32. Namen

Für Remus zog sich das noch am gleichen Abend anberaumte Meeting endlos in die Länge. So sehr er sich auch um Aufmerksamkeit bemühte, seine Gedanken schweiften immer wieder zu Andrea ab. Sie hatte darauf bestanden allein in ihrem Haus zu bleiben und er konnte sich eines unguten Gefühls dabei nicht erwehren. Was auch immer diese Offenbarung in ihr ausgelöst hatte, sie wollte nicht darüber reden. Silver und er hatten versucht sie davon zu überzeugen, dass es ihr im Grimmauld Place besser gehen würde, als in diesem alten Haus, doch je mehr sie geredet hatten, umso verschlossener wurde Andrea, bis Silver letztendlich nachgab und sie allein ließ. „Allein mit einem altersschwachen Hauself und einem Geist, der ihr nur Vorwürfe macht", dachte er verdrossen. Sicher er konnte die Beweggründe des Geistes nachvollziehen, doch besonders hilfreich waren seine Anschuldigungen nicht. Sie hatten diesen versiegelten Bereich betreten um Antworten zu finden, doch plötzlich waren alle diesbezüglichen Fragen in den Hintergrund gedrängt worden. Sie wussten noch immer nichts über die Verbindung zwischen den beiden Toren.

„Ich verstehe nicht, warum sich dieser Hauself nicht eher gezeigt hat", sagte eben Kingsley kopfschüttelnd.

„Er hatte klare Anweisungen", seufzte Silver und massierte sich die Stirn. „Offensichtlich ging Anastasia Price davon aus, dass es genügen würde, ihre Nachkommen davon fern zu halten."

„Nun wir werden daran nichts mehr ändern können, doch bleibt es eine Tatsache, dass Andrea ein Sicherheitsrisiko für uns darstellt", meldete sich Severus Snape das erste Mal an diesen Abend zu Wort. „Ich habe bereits vor längerer Zeit meine Bedenken geäußert…"

„Nun mach mal einen Punkt, Severus", unterbrach Minerva McGonagall ihren Kollegen scharf. „Du tust ja gerade so, als hätte sie absichtlich Geheimnisse ausgeplaudert."

„Das habe ich nicht gesagt", entgegnet Snape gelassen. „Ich wollte nur anmerken, dass ihr, gewisse Risiken in der Zaubererwelt nicht vertraut sind. Jeder von uns ist sich bewusst, dass man nicht unbedacht drauflos plaudern kann…"

„Du kannst Andrea nicht dafür verantwortlich machen, dass Voldemort Informationen über die Gemälde erhielt, denn zu einem Gespräch gehören bekanntlich mindestens zwei Leute. Das heißt, selbst wenn Andrea nicht wusste, dass sie in Gegenwart von Gemälden vorsichtig sein musste, so sollte es doch zumindest ihr Gesprächspartner gewusst haben", fiel Remus ihm nun ins Wort und warf Snape eine ärgerlichen Blick zu.

„Da gebe ich Remus Recht", stimmte Silver zu und zog die Stirn in Falten. „Jeder Einzelne von uns war sich über diese Tatsache bewusst und ich kann mir nicht vorstellen, dass Andrea mit jemanden Anders darüber gesprochen hat."

„Dann frage ich mich wer so blöd war, neben einem fremden Gemälde von dem Salomonschild zu sprechen?", schnarrte Snape und verdrehte die Augen. „Vielleicht hättet ihr den Kindern nicht…"

„Diese Information erhielt Voldemort nicht von den Kindern", unterbrach ihn Silver scharf. „Der Geist sprach davon, dass Voldemort über die Bilder von Andreas Herkunft erfuhr und von den Geheimnissen, welche in diesem Haus verborgen sind und erst auf Grund dieser Information, hat er Andrea ausfindig gemacht und für seine Zwecke benutzt."

„Ich denke nicht, dass uns Schuldzuweisungen weiter bringen", seufzte Dumbledore und blickte nachdenklich in die Runde. „Die Frage, die wir hier zu klären haben ist, wie wir weiter verfahren wollen."

Die Diskussion begann sich von neuem im Kreis zu drehen, bis Dumbledore das Meeting ohne einen brauchbaren Entschluss beendete. Snape war der Erste, der sich verabschiedete und mit wehendem Umhang hinaus marschierte. Die Anderen folgten ihm etwas gemächlicher, als Remus sich an Silver wandte.

„Woher wusstest du, dass Andrea mit dem Hause Black verwandt ist?"

Tonks die eben nach Außen gehen wollte, blieb so abrupt stehen, dass Bill Weasley in sie hineinlief.

„Entschuldigung!", nuschelte sie, während sie sich nach den beiden Männern umsah.

„Ich kannte ihre Eltern aus dem ersten Krieg gegen Voldemort", sagte Silver zögernd und rieb sich über die Stirn. „Wobei kennen eigentlich zuviel gesagt ist, ich hab sie ein paar Mal getroffen. Als Andrea erzählte, dass man sie in die Muggelwelt brachte und ihr eine neue Identität gab, wusste ich plötzlich warum sie dem Hund den Namen Blacky gab, es war ihre Art mit dem umzugehen, was sie verloren hatte. Ich hab anschließend ein paar Nachforschungen angestellt und erfahren, dass Andreas Großvater ein entfernter Cousin von Sirius Vater war."

„Wusste sie davon?"

„Ich denke ja, denn in der Bibliothek hängt ein Porträt von ihrem Großvater und in der Eingangshalle ihres Hauses ebenfalls."

„Das ist mir nie aufgefallen", sagte Remus und atmete schwer ein.

„Das erklärt auch, warum so viele von Hussels Büchern in der Bibliothek stehen", mischte sich nun Tonks in das Gespräch ein. „Ich hab mich schon gewundert, denn seine Werke waren nie sehr populär."

„Ja, möglicherweise sind deshalb auch beide Häuser mit dem gleichen Schutzzauber belegt", nickte Silver.

„Aber warum hat Andrea das nie erwähnt?"

„Keine Ahnung, da musst du sie schon selbst fragen."

„Sofern sie dir Gelegenheit dazu bietet", knurrte Moody aus dem Hintergrund, der offensichtlich ihr Gespräch ebenfalls mitbekommen hatte.

„Sie wird damit klarkommen", sagte Silver fest und legte Remus die Hand auf die Schulter.

„Das hoffe ich auch", sagte er leise. „Es ist kein sehr angenehmes Gefühl benutzt zu werden."

Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum, wobei es den Anschein hatte, als hätte er es plötzlich sehr eilig. Tonks sah ihn stirnrunzelnd nach, ehe sie sich erneut an Silver wandte.

„Was ist los mit ihm?"

„Er macht sich nur Sorgen um Andrea."

„Ahh", grinste Tonks verhalten, doch Silver verdrehte nur die Augen, ohne auf dieses offensichtlichen Gedankengang einzugehen.

* * * *

Einige Tage später wurde Harry aus dem St. Mungo Hospital entlassen. Mit gemischten Gefühlen wartete er nun auf die Ankunft von Remus und Silver, die ihn in den Grimmauld Place zurückbringen sollten. Ron und Hermine hatten Harry von den neuesten Vorkommnissen erzählt und seitdem kreisten seine Gedanken unaufhörlich um Voldemort. Die Runespoor auf seinem Bett verfolgte jeder seiner Bewegungen, bis sie schließlich den Kopf hob.

„Der Mensch macht sich große Sorgen", sagte sie schlicht, schien ihn jedoch scharf zu beobachten.

Harry hatte gerade die letzten Bücher und Süßigkeiten in seine Tasche verstaut und stellte sie nun mit einem kläglichen Lächeln neben der Schlange ab.

„Nenn mich Harry!", sagte er und strich sanft über ihre kühle, glatte Haut. „Wenn du bei mir bleiben möchtest, sollten wir uns mit Namen ansprechen."

Die Runespoor zuckte einen Moment zurück und richtete sich ein Stück weiter auf, während ihre vier kohlschwarzen Augen Harry mit einem eigentümlichen Ausdruck musterten.

„Natürlich nur, wenn du es auch möchtest", setzte Harry rasch nach, als er ihr Zögern bemerkte.

„Sich mit Namen anzusprechen, heiß eine Verbindung einzugehen", antwortete sie langsam und hob ihre Köpfe noch etwas höher, so dass sie nun mit Harry auf gleicher Augenhöhe waren. „Es bedeutet sich dem Anderen zu verpflichten, sich um ihn zu kümmern und für ihn zu sorgen."

Für einen kurzen Augenblick war sich Harry nicht sicher, was die Runespoor damit meinte, doch noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, strich ihre Schwanzspitze sacht über seinen Arm und sie sprach weiter.

„Ich werde mich sehr gern um dich kümmern, Harry!"

Ein warmes Glücksgefühl breitete sich plötzlich in seinem Inneren aus, das ihm schon fast irrational erschien, gleichzeitig jedoch auch etwas Wohltuendes und Vertrautes hatte.

„Ich werde mich auch gern um dich kümmern… wie heißt du eigentlich?"

„Niemand hat mir bisher einen Namen gegeben", sagte die Runespoor und Harry glaubte so etwas wie Verlegenheit in ihrer Stimme zu erkennen.

„Nun, dann werden wir uns einen überlegen müssen", lächelte er und strich nachdenklich über die geschmeidige Haut.

„Darf ich einen Wunsch äußern?", fragte die Runespoor nach einer kurzen Pause.

„Natürlich."

„Dann hätte ich gern einen dreiteiligen Namen, für jeden Kopf ein Namenstück."

„Aber du hast doch nur zwei Köpfe?"

„Ja, doch wir möchten den Teil von uns, den wir einst verloren haben, nicht vergessen", antwortete sie verlegen.

„Gut", nickte Harry von dieser Treue gerührt, während seine Gedanken automatisch zu den Menschen gingen, die er verloren hatte.

„Dann werde ich dich Sölämen nennen."

„Sölämen? Ein seltsamer Name, doch wenn er dir gefällt, bin ich damit einverstanden."

„Das bedeutet Trost", sagte Harry mit einem unsicheren Lächeln. „und das bist du mir, seit wir uns getroffen haben."

„Sö-lä-men!", wiederholte die Schlange ihren Namen und plötzlich blitzte etwas wie Stolz in ihren Augen auf. „Sö-lä-men, Sö-lä-men, Sö-lä-men!"

Die beiden Schlangenköpfe schwangen aufgeregt hin und her, während Harry unter seine Bett nach den Schuhen angelte. Er hatte sie gerade an den Füßen, als er die Schritte von Remus und Silver im Korridor hörte, doch noch ehe sie seine Tür erreichten, wurden die beiden Männer von einem der Heiler aufgehalten. Harry hörte wie sie miteinander sprachen, doch erst als Andreas Namen fiel, erweckte es seine Aufmerksamkeit.

„Es tut mir leid, doch wir können sie nicht zwingen", hörte er Silvers Stimme.

Der Heiler murmelte etwas für Harry Unverständliches und damit war das Gespräch auch schon wieder beendet. Es klopfte an der Tür und eine Minute später erschien Silvers lächelndes Gesicht.

„Hallo Harry! Bist du fertig?"

Harry nickte zögernd und sah zu Remus auf, der hinter Silver eingetreten war und einen ausgesprochen besorgten Eindruck machte.

„Was ist mit Andrea?"

Remus und Silver wechselten einen flüchtigen Blick, ehe Remus tief einatmete, Harrys Tasche vom Bett nahm und leise seufzte:

„Lass uns darüber im Grimmauld Place reden."

Den aufsteigenden Widerspruch niederkämpfend, nickte Harry und folgte den beiden Zauberern. Schweigend gingen sie die langen Korridore entlang bis sie nach einigen Minuten vor einer Tür stehen blieben. Noch ehe Harry das Türschild lesen konnte öffnete Rufus Neill und ließ sie in den Raum eintreten.

„Wir werden den Kamin benutzen", erklärte Remus, als Neill ihnen bereits eine Dose mit Flohpulver entgegenhielt.

Silver warf eine Prise in das Kaminfeuer und kurz darauf war er in den smaragdgrünen Flammen verschwunden. Harry folgte ihm und wenige Augenblicke später burzelte er aus dem Küchenkamin im Grimmauld Place.

„Oh, Harry mein Lieber, wie geht es dir?", begrüßte ihn Mrs. Weasley, noch ehe er Gelegenheit hatte sich den Ruß von der Kleidung zu klopfen und zog ihn in eine stürmische Umarmung, als hätte sie ihn Wochen nicht mehr gesehen.

„Nun lass doch den armen Jungen erst mal Luft holen", lachte Mr. Weasley und streckte Harry ebenfalls die Hand entgegen.

Ron und Hermine begrüßten ihn ebenso und Harry war ihnen zutiefst dankbar, dass sie dies etwas weniger überschwänglich taten als Mrs. Weasley.

„Wo bleibt Remus?", sagte plötzlich Molly Weasley besorgt und sah Silver fragend an.

„Er wird sicher auch gleich hier sein", antwortete er zögernd, zog jedoch die Stirn kraus. „Vielleicht spricht er noch mit Neill."

„Natürlich", nickte sie und schien mit dieser Antwort zufrieden zu sein, denn als sie sich zu Harry umdrehte lächelte sie erneut. „Und wie sieht es aus, hast du Hunger?"

„Nein danke, ich würde lieber nach oben gehen."

Silver nickte und reichte ihm den Korb mit der Runespoor, doch statt sie mit dem Korb nach oben zu tragen, öffnete Harry den Deckel und ließ die zweiköpfige Runespoor heraus. Elegant schlängelte sie sich aus dem engen Korb und sah sich neugierig um. Ron grinste breit, als er die Augenbrauen seiner Mutter bedenklich nach oben wandern sah, doch anscheinend hielt Mrs. Weasley es für besser, nichts zu Harrys neuem Haustier zu sagen.

Einen Augenblick später trat Remus Lupin aus den Flammen und reichte Harry mit einem matten Lächeln seine Tasche, ehe er sich umständlich den Schmutz von der Robe klopfte. Harry überlegte einen kurzen Augenblick, ob er ihn sofort nach Andrea fragen sollte, doch es war offensichtlich, dass Remus für den Moment kein großes Interesse an dem versprochenen Gespräch hatte. Harry seufzte innerlich, beschloss jedoch, sich erst mal zu gedulden und ging, gefolgt von Ron und Hermine, nach oben.

„Wisst ihr, was mit Andrea ist?", schoss es aus Harry heraus, kaum dass sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.

„Nichts Konkretes", sagte Hermine und biss sich auf die Lippe, als sie jedoch den Anflug von Ungeduld in Harrys Augen sah, fügte sie seufzend hinzu: „Nur eine Vermutung."

„Und was genau vermutet ihr?"

„Nun ja, soweit wir das mitbekommen haben, hat sie seit ein paar Tagen niemand mehr gesehen oder gesprochen. Genauer gesagt, seit dem Tag an dem dieser Geist ihr erklärt hat, dass Voldemort sie benutzte."

„Ist anzunehmen, dass es ihr ziemlich bescheiden geht", stöhnte Ron und fuhr sich durch die Haare, dass sie in allen Richtungen abstanden. „Was ich ihr gut nachfühlen kann."

Harry nickte stumm und setzte sich auf sein Bett, als die Runespoor auf ihn zukam und sich eng an sein Bein schmiegte. Einige Minuten schwiegen sie, bis Harry den Umschlag auf seinem Nachttisch liegen sah.

„Dein Hogwartsbrief mit den Prüfungsergebnissen", nickte Hermine, die seinem Blick gefolgt war.

Harry nahm ihn lustlos zur Hand und öffnete ihn. Es war der übliche Brief, der ihm bekannt gab, dass das neue Schuljahr am 1. September beginnen würde und welche Bücher sie für das 6. Schuljahr benötigten. Auf einem separaten Pergament wurden ihm die Ergebnisse seiner ZAG`S mitgeteilt. Harry überfolg sie stumm, faltete das Papier zusammen und wollte es kommentarlos auf den Nachttisch zurücklegen, als er die erwartungsvollen Gesichter seiner Freunde sah.

„Ist ganz ok", sagte er und als Hermine die Hand ausstreckte, reichte er ihr das zusammengefaltete Pergament.

„Super!", sagte Hermine und lächelte erleichtert, während Ron ihr über die Schulter sah und einen anerkennenden Pfiff ausstieß. „Du hast in Zauberkunst, Verwandlung und Kräuterkunde jeweils ein Erwartungen übertroffen Astronomie und Zaubereigeschichte annehmbar und ein Ohnegleichen in Verteidigung gegen die dunklen Künste, Pflege magischer Geschöpfe und ich fass es nicht, sogar in Zaubertränke. Wie hast du das gemacht, Harry?"

„Scheine einen guten Tag gehabt zu haben", antwortete er mit einem Schulterzucken, fügte jedoch als er Hermines ungläubigen Blick sah, grinsend hinzu: „Außerdem war Snape nicht dabei."

„Demnach hast du es geschafft und du kannst dich auf zwei weitere Jahren mit Snape freuen", sagte Ron mit einem breiten Grinsen.

„Ich könnte mir wirklich nichts Schöneres vorstellen", knurrte Harry bei dem Gedanken an den Zaubertrankunterricht der letzten fünf Jahre.

„Mensch, jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht, damit steht deiner Ausbildung als Auror vorläufig nichts mehr im Wege", ereiferte sich Hermine mit geröteten Wangen, als ginge damit einer ihrer sehnlichsten Wünsch in Erfüllung.

Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie und Remus Lupin kam mit einem freundlichen Lächeln herein.

„Ich soll euch ausrichten, dass es unten Essen gibt", sagte er beiläufig und setzte sich neben Harry aufs Bett.

„Komm gehen wir, Ron", sagte Hermine, die offensichtlich verstanden hatte, dass Remus mit Harry allein sprechen wollte.

„Aber…", setzte Ron an, doch Hermine packte ihn energisch am Ärmel.

„Nun mach schon, deine Mutter will bestimmt nicht auf uns warten."

„Ähm? Ja!", sagte Ron, wenn gleich sein Gesicht noch immer etwas ratlos wirkte und ließ sich von ihr nach Außen ziehen.

„Zufrieden?", fragte Remus mit einer leichten Kopfbewegung zu den Prüfungsergebnissen, als sich die Tür hinter Ron und Hermine geschlossen hatte.

„Ja schon", nickte Harry und versuchte sich ein Lächeln abzuringen, das aber offensichtlich nicht sehr überzeugend rüberkam, den Remus legte den Kopf schief und sah ihn prüfend an.

„Sirius wäre sicher sehr stolz auf dich gewesen."

„Möglich", seufzte Harry.

Remus neben ihn schluckte schwer und als Harry in sein Gesicht sah, wusste er, dass diesem die Bemerkung über Sirius nur so raus gerutscht war. Ein Schatten aus Schmerz und Resignation hatte sich über seine Augen gelegt, während er die Lippen zu einem dünnen Strich zusammenpresste, als wollte er ein weiteres unbedachtes Wort verhindern. Doch plötzlich drängte etwas in Harry danach zu reden, das auszusprechen, was ihm so sehr auf der Seele brannte. Sirius war nicht nur für ihn wichtig gewesen, auch Remus hatte einen guten Freund verloren.

„Ich vermisse ihn noch immer, Remus", sagte Harry und plötzlich klang seine eigene Stimme rau und heiser. „Ich dachte, wenn einige Zeit vergangen ist, könnte ich mich an den Gedanken gewöhnen, dass er nicht mehr hier ist, doch ich tue es nicht. Es macht nicht mal einen Unterschied, ob ich hier in diesem Haus bin oder in einem öden Krankenhauszimmer, alles erinnert mich an ihn."

„Ich weiß was du meinst, Harry", sagte Remus mit belegter Stimme und als Harry zu ihm aufsah, erkannte er Tränen, die sich in den dunkel umschatteten Augen bildeten. „Mir geht es nicht anders."

Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und plötzlich bemerkte Harry, wie alt Remus inzwischen aussah. Die grauen Strähnen in seinen Haaren schienen sich in den letzten Tagen vermehrt zu haben und die kleinen Falten wurden tiefer, während die Farbe seines schon immer blassen Gesichts noch kränklicher wirkte. Trauer und Leid spiegelt sich in seinen Augen und ließen sie seltsam glanzlos erscheinen.

„Wann hört es auf weh zu tun? Wann verschwindet dieser Schmerz?"

Harry wusste, dass diese Frage naiv und kindisch klang, doch es war ihm egal. Remus würde nicht über ihn lachen, er würde ihn verstehen.

"Ich müsste dich anlügen, wollte ich behaupten, dass dieser Schmerz irgendwann verschwindet", seufzte Remus leise. „Mit der Zeit wirst du den Tod akzeptieren und damit beginnt sich diese Wunde auf deiner Seele langsam zu schließen, der Schmerz wird dumpfer, aber ganz verschwinden wird er niemals. Man kann lernen damit zu leben, doch er wird fortan immer ein Teil von dir sein, der dich an die Erfahrung von Verlust und Unwiederbringlichkeit erinnert."

„Klingt nicht sehr aufbauend", sagte Harry und einen Moment später tat ihm der zynische Unterton in seiner Stimme leid.

„Du bist zu alt, Harry, als dass ich dir erzählen könnte, dass Sirius dort oben auf einer Wolke sitzt und über uns wacht", seufzte Remus mit einem traurigen Lächeln und legte sanft die Hand auf Harrys Schulter. „Auch wenn dies eine sehr schöne Vorstellung wäre."

Unwillkürlich wandte Harry den Blick zum Fenster, an dem gerade dicke weiße Wolken vorbeizogen und ohne sich dessen bewusst zu sein, begann er plötzlich zu lächeln. Vor seinen inneren Augen tauchte plötzlich das Bild von Sirius auf, wie er lässig auf einer dicken, weichen Wolke saß, die Beine über den Rand baumeln ließ und ihn verschmitzt angrinste. So irreal diese Vorstellung auch war, sie hatte etwas Beruhigenden und Tröstliches an sich.

„Du weißt, wenn er dort oben sitzen würde, dass Snape hier unten ganz sicher nichts mehr zu lachen hätte."

„Sicher nicht", grinste Remus und plötzlich trat ein verträumter, wenn auch wehmütiger Ausdruck in seine Augen. „Nicht auszumalen, was er alles anstellen würde, wenn ihm dort oben langweilig würde. Sirius konnte bei so etwas sehr kreativ sein."

Neue Wolken zogen langsam den Horizont entlang und Beide schwiegen, während sie ihren eigenen Gedanken nachhingen. Die Runespoor glitt auf Harrys Schoß und rollte sich dort ein. Irgendwo im Haus ging eine Tür und Schritten eilten den Korridor entlang, die ihnen sagten, dass das Mittagessen inzwischen beendet war. Für einige Minuten genoss Harry dieses Schweigen, bis seine Gedanken erneut zu Andrea zurückkehrten.

„Was ist nun mit Andrea?"

„Sie sitzt in ihrem Haus und grübelt vermutlich vor sich hin", seufzte Remus und erneut huschte ein wehmütiger Ausdruck über sein Gesicht.

„Ron und Hermine haben mir erzählt, dass sie seit ein paar Tagen mit niemanden gesprochen hat."

„Nun das ist nicht ganz richtig, wir haben sehr wohl miteinander geredet, doch…"

Remus brach ab und fuhr sich müde mit den Händen über die Augen, ehe er vor sich ins Leere starrte.

„Du machst dir Sorgen um sie", nickte Harry.

„Ja. Sie redet und sagt doch nichts. Im Grunde kann ich nur vermuten was in ihr vorgeht. Ist alles ein bisschen viel für sie."

„Gibt es eine Möglichkeit diese magische Vergiftung zu heilen?"

„Das weiß im Moment keiner so genau. Andrea weigert sich zu Neill zu gehen oder auch nur darüber zu reden."

Für einige Minuten schwiegen sie wieder, bis in Harrys Kopf plötzlich ein Gedanke aufflammte und er tastete unwillkürlich nach dem Herzstück, das er noch immer unter seinem T-Shirt trug.

„In drei Tagen beginnt die Schule wieder, glaubst du, ich könnte sie vorher noch mal besuchen?", sagte Harry zögernd.

Für einen kurzen Augenblick sah Remus ihn überrascht an, ehe er langsam nickte.

„Ich werde sehen was ich machen kann", versprach er. „Dumbledore wird vermutlich von dieser Idee nicht sehr angetan sein, doch… wir werden sehen."

Plötzlich ging ein Lächeln über sein Gesicht und er stand entschlossen auf.

„Vielleicht ist diese Idee gar nicht so dumm", sagte er mit einem leichten Glitzern in den Augen und einen Moment später stürmte er aus Harrys Zimmer.

Fortsetzung folgt…..

AN: So meine Lieben….ein neues Kapitel ist vollbracht und langsam nähern wir uns dem Ende….doch bevor es soweit ist, möchte ich mich an dieser Stelle nochmals für die vielen lieben Reviews bedanken! Ihr seid einfach toll! (und schafft es immer wieder mich verlegen zu machen) grrrrr *schon wieder rotwerd*

Nun aber zu eueren Fragen:

@ Padfoot`s Mate: Hab mal gelesen, dass man um gute Geschichten zu schreiben ein ruchloser Mörder sein muss – nun ja und ich versuche halt mein Bestes. Das heißt… tja was heißt das nun…. Lass dich einfach überraschen. Denke ich werde diese Story zu Weihnachten (spätestens Silvester) beenden und dann darfst du entscheiden, ob du mich lieben oder hassen möchtest. Vorher verrate ich nix, (nicht ob Sirius zurückkommt, oder ob Andrea stirbt) *ssffgg* da helfen keine Flüche (trag permanent das Salomonschild um den Hals), keine Drohungen (gehör zur mutigen Sorte), höchstens ein paar liebe Reviews!

Zur zweiten Review: Harrys Runespoor hat nur noch zwei Köpfe der recht (giftige) fehlt! Werde deinem Schützling doch nicht mehr als nötig in Gefahr bringen *verlegenhüstel* WAS bitte ist Single Malt? *dummguck*

@ Sirius-lebt: Schön, dass ich dir deinen Tag verschönern konnte *ggg* Und ja, ich weiß was dir noch zu deinem Glück fehlt *gggggggggggggg* Ohh und vielen Dank fürs wiederholte Drücken! *sternchen drückt mal fest zurück*

@ Herminchen999: Oh HILFE! WAS HAB ICH GETAN? *verzweifelt bin* [Ich freu mich schon aufs nächste...und ich wollt dir nur sagen, du hast Kirilein eine dreiköpfige Roony geschenkt *lach*, kannst du Kiri etwa nicht leiden :-)) *spaß mach*
Gut, dann bekomm ich diese ~F,da fehlt der böse rechte Kopf wenigstens ,ich borg sie Harry auch so lange weiter. *grins* :-)(Review vom 11.12)]

Natürlich kann ich Kirilein leiden! Oh, oh, nun hoffe ich mal, dass unserer liebes Kirilein Schlangenexperte ist! *seufz*

@ Kirilein: Ist es nicht Aufgabe von Fanfic-Schreiberlingen neue Welten zu öffnen? *fg*

noch mal @ Kirilein: Tschuldigung, Kirilein! *schnief* (siehe Kommentar von Herminchen) Wollte dir ganz bestimmt nix Böses! KIRILEIN, geht es dir noch gut? *Kiri ganz fest drück*

@ Eva Luna: Ich versuche mein Bestes, um euch noch ein paar kleinere oder vielleicht auch größere Überraschungen zu bescheren!

@ Beppo1: Dein Wunsch sein mir selbstverständlich Befehl! *gggggggg*

@ Kaori: Ja, ja, sitz doch schon wieder dran und schreib. *fg*

@ Maya: Schön, wenn man euch immer wieder überraschen kann.

@ weiter_so….:P Freu mich sehr über dieses Kompliment! *verlegenbin*

@ Frodo: Danke, danke! *rotwerd* Was soll ich dazu sagen?

@ raven217: Danke für das Lob *noch mehr rot werd* hab mich sehr über deine Review gefreut!

@ Fluffy Bond: Die Antwort auf deine Fragen kommt im nächsten Kapitel, möchte noch nicht zuviel vorweg nehmen. Noch ein bisschen Geduld, ja? *liebguck*

@ isato: Danke für dieses Lob! Tja was die Gestaltungsmöglichkeiten angeht; hab ganz eindeutig zu viele Ideen, die sich nicht mehr alle in dieser Story unterbringen lassen, da ich vor habe sie zum Jahresende hin abzuschließen. (Denke, eine Story mit 60 oder 70 Kapiteln macht wenig Sinn.) Kann dir aber soviel schon mal verraten, dass ich vor habe eine Fortsetzungsgeschichte zu schreiben.

@ Pirat: Schön, dass sie dir gefällt! Und nein, Sirius war nicht der letzte Black *ggg* wenngleich auch Andrea nur sehr entfernt mit ihm verwandt ist.

@ Sweetiii: Zum Thema Snape – nun wie ich isato schon geschrieben habe, plane ich eine Fortsetzungsgeschichte und da wird es dann auch mehr um Snape gehen. Diese Story wird voraussichtlich mit dem Schulbeginn enden. Vielen Dank auch für deine Namensvorschläge – sind notiert und werden vielleicht noch Verwendung finden. Für die Schlage, hab ich, wie du sicher gelesen hast, inzwischen einen Namen.

Die Flüsse heißen… Pishon, Gihon, Prath und Hiddekel. (Sind nicht von mir erfunden)

@ Minni: Doch ich versteh schon, was du damit meinst *gggggggg* und ich fass es auch als Kompliment auf! Vielen Dank! Zum Thema Fähigkeiten – denke mir, dass Harry mit zunehmendem Alter lernen wird seine besonderen Fähigkeiten zu schätzen und auch einzusetzen.

@ Stoned: Danke für den Hinweis! Weiß nicht ob du inzwischen schon bei Kap. 32 angelangt bist? Muss zugeben, dass ich das am Anfang nicht wusste *schäm* und erst durch meine neue Betaleserin darauf aufmerksam gemacht wurde. Die ersten Kapitel werden aber noch nachbearbeitet.

@ Thor: Vielen Dank, mein süchtiger Zwerg! *ggggggg* Wünsch dir auch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!