39. Fragen und Antworten

Einige Minuten später saßen sie gemeinsam in der Küche und Harry ergriff ein seltsames Gefühl von Unwirklichkeit. „Gleich wache ich auf und stelle fest, dass dies alles nur ein Traum ist", dachte er beinahe panisch und fasste unwillkürlich nach Sirius Arm, als müsse er sich davon überzeugen, dass sein Pate tatsächlich neben ihm saß. Remus hatte direkt gegenüber von Sirius Platz genommen und schien mit ähnlichen Gefühlen wie Harry zu kämpfen, denn sein Blick haftete unverwandt an Sirius und als Silver zu sprechen begann, zuckte er leicht zusammen.

„Nachdem wir uns nicht kennen, sollte ich mich vielleicht erst einmal vorstellen. Mein Name ist Clark Silver", sagte er freundlich und streckte Sirius die Hand entgegen. „Ich arbeite seit einigen Wochen für den Orden und werde ab dem 1. September in Hogwarts unterrichten."

„Angenehm", nickte Sirius und erwiderte seinen Händedruck, ehe er sich Andrea zuwandte.

„Nun und ich bin Andrea….", sagte sie zögernd, ehe sie mit einem leichten Seufzen ihren Namen vervollständigte. „Andrea Victoria Black und um es vorweg zu nehmen, ja wir sind miteinander verwandt, wenn auch nur sehr weitläufig."

Plötzlich wurde ihr schmerzhaft bewusst, dass es mehr als 16 Jahre her war, da sie sich mit ihrem echten Namen vorgestellt hatte. Seit ihrer gezwungenen Namensänderung hatte sie es vermieden viel darüber nachzudenken, doch nun fühlte sich dieser Name seltsam fremd an.

„Die Ähnlichkeit zwischen dir und deiner Mutter ist unverkennbar", schmunzelte Sirius und reichte ihr ebenfalls die Hand. „Freut mich dich nach so vielen Jahren wieder zu sehen."

Einige Sekunden schwebte Sirius Hand auffordernd über dem Tisch, ehe Andrea hastig zugriff und verlegen schluckte. „Ich wusste nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind."

„Ist schon eine ganze Weile her", sagte Sirius, während er sie aufmerksam beobachtete und plötzlich war jedes Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden. „Wir befinden uns hier in der Casa de anhelo, nicht wahr?", fügte er etwas leiser hinzu, ohne sie jedoch aus den Augen zu lassen.

Sirius Worte schwebten einige Sekunden im Raum, während die Augen aller auf Andrea gerichtet waren. Bisher hatte noch niemand nach dem Namen des Hauses gefragt, doch nun da Sirius ihn aussprach, blickte sie alle überrascht auf. Andreas Körper versteifte sich plötzlich und einen kurzen Moment glaubte Harry sie würde sofort aufspringen und die Küche verlassen, doch sie blieb regungslos sitzen, beinahe so, als wäre sie in ihrer Bewegung eingefroren, und starrte Sirius ungläubig an. Die Verwirrung, dass Sirius sie schon als Kind kannte, war plötzlich einer deutlich spürbaren Angst gewichen, auch wenn sie dies mit vorgetäuschter Gelassenheit zu überspielen versuchte und scheinbar gleichmütig darauf antwortete.

„Im Laufe der Generationen wurden diesem Haus sehr viele verschiedene Namen gegeben."

„Aber kein Name war passender."

Ihre Augen verengten sich etwas und Harry gewann den Eindruck, dass sie scharf über eine entsprechende Entgegnung nachdachte, doch noch ehe sie etwas sagen konnte, räusperte sich Remus.

„Ich wusste nicht, dass dieses alte Gemäuer überhaupt einen Namen hatte; er wurde in keiner der alten Aufzeichnungen erwähnt. Woher weißt du davon?"

„Dieses Haus ist eine Hochburg von dunklen Geheimnissen und an solchen war mein Vater schon immer sehr interessiert", sagte Sirius zurückhaltend, ehe er einen großen Schluck Tee nahm und anschließend direkt an Remus gewandt fortfuhr. „Doch es gibt vorerst wichtigeres zu bereden. Mich interessiert vor allem die Frage, wie du es geschafft hast, mich zurückzuholen."

„Das interessiert mich allerdings auch brennend", nickte Silver und zog neugierig die Augenbrauen nach oben.

Remus nickt stumm, zog das Salomonschild aus der Tasche seiner Robe und reichte es mit einem verlegenen Lächeln Andrea zurück. Ihre Finger zitterten kurz, ehe sie das Amulett umschlossen und Harry fragte sich unwillkürlich, was Andrea plötzlich so aus der Fassung brachte. Gedankenversunken betrachtete Andrea das Schmuckstück, bis Remus tief einatmete und sie damit aus ihrem Grübeln riss.

„Als wir, Andrea und ich, gestern Nacht die alten Dokumente durchsahen, bin ich auf einen Kommentar von Anastasia gestoßen, der mich stutzig machte. Es war eine kleine handschriftliche Notiz unter einem Kapitel, in dem Ignatz Hussel die verschieden Zaubersprüche beschrieb, die es ermöglichen sollten, auf Körper und Geist eines Menschen Einfluss zu nehmen, wenn dieser einen magischen Gegenstand anders benutzt, als der Erschaffer dieses Artefakts es vorgesehen hatte.  Spieglein, Spieglein an der Wand, warum hast du nicht den Sinn erkannt?"

„Das ist ein bekanntes Zitat aus einem Muggelmärchen", stieß Hermine verblüfft aus. „Diese Worte kamen mir zuerst merkwürdig unpassend vor, wollten mir jedoch nicht mehr aus dem Kopf gehen, bis mir die Sache mit deiner magischen Vergiftung einfiel und das, was der Geist uns oben im Spiegelsaal sagte", nickte Remus, während seine Augen Andreas Blick suchten. „Deshalb ging ich noch mal in diesen Spiegelraum um nach dem Geist zu suchen."

Remus machte eine kurze Pause, als müsse er sorgfältig überlegen, was er sagen konnte und was er lieber für sich behielt, bis er seinen Blick abwandte und bedächtig fortfuhr.

„Um es kurz zu machen, ich habe mit Alexander Hussel sehr lange gesprochen und von ihm ein paar interessante Dinge erfahren, die meine Befürchtungen zerstreuten, man könne aus diesem Torbogen im Ministerium nicht mehr zurückkehren."

„Zum Beispiel?"

„Zum Beispiel die Tatsache, dass Anastasia ihren Vater Ignatz Hussel in der Traumwelt finden konnte, doch dieser darauf beharrte dort zu bleiben", beantwortete Remus zögernd die von Andrea gestellte Frage.

„Das heißt er lebt und befindet sich immer noch dort?"

„Genau das bedeutet es", nickte er bedächtig. „Ignaz hatte sich entschlossen in dieser Traumwelt zu bleiben, er wollte nicht zurückkehren. Aus diesem Grund hat er auch das Salomonschild, mit der Bitte es Anastasia zu bringen, seinem Hauselfen zugeworfen. Dieses Amulett verhindert nämlich, dass man sich gänzlich in dieser anderen Welt verliert, es hält einen Teil des realen Bewusstseins wach. Auf Grund dieser Erkenntnis stand ich allerdings dem Problem gegenüber, dass ich, um mich nicht selbst in dieser Traumwelt zu verlieren, das Salomonschild benötigte, gleichzeitig aber auch die gleiche Traumpassage benutzen musste, durch die Sirius gefallen war. Ich konnte mir nicht sicher sein ob es mir gelingen würde, unbemerkt von Voldemort, genauso wie von den Ministeriumsmitarbeitern, den Torbogen zu passieren und ich wollte bei unserer Rückkehr keine unangenehme Überraschungen erleben."

„Fudge hätte Sirius sofort nach Askaban gebracht", stöhnte Harry und gleichzeitig lief ihm bei dieser Vorstellung ein kalter Schauer über den Rücken.

„Richtig, und eine Begegnung mit Voldemort und seinen Todessern zu riskieren erschien mir auch nicht ratsam", nickte Remus. „Letztendlich hat sich Alexander Hussel dann doch dazu durchgerungen, mir eine Möglichkeit zu zeigen, wie ich Sirius zurückholen konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass Voldemort dadurch das Salomonschild in die Hände bekommt."

„Er hat dir vorgeschlagen durch das Schattentor zu gehen", sagte Andrea im Ton einer Feststellung und schloss für einen kurzen Moment die Augen, als würde ihr bei dieser Vorstellung übel werden.

„Schattentor? Was ist ein Schattentor?", konnte sich Harry die Frage nicht verkneifen und sah ratlos zwischen Andrea und Remus hin und her, doch auch Silver, Ron und Hermine schienen mit diesem Begriff nichts anfangen zu können.

„Eine Art von Reisespiegel", antwortete Andrea knapp, so als wollte sie unter keinen Umständen mehr über diesen seltsamen Spiegel verraten.

„Man könnte es am ehesten mit einer Mischung aus einem Reisespiegel und dem in Hogwarts stehenden Spiegel Nerhegeb vergleichen, wobei dieses Tor keine Herzenswünsche offenbart, sondern die tiefsten Ängste", erklärte Sirius, ohne auf die allgemeine Verblüffung zu achten. „Jemand der dieses Tor durchschreitet, sieht sich unvermittelt seinem größten Alptraum gegenüber. Eine der sichersten Möglichkeiten, um eine Verfolgung auszuschließen."

Sirius Beschreibung ließ Harry erneut kalte Schauer über den Rücken laufen und er fragte sich unwillkürlich, weshalb Remus nicht einen normalen Reisespiegel benutzt hatte, doch Remus schien Harrys Gedanken erraten zu haben und ergänzte Sirius Erklärung bereitwillig.

„Wenn du mit Flohpulver reist, ist es wichtig, den Zielort so klar wie möglich in Worten zu formulieren, um nicht versehentlich in einem falschen Kamin zu landen. Bei einem Reisespiegel ist es etwas anders, da sind es die Gedanken, die klar auf ein bestimmtest Ziel ausgerichtet sein müssen. Mit der Berührung des Rahmens geht deine Vorstellung in den Spiegel über und bringt dich direkt zu dem von dir ausgewählten Ort. Allerdings bleibt, anders als im Flohnetzwerk, diese Verbindung zwischen Ausgangspunkt und Zielort bestehen; es ist wie ein temporärer Tunnel, der solange bestehen bleibt, bis die Person, die ihn aufgebaut hat wieder zurückgekehrt ist.  Es ist komfortabler wie die Reise mit Flohpulver oder einem Portschlüssel, hat aber den Nachteil, dass die beiden Enden sichtbar sind. Bei einem Schattentor ist es ein bisschen anders, obwohl auch hier der Durchgang bestehen bleibt, so ist am Zielort aber nur ein undeutlicher Schatten zu erkennen. Es ist ein kaum wahrnehmbarer grauer Nebel, der jedem der sich diesem nähert mit seinen ureigensten Ängsten konfrontiert; eine Person die unvorbereitet darauf trifft, verspürt plötzlich eine Furcht, ohne bestimmen zu können, wo diese Angst auf einmal herkommt.  Alexanders Vorschlag erschien mir die sicherste Methode um zu verhindern, dass jemand von meiner Rettungsaktion etwas mit bekommt."

Silver zog scharf die Luft ein und schüttelte ungläubig den Kopf. „Bisher zeigte sich  dieser Geist nicht sehr kooperativ, wie hast du ihn überreden können?"

„Oh, ich musste ihn lediglich davon überzeugen, dass Sirius Rückkehr, wenn auch nicht zwingend notwendig, so doch durchaus ihre Vorteile haben könnte", sagte er mit einem leichten Grinsen zu Sirius, ehe sein Gesicht wieder ernst wurde.

„Sehr charmant ausgedrückt, Moony", lachte Sirius und zwinkerte seinem alten Freund zu. „Ist doch immer wieder schön zu hören, dass die eigene Person auch hin und wieder von Nutzen sein kann."

„Nehmen Sie das bitte nicht persönlich, doch ich verstehe das nicht ganz", sagte Silver und zog die Stirn in Falten. „Sicherlich hat Ihre Rückkehr für den Orden und für Harry ganz besonders, eine enorme Bedeutung, doch was hat das mit diesem Haus zu tun und worin sieht dieser alte Geist da Vorteile?"

„Das hängt mit der Familiengeschichte zusammen", sagte Remus und warf Andrea einen kurzen fragenden Blick zu, doch in deren Gesicht war weder Zustimmung noch Ablehnung zu lesen. Mit über der Brust verschränken Armen lauschte sie aufmerksam dem Gespräch, doch es war nicht zu erkennen, was sie von alledem hielt. Als Remus jedoch nicht weiter sprach, gab sie seiner stummen Aufforderung nach, etwas dazu zu sagen.

„Eine Familiengeschichte auf die ich nicht besonders stolz bin", sagte Andrea nach einer kurzen Pause bitter. „Wie ich inzwischen feststellen musste, war Ignatz Hussel, wie auch die Generationen vor ihm, versessen darauf soviel wie möglich über die dunklen Künste zu erfahren und dazu erschien ihm jedes Mittel recht. Was am Anfang seiner Ehe mit Miranda vielleicht noch als Spleen durchgegangen wäre, verwandelte sich nach deren Tod schon fast in Besessenheit. Er wollte Dinge zuwege bringen, die sich nicht mehr mit ethnischen Grundsätzen vereinbaren ließen und ich vermute, dass Alexander Samuel Hussel da auch nicht besser war."

„Oh, da tust du ihm Unrecht", widersprach ihr Remus. „Alexander erkannte, ebenso wie Anastasia, dass diese dunkle Magie immer nur Leid und Tod heraufbeschwören würde."

„Natürlich, deshalb hat er auch einen generationsübergreifenden Fluch auf seine Familie gelegt", gab Andrea gereizt zurück und plötzlich war jede Gelassenheit verschwunden und sie bebte vor Zorn.

„Du hättest mit ihm reden sollen, Andrea", sagte Remus in besänftigendem Ton.

„Ich wollte aber nicht und ich sehe auch keinen Sinn darin!"

„Das ist mir schon klar, doch dadurch hättest du erfahren, dass dieser von ihm ausgesprochene Fluch, gebrochen werden konnte."

„Na prima! Dann hätte er sich vielleicht vorher zeigen müssen! Jetzt ist es zu spät! Er hat es selbst gesagt, ich habe einen tödlichen Fehler begannen und werde nun die Konsequenzen tragen müssen."

Andrea stand mit einem Ruck auf und wollte aus der Küche stürmen, doch Silver hielt sie im letzten Moment am Arm fest. „Bleib hier, Andrea, ich denke du hast noch nicht alles gehört."

Für einen Moment fragte sich Harry, als er das schelmische Grinsen auf Remus Gesicht sah, ob sein Verstand durch diese Traumreise Schaden genommen hatte und warum Silver Andrea unbedingt zu diesem Gespräch drängen wollte, aber noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, fuhr Remus im unbekümmerten Plauderton fort.

„Dieser alte Geist dort oben ist auch nicht allwissend, so wusste er zum Beispiel nicht, dass du diesen Fluch bereits vor der Benutzung des Salomonschilds gebrochen hast."

„Ich habe was?"

„Indem du dieses Herzstück an Harry weitergegeben hast, wurde der Fluch gebrochen", lächelte er und griff, nachdem sie sich auf ihren Stuhl zurückfallen ließ, nach ihrer Hand. „Du wirst an dieser magischen Vergiftung nicht sterben."

In seinem Blick spiegelte sich glückliche Erleichterung und diese rührte diesmal nicht von Sirius Rettung her.

„Das verstehe ich nicht", stieß sie verständnislos aus und blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

„Es ist ganz einfach. Indem du Harry das Amulett gabst, hast du dich bewusst gegen diese Umwandlung entschieden und nicht nur das; du hast das Herzstück für eine Umwandlung unbrauchbar gemacht."

Auch wenn Harry mit dieser Erklärung nicht allzu viel anfangen konnte, so schien Andrea jedoch ein Licht aufzugehen. Trotz allem standen nach wie vor Zweifel in ihrem Gesicht, als sie mit stockender Stimme zu sprechen begann.

„Es entstand eine Verbindung zwischen Harry und dem Amulett, doch er hatte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehr lange getragen."

„Darum geht es nicht, denn du hast ihm das Herzstück zurückgegeben und Harry trägt es immer noch."

„Jeder Fluch ist zu brechen, sei er auch noch so mächtig", nickte Silver verstehend und lächelte Andrea erleichtert zu. „Alexander Hussel hat den Fluch ausgesprochen, weil er damit verhindern wollte, dass seine Nachkommen die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Er befürchtete sie würden weiter tief in den dunklen Künsten versinken und das damit verbundene Leid würde nie enden. Oder drücken wir es anders aus, er hatte sehr wenig Vertrauen in die Charakterstärke seiner Erben."

„Das ist richtig", bestätigte Remus. „Dein alter Hausgeist erzählte mir gestern Nacht, dass es in dieser Familie seit nunmehr sieben Generationen keine natürlichen Todesfälle mehr gab. Das änderte sich auch nicht dadurch, dass Anastasias Tochter Mirabelle ihren weitläufigen Cousin Archibald Black heiratete, wobei hier zu erwähnen wäre; Archibald Black heiratete sie nur auf Wunsch seiner Familie, weil diese sich damit Zugang zu den dunklen Geheimnissen dieses Hauses erhofften. Ein Fehler wie sich sehr bald herausstellte, denn Anastasia erkannte sehr wohl die wahren Beweggründe und schützte Hussels Arbeitsbereich mit einer magischen Barriere, deponierte das Herzstück im Haus und übergab das Salomonschild an eine Freundin, auf deren Loyalität sie sich verlassen konnte. Archibald Black wusste nichts von der Gewichtigkeit des Salomonschildes für den Schutz und als er diese Barriere brechen wollte, verlor er dabei sein Leben. Die Tragödie schien sich endlos fortzusetzen."

„Irgendwie hört sich das an, als läge auf dieser Familie mehr als nur ein Fluch", stöhnte Hermine und schüttelte zweifelnd den Kopf. „Doch ich verstehe noch immer nicht…. warum hat Andrea den Fluch des alten Hussels gebrochen indem sie Harry das Amulett gab?"

„Dieses Herzstück nimmt mit jedem neuen Träger auch ein Stück von dessen Magie auf und gibt im Gegenzug einen Teil der alten, in sich gespeicherten Energie wieder ab", erklärte Andrea zaghaft. „Dadurch verändern sich die magischen Schwingungen und …und …"

„und machen es für die Umwandlung in eine Hexe unbrauchbar. Andrea hat mit diesem Amulett auch ihr magisches Erbe an Harry weitergegeben", sagte Silver nachdem Andrea vergeblich nach Worten rang. „Aus diesem Grund konnte Harry auch die Tore hinter den Spiegeln erkennen. Sie hat unwissendlich das einzige getan, was diesen Fluch brechen konnte, sie hat unwiderruflich darauf verzichtet diese geheimen Kräfte selbst nutzen zu können."

„Das heißt, Andrea wird für immer ein Muggel bleiben, aber sie wird deshalb auch nicht an dieser magischen Vergiftung sterben", sagte Hermine und sah unsicher zu Harry, der scharf die Luft einsog und seinerseits Andrea ratlos anstarrte.

„Wow", stieß Ron verblüfft aus und grinste Harry breit an, doch dieser schien sich über dieses Erbe nicht sonderlich zu freuen, denn als er zu sprechen begann, klang seine Stimme angespannt, ja schon fast abweisend.

„Und was bedeutet das nun für mich?"

„Es bedeutet lediglich, dass dieses Haus dir irgendwann zur Verfügung stehen wird, vorausgesetzt natürlich, du möchtest dies auch. Die Schutzzauber des Hauses haben für dich keine Gültigkeit und wenn die Zeit dafür reif ist, ermöglicht dir das Herzstück den Zugang zu der alten Magie. Es besteht keine damit verknüpfte Forderung an dich und sollte noch irgendein alter Fluch auf diesem Haus lasten, so wird er für dich keine Gefahr darstellen, da du kein blutsverwandter Nachkomme bist", sagte Andrea mit dem Ansatz eines Lächelns.

„Warum ich?"

„Weil es mir richtig erschien", antwortete Andrea gleichmütig und fügte, als sie seinen zweifelnden Blick sah, mit Nachdruck hinzu: „Das hat nichts mit dem zu tun, dass du Harry Potter bist, sondern nur mit dem, was du als Mensch bist."

Im Grunde seines Herzens war dies für Harry keine befriedigende Antwort, doch er beschloss dieses Thema erst mal ruhen zu lassen, da es noch wichtigere Frage zu klären gab. Silver neben ihm schien das ähnlich zu sehen, denn auf seiner Stirn hatte sich wieder diese steile Falte gebildet, die deutlich zeigte, dass er scharf nachdachte und so überraschte es Harry nicht, als er sich nach einer kurzen Pause erneut an Remus wandte.

„Der Geist hat Andrea vorgeworfen, dass Voldemort sie manipulierte und das Zusammentreffen mit Harry geplant war, um Andrea dazu zu bringen, das Salomonschild zu benutzen; warum sieht er dann jetzt einen Vorteil darin, einen Black in die Realität zurückzuholen?"

„Das hat zweierlei Gründe, zum einen hatte Sirius und Alexander ähnliche Positionen in ihrer Familie. Beide waren das so genannte schwarze Schaf und lehnten sich gegen die Hoheiten auf, die ihnen mit Gewalt die dunklen Künste näher bringen wollten und zum anderen sieht Alexander Hussel, dass Sirius ein machtvoller Verbündeter sein kann", sagte Remus.

„Halt mal", unterbrach ihn an dieser Stelle Sirius stirnrunzelnd. „Ich habe wirklich nichts dagegen zu helfen, doch könntet ihr mir mal erzählen was bisher eigentlich geschehen ist? Mir scheint in den letzten Wochen eine Menge entgangen zu sein."

Remus nickte zustimmend und so berichteten sie mit vereinten Kräften Sirius von den Ereignissen der letzten Wochen, bis sie wieder an den Punkt gelangten, wo Alexander ihnen erzählte, dass Voldemort über die Gemälde vom Salomonschild erfuhr.

„Die Sache mit dem Salomonschild hat Voldemort mit Sicherheit nicht über die Gemälde, sondern über meinen Bruder Regulus erfahren", sagte Sirius und schüttelte unwillig den Kopf. „Als Regulus sich den Todessern anschloss, versuchte er Voldemort mit seinem Wissen über die dunklen Mächte zu beeindrucken und erzählte ihm von Hussels Familie."

„Hat Voldemort deshalb meine Eltern zu Tode gefoltert?", fragte Andrea mit bebender Stimme.

„Vermutlich, ja", stimmte Sirius nach kurzem Zögern zu. „Voldemort erfuhr schon vor 18 Jahren, welche Macht, in diesen Mauern verborgen ist und wollte um jeden Preis mehr darüber erfahren."

„Doch meine Eltern konnten ihm nichts verraten, weil sie nichts darüber wussten", sagte Andrea tonlos und verbarg ihr Gesicht in den Händen.

Es entstand ein betretenes Schweigen, das nur durch das monotone Ticken der alten Küchenuhr gestört wurde. Während Silver neuen Tee kochte, sprach niemand ein Wort, erst als Remus Tee nachschenkte, räusperte sich Sirius.

„Es tut mir leid", sagte er leise. „Ich wollte nicht an alten Wunden rühren."

„Schon gut. Es ist lange her", sagte sie matt, ehe sie Sirius direkt ansah." „Woher wusstet ihr, du und dein Bruder, von diesem Haus und dem Salomonschild?"

„Dein Großvater Archibald Black war ein Cousin meines Vaters und er ging Jahre lang im Grimmauld Place ein und aus. Wie alle Blacks war er vernarrt in die dunklen Künste und dieses Lieblingsthema wurde zur Genüge erörtert. Kannst du dich an ihn erinnern?"

„Ja", hauchte sie so leise, dass Harry Mühe hatte sie zu verstehen und plötzlich schimmerten ihre Augen feucht. „Und das verrückte daran ist, dass ich ihn sehr gern hatte.

Sirius nickte mitfühlend und senkte den Blick, als Silver plötzlich laut ausatmete und sich Remus zuwandte.

„Ich denke, wir müssen in den Grimmauld Place zurück, wir können Dumbledore nicht noch länger warten lassen."

„Sag ihm, dass ich morgen früh mit ihm sprechen werde", seufzte Remus und strich sich mit einer fahrigen Bewegung die Haare aus dem Gesicht. „Es gibt noch ein paar Dinge die ich mit Sirius und Andrea abklären möchte."

Silvers Gesicht drückte alles andere als Zustimmung aus, trotzdem nickte er. Mit einer einladenden Geste deutete er Harry, Ron und Hermine an ihm zu folgen, doch Harry blieb hartnäckig sitzen.

„Ich werde nicht mitkommen", sagte er fest entschlossen und verschränkte die Arme vor der Brust. Innerlich bereitete er sich auf eine hitzige Diskussion mit Silver vor, doch zu Harry Verblüffung verdrehte dieser nur die Augen und grinste.

„Ich werde es Dumbledore ausrichten", sagte er gelassen und zwinkerte Harry zu, ehe er in deutlich sachlicherem Ton an Remus gewandt hinzufügte: „Ich werde es dir überlassen, was du Dumbledore sagen willst und was nicht, aber ich bitte dich zu bedenken, dass auch er ein Mensch ist und unter Selbstvorwürfen leidet."

„Ich werde ihm alles erzählen, doch erst morgen."

Silver nickte zufrieden und wandte sich zum Gehen, er hatte die Küchentür bereits erreicht, als er sich noch einmal umdrehte und Sirius ansah. „Ich bin sehr froh darüber, dass Remus Sie zurückgebracht hat."

„Danke", sagte Sirius überrascht und blickte ihn stirnrunzelnd hinterher.

„Nacht, Harry", sagte Ron und klopfte ihm leicht auf die Schulter, ehe er Silver in die Eingangshalle folgte.

„Ich freu mich auch sehr", sagte Hermine hastig und umarmte den überraschten Sirius, doch noch ehe er darauf reagieren konnte, eilte sie mit einem verlegenen Lächeln Silver und Ron hinterher.

„Ein komischer Vogel dieser Silver, doch er scheint ganz nett zu sein", sagte Sirius nachdenklich.

„Ich kann ihn mir noch nicht so ganz als Lehrer vorstellen, doch er ist ganz ok", grinste Harry.

„Neben Verteidigung gegen die dunklen Künste wird er Harry im nächsten Schuljahr auch in Occlumency unterrichten", sagte Remus mit einem Seitenblick auf Harry.

„Stimmt", nickte Harry verdrießlich, der diesen zusätzlichen Unterricht fast vergessen hatte. „Aber schlimmer wie die Stunden mit Snape kann es nicht werden."

Für einen kurzen Augenblick wanderten seine Gedanken zurück zu Voldemort und er fuhr sich unwillkürlich mit den Fingern über die Stirn, doch er konnte sich nicht entschließen Sirius und Remus von dem, nur wenige Stunden zurückliegenden Vorfall zu erzählen. Beide unterhielten sich unbeschwert und Harry konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal einen von beiden so glücklich erlebt hatte. Plötzlich wurde ihm unangenehm bewusst, dass Andrea ihn beobachtete, doch als sich ihre Blicke begegneten lächelte sie und stand auf.

„Ich weiß nicht wie es euch geht, doch ich habe Hunger. Habt ihr Lust auf ein paar Sandwichts?"

„Da sag ich nicht nein", lächelte Remus.

Sirius und Harry nickten ebenfalls und wenige Minuten später stand eine Platte mit belegten Broten auf dem Tisch. Das fahle Licht des fast vollen Mondes drang durch das Küchenfenster und erinnerte Harry unweigerlich an die letzte Vollmondnacht, die sie in der alten Klosterruine verbracht hatten.

„War es wirklich Absicht, dass Voldemort uns aus der Ruine entkommen ließ", platzte die Frage unvermittelt aus Harry heraus und schlagartig wurden die Gesichter um ihn herum ernst.

„Schwer zu sagen", seufzte Remus und nahm einen großen Schluck Tee, ehe er zum nächtlichen Himmel mit der matt glänzenden Scheibe hochsah. „Das, was wir als gesichert ansehen können, ist relativ wenig. Sicherlich hat Voldemort Andrea benutzt, um dich in Kontakt mit dem Hund zu bringen, auch wäre es nachvollziehbar, dass er hoffte, Andrea würde sich mit ihrem magischen Erbe auseinandersetzen und er dadurch eine Möglichkeit finden, leichter an Informationen heran zu kommen. Doch ernsthaft, würde Voldemort Andrea mit dem Salomonschild entkommen lassen, wo er es ihr so leicht hätte abnehmen können? Nein, ich denke, dass der alte Hussel da ein paar Fehlschlüsse gezogen hat. Trotzdem werden wir genau an diesen Punkten ein paar Nachforschungen anstellen müssen."

Andrea blickte skeptisch auf, offensichtlich konnten Remus Worte sie nicht wirklich überzeugen.

„He, mach dir nicht so viele Sorgen", lächelte Remus und strich ihr sacht über den Rücken. „Wir kriegen das schon hin."

„Ist das nicht eigentlich mein Part, dich daran zu erinnern, einige Dinge etwas leichter zu nehmen?", gab sie mit einem schiefen Grinsen zurück, ehe sie begann den Tisch abzuräumen. Es entstand ein leichtes Geplänkel, welches auch Sirius mit einem verhaltenen Schmunzeln verfolgte, während Harry herzhaft gähnte und sich bewusst machte, dass dies wirklich kein Traum war. Sirius war zurück und für den Moment konnte er sich nichts vorstellen, was ihn glücklicher gemacht hätte. Irgendwann musste er über diesen Gedanken eingeschlafen sein, denn er schreckte hoch, als Sirius ihn leise ansprach.

„Vielleicht solltest du langsam ins Bett gehen, Harry."

Sirius hatte einen Arm um seine Schultern gelegt und als Harry müde in Sirius grinsendes Gesicht blickte, war es ihm einem Moment lang peinlich, wie ein Kind in den Armen seines Paten eingeschlafen zu sein.

„Mach ich", nuschelte er verlegen und streckte seine steif gewordenen Glieder, während seine Ohren sich unangenehm heiß anfühlten.

„Gute Nacht, Harry!"

Fortsetzung folgt……..

AN: Ein ganz besonderes Dankeschön an:  Daisuke-chan,   pirat,   Jessy Black,   Lea, Padfoot´s Mate,   Jun,   Samantha Black,   Miss Shirley-Blythe,   Starryk,   Beppo 1, Maya,  Rapunzelou,  Morle,  Grizza,  Thorin   Eichenschild,  Six 83,  Raven 217, Brisana-Brownie,  Auxia,   X-Ray,   Sirius-lebt,   Thror,   Sweetii,   Freak,  Janine Black,   Eva Luna,   Kirilein,  Andrea 1984, und Rebecca, meine stumme Leserin *g*

habe mich sehr über euere Reviews gefreut, konnte gar nicht fassen wie viele auf dieses letzte Kapitel gekommen sind.

Und natürlich ein besonderer Dank an Vivian, die so fleißig Korrektur liest. *ggg*

So nun dürft ihr euch noch auf das letzte Kapitel dieser Geschichte freuen, bis es dann mit der Fortsetzungsgeschichte weitergeht.

Vielleicht habt ihr ja auch Ideen, Anregungen oder Wünsche, was ihr im weiteren Verlauf der Geschichte gern lesen würdet? Lass es mich einfach wissen, bin für fast alles offen. Ich sage hier bewusst FAST, denn ich werde ganz sicher kein Harry/Draco Slash schreiben! *sfg* Über alles andere werde ich gern mal nachdenken und wenn möglich in die Geschichte mit einbauen.

Liebe Grüße von euerem Sternchen! (das sich noch immer ganz toll über die Reviews freut)