Flucht aus dem Dschungel
Kapitel 2
Danny war übel. Um ihn herum drehte sich alles, und das schon bei geschlossenen Augen. Er versuchte erst gar nicht, sie zu öffnen. Wage erinnerte er sich an ein Loch in der Wand und einen dunklen Tunnel, aber im ersten Moment konnte er mit diesen Bildern nichts anfangen. Also konzentrierte er sich auf seine Umgebung. An Armen und Beinen spürte er kräftige Hände. Er wurde getragen. Vermutlich hatte man ihn niedergeschlagen, weil seine Mitinsassen ihr Mißtrauen geäußert hatten.
Danny hatte anfangs versucht, ihr Vertrauen zu gewinnen. Aber es war ihm nicht gelungen die eingeschworene Gemeinschaft davon zu überzeugen, dass er kein Japaner oder ähnliches war. Er hatte es bald aufgegeben und akzeptiert, dass er auf sich allein gestellt sein würde.
Er hörte leise Stimmen, die sich über den Weg berieten. Vermutlich wollten sie die Japaner täuschen. Danny bezwang seine Übelkeit und öffnete die Augen. Im ersten Moment sah er alles doppelt. Zwei Soldaten trugen ihn in raschem Tempo durch den Urwald. Hinter ihm erkannte er einen Mann mit den Rangabzeichen eines Captains. Vermutlich der Befehlshaber. Als der seinen Blick wandern ließ sah er, dass Danny ihn ansah. Leise bedeutete er seine Leute ihn abzusetzen.
Danny fand sich auf wackeligen Beinen wieder. Immerhin versagten sie nicht. Er nickte dem Captain zu und folgten den anderen schweigend.
***
Macy war zufrieden. Seine Nachhut hatte die Japaner offensichtlich wirkungsvoll in die Irre geführt. Sie waren vorerst in Sicherheit. Ihr Basislager würden sie noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen, trotz der unerwarteten Last.
Prüfend sah er zu dem Bewußtlosen hinüber und stellte fest, dass der ihn ansah. Jetzt im Tageslicht konnte er ihn genauer mustern. Er trug ein einfaches japanisches Gewand, dass an einigen Stellen zerrissen war. Es waren auch einige dunkle Flecken auf der Brust und am Hals zu sehen. Blut, vermutete Macy. Sein Blick war noch leicht unklar. Macy erkannte das an der Art wie er die Augen zusammenkniff. Aber er war wach und konnte endlich alleine gehen. Verraten konnte er sie jedenfalls nicht mehr.
Der junge Mann nickte ihm zu und folgte dem Trupp. Er war hochgewachsen, schlank und athletisch. Und er war sehr jung, kaum älter als zwanzig Jahre. Sein Gesicht war fein geschnitten, der Mund ausdrucksvoll geschwungen. Mit seinen dunklen Augen und der ganzen dunklen Erscheinung war er das, was Macys Frau als einen verteufelt hübschen Bengel bezeichnet hätte.
Und er hatte Macy direkt angesehen. Entweder war er ein treuer US-Bürger, den das Schicksal gebeutelt hatte, oder er war ein verdammt guter Spion der Japaner. Aber irgendwie konnte sich Macy keinen Grund vorstellen, warum eine solcher Mann sein Vaterland verraten sollte...
***
Danny war inzwischen über den Punkt hinweg an dem er geschworen hätte, es keinen Meter mehr weiter zu schaffen. Mit zusammengebissenen Zähnen schleppte er sich weiter. Seine Lungen schmerzten ob der Anstrengung. Sein Oberkörper war ganz taub und er befürchtete, dass sich eine Wunde wieder geöffnet haben konnte.
Aber er wollte nicht zu Last fallen. Man würde es ihm lediglich als Verzögerung vorwerfen. Er wollte das Vertrauen der Soldaten gewinnen. Die Rolle des Außenseiters hatte ihm noch nie behagt. Er stolperte über eine Wurzel und fiel vornüber auf die Knie. Während er den Sturz mit den Händen abfangen konnte spürte er die weiche Haut seiner heilenden Wunden nachgeben. Stechende Schmerzen durchfuhren ihn, so stark, dass er beinahe das Bewußtsein verlor. Tief durchatmend konzentrierte er sich auf den Schmerz und absorbierte ihn. Der Captain kniete neben ihm nieder.
***
Macy sag aus den Augenwinkeln, dass der junge zu Boden ging. Er sah die schmerzverkrümmte Haltung und das Schwanken. Er wies seine Leute an, weiterzugehen und kniete neben dem jungen Mann nieder.
"Alles ok?"
Der Angesprochene sah ihn mit einem schiefen Lächeln an.
"Könnte schlimmer sein, Captain."
Er atmete tief durch und Macy sah dass die dunklen Flecken auf seiner Kleidung wieder feucht wurden. Er war also verletzt.
"Wie ist Dein Name?"
Macy musterte das jugendliche Gesicht.
"Danny Walker, Captain."
Macy nahm das nickend zur Kenntnis.
"Nun denn, Danny, wie schlimm bist Du verletzt?"
Fragte Macy, denn er wollte nicht, dass er ihm hier zusammenbrach.
"Ein paar Luftlöcher..."
Versuchte Danny zu beschwichtigen. Wenn sie ihn jetzt zurücklassen würden wäre das sein Todesurteil.
"Kugeln?"
Macy zerrte an Dannys Kleidung. Danny nickte. Er wehrte sich nicht gegen Macys Untersuchung. Macy sog scharf den Atem ein, als er die kaum verheilten Wunden sah. Er zählte mindestens drei Einschüsse, die allesamt bluteten. Am Hals konnte er eine verschorfte Wunde erkennen, die ihn erschreckte. Es war ihm ein Rätsel, wie Danny sich den ganzen Tag auf den Beinen gehalten hatte. Danny konnte Macys Gedanken erraten.
"Die Wunden sind beim Sturz wieder aufgebrochen. Bisher ging es."
Macy musterte den ernsten Ausdruck auf Dannys Zügen.
"Okay, es ist nicht mehr weit. Eine halbe Stunde maximal, dann erreichen wir das Basiscamp. Dort haben wir einen Arzt."
Macy reichte Danny eine Hand. Danny ergriff sie dankbar, denn er wäre ohne Hilfe vermutlich nicht wieder auf die Füße gekommen.
"Wollen Sie mich wirklich in Ihr Basiscamp mitnehmen? Was ist, wenn ich ein japanischer Spion bin?"
Macy schnaubte. Ihm war die Geschichte von Anfang an absurd erschienen. Er war nur auf Nummer sicher gegangen.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du unsere Position durchgeben könntest, selbst wenn Du wolltest, Kleiner!"
Danny lächelte. Er konnte es, aber das sagte er nicht. Er war Pilot. Navigation gehörte stets dazu. Sie waren den ganzen Tag Richtung Süden marschiert. Er war ungefähr acht Stunden bewußtlos gewesen. Aber er hätte seine Schwingen verwettet, dass sie auch während dieser Zeitspanne nach Süden gegangen waren.
"Gehen wir!"
Danny holte tief Luft und zwang einen Fuß vor den anderen.
tbc
Kapitel 2
Danny war übel. Um ihn herum drehte sich alles, und das schon bei geschlossenen Augen. Er versuchte erst gar nicht, sie zu öffnen. Wage erinnerte er sich an ein Loch in der Wand und einen dunklen Tunnel, aber im ersten Moment konnte er mit diesen Bildern nichts anfangen. Also konzentrierte er sich auf seine Umgebung. An Armen und Beinen spürte er kräftige Hände. Er wurde getragen. Vermutlich hatte man ihn niedergeschlagen, weil seine Mitinsassen ihr Mißtrauen geäußert hatten.
Danny hatte anfangs versucht, ihr Vertrauen zu gewinnen. Aber es war ihm nicht gelungen die eingeschworene Gemeinschaft davon zu überzeugen, dass er kein Japaner oder ähnliches war. Er hatte es bald aufgegeben und akzeptiert, dass er auf sich allein gestellt sein würde.
Er hörte leise Stimmen, die sich über den Weg berieten. Vermutlich wollten sie die Japaner täuschen. Danny bezwang seine Übelkeit und öffnete die Augen. Im ersten Moment sah er alles doppelt. Zwei Soldaten trugen ihn in raschem Tempo durch den Urwald. Hinter ihm erkannte er einen Mann mit den Rangabzeichen eines Captains. Vermutlich der Befehlshaber. Als der seinen Blick wandern ließ sah er, dass Danny ihn ansah. Leise bedeutete er seine Leute ihn abzusetzen.
Danny fand sich auf wackeligen Beinen wieder. Immerhin versagten sie nicht. Er nickte dem Captain zu und folgten den anderen schweigend.
***
Macy war zufrieden. Seine Nachhut hatte die Japaner offensichtlich wirkungsvoll in die Irre geführt. Sie waren vorerst in Sicherheit. Ihr Basislager würden sie noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen, trotz der unerwarteten Last.
Prüfend sah er zu dem Bewußtlosen hinüber und stellte fest, dass der ihn ansah. Jetzt im Tageslicht konnte er ihn genauer mustern. Er trug ein einfaches japanisches Gewand, dass an einigen Stellen zerrissen war. Es waren auch einige dunkle Flecken auf der Brust und am Hals zu sehen. Blut, vermutete Macy. Sein Blick war noch leicht unklar. Macy erkannte das an der Art wie er die Augen zusammenkniff. Aber er war wach und konnte endlich alleine gehen. Verraten konnte er sie jedenfalls nicht mehr.
Der junge Mann nickte ihm zu und folgte dem Trupp. Er war hochgewachsen, schlank und athletisch. Und er war sehr jung, kaum älter als zwanzig Jahre. Sein Gesicht war fein geschnitten, der Mund ausdrucksvoll geschwungen. Mit seinen dunklen Augen und der ganzen dunklen Erscheinung war er das, was Macys Frau als einen verteufelt hübschen Bengel bezeichnet hätte.
Und er hatte Macy direkt angesehen. Entweder war er ein treuer US-Bürger, den das Schicksal gebeutelt hatte, oder er war ein verdammt guter Spion der Japaner. Aber irgendwie konnte sich Macy keinen Grund vorstellen, warum eine solcher Mann sein Vaterland verraten sollte...
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Danny war inzwischen über den Punkt hinweg an dem er geschworen hätte, es keinen Meter mehr weiter zu schaffen. Mit zusammengebissenen Zähnen schleppte er sich weiter. Seine Lungen schmerzten ob der Anstrengung. Sein Oberkörper war ganz taub und er befürchtete, dass sich eine Wunde wieder geöffnet haben konnte.
Aber er wollte nicht zu Last fallen. Man würde es ihm lediglich als Verzögerung vorwerfen. Er wollte das Vertrauen der Soldaten gewinnen. Die Rolle des Außenseiters hatte ihm noch nie behagt. Er stolperte über eine Wurzel und fiel vornüber auf die Knie. Während er den Sturz mit den Händen abfangen konnte spürte er die weiche Haut seiner heilenden Wunden nachgeben. Stechende Schmerzen durchfuhren ihn, so stark, dass er beinahe das Bewußtsein verlor. Tief durchatmend konzentrierte er sich auf den Schmerz und absorbierte ihn. Der Captain kniete neben ihm nieder.
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Macy sag aus den Augenwinkeln, dass der junge zu Boden ging. Er sah die schmerzverkrümmte Haltung und das Schwanken. Er wies seine Leute an, weiterzugehen und kniete neben dem jungen Mann nieder.
"Alles ok?"
Der Angesprochene sah ihn mit einem schiefen Lächeln an.
"Könnte schlimmer sein, Captain."
Er atmete tief durch und Macy sah dass die dunklen Flecken auf seiner Kleidung wieder feucht wurden. Er war also verletzt.
"Wie ist Dein Name?"
Macy musterte das jugendliche Gesicht.
"Danny Walker, Captain."
Macy nahm das nickend zur Kenntnis.
"Nun denn, Danny, wie schlimm bist Du verletzt?"
Fragte Macy, denn er wollte nicht, dass er ihm hier zusammenbrach.
"Ein paar Luftlöcher..."
Versuchte Danny zu beschwichtigen. Wenn sie ihn jetzt zurücklassen würden wäre das sein Todesurteil.
"Kugeln?"
Macy zerrte an Dannys Kleidung. Danny nickte. Er wehrte sich nicht gegen Macys Untersuchung. Macy sog scharf den Atem ein, als er die kaum verheilten Wunden sah. Er zählte mindestens drei Einschüsse, die allesamt bluteten. Am Hals konnte er eine verschorfte Wunde erkennen, die ihn erschreckte. Es war ihm ein Rätsel, wie Danny sich den ganzen Tag auf den Beinen gehalten hatte. Danny konnte Macys Gedanken erraten.
"Die Wunden sind beim Sturz wieder aufgebrochen. Bisher ging es."
Macy musterte den ernsten Ausdruck auf Dannys Zügen.
"Okay, es ist nicht mehr weit. Eine halbe Stunde maximal, dann erreichen wir das Basiscamp. Dort haben wir einen Arzt."
Macy reichte Danny eine Hand. Danny ergriff sie dankbar, denn er wäre ohne Hilfe vermutlich nicht wieder auf die Füße gekommen.
"Wollen Sie mich wirklich in Ihr Basiscamp mitnehmen? Was ist, wenn ich ein japanischer Spion bin?"
Macy schnaubte. Ihm war die Geschichte von Anfang an absurd erschienen. Er war nur auf Nummer sicher gegangen.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du unsere Position durchgeben könntest, selbst wenn Du wolltest, Kleiner!"
Danny lächelte. Er konnte es, aber das sagte er nicht. Er war Pilot. Navigation gehörte stets dazu. Sie waren den ganzen Tag Richtung Süden marschiert. Er war ungefähr acht Stunden bewußtlos gewesen. Aber er hätte seine Schwingen verwettet, dass sie auch während dieser Zeitspanne nach Süden gegangen waren.
"Gehen wir!"
Danny holte tief Luft und zwang einen Fuß vor den anderen.
tbc
