Kapitel Zwei
Die Sonnenstrahlen des neu angebrochenen Tages bahnten sich ihren Weg ins Zimmer, um die noch Schlafenden zu wecken. Soreya hatte sich in Haldirs Arme gekuschelt und wurde nur langsam wach. Als sie aber bemerkte, dass sie nicht mehr auf ihrer Seite des Bettes lag fuhr sie erschrocken hoch und sah direkt in sein Gesicht. Er lächelte und versuchte nicht laut los zu lachen, als er ihr doch sehr verdutztes Gesicht sah. „Guten Morgen. Gut geschlafen?" fragte er sie noch immer grinsend. „Ähm, ja… gut… danke… dir auch einen guten Morgen" stotterte sie vor sich hin und rutsche ein Stück weg von ihm. „Ähm, tut mir leid, wenn ich soviel Platz in Anspruch genommen habe…" begann sie, aber er unterbrach sie lächelnd. „Das macht doch nichts. Wie geht es deinem Fuß?" „Dem geht es bis jetzt ganz gut" erwiderte sie und griff unter die Decke. „Na, dann werde ich mir deinen Fuß gleich mal ansehen" sagte Haldir und zog kurzerhand die Decke weg, um sich ihren Fuß anzusehen. Erschrocken über seine spontane Handlung schob Soreya ihr Nachthemd ein Stückchen weiter runter, da dieses über Nacht nach oben gerutscht war. Vorsichtig entfernte er den Verband und tastete sanft den Knöchel ab. „Sieht schon besser aus" meinte er. „Versuch doch mal aufzustehen." Soreya nickte kurz und setzte vorsichtig ihre beiden Füße auf den Boden. Langsam belastete sie ihren verstauchten Fuß, musste sich aber gleich wieder setzten, da dieser noch immer wehtat. „Es geht noch immer nicht" murrte sie und setzte sich ganz auf die Bettkante. „Das hab ich mir fast gedacht" sagte Haldir und stand auf, um sich anzuziehen. Fertig angekleidet ging er los einen frischen Verband und Kräuter zu holen. In der Zwischenzeit zog sich Soreya ganz auf das Bett zurück und sah sich neugierig im Zimmer um. Gestern hatte sie nicht sehr viel erkennen können, aber jetzt bei Licht sah alles noch sehr viel schöner und prunkvoller aus.
Nach dem Haldir den Verband gewechselt und sie sich angezogen hatte, trug er sie zum Frühstücken hinunter in den Speisesaal. Es waren nicht mehr sehr viele Elben anwesend und das war auch gut so. Soreya hatte nämlich Haldirs Kleidung an und sah darin doch etwas lustig aus. Die Hose und das Hemd waren etwas zu groß und wurden von einem Gürtel oben gehalten. Er setzte sie auf einem Stuhl ab und fragte sie, was sie gerne essen möchte. „Gute Frage" erwiderte sie. „Was gibt es denn alles?" „Sehr viel" meinte er. „Brot, Früchte, alles was dein Herz begehrt." „Oh, ein paar Früchte sollten für den Anfang reichen" sagte sie und lächelte ihn an. „Wie Mylady wünschen" und schon machte er sich auf den Weg, das Essen zu holen. `Wow, solch einen Service hatte ich noch nie. Daran könnte mich glatt gewöhnen` dachte sich Soreya und grinste in sich hinein. Jäh wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Haldir einen Teller voll mit Früchten und ein paar Scheiben Brot hinstellte. „Guten Appetit" meinte er nur und grinste. „Das soll ich alles essen?" erkundigte sie sich und sah den Teller mit großen Augen an. „Gestern hast du auch viel gegessen und da dachte ich mir, dass ich dieses Mal gleich mehr mitnehmen kann" antwortete er und musste sich ein grinsen verkneifen. Soreya hatte den Mund schon geöffnet, um ihm zu widersprechen, aber ihr viel nicht so recht ein, was sie sagen sollte. Daher schloss sie ihren Mund ohne was gesagt zu haben wieder und machte sich daran, was zu essen.
Nach dem Essen musste Haldir seinen Pflichten nachgehen und setzte Soreya in der Zwischenzeit in der Bibliothek ab. „Ich komme sobald ich fertig bin und dann kann ich dich etwas umherführen, wenn du willst." „Ja, gerne. Ich werde in der Zwischenzeit etwas lesen" meinte sie und widmete sich dem Buch auf ihrem Schoß. Die Stunden vergingen wie im Flug. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Haldir Soreya abholte.
„Hi. Bin wieder da" begrüßte er sie. „Na, das sehe ich" erwiderte sie frech.
„Wie wäre es mit Mittagessen und dann können wir uns etwas umsehen. Was meinst du?"
„Was? Ist das schon so spät? Ja, was zum Essen wäre wirklich nicht schlecht."
„Na, dann wollen wir mal" meinte Haldir und hob sie hoch. Dieses Mal brachte er sie nicht in den Speisesaal sondern nach draußen. Er ging ein Stück und setzte sie dann auf einer Decke ab, die er kurz zuvor ausgebreitet hatte. „Essen wir nicht drinnen, wie all die anderen?" fragte Soreya und er antwortete „Nein, bei dem schönen Wetter sollte man draußen sein, an der frischen Luft. Ich hab mir gedacht, dass wir eine Art Picknick machen können. Ich hoffe du hast nichts dagegen." „Nein, wieso sollte ich was dagegen haben. Hauptsache ich bekomm was zum Essen" erwiderte sie und grinste ihn frech an. „Ich bin gleich wieder da" meinte er und verschwand. Wenige Minuten später kam er mit einem großen Korb voll mit Früchten und belegten Broten zurück. „Das sollte reichen" sagte er lachend und setzte sich zu ihr auf die Decke. „Wow, alles für mich? Hältst du mich wirklich für so hungrig?" fragte sie ihn. Haldir erwiderte nichts, sondern packte das Essen aus.
„Hey, ich will ne Antwort!"
„Jetzt iss erst einmal. Antworten bekommst du später" meinte er darauf und begann zu essen. Etwas perplex griff auch Soreya zu einem Sandwich und biss genüsslich hinein.
Nach dem Essen packte Haldir zusammen und brachte den Korb zurück ins Haus. „Vergiss nicht mich" rief sie ihm hinterher. Fünf Minuten später kam er wieder zu ihr heraus. „Endlich. Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr." „Wie kommst du nur darauf, dass ich dich vergessen könnte" meinte Haldir und lächelte.
Die Nacht brach langsam herein und Haldir und Soreya gingen zu Bett.
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