AN: So meine Lieben, es hat doch noch geklappt und hier ist mein versprochenes (extralanges) Weihnachtskapitel für euch……… eigentlich müsste hier jetzt eine große, rote Schleife rum….hm, ging leider nicht….ach, stellt euch die Schleife einfach vor…. *fg*

36. Herzenswünsche

Als Tonks am nächsten Morgen die Küche betrat, hatte Silver bereits Kaffee und Tee gekocht.

„Morgen, Clark", gähnte sie verschlafen und ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen, während Silver auch schon einen Kaffeepott hochhielt.

„Kaffee?"

„Hm", nickte sie und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Wer ist sonst schon wach?"

„Du bist die Erste, die ich heute Morgen zu Gesicht bekomme", sagte er und reichte ihr schmunzelnd den Kaffee.

Tonks lehnte sich entspannt zurück und schlürfte genüsslich das heiße Getränk, während Silver fröhlich summend Eier in die Pfanne schlug. Die Morgensonne wärmte ihr angenehm den Rücken und es dauerte nicht lange, da hatten sich ihre Sinne geklärt und sie erinnerte sich wieder an das Gespräch des Vorabends.

„Hat Remus dir gestern noch erzählt, weshalb Andrea so aufgeregt nach oben gestürmt ist?"

„Nein, ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen", sagte er zögernd und stellte die Pfanne mit den Eiern auf den Tisch.

„Scheint ja mächtig spät geworden zu sein, bis unser Remus ins Bett kam", schmunzelte sie und häufte sich Eier auf den Teller.

„Kann sein", sagte er ausweichend, doch als Tonks ihn fragend ansah, fügte er mit einem ergebenen Seufzen hinzu. „Remus Bett war heute Morgen noch unberührt. Sieht so aus, als ob du mit deiner Vermutung doch Recht hattest."

„Sag ich doch! Aber du wolltest es mir ja nicht glauben", grinste sie zufrieden. „Zwischen den Beiden ist mehr, als sie zugeben wollen."

„Ich denke, das geht uns nichts an", entgegnete er mit einer Miene, die deutlich machte, dass dieses Thema für ihn tabu war.

„Nun tu nicht so, als ob es dich nicht interessieren würde", schnaubte Tonks und verdrehte die Augen.

Doch ehe Tonks eine weitere Bemerkung machen konnte, hörten sie Schritte in der Eingangshalle und kurz darauf kamen Andrea, Ron und Hermine in die Küche.

„Was ist mit Harry", fragte Tonks nach einiger Zeit, als Ron bereits den dritten Toast verputzt hatte und von Harry noch immer nichts zu sehen war.

„Müsste auch gleich kommen, füttert nur noch die Runespoor", sagte Ron mit vollen Backen und verzog mit einem gequälten Lächeln das Gesicht, „Gibt tote Mäuse zum Frühstück."

„Hm lecker", lachte Silver, während er seinen Toast mit Schinken belegte.

„Na solange er sie nicht hier am Frühstückstisch füttert, hab ich nichts dagegen", grinste Andrea, Tonks ließ ein würgendes Geräusch vernehmen und Hermine kicherte leise in sich hinein.

„Dann ist er sicher auch gleich da", nickte Silver und stellte einen zusätzlichen Teller für Harry auf den Tisch.

* * * *

Doch da sollte er sich täuschen. Harry hatte gerade sein Zimmer verlassen, als er die lachenden Stimmen aus der Küche hörte und plötzlich war sein Hunger verflogen. Die Vorstellung mit den Anderen in der Küche zu sitzen, schnürte ihm die Kehle zu und er blieb abrupt stehen.

Durch die großen, breiten Fenster strahlte die Sonne in die Eingangshalle und zog Harrys Blick automatisch nach Außen. Jetzt bei Tageslicht bemerkte Harry erst, wie weitläufig der Garten um Andreas Haus wirklich war. Durch die klaren Scheiben sah er einen Apfelbaum vor dem Fenster, dessen pralle Früchte verlockend glänzten. Aus der Ferne hörte er das leise Gezwitscher von Vögeln, das ihm in diesem Moment viel einladender erschien, als die Stimmen, die aus der Küche zu ihm drangen.

„Was meinst du Sölämen, gehen wir erst mal vor die Tür", fragte er leise und hoffte, dass ihn noch niemand aus der Küche bemerkt hatte.

„Wenn du dies möchtest", zischte es ebenso leise zurück, als hätte sie seine Gedanken erraten.

Die Haustüre knarrte ein bisschen, dennoch gelang es ihnen unbemerkt in den Garten zu kommen. Harry atmete erleichtert auf und beschloss den Kiesweg, der von der Eingangstüre wegführte, zu meiden und ging stattdessen durch das hohe, noch taunasse Gras. Hier schien seit Ewigkeiten kein Mensch mehr Hand angelegt zu haben und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, wirkte dieser verwilderte Garten einladend. Im Gegensatz zu dem sorgsam kultivierten Rasen der Dursleys, blühten hier die Blumen wild durcheinander, Bäume und Sträucher trugen Früchte und selbst die Rosenhecke war ein Meer aus dunkelroten Blüten. „Und das alles ohne menschliches Zutun", grübelte Harry, pflückte sich einen Apfel vom Baum und durchquerte in Gedanken versunken den Garten, bis er sich schließlich nach einigen Minuten auf eine verwitterte, aber in der Sonne stehende Bank setzte. Sölämen räkelte sich auf dem aufgewärmten Boden, ehe sie sich einrollte. Nur das sanfte Zucken ihrer Schwanzspitze verriet, dass sie nicht schlief.

„Hier sieht alles so friedlich aus", seufzte Harry, während er sich entspannt zurücklehnte, den Apfel aß und seinen Blick über das Grundstück wandern ließ. Dieses wild wuchernde Chaos hatte etwas Beruhigendes, hier hatte seit langer Zeit niemand mehr in den natürlichen Verlauf des Wachsens eingegriffen. Selbst das alte, früher einmal weiße Herrenhaus, fügte sich harmonisch in dieses Bild ein. Aus der Regenrinne wucherte Gras und der wilde Wein schmiegte sich sanft die Hauswand entlang, als wollte er das Gebäude in eine wärmende Decke hüllen.

„Harry", riss Sölämen ihn aus seinem Grübeln. „Warum meidest du deine menschlichen Freunde?"

„Ich meide sie doch gar nicht", verteidigte er sich kraftlos.

„Nein?"

„Macht es auf dich den Eindruck?"

Die Runespoor antwortete nicht sofort darauf. Ihre beiden Köpfe hoben sich ein Stück und sahen ihn nachdenklich an, ehe sie bedächtig nickten.

„Es ist ein bisschen kompliziert", seufzte Harry und sah unwillkürlich zum Haus hinüber, aus dem gerade Hermines Lachen klang.

„Hast du dich über deine Freunde geärgert?"

„Nein, sie können nichts dafür. Es ist nur….schwierig….ihre Erwartungen zu erfüllen. Ich kann nicht lachen und so tun, als würde mir das alles nichts ausmachen. Genauso wenig wie ich mich hinstellen und Sirius Tod diskutieren kann."

„Dann solltest du sie wirklich meiden. Sie sind keine ehrlichen Freunde wenn sie dies von dir erwarten. Freunde sorgen und kümmern sich, ihnen kann man vertrauen…"

„Sie sind ehrliche Freunde und die Besten, die ich je hatte", verteidigte Harry sie ungewohnt heftig, ehe er kraftlos den Kopf senkte und leiser fortfuhr, „ich bin es, der ein miserabler Freund ist. Sie wollen mir nur helfen und ich stoße sie immer wieder vor den Kopf. Nicht sie sind es, die von mir erwarten, dass ich lache und so tu als wenn nichts gewesen wäre, sondern ich verlange das von mir. Es wäre so viel einfacher wenn ich es könnte."

„Menschen sind seltsame Geschöpfe! Warum wäre es einfacher zu lügen? Man muss sich Geschichten ausdenken, muss überlegen was man sagt, muss sich verstecken; meiner Ansicht nach ist das viel anstrengender, als ihnen zu zeigen, was du wirklich denkst."

Harry schwieg und plötzlich war es wieder da, dieses lästige Brennen in seinen Augen. Die Schwanzspitze der Runespoor zuckte leicht, ehe sie sich mit einer anmutigen Bewegung um seine Beine schmiegte und beide Köpfe auf seinen Oberschenkel legte. Es dauerte nicht lange, bis Harry jegliches Zeitgefühl verloren hatte. Erst als er Schritte auf dem Kiesweg hörte und aufsah, bemerkte er, dass die Sonne ein beträchtliches Stück höher am Horizont stand. Hermine kam langsam, aber zielsicher auf ihn zu und setzte sich auf die Bank neben ihm. In der Hand hielt sie ein, in Servietten eingewickeltes, Sandwich und reichte es wortlos hinüber. „Typisch Hermine", dachte er und unwillkürlich formte sich ein Lächeln um seine Lippen. Plötzlich erinnerte er sich wieder an das Trimagische Turnier; auch da hatte sie ihm Brote gebracht, als er der Aufmerksamkeit seiner Mitschüler entgehen wollte.

„Danke", sagte er heiser.

Hermine nickte stumm, während sie ihn einen kurzen Moment forschend beobachtete. Als er jedoch in das Sandwich biss, nickte sie erneut, doch diesmal mit einem zufriedenen Lächeln. Während Harry sein Frühstück verspeiste, beobachtete er sie heimlich von der Seite. Hermine hatte den Blick geradeaus, auf die wildwachsenden Blumen gerichtet und schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein. Im Grunde hatte er erwartet, dass sie sofort auf ihn einreden oder ihn zumindest mit großen, sorgenvollen Augen ansehen würde, doch sie tat nichts von alledem.

„Es geht mir nicht gut", sagte Harry leise, ohne sich selbst erklären zu können, wo diese Worte so plötzlich herkamen.

Hermine sah nicht auf und sagte auch nichts, nur ihre Hand, die bisher locker auf ihrem Schoss gelegen hatte, umschloss nun vorsichtig seine Finger. Eine stumme Geste, die ihm erneut das Wasser in die Augen trieb, dennoch zog er seine Hand nicht zurück, sondern zwang sich zum weiterreden.

„Ich weiß, dass Sirius tot ist und ich seinen Tod akzeptieren muss, doch als gestern Abend….dieses Sterbedatum fehlte……..". Harry schluckte schwer und als er weiter sprach zitterte seine Stimme. „Es ist idiotisch, aber plötzlich wünschte ich mir so sehr, dass er doch zurückkommen könnte…. „

Hermines Antwort waren stumme Tränen, die lautlos ihre Wangen hinunter liefen, während sich der Griff um seine Hand verstärkte.

„Ich wünschte so sehr, dass ich meinen Fehler rückgängig und seinen Tod ungeschehen machen könnte", fuhr er zögernd fort, während sein Blick den Lauf von Hermines Tränen folgte, die sich nun an ihrem Kinn sammelten. Er wusste selbst nicht was ihn dazu trieb, doch plötzlich hob er seine freie Hand und wischte sanft die Tränen fort, als könnte er mit ihnen auch all den Scherz vertreiben, der sich in ihrem Gesicht widerspiegelte.

Überrascht von dieser unerwarteten Geste, schluchzte sie plötzlich auf und fiel ihm um den Hals. „Es tut mir so leid, Harry. Eine tolle Freundin bin ich, statt dir zu helfen, heule ich dir nun was vor."

Hermine wollte sich wegdrehen, doch Harry hielt sie fest und zog sie näher an sich heran.

„Bitte Hermine, geh nicht", flüsterte er leise und in diesem Moment war es ihm auch egal, dass es wie kindliches Flehen klang. An seiner Schulter spürte er Hermines Nicken, während sie ihn fester drückte. Nun doch verwirrt von dieser ungewohnten Nähe räusperte er sich und plötzlich war es ihm peinlich und verwirrend zugleich, von ihr so umarmt zu werden.

„Ich wollte dich noch etwas fragen", sagte Harry nach einiger Zeit und schob Hermine sacht ein Stück von sich, so dass er ihr ins Gesicht sehen konnte.

Einen Augenblick lang wusste Harry nicht, was er wirklich fragen oder sagen wollte. Ja, er wollte reden, musste endlich reden, doch plötzlich schien es ihm das schwierigste auf der Welt zu sein, eine einfache Frage zu bilden. An Hermines Augen, die ihn unverwandt ansahen, schimmerten noch immer Tränen, dennoch lächelte sie ihm aufmunternd zu.

„Es geht um das, was ihr mir im Krankenhaus erzählt habt", begann er, wahllos eine der Fragen aufzugreifen, die ihm seit einiger Zeit beschäftigten. „Du sagtest, dass es hier einen alten Hausgeist gibt, der Andrea vorwarf, Voldemort hätte sie benutzt und manipuliert."

Hermine nickte schwach, während sie sich gleichzeitig an Harrys gleichgültiges Verhalten im St. Mungos erinnerte. Silver hatte ihr und Ron berichtet, was in Andreas Haus vorgefallen war, doch als sie es vor ein paar Tagen Harry erzählen wollten, hörte er nur mit einem gelangweilten Schulterzucken zu und schien kein Interesse an diesem Thema zu haben; umso mehr überraschte sie jetzt seine Frage.

„Heißt dass, er ist in ihren Geist eingedrungen und hat sie dadurch manipuliert? Was steckt da wirklich dahinter?"

„Lass uns ein Stück gehen", sagte Hermine mit einem leisen Seufzen, ohne direkt auf seine Frage einzugehen und stand auf.

„In Ordnung", sagte Harry und folgte ihr widerstrebend die blühende Hecke entlang, bis Hermine nach einigen Metern stehen blieb und sich unschlüssig umsah, als hätte sie Bedenken, jemand könnte ihr Gespräch belauschen. Auch wenn Harry diese Vorsicht für übertrieben hielt, blickte er kurz zurück, doch es war niemand  zu sehen. Nur Sölämen, die bisher eingerollt neben der Bank gelegen hatte, hob nun neugierig den Kopf, schien jedoch keine große Lust zu haben ihnen zu folgen.

„Weiß du, das ist nicht so einfach zu beantworten und ich bin mir nicht sicher, alles richtig verstanden zu haben", begann Hermine nach einiger Zeit nervös. „Silver erzählte, dass es in dem Haus eine magische Barriere gab, die Andrea unwissentlich gebrochen hat."

„Was für eine Barriere?"

„Als wir gestern das Haus besichtigt haben, zeigte uns Andrea doch die Tür zu Hussels Arbeitsräumen….und man sagte uns, dass wir unter keinen Umständen da hinein dürften."

Harry nickte, nicht wissend worauf Hermine eigentlich hinaus wollte.

„In diesen Zimmern hat Ignatz Hussel früher seine Experimente durchgeführt und vermutlich auch seine wichtigsten Arbeitsunterlagen aufbewahrt. Nachdem er damals auf so mysteriöse Weise verschwunden ist, hat Anastasia diesen Bereich des Hauses versiegelt. Warum sie dies allerdings getan hat ist mir nicht so ganz klar…"

„Das ist doch logisch. Sie hielt seine Arbeiten für gefährlich und wollte nicht, dass irgendeiner ihrer Nachfahren damit Unfug trieb, vor allem da sie nicht mit magischen Nachkommen rechnen konnte."

„Kann sein, dass dies der Grund war, doch möglicherweise steckt auch noch was anderes dahinter."

„Und was hat das Ganze jetzt mit Voldemort zu tun?", fragte Harry irritiert.

„Hussel experimentierte in vielen Bereichen, unter anderem auch mit dem Tod bzw. mit der Unsterblichkeit und das ist es doch, was von je her Voldemorts Ziel war."

„Das würde aber voraussetzten, dass Voldemort über Hussels Experimente wusste", sagte Harry zweifelnd.

„Hussel war keine Unbekannter, auch wenn er in dem Ruf stand, nicht alle Sinne beieinander zu haben."

„Schon, aber meinst du das reichte aus um Voldemorts Interesse zu wecken?"

„Das allein wahrscheinlich nicht, doch wenn er gleichzeitig erfuhr, dass es ein Salomonschild gibt, welches Hussel für seine Experimente benutzte, würde es Sinn machen."

„Hm", brummte Harry nachdenklich. „Dann müsste er aber auch über den besonderen Schutz dieses Hauses und auch über diese Barriere zu den Arbeitsräumen erfahren haben."

„Ja und ich kann mir nicht helfen, doch ich glaube nicht, dass er dies nur über spionierende Gemälde erfuhr", sagte Hermine und zog fröstelnd die Schultern hoch.

„Womit wir wieder bei dem Punkt sind, dass es einen Spion in unseren eigenen Reihen gibt. Jemand der ihm von Andrea und ihrem Salomonschild erzählte, genauso wie über euere Pläne zu meinem Geburtstag."

Hermine nickte stumm, als würde ihr dieser Gedanke Qualen bereiten.

„Es gäbe aber auch noch eine Möglichkeit", murmelte Harry, nicht sicher ob er seine Überlegungen erklären sollte, doch Hermine schien verstanden zu haben.

„Du denkst, dass er in die Gedanken eines Menschen eindringt", nickte sie und sah nachdenklich hinüber zum Haus. „Hm, das ist nicht auszuschließen, doch ich bin mir wirklich nicht sicher, was ich davon halten soll.  Es gibt einfach zu viele Dinge, die nicht zusammen passen."

„Gehen wir mal davon aus, dass das Gerede des Geistes kein leeres Geschwafel ist, dann hat Andrea, indem sie die Barriere aufhob, sicher genau das getan, was Voldemort wollte."

„Aber heißt das wirklich, dass er Andrea manipuliert hat?"

„Nun die Fähigkeit in den Geist eines Menschen einzudringen hat er", seufzte Harry und erinnerte sich mit Unbehagen an die Träume, die ihn während des letzten Schuljahres gequält hatten.

„Der Geist sagte, dass alles genau so verlaufen ist, wie Voldemort es geplant hat und genau das, kann ich mir nicht vorstellen. Niemand, nicht einmal er, kann so weit und so detailliert vorausplanen", sagte Hermine, während sich auf ihrer Stirn eine steile Falte bildete.

Nachdenklich gingen sie zum Haus zurück, als Hermine plötzlich stehen blieb und nach oben sah.

„Dies müssten Hussels Arbeitsräume sein", sagte sie leise und ließ den Blick nachdenklich an der oberen Fensterfront entlang wandern. In einigen Zimmern waren die Gardinen zugezogen, doch durch die Scheiben der beiden mittleren Fenster konnten sie ein eigenartiges Funkeln erkennen, fast so als würde sich Sonnenlicht im Glas brechen; doch die Morgensonne hatte die Fenster noch nicht erreicht.

„Mich würde wirklich interessieren, was sich dahinter befindet", sagte Hermine mehr zu sich selbst und wandte sich zögernd der Haustür zu.

* * * *

„Ich denke, ich sollte erst mal Mittagessen machen", seufzte Andrea und legte zwei der dicken, in Leder gebunden Bücher zur Seite.

Sie hatten seit dem Frühstück nichts anderes getan, als in den alten Aufzeichnungen nach einem Hinweis zu suchen, der ihnen die fehlenden Sterbedaten auf dem Stammbaum erklären könnte und nun brummte ihr der Kopf. Tonks sah mit einem strahlenden Lächeln auf und klappte ebenfalls ihr Buch zu.

„Prima! Ich werde dir helfen", sagte sie eilig und sichtlich erleichtert darüber, die Bücher endlich aus der Hand legen zu dürfen.

„Ruft mich, wenn ihr Hilfe braucht", brummte Silver ohne von seinem Buch aufzusehen.

Andrea nickte und konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen. Sie hatte Silver in den letzten Tagen als einen gebildeten und durchaus ernstzunehmenden Mann kennen gelernt, doch jetzt, da er im Schneidersitz auf einem der großen Ohrensessel saß, um sich herum einen Stapel Bücher auf dem Fußboden verstreut,  wirkte er in seiner knallbunten Fransenjacke so unprofessorenhaft, dass Andrea ihn sich wirklich nicht als Lehrer in Hogwarts vorstellen konnte.

„Na dann wollen wir mal", sagte Tonks gutgelaunt, kaum dass sie die Küche betreten hatten und zog den Zauberstab. Obwohl es nicht das erst Mal war, dass Andrea so etwas sah, musste sie doch schmunzeln, als die Küchenmesser selbstständig anfingen, die Kartoffeln zu schälen und Gemüse in  kleine Würfel schnitten. „Eine durchaus praktisches Sache", seufzte sie innerlich, während sie ihrerseits den Käse per Hand rieb. Einige Zeit arbeiteten sie schweigend, bis Tonks schließlich die Stille durchbrach und Andrea von der Seite her angrinste.

„Und was ist nun mit dir und Remus?"

„Nicht das was du denkst, Tonks", seufzte Andrea, fettete jedoch ungerührt die Pfanne für den Auflauf ein. „Manches sieht einfach anders aus, als es wirklich ist."

„Ach ja?"

„Wir sind miteinander befreundet, mehr nicht", antwortete Andrea nun in einem wesentlich bestimmteren Ton.

„Es geht mich ja auch nichts an", sagte Tonks und hob beschwichtigend die Hände.

„Das wollte ich damit nicht sagen", seufzte Andrea und trocknete sich die Finger an einem Tuch ab, ehe sie Tonks nachdenklich ansah. „Es war sozusagen eine Demonstration, mehr nicht, auch wenn es für dich vielleicht anders ausgesehen haben mag."

„Ich sag ja schon nichts mehr", stöhnte Tonks und schien damit dieses Thema aufgeben zu wollen, als kurz darauf Silver in die Küche trat.

„Sollten wir nicht langsam Remus wecken", fragte er arglos und schenkte sich Kürbissaft ein.

„Gönn ihm noch ein bisschen Schlaf", seufzte Andrea und fuhr sich müde über die Augen. „Wir haben gestern alte Dokumente durchgesehen und uns dabei die Nacht um die Ohren geschlagen."

Silver und Tonks tauschten einen amüsierten Blick, doch Andrea war viel zu müde um dies zu bemerken. Wenig später trieb der Hunger auch Harry, Ron und Hermine in die Küche.

„Essen dauert leider noch etwas", sagte Andrea und warf den dreien einen entschuldigenden Blick zu. „Doch wenn ihr wollt….dort hinten steht eine Schale mit Äpfeln."

Harry wollte gerade nach einem greifen, als eine Eule im Sturzflug durch das offene Küchenfenster schoss und laut kreischend auf Silvers Schulter landete.

„Na was ist denn los, meine Gute", beruhigte Silver das aufgeregte Tier und lösten den Brief von ihrem ausgestreckten Bein.

„Von Dumbledore", sagte er knapp und öffnete das zusammengefaltete Pergament.

Harry beobachtete ihn, während er konzentriert den Brief las und seine Augen sich immer mehr verengten, bis er schließlich den Brief sinken ließ und fragend in die Runde blickte.

„Wo ist Remus? Hat ihn jemand von euch gesehen?"

„Vermutlich in seinem Bett", sagte Andrea und trat besorgt zu Silver. „Was ist los?"

„Nun in seinem Bett ist er die ganze Nacht nicht gewesen und…" Er brach ab und sah unsicher durch die offene Tür zur Treppe, als erwarte er, dass jeden Moment ein verschlafen aussehender Remus herunterkommen würde.

„Was soll das heißen, er war nicht in seinem Bett? Ich habe selber gesehen, wie er in sein Zimmer ging", sagte Andrea und spürte wie Panik in ihr aufstieg.

„Was schreibt Dumbledore?" Tonks war nun ebenfalls eine Spur blasser geworden und deutete auf den Brief in Silvers Hand.

„Dumbledore hat gestern Abend einen Brief an Remus geschickt und ihn gebeten, sich umgehend mit ihm in Verbindung zu setzen. Das muss der Brief gewesen sein, den du ihm gestern gebracht hast", fügte er an Tonks gewandt hinzu. „Als sich Remus jedoch bis heute Morgen nicht bei Dumbledore gemeldet hatte, schickte der ihm nochmals eine Eule und diese…kam kurze Zeit später zurück; sie konnte Remus nicht mehr finden."

Andrea hatte genug gehört; mit langen Sätzen jagte sie, gefolgt von Harry, Ron, Hermine, Tonks und Silver die breite Treppe nach oben. Vor Remus Gästezimmer hielt sie kurz inne und klopfte gegen die Tür, um dann hastig die Türklinge nach unten zu drücken. Das Zimmer war leer und sein Bett unberührt. Tonks war inzwischen in Andreas Zimmer getreten und kam nun mit dem Brief in der Hand zurück.

„Er hat ihn nicht einmal gelesen", sagte sie stirnrunzelnd und blickte fragend zu Andrea, die ohne Umschweife an ihr vorbei, auf ihren Nachttisch zuging und mit dem kleinen Glöckchen klingelte. Harry zuckte erschrocken zurück, als einen Augenblick später ein lautes „Plopp" zu vernehmen war und der hutzelige Hauself erschien.

„Guten Ta…"

„Caspar hast du Remus Lupin gesehen?", unterbrach sie seinen Gruß. „Du weiß schon, der Mann, der mit mir gestern Abend hier oben war."

„Nein Miss", sagte er offensichtlich verwirrt. „Caspar sah ihn zuletzt hier bei Miss Andrea."

„Aber Remus würde doch nicht so einfach das Haus verlassen, ohne jemanden von uns Bescheid zu sagen", erklärte Tonks entschieden.

„Caspar, bitte helfe uns ihn zu suchen. Vielleicht hat er sich ja nur irgendwo in einen Sessel gesetzt und ist eingeschlafen", bat Andrea den alten Hauself.

„Er kann nicht hier im Haus sein", sagte Silver nachdrücklich und schüttelte, zur Bekräftigung seiner Worte den Kopf. „Die Eule hätte ihn hier gefunden und wäre nicht unverrichteter Dinge zu Dumbledore zurückgekehrt."

„Aber warum sollte er einfach mitten in der Nacht weggehen", meldete sich nun erstmals Hermine zu Wort. Die Frage, warum Silver nicht schon am Morgen etwas davon gesagt hatte, dass Lupin die Nacht nicht in seinem Bett verbracht hatte, stellte sie nicht, doch sie war mehr als deutlich in ihrem Gesicht zu lesen.

Sie suchten das Gebäude ab, ohne eine Spur von ihm zu entdecken. Zusammen mit Ron und Hermine hatte Harry den Garten abgesucht und nun kehrte er  niedergeschlagen ins Haus zurück. Es schien fast so, als hätte Remus sich in Luft aufgelöst. Gerade als er an der Tür zum Arbeitszimmer vorbeiging, sah er Andrea, die gemeinsam mit Silver über Anastasias Schreibtisch lehnte und aufmerksam Papiere durchsah.

„Das sind die Letzten, mehr haben wir gestern nicht durchgeschaut", sagte Andrea resignierend ohne Harry an der Tür zu bemerken.

„Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Remus etwas Unüberlegtes getan hat, dazu ist er einfach nicht der Typ", seufzte Silver und fuhr sich müde über die Augen.

„Aber warum hat er dann das Salomonschild mitgenommen", sagte Andrea leise, doch Harry hörte dennoch wie ihre Stimme zitterte.

„Vielleicht habt ihr es gestern Nacht irgendwo anders abgelegt und du weißt es nur nicht mehr; schließlich wart ihr ziemlich übermüdet."

„Ich habe es hier oben auf den Sekretär gelegt, da bin ich mir sicher", beharrte Andrea und stieß hörbar die Luft aus.

„Aber Andrea, Remus weiß wie jeder andere von uns auch, dass Voldemort alles tun würde, um dieses Amulett in die Hände zu bekommen, da wird er doch nicht so dumm sein und mit diesem Ding das Haus verlassen."

„Das ist richtig, Voldemort würde alles dafür tun", nickte Andrea und kniff die Augen zusammen. „Du selbst hast mir erzählt, dass er jede Möglichkeit nutzen würde Menschen zu manipulieren und sie Dinge sehen zu lassen, die überhaupt nicht real sind. Vielleicht hat er Remus unter irgendeinen komischen Zauber gesetzt."

„Nein, das glaube ich nicht", sagte Silver und richtete sich ruckartig auf, als er in diesem Moment Harry an der Tür stehen sah. „Komm ruhig rein, Harry!"

„Was glaubt ihr, was Remus vorhatte? Er ist doch nicht ohne Grund gegangen", sagte Harry tonlos, sehr darauf bedacht, weder Andrea noch Silver in die Augen zu sehen.

„Ich habe wirklich keine Vorstellung von dem, was ihn aus dem Haus getrieben haben könnte. Remus ist ein viel zu vernünftiger Mann, als dass er sich zu irgendwelchen Torheiten hinreißen ließe", stöhnte Silver und zuckte die Schultern. „Was auch immer es war, es muss für ihn sehr bedeutend gewesen sein."

„Könnte es sein, dass er ins Zauberministerium ist, um…"

„Nein. Fudge hat scharfe Sicherheitsvorkehrungen getroffen, da käme er nie unbemerkt hinein."

Andreas Gesicht zeigte deutlich, dass sie Silvers Meinung nicht teilte, doch sie widersprach ihm nicht. Resignierend ließ sie sich auf den alten, knarrenden Schreibtischstuhl fallen und stützte den Kopf auf die Hände. Hermine, die leise ins Zimmer trat, und Silvers letzte Worte mitgehört hatte, räusperte sich,

„Vielleicht hat Professor Lupin den Reisespiegel benutzt"

„Daran haben wir auch schon gedacht, doch dem ist nicht so. Wir würden es am Spiegel sehen, wenn er zurzeit in Benutzung wäre", seufzte Andrea und fügte, als sie Harrys verständnislosen Blick sah erklärend hinzu, „der Bereich zwischen dem Rahmen und der Spiegelflache würde glitzern. Das ist eine Art Sicherheitsmaßnahme, dass der, der den Spiegel benutzt, auch wieder damit zurückreisen kann."

„Er könnte in  Hussels Arbeitsräumen gewesen sein", grübelte Harry und erinnerte sich wieder an das seltsame Glimmen, dass er gemeinsam mit Hermine durch die Fensterscheiben gesehen hatte.

„Auch da war nichts", sagte Andrea zögernd, als würde sie diese Frage auf eine Idee bringen.

„Vielleicht sollten wir ihn doch noch einmal auf magische Fallen untersuchen", brummte Silver und rieb sich an den Schläfen. „Allerdings müssen wir erst abwarten, was Dumbledore dazu zu sagen hat.

Bis zum Abend waren sie noch keinen Schritt weiter gekommen und in Harry wallten immer wieder neue Wellen von Angst und Sorge um Remus auf, die sich in regelmäßigen Abständen mit Frustration und Zorn abwechselten. Er hatte sich mit Ron und Hermine in das hinterste Eck des Wohnzimmers zurückgezogen und beobachtete nun mit wachsender Unruhe das Treiben um ihn herum. Inzwischen war schon fast eine Stunde vergangen, seit Silver über einem alten Kosmetikspiegel lehnte in welchem Dumbledores besorgtes Gesicht zu sehen war, und mit dem Schulleiter über die Möglichkeit von bisher ungekannten magischen Fallen in diesem Haus diskutierte. Andrea hatte schon vor einiger Zeit die Bücher zur Seite gelegt und starrte nun mit leerem Blick in das Kaminfeuer, als könnten ihr die Flammen erzählen, wo Remus abgeblieben war. „Warum hatte er keine Nachricht hinterlassen? Er wusste doch, dass man sich um ihn sorgen würde", dachte Harry grimmig, während er Hermine beobachtete, die noch immer über einen Packen handschriftlicher Notizen grübelte. „Hussel experimentierte in vielen Bereichen, unter anderem auch mit dem Tod bzw. mit der Unsterblichkeit und das ist es doch, was von jeher Voldemorts Ziel war", erinnerte er sich wieder an ihre Worte vom Vormittag. „Sollte wirklich Voldemort etwas mit Remus Verschwinden zu tun haben? Konnte es sein, dass Voldemort ihm, Remus, Trugbilder vorgegaukelt hatte, die ihn mitten in der Nacht dazu veranlasst hatten, das Haus zu verlassen?"

* * * *

Es hatte lange gedauert, viel länger als er anfänglich vermutete, doch nun hatte er ihn gefunden. An einem knorrigen Baum gelehnt, sah er dem Geschehen  zu, dass sich nur ein paar Meter von ihm entfernt abspielte. Sirius lachte herzhaft, als der kleine, einjährige Harry versuchte in James Zaubererrobe zu schlüpfen und sich dabei immer wieder in den Falten des viel zu großen Umhangs verfing.  Lily befreite ihn lächelnd und nahm den kleinen Schreihals auf den Arm, der sofort die kleinen Ärmchen nach seinem Vater ausstreckte. „Harrys erster Geburtstag", dachte Remus wehmütig und sah seinem eigenen, jüngeren Ich zu, wie es auf der Gartenbank saß und arglos mit Peter redete. „Einer der letzten, wirklich unbeschwerten Tage. Keiner von uns ahnte, was in den nächsten Wochen und Monaten geschehen würde."

Es hatte Remus einiges an Überwindung gekostet, bis er sich dazu durchgerungen hatte, näher an dieses Traumbild heran zu gehen. Er wusste, dass Sirius ihn, wenn überhaupt, höchstens als unbedeutenden Schatten wahrnehmen konnte. Ein Schatten der erst dann Teil seiner Träume werden würde, wenn Remus ihn, Sirius, berührte. Erst wenn das geschah, würde Remus in die Träume seines  todgeglaubten Freundes einbrechen und auch von ihm wahrgenommen werden. Mit gemischten Gefühlen stand Remus da und beobachtete Sirius Träume, die wie ein Film in einem Muggelkino an ihm vorüberzogen. Hatte er wirklich das Recht, unerlaubt  so tief in die Seele seines Freundes zu blicken? Rechtfertigte hier der Grund wirklich die Mittel?

Das Bild wechselte und nun konnte er sich selbst, mit Sirius und James an einem hell lodernden Lagerfeuer sitzen sehen.  Seltsam wie sehr doch die Vergangenheit in Sirius Träumen eine Rolle spielte. Remus atmete tief ein und ging näher heran; auch er erinnerte sich sehr gern an dieses Erlebnis. Peter konnte an diesem Abend nicht bei ihnen sein. Ob er damals schon für Voldemort arbeitete? Remus zuckte unweigerlich zusammen, als neben ihm ein nicht sehr schöner, dafür aber umso lauter Gesang begann. Sie alle hatten an diesem Abend zuviel getrunken und nun grölten sie aus voller Kehle Lieder, die James in Lilys Beisein sicher nicht gesungen hätte. Im Kupferkessel, der über dem Feuer hing, befand sich Sirius Spezialtrank für besondere Gelegenheiten, wie er ihn immer nannte und Remus konnte noch einmal den Duft der Gewürze riechen. „Er hat mir nie verraten, was er da alles hinein gegeben hatte", überlegte Remus, während er sich langsam neben seine Freunde setzte. Sirius Augen leuchteten im Schein des Feuers, als er freundschaftlich auf James Schulter klopfte und ihm das fertige Stockbrot reichte.

Remus Herz zog sich krampfhaft zusammen, als ihm bewusst wurde, wie lange dies schon her war; wie viele freudlose Jahre für sie dazwischen lagen. Kein Wunder, dass in Sirius Träumen die Vergangenheit so bedeutend ist; in der Gegenwart gab es wenig, was ihn wirklich glücklich machen konnte.

Immer wieder wechselten die Szenen, doch Remus brachte es nicht übers Herz,  Sirius zu berühren und ihn damit aus diesen fröhlichen, unbeschwerten Träumen zu reißen. „Nur noch ein bisschen", sagte er sich, während das Salomonschild leicht in seiner Hand vibrierte. „Nur noch ein kleines bisschen!"

„Hey Moony komm, lass uns Spaß haben!"

Sirius Stimme war so klar und nah, als wäre Remus selbst ein Teil dieser Träume. „Vielleicht bin ich das auch. Sind das wirklich noch Sirius Vorstellungen oder doch meine Eigenen?"

Remus spürte, wie das Verlangen hier zu bleiben, immer stärker wurde und Sirius lachendes und glückliches Gesicht, machten es ihm nicht einfacher. „Was für einen Sinn soll es haben ihn zurückzuholen? Er ist glücklich! Und ich könnte es hier auch sein. Wir müssten nie wieder leiden, nie wieder kämpfen. Hier hätten wir Frieden."

Ein kleiner, pflichtbewusster Teil erinnerte an Andrea, die keine Ahnung hatte, dass er Gestern oder war das schon Vorgestern….nochmals in Hussels Arbeitszimmer gegangen war und dort endlich das fand, wonach sie so lange gesucht hatten. Er dachte an Harry, der bestimmt noch in seinem Bett lag und keine Ahnung davon hatte, dass Sirius wirklich zurückkommen konnte.

„Was er wohl sagen würde, wenn er zum Frühstück ging und Sirius in der Küche auf ihn wartete?"

Einen Moment lang lächelte er bei der Vorstellung, welche verdutzten Gesichter sie wohl machen würden. Tonks würde bestimmt alles, was sie gerade in den Händen hielt, fallen lassen; und Hermine, sie würde die Hand vor den Mund schlagen und Sirius mit weit aufgerissenen Augen anstarren.

„Doch willst du Sirius wirklich dieses Glückes berauben? Sieh ihn dir an, er ist glücklich hier, welche Alternative hast du ihm zu bieten? Ein Leben im Grimmauld Place? Ist es wirklich das, was du ihm wünschen würdest? Sei ehrlich zu dir selbst, du kannst ihn nicht zurückholen, du willst ihn nicht zurückbringen."

Die Umgebung veränderte sich von neuem und Remus sah sich verwirrt um. Hier war ich noch nie. Dieser Raum schien sehr alt, doch gemütlich zu sein und im ersten Moment verwirrte es ihn, dass er niemanden sah. Nicht weit von ihm stand einen festlich geschmückten Baum in der Ecke des Zimmers und der Duft von Orangen, Zimt und Nelken lag in der Luft. Auf einem quadratischen Holztisch lag glänzendes Einwickelpapier und bunte Bänder, das flackernde Kaminfeuer tauchte den Raum in ein warmes Licht und nun erblickte Remus auch die bunten Päckchen die bereits unter dem Weihnachtsbaum lagen.  Einem inneren Zwang folgend ging er langsam darauf zu und bückte sich.

„Frohe Weihnachten, Remus", erklang plötzlich Sirius Stimme leise neben seinem Ohr und er fühlte die vertraute Hand seines Freundes, die in diesem Augenblick seine Schulter berührte. Ein warmes Glücksgefühl durchströmte ihn und er erwiderte sanft den Druck von Sirius Hand, indem er seine eigene darauf legte.

„Ich weiß nicht wann, aber irgendwann einmal verlor Weihnachten für mich seinen Reiz. Es langweilte mich, zuzusehen wie jedes Jahr derselbe Kraftakt betrieben wurde, bis alle Geschenke beisammen und das Haus weihnachtlich geschmückt war. Bei uns zu Hause herrschte mehr Streit den je und selbst die Gäste, die an diesem Tag kamen, taten es eher aus Pflichterfüllung. Es wurde gegessen, höfliche Konversation betrieben und sich überschwänglich für die netten, meist unpassenden Geschenke bedankt", begann Sirius nach einer kurzen Pause, ohne die Hand von seiner Schulter zu nehmen. „Die einzige Ausnahme dabei war wohl mein Onkel Alphard;  er nahm mich eines Abends beiseite und fragte mich, was der Grund für meine schlechte Laune war und ich erzählte es ihm. Er hat mir einfach nur zugehört und gelächelt, als ich mich schließlich müde geredet hatte, begann er, mir von einem besonderen Weihnachtsbrauch zu erzählen. Es handelt sich dabei um ein magisches, nicht-materielles Geschenk, dass nur in aller Stille und nur an besondere Menschen übergeben werden kann. Damit meinte er die Weihnachtswünsche. Es hat sehr lange gedauert, doch inzwischen weiß ich, von welcher Weihnachtsmagie er damals gesprochen hat."

Für einen Moment huschte ein verlegendes Grinsen über Sirius nachdenkliches Gesicht, ehe er in leisem, verschwörerischen Ton flüsterte: „Ich wünschte mir für dich, dass du die Wärme und Geborgenheit findest, die du dein ganzes Leben lang vermisst hast und dass du irgendwann sehr glücklich bist."

Fortsetzung folgt………

AN die Zweite: 

             Frohe Weihnachten euch allen, die ihr in den Weiten des Internetz über diese Story gestolpert seit!

.                                                     ..mögen ganz viele euerer Herzenswünsche in Erfüllung gehen!

An dieser Stelle möchte ich auch ganz herzlich Vivian danken, die sich bereiterklärt hat, diese Story Korrektur zu lesen!

Danke Vivi! Ohne dich, wäre diese Kapitel heute sicher nicht mehr ins Netz gekommen.

Tja, was ist noch zu sagen…ich wünsche euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest und ein paar erholsame Tage, mit viel Zeit die Seele baumeln zu lassen und mal die Dinge tun zu können, für die sonst zu wenig Zeit bleibt.

Ganz liebe Grüße von euerem (heute) Weihnachts-Sternchen!