Kapitel Achtzehn
Die nächsten Tage war Soreya nervöser denn je. Sie lies fast jedes Essen ausfallen und zog sich komplett in ihr Zimmer zurück und dachte an die schönen Zeiten mit ihm. Immer wieder plagten sie Alpträume, von denen sie schweißgebadet nachts aufwachte und nicht mehr einschlafen konnte. Sie wollte endlich Gewissheit haben und so suchte sie Galadriel auf, um sie nach Rat zu Fragen.
„Hallo, mein Kind. Was hast du auf dem Herzen?" begrüßte sie Galadriel.
„Ich wollte sie nicht stören, aber immer öfter plagen mich Alpträume und ich möchte endlich wissen, ob sie was zu bedeuten haben" erwiderte Soreya. „Dann folge mir" sagte Galadriel und ging voraus. Einige Meter hinter ihr ging Soreya und war schon gespannt wo sie sie hinführen würde.
Sie ging einige Stufen hinunter und da sah sie ihn, den bekannten Spiegel, der die Zukunft zeigen könne.
„Du willst Gewissheit, dann sieh in den Spiegel" sprach Galadriel und riss sie aus ihren Gedanken. Langsam ging sie näher hin und blickte hinein. Anfangs konnte sie nichts erkennen, aber langsam klarte das Bild auf, doch was sie sah, konnte sie nicht so recht glauben. ~Sie sah die Gefährten, dann diese hässlichen Kreaturen; die zwei Hobbits, wie sie vor den Monstern davon liefen und dann sah sie ihn wieder; Boromir; er kämpfte tapfer gegen den Feind und verteidigte die zwei kleinen Männer; doch plötzlich wurde er von einem Pfeil getroffen; erschrocken fuhr Soreya zusammen, als ein weiter Pfeil ihn traf und er zum zweiten Mal zu Boden ging; auch der dritte Pfeil traf sein Ziel und er brach ganz zusammen und musste zusehen, wie die zwei Hobbits entführt wurden. Soreya liefen die ersten Tränen übers Gesicht und sie versuchte diese wegzuwischen.~ Dann sah sie Helms Klamm, die riesige Armee Uruk-Hais, wie sie die Festung stürmten; sie sah Haldir, der tapfer gegen die hässlichen Kreaturen kämpfte; ein lauter Schlag ließ sie zurückschrecken und sie sah, wie der Wall gesprengt wurde und die Uruk-Hais hineindrängten, um die Hornburg einzunehmen. Der Waldläufer rief, dass sich alle zurückziehen sollten, Haldir kämpfte weiter und plötzlich erschien eines dieser Kreaturen und erschlug ihn von hinten mit dem Schwert.~ Schreiend taumelte sie von dem Spiegel zurück, fiel hin und blieb regungslos sitzen.
„Ich konnte sehen, was du im Spiegel gesehen hast" sprach Galadriel, doch Soreya realisierte sie gar nicht, sondern starrte noch immer entsetzt auf den Spiegel.
„Oh mein Gott.... er kann doch nicht... er... dass darf nicht sein..." murmelte sie vor sich hin.
„Es tut mir leid" meinte Galadriel. „Du gehst besser auf dein Zimmer und verarbeitest was du gerade gesehen hast." Soreya konnte nur nicken, stand auf und lief, so schnell sie ihre Füße tragen konnten in ihr Zimmer. Verwirrt brach sie auf dem Bett zusammen und weinte sich in den Schlaf. Diese Nacht hatte sie keinen Alptraum und am nächsten Tag wusste sie, was sie zu tun hatte. Die Gewissheit hatte sie jetzt und sie wollte das mit allen Mitteln verhindern. Schnell packte sie ihre Sachen und etwas Proviant zusammen und borgte sich ein Pferd aus. Sie hatte sich kurz vorher eine kleine Karte angesehen und wusste ungefähr in welche Richtung sie reiten musste. Und so machte sie sich auf den Weg nach Helms Klamm, um Haldir vor dem sicheren Tod zu retten.
Sie war schon einige Tage unterwegs und noch immer konnte sie die Festung nicht sehen. `Wie weit ist das denn noch. Ich krieg gleich die Krise, wenn nicht bald diese doofe Festung auftaucht` dachte sie sich und spornte ihr Pferd an.
Nach 10 Tagen konnte sie endlich die Festung von weiten sehen. `Das ist also Helms Klamm` dachte sie sich und beschleunigte ihr Tempo. Bei der Festung angekommen ritt sie die lange Rampe zur Hornburg hinauf und das Tor öffnete sich langsam. Vor ihr stand ein Soldat aus Rohan und winkte sie hinein. Soreya stieg ab und führte ihr Pferd die Gassen hinauf zum großen Platz. Ein riesen Tumult war zu hören, da anscheinend vor kurzem erst die Elbenarmee eingetroffen war. Schnell band sie das Pferd an einem Pfosten fest und bahnte sich einen Weg durch die Massen. Sie konnte gerade noch erkennen, das Haldir mit ein paar Leuten in die Burg ging und wollte ihn schon folgen, als sie am Arm festgehalten wurde.
„Was machst du denn hier?" fragte eine Stimme hinter ihr und sie drehte sich um. Es war Legolas, der Elb, der sie zurückgehalten hatte.
„Das kann ich dir nicht sagen und jetzt lass mich zu ihm" antwortete sie. Legolas ließ sie los und brachte sie zu den anderen hinein. Haldir war nicht gerade sehr erfreut sie zu sehen, da er ganz genau wusste, dass dieser Kampf nicht leicht sein würde. Schnellen Schrittes ging er zu ihr hin und sah sie etwas verwirrt an. Auch Aragorn und Gimli konnten nicht so recht glauben, wer gerade angekommen war.
„Was willst du hier? Ich hab dir doch gesagt, du sollt in Lorien bleiben" sprach er sie nach ein paar Minuten an und zog sie in eine Ecke.
„Wie soll ich dir das erklären" begann sie und blickte auf den Boden. „Ich hatte schreckliche Alpträume und Galadriel meinte, ich könne in den Spiegel sehen. Das hab ich dann auch getan."
„Und was hast du gesehen?" fragte er nach.
„Das kann ich dir nicht sagen, aber schick mich bitte nicht zurück" flehte sie ihn an. Legolas trat an beide heran, da er das Gespräch ungewollt mitgehört hatte.
„Du kannst sie nicht mehr zurückschicken, da die Uruk-Hai Armee im Anmarsch ist. Sie würde genau in deren Arme laufen" meinte er und wartete auf Haldirs Antwort.
„O.K. Du kannst bleiben, aber du gehst mit den anderen Frauen hinter in die Höhlen" sagte Haldir bestimmt. Soreya nickte nur und setzte sich dann auf eine Holzbank. `Ich werde hintergehen, aber ich werde nicht lange hinten bleiben. Ich kann dich doch nicht sterben lassen` dachte sie sich und fuhr sich unruhig durchs Haar.
Später wurden die Frauen nach hinten geschickt und an die Männer wurden Schwerter und andere Waffen verteilt. Soreya verabschiedete sich von Haldir und blieb am Eingang sitzen. Eowyn trat an sie heran und setzte sich neben sie.
„Hallo. Mein Name ist Eowyn. Ich bin die Nichte des Königs von Rohan. Wie ist dein Name?" stellte sie sich vor.
„Ich heiße Soreya und komme aus Lorien" erwiderte sie und lächelte.
„Darf ich fragen, warum du hier bist" sagte Eowyn. Soreya überlegte ob sie es ihr sagen könne oder nicht.
„Ich habe in Galadriels Spiegel gesehen und was ich sah, hat mir nicht gefallen. Haldir, mein Verlobter wird sterben und das möchte ich mit allen Mitteln verhindern" antwortete sie. Eowyn sah etwas betroffen zu Boden und wusste nicht, was sie erwidern könnte. Draußen hörte man schon das Eintreffen der gegnerischen Armee und das lange Schweigen danach. Plötzlich brach das Kampfgebrüll los und Soreya sprang auf.
„Wie komme ich hier heraus und wo bekomme ich ein Schwert?" fragte sie Eowyn, die auch aufgesprungen war.
„Komm mit, ich werde dir den Weg zeigen. Du kannst mein Schwert haben" antwortete sie und nahm Soreya bei der Hand.
In der Burg war das Gebrüll der Uruk-Hai´s noch lauter zu hören und Eowyn lief zu einer Truhe hin, aus welcher sie ein Schwert herausholte.
„Das kannst du haben" sagte sie und half Soreya es umzuschnallen. Eowyn erklärte ihr, wie sie wohin kam und öffnete das Tor.
„Danke für alles." „Ist schon in Ordnung und pass auf dich auf" erwiderte Eowyn und schloss hinter ihr die Tür.
Vorsichtig bahnte sie sich einen Weg durch das Kampfgetümmel und blieb ruckartig stehen. Soreya erinnerte sich an die Bilder, die sie in dem Spiegel gesehen hatte. `Die Mauer wird fallen` dachte sie und lief los. Schon fast panisch suchte sie nach Haldir oder einen der Gefährten, aber sie konnte sie nirgends entdecken. Immer mehr Uruk-Hai´s kamen über den ersten Wall und schlugen sich immer weiter nach hinten durch. Das Tor war mittlerweile eingeschlagen worden und sie konnte erkennen, das Aragorn und der Zwerg vor dem Tor standen und die Gegner abwehrten.
Soreya ließ ihren Blick schweifen und entdeckte Haldir auf dem ersten Wall. Er kämpfte tapfer und hielt sich wacker. `Der richtige Augenblick ist noch nicht gekommen` dachte sie sich und ging langsam näher an das Getümmel ran. Das Schwert hielt sie fest in ihrer rechten Hand und war bereit es einzusetzen. Sie hatte zwar nur wenig Erfahrung, was das kämpfen anging, aber irgendwie würde sie das schon schaffen.
Ein lauter Knall riss sie zurück in die Gegenwart und sie sah, wie der große Wall gesprengt wurde. Überall fielen große Mauerbocken zu Boden und sie musste aufpassen, das sie nicht von einem erschlagen wurde. Jetzt drängten die grauenhaften Gestallten in die Festung, um die Menschheit endgültig zu vernichten. Für jeden erschlagenen Uruk-Hai nahmen zwei neue dessen Platz ein. Es war ein aussichtsloser Kampf, der geführt wurde.
Soreya blickte sich wieder nach Haldir um und sah ihn weiter unten auf einem Mauervorsprung stehen. So schnell sie ihre Beine tragen konnten lief sie auf ihn zu. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie eine Kreatur mit gezücktem Schwert auf sich zu rennen. Panik ergriff sie und sie versuchte das Schwert ruhig zu halten, was ihr nicht so ganz gelang, da sie zu zittern begonnen hatte. Bevor sie das Monster erreichen konnte, fiel es zu Boden, mit einem Pfeil im Rücken. Soreya war starr vor Schreck stehen geblieben und blickte sich mit großen Augen nach ihrem Retter um. Weit oben sah sie Legolas stehen, der ihr zu verstehen gab, dass sie wieder in die Burg gehen sollte, bevor er sich wieder in das Kampfgetümmel warf. Schnell schüttelte sie den Kopf und lief weiter in Haldirs Richtung. Aragorn rief, dass alle sich in die Burg zurückziehen sollten und sie sprintete die ersten Stufen hinauf. Es war ein riesen Durcheinander; Soreya wurde des Öfteren angerempelt und musste Schwertern und Schlägen ausweichen. Haldir rief Aragorn was zu und sie rannte immer schneller. Plötzlich tauchte ein Uruk-Hai hinter Haldir auf und holte zum Schlag aus. Sie war nur noch wenige Meter von ihm entfernt und innerlich betete sie, dass sie nicht zu spät kommen würde. Immer größer wurden ihre Schritte und sie rief ihm zu. Ein gellender Schrei ließ Haldir aufsehen und schon sah er Soreya auf sich zulaufen.
„Weg" schrie sie ihm zu und als er sich duckte, verlor er das Gleichgewicht und sprang von der Mauer. Die letzten Kraftreserven sammelnd, schwang sie etwas unsicher das Schwer und holte zum Schlag aus. Nie hätte sie sich erträumt, das sie irgendwann bei solch einer Schlacht dabei sein und ein Schwert in der Hand halten würde. Soreya schloss die Augen und schlug zu.
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Danke, danke, danke für die Reviews. Ich hoffe, dass dieses Kapitel spannend genug war für Euch.*smile* Es geht auch bald weiter, also dran bleiben. LG Die Autorin P.S.: Für Verbesserungsvorschläge bin ich immer offen ;o)
