Dieses Kapitel ist weit weniger melancholisch als die Vorherigen. Und auch
um einiges länger!!!!
Viel Spaß!
Verlin
KAPITEL3 (extra large)
*~*~
I'm a vision, I'm justice
Never thought that I could love Living in shadows, faded existence It was never good enough Within the darkness, you are the light That shines a way You're trapped in violence, I can be the man Who saves the day THE CALLING - "For You"
*~*~
Drei Tage waren nun ins Land gezogen, wie Wind in den Bergen. Und unaufhaltsam, ging über Minas Tirith, ein neuer Morgen auf.
Legolas setzte sich auf, gähnte laut und rieb sich kurz die Augen. Eins musste er den Menschen ja lassen, ihre Betten waren wirklich bequem. Sein Schlaf war tief und erholsam gewesen. Genauso wie es sein sollte.
Einen Augenblick saß er einfach nur so auf seinem Bett und rührte sich nicht, besann sich wo er war, wie spät es schon sein konnte. Ein Klopfen an seiner Tür ließ ihn aufhorchen.
"Mylord?" die kleine Zofe mit ihrer hellen Stimme.
"Ja, ich bin wach."
"Ich wollte euch ausrichten, dass das Frühstück bereits fertig ist."
"Ich komme gleich, danke." Kleine trippelnde Schritte entfernten sich von der Tür. Legolas lächelte bei dem Gedanken an das junge Mädchen. Sie war klein, und fühlte sich anscheinend etwas überfordert mit der Tatsache, jeden Morgen einem Elbenprinzen/könig gegenübertreten zu müssen.
Legolas drehte seufzend seine Schulter und stieg aus dem Bett. Nachdem er im Badezimmer fertig war, zog er sich an.
Inzwischen waren schon Bedienstete in sein Zimmer gekommen, hatten das Bett ordentlich zurechtgemacht und die Fenster geschlossen. Jetzt war schon nichts mehr von ihnen zu sehen. Legolas schüttelte nachlässig den Kopf, öffnete die Fenster wieder, und sah nach draußen. Minas Tirith lag in der frischen Luft, und die Sonne die schon seid einigen Stunden aufgegangen war, schien ihm entgegen.
Der Duft von Minas Tirith war einzigartig. Klar und rein, genauso wie seine weiße Stadt.
Arwen hatte sich verändert. Man spürte es deutlich, und sah es ab und zu. Sie war ruhiger, ausgeglichener, weniger nachdenklich... und ein paarmal hatte sie auch gelächelt. Doch sein Ziel war noch lange nicht erreicht. Legolas wußte nicht ob es an ihm, an der Zeit oder irgend etwas Anderem lag. Aber was immer ihr auch Kraft gab, er war froh darüber. Ja. Es war gut zu sehen wie es ihr besser ging. Es tat ihm gut. Denn dieser Verlust war für alle nicht leicht....
Legolas Blick wurde durch ein leises Knarren abgelenkt. Ein paar Etagen unter ihm wurde ein Fenster geöffnet. Die Küche. Es erinnerte ihn an sein Frühstück. Der Elb knöpfte sich das Hemd zu und begab sich nach unten.
Als Legolas den Saal erreichte, war nur für ihn gedeckt. Arwen hatte immer auf ihn gewartet, egal wie lange er geschlafen hatte. Sie hatte sich zwar beschwert, aber sie hatte gewartet. Nachdem er sich erkundigt hatte, berichtete ihm ein Bediensteter das sie schon früh aufgestanden sei. Formelle aufgaben hieß es. Ja, er kannte es nur zu gut. Legolas war schon froh, in den vier Tagen die er hier war, nicht von einem Boten aus Düsterwald oder Ithilien mit irgendwelchen Formalitäten behelligt worden zu sein.
...das würde aber sicher nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
*~*~*~
"Jedenfalls sind die Truppenübungen, und Erkundungen sehr gut ausgefallen. Man darf behaupten das wir in guter Form sind, jederzeit bereit die Stadt zu verteidigen." Der junge Heermeister räusperte sich hoch aufgerichtet.
Arwen lächelte ihm zu. "Hoffen wir mal das es noch nicht allzu bald dazu kommen wird."
"Gewiß Mylady." Er verneigte sich und verließ langsam und geordnet den Raum.
Arwen sah zu einem ihrer Berater auf, der wie verrückt etwas in eines seiner dicken Bücher kritzelte. Seine Brille war die Nase weit hinuntergerutscht.
"Noch etwas?" fragte sie seufzend.
Der staksige Mann blätterte hastig in einem zweiten Buch, schnalzte mit der Zunge und schob seine Brille in die richtige Position, als er die gewünschte Seite gefunden hatte.
"Nun, wir hätten noch ein paar Berichte über einige Rohstoffbestände. Wenn ich vortragen darf?"
Arwen erhob sich schnell aus ihrem Sessel. "Ich denke wir verschieben alles weitere auf Morgen."
"Aber, Mylady..."
"Guten Tag!" Arwen verließ das Buchhalterzimmer, und schloß die Tür hinter sich. Mit beschleunigten Schritten verließ sie den Gang bevor jemand auf die Idee kam das sie sich noch etwas anhörte, durchlas, schrieb oder ansah. Sie erreichte ihr Gemach, griff nach ihrem Mantel und stahl sich nach draußen. Frische Luft. Ja, das war es. Etwas das die Dichte und den Druck in ihrem Kopf vertrieb.
Als sie aus dem Schatten des Palastes heraustrat schien ihr die Sonne direkt ins Gesicht, und einen Moment brauchten ihre Augen um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Aber danach hatte sie den Blick frei. Auf Minas Tirith, und seine Menschen. Das tägliche Leben ließ sich von dem schönen Wetter nicht beeinflussen.
Kaum jemand blieb stehen, und sagte wie schön die Sonne, der Himmel war. Oder diskutierte, ob die kleinen weißen Wolken, heute vielleicht noch wachsen würden. Und trotzdem, bot alles ein perfektes Bild zusammen. Die Luft war kalt und frisch. Belebend.
Als Arwen langsam die Straßen der Stadt entlangging riefen ihr die Menschen immer wieder Grüße zu. Etwas wie: 'Guten Tag, Mylady.' oder 'Einen wunderschönen Morgen, Mylady.' Sie nickte, grüßte zurück und lächelte. Und hinter ihrem Rücken hörte sie das Flüstern.
'Die Königin sieht besser aus.'
'Ihrer Lordschaft geht es gut.'
'Anscheinend hat sie nur etwas Zeit gebraucht.'
'An wem es wohl liegt?'
'Bestimmt an König Legolas von Ithilien.'
'Ein Segen das er gekommen ist!'
'Ja, ein Segen!'
Ein paarmal ließ sie sich diverse Sätze und Spekulationen durch den Kopf gehen. Ja. Es ging ihr besser. Viel besser als noch vor drei Tagen. Sie hatte zwar kein Vergessen oder eine Heilung erfahren, aber dennoch Linderung. Und es tat so gut. Es tat gut wieder lächeln zu können. Wenn auch nur ein wenig.
Es ging vorwärts, in kleinen Schritten. Und kurz darauf erblickte Arwen den Grund. Ein paar Meter von ihr entfernt, sprang Legolas lässig, nur mit einer Hand auf dem Stein abgestützt, über eine Mauer. Leicht und federnd landete er auf dem Boden um seinen Weg fortzusetzen.
Es war Arwen bewußt. Eine Heilung würde es nie geben. Dazu war das herausgerissene Stück zu groß. Noch immer saß sie Abends alleine in ihrem Gemach, tat alles um nicht nachzudenken und scheiterte kläglich. Noch immer erlitt sie Tag für Tag Qualen, Hohn und Spott. Und doch war immer etwas da um sie festzuhalten, und zu stützen.
Als würde sie auf einem zugefrorenen See laufen, straucheln und ausrutschen, und plötzlich fing jemand sie, bevor sie auf das kalte Eis aufschlagen konnte. Zog sie ein Stück hoch und half ihr das andere Ufer zu erreichen indem er ihre Hand hielt.
Egal ob es nun ein großer See oder kleiner Teich, oder auch nur eine Pfütze war auf der sie ins Wanken geriet.
Egal ob es ein Monsun, ein Platzregen oder nur Nieseln war, es legte ihr immer jemand seinen Mantel um, wurde selbst naß und grinste dabei auch noch.
Es waren tausend Metaphern die ihr durch den Kopf schossen.
Ein paar Augenblicke sah sie ihn einfach nur an. Wie er, die Straße entlang schritt, den Blick entweder in den Himmel oder auf die Wälder weit außerhalb Minas Titith's gerichtet. Die Hände in den Hosentaschen. Wie unköniglich... Sie lachte still auf.
Er war hier...und es ging ihr besser. Einfach so. Wenn er Nachmittags aus heiterem Himmel auf ihren Balkon sprang und sie fragte ob sie zusammen spazierengehen, oder ausreiten könnten oder einfach nur wissen wollte wie es ihr ging. Meistens erschreckte sie sich zu Tode, woraufhin er anfing zu lachen, und sie am Ende das gleiche tat.
Es war ein Gefühl das sie kannte, und doch hatte sie es nie erfahren. Eine leuchtende Erinnerung, an früher, an Aragorn. Und doch neu. Sie glichen sich in vielen Dingen.
Und wenn sie dann wiedereinmal abrutschte, auf dem Eis, und er bei ihr war, und sie ihm sagte er solle gehen, blieb er. Und da sagte er, sie sei ein Dickkopf. Er war doch nicht anders.
Sie haßte ihn dafür das er blieb.
Sie liebte ihn dafür das er blieb.
Liebe...ein merkwürdiges Wort. Doch in irgendeiner Weise.. machte es Sinn...
Geschrei rief sie zurück. Zwei kleine Jungen kreuzten Legolas' Weg. Der eine Lachend der andere weinend. Der Erste mit einem ledernen Ball in der Hand. Der Zweite ohne. Offensichtlich war das Spielzeug geklaut.
Der erste kleine Junge mit dem Ball lief an Legolas vorbei. Der Elb packte ihn kurzerhand am Kragen, hob ihn hoch und hielt den zweiten Knirps auf. Er nahm dem Ersten den Ball ab, setzte ihn auf die Erde zurück, sprach etwas mit beiden und gab ihm dem Zweiten wieder zurück. Der Kleine trocknete seine Tränen, und beide nickten. Legolas schob sie in eine Richtung und beide Kinder verschwanden zusammen. Er lächelte ihnen sanft hinterher.
Wie schön er war...
Schritte ließen Legolas von dem Bild der beiden Jungen aufsehen. Er drehte sich um und sah Arwen. In ihrem weißen Kleid, das einen Stich blau war. Nur ein bißchen, so dass man es kaum sah. Und dem dunkelblauen Mantel, der über ihren Schultern hing, die Kapuze zurückgeschlagen.
Sie trauerte immer noch. Er konnte es sehen, fühlen. Und dennoch war sie geschrumpft. Die Trauer. Ein Stern der wieder leuchtet.
Es machte ihn glücklich zu sehen das es ihr besser ging. Denn nichts Anderes wollte er. Zu sehen wie sie nach dem Schreck lachte, wenn er auf ihrem Balkon landete. Zu sehen wie sie doch aufgab, wenn er nicht auf sie hören wollte, und bei ihr blieb. Und er dann schließlich doch ihre Erleichterung zu spüren.
Das alles machte ihn glücklich. Stützte ihn ebenfalls, damit er nicht das Gleichgewicht verlor. Seine Aufgabe war auch für ihn wichtig. Sie half ihm ebenfalls. Seine Aufgabe war ein Berg vor ihm. Und beim Klettern war ein Lachen von ihr immer ein Stein an dem er sich festhielt, oder ein Felsvorsprung den er erreichte.
Und nun stand sie hier. Mit ihrem zuversichtlichen Lächeln. Ein Lächeln das echt war.
Wie schön sie war...
"Den Papieren entkommen?" fragte er
"Endlich!" seufzte sie lächelnd und trat neben ihn. Beide sahen hinauf zu den Wolken.
"Wenn wir Pech haben..."
"...regnet es heute Abend." Beendete Arwen den Satz.
"Ja, richtig. Hat du Lust auf einen Spazierritt?"
"Gerne. Wenigstens bist du dieses Mal nicht auf irgendein Stück des Palastes gesprungen."
Legolas lachte und beide machten sich auf den Weg zum Tor. Hinter den Stadtmauern warteten Arod uns Asfaloth.
*~*~*~
Der Abend rollte sich sanft und fast unmerklich über das Land. Die Sonne wanderte von Osten nach Westen, in ihrem unendlichen Kreis, der nie erstarb.
"Er ist schon wieder heruntergefallen?!" Arwen konnte kaum noch an sich halten.
"Ich sage dir: Gimli kann heute noch nicht reiten!"
Sie lachte den Kopf schüttelnd. Beide Elben waren auf dem Rückweg ihres Ausrittes. Die Stadt kam immer näher. In wenigen Minuten würden sie das Tor durchschreiten. Nachdem die Sonne langsam unterging hatten beide sich entschlossen den Rückweg anzutreten, sicher machte man sich im Palast schon Sorgen. Sie hatten viel geredet, über Vergangenes, Jetziges, und Kommendes. Und inzwischen tat beiden schon alles weh vor lachen.
Ruhig und langsam schritten die beiden Schimmelhengste, die sie trugen voran. Schüttelten hier mal ein Insekt ab, schlugen mit dem Schweif oder nahmen sich ein Maul voll Gras. Beide ohne Sattel und Zaumzeug geritten.
Arwen sah auf und wischte sich eine Träne aus den Augen. Eine zeit lang wurde es still und beide ritten einfach weiter.
"Sieht aus als hätten wir heute Pech." sagte sie schließlich.
"Was?"
"Das Wetter."
Legolas sah zum Himmel hinauf. Die kleinen Wolken waren den Tag über von Größeren, Dunkleren abgelöst worden. Sie hingen schwer über der Stadt, und hin und wieder verschwand die Sonne Hinter ihrer dicken Decke. Es roch bereits nach Regen.
"Wird nicht mehr lange dauern." murmelte er. Er richtete den Blick auf sie, und war etwas überrascht das sie ihn ebenfalls ansah. Doch sie wendete den Blick nicht ab.
"Was?" fragte Legolas, als sie ihn nach einer Weile immer noch anstarrte.
Sie waren nur noch wenige Meter vor dem Stadttor.
"Ach, nichts...es ist...ich wollte mich bloß bei dir..."
Plötzlich ertönte ein lauter Ruf von den Stadtmauern, der beide zugleich aufsehen ließ. Ein Horn. Laut wurde es gestoßen. Dann eine kräftige Männerstimme.
"Orks! Wir werden angegriffen!"
Arwen und Legolas drehten ruckartig die Köpfe. Weit hinten auf den Feldern, kam eine schwarze Masse heran. Sie erkannten Fackeln, Fässer, Speere, Bogen, Schwerter, Warge. Sie bewegten sich schnell vorwärts.
"Los! Rein!" rief Legolas
Beide ritten durch das Tor, und kurz darauf kamen auch schon die Truppen von Minas Tirith. Bereit zu kämpfen. Der Heermeister mit dem Arwen heute Morgen noch gesprochen hatte, ritt an sie heran.
"Sorgt euch nicht Majestät. Das sind nur umherziehende kleine Truppen. Wir werden sie schnell ausschalten."
"Ihr irrt euch!" rief Legolas. "Es mag vielleicht eine umherziehende Truppe sein, doch klein ist sie keineswegs. Ich sah sie. Mindestens Tausend Mann, wenn nicht mehr. Holt den mehr von euren Truppen!"
Der Heermeister wechselte einen irritierten Blick mit Arwen, doch sie nickte ihm zu und kurz darauf wurde mit dem Horn nach Verstärkung geblasen.
Legolas pfiff einem Jungen der hoch oben auf der Stadtmauer stand zu. Dieser warf ihm seinen Pfeil und Bogen und die Dolche hinunter.
"Hör zu!" er sah ihr fest in die Augen, während er alles anlegte, und den Bogen spannte. "Du gehst in den Palast, und wartest dort. Rühr dich nicht von der Stelle."
"Nein!" sie schüttelte verständnislos den Kopf. "Du darfst da nicht hinaus."
Inzwischen waren Bedienstete bei ihnen die versuchten Arwen, weg von hier zum Palast zu bringen. In der Stadt herrschte Panik. Die Leute flüchteten so schnell sie konnten, währen die Truppen hinter dem Stadttor standen, bereit loszustürmen. Immer wieder wurde das Horn geblasen. Und immer wieder ertönte der Ruf: "Orks! Wir werden angegriffen!" Schließlich ein Zischen, und einer der Wachen auf der Mauer fiel mit einem Pfeil im Kopf zu Boden. Kurz darauf erreichte ein wahrer Pfeilregen die Stadt. Hier und dort wurde jemand getroffen, Schreie hallten durch die Luft. Und ein komischer, beißender Geruch stieg allen in die Nase.
Legolas packte Arwen grob bei den Schultern.
"Geh!"
"Wenn du kämpfst, kämpfe ich mit dir!"
"Arwen, geh!"
"Nein!"
Die Bediensteten drängten sie weiter.
"Tu einmal was ich dir sage!!" er sah ihr tief in die Augen und ließ ihr Schultern los. Schließlich ließ sie sich von einem der Diener mitziehen, Richtung Palast.
Legolas richtete noch einen letzten Blick auf sie bevor er sich auf Arod's Rücken schwang. Der weiße Hengst wieherte und scharrte mit den Hufen. Dann, mit einem lauten Ruf, wurde das Stadttor geöffnet. Und Minas Tirith's Truppen stürmten nach draußen, Legolas mit ihnen. Wie zwei Meere brandeten die beiden Mächte zusammen. Pfeile sausten durch die Luft. Einige der Menschen fielen, einige der Orks im Gegenzug. Mit Speeren, zielten die Orks genau, entweder direkt auf den Reiter oder sein Pferd, damit er zu Fall kam.
Ein paar Männer fielen direkt vor Legolas auf den Boden, doch Arod übersprang sie. Er trug Legolas wie der Wind durch die Schlacht. Er zählte nicht wie viele Orks er erschoß. Die Warge waren beunruhigender.
Einer kam direkt auf ihn zu. Ein Pfeil. Das Tier fiel jaulend zu Boden. Der Nächste. Auch der Ork war tot. über die Leichen hinüber zum nächsten Gegner.
Ein einzelner Ork. Legolas zielte und traf.
Dann ein Wargreiter direkt neben ihm. Der Wolf schnappte nach Arod, woraufhin das Pferd zur Seite sprang, aber trotzdem den Kurs hielt. Legolas griff nach der Mähne des Hengstes, schwang sich herüber und trat den Ork vom Rücken des Warges. Wieder auf dem Rücken von Arod, trat der Hengst nach dem Wolf aus, dieser fiel etwas zurück und Legolas erschoß ihn mit einem Pfeil.
Während er weiterritt, bemerkte Legolas das der Boden das niedergetrampelte Gras, oft nasse Flecken aufwies. Und es roch so komisch. Dann blickte er auf und erkannte das die Orks mit den Fackeln erst jetzt zum Kampf hinzustießen. Einige der Menschen warfen sich ihren neuen Feinden entgegen. Es regnete noch nicht!!
"Nein!!!" rief Legolas, doch zu spät. Im nächsten Moment, fingen die Orks an ihr Fackeln zu werfen, und überall wo eine auf dem Boden aufschlug, breitete sich Feuer wie ein Blitz aus. Direkt neben Legolas, schoss ebenfalls eine Stichflamme hoch. Arod wieherte erschrocken und bäumte sich auf.
Ein weiter Kreis war gelegt worden, und die Truppen schienen eingekesselt. Legolas erschlug einen weiteren Ork, und richtete den Blick auf die Stadt, den Palast.
Seine Augen weiten sich. Ein paar schwarze Gestalten kletterten den Palastturm hinauf. Verdammt!
"Arod, noro lim!" er ritt zurück. Jeder Ork der sich ihm in den W eg stellte wurde entweder erschlagen, oder von Arod niedergetrampelt. Der Hengst lief so schnell er konnte, sprang durch die Feuer und trug seinen Freund brav und mutig, bis zu den Stadtmauern. "Öffnet das Tor! Der Palast!" Die Wachen sahen sich um, und als sie das Selbe erblickten wie Legolas zuvor gehorchten sie. Arod lief durch das halb geöffnete Tor. Dann ein Zischen. Und im nächsten Moment ein Ruck, ein Wiehern und Legolas schlug hart auf dem Stein der Straße auf. Ein paar Sekunden brauchte er um sich zu besinnen. Mit ihm war alles in Ordnung.
"Arod!" Der weiße Hengst lag am Boden, und versuchte keuchend wieder auf die Beine zu kommen, scheiterte aber bei jedem Versuch. Ein Pfeil steckte in seinem rechten Hinterlauf. Legolas lief zu ihm.
"Arod, hodo!" er nahm den Pfeil und zog ihn mit einem Ruck heraus. Schließlich schaffte der Hengst es aufzustehen. Legolas strich seinem Freund über den Kopf. "Mae ca men, Arod! Mae ca men! Daro sí!" der Schimmel gehorchte, und Legolas lief alleine weiter.
Ein Donnern übertönte, gefolgt von einem Blitz, das Kampfgetöse, und wie mit einem Fingerschnipp befohlen setzte der Regen ein, zuerst langsam, dann stärker. Legolas lief, so schnell er konnte, durch die verlassenen Straßen von Minas Tirith. Es war inzwischen dunkel, es goß unerbittlich, und von den Mauern ertönte wieder ein Ruf. "Zurück zum Palast!" Er sprang über Mauern, auf Häuserdächer. Unterwegs, auf irgendeinem Hof fand er ein Seil welches er mitnahm.
Schließlich, wie es ihm vorkam, nach einer Ewigkeit, erreichte er den Palast. Legolas stand auf dem höchsten Häuserdach der Stadt das er in der Nähe gefunden hatte. Doch er war auf der falschen Seite des Palastes. Herumzulaufen würde zu lange dauern.
Er band das eine Ende des Seiles an den Pfeil, spannte seinen Bogen bis zum Anschlag, richtete ihn hoch auf das Palastdach, zielte zwischen dem Regen der ihm in die Augen tropfte, nahm alle Kraft die er hatte und schoss. Surrend flog der Pfeil davon und schlug in das Dach ein. Wenn er einen Trollschädel und eine Kette aus Stahl durchschießen konnte, wird das Seil locker halten. So schnell er konnte begann er mit dem Aufstieg.
*~*~*~
"Macht euch keine Sorgen. Unsere Truppen sind stark. Sie werden gewinnen." Versicherte die kleine Zofe, den Blick auf die Königin gerichtet, die in ihrem dunklen Gemach auf und ab ging. Das Kampfgetümmel von draußen, war durch die geschlossenen Fenster stark gedämpft.
"Ich weiß...sicher." antwortete Arwen nervös.
"Ich glaube.." begann die junge Frau wieder "Ich glaube wir sollten..."
Dann ein Poltern. Die Zofe fuhr zusammen und Arwen wirbelte herum. Ohne ein Wort lief Arwen auf die Tür zu und öffnete sie. Sie spähte über den dunklen Flur nach rechts. Geschrei und Flackern von Licht. Sie kamen herauf. "Oh nein! Sie sind hier! Sie sind hier! Was machen wir denn jetzt?!" die kleine Stimme hinter ihr zitterte. Arwen drehte sich um. "Hör zu! Lauf den Flur nach links entlang und versteck dich irgendwo!"
Die junge Frau nickte ängstlich, und als Arwen ihr schnell die Tür öffnete floh sie in die vorgegebene Richtung. Arwen selbst blieb wo sie war. Sie schloß die Tür wieder, und nahm sich eines der Schwerter die überall im Palast, auch in ihrem Gemach, hingen, stellte sich hinter die Tür und wartete. Die Schreie wurden lauter, ebenso die Schritte. Unter der Tür schimmerte der Schein der Fackeln hindurch, erneut durchbrochen von den Schatten mehrerer Gestalten. Etwas wurde gesprochen. In Orkisch. Arwen kannte diese furchtbare Sprache nur zu gut. Dann Stille.
Im nächsten Moment zersplitterte die Tür in tausend Stücke. Natürlich... wie hatte sie bloß erwarten können das Orks eine Tür normal öffnen.
Arwen schoss hervor, und köpfte den ersten nichtsahnenden Ork. Der Zweite sprang schreiend auf sie zu. Er war schnell mit dem Schwert und Arwen hatte bei dem Gefecht Mühe, da noch dreizehn weitere Orks in ihr Gemach stürmten.
Und natürlich, waren sie so hinterhältig und mischten sich ein. Einer der Vierzehn lachte hämisch, und attackierte sie. Als sich noch drei Weitere auf sie stürzten war es vorbei. Einer der Orks schwang sein Schwert, und Arwen spürte einen brennenden Schmerz an ihrem linken Oberarm. Als sie einen Augenblick innehielt, bekam sie einen Fußtritt in den Bauch, stürzte, und schlitterte ein paar Meter über den Marmorboden. Das Schwert verlor sie.
Die Orks kamen auf sie zu. Ein Blitz zuckte kurz auf, und Arwen erkannte durch ihre Fenster draußen eine dunkle Silhouette. Dann war der Blitz verschwunden und alles war wieder schwarz. Der Ork hob sein Schwert. Dann zersplitterte eines der Fenster mit einem Lauten Knall und etwas warf sich gegen den Ork.
Als erneut ein Blitz einschlug sah sie wie Legolas auf dem Boden landete und ein Seil auf dem Boden zurückrutschte. Sie hörte die Orks gröhlten. Legolas zog seine Dolche und begann zu kämpfen. Arwen bekam nicht viel mit. Nur wenn wieder ein Blitz die Nacht erhellte, oder die Kämpfenden ins Mondlicht traten konnte sie kurz Szene des Gefechts sehen.
Ein Ork lief von hinten auf Legolas zu. Ohne sich umzudrehen, schnellte sein Arm nach hinten und schnitt seinem Gegner die Kehle auf.
Ein weiteres Mal sah sie ihn nur springen, sich auf dem Boden abrollen, oder einen Ork der wütend in eine Richtung brüllte.
Und dann, als Donner dröhnte und wieder ein Blitz aufzuckte, kämpfte Legolas mit zwei Orks gleichzeitig, während ein Dritter an einer Wand hinter ihm hinaufkletterte. Noch bevor sie einen Warnschrei ausstoßen konnte wirbelte Legolas herum. Dann war es wieder dunkel. Sie hörte Schreie und Röcheln. Dann war alles still....
Ein paar Sekunden war alles ruhig. Nur der Regen der gegen die Scheiben prasselte, der Wind der durch das zersplitterte Fenster pfiff und Donner. Und dann sah sie ihn.
Durch das Mondlicht kam er auf sie zu. Klitschnaß wie er war. Hielt sich mit einer Hand die rechte Seite. Blut tropfte auf den Boden.
Er war verletzt, weil er sie beschützt hatte, weil er wegen ihr kommen mußte, weil er wegen ihr hierblieb, wegen ihr diese Bitte angenommen hatte, weil sie Schutz brauchte, weil ihr Mann gestorben war!
Eine Welt zerbröckelte.
Gerade erst hatte sie Linderung gefunden. Etwas das sie auffing. Und nun hätte sie beinah denjenigen verloren der sie auf dem Eis hielt, der ihr einen Mantel bei Regen anbot, der sie so sehr an ihren Mann erinnerte. Sie hatte alles aufs Spiel gesetzt. Nein! Er durfte nicht gehen!
Legolas ging auf sie zu, den Schmerz in seiner rechten Seite ignorierend. Doch bevor er sie erreichte, schoss sie nach oben, schlang ihre Arme um ihn und klammerte sich an ihm fest.
"Arwen..." sie lehnte sich gegen ihn, zog ihn nach unten so dass beide au den Boden sanken. Auf seinen Knien sitzend hielt er sie fest. Sie fing an zu schluchzen und drückte ihn fester an sich. Sank in seine Arme.
"Arwen..." sagte er noch einmal, um ihr klarzumachen das er in Ordnung war.
"Warum tust du das?!!" schrie sie und ihr Schluchzen verwandelte sich in ein lautes Weinen. Sie klammerte sich fest in sein Hemd. Wie konnte er nur? Wie konnte er sein Leben riskieren, einfach so?
Ihren bebenden und zitternden Körper an sich, blieb er einfach auf dem Boden sitzen. Sie weinte. So stark, so laut. Er hatte noch nie jemanden so gesehen. Es machte ihm Angst sie so zu sehen!!
Er legte eine Hand auf ihr Haar, lehnte sich an sie und schloß die Augen. "Shhhh..." Immer wenn sie wieder zitterte, wieder bebte. Er strich ihr langsam über den Kopf. Er tat so weh! So unglaublich weh. Ihren Schmerz zu spüren denn ihrer war auch seiner.
Ihr Weinen wurde nicht leiser, im Gegenteil. Jede Minute wurde es schlimmer, weinte sie heftiger, krallte ihre Finger mehr in seinen Arm. Was sollte er tun? Er wußte es nicht.
Alles brach heraus. Wie ein Staudamm, der den Massen nicht mehr standhielt. Alles an Hohn, Schmach, Trauer, Wut, Angst,, und Schmerz...Schmerz. So rein wie er nur sein konnte. Sie konnte nicht anders. Also weinte sie um alles. Darum das ihr Mann sie alleingelassen hatte, und doch nie ganz verschwand, darum das sie Hilfe brauchte, darum das sie ein so erbärmliches Bild abgab. Dann riß Legolas' Stimme sie hoch.
"Das Gras war grün, das Laub hing dicht, Die Schierlingsdolden blühten breit, Da huschte durch den Wald ein Licht, Wie Sternenglanz zu Erde fällt. Tinúviel tanzte, Elbenmaid, Zur Flöte hold von Angesicht, Von Sternen funkelte ihr Kleid Und war ihr dunkles Haar erhellt."
Dieses Lied. Sie kannte es. Sie kannte es!! Das Lied von Beren und Lúthien. Leise gesungen, kaum hörbar. Wie oft hatte sie es gehört, wie oft hatte sie geträumt. Und nun sang er es. Hier... sie schluchzte nur noch lauter und hörte wie sein Herz an ihr Ohr schlug.
...
Legolas setzte fort. Arwen beruhigte sich nicht. Sie schlug manchmal auf ihn ein, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und weinte. Weinte einfach... Laut und herzzerreißend. Sie tobte und wehrte sich. Und doch sang er weiter. Strophe für Strophe, Zeile für Zeile. Nur begleitet von Blitz, Donner und Regen... Regen... Weinen... Vielleicht von ihr, vielleicht von ihm. Es machte keinen unterschied.
Erst als er zu den letzten Zeilen kam wurde sie ruhiger. Lockerte ihren Griff, und atmete nur noch hastig.
"Lang trieb sie dann das Schicksal um
Durch Felsgeklüft und kalte Nacht, Durch finstre Wälder, fremd und stumm, Dann trennte sie das weite Meer."
Sie ließ ihren Kopf an seiner Schulter ruhen, und legte eine Hand in seinen Nacken, auf seine warme, regennasse Haut. Seine Stimme wurde leiser, fast ein Flüstern.
"Und dennoch war zuletzt die Nacht, Gericht und Zeit der Prüfung um, Vereinte sie des Schicksals Macht- Und lange, lange ist es her..."
Das Lied endete still. Arwen hob den Kopf und sah in an. In seine Augen so fremd und so vertraut. Ein Meer von Sicherheit, nur für sich. Wieder hatte sie jemand vor dem Eis gehalten, vor Regen beschützt. Langsam schloß sie die Augen. Sie wollte ihn bei sich, mit sich. Alles, damit nur dieser gottverdammte Schmerz nachließ.
Legolas betrachtete ihr Gesicht still. Von ihrer Wange lief eine letzte Träne. Schmerz und Trauer... Langsam schloß er die Augen.
Und als sich ihre Lippen berührten, schien es wie eine Erlösung. Beim Versuch aufzufangen, wurde er selbst aufgefangen. Beim Versuch zu trösten wurde er selbst getröstet.
Draußen war die Schlacht geschlagen.
Und der Regen, löschte die Feuer...
*~*~*~
Für alle Aragorn-Fans die mich nach diesem Kapitel hängen sehen möchten, oder für Diejenigen die mit Bedenken kommen wie: "Arwen würde Aragorn nie so schnell vergessen!" oder "Legolas kann Aragorn nie ersetzen!" ,all Jene möchte ich darauf aufmerksam machen das diese Geschichte Drama/Tragedy ist. Nicht Romance!!!
Reviews sind immer willkommen!
Elbisch: Arod noro lim! = Arod, reite schneller!
hodo= ruhig.
Mae ca men= Gut gemacht.
Daro sí = Warte hier.
Kapitel Vier folgt bald! Verlin
KAPITEL3 (extra large)
*~*~
I'm a vision, I'm justice
Never thought that I could love Living in shadows, faded existence It was never good enough Within the darkness, you are the light That shines a way You're trapped in violence, I can be the man Who saves the day THE CALLING - "For You"
*~*~
Drei Tage waren nun ins Land gezogen, wie Wind in den Bergen. Und unaufhaltsam, ging über Minas Tirith, ein neuer Morgen auf.
Legolas setzte sich auf, gähnte laut und rieb sich kurz die Augen. Eins musste er den Menschen ja lassen, ihre Betten waren wirklich bequem. Sein Schlaf war tief und erholsam gewesen. Genauso wie es sein sollte.
Einen Augenblick saß er einfach nur so auf seinem Bett und rührte sich nicht, besann sich wo er war, wie spät es schon sein konnte. Ein Klopfen an seiner Tür ließ ihn aufhorchen.
"Mylord?" die kleine Zofe mit ihrer hellen Stimme.
"Ja, ich bin wach."
"Ich wollte euch ausrichten, dass das Frühstück bereits fertig ist."
"Ich komme gleich, danke." Kleine trippelnde Schritte entfernten sich von der Tür. Legolas lächelte bei dem Gedanken an das junge Mädchen. Sie war klein, und fühlte sich anscheinend etwas überfordert mit der Tatsache, jeden Morgen einem Elbenprinzen/könig gegenübertreten zu müssen.
Legolas drehte seufzend seine Schulter und stieg aus dem Bett. Nachdem er im Badezimmer fertig war, zog er sich an.
Inzwischen waren schon Bedienstete in sein Zimmer gekommen, hatten das Bett ordentlich zurechtgemacht und die Fenster geschlossen. Jetzt war schon nichts mehr von ihnen zu sehen. Legolas schüttelte nachlässig den Kopf, öffnete die Fenster wieder, und sah nach draußen. Minas Tirith lag in der frischen Luft, und die Sonne die schon seid einigen Stunden aufgegangen war, schien ihm entgegen.
Der Duft von Minas Tirith war einzigartig. Klar und rein, genauso wie seine weiße Stadt.
Arwen hatte sich verändert. Man spürte es deutlich, und sah es ab und zu. Sie war ruhiger, ausgeglichener, weniger nachdenklich... und ein paarmal hatte sie auch gelächelt. Doch sein Ziel war noch lange nicht erreicht. Legolas wußte nicht ob es an ihm, an der Zeit oder irgend etwas Anderem lag. Aber was immer ihr auch Kraft gab, er war froh darüber. Ja. Es war gut zu sehen wie es ihr besser ging. Es tat ihm gut. Denn dieser Verlust war für alle nicht leicht....
Legolas Blick wurde durch ein leises Knarren abgelenkt. Ein paar Etagen unter ihm wurde ein Fenster geöffnet. Die Küche. Es erinnerte ihn an sein Frühstück. Der Elb knöpfte sich das Hemd zu und begab sich nach unten.
Als Legolas den Saal erreichte, war nur für ihn gedeckt. Arwen hatte immer auf ihn gewartet, egal wie lange er geschlafen hatte. Sie hatte sich zwar beschwert, aber sie hatte gewartet. Nachdem er sich erkundigt hatte, berichtete ihm ein Bediensteter das sie schon früh aufgestanden sei. Formelle aufgaben hieß es. Ja, er kannte es nur zu gut. Legolas war schon froh, in den vier Tagen die er hier war, nicht von einem Boten aus Düsterwald oder Ithilien mit irgendwelchen Formalitäten behelligt worden zu sein.
...das würde aber sicher nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
*~*~*~
"Jedenfalls sind die Truppenübungen, und Erkundungen sehr gut ausgefallen. Man darf behaupten das wir in guter Form sind, jederzeit bereit die Stadt zu verteidigen." Der junge Heermeister räusperte sich hoch aufgerichtet.
Arwen lächelte ihm zu. "Hoffen wir mal das es noch nicht allzu bald dazu kommen wird."
"Gewiß Mylady." Er verneigte sich und verließ langsam und geordnet den Raum.
Arwen sah zu einem ihrer Berater auf, der wie verrückt etwas in eines seiner dicken Bücher kritzelte. Seine Brille war die Nase weit hinuntergerutscht.
"Noch etwas?" fragte sie seufzend.
Der staksige Mann blätterte hastig in einem zweiten Buch, schnalzte mit der Zunge und schob seine Brille in die richtige Position, als er die gewünschte Seite gefunden hatte.
"Nun, wir hätten noch ein paar Berichte über einige Rohstoffbestände. Wenn ich vortragen darf?"
Arwen erhob sich schnell aus ihrem Sessel. "Ich denke wir verschieben alles weitere auf Morgen."
"Aber, Mylady..."
"Guten Tag!" Arwen verließ das Buchhalterzimmer, und schloß die Tür hinter sich. Mit beschleunigten Schritten verließ sie den Gang bevor jemand auf die Idee kam das sie sich noch etwas anhörte, durchlas, schrieb oder ansah. Sie erreichte ihr Gemach, griff nach ihrem Mantel und stahl sich nach draußen. Frische Luft. Ja, das war es. Etwas das die Dichte und den Druck in ihrem Kopf vertrieb.
Als sie aus dem Schatten des Palastes heraustrat schien ihr die Sonne direkt ins Gesicht, und einen Moment brauchten ihre Augen um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Aber danach hatte sie den Blick frei. Auf Minas Tirith, und seine Menschen. Das tägliche Leben ließ sich von dem schönen Wetter nicht beeinflussen.
Kaum jemand blieb stehen, und sagte wie schön die Sonne, der Himmel war. Oder diskutierte, ob die kleinen weißen Wolken, heute vielleicht noch wachsen würden. Und trotzdem, bot alles ein perfektes Bild zusammen. Die Luft war kalt und frisch. Belebend.
Als Arwen langsam die Straßen der Stadt entlangging riefen ihr die Menschen immer wieder Grüße zu. Etwas wie: 'Guten Tag, Mylady.' oder 'Einen wunderschönen Morgen, Mylady.' Sie nickte, grüßte zurück und lächelte. Und hinter ihrem Rücken hörte sie das Flüstern.
'Die Königin sieht besser aus.'
'Ihrer Lordschaft geht es gut.'
'Anscheinend hat sie nur etwas Zeit gebraucht.'
'An wem es wohl liegt?'
'Bestimmt an König Legolas von Ithilien.'
'Ein Segen das er gekommen ist!'
'Ja, ein Segen!'
Ein paarmal ließ sie sich diverse Sätze und Spekulationen durch den Kopf gehen. Ja. Es ging ihr besser. Viel besser als noch vor drei Tagen. Sie hatte zwar kein Vergessen oder eine Heilung erfahren, aber dennoch Linderung. Und es tat so gut. Es tat gut wieder lächeln zu können. Wenn auch nur ein wenig.
Es ging vorwärts, in kleinen Schritten. Und kurz darauf erblickte Arwen den Grund. Ein paar Meter von ihr entfernt, sprang Legolas lässig, nur mit einer Hand auf dem Stein abgestützt, über eine Mauer. Leicht und federnd landete er auf dem Boden um seinen Weg fortzusetzen.
Es war Arwen bewußt. Eine Heilung würde es nie geben. Dazu war das herausgerissene Stück zu groß. Noch immer saß sie Abends alleine in ihrem Gemach, tat alles um nicht nachzudenken und scheiterte kläglich. Noch immer erlitt sie Tag für Tag Qualen, Hohn und Spott. Und doch war immer etwas da um sie festzuhalten, und zu stützen.
Als würde sie auf einem zugefrorenen See laufen, straucheln und ausrutschen, und plötzlich fing jemand sie, bevor sie auf das kalte Eis aufschlagen konnte. Zog sie ein Stück hoch und half ihr das andere Ufer zu erreichen indem er ihre Hand hielt.
Egal ob es nun ein großer See oder kleiner Teich, oder auch nur eine Pfütze war auf der sie ins Wanken geriet.
Egal ob es ein Monsun, ein Platzregen oder nur Nieseln war, es legte ihr immer jemand seinen Mantel um, wurde selbst naß und grinste dabei auch noch.
Es waren tausend Metaphern die ihr durch den Kopf schossen.
Ein paar Augenblicke sah sie ihn einfach nur an. Wie er, die Straße entlang schritt, den Blick entweder in den Himmel oder auf die Wälder weit außerhalb Minas Titith's gerichtet. Die Hände in den Hosentaschen. Wie unköniglich... Sie lachte still auf.
Er war hier...und es ging ihr besser. Einfach so. Wenn er Nachmittags aus heiterem Himmel auf ihren Balkon sprang und sie fragte ob sie zusammen spazierengehen, oder ausreiten könnten oder einfach nur wissen wollte wie es ihr ging. Meistens erschreckte sie sich zu Tode, woraufhin er anfing zu lachen, und sie am Ende das gleiche tat.
Es war ein Gefühl das sie kannte, und doch hatte sie es nie erfahren. Eine leuchtende Erinnerung, an früher, an Aragorn. Und doch neu. Sie glichen sich in vielen Dingen.
Und wenn sie dann wiedereinmal abrutschte, auf dem Eis, und er bei ihr war, und sie ihm sagte er solle gehen, blieb er. Und da sagte er, sie sei ein Dickkopf. Er war doch nicht anders.
Sie haßte ihn dafür das er blieb.
Sie liebte ihn dafür das er blieb.
Liebe...ein merkwürdiges Wort. Doch in irgendeiner Weise.. machte es Sinn...
Geschrei rief sie zurück. Zwei kleine Jungen kreuzten Legolas' Weg. Der eine Lachend der andere weinend. Der Erste mit einem ledernen Ball in der Hand. Der Zweite ohne. Offensichtlich war das Spielzeug geklaut.
Der erste kleine Junge mit dem Ball lief an Legolas vorbei. Der Elb packte ihn kurzerhand am Kragen, hob ihn hoch und hielt den zweiten Knirps auf. Er nahm dem Ersten den Ball ab, setzte ihn auf die Erde zurück, sprach etwas mit beiden und gab ihm dem Zweiten wieder zurück. Der Kleine trocknete seine Tränen, und beide nickten. Legolas schob sie in eine Richtung und beide Kinder verschwanden zusammen. Er lächelte ihnen sanft hinterher.
Wie schön er war...
Schritte ließen Legolas von dem Bild der beiden Jungen aufsehen. Er drehte sich um und sah Arwen. In ihrem weißen Kleid, das einen Stich blau war. Nur ein bißchen, so dass man es kaum sah. Und dem dunkelblauen Mantel, der über ihren Schultern hing, die Kapuze zurückgeschlagen.
Sie trauerte immer noch. Er konnte es sehen, fühlen. Und dennoch war sie geschrumpft. Die Trauer. Ein Stern der wieder leuchtet.
Es machte ihn glücklich zu sehen das es ihr besser ging. Denn nichts Anderes wollte er. Zu sehen wie sie nach dem Schreck lachte, wenn er auf ihrem Balkon landete. Zu sehen wie sie doch aufgab, wenn er nicht auf sie hören wollte, und bei ihr blieb. Und er dann schließlich doch ihre Erleichterung zu spüren.
Das alles machte ihn glücklich. Stützte ihn ebenfalls, damit er nicht das Gleichgewicht verlor. Seine Aufgabe war auch für ihn wichtig. Sie half ihm ebenfalls. Seine Aufgabe war ein Berg vor ihm. Und beim Klettern war ein Lachen von ihr immer ein Stein an dem er sich festhielt, oder ein Felsvorsprung den er erreichte.
Und nun stand sie hier. Mit ihrem zuversichtlichen Lächeln. Ein Lächeln das echt war.
Wie schön sie war...
"Den Papieren entkommen?" fragte er
"Endlich!" seufzte sie lächelnd und trat neben ihn. Beide sahen hinauf zu den Wolken.
"Wenn wir Pech haben..."
"...regnet es heute Abend." Beendete Arwen den Satz.
"Ja, richtig. Hat du Lust auf einen Spazierritt?"
"Gerne. Wenigstens bist du dieses Mal nicht auf irgendein Stück des Palastes gesprungen."
Legolas lachte und beide machten sich auf den Weg zum Tor. Hinter den Stadtmauern warteten Arod uns Asfaloth.
*~*~*~
Der Abend rollte sich sanft und fast unmerklich über das Land. Die Sonne wanderte von Osten nach Westen, in ihrem unendlichen Kreis, der nie erstarb.
"Er ist schon wieder heruntergefallen?!" Arwen konnte kaum noch an sich halten.
"Ich sage dir: Gimli kann heute noch nicht reiten!"
Sie lachte den Kopf schüttelnd. Beide Elben waren auf dem Rückweg ihres Ausrittes. Die Stadt kam immer näher. In wenigen Minuten würden sie das Tor durchschreiten. Nachdem die Sonne langsam unterging hatten beide sich entschlossen den Rückweg anzutreten, sicher machte man sich im Palast schon Sorgen. Sie hatten viel geredet, über Vergangenes, Jetziges, und Kommendes. Und inzwischen tat beiden schon alles weh vor lachen.
Ruhig und langsam schritten die beiden Schimmelhengste, die sie trugen voran. Schüttelten hier mal ein Insekt ab, schlugen mit dem Schweif oder nahmen sich ein Maul voll Gras. Beide ohne Sattel und Zaumzeug geritten.
Arwen sah auf und wischte sich eine Träne aus den Augen. Eine zeit lang wurde es still und beide ritten einfach weiter.
"Sieht aus als hätten wir heute Pech." sagte sie schließlich.
"Was?"
"Das Wetter."
Legolas sah zum Himmel hinauf. Die kleinen Wolken waren den Tag über von Größeren, Dunkleren abgelöst worden. Sie hingen schwer über der Stadt, und hin und wieder verschwand die Sonne Hinter ihrer dicken Decke. Es roch bereits nach Regen.
"Wird nicht mehr lange dauern." murmelte er. Er richtete den Blick auf sie, und war etwas überrascht das sie ihn ebenfalls ansah. Doch sie wendete den Blick nicht ab.
"Was?" fragte Legolas, als sie ihn nach einer Weile immer noch anstarrte.
Sie waren nur noch wenige Meter vor dem Stadttor.
"Ach, nichts...es ist...ich wollte mich bloß bei dir..."
Plötzlich ertönte ein lauter Ruf von den Stadtmauern, der beide zugleich aufsehen ließ. Ein Horn. Laut wurde es gestoßen. Dann eine kräftige Männerstimme.
"Orks! Wir werden angegriffen!"
Arwen und Legolas drehten ruckartig die Köpfe. Weit hinten auf den Feldern, kam eine schwarze Masse heran. Sie erkannten Fackeln, Fässer, Speere, Bogen, Schwerter, Warge. Sie bewegten sich schnell vorwärts.
"Los! Rein!" rief Legolas
Beide ritten durch das Tor, und kurz darauf kamen auch schon die Truppen von Minas Tirith. Bereit zu kämpfen. Der Heermeister mit dem Arwen heute Morgen noch gesprochen hatte, ritt an sie heran.
"Sorgt euch nicht Majestät. Das sind nur umherziehende kleine Truppen. Wir werden sie schnell ausschalten."
"Ihr irrt euch!" rief Legolas. "Es mag vielleicht eine umherziehende Truppe sein, doch klein ist sie keineswegs. Ich sah sie. Mindestens Tausend Mann, wenn nicht mehr. Holt den mehr von euren Truppen!"
Der Heermeister wechselte einen irritierten Blick mit Arwen, doch sie nickte ihm zu und kurz darauf wurde mit dem Horn nach Verstärkung geblasen.
Legolas pfiff einem Jungen der hoch oben auf der Stadtmauer stand zu. Dieser warf ihm seinen Pfeil und Bogen und die Dolche hinunter.
"Hör zu!" er sah ihr fest in die Augen, während er alles anlegte, und den Bogen spannte. "Du gehst in den Palast, und wartest dort. Rühr dich nicht von der Stelle."
"Nein!" sie schüttelte verständnislos den Kopf. "Du darfst da nicht hinaus."
Inzwischen waren Bedienstete bei ihnen die versuchten Arwen, weg von hier zum Palast zu bringen. In der Stadt herrschte Panik. Die Leute flüchteten so schnell sie konnten, währen die Truppen hinter dem Stadttor standen, bereit loszustürmen. Immer wieder wurde das Horn geblasen. Und immer wieder ertönte der Ruf: "Orks! Wir werden angegriffen!" Schließlich ein Zischen, und einer der Wachen auf der Mauer fiel mit einem Pfeil im Kopf zu Boden. Kurz darauf erreichte ein wahrer Pfeilregen die Stadt. Hier und dort wurde jemand getroffen, Schreie hallten durch die Luft. Und ein komischer, beißender Geruch stieg allen in die Nase.
Legolas packte Arwen grob bei den Schultern.
"Geh!"
"Wenn du kämpfst, kämpfe ich mit dir!"
"Arwen, geh!"
"Nein!"
Die Bediensteten drängten sie weiter.
"Tu einmal was ich dir sage!!" er sah ihr tief in die Augen und ließ ihr Schultern los. Schließlich ließ sie sich von einem der Diener mitziehen, Richtung Palast.
Legolas richtete noch einen letzten Blick auf sie bevor er sich auf Arod's Rücken schwang. Der weiße Hengst wieherte und scharrte mit den Hufen. Dann, mit einem lauten Ruf, wurde das Stadttor geöffnet. Und Minas Tirith's Truppen stürmten nach draußen, Legolas mit ihnen. Wie zwei Meere brandeten die beiden Mächte zusammen. Pfeile sausten durch die Luft. Einige der Menschen fielen, einige der Orks im Gegenzug. Mit Speeren, zielten die Orks genau, entweder direkt auf den Reiter oder sein Pferd, damit er zu Fall kam.
Ein paar Männer fielen direkt vor Legolas auf den Boden, doch Arod übersprang sie. Er trug Legolas wie der Wind durch die Schlacht. Er zählte nicht wie viele Orks er erschoß. Die Warge waren beunruhigender.
Einer kam direkt auf ihn zu. Ein Pfeil. Das Tier fiel jaulend zu Boden. Der Nächste. Auch der Ork war tot. über die Leichen hinüber zum nächsten Gegner.
Ein einzelner Ork. Legolas zielte und traf.
Dann ein Wargreiter direkt neben ihm. Der Wolf schnappte nach Arod, woraufhin das Pferd zur Seite sprang, aber trotzdem den Kurs hielt. Legolas griff nach der Mähne des Hengstes, schwang sich herüber und trat den Ork vom Rücken des Warges. Wieder auf dem Rücken von Arod, trat der Hengst nach dem Wolf aus, dieser fiel etwas zurück und Legolas erschoß ihn mit einem Pfeil.
Während er weiterritt, bemerkte Legolas das der Boden das niedergetrampelte Gras, oft nasse Flecken aufwies. Und es roch so komisch. Dann blickte er auf und erkannte das die Orks mit den Fackeln erst jetzt zum Kampf hinzustießen. Einige der Menschen warfen sich ihren neuen Feinden entgegen. Es regnete noch nicht!!
"Nein!!!" rief Legolas, doch zu spät. Im nächsten Moment, fingen die Orks an ihr Fackeln zu werfen, und überall wo eine auf dem Boden aufschlug, breitete sich Feuer wie ein Blitz aus. Direkt neben Legolas, schoss ebenfalls eine Stichflamme hoch. Arod wieherte erschrocken und bäumte sich auf.
Ein weiter Kreis war gelegt worden, und die Truppen schienen eingekesselt. Legolas erschlug einen weiteren Ork, und richtete den Blick auf die Stadt, den Palast.
Seine Augen weiten sich. Ein paar schwarze Gestalten kletterten den Palastturm hinauf. Verdammt!
"Arod, noro lim!" er ritt zurück. Jeder Ork der sich ihm in den W eg stellte wurde entweder erschlagen, oder von Arod niedergetrampelt. Der Hengst lief so schnell er konnte, sprang durch die Feuer und trug seinen Freund brav und mutig, bis zu den Stadtmauern. "Öffnet das Tor! Der Palast!" Die Wachen sahen sich um, und als sie das Selbe erblickten wie Legolas zuvor gehorchten sie. Arod lief durch das halb geöffnete Tor. Dann ein Zischen. Und im nächsten Moment ein Ruck, ein Wiehern und Legolas schlug hart auf dem Stein der Straße auf. Ein paar Sekunden brauchte er um sich zu besinnen. Mit ihm war alles in Ordnung.
"Arod!" Der weiße Hengst lag am Boden, und versuchte keuchend wieder auf die Beine zu kommen, scheiterte aber bei jedem Versuch. Ein Pfeil steckte in seinem rechten Hinterlauf. Legolas lief zu ihm.
"Arod, hodo!" er nahm den Pfeil und zog ihn mit einem Ruck heraus. Schließlich schaffte der Hengst es aufzustehen. Legolas strich seinem Freund über den Kopf. "Mae ca men, Arod! Mae ca men! Daro sí!" der Schimmel gehorchte, und Legolas lief alleine weiter.
Ein Donnern übertönte, gefolgt von einem Blitz, das Kampfgetöse, und wie mit einem Fingerschnipp befohlen setzte der Regen ein, zuerst langsam, dann stärker. Legolas lief, so schnell er konnte, durch die verlassenen Straßen von Minas Tirith. Es war inzwischen dunkel, es goß unerbittlich, und von den Mauern ertönte wieder ein Ruf. "Zurück zum Palast!" Er sprang über Mauern, auf Häuserdächer. Unterwegs, auf irgendeinem Hof fand er ein Seil welches er mitnahm.
Schließlich, wie es ihm vorkam, nach einer Ewigkeit, erreichte er den Palast. Legolas stand auf dem höchsten Häuserdach der Stadt das er in der Nähe gefunden hatte. Doch er war auf der falschen Seite des Palastes. Herumzulaufen würde zu lange dauern.
Er band das eine Ende des Seiles an den Pfeil, spannte seinen Bogen bis zum Anschlag, richtete ihn hoch auf das Palastdach, zielte zwischen dem Regen der ihm in die Augen tropfte, nahm alle Kraft die er hatte und schoss. Surrend flog der Pfeil davon und schlug in das Dach ein. Wenn er einen Trollschädel und eine Kette aus Stahl durchschießen konnte, wird das Seil locker halten. So schnell er konnte begann er mit dem Aufstieg.
*~*~*~
"Macht euch keine Sorgen. Unsere Truppen sind stark. Sie werden gewinnen." Versicherte die kleine Zofe, den Blick auf die Königin gerichtet, die in ihrem dunklen Gemach auf und ab ging. Das Kampfgetümmel von draußen, war durch die geschlossenen Fenster stark gedämpft.
"Ich weiß...sicher." antwortete Arwen nervös.
"Ich glaube.." begann die junge Frau wieder "Ich glaube wir sollten..."
Dann ein Poltern. Die Zofe fuhr zusammen und Arwen wirbelte herum. Ohne ein Wort lief Arwen auf die Tür zu und öffnete sie. Sie spähte über den dunklen Flur nach rechts. Geschrei und Flackern von Licht. Sie kamen herauf. "Oh nein! Sie sind hier! Sie sind hier! Was machen wir denn jetzt?!" die kleine Stimme hinter ihr zitterte. Arwen drehte sich um. "Hör zu! Lauf den Flur nach links entlang und versteck dich irgendwo!"
Die junge Frau nickte ängstlich, und als Arwen ihr schnell die Tür öffnete floh sie in die vorgegebene Richtung. Arwen selbst blieb wo sie war. Sie schloß die Tür wieder, und nahm sich eines der Schwerter die überall im Palast, auch in ihrem Gemach, hingen, stellte sich hinter die Tür und wartete. Die Schreie wurden lauter, ebenso die Schritte. Unter der Tür schimmerte der Schein der Fackeln hindurch, erneut durchbrochen von den Schatten mehrerer Gestalten. Etwas wurde gesprochen. In Orkisch. Arwen kannte diese furchtbare Sprache nur zu gut. Dann Stille.
Im nächsten Moment zersplitterte die Tür in tausend Stücke. Natürlich... wie hatte sie bloß erwarten können das Orks eine Tür normal öffnen.
Arwen schoss hervor, und köpfte den ersten nichtsahnenden Ork. Der Zweite sprang schreiend auf sie zu. Er war schnell mit dem Schwert und Arwen hatte bei dem Gefecht Mühe, da noch dreizehn weitere Orks in ihr Gemach stürmten.
Und natürlich, waren sie so hinterhältig und mischten sich ein. Einer der Vierzehn lachte hämisch, und attackierte sie. Als sich noch drei Weitere auf sie stürzten war es vorbei. Einer der Orks schwang sein Schwert, und Arwen spürte einen brennenden Schmerz an ihrem linken Oberarm. Als sie einen Augenblick innehielt, bekam sie einen Fußtritt in den Bauch, stürzte, und schlitterte ein paar Meter über den Marmorboden. Das Schwert verlor sie.
Die Orks kamen auf sie zu. Ein Blitz zuckte kurz auf, und Arwen erkannte durch ihre Fenster draußen eine dunkle Silhouette. Dann war der Blitz verschwunden und alles war wieder schwarz. Der Ork hob sein Schwert. Dann zersplitterte eines der Fenster mit einem Lauten Knall und etwas warf sich gegen den Ork.
Als erneut ein Blitz einschlug sah sie wie Legolas auf dem Boden landete und ein Seil auf dem Boden zurückrutschte. Sie hörte die Orks gröhlten. Legolas zog seine Dolche und begann zu kämpfen. Arwen bekam nicht viel mit. Nur wenn wieder ein Blitz die Nacht erhellte, oder die Kämpfenden ins Mondlicht traten konnte sie kurz Szene des Gefechts sehen.
Ein Ork lief von hinten auf Legolas zu. Ohne sich umzudrehen, schnellte sein Arm nach hinten und schnitt seinem Gegner die Kehle auf.
Ein weiteres Mal sah sie ihn nur springen, sich auf dem Boden abrollen, oder einen Ork der wütend in eine Richtung brüllte.
Und dann, als Donner dröhnte und wieder ein Blitz aufzuckte, kämpfte Legolas mit zwei Orks gleichzeitig, während ein Dritter an einer Wand hinter ihm hinaufkletterte. Noch bevor sie einen Warnschrei ausstoßen konnte wirbelte Legolas herum. Dann war es wieder dunkel. Sie hörte Schreie und Röcheln. Dann war alles still....
Ein paar Sekunden war alles ruhig. Nur der Regen der gegen die Scheiben prasselte, der Wind der durch das zersplitterte Fenster pfiff und Donner. Und dann sah sie ihn.
Durch das Mondlicht kam er auf sie zu. Klitschnaß wie er war. Hielt sich mit einer Hand die rechte Seite. Blut tropfte auf den Boden.
Er war verletzt, weil er sie beschützt hatte, weil er wegen ihr kommen mußte, weil er wegen ihr hierblieb, wegen ihr diese Bitte angenommen hatte, weil sie Schutz brauchte, weil ihr Mann gestorben war!
Eine Welt zerbröckelte.
Gerade erst hatte sie Linderung gefunden. Etwas das sie auffing. Und nun hätte sie beinah denjenigen verloren der sie auf dem Eis hielt, der ihr einen Mantel bei Regen anbot, der sie so sehr an ihren Mann erinnerte. Sie hatte alles aufs Spiel gesetzt. Nein! Er durfte nicht gehen!
Legolas ging auf sie zu, den Schmerz in seiner rechten Seite ignorierend. Doch bevor er sie erreichte, schoss sie nach oben, schlang ihre Arme um ihn und klammerte sich an ihm fest.
"Arwen..." sie lehnte sich gegen ihn, zog ihn nach unten so dass beide au den Boden sanken. Auf seinen Knien sitzend hielt er sie fest. Sie fing an zu schluchzen und drückte ihn fester an sich. Sank in seine Arme.
"Arwen..." sagte er noch einmal, um ihr klarzumachen das er in Ordnung war.
"Warum tust du das?!!" schrie sie und ihr Schluchzen verwandelte sich in ein lautes Weinen. Sie klammerte sich fest in sein Hemd. Wie konnte er nur? Wie konnte er sein Leben riskieren, einfach so?
Ihren bebenden und zitternden Körper an sich, blieb er einfach auf dem Boden sitzen. Sie weinte. So stark, so laut. Er hatte noch nie jemanden so gesehen. Es machte ihm Angst sie so zu sehen!!
Er legte eine Hand auf ihr Haar, lehnte sich an sie und schloß die Augen. "Shhhh..." Immer wenn sie wieder zitterte, wieder bebte. Er strich ihr langsam über den Kopf. Er tat so weh! So unglaublich weh. Ihren Schmerz zu spüren denn ihrer war auch seiner.
Ihr Weinen wurde nicht leiser, im Gegenteil. Jede Minute wurde es schlimmer, weinte sie heftiger, krallte ihre Finger mehr in seinen Arm. Was sollte er tun? Er wußte es nicht.
Alles brach heraus. Wie ein Staudamm, der den Massen nicht mehr standhielt. Alles an Hohn, Schmach, Trauer, Wut, Angst,, und Schmerz...Schmerz. So rein wie er nur sein konnte. Sie konnte nicht anders. Also weinte sie um alles. Darum das ihr Mann sie alleingelassen hatte, und doch nie ganz verschwand, darum das sie Hilfe brauchte, darum das sie ein so erbärmliches Bild abgab. Dann riß Legolas' Stimme sie hoch.
"Das Gras war grün, das Laub hing dicht, Die Schierlingsdolden blühten breit, Da huschte durch den Wald ein Licht, Wie Sternenglanz zu Erde fällt. Tinúviel tanzte, Elbenmaid, Zur Flöte hold von Angesicht, Von Sternen funkelte ihr Kleid Und war ihr dunkles Haar erhellt."
Dieses Lied. Sie kannte es. Sie kannte es!! Das Lied von Beren und Lúthien. Leise gesungen, kaum hörbar. Wie oft hatte sie es gehört, wie oft hatte sie geträumt. Und nun sang er es. Hier... sie schluchzte nur noch lauter und hörte wie sein Herz an ihr Ohr schlug.
...
Legolas setzte fort. Arwen beruhigte sich nicht. Sie schlug manchmal auf ihn ein, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und weinte. Weinte einfach... Laut und herzzerreißend. Sie tobte und wehrte sich. Und doch sang er weiter. Strophe für Strophe, Zeile für Zeile. Nur begleitet von Blitz, Donner und Regen... Regen... Weinen... Vielleicht von ihr, vielleicht von ihm. Es machte keinen unterschied.
Erst als er zu den letzten Zeilen kam wurde sie ruhiger. Lockerte ihren Griff, und atmete nur noch hastig.
"Lang trieb sie dann das Schicksal um
Durch Felsgeklüft und kalte Nacht, Durch finstre Wälder, fremd und stumm, Dann trennte sie das weite Meer."
Sie ließ ihren Kopf an seiner Schulter ruhen, und legte eine Hand in seinen Nacken, auf seine warme, regennasse Haut. Seine Stimme wurde leiser, fast ein Flüstern.
"Und dennoch war zuletzt die Nacht, Gericht und Zeit der Prüfung um, Vereinte sie des Schicksals Macht- Und lange, lange ist es her..."
Das Lied endete still. Arwen hob den Kopf und sah in an. In seine Augen so fremd und so vertraut. Ein Meer von Sicherheit, nur für sich. Wieder hatte sie jemand vor dem Eis gehalten, vor Regen beschützt. Langsam schloß sie die Augen. Sie wollte ihn bei sich, mit sich. Alles, damit nur dieser gottverdammte Schmerz nachließ.
Legolas betrachtete ihr Gesicht still. Von ihrer Wange lief eine letzte Träne. Schmerz und Trauer... Langsam schloß er die Augen.
Und als sich ihre Lippen berührten, schien es wie eine Erlösung. Beim Versuch aufzufangen, wurde er selbst aufgefangen. Beim Versuch zu trösten wurde er selbst getröstet.
Draußen war die Schlacht geschlagen.
Und der Regen, löschte die Feuer...
*~*~*~
Für alle Aragorn-Fans die mich nach diesem Kapitel hängen sehen möchten, oder für Diejenigen die mit Bedenken kommen wie: "Arwen würde Aragorn nie so schnell vergessen!" oder "Legolas kann Aragorn nie ersetzen!" ,all Jene möchte ich darauf aufmerksam machen das diese Geschichte Drama/Tragedy ist. Nicht Romance!!!
Reviews sind immer willkommen!
Elbisch: Arod noro lim! = Arod, reite schneller!
hodo= ruhig.
Mae ca men= Gut gemacht.
Daro sí = Warte hier.
Kapitel Vier folgt bald! Verlin
