Kapitel Vierundzwanzig
Als Soreya am
nächsten Tag erwachte, hatte sie wahnsinnige Kopfschmerzen und übel war ihr
auch. „Guten Morgen" flötete ihr Legolas entgegen, der schon längst auf den
Beinen und angezogen war. „Gut
geschlafen?" „Ja. Nein. So ein mist. Mein Kopf zerspringt gleich" schimpfte sie
los und setzte sich langsam auf. „Tja, das kommt von dem vielen Wein" meinte er
und ging zu ihr hinüber. „Ein warmes Bad und ein
paar Kräuter bringen dich schon wieder auf Trapp" sprach er weiter, während er
sie samt Decke hochhob und ins angrenzende Badezimmer trug. Vorsichtig setzte
sie sich in die große Wanne aus Porzellan, nachdem Legolas das Zimmer verlassen
hatte.
Langsam entspannte sie sich und auch die Kopfschmerzen gingen mit der Zeit weg.
Angestrengt dachte sie über den gestrigen Abenden, aber soviel fiel ihr dazu
nicht mehr ein. `Ich war erst auf der Bank gesessen, dann sind wir reingegangen,
haben was getrunken und dann... mist, ich weiß wirklich nicht mehr was danach
noch war` dachte sie und schloss die Augen. Nach einer halben Stunde kam Legolas
zurück mit frischen Klamotten und einem großen Handtuch. „Kannst du mir sagen,
wie ich ins Bett gekommen bin? Die Story mit den Hobbits weiß ich noch, aber
danach ist alles wie ausgelöscht" fragte sie ihn und wartete gespannt auf seine
Antwort. „Ich hab, besser wir haben uns gegenseitig ins Bett gebracht und das
war alles" antwortete er knapp und verließ das Zimmer. Verwundert blickte sie
ihm nach, schloss kurz darauf die Augen wieder und genoss das noch warme Wasser.
Wenige Minuten später kam eine Dienerin, die ihr beim ankleiden half und sie
hinunter zu Thranduil brachte, der auf sie wartete. „Guten Morgen. Ich hoffe du
hast gut geschlafen" begrüßte er sie. „Gut geschlafen hab ich schon, aber ich
hatte doch etwas viel Wein erwischt gestern" erwiderte sie und setzte sich an
den gedeckten Tisch. „Legolas kann uns leider keine Gesellschaft leisten, aber
wir kommen auch ohne ihn aus" meinte Thranduil und lächelte. Beide frühstückten
zusammen, redeten über ein paar Sachen und später ging Soreya hinaus in den
Garten, um frische Luft zu schnappen. Der Tag ging ohne weitere Vorkommnisse zu
Ende, nur Legolas hatte sie seit heute Früh nicht mehr gesehen. Langsam
schlenderte sie wieder nach drinnen und traf Thranduil, der gerade auf dem Weg
war, sie zum Essen zu holen. „Wo ist eigentlich Legolas den ganzen Tag?" fragte
sie ihn. „Soweit ich weiß wollte er noch was erledigen, aber was genau er wieder
vorhat weiß ich auch nicht" antwortete er. Beide setzten sich an den Tisch und
die Diener brachten reichlich zu Essen. Nach ein paar längeren Gesprächen wurde
Soreya langsam müde und so ging sie in ihr Zimmer. Spät in der Nacht hörte sie
Legolas zurückkommen und stand auf, um zu ihm zu gehen. Leise öffnete sie die
Türe zu seinem Zimmer und trat ein. „Hey. Wo warst du denn den ganzen Tag?"
fragte sie ihn. Etwas erschrocken fuhr er herum und suchte nach der passenden
Ausrede. „Ich musste noch was erledigen… im Wald…und das hat dann doch etwas
länger gedauert" antwortete er etwas ungläubig. „Ach so. Hab mich nur gewundert,
weil du so lange weg warst" meinte sie und setzte sich auf sein Bett. „Bist du
morgen wenigstens da oder muss ich wieder ohne dich auskommen" sprach sie weiter
und sah ihn wartend an. „Naja, eigentlich hatte ich schon was anderes vor, aber
das kann ich auch verschieben" erwiderte er und setzte sich neben sie. „Super.
Dann sehen wir uns morgen. Ich wünsch dir noch eine gute Nacht" sagte sie und
ging wieder in ihr Zimmer. Legolas hingegen war weniger begeistert. `Anscheinend
weiß sie noch immer nicht, was gestern passiert ist. Wie soll ich mich jetzt ihr
gegenüber verhalten? Jedes Mal wenn ich sie sehe, könnte ich sie küssen. Und was
wird aus Haldir? Dem kann ich erst recht nicht mehr unter die Augen treten. Er
hat mir seine Verlobte anvertraut und ich hab das schamlos ausgenutzt. Am Besten
bring ich sie wieder nach Lorien, aber was soll ich Vater nur sagen. Dass ich
seine einzige Tochter vernascht habe. Er wird mich umbringen, Haldir wird mich
umbringen, wenn sie es erfahren. Was soll ich jetzt nur machen? ` dachte er sich
und versuchte zu schlafen.
Der nächste Tag war angebrochen und alle saßen am Frühstückstisch und unterhielten sich, nur Legolas beteiligte sich nicht an den Gesprächen. „Was ist denn mit dir heute los?" fragte sein Vater ihn und wartete geduldig auf eine Antwort. „Nichts, ich hab nur schlecht geschlafen." Thranduil nickte nur und verließ kurz darauf das Zimmer, da er noch mit seinem königlichen Berater sprechen musste. Das Geschwisterpaar wollte sich gerade auf den Weg machen, den Düsterwald zu erkunden, als ein Bote aus Lorien ankam. Er sprang vom Pferd und ging auf die beiden zu. Tief verbeugte er sich, bevor er den Zettel mit der Botschaft von Haldir Soreya überreichte. Sie bedankte sich und ging einige Meter von den Zweien weg, um in aller Ruhe den Brief zu lesen. ~Hallo mein Engel. Wenn dich der Brief erreicht, bin ich schon unterwegs und in spätestens zwei Tagen bei dir sein. Ich liebe dich. Haldir~ Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und Legolas wusste sofort, dass die Botschaft von Haldir war. Als sie den Brief weggesteckt hatte, ging sie zu Legolas hinüber und fragte ihn, ob man Haldir nicht entgegen reiten könne. „Wann will er denn hier sein?" erkundigte er sich bei ihr. „Er will in zwei Tagen hier eintreffen" erwiderte sie noch immer lächelnd. „Na, dann verschieben wir unseren Ausflug und reiten ihm entgegen. Komm, lass uns ein paar Sachen zusammenpacken und dann kann es losgehen." Beide gingen ins Haus und packten ein paar Sachen und etwas Proviant zusammen. Eine halben Stunde später ritten sie zusammen mit dem Boten aus Lorien los. Sie waren schon den ganzen Tag unterwegs und langsam wurde es dunkel. „Wir sollten für heute hier ein Lager aufschlagen und morgen weiter reiten" meinte Legolas und stieg ab. Die anderen schlossen sich ihm an und so machte man ein kleines Lagerfeuer und aß den mitgenommen Proviant. Später legten sich der Bote und Soreya zum schlafen hin, während Legolas die erste Wache übernahm. Es war gerade mal Mitternacht vorbei und Legolas wollte gerade den Lorischen Boten wecken, als er etwas weiter entfernt den Schein eines kleinen Feuers entdeckte. Sofort ging er zu Soreya und weckte sie. „Ich glaub dahinten sind sie" flüsterte er und zeigt in die Richtung. „Bist du dir sicher?" fragte sie nach und stand auf. Langsam und so leise wie möglich schlichen die beiden zu dem zweiten Feuer hin, konnten aber niemanden entdecken. „Wo sind die denn alle?" wunderte sie sich. „Woher soll ich das wissen" erwiderte er und sah sich noch mal genauer um. Etwas weiter hinten konnte man ein paar Leute entdecken, aber er war sich nicht sicher, ob es Elben waren oder irgendwelche Landstreicher, von denen es leider genug gab.
Plötzlich brach eine Horde Orcs und Uruk-Hais aus dem Wald und griffen die kleine Gruppe an. „Du bleibst hier" meinte Legolas und schob Soreya hinter einen Baum. Sie wollte schon widersprechen, aber da war er auch schon auf dem Weg, den anderen zu helfen. Auch der Bote war von dem lauten Gebrüll der Orcs wach geworden und lief an ihr vorbei, hin zu dem Kampfgetümmel. Nach einer halben Ewigkeit waren die bösen Kreaturen in die Flucht geschlagen worden und zurück blieben viele Tote auf beiden Seiten und etliche Verwundete. Schnellen Schrittes lief Soreya zu den restlichen Leuten hinüber, als ihr Legolas schon entgegen kam. „Geh wieder zurück zum Lager und warte da auf mich" sagte er und stellte sich ihr in den Weg. „Wieso? Was ist passiert? War es die Gruppe aus Lorien?" fragte sie ihn und versuchte etwas zu erkennen. „Soreya, bitte geh zurück" fuhr er sie an und schob sie langsam rückwärts. „Sie sind es, sonst würdest du mich durchlassen. Was ist mit ihm? Ist er verletzt? Ist er" das letzte Wort konnte sie schon nicht mehr aussprechen, da ihr die ersten Tränen übers Gesicht liefen. Legolas nahm sie sogleich in den Arm, um sie zu trösten. „Er ist nur leicht verletzt" meinte er nach einer kurzen Pause. „Bitte bleib hier und warte auf mich, ich muss wieder zurück" sprach er weiter und strich ihr sanft über den Rücken. „Aber…. Wieso… ich will aber…" murmele sie vor sich hin, doch Legolas drückte sie sanft nach unten und setzte sie neben einem Baum hin. „Bleib einfach hier sitzen und warte auf mich" sagte er und kniete sich neben sie. Sofort klammerte sie sich wieder an ihm fest und vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd. Vorsichtig schob er sie ein Stück von sich weg und wischte die langsam versiegenden Tränen weg. „Es wird alles wieder gut." Bevor er wieder zurück ging hauchte er ihr noch einen Kuss auf die Stirn. Lange saß Soreya da und starrte in die Richtung, in die Legolas verschwunden war, als jemand zu ihr hinging. Als sie erkannte, wer es war sprang sie auf und lief ihm entgegen.
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Danke, danke, danke für die Reviews. Ich hoffe, dass dieses Kapitel spannend genug war für Euch.*smile* Es geht auch bald weiter, also dran bleiben. LG Die Autorin P.S.: Für Verbesserungsvorschläge bin ich immer offen (nur das mit der Umsetzung klappt nicht immer) ;o)
