Der Weg in den Himmel kann die Hölle sein?! 

Die Winkelgasse kam Ann an diesem Morgen viel größer vor, obwohl es erst einige Wochen her ist als sie das letzte mal hier war. Wahrscheinlich lag es daran, dass am heutigen Morgen kein einziger Jugendlicher zu sehen war. So schlendert Sie durch die Gassen voller Zauberläden. Es ist wie Weihnachten in der Muggelwelt so kommt es ihr vor. Sie muss aussehen wie ein fasziniertes Kind das gerade etwas Besonderes entdeckt hat. Überall diese wunderschön geschmückten Läden. Das alles erinnert Sie so an ihre Kindheit, die sie in der Muggelwelt verbracht hatte. Ihre Grany nahm Sie immer am Samstag mit in die Stadt zu einem riesigen Markt. Das liegt zwar noch vor ihrer eigenen Schulzeit doch Sie erinnerte sich noch sehr gut daran, wie sie an der Hand dieser alten und weisen Frau durch die Gassen der aufgebauten Stände schlenderten.

Ann vermisste diese Zeit der Glückseeligkeit. Dieses wunderbare Gefühl hatte sie schon lange nicht mehr verspürt. Und plötzlich macht sich die altbekannte Einsamkeit wieder in ihr breit. Sie beobachtet ganz in Gedanken ein altes Zaubererpaar das an ihr vorbei geht und wünscht sich sehnlichst eine dieser beiden Personen zu sein. Klar, dann hätte sie den größten Teil ihres Lebens schon verbraucht. Aber bei dieser Liebe und Geborgenheit die diese beiden ausstrahlten war ihr der Preis egal. So erwacht sie plötzlich aus ihren Gedanken, als ein paar kleine Kinder an ihr vorbei rennen und sie dabei etwas anrempeln. Der kleine Rempler entschuldigt sich aber noch während er weiterläuft und vor einem Schaufenster mit seinen Freunden halt macht. Heute ist ein sehr frischer Tag. Ann rückt ihren Mantel etwas zurecht, ballt ihre Fäuste vor Kälte in ihren Taschen und folgt den Jungs zum Schaufenster. Hinter den Kleinen macht Sie halt und fragt neugierig "Na, was gibt es denn hier so aufregendes zu sehen?" Einer der Jungs antwortet begeistert "Ein neuer Rennbesen...da drüben...heute erst raus gekommen!" Er schaut Ann mit großen Augen an und blickt dann wieder zurück ins Fenster. Carter folgt seinen blicken und sieht das neue Prachtexemplar von einem Besen. Der Nimbus XP. Eine Sonderedition!
Sie muss lächeln als sie sich daran erinnert wie sie das letzte Mal auf so einem Fortbewegungsmittel saß. Nach diesem Vorfall, bei dem fast eine der strengsten Lehrerinnen der Schule, auf der sie zu der Zeit ging, umgekommen war, sollte es nie wieder vorkommen, dass Ann Carter einen Besen auch nur anfasste. Sie war nach dem Desaster zwar bei den Schülern beliebt aber Sie musste trotzdem die Schule verlassen. Sie wurde sozusagen gegangen! Das machte ihr zu der Zeit nicht viel aus. Sie wechselte ja eh ununterbrochen die Schulen. Es war nicht einfach für Sie gewesen, als sich ihre Fähigkeiten entwickelten. Oftmals musste sie sich unter den Blicken ihrer Mitschüler schämen, weil irgendwas an ihr unnormaler war, als es sogar in einer Welt voller Monster, Dämonen und Bösen Zauberern sein konnte. Doch an jene Schulzeit denkt Ann nicht gerne, schließlich war es ihre Vergangenheit und die war längst vorbei. Außerdem konnte daran eh nichts mehr geändert werden.
Carter zieht etwas ihre Schultern an so das ihr der Schal auf ihren Schultern noch mehr das Gesicht verdeckt. Dieser kalte Wind war ihr unangenehm. Er erinnerte sie immer an den Tod, wie er sich ungehindert einschlich und sich rücklings das nimmt was er will ohne auf andere zu achten. Nach einigen Minuten macht sie sich, abgewendet von den immer noch begeisterten Kindern, auf den Weg in das nächste Geschäft für Zauberkessel.
Eine halbe Stunde später und die Taschen mit Prospekten voll gepackt macht sie sich weiter auf den Weg durch die Winkelgasse. Hier und da kreuzen ein paar warm angezogene Hexen und Zauberer ihren Weg. Sie mochte diese Atmosphäre, bei diesem Anblick wurde ihr warm ums Herz und doch siegte wieder die Einsamkeit. Carter ärgert sich, sie kann nicht einmal in Ruhe einkaufen gehen ohne andauernd diese hämmernden Gedanken in ihrem Schädel zu verspüren.
Plötzlich, mit dem Blick auf einem Fenster eines Buchladens gerichtet zu haben, bleibt sie stehen. Sie war schon fast an dem Geschäft vorbeigegangen und muss sich erst wieder etwas umdrehen um in Richtung des Entdeckten gehen zu können. Und tatsächlich, sie hatte richtig gesehen. Es wurde ein neues Buch vorgestellt. "Berühmte Zauberer unserer Zeit" Um das Buch, das in der Mitte des Fensters seinen Platz gefunden hatte, hingen Dutzende Bilder von Zauberern. Einige davon kannte sie, andere hätten ihr überall begegnen können und Ann hätte sie trotzdem nicht erkannt. Sie schaut sich die Bilder in Ruhe an. Da ist eines von Dumbledore der es sich mit einem bescheidenen lächeln auf einem Sessel bequem gemacht hatte und eines von Gilderoy Lockhart, das aussah wie eine seiner alten Autogrammkarten. Sie dachte mit einem Grinsen zurück an die Zeit, die Lockhart auf Hogwarts Professor war. Sie hielt sein Schicksal für berechtigt doch zugleich tat er ihr leid. Wie konnte jemand nur so tief sinken das er sich mit den Abenteuern und Erlebnissen anderer Zauberer schmückte.
Als hätte Ann es fast geahnt, hing dort auch ein Bild von dem Lieblingsjungen aller Schwiegermütter, Harry Potter!

Ann hatte ganz und gar nichts gegen Harry, schließlich hatte sie ja auch viele Jahre mit ihm in der Muggelwelt verbracht. Er war ein ausgezeichneter Schüler und mal abgesehen davon das Harry vor einigen Jahren ihren Ex- Freund umgebracht hatte war er ihr auch sehr sympathisch. Sie begutachtete das Foto sehr genau, denn es erinnerte sie an seinen Vater James Potter. Harry und James sahen sich unheimlich ähnlich. Jedes mal wenn Carter Harry sah musste sie unweigerlich an seinen Vater denken. Carter fand James manchmal unausstehlich, aber sie hatte trotzdem viel Spaß mit ihm, Sirius Black, Remus Lupin und sogar dem Verräter Peter gehabt. Als Ann ein Vierteljahr als Schülerin auf Hogwarts verbrachte, teilte sie den größten Teil ihrer Freizeit mit der kleinen Gruppe um Potter Senior. Ann war froh dass Harry den Charakter seines Vaters nicht komplett geerbt hatte. Sie erinnert sich mit Hass daran zurück was James und Sirius oft aus reiner Langeweile mit ihrem Mitschüler Severus Snape angestellt hatten. Wenn Ann sie nicht vorher aufhalten oder ablenken konnte, verkroch sie sich immer zu Remus und hielt sich aus der Sache raus. Ann war klar dass Harry niemals einen Mitschüler aus reiner Langeweile quälen würde. Aber eines störte Carter trotz alle dem an diesem Jungen. Es war sein Lachen.
In der Muggelwelt hätte er damit jeder alten Frau hervorragend ein unbrauchbares Auto an die Backe labern können und, so war sich Ann ebenfalls sicher, auch in dieser Welt könnte er wahrscheinlich jeden Quatsch an Leute verkaufen, die so etwas als allerletztes gebrauchten. Sie kannte niemanden der ein so strahlendes Verkäuferlächeln besaß wie Harry,...na ja mal abgesehen von Gilderoy Lockhart! So war Harry Potter, allseits beliebt und bewundert, mal abgesehen vom Hause Slytherin. Aber das konnte Ann keinem Verübeln. Slytherin hatte mindestens genauso gute Schüler wie Potter. Ihre Gedanken beruhten dabei auf den jungen Draco Malfoy. Er war, wie sie fand, ebenfalls ein hervorragender Schüler. Im Gegensatz zu Potter hatte Draco aber nicht durch die Vertreibung Voldemorts Berühmtheit im ganzen Land erworben. "Draco" kommt es ihr leise hervor. Carter war in letzter Zeit aufgefallen, dass er im Unterricht immer sehr abwesend schien. Er war blasser als sonst und er sah immer sehr müde aus. Einmal hatte sie ihn darauf angesprochen, aber er hatte keine Zeit da er zum Unterricht für Verwandlungen musste.
Draco war ein sehr zufriedenstellender Schüler und sein Wohl lag Carter sehr am Herzen, denn schließlich war Draco nicht so einer, der eine Narbe vorweisen konnte die alle in seiner Umgebung begeisterte. Seine Narben, so kam es Ann manchmal vor, lagen in seinem Inneren, in seinem Herz und seiner Seele. Nur leider hatte Ann noch nie die Zeit gefunden richtig mit ihm darüber zu reden. Mit dem Gedanken, dass sie sich unbedingt mal mit Severus über den einzigen Sohn der Malfoys unterhalten sollte ging sie weiter.
Sie verbrachte noch einige Stunden damit durch die Straßen der Winkelgasse zu schlendern und sich in den verschiedensten Läden Dinge anzusehen die ihr noch nie unter die Augen gekommen waren. Sie kam sich ab und zu etwas dümmlich vor wenn sie sich gerade ein für sie völlig sinnloses Gerät anschaute, plötzlich ein Verkäufer hinter Ihr auftauchte und sie fragte was sie den von dem z.B. allerneustem Brachnedomaten hielt, auf den sie gerade so aufgeregt starrte. Sie drückte sich dann vor einer Antwort in dem sie kurzerhand auf ihre Uhr schaute und eilig zur Tür rauschte während sie dem Verkäufer "Hervorragend, aber leider muss ich weiter!" zurief.
Als Ann das letzte Mal bei einer solchen Aktion auf ihre Armbanduhr schaute fiel ihr auf, dass sie wirklich nicht mehr viel Zeit hatte. Sie eilt hastig auf eines der Geschäfte zu über dem in großen Buchstaben "Weasleys Zauberhafte Zauberscherze" geschrieben steht. Erstens wollte sie mal wieder zwei ihrer ehemaligen Schüler besuchen und zweitens fand sie es immer wieder toll was sich die beiden Neues ausgedacht hatten. Carter hat ihnen öfters mal ein paar Tipps für Gegengifte und Ähnliches gegeben. Aber was diese Jungs daraus machten faszinierte sie. So verbrachte Ann ein halbe Stunde im Laden von Fred und George, um sich danach mit einer weiteren voll gepackten Tasche auf den Weg in Richtung Kings Cross zu machen. Damit Ann den einzigen Zug, der nicht dazu gedacht war Schüler am Anfang bzw. am Ende eines Schuljahres zu kutschieren, nicht verpasste. Gerade rechtzeitig auf dem Gleis  9 3/4 angekommen, stand dort auch schon der Hogsmeadexpress, der nicht annähernd so schön und gewaltig wie der Hogwartsexpress aussah. Aber da Ann keine andere Möglichkeit hatte auf unauffälligerem Wege zurück zur Schule zu kommen war sie froh über diese alte Lock die fast doppelt so schnell fuhr wie der Schülerzug. Der Hogsmeadexpress sah zwar sehr alt aus, aber da er um einiges kleiner war und für Zauberer und Hexen zur Verfügung stand, die nicht soviel Zeit hatten, wurde er wohl mit einem Schnelligkeitszauber belegt.
So dass Ann innerhalb kürzester Zeit wieder in Hogsmead war und sich von dort aus per Kutsche wieder in Richtung Hogwarts aufmachte.