Kapitel Zwölf

Später ging Eomer wieder zum Lagerfeuer zurück und Soreya setzte sich zu Haldir. „Wie geht es dir?" fragte sie ihn und fuhr mit ihrer Hand durch sein Haar. „Es geht schon" meinte er und verzog das Gesicht.

„Brauchst du irgendwas?" „Nein, aber tue mir einen gefallen und halte dich von diesem Eomer fern, solange die da sind. Er hat dich die ganze Zeit so komisch angesehen" sagte Haldir. Soreya nickte kurz und nahm seine Hand. Ganz vorsichtig kuschelte sie sich an ihn und schloss die Augen. Wenige Zeit später war sie eingeschlafen. Auch die Männer von Rohan legten sich zum Schlafen hin, nur zwei von ihnen hielten zusammen mit Rúmil Wache. In der Nacht öffnete der Himmel seine Schleusen und es regnete in Strömen. Vergeblich versuchte man an einem trockenen Ort in Deckung zu gehen, aber in wenigen Minuten waren alle bis auf die Haut durchnässt. Orophin ging zu Soreya und zog sie ein Stück von Haldir weg. „Wir brauchen Verstärkung um Haldir hier weg zu bringen. Einer der Rohirrim könnte dich begleiten, denn ich will Rúmil hier nicht alleine mit Haldir zurücklassen. Mit dem Pferd seid ihr eh schneller als ich zu Fuß" sagte er zu ihr. Sie blickte kurz zu Haldir und sah das Rúmil ihm gerade zu erklären versuchte, das sie mit einen der Rohirrim zurückreiten solle. Haldir nickte kurz und Rúmil kam zu ihnen herüber. „Er ist damit einverstanden. Am Besten brecht ihr sofort auf, denn später werden die Wege mit Schlamm übersäht sein und dann ist an ein schnelles weiterkommen nicht mehr zu denken" meinte Rúmil und winkte einen der Rohirrim zu sich her. Es war Eomer, der die Gruppe verließ und sich zu den Dreien gesellte. Haldir verfluchte sich in diesem Moment gerade selber, als er sah, wer Soreya begleiten sollte. Auch Soreya ging es in diesem Moment nicht anders und zaghaft blickte sie zu Haldir hinüber.

Nachdem alles ausgemacht war, holte Eomer sein Pferd und Soreya ging noch mal zu Haldir hin, um sich zu verabschieden. „Ich liebe dich" flüsterte sie und küsste ihn. „Und ich liebe dich" sagte er. Sie wollte schon gehen, als er sie zurück hielt. „Pass auf dich auf." Der Ausdruck in seinen Augen ließ sie leicht zusammenzucken und der Griff um ihr Handgelenk nahm zu. Sie nickte und er ließ sie los.

Soreya ging mit einem komischen Gefühl in der Magengegend zu den Anderen zurück. Eomer half ihr aufs Pferd und nahm hinter ihr platz.

Es regnete weiterhin in Strömen und so war es sehr schwer voranzukommen. Daher machten sie nach zwei Stunden eine kurze Rast. Beide waren bis auf die Haut nass und schon richtig durchgeweicht. Unter einem Mallornbaum suchten sie etwas Schutz und hofften, dass es bald zu regnen aufhören würde. Soreya fror jämmerlich und zitterte am ganzen Körper. Bibbernd setzte sie sich hin und rieb sich die Oberarme. Eomer hatte sie beobachtet und brachte ihr eine noch relativ trockene Decke. „Hier, die kannst du bestimmt brauchen" meinte er und reichte sie ihr. „Danke" antwortete sie und wollte sich schon die Decke umhängen, als er ihr was zurief. „Was?" fragte sie etwas lauter zurück. Mit großen Schritten näherte er sich ihr und wiederholte seine Worte. „Wenn du dir jetzt die Decke umhängst, wird es nicht viel bringen, außer das die Decke auch nass wird." Soreya sah ihn mit großen Augen an. `Der meint doch nicht etwa, das ich mich ausziehen soll. Das kann er aber gleich wieder vergessen` dachte sie sich. „Ich hab das Ernst gemeint. Außer du willst krank werden, dann lass ruhig die Klamotten an. Wir müssen eh warten bis der Regen aufhört und es hell wird" sagte er und begann sich auszuziehen. Ruckartig drehte sie sich von ihm weg und suchte panisch die Gegend ab. Langsam ging sie um den Baum herum und begann sich auszuziehen. Nur noch in Unterwäsche und feste in die Decke eingehüllt ging sie wieder zurück. Die nassen Kleidungsstücke hängte sie an einen kleinen Ast und sah sich nach ihm um. Eomer hatte sich in der Zwischenzeit auch bis auf die Unterwäsche ausgezogen und seine Kleidungsstücke hatte er zum trocknen ausgelegt.

„Könnte ich vielleicht auch einen Teil der Decke haben? Das ist nämlich die einzige, die ich dabei habe und ich hab keine Lust mir was abzufrieren" meinte er und ging auf sie zu. „Nein, das geht nicht" rief sie panisch aus und wäre am liebsten im Erdboden versunken. „Wieso sollte das nicht gehen? Die Decke ist groß genug für zwei" erwiderte er.

Widerwillig wickelte sie sich wieder aus der Decke aus und hielt sie ihm hin. „Du brauchst mir nicht die ganze Decke geben. Komm her, ich beiß schon nicht" sagte er und zog sie samt Decke zu sich heran. `Wieso muss mir das immer wieder passieren` dachte sie sich. Eomer breitete die Decke auf dem noch trockenen Boden aus, setzte sich hin und zog sie auch auf die Decke. Sehr eng rutschen sie zusammen und er wickelte beide in die Decke ein. Eomer lag direkt hinter ihr und hielt sie fest. Soreya hatte ihren Kopf auf seinen Arm gelegt und spürte seinen warmen Atem auf der Haut. Die Hände hatte sie vor der Brust verschränkt und seine lagen auf ihrem Bauch. Sie schloss die Augen und dachte an Haldir. `Hoffentlich geht es ihm wieder besser` dachte sie sich und rieb sich zitternd die Arme. „Ist dir noch immer kalt?" fragte er hinter ihr. Sie nickte nur und so zog Eomer sie noch näher an sich heran.

Der Regen hämmerte weiter auf den Boden und weichte diesen immer mehr auf. „Wir sollten weiter nach oben rutschen" meinte er, da er schon nasse Füße bekam. Gemeinsam robbten sie ein Stück weiter nach oben und er lehnte sich halb sitzend gegen den Baumstamm. Vorsichtig setzte er sie auf seinen Schoß und richtete die Decke wieder. „Machs dir ruhig bequem" sagte er grinsend zu ihr. „Das kann noch etwas länger dauern, bis es zu regen aufhört." Soreya seufzte nur und versuchte sich seitlich hinzusetzten. Sie zog ihre Knie an, legte einen Arm um ihn, während der andere auf seiner Brust ruhte. Ihren Kopf legte sie langsam auf seine Schulter und schloss die Augen. In Gedanken entschuldigte sie sich tausendmal bei Haldir und wünschte sich zu ihm zurück.

Eomer hingegen genoss den Körperkontakt mit ihr. Warm spürte ihren Atem an seinem Hals und ein kleiner Schauer durchfuhr seinen Körper.

Vorsichtig legte er einen Arm um ihre Hüfte und ließ seine Hand auf ihrem Oberschenkel ruhen. Ruckartig hob Soreya ihren Kopf und sah ihn entgeistert an. „Was soll das werden, wenn du fertig bist?" fragte sie ihn etwas gereizt. Sie wollte gerade seine Hand nehmen und von ihrem Oberschenkel entfernen, als er sich nach vorne beugte und sie einfach auf den Mund küsste. Panisch riss sie sich von ihm los und wollte schon aufspringen, aber er hielt sie fest an sich gedrückt. „Lass mich los" schrie sie ihn an. Sein Griff wurde fester und er tat ihr weh. Sein Gesicht näherte sich dem ihren, sie konnte seinen Atem förmlich spüren.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~