Kapitel Drei

Die Wochen zogen ins Land und Soreya hatte sich mittlerweile ganz gut in Lorien eingelebt. Sie hatte ihr eigenes Zimmer, gleich neben Haldir. Ihr Bein war wieder verheilt und so konnte sie ab und zu etwas im Haus mithelfen.

Als Haldir Soreya eines Tages zum Mittagessen abholten wollte, war sie nicht, wie sonst in der Bibliothek. Er fragte einen Elben, ob er wüsste, wo sie ist und dieser antwortete „Sie ist vor einer Minute aufgesprungen und meinte nur, sie wolle schwimmen gehen." Haldir bedankte sich und machte sich auf den Weg zum Fluss. Unterwegs entdeckte er sie und rief ihr zu. Soreya drehte sich kurz um und sah ihn an, lief aber unbehelligt weiter. Haldir wunderte sich etwas und beeilte sich, sie einzuholen. Soreya zog sich während des Laufens aus; erst die Schuhe, dann sie Hose und nur noch mit einem Hemd bekleidet sprang sie ins Wasser.

Etwas außer Atem kam Haldir am Fluss an, konnte sie aber nirgends entdecken und so begann er seine Schuhe und sein Hemd auszuziehen, um ihr ins glasklare Wasser zu folgen.

Plötzlich sprang Soreya aus dem Fluss und zog, den noch in Hosen gekleideten Haldir zu sich ins Wasser. Er versuchte zwar sich zu wehren, aber so recht gelang ihm das nicht. Als er an die Oberfläche kam, sah er sich suchend um, konnte sie aber nirgends finden. Nach ein paar Sekunden tauchte sie neben ihm auf. „Ist das nicht herrlich" meinte sie und grinste bis über beide Ohren. „Ja, erfrischend und wohltuend, aber du könntest mir das nächste Mal bescheid sagen, wenn du einen Badeausflug planst" erwiderte er lächelnd und zog sie näher zu sich hin.

Soreya, versuchte sogleich Abstand zu gewinnen und schon war Haldir untergetaucht. Etwas perplex sah sie sich um, aber er tauchte nicht wieder auf. Jäh wurde sie unter Wasser gezogen und wenige Sekunden später blickte sie in seine grünen Augen. Er legte einen Arm um ihre Hüfte und zog sie an sich heran. Sein Gesicht näherte sich dem ihren, seine Lippen berührten die ihren und er küsste sie sanft auf den Mund. Langsam löste er sich von ihr und beide tauchten wieder auf. Soreya verstand nicht was dies sollte. Sie waren doch befreundet, sehr gut befreundet, aber das er ihr gegenüber Gefühle hatte, ist ihr bis jetzt nicht aufgefallen. Ja, sie fand ihn schon süß und fragte sich auch schon des Öfteren, wie es wohl wäre ihn zu küssen, aber gewagt hatte sie es nie. Und jetzt auf einmal küsste er sie, ohne Vorwarnung ohne irgendein Wort darüber zu verlieren, einfach so.

Haldir beobachtete sie und wartete auf einen Gefühlsausbruch ihrer Seits, aber dieser blieb aus. Langsam aber bestimmt schwamm er zu ihr hinüber, legte seine Arme um ihre Taille und zog sie wieder zu sich heran. Gebannt sahen sich beide in die Augen.

Haldir wartete und hoffte, dass Soreya den zweiten Schritt machen würde. Ihre Hände, noch gegen seine nackte Brust gedrückt, wanderten langsam nach oben, über seine muskulösen Schultern, am Hals entlang und machten in seinem Nacken halt. Sie begann mit seinem nassen Haar zu spielen, ohne dabei den Blick von ihm abzuwenden. Immer tiefer gruben sich ihre Finger in sein Haar und vorsichtig zog sie ihn zu sich hinunter. Immer näher kamen sie sich, bis sich ihre Lippen zum zweiten Kuss vereinten. Erleichtert hielt er sie noch fester. Haldirs Küsse wurden leidenschaftlicher und seine Hände begannen ihren Körper zu erkunden. Sanft strich er über ihren Rücken hinauf zu ihren Schultern. Dabei schob er ihr nasses Hemd nach oben, welches er ihr ganz auszog und ans Ufer warf. Etwas beschämt sah Soreya ihn an und hielt ihre Arme vor der Brust verschränkt. Lächelnd umarmte er sie wieder und küsste sie abermals. Langsam und zaghaft legte sie ihre Arme um seinen Hals und vergrub ihre Finger wieder in seinem Haar.

Beide hatten ihre Aufmerksamkeit so sehr auf einander gelenkt, dass sie Celeborns Erscheinen nicht bemerkten. Erst als er sich räusperte und nach Haldir rief, fuhren beide erschrocken zusammen. Soreya klammerte sich panisch an Haldir fest und begann leise vor sich hin zu fluchen.

„Entschuldige, wenn ich euch störe, aber es gibt noch einiges zu tun und ich könnte deine Hilfe gut gebrauchen, Haldir" sagte Celeborn und musste ein Lachen unterdrücken. Noch etwas erschrocken vom plötzlichen auftauchen Celeborns, konnte Haldir nur kurz nicken. Noch immer grinsend drehte sich Celeborn um und ging zurück zum Haupthaus, um nach dem Rechten zu sehen.

„Ist er weg?" fragte Soreya und vergrub ihr Gesicht in seinem Haar. „Ja, er ist weg" antwortete Haldir und musste lachen. „Ich find das nicht witzig" fuhr sie ihn an und sah ihm ins Gesicht. „Ich bin halb nackt und dann kommt auch noch ER und überrascht uns. Das ist superpeinlich. Ich kann ihm nie wieder unter die Augen treten, das weiß ich jetzt schon" murmelte sie weiter und hielt sich weiterhin an Haldir fest. Dieser hingegen versuchte sich wieder Einzubekommen und steuerte langsam das Ufer an. Dort angekommen, angelte er Soreyas Hemd von einem Ast und reichte es ihr. Schnell zogen sich beide an und ohne ein Wort zu sagen, lief sie zum Haus zurück. Verwundert sah er ihr nach und zog sich auch fertig an.

Im Haupthaus angekommen verschwand Soreya gleich in ihrem Zimmer. Haldir ging erst in sein Zimmer, sich trockene Kleidung anzuziehen und meldete sich kurz darauf bei Celeborn.

Den restlichen Tag hatte sich Soreya in ihrem Zimmer verkrochen und kam auch nicht zum Abendessen heraus. Haldir legte etwas zu essen auf einen Teller und ging zu ihrem Zimmer. Er klopfte und als nach einiger Zeit keine Reaktion von drinnen kam, trat er ein. Besorgt sah er sich im Zimmer um, konnte sie aber nirgends entdecken. Er stellte den Teller auf den kleinen Tisch gleich neben der Türe und ging hinaus auf den Balkon. Da saß sie zusammengekauert auf dem Boden, das Gesicht zwischen den Armen vergruben und zitterte. Haldir kniete neben ihr nieder und strich ihr über den Rücken. Sie hatte noch immer das nasse Hemd von heute Mittag an und fror jämmerlich, da es mittlerweile kühler geworden war.

„Soreya" sprach er sie an, aber sie reagierte nicht. Er hob sie daraufhin hoch und trug sie ins Zimmer. Dort setzte er sich auf das Bett, sie auf seinen Schoß und hielt sie fest in seinen Armen. „Du musst was trockenes anziehen, sonst holst du dir den Tod" redete er mit ihr. Soreya drehte sich zu ihm hin, um sich an ihm festzuhalten und ihr Gesicht in seinem Hemd zu vergraben. Erst jetzt bemerkte er, dass sie weinte. „Was ist los?" fragte er vorsichtig. „Nichts" schluchzte sie und krallte sich immer fester an ihn. „Das glaub ich dir nicht" erwiderte er. „Ist es wegen heute Mittag?" fragte er nach einer kurzen Pause nach. „Ich hab dich nicht verdient" bekam er als Antwort. „Wie kommst du denn auf die Idee?" Haldir setzte sie kurzerhand neben sich aufs Bett, um sie anzusehen. Er legte eine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf, so dass sie ihn ansehen musste. Ihre Augen waren rot und ihr Gesicht leicht dreckig, vom vielen weinen. Haldir wischte eine Träne weg und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. Soreya zuckte zusammen und wollte schon wegrutschen, hätte er sie nicht festgehalten. „Hey. Ich tue nichts, was du nicht auch willst" meinte er und sah ihr dabei in die Augen. „Hast du das verstanden? Ich will und werde dir nicht wehtun." Soreya nickte kurz und blickte dann zu Boden. Haldir stand auf und sagte „Du solltest dir auf jeden Fall was trockenes anziehen und dann können wir weiterreden." Er verließ das Zimmer und ging in die Ankleide, um einen Schlafanzug und einen Morgenmantel zu holen. Beides legte er neben sie auf das Bett und ging dann auf den Balkon hinaus, damit sie sich umziehen konnte. Als Soreya sich angezogen hatte, legte sie sich ins Bett und deckte sich zu. „Kann ich reinkommen?" „Ja."

Haldir betrat das Zimmer und sah sie im Bett liegen, eingewickelt in den Morgenmantel und die Decke bis zum Hals hinaufgezogen. Er konnte ein kleines Grinsen nicht unterdrücken und ging langsam zum Bett hinüber, um sich zu ihr zu setzten. „Geht es dir besser? Willst du was essen?" fragte er sie und strich sanft mit seiner Hand über ihr Gesicht. Langsam beugte er sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn, um sich gleich darauf wieder zurück zu ziehen. „Nein danke. Ich habe keinen Appetit" antwortete sie sehr leise. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort „Willst du mir jetzt erzählen, was los ist?" „Ich weiß selber nicht was mit mir los ist" bekam er als Antwort. Etwas verwirrt sah er sie an und wollte schon was sagen, als Soreya ein Stück zur Seite rutschte und auf den freien Platz neben sich zeigte. Haldir zog seine Stiefel aus, legte sich zu ihr ins Bett und nahm sie in den Arm. „Tut mir leid" murmelte sie. „Was tut dir leid?" fragte er nach und strich ihr übers Haar. Nach einer kurzen Pause antwortete sie endlich.

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