10. Quidditch und andere Zerstreuungen
Vergeblich hatte Aurora auf die Eule gewartet. Seit dem letzten Treffen, als er wütend disappariert war, hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Es war sicher besser so, wenn sie sich nicht mehr sahen, und sie musste sich nicht immer Gedanken machen, ob sie nicht dabei war, einen großen Fehler zu begehen, und vor allem, kein schlechtes Gewissen gegenüber Dumbledore mehr haben…
Am Tag des Quidditch-Endspiels waren wieder Schüler, Lehrer und Eltern in Hogwarts zusammengekommen, und nun saß man auf den Tribünen und genoss das spannende Spiel. Wieder einmal spielte Slytherin gegen Gryffindor. Lucius Malfoy beobachtete mit Genugtuung seinen Sohn, er war wirklich ein guter Spieler geworden, und vielleicht gelang Slytherin ja seit Jahren wieder einmal ein Sieg in der Endausscheidung…
Auf der Tribüne nebenan saßen die Lehrer, dort saß Aurora, ihr rotschimmerndes Haar fiel offen über ihre bloßem Schultern und glänzte in der Sonne; sie trug ein grünes tief ausgeschnittenes Kleid, und er konnte seine Augen nicht mehr von ihr lösen. Nun schaute sie hinüber, und ihre Blicke trafen sich. Er durfte sie nicht mehr sehen, doch immer wieder schweiften seine Gedanken vom Spiel ab…. Plötzlich großer Jubel bei Slytherin, Draco hatte den Goldenen Snitch gefangen, das war noch nie da gewesen, eine riesige Begeisterung brach los,… und Lucius hatte den Moment verpasst.
„Ich bin sehr stolz auf dich, Draco", sagte er nach dem Spiel, und angesichts dieses uneingeschränkten Lobs, - so etwas hatte er von seinem Vater noch nicht oft zu hören bekommen, - strahlte Draco über das ganze Gesicht.
In diesem Moment kam Aurora vorbei und gratulierte ebenfalls zum Sieg. Lucius ergriff die Gelegenheit beim Schopf und fragte: „Aurora, ich müsste Sie einen Moment sprechen, wäre das möglich?" „Ja, kommen Sie nachher kurz in meinem Büro vorbei."
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Wieder war er ohne anzuklopfen in ihr Büro eingetreten… Wieder trug er seine übliche Kleidung, schwarze, schwere, glänzende Stoffe, auf dem Revers das silberne Emblem Slytherins, um den Hals ein weinrotes Seidentuch, seine Weste mit den silbernen Knöpfen, sein weißes langes Haar, wie immer sorgfältig gekämmt, fiel glatt über seine breiten Schultern. Sie konnte den Blick nicht von ihm wenden…
Keiner von beiden sprach ein Wort, als sie aufeinander zugingen…
Es blieb nicht bei einem Kuss, es blieb nicht bei einer flüchtigen Umarmung, sie hielten erst inne, als er dabei war, die Träger ihres Kleides über ihre Schultern herunterzustreifen. „Nein", sagte sie unter Aufbietung aller Willenskraft. Er ließ sie los. „Es war ein Fehler, zu kommen, ich gehe jetzt besser." Abrupt wandte er sich von ihr ab und ging ohne ein Wort zur Tür hinaus.
