9. Das Opfer

Wieder einmal hatten sie sich heimlich getroffen, und wieder einmal hatte Aurora ihren Heilzauber ausgesprochen, als das Dunkle Mal sich verfärbte. „Warum tust du das" fragte er.

Sie sagte nichts; sie wusste nicht, warum sie das immer wieder tat, es hinderte ihn ja doch nicht daran, jedes Mal dem Ruf seines Herrn zu folgen. Sie hatte immer wieder versucht, nicht mehr daran zu denken, sich nicht einzumischen, aber es war ihr nicht gelungen. Es war, als wäre dieser stetige Versuch die einzige Rechtfertigung dafür, dass sie sich immer wieder mit ihm traf. Sie durfte das doch nicht! Und sie fühlte sich so schuldbewusst. Am schlimmsten war der Gedanke, was Albus Dumbledore wohl dazu sagen würde, und die Angst, ihre Stelle zu verlieren, aber vor allem das Gefühl, das sie ständig quälte, das Gefühl, den Direktor zu hintergehen.

Hin und wieder wurde ihr auch bewusst, dass sie mit einer großen Gefahr spielte. Sie wusste ja nun, dass Lucius ein Anhänger Voldemorts war, sie hatte ja den Beweis gesehen, das Dunkle Mal. Sie hätte das in aller Öffentlichkeit bezeugen müssen, aber wie glaubwürdig wäre denn ihre Aussage? fragte sie sich dann wieder, und sie wusste, dass sie niemals den Mut haben würde, ihre Beziehung zu Lucius Malfoy einzugestehen, aber sie hatte auch nicht die Kraft, sie aufzugeben…

„Ich würde gern die Schmerzen lindern", sagte sie zu ihm, „ich versuche doch nur, dir zu helfen…"

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dich da raushalten sollst!" unterbrach er sie, und disapparierte ohne ein weiteres Wort.

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Wieder einmal sollte das Dunkle Mal beschworen werden, wieder einmal trafen sich die Anhänger des Dunklen Lords und berieten, wie sie ihm zur Wiedererlangung der Macht verhelfen könnten.. Die Vorbereitungen für die geplante Verschwörung waren in vollem Gange.

„Lucius, wir müssen dich sprechen", sagte Crabbe, und Goyle nickte dazu.

„Worum geht es?" fragte Lucius, und sie zogen sich in einen anderen Raum zurück.

„Es ist uns da etwas zu Ohren gekommen. Demzufolge sollst du mit Hilfe schwarzer Magie Aurora Luzia Stellamaris, die Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste, unter deinen Einfluss gebracht haben."

„Wie kommt ihr denn darauf?"

„Uns brauchst du doch nichts vorzumachen! Aber gut, du wurdest mit ihr gesehen, und zwar in einer recht eindeutigen Situation", sagte Goyle.

„Darf ich fragen, von wem?"

„Tja, also, unsere Söhne haben dich mit ihr am Ausgang des Silbernen Einhorns gesehen, letzten Samstag", erklärte Crabbe.

„Die Jungen haben eine blühende Phantasie."

„Aber du wirst doch nicht abstreiten, dass du dort warst", wandte Goyle ein.

„Natürlich war ich dort, sie hatte mit mir über Draco sprechen wollen, nichts weiter. Warum ist das überhaupt so wichtig?"

„Jetzt gib's endlich zu, uns kannst du es doch sagen, das war wirklich eine geniale Idee von dir, warum hast du uns nicht eingeweiht?"

„Das war ein Meisterstück, das muss ich schon sagen", setzte Goyle hinzu und fuhr fort: „Sie ist genau das, was wir brauchen… Sie ist reinblütig, und sie ist eine Hexe mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten. Außerdem wissen wir, dass sie in Dumbledores Auftrag Harry Potter schützt. Wenn sie in unserer Hand ist, wird gleichzeitig der Weg zu Potter frei."

„Aber", sagte Crabbe, „worauf wartest du eigentlich noch, um den nächsten Schritt zu tun? Du wirst dem Dunklen Lord einen unschätzbaren Dienst erweisen, und dir winkt eine hohe Belohnung…"

„Einen Moment mal", warf Lucius ein, „bitte noch mal ganz von vorne, wovon redet ihr da eigentlich?"

Aber noch bevor er die Frage ausgesprochen hatte, verstand er plötzlich, was sie von ihm verlangten…