Ja, was würde er jetzt mit ihm tun…
Glorfindel konnte die Erregung und das Verlangen in den Augen des jüngeren Elben nur allzu deutlich erkennen – schon alleine darum, weil er es tausend mal zuvor gesehen hatte, in tausend anderen Gesichtern, doch nur wenige waren seiner jemals würdig gewesen...
Elrohirs scheinbare Unerschrockenheit allerdings forderte ihn heraus, obwohl er mit Befriedigung bemerkte, dass der Junge nun doch leicht zu zittern begann, je länger sich ihr Blickkontakt hinzog. –Dabei war er sich gewiss nicht bewusst, dass es gerade jenes Zeichen von Schwäche war, das den Elbenlord umso mehr erregte.
Noch ein paar Augenblicke... dann ließ er Elrohirs Handgelenk los, so unvermittelt, dass sein junger Verehrer für einen Moment fast das Gleichgewicht verloren hätte. Doch diese eine Sekunde der Ablenkung genügte Glorfindel, statt seines Handgelenks ein paar von Elrohirs seidigen, dunklen Strähnen zu ergreifen. Und dieses mal gelang es ihm nicht, ob des unerwarteten Schmerzes ein leises Zischen zu unterdrücken.
Kaum einen Herzschlag später verstummte er jedoch, als er spürte, wie Glorfindel in einer federleichten Berührung mit einem Finger den Schwung seiner Lippen nachzog.
Es war, als hätte sein Blut sich in flüssiges Feuer verwandelt, so berauschen war das Gefühl, das ihn plötzlich erfasste, und doch schien sich zugleich ein Klumpen Eis in seinem Magen zu bilden.
Er hatte nie wirklich damit gerechnet, irgend etwas zu erreichen, als er sich entschlossen hatte, hierher zu kommen. Nicht, nachdem er in den letzten Monaten... den letzten Jahren... vergeblich versucht hatte, dem stolzen Lord eine Regung abzugewinnen...
Und jetzt stand er hier... gefangen...und mit einem Mal gewann dieses Wort, das er noch vor Minuten so leichtfertig hingesagt hatte, eine völlig neue Bedeutung.
So als hätte er seine Gedanken gelesen wisperte Glorfindel plötzlich: "Ist es das, weshalb du hierher gekommen bist?" und in seiner Stimme schwang eine Mischung aus Verachtung, Belustigung und blanker Erregung... eine Mischung, die reichte um Elrohir das Blut in die Wangen zu treiben, und ihn sich beschämt abwenden zu lassen.
Dies wusste Glorfindel jedoch zu verhindern, indem er seine Finger noch tiefer in die Schimmernden Strähnen krallte, und den jetzt merklich zitternden Elben zwang, den Kopf in den Nacken zu legen.
Eine innere Stimme sagte ihm, dass er jetzt aufhören sollte. – Dass er sein Opfer sonst womöglich noch verletzen würde... und dieses war schließlich kein geringerer als der Sohn seines Fürsten... seines Freundes... aber in einem Aufwallen plötzlichen Ärgers brachte er diese Stimme scharf zum Verstummen. – Es war schließlich nicht so, dass er Elrohir verführt hätte! Und er hatte ihn auch mit keiner Silbe gebeten, zu ihm zu kommen! Also hatte der Junge alles was daraus folgen würde allein sich selbst zuzuschreiben!
Etwas von diesen Gedanken musste sich auf seinem Gesicht widergespiegelt haben, denn Elrohirs Augen weiteten sich vor Furcht, und allmählich begann er sich aus seiner vorherigen Starre zu lösen, und gegen ihn anzukämpfen. – Noch mehr Öl, das er in Glorfindels wachsende Flamme der Erregung goss...
Hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, diese Furcht noch weiter zu schüren, und dem Wissen, dass er etwas tun musste, um zu verhindern, dass sein Opfer vollends in Panik geriet, tat er im ersten Moment nichts, als sich an dem Anblick zu ergötzen... und musste auf den jungen Elben deshalb umso furchterregender wirken.
Schließlich, gerade als diese Furcht in Panik umzuschlagen begann, obsiegte jedoch die Vernunft – zumindest vorläufig.
In einem durchaus ernst gemeinten Versuch, Elrohir zu beruhigen, lockerte er seinen Griff ein wenig.
Er ließ ihn nicht los... das würde er auch nicht tun... aber er ließ ihm ein wenig Spielraum, gerade genug, um ihm die Illusion von Bewegungsfreiheit zurückzugeben. Zugleich legte er ihm einen Arm um die Hüften und zog ihn so in eine innige Umarmung. Und nach einem Moment, in dem er sich erneut versteifte, fügte Elrohir sich schließlich, und schmiegte sich vorsichtig, aber willig an ihn.
Er hatte immer noch Angst, erkannte Glorfindel an dem rasenden Puls, der selbst durch die Schichten aus Stoff zu fühlen war, und doch war jetzt auch dieses Verlangen zurückgekehrt, das er schon früher an ihm bemerkt hatte. Diese Sehnsucht nach etwas, das er wohl nicht einmal genau zu definieren vermochte...
"Sshh..." flüsterte er sacht in Elrohirs Ohr, und atmete tief den Duft des weichen dunklen Haares, "hab keine Furcht vor mir." Dabei ließ er eine Hand in einem zärtlichen, und ebenso besitzergreifenden Streicheln über Elrohirs Körper gleiten, während er mit der anderen, die er immer noch in Elrohirs Haar vergraben hatte, unmerklich den Kopf des Jungen erneut in jene Position dirigierte, die ihn zuvor so geängstigt hatte.
Indessen bedachte er seinen Nacken und sein Kinn mit verspielten kleinen Küssen und Bissen, und genoss den Geruch und Geschmack seiner Haut, während sein Opfer, gefangen in nie gekannten Gefühlen, leise Laute der Verzückung von sich gab. Und als er endlich Elrohirs Lippen fand, und seine Zungenspitze neckend Einlass begehrte, konnte sein williges Opfer nicht lange der Versuchung widerstehen...
~To Be Continued~
