andrea zuvor angesteuert hatte.

„Gute Frage!", brummte Moody, während sein magisches Auge wie verrückt kullerte. Mit langsamen und bedächtigen Schritten näherte er sich der kleinen, unscheinbaren Tür, bis er einen Meter davor stehen blieb und unschlüssig den Kopf wiegte. „Entweder dahinter befindet sich ein großes, schwarzes Nichts,

oder ein starker, magischer Schutz verhindert das Durchsehen durch die Tür, genauso wie durch die Wand."

„Na prima!", stöhnte Silver auf. „Wird ja immer interessanter."

„Lass uns zuerst diesen Raum durchsuchen", schlug Remus vor und trat an den wuchtigen Schreibtisch heran, der in der hinteren Ecke des Zimmers stand.

„Oh, der menschlichen Dummheit sind tatsächlich keine Grenzen gesetzt!", sagte plötzlich eine laute, ärgerliche Stimme hinter ihnen. „Man kann sie warnen, man kann ihnen drohen, doch sie werden sich immer wieder von ihrer infantilen Neugier treiben lassen."

Aus der kleinen Tür, der sie eben den Rücken zugekehrt hatten, schwebte die perlweiße und durchsichtige Gestalt eines langen, hageren Mannes. Er trug, wie es für Zauberer üblich war, eine Robe, doch auf seinem Kopf saß eine Kappe, die Andrea stark an eine französische Baskenmütze erinnerte. Ohne auf die drei anderen Zauberer zu achten, schwebte er mit wütenden Gesichtsausdruck auf sie zu, bis er kurz vor ihr anhielt.

„Andrea Victoria Black, was hast du hier zu suchen?", donnerte er ihr unerwartet entgegen.

Bei seinem Erscheinen war Andrea auf die Füße gesprungen, doch nun da er sie drohend ansprach, wich sie erschrocken zurück, bis ihre Kniekehlen gegen den Sessel stießen und sie sich unwillkürlich wieder setzte.

„Black?", stieß Remus betroffen aus, doch auch Moody machte einen, nicht weniger überraschten Eindruck. Nur für Silver schien von Andreas richtigen Nachnamen unbeeindruckt, während er vorsichtig dem Geist folgte.

„Woher kennen sie meinen Namen? Niemand hat mich mehr so genannt, seit…"

„Dummes, naives Kind!", polterte der ärgerliche Geist los, ehe er plötzlich inne hielt, sich besann und resignierend den Kopf schüttelte. Einige Sekunden sah er sie nur stumm an, bis sein Blick langsam weicher wurde und er wesentlich leiser fort fuhr. „Es ist immer wieder dasselbe, über all die Generationen hinweg. Getrieben von Neugier und Geltungsbedürfnis sucht ihr die alten Geheimnisse zu erforschen, glaubt in euerer Überheblichkeit, gegen die Fehler euerer Ahnen gewappnet zu sein und begeht sie doch immer wieder."

Andrea starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und schien nicht fähig, irgendein Wort zu sagen.

„Sie sind ein Vorfahre von Andrea?", sagte Silver stirnrunzelnd, während sein Blick unruhig zwischen Andrea und dem Geist hin und her ging.

„Ja, Alexander Samuel Hussel", nickte er Geist und schloss für einen Moment die Augen, als könne er den Anblick der Menschen nicht länger ertragen.

„Sind Sie… sind Sie… Ignatz Hussels Vater?", fragte Andrea stockend, wobei sich in ihren Augen Angst und Faszination gleichzeitig widerspiegelten.

„Sein Großvater", korrigierte er nach einem Moment des Zögerns. „Auch er wollte nicht hören, konnte nicht zuhören, nicht auf die leise innere Stimme des Gewissens lauschen. Ignatz ließ sich blenden und für dunkle Machenschaften benutzen. Genau wie du", fügte er traurig hinzu und wandte enttäuscht den Blick von ihr ab.

„Was meinen Sie damit, er konnte nicht auf die Stimme des Gewissens hören? Was bedeutet, dass Andrea sich blenden und benutzen lässt?", hakte Moody nach und kam schleppenden Schritts näher.

„Es ist zu spät, die Geschichte wird sich wiederholen, immer wieder von neuem", sagte Hussel bedrückt, während er über Andreas Kopf hinweg ins Leere starrte. „Seit nunmehr sieben Generationen gibt es in dieser Familie keine natürlichen Todesfälle mehr und es war mir nicht vergönnt, auch nur einen Einzigen davon zu verhindern. Auf ganz unterschiedliche Weisen starb Einer nach dem Anderen und keiner der Nachkommen hat etwas daraus gelernt. Selbst der Fluch, den ich persönlich über meine Familie sprach konnte dies nicht verhindern. Alle glaubten sie es besser zu machen als ihre Ahnen und begingen doch immer wieder dieselben Fehler."

„Welcher Fluch?", fragte Andrea alarmiert und für einen Moment wurde ihr Gesicht um eine weitere Spur blasser.

„Dass keine magischen Nachkommen gezeugt werden konnten", sagte der Geist und zog die Augenbrauen nach oben. „Wusstest du nichts davon?"

„Ähm… nein", sagte Andrea und sah verstört zu ihm auf. „Zumindest wusste ich nicht, dass ein Fluch dafür der Grund ist. Aber warum? Warum wollten Sie keine magischen Nachkommen haben?"

„Um ihr Leben zu schützen."

„Hat aber wenig genützt", konnte Silver sich den trockenen Kommentar nicht verkneifen.

„Nein, sie begingen immer wieder die gleichen Fehler."

„Welche Fehler sind das?"

„Eine unersättliche Neugier und der Wunsch mehr zu sein, als sie von Natur aus sind."

„Und Sie denken, das trifft auf Andrea zu?", sagte Remus betroffen. „Wie wollen Sie das beurteilen?"

„Ihre Anwesenheit hier ist Beweis genug", antwortete die geisterhafte Erscheinung schroff. „Sie hat alle Warnungen in den Wind geschlagen und nicht einmal die Gefahr ihr Leben zu verlieren, hielt sie von hier fern. Auch sie hat sich benutzen lassen und ist in die Falle getappt, die doch so offensichtlich war."

„Wovon reden sie? Wer hat mich benutzt? In welche Falle…„

Andrea brach ab und starrte ihn einige Sekunden fassungslos an, ehe sie ungläubig den Kopf schüttelte, doch offensichtlich dämmerte ihr langsam was der Geist mit diesen Worten meinte.

„Das war alles geplant? Das kann nicht sein!"

„Doch mein Kind, es war eine Falle und du bist blind hineingelaufen.", sagte Hussel mit einem traurigen Nicken.

„Eine Falle? Bitte erklären Sie uns das genauer!", sagte Moody vielleicht eine Spur barscher als dies in dieser Situation angebracht gewesen wäre, doch der Geist schien sich an der Härte seiner Worte nicht zu stören.

„Eine Erklärung?", lachte die perlweiße Erscheinung trocken auf. „Die kann ich euch geben, auch wenn ich denke, dass es bereits zu spät ist. Vielleicht muss ich dazu etwas weiter ausholen…."

Nachdenklich zog er die Stirn in Falten, ehe er langsam auf den Sessel gegenüber von Andrea zu schwebte und sich darauf nieder ließ.

„Ihr seid Zauberer, also sage ich euch nichts Neues, wenn ich erzähle, dass es den Abbildungen von Zauberern und Hexen möglich ist, ihre Bilderrahmen zu verlassen und eines ihrer Gemälde in einem weit entfernten Ort aufzusuchen", begann Hussel und sah Moody, Silver und Remus an, die sich nun ebenfalls setzten. „Eines meiner eigenen Porträts hängt beispielsweise im Zauberministerium, so dass ich über sehr viele Dinge hervorragend unterrichtet bin. Die Menschen stehen neben den Bildern und sprechen, als wüssten sie nicht, dass diese sie verstehen und belauschen können. Überall in der magischen Welt hängen Gemälde, die den persönlichen Abdruck des Menschen tragen, der dieser zu Lebzeiten war. Unglücklicherweise verschwendet selten jemand einen Gedanken an die Loyalität dieser Personen oder mit welcher Seite sie zu Lebzeiten sympathisierte. Mit Verlaub, ein törichter - wenn nicht sogar tödlicher Fehler."

Moody nickte bedächtig und brummte etwas Unverständliches vor sich hin, während Silver und Remus einen raschen besorgten Blick wechselten. Natürlich war ihnen diese Tatsache bekannt, doch der Geist hatte Recht, viel zu selten wurde ernsthaft darüber nachgedacht. In nahezu jedem magischen Haus und jeder öffentlichen Einrichtung gab es Gemälde, sie waren so alltäglich und selbstverständlich, dass man nicht mehr über sie nachdachte. Mit Unbehagen beobachtete Remus Andreas bestürztes Gesicht, das nur zu deutlich zeigte, dass ihr bisher niemand die Sache mit den Gemälden erklärt hatte.

Hussels Geist sah sie der Reihe nach an, ehe er mit schleppender Stimme weiter sprach. „Dieser dunkle Zauberer, wie nennt ihr ihn noch mal? Der dessen Name nicht genannt werden darf, war nicht der Erste, der sich genau das zunutze machte und dadurch viele wertvolle Spione gewann. Auf diese Weise erfuhr er von deiner Herkunft, Andrea, von dem Salomonschild und wie viele machtvolle Geheimnisse dieses Haus hier barg. Er hat dich manipuliert und benutzt, um die Dinge herauszufinden, die für ihn so bedeutend waren. Es war weder ein Zufall, dass du den jungen Harry Potter getroffen hast, noch dass du heute hier bist. All dies ist Teil eines perfekt ausgeklügelten Plans, auf den du so naiv hereingefallen bist. Er hat dich dazu gebracht, mit Hilfe des Salomonschildes die Traumpassage zu öffnen, da zu erwarten war, dass jemand die Verbindung zu dem Tor im Ministerium herstellt."

„Er wusste sehr wohl, dass du damit die Umwandlung zur Hexe einleitest und hoffte damit deine Neugier an den magischen Schätzen deiner Ahnen zu wecken. Ein für dich tödlicher Fehler, der aber dem dunklen Lord die Möglichkeit eröffnete noch weitere Macht zu bekommen", ergänzte das Porträt einer elegant aussehenden Hexe zu seiner Rechten, die Andrea nun vorwurfsvoll ansah.

Ein namenloses Grauen breitete sich plötzlich in  Andreas Innersten aus, als sie fühlte, wie ihre Welt in tausend Stück zersprang. Was immer sie sich auch erhofft hatte hier zu finden, dies war es sicher nicht und unvermittelt flammten nie gekannter Zorn und Schuldgefühle in ihr hoch.

„Andrea wollte nur Leben retten", versuchte Silver sie zu verteidigen, ohne auf Remus zu achten, der neben ihm scharf die Luft einsog und Andrea bestürzt ansah.

„Gibt es etwas was ich tun kann?", sagte Andrea mit heiserer Stimme und blickte verzweifelt von der geisterhaften Erscheinung ihres Vorfahren zu dem Porträt der Hexe.

„Es gibt nichts mehr zu tun, du hast deinen Tod besiegelt und Voldemort bracht nur auf deinen letzten Atemzug zu warten, bis dieses Haus für ihn zugängig wird", sagte die Hexe in dem Bilderrahmen mit gnadenloser Härte.

„Wobei einzuräumen wäre, dass Voldemort natürlich damit rechnet, dass du ihm das Salomonschild vorher bringst", seufzte Hussel.

„Das würde ich nie tun!", stieß Andrea aufgebracht hervor, doch der Geist zuckte nur mit einer gleichgültigen Bewegung die Schultern.

„Wir werden sehen", sagte er tonlos.

„Aber wenn all dies ein perfekt durchdachter Plan ist, warum hat er ihr dann das Salomonschild nicht genommen, als Andrea in seine Hände fiel?", brummte Moody und rieb sich nachdenklich über das Kinn.

„Dies hätte ihm weniger Nutzen gebracht, weil dann dieser Bereich des Hauses immer noch geschützt gewesen wäre. Nur ein Zauberer oder eine Hexe, die das Blut ihrer Ahnen in sich trägt konnte diesen Bann brechen und damit diese Räume erreichbar machen."

„Das heißt, unser Entkommen aus der Klosterruine war von Voldemort geplant?", stöhnte Andrea und vergrub das Gesicht in den Händen.

Remus schluckte schwer und wollte tröstend seinen Arm um Andreas zuckende Schultern legen, doch sie schüttelte unwillig den Kopf und kniff die Lippen fest zusammen, sodass sie nur noch als weißer Strich zu sehen waren.

„Schwer zu sagen, was wirklich geplant und was eine Kette von Zufällen ist", sagte nun eine niedergeschlagene, piepsige Stimme hinter ihnen und als sie sich umdrehten, sahen sie in das traurige Gesicht des Hauselfen, der mit hängenden Kopf und Schulter herangeschlichen kam.

„Du hast Recht, Caspar", nickte er Geist und plötzlich wurden seine Züge sanfter, als er mit einem gütigen, wenn auch traurigen Lächeln auf den Hauselfen hinab sah. „Alles wissen wir natürlich auch nicht. Es gibt viele Ungereimtheiten und wir können Einiges nur mutmaßen. Doch Andrea hat sich zu dieser Umwandlung entschlossen und so werden die Dinge ihren Gang gehen."

„Ich habe mich nicht dazu entschlossen!", protestierte Andrea aufgebracht. „Es war ein Versehen, ich hatte mich bewusst gegen diese Wandlung entschieden."

Hussel sah sie einen Moment lang abschätzend an, ehe er ungläubig den Kopf neigte und den Blick mit dem Ausdruck tiefer Trauer abwandte.

„Dennoch hast du es getan, obwohl du diesen Vorhang hättest rückgängig machen können. Auch du bist der reizvollen Versuchung erlegen, eine Hexe zu werden", sagte er matt und erhob sich schwerfällig.

„Wie hätte ich es stoppen können?", fragte sie entsetzt und war mit einem Satz auf den Beinen. „Was muss ich tun?"

„Es ist zu spät. Du trägst das Salomonschild bereits zu lange."

Der Geist machte eine wegwerfende Handbewegung und glitt langsam auf die gegenüberliegende Wand zu.

„Bitte hilf mir!", sagte Andrea kraftlos und sah der sich entfernenden Erscheinung nach.

Fortsetzung folgt…………

AN: Vielen Dank, meinen lieben treuen Reviewschreibern! Fühlt euch alle mal ganz fest geknuddelt!

Review-Antworten:

@ Moonlight 4: Vielen Dank! Fühl mich geschmeichelt! *g*

@ Herminchen999: Das neue Kapitel ist ohne die Runespoor, doch ich verspreche dir, sie bleibt weiter mit von der Partie.

Doch, doch, irgendwann gibt es auch Heilung für diese Sucht und wenn sie erst (was ich sehr hoffe) mit dem Ende der Story kommt!

@ Auxia: Meine liebe ungeduldige Leserin, ich freu mich über jedes deiner drängelnden Reviews *fg*

@ Eva Luna: Nun, Hoffnung gibt es doch immer, oder? *sfg*

@ Fluffy Bond: Zu der Frage, warum Andrea daran sterben wird – doch für ihre Ururgrossmutter und Urgroßmutter, die beide sich beide in eine Hexe wandeln ließen, hatte dies den Tod zur Folge (Kap.11) wird aber in den nächsten Kapiteln noch näher erklärt.

@ Liesel: Vielen Dank, freut mich, dass es dir gefällt.

@ Nebula-dancer: Ich fühle mich sehr geschmeichelt! *ggg* Und natürlich wird die Story fortgesetzt!

@ Thor: Tja mit den Wünschen ist das so eine Sache *ggg* ich werde es dir noch nicht verraten *ssffgg* (süchtiger Zwerg – hihihihihi, wie niedlich )

@ ShadeFleece: Danke für deine Review und die informative mail *ggg* Zum Thema zu langatmig – nun kann sein, dass es für den ein oder anderen so sein wird. Aber ich versuch mein Bestes, damit die Story trotz Erklärungen nicht zu langweilig wird,  doch ich habe nicht vor sie auf eine reine Actionstory zu beschränken. Da müssen meine armen Leser wohl durch.

@ mbi: Nun, das mit einem Hussel im 1.OG war schon ganz richtig *fg* Und zur Runespoor – sie ist weiblich und ich dachte an einen dreisilbigen Namen, für jeden der Köpfe einen, kommt aber erst im nächsten Kapitel.

@ maya: Kurzantwort – Danke! *fg*

@ Kaori: Nun manches ist eben nicht so wie es scheint! *g*

@ Sirius-lebt: Oh, ich lass mich gern drücken! Und zu deinem Wunsch – nun ja, damit bist du anscheinend nicht allein! *ggg*

@Beppo1: Schön, dass du mich glücklich machen möchtest. *ggggggggg*

@ Rapunzelou: Schön so aufmerksame Leser zu haben *ggg* und ja, ich lass mir da schon noch was einfallen! Aber mehr verrat ich jetzt erst mal nicht! *ggg*

@ Padfoot´s Mate: Hihihihihihihi – vielleicht hat mich der Imperius Fluch ja schon vorher getroffen und deshalb sitze ich nun Stunden um Stunden am PC und denk mir Geschichten aus. *grübel* wer war nur dieser Übeltäter? Aber ob dies ein Grund ist Sirius zurückzuholen? *ssffgg*

@ Miss Shirley-Blythe: Ja, habe schon gehört, dass gewisse Suchttendenzen zutage treten. Soll ich deshalb mir der Story aufhören??? *fg* Muss mal mein Gewissen befragen! *ggggggggggg*

@ Herminethebest: Danke schöööön! Im nächsten Kapitel ist die Runespoor auch wieder mit dabei.

@ Kirilein:     ~~~~~~~~~E  (soll die Runespoor für Kirilein sein!!!!!!!) als vorläufiges Weihnachtsgeschenk! *ggg*

Liebe Grüße bis zum nächsten Mal!

Euer Sternchen!