40. Ende und Anfang

Harrys Schritte verklangen in der Eingangshalle und für einige Sekunden lauschte Sirius ihrem Widerhall. Der Gedanke, wie wichtig er selbst für Harry war und wie sehr dieser unter seinem angeblichen Tod litt, schmerzte. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ihm diese Tatsache bisher nicht im vollen Umfang bewusst war. Natürlich hatten ihn Dumbledore und auch Remus immer wieder darauf hingewiesen, doch nie war ihm, Sirius, das so deutlich vor Augen geführt worden, wie in den letzten Stunden. Der Schmerz und die Verzweiflung, die er bei seiner Rückkehr in den Augen seines Patensohns gesehen hatte, krallten sich fest um sein Herz. Sirius wurde unvermittelt aus seiner Grübelei gerissen, als Remus neben ihm aufstand und die Küchentür ganz ins Schloss zog.

„Unsere Rückkehr ist anders gelaufen, als ich sie geplant hatte", begann Remus zögernd und ließ sich erschöpft auf den Küchenstuhl niedersinken.

Sirius zog überrascht die Augenbrauen nach oben, nicht wissend auf was Remus mit diesen Worten hinaus wollte, wartete jedoch bis dieser seine Gedanken soweit gesammelt hatte und mit brüchiger Stimme weiter sprach.

„Ich hätte dir gern die Möglichkeit einer Entscheidung gelassen, doch…."

„Welcher Entscheidung?"

„Die Wahl, ob du hier bleiben oder in diese andere Welt zurückkehren möchtest", antwortete Remus bedrückt und blickte mit einem wehmütigen Lächeln in Sirius Gesicht. „Du warst dort glücklich und…"

„Sag mal, Remus, spinnst du? Ich bin Harrys Pate und ich bin für ihn verantwortlich", brauste Sirius auf. „Hältst du mich wirklich für so egoistisch oder feige, dass ich meine Verantwortung Harry gegenüber einfach sausen lasse? Glaubst du ernsthaft, ich wollte in einer Traumwelt leben, während er mich hier braucht?"

„Ich halte dich weder für egoistisch, noch für verantwortungslos und feige erst recht nicht, doch ich hielt es für wichtig, dass du diese Entscheidung triffst und nicht ich", entgegnete Remus ruhig, während Sirius Augen ihn zornig anfunkelten.

„Ich denke nicht, dass es da Raum für Entscheidungen gibt", sagte Sirius sichtlich darum bemüht, Ruhe zu bewahren.

Remus nickte langsam, während er auf einen imaginären Punkt über seiner Teetasse starrte. „Ich wusste dass du so reagieren würdest und trotzdem…."

Remus brach ab, als er keine Worte fand, die seine Beweggründe ausdrücken konnten. Wie sollte er Sirius etwas erklären, das er selbst nicht verstand?

„…trotzdem drängte es dich, Sirius diesen Weg offen zu halten", vollendete Andrea unerwartet seinen Satz und nickte verstehend. „Es ist noch gar nicht solange her, da sagtest du: wenn es nur den Funken einer Hoffnung gäbe, dann wäre ich der Erste, der durch diesen Torbogen ginge, um Sirius am Kragen zu packen und ihn wieder herauszuzerren." Andrea holte tief Luft, ehe sie mit einem traurigen Lächeln fort fuhr. „Anfänglich konntest du diesen Funken der Hoffnung nicht sehen, aber als du plötzlich eine Chance erkanntest, hast du sofort reagiert und nichts und niemand hätte dich davon abhalten können. Allerdings fühlen sich unsere Wünsche auf dieser Seite der Wirklichkeit anders an, als in der Traumwelt. In dem Augenblick, in dem Sirius dir dort begegnete, kam dir der Wunsch ihn zurückzubringen plötzlich sehr selbstsüchtig vor."

„Manchmal ist es beängstigend, wie du Dinge auf den Punkt bringst", brummte Remus, ehe er kurz ihrer Hand drückte und dankbar zurücklächelte.

„Oh, an mir gezerrt hat er auch, zwar nicht am Kragen, aber dafür an meinem Arm", grinste Sirius. Plötzlich schimmerten seinen Augen feucht und der Ärger in ihnen war verschwunden. „Dachte wirklich, er wollte ihn mir ausreißen."

„Ich hatte Angst dich zu verlieren", sagte Remus leise, doch Sirius verstand sehr wohl die Doppeldeutigkeit dieser Worte.

„Was mich etwas gewundert hat ist, warum du nicht wolltest, dass Dumbledore von meiner Rettung erfuhr."

„Ich wollte dir ersparen, umgehend in den Grimmauld Place zurückkehren zu müssen und Dumbledore hätte sicher darauf bestanden."

Sirius Gesicht verdüsterte sich bei diesen Worten, dennoch klang seine Stimme ruhig und klar. „Da magst du sicher Recht haben."

„Vielleicht wäre es auch sinnvoller, wenn du hier bleiben würdest", sagte Andrea, während sie gedankenversunken mit den Fingerspitzen den Rand ihrer Teetasse entlang fuhr. „Solange man dich für tot hält, wird niemand nach dir suchen."

„Daran habe ich auch schon gedacht", nickte Remus und atmete erleichtert auf. Es war ihm anzusehen, dass er genau auf diesen Vorschlag von ihr gehofft hatte. „Dieses Haus ist mindestens ebenso gut geschützt wie der Grimmauld Place, doch du hättest hier wesentlich mehr Bewegungsfreiheit."

„Ich weiß nicht, ob dies wirklich eine so gute Idee ist", entgegnete Sirius zweifelnd. „Sicherlich klingt es verlockend. Es ist eine angenehmere Vorstellung als die, wieder im Grimmauld Place eingesperrt zu sein, aber ich bezweifle, dass Dumbledore davon begeistert wäre."

„Der alte Herr wird nicht aufhören sich Sorgen zu machen, egal ob du nun hier, oder im Grimmauld Place bist", sagte Andrea mit einem Achselzucken. „Vor allem dann nicht, wenn sich etwas seiner Kontrolle entzieht."

Sirius lachte leise, während Remus Andrea mit einem leicht tadelnden Blick bedachte.

„Schon gut, das ist auch nur meine ganz persönliche Meinung", sagte Andrea und hob abwehrend die Hände.

„Vermutlich begründete sich Dumbledores Sorge auch darin, dass Sirius zeitweise etwas uneinsichtig, um nicht zu sagen leichtfertig war", seufzte Remus, das verächtliche Schnauben von Sirius ignorierend.

„Oh ja, dann verlasse ich das Haus und falle prompt durch diesen Torbogen. Ich kann mir die Reaktionen darauf nur zu gut vorstellen", stöhnte Sirius mit säuerlicher Miene. „Molly klagte, dass sie dies immer vorausgesehen hat und Snape kugelte sich bestimmt vor Lachen."

„Snape ist ein hirnrissiger Idiot", fauchte Andrea zornig, während sie sich daran erinnerte, was Hermine ihr erzählte, nachdem diese zusammen mit Harry und Ron Snape und Silver belauscht hatten.

Überrascht von dieser heftigen Reaktion legte Sirius den Kopf schief, ehe sich ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht breit machte. „Du sprichst mir aus der Seele!"

„Wenn das nicht der Beginn einer wundervollen Freundschaft ist", lachte Remus und hob seine Teetasse, als wollte er darauf einen Tost aussprechen.

Auch Andrea stimmte in dieses Lachen ein und für einen kurzen Augenblick verlor sich die Anspannung der letzten Stunden. Dieses Lachen klang wie Musik in Andreas Ohren und plötzlich füllte sich die Küche mit einer Lebendigkeit, wie sie es in diesem Haus noch nicht erlebt hatte. „Als hätte jemand einen Zauber gesprochen", dachte sie unwillkürlich und beobachtete die beiden Freunde, die sich über den Tisch hinweg frech angrinsten. Selbst für Andrea, die beide erst seit kurzer Zeit kannte, war deren vertraute Einigkeit und tiefe Verbundenheit zu spüren, die sie in ihrem Innersten bewegte.  

„Was hat Snape …vergiss es, ich will es gar nicht wissen", unterbrach Sirius sich selbst und schüttelte entschieden den Kopf.

Remus lachte so herzhaft, dass er die Tasse aus der Hand stellen musste, um nicht den Tee über das Tischtuch zu verteilen. „Ich versuche mir gerade sein Gesicht vorzustellen, wenn er dir irgendwann einmal über den Weg läuft."

„Oh, ich hoffe, das wird nicht so bald der Fall sein", stöhnte Sirius theatralisch und verdrehte die Augen.

„Mein Angebot steht, wenn du möchtest kannst du hier bleiben, solange du es willst", sagte Andrea, der es wichtig war, dieses Angebot nochmals zu unterstreichen. 

„Wir werden hören, was Dumbledore morgen dazu sagt", nickte Sirius dankbar und damit war dieses Thema vorerst beendet.

* * * *

„Guten Morgen, Harry !"

Harry blinzelte schlaftrunken in das lächelnde Gesicht seines Paten und einen Moment lang war er sich nicht sicher, ob dies nun Traum oder Wirklichkeit war. Die Sonne schien in sein Gästezimmer und es dauerte etwas, bis Harrys Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. Sirius saß neben ihm auf der Bettkante, die Haare im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und in eine dunkelgrüne Robe gekleidet. Einem inneren Zwang folgend streckte Harry die Hand aus, um Sirius Arm zu berühren, doch dieser fühlte sich beruhigend lebendig an.

„Keine Sorge, ich bin wirklich hier", schmunzelte Sirius und reichte Harry die Brille.

Harry nahm mit einem erleichterten Lächeln die Brille entgegen und schob sie auf die Nase. „Morgen, Sirius!"

„Andrea hat mich beauftragt dich zu wecken. Frühstück ist schon fertig", erklärte er mit gespielter ernster Miene und wollte sich erheben, als Harry seinen Arm festhielt.

„Sirius, ich…ich bin so froh, dass du wieder da bist", sagte er leise und plötzlich traten Tränen in seine Augen.

„Ich bin auch froh hier zu sein, Harry", entgegnete er sanft, während er Harry fest an sich zog.

„Wie konnte Remus nur ernsthaft in Erwägung ziehen, dass ich nicht zurück wollte"?, durchfuhr es ihn, während Harry seine Umarmung zittrig erwiderte.

Einige Zeit hielten sie einander nur schweigend fest, bis Andreas Lachen die Stille des Hauses durchbrach.  Sirius sah auf und Harry löste sich etwas verlegen aus der Umarmung.

„Du bist unmöglich, Andrea", hörte sie Remus lachende Stimme, worauf hin Andrea etwas entgegnete, was Harry allerdings durch die geschlossene Tür nicht verstand.

„Na los, beeil dich", sagte Sirius heiser und klopfte Harry leicht auf die Schulter.

Harry fuhr sich hastig über Gesicht und Haare, so dass diese noch wilder vom Kopf abstanden und beeilte sich aus dem Bett zu kommen. „Wir sollten uns wirklich beeilen, sonst lassen uns die Beiden nichts mehr übrig", sagte er mit einem schelmischen Grinsen und eilte Richtung Badezimmer davon.

* * * *

Nach einem reichhaltigen Frühstück begab sich Remus in den Grimmauld Place, wo Dumbledore ihn bereits gut gelaunt erwartete.

„Ah, da bist du ja", begrüßte er Remus, kaum dass dieser die Tür des Schreibzimmers hinter sich geschlossen hatte. „Warum hast du ihn nicht mitgebracht?"

Für einen Moment war Remus sprachlos und fragte sich unwillkürlich, ob Silver doch mehr als vereinbart erzählt hatte. Ohne Dumbledores Frage zu beantworten ging Remus auf den wuchtigen Ohrensessel zu und ließ sich  mit einem unterdrücken Seufzen hineinfallen. Dumbledore jedoch schien nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet zu haben, denn er nickte ihm verständnisvoll zu und zog den Zauberstab aus der Tasche. Mit einem leichten Schlenker erschien ein Tablett mit Tee und Keksen und Dumbledore stellte es vergnügt vor sich auf den Tisch. Remus stöhnte innerlich auf, während der alte Schulleiter ihn über die Gläser seiner halbmondförmigen Brille anstrahlte. „Warum zum Teufel kann man diesen Mann nichts verheimlichen", dachte Remus irritiert, hielt aber dem Blick stand.

„Ich kann eins und eins zusammenzählen", kicherte Dumbledore, als hätte er Remus Gedanken gelesen. „Das war nicht weiter schwierig."

Remus konnte sich nicht daran erinnern, wann er den alten Zauberer das letzte Mal so heiter gesehen hatte. Sein altes, runzeliges Gesicht strahlte, als gäbe es keinen Voldemort, keine Todesser oder sonst etwas auf der Welt, worüber er sich sorgen müsste.

„Tee, Remus?", fragte er, während seine hackenförmige Nase über der Teekanne schnupperte. „Hm, Kräutertee, einer der Sorten die ich besonders bevorzuge."

Remus verneinte durch ein stummes Kopfschütteln und beobachtete, wie Dumbledore bedächtig eine Tasse füllte und einen vorsichtigen Schluck von dem dampfenden Getränk nahm.

„Nachdem du offensichtlich nichts erzählen möchtest, werde ich einfach mal damit beginnen, was ich mir so zusammen gereimt habe", begann Dumbledore mit einem amüsierten Glitzern in seinen Augen. „Als Clark Silver mir gestern Abend erzählte, dass du wohlbehalten zurückgekehrt bist, war ich sehr erleichtert. Wobei ich gestehe, anfänglich sehr verwundert gewesen zu sein, dass du dich nicht persönlich mit mir in Verbindung gesetzt hast. Als er einige Zeit später mit Ron und Hermine zurückkam, musste ich ihnen nur in die Augen sehen, um zu erfahren, dass sie sehr glücklich und erleichtert waren. Die Tatsache, dass Harry nicht mit wollte, bestätigte nur meine Überlegungen. Ich vermutete, dass du in der vorletzten Nacht einen Weg gefunden hast, wie du unbeschadet durch den Torbogen in die Mysteriumsabteilung gelangen und Sirius zurückbringen konntest."

„Das ist richtig! Sirius konnte zurück, er befindet sich zusammen mit Harry in Andreas Haus und lässt Sie grüßen", sagte Remus und wunderte sich selbst darüber, wie rau und brüchig seine Stimme plötzlich klang.

Dumbledore nickte zufrieden und schloss einen Moment glücklich die Augen, als wollte er diesen Augenblick festhalten. Grenzenlose Erleichterung spiegelte sich in seinem Blick, als er wenig später die Augen wieder öffnete und Remus ansah.

„Erzähle mir bitte, was genau geschehen ist", sagte er und lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück, während seine Hände die Tasse umschlossen.

Remus berichtete ihm was er erfahren hatte und welche Schlüsse er daraus ziehen konnte. Der alte Zauberer hörte ihm schweigend zu, nur von Zeit zu Zeit nickte er zustimmend. Als Remus geendet hatte, fühlte er sich erleichtert, fast so als wäre sein Bericht eine Bestätigung dafür, dass dies alles kein Traum war und Sirius wirklich wieder unter ihnen weilte.

„Eine beeindruckende Leistung, mein lieber Remus", sagte der alte Zauberer und lächelte ihn wohlwollend an. „Ich denke, dass ich dir nicht sagen muss, wie glücklich und erleichtert ich über diesen Verlauf der Ereignisse bin."

Remus nickte, ehe er zögernd das Thema ansprach, das ihm schon seit Beginn des Gespräches im Magen lag.

„Wir haben überlegt, ob es vorläufig  nicht sinnvoller wäre, Sirius Wiederkehr geheim zu halten. Andrea hat ihm angeboten in ihrem Haus zu wohnen."

„Damit habe ich durchaus gerechnet", antwortete Dumbledore, während er unschlüssig den Kopf hin und her wiegte. „Doch wir beide kennen Sirius gut genug um zu wissen, dass er auch in Andreas Haus an einen Punkt kommen wird, wo er es verlassen möchte. Er war viel zulange in Askaban eingesperrt, um dies längere Zeit ertragen zu können."

„Solange er für tot gilt, wird niemand nach ihm suchen."

„Das ist sehr wohl richtig, doch oft ist es die Verkettung unglücklicher Umstände, die ein solches Geheimnis offenbart", seufzte Dumbledore und massierte sich die Stirn. „Ich würde gern mit Sirius persönlich darüber sprechen."

„Natürlich. Andrea wird sich über Ihren Besuch freuen."

„Du übertreibst, mein lieber Remus", sagte er mit zuckenden Mundwinkeln. „Ich bezweifle, dass meine Anwesenheit für die junge Dame wirklich ein Grund zur Freude ist." Remus wollte ihm bereits widersprechen, als Dumbledore abwehrend die Hand hob. "Dennoch werde ich ihrer Einladung gern Folge leisten. Nicht zuletzt, da mich dieses mysteriöse Haus schon seit langem sehr neugierig macht", fügte er im gedämpften, verschwörerischen Ton hinzu, während seine Augen vergnügt aufblitzten.

* * * *

Andrea hatte Sirius nach dem Frühstück das Haus gezeigt und auf diese Weise kam nun Harry auch in Räume, die er zuvor noch nicht gesehen hatte. So zum Beispiel auch in ein altes Zaubertranklabor im Keller, dessen verrostete Tür sich erst unter einem von Sirius gesprochenen Zauberspruch öffnete.

„Na also, geht doch", grinste Sirius und schob die schwere Tür auf, während feiner Sand von der Wand rieselte.

„Hier war seit Ewigkeiten niemand mehr unten", sagte Andrea und trat mit zögernden Schritten in die Dunkelheit.

„Lumos", erklang es hinter ihr und sie wich erschrocken zurück, als das Licht aus Sirius Zauberstab einen Glaszylinder auf dem gegenüberliegenden Regal traf.

„Die tun dir nichts mehr", feixte Sirius, während er die abgeschnittenen Affenköpfe in der orangefarbenen Flüssigkeit betrachtete.

Nicht nur der Anblick dieser konservierten Köpfe, auch der Geruch ließ Harrys Magen rebellieren, während er angewidert die verschiedenen Glasgefäße begutachtete. Er konnte Andrea nur zu gut verstehen, die mit kalkweißem Gesicht an ihm vorbei ging, um das schmale Kellerfenster zu öffnen.

 „Das stinkt ja abartig", brummte sie und rüttelte am Fenstergriff.

„Darüber liegt ein Verschlusszauber", sagte Sirius und tippte mit dem Zauberstab gegen das Fenster, sofort schwang es auf und die Atemluft wurde erträglicher.

„Mein Lieblingsraum wird das sicher nicht", seufzte Andrea, während sie skeptisch in einen alten Zaubertrankkessel hineinsah. Offensichtlich war er leer, denn sie ging kommentarlos weiter zu einem grob gezimmerten Schreibpult, auf dem ein verstaubtes Buch lag. „Wie nett, Zaubertränke und Gifte, die in keinem Haushalt fehlen sollten", las sie vor.

Ein frischer Luftzug wehte um Harrys Nase, während er an den langen Regalreihen mit Zutaten für Zaubertränke vorbei ging. Sie waren alle sorgfältig beschriftet, doch Harry bezweifelte, dass noch vieles davon zu verwenden war. Im hinteren Teil des Raumes gab es ein Regal, das neben sehr alten Büchern, auch unzählige Pergamentrollen und Federn verwahrte. Dazwischen stand ein goldfarbenes Tintenfass und etwas das aussah, wie die Miniaturausgabe einer Guillotine, an deren Fallbeil getrocknetes Blut klebte. Harry wollte sich lieber nicht vorstellen, wofür Andreas Ahnen dieses Gerät benutzt hatten. Angewidert wandte er den Blick ab, als plötzlich ein erneuter Luftzug die Kellertür mit einem lauten Knall zuschlagen ließ. Harry zuckte heftig zusammen und ein Gefühl von Panik stieg in ihm hoch.

„Keine Angst, das war nur der Wind, der die Tür zufallen ließ", sagte Sirius und als Harry sich umdrehte, bemerkte er, dass Sirius Worte nicht ihm, sondern Andrea galten, die sich mit aschgrauem Gesicht an der Kante des Schreibpults festhielt.

„Ich habe keine Angst", protestierte sie zornig und trat entschlossen auf die Tür zu. Energisch drückte sie die Türklinge herunter, doch die Tür ließ sich nicht öffnen.

Sirius kniff die Augen zusammen und trat mit gezücktem Zauberstab neben sie. Auf seiner Stirn hatte sich eine steile Falte gebildet und seine Stimme klang lange nicht mehr so gelassen, als er Andrea ein Stück zurückzog, die Spitze des Zauberstabs auf das Türschloss richtete und „Alohomora" murmelte.

Mit einem Ächzen schwang die Tür auf und auch Sirius atmete sichtlich erleichtert auf. „Scheint ein interessanter Aufenthalt zu werden", grinste er und senkte den Zauberstab, doch Harry fiel auf, dass er ihn nicht zurück in die Robe steckte.

Andrea schluckte schwer und zog fröstelnd die Schultern an. „Ganz schön unheimlich hier unten."

„Lasst uns nach oben gehen, nach so viel Staub wird uns ein bisschen frischere Luft gut tun", sagte Sirius und erntete dafür ein dankbares Lächeln von Andrea, ehe sie mit eiligen Schritten in den Korridor hinaus eilte.

Harry folgte ihr und als er sich nach Sirius umdrehte, sah er wie dieser mit einem Wink seines Zauberstabs das Fenster schloss, ehe er mit einem letzten, ungläubigen Blick den Kopf schüttelte und die Tür hinter sich ins Schloss zog.

Eine halbe Stunde später saß Harry mit Sirius im Garten auf der alten verwitterten Bank, als die zweiköpfige Runespoor zwischen den hohen Grasbüscheln auftauchte. Sirius verzog das Gesicht, als sie sich an seinen Beinen vorbei schlängelte und schließlich ihre Köpfe an Harrys Knie rieb.

„Bist du dir sicher, dass deine Zimmergenossen in Hogwarts nichts gegen eine Runespoor einzuwenden haben?", fragte er mit einem schiefen Grinsen und strich vorsichtig über die glatte Haut der Schlange.

„Ich hoffe mal nicht", seufzte Harry stirnrunzelnd. „Ehrlich gesagt habe ich bisher überhaupt nicht darüber nachgedacht."

„Im Notfall kannst du sie immer noch bei Hagrid unterbringen. Der ist sicherlich entzückt über deine neue Freundin."

„Bestimmt", grinste Harry bei dem Gedanken an Hargrids leuchtende Augen, wenn er Sölämen das erste Mal sehen würde.

„Dumbledore", sagte Sirius plötzlich, der den Blick von der Runespoor abgewandt und nun auf die wenige Meter vor ihm stehende Gestalt gerichtet hatte. Er sprang auf, doch als Harry ebenfalls Anstalten machte, aufzustehen, schüttelte Sirius den Kopf und legte seine Hand auf Harrys Schulter. „Bleib hier, Harry. Ich möchte erst einmal alleine mit ihm reden."

Harry nickte zögernd und ließ sich mit einem vernehmbaren Seufzen auf die Bank zurückfallen. Aus der Entfernung sah er wie Dumbledore Sirius entgegen ging und ihn freudig entgegen strahlte. Er musste ihre Worte nicht verstehen, um zu wissen, dass Dumbledore seine Erleichterung darüber ausdrückte, Sirius wohlbehalten wieder zu sehen. Als Sirius ihm die Hand reichte, umschloss Dumbledore sie mit beiden Händen und hielt sie einige Zeit fest, ehe sie gemeinsam ins Haus gingen. „Dumbledore hat unter Sirius Verschwinden gelitten, er hat sich selbst bittere Vorwürfe gemacht", schoss es Harry unwillkürlich durch den Kopf und er fragte sich, warum ihm dies all die Wochen zuvor nicht aufgefallen war. Eine Welle des Mitgefühls durchströmte ihn, als er sich an den Ausdruck in Dumbledores Augen erinnerte, mit dem er ihm vor nicht einmal zwei Monaten gesagt hatte, dass er, Dumbledore, die Schuld an Sirius Tod trage.

Harry lehnte sich zurück und schloss die Augen, während die Bilder der letzten Wochen an seinem inneren Auge vorbeizogen. Es gab so vieles, was er Sirius fragen wollte und worüber er mit ihm reden musste. Innerlich flehte er, dass Dumbledore ihm die verbleibenden zwei Tage mit Sirius lassen würde, bis das neue Schuljahr begann und er sich erneut von Sirius trennen musste. Eine bleierne Schwere überfiel ihn bei diesem Gedanken und er seufzte unwillkürlich auf. „Er muss mir diese beiden Tage Zeit lassen", dachte er verzweifelt, als er plötzlich Schritte auf dem Schotterweg hörte.

Als er die Augen aufschlug, sah er Dumbledore mit gemächlichen Schritten auf sich zukommen. Sein langer, weißer Bart schimmerte im Sonnenlicht und bildete einen starken Kontrast zu der dunkelblauen Robe, die er an diesem Tag trug. Trotz seines hohen Alters strahlte dieser Mann eine Mischung aus Ruhe, Beständigkeit und Tatkraft aus, die Harry schon immer an ihm so fasziniert hatte.

„Hallo Harry", begrüßte er ihn freundlich und setzte sich auf den Platz, den zuvor Sirius innehatte.

„Hallo Professor", erwiderte Harry seinen Gruß, nicht sicher was sein Schulleiter ihm nun mitteilen wollte.

Einige Minuten schwiegen sie und Harrys Kehle fühlte sich plötzlich wie zugeschnürt an. Was wenn Dumbledore ihn auffordern würde, sofort in den Grimmauld Place zurückzukehren?

„Ich habe mit Sirius vereinbart, dass du bis zum 1. September hier bleiben darfst", begann Dumbledore mit einem leisen Lächeln und fischte eine Tüte Bonbons aus seiner Tasche. „Allerdings halte ich es nicht für sinnvoll, wenn Sirius dich zum Bahnhof begleitet, dies werden Remus Lupin, Tonks und Silver tun. Bist du damit einverstanden, Harry?"

„Ja", krächzte Harry, doch mehr Worte wollten aus seiner Kehle nicht entweichen. Ein unbändiges Glücksgefühl durchströmte ihn und er musste den verrückten Gedanken zurückdrängen, Dumbledore nicht um den Hals zu fallen.

„Sehr schön", nickte Dumbledore zufrieden und hielt Harry die Bonbontüte entgegen. „Sollen auch gegen einen rauen Hals helfen."

Mit einem verlegenen Lächeln schob Harry sich einen Bonbon in den Mund. „Danke, Professor!"

„Oh, keine Ursache", schmunzelte der alte Zauberer und richtete den Blick auf den entfernten Wald, über dem gerade mehrere Vögel aufstiegen.

Der dicke Kloß, welcher sich in Harrys Kehle gebildet hatte, wollte nicht verschwinden, so sehr er auch schluckte und sich darum bemühte. Während Dumbledores Blick einem Raben folgte, der mit lautem Krächzen auf der nahen Wiese landete, begann der alte Zauberer erneut zu sprechen, doch diesmal war kein Schmunzeln mehr in der Stimme zu erkennen.

„So merkwürdig dies auch klingen mag….manchmal brauchen wir ebensoviel Zeit um freudige Überraschungen zu überwinden, wie ein schreckliches Erlebnis", sagte er langsam, ohne die Augen von dem Vogel zu wenden, und diesmal war Harry sehr dankbar dafür, dass Dumbledore ihn nicht direkt ansah. Mit einer raschen Bewegung wischte er sich die aufsteigenden Tränen aus den Augen. Es folgte eine längere Pause, bis Dumbledore schließlich aufstand und Harry noch einmal freundlich zunickte.

„Auf Wiedersehen, Harry. Wir sehen uns am 1. Schultag in Hogwarts."

„Auf Wiedersehen, Professor und vielen Dank", sagte Harry leise und streckte ihm die Hand entgegen. Mit einen erleichterten Aufatmen erwiderte Dumbledore den Händedruck, ehe er sich mit einem stillen Lächeln abwandte zum Haus zurückging.

So das war es, das vorläufige Ende!

Autor Note: Tja, das war es dann erst mal! Ich hoffe euch hat das Lesen genauso viel Spaß gemacht wie mir das Schreiben. Nun, den vielen Reviews nach zu urteilen, würde ich dies vermuten. *sfg* Ich danke Euch für jedes Einzelne!!!! Sie waren mir immer ein ungeheurer Ansporn schnell weiter zu schreiben.

Vielleicht hab ich auch ein bisschen zu schnell weiter geschrieben, denn es haben sich auch einige Fehler in die Story eingeschlichen, die so eigentlich nicht sein sollten. Das ist auch der Grund weshalb ich, ehe ich mit der Fortsetzungsgeschichte weiter mache, diese Story noch mal überarbeiten und mit Vivians Hilfe ein paar Fehler ausmerzen werde. Habt ein bisschen Geduld, die Fortsetzung kommt ganz bestimmt und ich habe auch schon einen Titel dafür…..

                                                                                Die Macht des Geistes, wird sie voraussichtlich heißen. *ssffgg*

So nun dürft Ihr euch überlegen, was es damit auf sich haben könnte. *gggg*  Einige Eurer Wünsche werde ich sicher beim Schreiben berücksichtigen……..hihihihihihi. Oh ja da steigen lustige Ideen vor meinen geistigen Augen auf.

Zu eueren Wünschen:

Padfoot´s Mate wünschte sich das Pairing Remus/Andrea…..hm, werde ich darüber nachdenken. Und nein, ich werde selbstverständlich Sirius nicht sterben lassen. Weißt Du wie viele Stunden an harter Arbeit es gekostet hat ihn wieder zu beleben? Da werde ich ihn sicher nicht sterben lassen. Auf keinen Fall! Allerdings kann ich Dir nicht versprechen, dass es keine weiteren Todesfälle geben wird.

Sweetiii wünscht sich Snape. Ganz klare Sache, wenn Harry in Hogwarts ist, wird Snape sicher wieder kräftig mitmischen. *sfg*

Six 83, möchte das Sirius und Remus die Hauptrollen spielen…..sie werden sicher mit von der Partie sie, doch Hauptrollen???? Mal sehen, ob ich Dich zufrieden stellen kann. *ggg*

Und mein geliebter Pirat, der denkt, dass ich kein Slash mag *kopfschüttel* wie kommst du denn da drauf? Nur weil ich das Pairing Harry / Draco niemals schreiben möchte, heißt das noch lange nicht, dass ich was gegen Slash im Allgemeinen habe. Außerdem möchtest auch du das Pairing Remus/Andrea….hm *grübel*.  Auch Draco spielt sicher wieder mit, denn keine Hogwarts ohne Streit zwischen Harry und Draco *sfg*. Ganz viel von Sirius? Versprochen! Und zum Abschluss, ja, mein lieber Pirat, ich bin sehr mutig und habe mir deine Wünsche sehr gut durchgelesen…. In meiner Brust schlägt das Herz einer echten Gryffindor *ssffgg* und das fürchtet keine Piraten oder sonstige nette Menschen.

Sirius-lebt, Du wünscht Dir Auseinandersetzungen zwischen Snape und Sirius/Remus….wie sollten sich diese vermeiden lassen *sfg* Das kann ich ruhigen Gewissens versprechen; Sirius und Snape werden sicher erfrischende Gespräche führen.

Jessy Black, möchte Harry/Hermine…..lass dich überraschen….*fg* Vielleicht, vielleicht nicht…

Thorin Eichenschild, Du machst mir Kopfzerbrechen, mein Lieber! Kein Slash…. hm….ich werde darüber nachdenken….doch versprechen kann ich vorläufig nix.

Rapunzelou, an Dich habe ich eine Bitte! Warte mit dem Ausdrucken und Verschicken an Deine Freunde und Verwandte, bis ich diese Story fertig überarbeitet habe!!! Deine Idee mit der Annäherung der verschiedenen Häuser….habe ich geistig notiert!

Kaori, oh weh…….eine Dreiecksbeziehung zwischen Sirius/Remus/Andrea? Ist das Dein Ernst? *fg* und unser Lieblingstrio soll sich verlieben (unglücklich) jeder in einen anderen? Ich bezweifle, dass dies wirklich lustig wäre. Wollte doch die nächste Story nicht unter der Kategorie Drama schreiben. Gut, aber ich denke auch darüber nach. *g*

Lea, was soll ich sagen? Ja Du bist sehr bescheiden *ggg* und Du hast klasse Ideen, die ein oder andere werde ich bestimmt auch umsetzen. Welche? Das verrate ich Dir nicht! *ssffgg* Allerdings werde ich Rücksicht auf die vielen minderjährigen Leser nehmen……..

Miss Shirley-Blythe, ja, ja, ich kenne Dein Lieblingspairing………doch bezweifle ich, dass ich es genauso wundervoll beschreiben könnte, wie Du in deiner laufenden Story.

Janine Black, Harry/ Hermine….tja lass Dich überraschen….vielleicht wird es geschehen……… *gggggggggggggg*

Maya, Du wünscht Dir ein Happy End? Hm, da stellt sich für mich die Frage, was würde für dich einem Happy End gleichkommen?

Kirilein: Ja ich gebe dir Recht, das Pairing Harry/Draco gibt es viel zu oft schon.

Eva Luna, schön, dass Du Dich von meiner Fantasie überraschen lassen willst.

Kiki, ich freue mich auch, dass sie nun endlich wieder zusammen sind.

Anna Moonlight, ich hab mich sehr über deine ausführliche Review gefreut!

Laser-jet, das sehe ich auch so!

Angel344, hast Du diese Reaktion von Dumbledore erwartet?

Andrea1984, danke, danke! *ggg*

Brisana Brownie, schön, dass ich Deinen Tag retten konnte! Fühle mich sehr geschmeichelt!

Liesel: Casa de anhelo, bedeutet Haus der Sehnsucht. *fg* warum das so heißt….?

So das war es dann vorerst. Nun wird erst mal Korrigierarbeit geleistet und dann geht es mit neuem Elan weiter!

Bis dahin, wünsche ich euch eine schöne Zeit!

Euer Sternchen!