2. Imperius?
Die Schule brauchte Geld, und es wurde beschlossen, ein großes Fest zu organisieren und die Eltern als Sponsoren zu gewinnen. Es gab einen Basar, Sportveranstaltungen, Zauberwettbewerbe und Duelle, jede Menge erlesener Speisen und Getränke, und am Abend sollte unter dem Sternenhimmel des großen Festsaales ein Ball stattfinden. Alle nahmen teil, Lehrer, Schüler, Eltern, Mitglieder des Schulrates, Vertreter des Ministeriums. Auch Lucius Malfoy hatte eine Einladung erhalten und selbstverständlich eine großzügige Summe gespendet.
Die Schule hatte mit der Einladung eine Broschüre verschickt, in der die Aktivitäten des letzten Jahres dargestellt sowie alle Mitglieder des Kollegiums abgebildet und mit ihrem Lebenslauf vorgestellt wurden. Er schlug das Heft auf und sah die bewegten Bilder: einen gütig lächelnden Albus Dumbledore, Snape, über einen brodelnden Kessel gebeugt, Minerva McGonagall als Animaga in Katzengestalt, bereit zum Sprung, und als neues Mitglied des Lehrerkollegiums, mehrere Auszeichnungen im Kampf gegen die dunklen Künste, Studium bei Dumbledore und anderen Koryphäen im In- und Ausland, Reisen in aller Herren Länder, Abwehrzauber aus allen Kulturkreisen usw.…, Aurora Luzia Stellamaris, auf einer Anhöhe stehend, im Hintergrund das Meer, der intensive Blick ihrer grünen Augen schien den Betrachter zu verfolgen, ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel ,der Wind bewegte die Falten ihres Umhangs, und das Sonnenlicht warf Reflexe auf ihr rötlich schimmerndes Haar.
Er dachte an die Begegnung mit ihr, und wieder stieg der Ärger in ihm hoch, weil ihm bei ihr nicht gelungen war, was doch bei allen anderen so prächtig funktionierte, - andere zu manipulieren, war schließlich seine ganz besondere Stärke. Vielleicht war sie noch zu neu, wahrscheinlich war ihr nicht bekannt, dass seine Familie zu den einflussreichsten und mächtigsten im ganzen Land gehörte, und dass niemand ein Interesse daran haben konnte, sich ihn zum Feind zu machen, wahrscheinlich wusste sie einfach nicht, welche Mittel ihm zu Gebote standen, um anderen seinen Willen aufzuzwingen. Dass er ihrer Aufforderung, seinem Sohn die schwarze Magie zu verbieten, nachgekommen war, darauf sollte sie sich nur nicht zu viel einbilden.
Es würde sich schon noch eine Gelegenheit bieten, ihr das klar zu machen… Er würde sie dazu bringen, diese forschenden Augen vor ihm niederzuschlagen, sich seinem Willen zu fügen und seinen Wünschen zu gehorchen. Auf einen Wink von ihm würde sie tun, was immer er verlangte, denn dem Imperius-Fluch würde selbst sie nichts entgegenzusetzen haben. Er sah die Menschen, die von ihm und anderen unter den Fluch gezwungen worden waren, vor sich, nur noch Schatten ihrer selbst…
Er sah Aurora Luzia, wie sie sich seiner Umarmung überließ, er spürte, wie ihr Körper ihm nachgab, als er sie an sich zog, ihr Gesicht, ihm zugewandt, ihre Lippen,… bereit für seinen Kuss, gab sie sich ihm hin…
Aus der Broschüre waren ihre Augen weiterhin unverwandt auf ihn gerichtet, der Wind spielte mit ihrem Umhang und dem langen grünen Kleid, das sie darunter trug, und er betrachtete ihre Silhouette in der Abendsonne dort irgendwo am Meer, wo das Bild aufgenommen worden war.
Angesichts der unerwarteten Wendung, die seine Gedanken genommen hatten, erfasste ihn eine leise Unruhe, aber er schob diese Empfindung beiseite und beschloss, die ganze Geschichte einfach zu vergessen, er hatte wirklich Wichtigeres zu tun, und ein langer arbeitsreicher Tag wartete auf ihn.
