Kapitel Elf
Der nächste Tag war gerade erst angebrochen als Soreya erwachte. Haldir war gerade erst aufgestanden, aber sein Hemd lag noch neben dem Bett. Soreya setzte sich auf und sah sich im Zimmer um, konnte ihn aber nirgends erkennen. Daher stand sie auf, um ihn zu suchen. Sie ging in sein Zimmer hinüber, suchte auf dem Balkon nach ihm, aber er war nirgends zu finden. Auf ihrem Weg durchs haus traf sie Orophin und fragte ihn, ob er Haldir gesehen hatte. „Ja, er ist mit Galadriel und anderen Elben zum Fluss gegangen um die Gefährten zu verabschieden" antwortete er ihr und sogleich lief sie los. Am Fluss angekommen beobachtete sie das Schauspiel von der Ferne, aber Haldir konnte sie auch nirgends entdecken. `Komisch. Orophin hatte doch gesagt, das er hier sein müsste, aber ich kann ihn nirgends entdecken` dachte sie sich und ging langsam wieder zum Haus zurück. Unterwegs traf sie Orophin wieder. „Bist du dir sicher, das er dorten ist, denn ich hab ihn nicht gefunden" sprach sie ihn an. „Er hat zu mir gesagt, er müsse hingehen" antwortete er und sah sie verwundert an. „Vielleicht ist er schon wieder zum Haus zurückgegangen" meinte Orophin und beide machten sich auf den Weg. Im Haus wurde ihnen gesagt, das Haldir an die westliche Grenze gegangen war, da es dorten Probleme gab. Soreya wollte gleich losgehen, aber Orophin hielt sie zurück. „Das ist zu weit, um ohne ein gutes Frühstück hinzugehen" meinte er und brachte sie in einen kleinen Raum. „Ich werde uns was zum Essen holen" sagte er kurz und verließ das Zimmer. Neugierig sah sich Soreya in dem kleinen und relativ dunklen Zimmer um. Hier war sie noch nie gewesen und der Raum war so eine Art kleine Bibliothek. Wenige Minuten später kam Orophin wieder und brachte reichlich zu Essen mit. Soreya bedankte sich und begann zu Essen. Als sie fertig war stand sie auf und wollte gehen. „Weißt du überhaupt wo du hin willst?" fragte Orophin. „Eigentlich nicht" antwortete sie und lächelte verlegen. „Na, dann sollte ich wohl mitkommen" meinte er darauf und schenkte ihr ein Lächeln. Soreya nickte kurz und wartete bis Orophin fertig war.
Zusammen gingen sie los und nach ein paar Stunden fanden sie auch endlich Haldir. „Was macht ihr denn hier?" fragte er sie und sah sie verwundert an. „Sie wollte dich unbedingt sehen" erwiderte Orophin und entfernte sich langsam von den Zweien. „Wieso hast du nicht gewartet bis ich wider da bin?" fragte Haldir Soreya und nahm sie in den Arm. Zärtlich küsste er sie und sah sie dann an. „Weiß auch nicht. Ich wollte dich einfach sehen" antwortete sie und gab ihn einen Kuss. Orophin und Haldir errichteten ein kleines Lager, da es langsam dunkel wurde und sie nicht im Dunklen zurückgehen wollten. Auch Rúmil gesellte sich zu den Dreien und so saßen sie alle an dem kleine Lagerfeuer und erzählten sich Geschichten. Später legten sie sich schlafen und Orophin übernahm die erste Wache. Das Feuer war gelöscht worden, um nicht Orcs anzulocken. Soreya konnte nicht schlafen und so setzte sie sich zu Orophin. „Du noch wach?" fragte er sie. „Ja, ich kann irgendwie nicht schlafen. Es ist so kalt und nass hier" antwortete sie. „Hier ist eine Decke" sagte Orophin und legte ihr diese um. Soreya bedankte sich und langsam wurde auch sie müde. An ihn gelehnt schlief sie ein. `Sie hat schon etwas besonders an sich` dachte sich Orophin und beobachtete sie eine Zeit lang.
Nach ein paar Stunden kam Haldir, um ihn abzulösen. Als er beide entdeckte musste er grinsen. „Da ist sie ja und ich hab mich schon gewundert wo sie abgeblieben ist" meinte er und musste lachen. „Sie meinte nur sie könne nicht schlafen und nachdem ich ihr die Decke gereicht hatte, war sie friedlich eingeschlafen" erwiderte Orophin und grinste. „Könntest du sie mitnehmen und auf mein Lager legen. Da schläft sie glaub ich besser" fragte Haldir Orophin. Dieser nickte, hob sie hoch und trug sie weg.
Am nächsten Tag ging Haldir die anderen wecken und konnte nicht glauben was er sah. Soreya hatte sich über Nacht an Orophin gekuschelt. Dieser wiederum war mittlerweile aufgewacht und versuchte jetzt vorsichtig sie beiseite zu schieben. Als er Haldir sah fuhr er erschrocken zusammen und Soreya erwachte. Auch Rúmil war schon länger wach und beobachtete das Schauspiel einige Meter entfernt. Plötzlich fingen alle Drei zum Lachen an und Soreya sah sich verschlafen um. „Hab ich irgendwas verpasst?" fragte sie verdutzt in die Runde. „Nein" meinte Haldir und setzte sich, noch immer lachend neben sie. Orophin war mittlerweile aufgestanden und streckte sich. „Mal eine Frage: Klammerst du dich an allem fest, das in deiner Nähe liegt?" fragte Haldir. „Wie meinst du das denn?" erwiderte Soreya. „Naja, sobald jemand neben dir liegt, nimmst du ihn in Beschlag. Sogar Orophin musste herhalten." „Wie? Was? Ich hab… oh.. Tschuldigung" stotterte sie los. „Ist doch nicht so wild" meinte Haldir und nahm sie ihn den Arm.
Rúmil und Orophin machten noch einen kleinen Rundgang, während Haldir uns Soreya im Lager blieben. Plötzlich brach aus dem Unterholz eine Horde Uruk-Hais hervor. Es waren nur Zehn, aber das reichte aus. Haldir sprang sofort auf und rief Soreya zu, sie solle in Deckung gehen, was sie auch tat. Angelockt von dem Geschrei kamen auch Rúmil und Orophin Haldir zu Hilfe, aber da war es auch schon geschehen. Haldir wurde von einem Uruk-Hai verletzt und ging zu Boden. Einige Reiter aus Rohan, die die Horde schon des Längeren verfolgten griffen in den Kampf ein und konnten das Schlimmste verhindern. Soreya lief gleich zu Haldir hin, um nach ihn zu sehen. Er war am Bein verletzt worden und blutete sehr stark. Auf die Schnelle konnte sie nichts finden, mit dem sie seine Wunde verbinden konnte und so riss sie beide Ärmel ihres Hemdes ab. Vorsichtig verband sie die Wunde und rede sanft auf ihn ein. „Tut es sehr weh? Ich bin gleich fertig." Haldir nickte ihr nur kurz zu und schloss dann wieder die Augen. Orophin eilte ihr zur Hilfe, während Rúmil mit einem der Reiter zu ihnen herüber kam. „Mein Name ist Eomer. Ich verfolge diese Uruk-Hais im Auftrag von König Theoden von Rohan" stellte er sich vor. „Mein Name ist Rúmil und das sind meine Brüder Orophin und Haldir" antwortete Rúmil und verbeugte sich vor ihm. Soreya war so sehr damit beschäftigt sich um Haldir zu kümmern, das sie von all dem Nicht mitbekam. Erst als Orophin sie bei Seite nahm und ihr sagte, sie soll sich etwas Ruhe gönnen, bemerkte sie die Reiter. Mittlerweile war ein Feuer entfacht worden, um das die Reiter saßen und mit Rúmil redeten. Soreya setzte sich nicht weit vom Feuer entfernt an einen Baum und schloss die Augen. Ein knackender Ast ließ sie aufsehen. Einer der Reiter hatte sich erhoben und ging mit einem Beutel aus Leder und einer Wasserflasche zu ihr hinüber. „Wollt ihr nicht auch etwas essen. Ihr seht sehr erschöpft aus" sagte dieser und gesellte sich zu ihr. Soreya bedankte sich und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche. „Verzeiht, wie unhöflich von mir. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Eomer und euerer?" „Soreya Nimloth" antwortete sie und nickte ihm kurz zu. Er reichte ihr ein Stück Brot, welches sie danken annahm und aß.
Haldir beobachtete die beiden und ihm war nicht ganz wohl bei der Sache. Ja, wenn die Reiter aus Rohan nicht gekommen wären, wäre es um sie geschehen gewesen, aber wie dieser Eomer sie ansah gefiel ihm ganz und gar nicht. Und da war auch noch die Sache mit Boromir, die er noch nicht vergessen hatte. Zu frisch waren die Wunden, die sie ihm damit zugefügt hatte und jetzt war es wieder ein Mensch, der sie gerettet hatte. Es war eine harte Prüfung, die das Schicksal für ihn und auch für Soreya bereithielt. Würde das zarte Band der Liebe halten oder ein weiteres Mal reißen?
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