Autor's Note: Diese Geschichte ist in Zusammenarbeit zwischen EvaF und Marenvs entstanden. Über jedem neuen Kapitel steht, welche der Autorinnen diesen Abschnitt "verbrochen" hat. Wir hoffen, Euch gefällt diese Geschichte.
Disclaimer: J.K.Rowling
Harry Potter und das Geheimnis der Drei
Kapitel 1
(EvaF)
"Verdammt!", murmelte er vor sich hin. Langsam wurde ihm kalt, aber er wollte auf keinen Fall in den Aufenthaltsraum gehen - jedenfalls nicht in seinen neuen Aufenthaltsraum. Vor den Sommerferien, als er noch im sechsten Schuljahr war, schien alles so viel einfacher gewesen zu sein. Er hatte seinen Spaß, indem er zusammen mit ein paar Freunden etwas unternahm. Vorzugsweise machten sie sich über Harry Potter und seine heruntergekommenen Kameraden lustig, das war doch immer wieder aufs neue amüsant. Ach ja, das Beste war, als sie Potter auf der Rückfahrt ein Paar Fledermausohren anhexten! Und Potter konnte einfach gar nichts dagegen tun. War das herrlich, als seine Muggelverwandten ihn so sahen. Sie hörten gar nicht mehr auf zu schreien. Selten hatte er so viel Spaß mit Crabbe und Goyle gehabt. Die beiden waren aber auch zu blöd, um wirklich unterhaltsam zu sein.
Das Lächeln, was sich beim Gedanken an Potters Ohren in Dracos Gesicht geschlichen hatte, verschwand wieder langsam. Ach ja, die Zeiten in denen er Spaß mit den anderen Slytherins hatte, waren jetzt wohl entgültig vorbei. Nun ja, er war ja auch selbst Schuld! Aber warum konnte das Leben nicht einfacher sein? Warum musste sein Vater auch versuchen, ihn zu einem Todesser zu machen? War es nicht genug, dass er selbst so vor Voldemort kroch, warum musste er da auch noch seinen eigenen Sohn hineinziehen?
Dracos Gesichtsausdruck wurde noch trauriger, als er an die Reaktion seines Vaters dachte, weil er sich weigerte, ein Teil der dunklen Verschwörung zu werden. Aber Draco sah nicht ein, warum er so eine Art Diener oder Angestellter für jemand werden sollte, wenn er dafür noch nicht mal etwas bekam, außer der Angst, vielleicht mal einfach aus Spaß gefoltert zu werden. So hatte er sich sein späteres Leben bestimmt nicht vorgestellt. Außerdem fand er es, wenn er so darüber nachdachte, eigentlich gar nicht lustig, Leute zu quälen und zu töten. Solche Perversitäten überließ er lieber anderen.
Aber es war doch ein Schock, die Reaktion seines Vaters zu sehen. Er hatte erwartet, dass dieser wütend werden und ihn vermutlich mit ein paar Flüchen belegen würde oder ähnliches. Er wurde aber lediglich ganz still und sagte: "Von nun an bist du nicht mehr mein Sohn und erwarte ja nicht, dass ich dich mit offenen Armen empfange, wenn du hier angekrochen kommst. Du bist eine Schande für diese Familie. Du gehst auf dein Zimmer bis du nach Hogwarts zurückkehrst, aber freue dich nicht zu früh, ich werde dafür sorgen, dass du dort nicht vergessen wirst, wie du deine Familie hintergangen hast."
Nach einer Woche in Hogwarts hatte er verstanden, was sein Vater mit dieser Drohung wirklich meinte. Alle Slytherins weigerten sich mit ihm zu sprechen, außer sie hatten die Möglichkeit, sich über Draco lustig zu machen. Ihr neues Hobby schien zu sein, ihm kindische Streiche zu spielen und er hatte das unangenehme Gefühl, niemals allein zu sein: Wohin er auch ging, er wurde überall von Blicken verfolgt und vermutete, dass sie seinem Vater über alles, was er tat Berichte lieferten. Nach zwei Wochen konnte er es nicht mehr aushalten, er hatte zwar keine wirklichen Freunde verloren, da er die anderen Slytherins für ziemlich zurückgeblieben hielt, aber es war doch hart, so behandelt zu werden.
Er beschloss, etwas zu unternehmen. Sein Ziel war es, aus Slytherin herausgeschmissen zu werden oder, wenn es denn sein musste, dann sogar aus Hogwarts und da er sich schon einmal die Mühe machte, sollte es durch etwas geschehen, was die Slytherins nicht so leicht vergessen würden.
Für Crabbe und Goyle hatte er sich einen kleinen, besonderen Streich ausgedacht. Er gab den beiden einen Trank, der verursachte, dass sie immer von schwebenden Törtchen verfolgt wurden, die versuchten, sie zu beißen - aber das war eigentlich nur ein Scherz am Rande.
In den Ferien hatte er ein bisschen mehr über Zaubertränke gelernt und entschied, dass es an der Zeit war, sein neu erworbenes Wissen zu nutzen und deshalb braute er einen, mit dem etwas merkwürdig klingendem Namen "rosa Flammengier". (Derjenige, der sich das ausgedacht hatte, musste schon ganz schön krank gewesen sein.) Aber der Trank hatte doch eine unvergessliche und sehr vielseitige Reaktion.
Draco positionierte ihn in der Mitte des Aufenthaltsraumes, als dieser zum Bersten voll war, und sprach aus einiger Entfernung den passenden Spruch. Der Effekt war einfach unvorstellbar! Der Kessel explodierte mit einem enormen Aufkreischen und der Trank wurde im ganzen Raum verteilt. Sobald etwas davon mit Gegenständen in Berührung kam, explodierten diese ebenfalls und die Überreste fingen Feuer und sollten für insgesamt zwei weitere Wochen von herrlich, schweinchenrosa Flammen umzüngelt werden, die man weder manuell, noch mit Magie entfernen konnte. Traf der Trank jedoch eine Person, fingen sofort deren Haare in derselben, doch sehr hervorstechenden Farbe an zu brennen. Natürlich würde die Person nicht verbrennen oder irgendwelche Schmerzen erleiden, aber es kitzelte höllisch - und das auch für mindestens zwei Wochen! Seit dem Streit mit seinem Vater hatte er nicht mehr so gelacht. Als Snape vor Wut schäumend in den Raum stürmte und sah, wie er sich vor Lachen auf dem Boden krümmte, begriff der Professor natürlich sofort, wer der Verursacher dieses Durcheinanders war, zog Draco unsanft vom Boden hoch und schleifte ihn den ganzen Weg bis zum Zimmer des Direktors hinter sich her, was ziemlich anstrengend war, da Draco vor lauter Lachen nicht eigenständig laufen konnte.
"Ah, Professor Snape, Mr. Malfoy! Schön sie zu sehen, ich habe sie schon erwartet. Severus, würdest du uns bitte allein lassen? - So Draco, ich würde mich sehr freuen, wenn du mir genau erläuterst, aus welchen Gründen du den Slytherin Aufenthaltsraum auf so rigorose Weise zerstört hast."
Dracos Gesicht verzog sich zu einer ärgerlichen Grimasse, als er sich an dieses Gespräch zurückerinnerte, aber er konnte nicht anders, als es, und die nachfolgenden Ereignisse, noch einmal zu durchleben.
"Also Draco, ich bin ein äußerst neugieriger Mensch und kann es gar nicht erwarten, bis ich deine Geschichte höre."
"Ähm, ich dachte, ich könnte vielleicht das Haus wechseln, doch wahrscheinlich werden sie mich aus Hogwarts verweisen, aber damit werde ich auch zurecht kommen. - Ich kann bestimmt irgendwo einen Arbeitsplatz finden."
Dumbledore sah ihn immer noch verwirrt an. "Draco, wäre es möglich, dass du vielleicht mit deiner Geschichte ganz von vorne anfängst, damit es mir möglich ist, deine genauen Beweggründe zu verstehen?"
"Das ist einfach gesagt. Mein Vater wollte, dass ich ein Todesser werde, ich wollte nicht und er hat dafür gesorgt, dass die anderen Slytherins mir das Leben zur Hölle machen. Und ich sehe nicht ein, warum ich mir das Leben hier in Hogwarts besonders schwer machen soll. Davon habe ich zu Hause schon genug."
Dumbledore schien zuerst verblüfft, fing sich aber schnell. "Und warum, Draco, kamst du nicht direkt zu mir?"
"Ich kann meine Angelegenheiten selbst regeln."
"Aha, also deinen Aufenthaltsraum in die Luft zu sprengen erschien dir als die richtige Lösung. Man könnte das als ein bisschen übertrieben betrachten."
"Dann mache ich mich jetzt wohl besser ans Packen und vielleicht kann ich dann ja den Fahrenden Ritter nehmen..."
"Ja, Draco, du solltest wirklich packen, aber du wirst den Fahrenden Ritter nirgendwohin nehmen. Ich werde dich nicht verweisen. Allein deine Weigerung, ein Todesser zu werden, reicht aus, dir noch einmal eine zweite Chance zu geben. Du wirst allerdings wirklich in ein neues Haus sortiert werden. Heute Abend wirst du vor dem Essen noch mal durch den Sprechenden Hut geprüft, auch wenn das vielleicht eine unangenehme Situation für dich sein wird. Aber ich denke, dass das eine höchst geringe Strafe für eine solche Tat ist, du solltest also mehr als dankbar dafür sein."
Auch, wenn es eigentlich unmöglich schien, verdüsterte sich Dracos Mine noch mehr, als er an die Zeremonie dachte, die am Abend statt gefunden hatte.
Er wartete an der Tür, bis Dumbledore seine Ansprache beendete, in der er die gesamte Situation erläuterte. Es war äußerst unangenehm, auf Grund einer solchen Sache im Mittelpunkt zu stehen. Immer wieder drehten sich Köpfe um und betrachteten ihn mit einem Ausdruck totaler Verblüffung. Draco würde nie den Blick vergessen, den ihm Harry Potter zuwarf. Er troff geradezu vor Verachtung und Abneigung, aber andererseits war das ja auch nichts ungewöhnliches. Draco zuckte mit den Schultern, sollte ihm nur Recht sein, wenn wenigsten das eine Konstante in seinem Leben blieb. Er konzentrierte sich wieder auf die vor ihm liegende Prüfung und wunderte sich, in welchem Haus er wohl landen würde. Insgeheim hoffte Draco, dass es Ravenclaw sein würde, da er dort wenigsten Anerkennung für seine akademischen Leistungen erlangen konnte.
Und dann war es Zeit, nach vorne zu gehen und wieder wie ein Erstklässler auf dem Schemel Platz zu nehmen. Nachher konnte sich Draco kaum noch an die Vorgänge erinnern, allerdings war die Stimme des Sprechenden Hutes unvergesslich.
"So, da bist du also wieder, das passiert wahrlich nicht oft. Ich glaube, in all der Zeit seit der Gründung dieses erwürdigen Gemäuers gab es davon nur drei Fälle. Du hättest dich gut in Slytherin bewähren können, aber du ließest diese Gelegenheit ungenutzt an dir vorüber streichen. Nun denn, dann muss ich mich von Neuem entscheiden."
‚Hm, bitte sortiere mich in Ravenclaw ein!', dachte Draco mit aller Kraft.
"Ravenclaw? Hm, hm, hm. Ich weiß nicht, ich glaube nicht, dass das der richtige Platz für dich ist. Du hast den Verstand eines Ravenclaw, ja das stimmt. Aber mit dem Herzen bist du bei weitem kein Ravenclaw, die sind immer in ihren Studien vertieft und nicht gerade die mutigsten Schüler, die diese Schule je gesehen hat. Aber du bist jemand, dessen innerstes Begehren darin besteht, Abenteuer zu erleben. Du hast einen Kopf voller Unsinn und waghalsiger Pläne. Also platziere ich dich in GRYFFINDOR!"
Das letzte Wort hatte der Hut laut der gesamten Schule verkündet. Draco sprang auf, stieß den Hut vom Kopf und machte unbewusst seinem Ärger laut Luft. "Verdammte Scheiße! Wie konnte das nur passieren?" Er schaute auf und merkte, dass die ganze Schule ihn völlig entgeistert anstarrte. Als ihm bewusst wurde, dass jeder ihn gehört hatte, errötete er und lief so schnell es ging aus der Großen Halle.
Er lief zum Astronomie-Turm und versuchte, sich zu beruhigen. Nach einer Weile wurde es ihm zu dumm und er entschied zum Gryffindor Turm zu gehen. Er kannte den Weg genau, da er jahrelange Erfahrung auf seinen kleinen Erkundungstouren gesammelt hatte, die meistens dazu dienten, das traurig, langweilige Leben Potters auszukundschaften. Warum er sich überhaupt zu so ein Level hinab begeben hatte, wusste Draco auch nicht so genau. Aber früher schien es die richtige Vorgehensweise gewesen zu sein.
Und nun stand er da, und ließ die vergangenen Ereignisse noch mal an sich vorüber ziehen...
"Mr. Malfoy! Darf ich sie fragen, was sie nach der Sperrstunde hier draußen noch tun?"
Draco schaute vollkommen überrascht auf, als plötzlich Professor McGonagall vor ihm stand.
"Ähm, ich, äh..."
"Haben sie ihre Fähigkeit, zu sprechen verloren?"
"Nein, natürlich nicht, ich kenne das Passwort nicht, da sich ja niemand dafür verantwortlich fühlte, es mir mitzuteilen."
Professor McGonagall sah ihn prüfend an und nickte aufmunternd. "Das aktuelle Passwort lautet‚ Sucher-Glück'."
Draco gab ein belustigtes Kichern von sich und dachte, dass sich bei den Gryffindors wohl alles um ihr Lieblingssöhnchen drehte. Wenn das nicht krank war!
"Also gut Mr. Malfoy. Ich werde sie jetzt in ihren Aufenthaltsraum begleiten."
Draco nickte und dachte: ‚Auf in die Höhle des Löwen, und das im wahrsten Sinne des Wortes!'
Als er endlich im Aufenthaltsraum stand, wurde wieder alles um ihn herum still. Um Himmels Willen, würden sie denn nie mehr sprechen, wenn er in der Nähe war? Dadurch könnte das Leben hier ja noch mieser werden, als in seinem alten Haus. Bevor sich die Stille noch unangenehmer über den Raum legte, sagte Professor McGonagall: "Also Freunde, hier ist euer neuer Hausgenosse, seine Sachen wurden schon in den Schlafsaal gebracht. Dieser wurde außerdem ein wenig verändert, damit noch ein Bett hinein passt - natürlich. Longbottom, würden sie bitte Mr. Malfoy ihren gemeinsamen Schlafsaal zeigen? Danke. Ich wünsche euch allen eine gute Nacht."
Jetzt war Draco allein mit seinen Feinden, oder nein, allein mit seinen Hauskameraden. Irgendwie erschien ihm das alles zu unwirklich um zu passieren. Gott sei Dank setzte sich Neville sofort in Bewegung, um ihm den Weg zu zeigen. Als Draco den Schlafsaal betrat, war er positiv überrascht, da er sich sofort in der gemütlichen Atmosphäre wohl fühlte.
Neville räusperte sich: "Das Bett dort drüben in der Ecke muss wohl deins sein, da es vorher noch nicht da war." Er deutete auf das Bett ganz links in der Ecke und fing an aufzuzählen, wem welches Bett gehörte: "Also, dort in der Ecke schläft Ron, daneben Harry, tja, dann kommt dein Bett und auf der anderen Seite ganz links schläft Dean, daneben Seamus und mein Bett steht deinem genau gegenüber."
‚Klasse, ich bin eingekesselt von Harry Potter und Neville Longbottom. Kann das Ganze eigentlich noch schlimmer werden?' Zu Neville sagte Draco laut, auch wenn es ihn einige Überwindung kostete: "O.k., danke Neville, ich mache mich dann mal ans Auspacken. Du kannst jetzt gehen."
Es sah so aus, als wollte Neville protestieren, dass Draco ihn einfach so herumkommandierte. Aber dann entschied der Junge sich doch, es nicht zu tun, da er eigentlich sehr erleichtert war, dass er nicht mehr länger mit Draco allein sein musste.
Als Draco alles ausgepackt hatte, zog er sich schnell um, legte sich ins Bett und sorgte dafür, dass die Vorhänge fest zugezogen waren. Er dachte, dass es wohl besser sein würde, eine Konfrontation auf den nächsten Tag zu verschieben, wenn er nicht ganz so müde war und somit nicht unfähig sich selbst zu verteidigen. Er hörte, wie die anderen einige Zeit später den Saal betraten, ohne wirklich zu reden, als ob sie Angst hätten sich dem Feind zu verraten. ‚Das ist vielleicht gar nicht mal so schlecht, warum sollte nur ich mich übel fühlen?' Das war Dracos letzter Gedanke, bevor in einen unruhigen Schlaf fiel.
Der nächste Morgen kam viel zu früh. Draco öffnete die Augen und starrte verduzt auf den Bettvorhang. ‚Warum ist er bloß rot und nicht grün?' Und dann kamen die Erinnerungen zurück. Müde rollte er sich aus dem Bett und stand genau gegenüber von Harry Potter.
"Potter."
"Malfoy."
Dann herrschte wieder Schweigen. Es sah so aus als kämpften sie gegeneinander im Geiste, keiner von Beiden bewegte sich. Plötzlich drehte sich Draco weg und sah sich suchend um.
"Oh, guten Morgen Longbottom, könntest du mir wohl sagen, wo hier der Waschraum ist?" Neville errötete und wusste nicht, was er von der Freundlichkeit des Ex-Slytherin halten sollte. Endlich überwand er sein Erstaunen und seine Angst und brachte es fertig, Malfoy den Weg zu zeigen. Wiederum waren alle still und alle folgten ihm mit ihren Blicken.
‚Langsam bin ich es leid, angestarrt zu werden, als wäre ich irgendein Monster.' Als Draco jedoch zwei Schritte gegangen war, überkam es ihn: Er wirbelte herum um und rief, so laut er konnte: "Buh!"
Alle im Raum zuckten zusammen und Neville schrie sogar leise auf. Fröhlich vor sich hin pfeifend und sehr selbstzufrieden verließ Draco den Raum und steuerte in die von Neville angedeutete Richtung.
‚Vielleicht ist es hier ja doch gar nicht so übel.'
Disclaimer: J.K.Rowling
Harry Potter und das Geheimnis der Drei
Kapitel 1
(EvaF)
"Verdammt!", murmelte er vor sich hin. Langsam wurde ihm kalt, aber er wollte auf keinen Fall in den Aufenthaltsraum gehen - jedenfalls nicht in seinen neuen Aufenthaltsraum. Vor den Sommerferien, als er noch im sechsten Schuljahr war, schien alles so viel einfacher gewesen zu sein. Er hatte seinen Spaß, indem er zusammen mit ein paar Freunden etwas unternahm. Vorzugsweise machten sie sich über Harry Potter und seine heruntergekommenen Kameraden lustig, das war doch immer wieder aufs neue amüsant. Ach ja, das Beste war, als sie Potter auf der Rückfahrt ein Paar Fledermausohren anhexten! Und Potter konnte einfach gar nichts dagegen tun. War das herrlich, als seine Muggelverwandten ihn so sahen. Sie hörten gar nicht mehr auf zu schreien. Selten hatte er so viel Spaß mit Crabbe und Goyle gehabt. Die beiden waren aber auch zu blöd, um wirklich unterhaltsam zu sein.
Das Lächeln, was sich beim Gedanken an Potters Ohren in Dracos Gesicht geschlichen hatte, verschwand wieder langsam. Ach ja, die Zeiten in denen er Spaß mit den anderen Slytherins hatte, waren jetzt wohl entgültig vorbei. Nun ja, er war ja auch selbst Schuld! Aber warum konnte das Leben nicht einfacher sein? Warum musste sein Vater auch versuchen, ihn zu einem Todesser zu machen? War es nicht genug, dass er selbst so vor Voldemort kroch, warum musste er da auch noch seinen eigenen Sohn hineinziehen?
Dracos Gesichtsausdruck wurde noch trauriger, als er an die Reaktion seines Vaters dachte, weil er sich weigerte, ein Teil der dunklen Verschwörung zu werden. Aber Draco sah nicht ein, warum er so eine Art Diener oder Angestellter für jemand werden sollte, wenn er dafür noch nicht mal etwas bekam, außer der Angst, vielleicht mal einfach aus Spaß gefoltert zu werden. So hatte er sich sein späteres Leben bestimmt nicht vorgestellt. Außerdem fand er es, wenn er so darüber nachdachte, eigentlich gar nicht lustig, Leute zu quälen und zu töten. Solche Perversitäten überließ er lieber anderen.
Aber es war doch ein Schock, die Reaktion seines Vaters zu sehen. Er hatte erwartet, dass dieser wütend werden und ihn vermutlich mit ein paar Flüchen belegen würde oder ähnliches. Er wurde aber lediglich ganz still und sagte: "Von nun an bist du nicht mehr mein Sohn und erwarte ja nicht, dass ich dich mit offenen Armen empfange, wenn du hier angekrochen kommst. Du bist eine Schande für diese Familie. Du gehst auf dein Zimmer bis du nach Hogwarts zurückkehrst, aber freue dich nicht zu früh, ich werde dafür sorgen, dass du dort nicht vergessen wirst, wie du deine Familie hintergangen hast."
Nach einer Woche in Hogwarts hatte er verstanden, was sein Vater mit dieser Drohung wirklich meinte. Alle Slytherins weigerten sich mit ihm zu sprechen, außer sie hatten die Möglichkeit, sich über Draco lustig zu machen. Ihr neues Hobby schien zu sein, ihm kindische Streiche zu spielen und er hatte das unangenehme Gefühl, niemals allein zu sein: Wohin er auch ging, er wurde überall von Blicken verfolgt und vermutete, dass sie seinem Vater über alles, was er tat Berichte lieferten. Nach zwei Wochen konnte er es nicht mehr aushalten, er hatte zwar keine wirklichen Freunde verloren, da er die anderen Slytherins für ziemlich zurückgeblieben hielt, aber es war doch hart, so behandelt zu werden.
Er beschloss, etwas zu unternehmen. Sein Ziel war es, aus Slytherin herausgeschmissen zu werden oder, wenn es denn sein musste, dann sogar aus Hogwarts und da er sich schon einmal die Mühe machte, sollte es durch etwas geschehen, was die Slytherins nicht so leicht vergessen würden.
Für Crabbe und Goyle hatte er sich einen kleinen, besonderen Streich ausgedacht. Er gab den beiden einen Trank, der verursachte, dass sie immer von schwebenden Törtchen verfolgt wurden, die versuchten, sie zu beißen - aber das war eigentlich nur ein Scherz am Rande.
In den Ferien hatte er ein bisschen mehr über Zaubertränke gelernt und entschied, dass es an der Zeit war, sein neu erworbenes Wissen zu nutzen und deshalb braute er einen, mit dem etwas merkwürdig klingendem Namen "rosa Flammengier". (Derjenige, der sich das ausgedacht hatte, musste schon ganz schön krank gewesen sein.) Aber der Trank hatte doch eine unvergessliche und sehr vielseitige Reaktion.
Draco positionierte ihn in der Mitte des Aufenthaltsraumes, als dieser zum Bersten voll war, und sprach aus einiger Entfernung den passenden Spruch. Der Effekt war einfach unvorstellbar! Der Kessel explodierte mit einem enormen Aufkreischen und der Trank wurde im ganzen Raum verteilt. Sobald etwas davon mit Gegenständen in Berührung kam, explodierten diese ebenfalls und die Überreste fingen Feuer und sollten für insgesamt zwei weitere Wochen von herrlich, schweinchenrosa Flammen umzüngelt werden, die man weder manuell, noch mit Magie entfernen konnte. Traf der Trank jedoch eine Person, fingen sofort deren Haare in derselben, doch sehr hervorstechenden Farbe an zu brennen. Natürlich würde die Person nicht verbrennen oder irgendwelche Schmerzen erleiden, aber es kitzelte höllisch - und das auch für mindestens zwei Wochen! Seit dem Streit mit seinem Vater hatte er nicht mehr so gelacht. Als Snape vor Wut schäumend in den Raum stürmte und sah, wie er sich vor Lachen auf dem Boden krümmte, begriff der Professor natürlich sofort, wer der Verursacher dieses Durcheinanders war, zog Draco unsanft vom Boden hoch und schleifte ihn den ganzen Weg bis zum Zimmer des Direktors hinter sich her, was ziemlich anstrengend war, da Draco vor lauter Lachen nicht eigenständig laufen konnte.
"Ah, Professor Snape, Mr. Malfoy! Schön sie zu sehen, ich habe sie schon erwartet. Severus, würdest du uns bitte allein lassen? - So Draco, ich würde mich sehr freuen, wenn du mir genau erläuterst, aus welchen Gründen du den Slytherin Aufenthaltsraum auf so rigorose Weise zerstört hast."
Dracos Gesicht verzog sich zu einer ärgerlichen Grimasse, als er sich an dieses Gespräch zurückerinnerte, aber er konnte nicht anders, als es, und die nachfolgenden Ereignisse, noch einmal zu durchleben.
"Also Draco, ich bin ein äußerst neugieriger Mensch und kann es gar nicht erwarten, bis ich deine Geschichte höre."
"Ähm, ich dachte, ich könnte vielleicht das Haus wechseln, doch wahrscheinlich werden sie mich aus Hogwarts verweisen, aber damit werde ich auch zurecht kommen. - Ich kann bestimmt irgendwo einen Arbeitsplatz finden."
Dumbledore sah ihn immer noch verwirrt an. "Draco, wäre es möglich, dass du vielleicht mit deiner Geschichte ganz von vorne anfängst, damit es mir möglich ist, deine genauen Beweggründe zu verstehen?"
"Das ist einfach gesagt. Mein Vater wollte, dass ich ein Todesser werde, ich wollte nicht und er hat dafür gesorgt, dass die anderen Slytherins mir das Leben zur Hölle machen. Und ich sehe nicht ein, warum ich mir das Leben hier in Hogwarts besonders schwer machen soll. Davon habe ich zu Hause schon genug."
Dumbledore schien zuerst verblüfft, fing sich aber schnell. "Und warum, Draco, kamst du nicht direkt zu mir?"
"Ich kann meine Angelegenheiten selbst regeln."
"Aha, also deinen Aufenthaltsraum in die Luft zu sprengen erschien dir als die richtige Lösung. Man könnte das als ein bisschen übertrieben betrachten."
"Dann mache ich mich jetzt wohl besser ans Packen und vielleicht kann ich dann ja den Fahrenden Ritter nehmen..."
"Ja, Draco, du solltest wirklich packen, aber du wirst den Fahrenden Ritter nirgendwohin nehmen. Ich werde dich nicht verweisen. Allein deine Weigerung, ein Todesser zu werden, reicht aus, dir noch einmal eine zweite Chance zu geben. Du wirst allerdings wirklich in ein neues Haus sortiert werden. Heute Abend wirst du vor dem Essen noch mal durch den Sprechenden Hut geprüft, auch wenn das vielleicht eine unangenehme Situation für dich sein wird. Aber ich denke, dass das eine höchst geringe Strafe für eine solche Tat ist, du solltest also mehr als dankbar dafür sein."
Auch, wenn es eigentlich unmöglich schien, verdüsterte sich Dracos Mine noch mehr, als er an die Zeremonie dachte, die am Abend statt gefunden hatte.
Er wartete an der Tür, bis Dumbledore seine Ansprache beendete, in der er die gesamte Situation erläuterte. Es war äußerst unangenehm, auf Grund einer solchen Sache im Mittelpunkt zu stehen. Immer wieder drehten sich Köpfe um und betrachteten ihn mit einem Ausdruck totaler Verblüffung. Draco würde nie den Blick vergessen, den ihm Harry Potter zuwarf. Er troff geradezu vor Verachtung und Abneigung, aber andererseits war das ja auch nichts ungewöhnliches. Draco zuckte mit den Schultern, sollte ihm nur Recht sein, wenn wenigsten das eine Konstante in seinem Leben blieb. Er konzentrierte sich wieder auf die vor ihm liegende Prüfung und wunderte sich, in welchem Haus er wohl landen würde. Insgeheim hoffte Draco, dass es Ravenclaw sein würde, da er dort wenigsten Anerkennung für seine akademischen Leistungen erlangen konnte.
Und dann war es Zeit, nach vorne zu gehen und wieder wie ein Erstklässler auf dem Schemel Platz zu nehmen. Nachher konnte sich Draco kaum noch an die Vorgänge erinnern, allerdings war die Stimme des Sprechenden Hutes unvergesslich.
"So, da bist du also wieder, das passiert wahrlich nicht oft. Ich glaube, in all der Zeit seit der Gründung dieses erwürdigen Gemäuers gab es davon nur drei Fälle. Du hättest dich gut in Slytherin bewähren können, aber du ließest diese Gelegenheit ungenutzt an dir vorüber streichen. Nun denn, dann muss ich mich von Neuem entscheiden."
‚Hm, bitte sortiere mich in Ravenclaw ein!', dachte Draco mit aller Kraft.
"Ravenclaw? Hm, hm, hm. Ich weiß nicht, ich glaube nicht, dass das der richtige Platz für dich ist. Du hast den Verstand eines Ravenclaw, ja das stimmt. Aber mit dem Herzen bist du bei weitem kein Ravenclaw, die sind immer in ihren Studien vertieft und nicht gerade die mutigsten Schüler, die diese Schule je gesehen hat. Aber du bist jemand, dessen innerstes Begehren darin besteht, Abenteuer zu erleben. Du hast einen Kopf voller Unsinn und waghalsiger Pläne. Also platziere ich dich in GRYFFINDOR!"
Das letzte Wort hatte der Hut laut der gesamten Schule verkündet. Draco sprang auf, stieß den Hut vom Kopf und machte unbewusst seinem Ärger laut Luft. "Verdammte Scheiße! Wie konnte das nur passieren?" Er schaute auf und merkte, dass die ganze Schule ihn völlig entgeistert anstarrte. Als ihm bewusst wurde, dass jeder ihn gehört hatte, errötete er und lief so schnell es ging aus der Großen Halle.
Er lief zum Astronomie-Turm und versuchte, sich zu beruhigen. Nach einer Weile wurde es ihm zu dumm und er entschied zum Gryffindor Turm zu gehen. Er kannte den Weg genau, da er jahrelange Erfahrung auf seinen kleinen Erkundungstouren gesammelt hatte, die meistens dazu dienten, das traurig, langweilige Leben Potters auszukundschaften. Warum er sich überhaupt zu so ein Level hinab begeben hatte, wusste Draco auch nicht so genau. Aber früher schien es die richtige Vorgehensweise gewesen zu sein.
Und nun stand er da, und ließ die vergangenen Ereignisse noch mal an sich vorüber ziehen...
"Mr. Malfoy! Darf ich sie fragen, was sie nach der Sperrstunde hier draußen noch tun?"
Draco schaute vollkommen überrascht auf, als plötzlich Professor McGonagall vor ihm stand.
"Ähm, ich, äh..."
"Haben sie ihre Fähigkeit, zu sprechen verloren?"
"Nein, natürlich nicht, ich kenne das Passwort nicht, da sich ja niemand dafür verantwortlich fühlte, es mir mitzuteilen."
Professor McGonagall sah ihn prüfend an und nickte aufmunternd. "Das aktuelle Passwort lautet‚ Sucher-Glück'."
Draco gab ein belustigtes Kichern von sich und dachte, dass sich bei den Gryffindors wohl alles um ihr Lieblingssöhnchen drehte. Wenn das nicht krank war!
"Also gut Mr. Malfoy. Ich werde sie jetzt in ihren Aufenthaltsraum begleiten."
Draco nickte und dachte: ‚Auf in die Höhle des Löwen, und das im wahrsten Sinne des Wortes!'
Als er endlich im Aufenthaltsraum stand, wurde wieder alles um ihn herum still. Um Himmels Willen, würden sie denn nie mehr sprechen, wenn er in der Nähe war? Dadurch könnte das Leben hier ja noch mieser werden, als in seinem alten Haus. Bevor sich die Stille noch unangenehmer über den Raum legte, sagte Professor McGonagall: "Also Freunde, hier ist euer neuer Hausgenosse, seine Sachen wurden schon in den Schlafsaal gebracht. Dieser wurde außerdem ein wenig verändert, damit noch ein Bett hinein passt - natürlich. Longbottom, würden sie bitte Mr. Malfoy ihren gemeinsamen Schlafsaal zeigen? Danke. Ich wünsche euch allen eine gute Nacht."
Jetzt war Draco allein mit seinen Feinden, oder nein, allein mit seinen Hauskameraden. Irgendwie erschien ihm das alles zu unwirklich um zu passieren. Gott sei Dank setzte sich Neville sofort in Bewegung, um ihm den Weg zu zeigen. Als Draco den Schlafsaal betrat, war er positiv überrascht, da er sich sofort in der gemütlichen Atmosphäre wohl fühlte.
Neville räusperte sich: "Das Bett dort drüben in der Ecke muss wohl deins sein, da es vorher noch nicht da war." Er deutete auf das Bett ganz links in der Ecke und fing an aufzuzählen, wem welches Bett gehörte: "Also, dort in der Ecke schläft Ron, daneben Harry, tja, dann kommt dein Bett und auf der anderen Seite ganz links schläft Dean, daneben Seamus und mein Bett steht deinem genau gegenüber."
‚Klasse, ich bin eingekesselt von Harry Potter und Neville Longbottom. Kann das Ganze eigentlich noch schlimmer werden?' Zu Neville sagte Draco laut, auch wenn es ihn einige Überwindung kostete: "O.k., danke Neville, ich mache mich dann mal ans Auspacken. Du kannst jetzt gehen."
Es sah so aus, als wollte Neville protestieren, dass Draco ihn einfach so herumkommandierte. Aber dann entschied der Junge sich doch, es nicht zu tun, da er eigentlich sehr erleichtert war, dass er nicht mehr länger mit Draco allein sein musste.
Als Draco alles ausgepackt hatte, zog er sich schnell um, legte sich ins Bett und sorgte dafür, dass die Vorhänge fest zugezogen waren. Er dachte, dass es wohl besser sein würde, eine Konfrontation auf den nächsten Tag zu verschieben, wenn er nicht ganz so müde war und somit nicht unfähig sich selbst zu verteidigen. Er hörte, wie die anderen einige Zeit später den Saal betraten, ohne wirklich zu reden, als ob sie Angst hätten sich dem Feind zu verraten. ‚Das ist vielleicht gar nicht mal so schlecht, warum sollte nur ich mich übel fühlen?' Das war Dracos letzter Gedanke, bevor in einen unruhigen Schlaf fiel.
Der nächste Morgen kam viel zu früh. Draco öffnete die Augen und starrte verduzt auf den Bettvorhang. ‚Warum ist er bloß rot und nicht grün?' Und dann kamen die Erinnerungen zurück. Müde rollte er sich aus dem Bett und stand genau gegenüber von Harry Potter.
"Potter."
"Malfoy."
Dann herrschte wieder Schweigen. Es sah so aus als kämpften sie gegeneinander im Geiste, keiner von Beiden bewegte sich. Plötzlich drehte sich Draco weg und sah sich suchend um.
"Oh, guten Morgen Longbottom, könntest du mir wohl sagen, wo hier der Waschraum ist?" Neville errötete und wusste nicht, was er von der Freundlichkeit des Ex-Slytherin halten sollte. Endlich überwand er sein Erstaunen und seine Angst und brachte es fertig, Malfoy den Weg zu zeigen. Wiederum waren alle still und alle folgten ihm mit ihren Blicken.
‚Langsam bin ich es leid, angestarrt zu werden, als wäre ich irgendein Monster.' Als Draco jedoch zwei Schritte gegangen war, überkam es ihn: Er wirbelte herum um und rief, so laut er konnte: "Buh!"
Alle im Raum zuckten zusammen und Neville schrie sogar leise auf. Fröhlich vor sich hin pfeifend und sehr selbstzufrieden verließ Draco den Raum und steuerte in die von Neville angedeutete Richtung.
‚Vielleicht ist es hier ja doch gar nicht so übel.'
