Kapitel Sieben
Dieses Mal schlief sie einen ganzen Tag und die komplette Nacht durch und erwachte erst den darauf folgenden Tag. Soreya streckte suchend ihre Hand nach Haldir aus, doch der Platz neben ihrem Bett war leer. Die Augen noch immer geschlossen, setzte sie sich langsam auf. Sie hatte Angst, dass wenn sie dieses Mal die Augen öffnen würde, sie wieder Dunkelheit empfangen würde. Eine Hand berührte sie, doch sie war zu klein für die eines Erwachsenen und Kinder würden bestimmt nicht in diese Halle kommen. „Wie geht es dir?" hörte sie eine kindliche Stimme fragen. „Ich glaub ganz gut, bis auf das, dass ich nichts sehen kann" antwortete sie und drehte ihren Kopf in die Richtung, aus der die Stimme zu ihr sprach. „Du hast es noch gar nicht ausprobiert" erwiderte diese und Soreya musste grinsen. Diese Offenheit, mit der diese Person sprach kann wirklich nicht von einem Erwachsenen kommen. Sie schöpfte neuen Mut und öffnete ihre Augen und wahrlich, sie konnte was erkennen. Es waren zwar nur Schemen und Umrisse, aber sie sah wieder was. Langsam begann das Bild aufzuklaren und sie konnte erkennen, wer neben ihrem Bett stand. Es war einer der Hobbits, die zusammen mit der kleine Gruppe vor ein paar Tagen in Lorien angekommen waren. „Hallo. Wer bist du denn?" fragte sie den Hobbit, der sie bis her hoffnungsvoll angesehen hatte. „Hi. Ich heiße Pippin und wie ist dein Name." „Soreya Nimloth" antwortete sie knapp und sah sich in der großen Halle um. Sie wollte den kleinen Mann gerade nach Haldir fragen, als ein weiterer Hobbit in die Halle gestürmt kam und nach Pippin rief. „Da bist du ja. Wir suchen dich schon die ganze Zeit." „Ich war die ganze Zeit hier und hab mich um Soreya gekümmert" antwortete Pippin und blickte verstohlen zu ihr herüber. Soreya musste sich ein lachen verkneifen und nickte bestätigend. Bevor der andere Hobbit noch was sagen konnte, kam Legolas, der Elb in die Halle geeilt. Prompt blieb er stehen, als er sie sah und machte sofort wieder kehrt. „Was hatte der denn?" fragte Soreya mehr sich als die zwei Hobbits. „Wer weiß. Der ist immer so komisch und dann streitet er sich die ganze Zeit mit Gimli, dem Zwerg" antwortete Pippin und grinste übers ganze Gesicht.
„Kannst du mir bitte den Becher mit Wasser reichen" bat sie den kleinen Mann. „Aber sicher doch" meinte Pippin und gab ihr, wonach sie verlangte. Langsam und mit kleinen Schlucken trank sie den Becher leer und gab ihn Pippin wieder, der ihn auf den kleinen Tisch neben ihrem Bett stellte. Sie wollte sich schon wieder zurücklehnen, um weiter zu schlafen, als sie Haldir zusammen mit Legolas die Halle betreten sah.
Der andere Hobbit, sein Name war Merry, zog den etwas perplexen Pippin bei Seite, um Haldir Platz zu machen. Dieser setzte sich zu Soreya aufs Bett und sah sie lange an. „Du kannst wieder sehen" rief Haldir erleichtert aus und schloss sie sogleich in seine Arme. Legolas krallte sich in der Zwischenzeit die zwei Hobbits und verließ die Halle. Pippin drehte sich noch einmal kurz um und winkte ihr zum Abschied. Soreya erwiderte seinen Gruß und lächelte.
„Gott sei dank geht es dir wieder besser. Ich hatte schon befürchtet du würdest nie wieder das Tageslicht erblicken" sprach Haldir und riss sie aus ihren Gedanken. „Diese Befürchtung hatte ich auch, doch Pippin hat mir wieder Mut gemacht. Ich hätte mich sonst nicht getraut die Augen jemals wieder zu öffnen, aus Angst Nichts sehen zu können." Erleichtert und glücklich schloss er sie wieder in seine Arme. „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne wieder mein eigenes Zimmer beziehen" meinte sie nach einiger Zeit und ohne was zu sagen, hob er sie samt Bettdecke hoch und trug sie in sein Zimmer.
„Also, eigentlich wollte ich in mein Zimmer" erwiderte sie, nachdem er sie ins Bett gelegt und zugedeckt hatte. „Wenn es dir beträchtlich besser geht, darfst du wieder in dein Zimmer, aber momentan möchte ich nicht, dass du alleine bist" sagte Haldir und küsste sie auf die Stirn. „Ich werd nur schnell was zu Essen und zu trinken holen und dann bin ich ganz für dich da." Nach diesen Worten verließ er das Zimmer.
Nur wenige Minuten später war er mit einem großen Tonkrug, einem Becher und einer großen Schale mit diversen Früchten zurückgekehrt. Die Schale stellte er auf den Tisch neben der Tür, während er den Krug und den Becher auf den Tisch gleich neben dem Bett stellte.
„Willst du was essen? Hast du Hunger?" fragte Haldir sie und setzte sich zu ihr aufs Bett. „Nein, danke. Momentan brauche ich nichts und auch wenn ich wollte, ich würde eh nichts runter bekommen" antwortete Soreya. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus, vergrub ihre Finger in seinem Haar und zog ihn zu sich hinunter. Der Kuss war lange und leidenschaftlich und nur mit viel Selbstbeherrschung konnte sich Haldir von ihr losreißen. „Du brauchst noch viel Ruhe" meinte er und setzte sich wieder aufrecht neben sie hin. „Ich will aber nicht alleine sein" erwiderte sie und nahm seine Hand. „Du wirst nicht alleine sein, ich werd die ganze Zeit bei dir bleiben. Versprochen." Haldir zog seine Stiefel aus und legte sich neben sie ins Bett. Sofort kuschelte sie sich an ihn und wenige Minuten später war sie eingeschlafen.
Es war Nacht, als Soreya erwachte und der Platz neben ihr war leer. Fragend sah sie sich im Zimmer um, konnte ihn aber nirgends entdecken und so stand sie auf, um ihn zu suchen. Vorsichtig krabbelte sie aus dem Bett und versuchte sich hinzustellen. Erst beim zweiten Anlauf stand sie, zwar noch auf wackeligen Beinen, aber sie stand und langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen. Soreya merkte, das sie noch sehr geschwächt war, aber das war ihr im Moment egal und so steuerte sie langsam den Balkon an. Schneller als gedacht erreichte sie diesen auch und sah Haldir draußen stehen. „Da bist du ja" sprach sie ihn leise an und er drehte sich nach ihr um. „Du sollst doch noch nicht aufstehen" schimpfte er sie und genau in diesem Augenblick brach sie zusammen. Ihre Beine hatten einfach nachgegeben und in letzter Sekunde konnte er sie noch auffangen, bevor sie auf den harten Boden aufgeschlagen wäre. Eng an sich gedrückt hielt Haldir sie fest und wollte schon wieder losschimpfen, doch Soreya war schneller und brachte ihn mit einem Kuss zum Schweigen. Ihre Arme legte sie um seinen Hals und zog ihn noch weiter zu sich herunter. Langsam wanderten seine Hände an ihrem Körper entlang nach unten und er hob sie kurzerhand hoch und trug sie zum Bett zurück. Vorsichtig legte er sie hin und wollte sich schon zurückziehen, aber sie hatte noch immer ihre Arme um seinen Hals gelegt und zog ihn bestimmt zu sich aufs Bett. Ihre Küsse wurden leidenschaftlicher und Haldir konnte sich nur mit Mühe zurückhalten. „Du bist noch zu schwach; du solltest dich noch etwas ausruhen" flüsterte er in ihr Ohr. „Bist du dir sicher, dass ich dafür auch noch zu schwach bin?" fragte sie mit einem Grinsen nach und begann ihn auszuziehen. Mit flinken Fingern knöpfte sie sein Hemd auf, zog es ihm aus und warf es achtlos auf den Boden. Haldir seinerseits schob ihr Nachthemd langsam nach oben, zog es ihr über den Kopf und warf es zu seinem Hemd auf den Boden. Soreya klammerte sich auf einmal an ihm fest und schloss die Augen. „Geht es dir nicht gut?" fragte er besorgt und ging von ihr runter. „Es ist bestimmt gleich wieder vorbei" antwortete sie, doch er hatte sie schon hochgehoben und ganz aufs Bett gelegt. Er legte sich neben sie und zog die Decke über sie, damit sie nicht fror. „Mach die Augen auf und sag mir ob du was sehen kannst" bat er sie und rutschte noch näher an sie heran. Langsam und ängstlich öffnete sie die Augen. Ein Schleier hatte sich über ihre Augen gelegt und Haldir wusste sofort, das sie nichts sehen konnte. Soreya schüttelte nur den Kopf und klammerte sich schluchzend an ihn. „Hört das denn nie auf" wisperte sie und begann zu weinen. Tröstend nahm er sie in den Arm und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. „Es kann noch Tage dauern, bis dein Körper das Gift bekämpft hat" meinte er und hielt sie ganz fest. Nach und nach beruhigte sie sich wieder und schlief wenige Minuten später ein.
*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
