----------------SCHREIE-------------

Schreie, immer wieder Schreie durchdrangen die eisige Kälte der Abtei. Jeder der sie hörte wandte sich mit Abscheu und Angst ab. Verfolgte man die Schreie, führten sie einen in eine der Arrestzellen, die öfter bewohnt waren, wie man angeblich glaubte. Doch sie dienten nicht nur, um denjenigen zu isolieren. Mit ihnen vermochte man weitaus schlimmere Sachen auszuüben und nicht nur jemanden in die Dunkelheit zu verbannen. Ein letzter Schrei drang aus solch einer Zelle, dann nahm er und wandelte sich zu einem langsamen Keuchen. Neben dem Schreien, gab es noch ein anderes, ein flehentliches, ängstliches Schreien, welches bettelte und mit sich selbst ring. Doch dieses Schreien verstummte nicht, wie das andere. Es schrie weiter, ohne Halt. Zorn, Angst und Hoffnung spiegelten sich nur in einem Schreien wieder, vermischt mit Tränen und Blut. Die Männer ließen endlich, durch Boris Befehl, von ihm ab. Er spürte nichts mehr, seinen Körper und selbst die Umgebung nahm er nicht mehr war. Er roch Blut. Seines? Vermischt mischt mit Tränen. Auch seine? Aus der Ferne drang ein Schreien zu ihm. Ein flehentliches Schreien, immer wiederkehrend. Er sah Boris nicht weit weg von ihm stehen. Seine Hand umfasste ihr Kinn, welches sie in seine Richtung blicken ließ. Nein! Es ist alles gut! Siehst du es? Mir geht es gut. Bitte wein nicht! Ihre Schreien, ertönten immer wieder in seinem Kopf, wie ein Echo, das nicht verschwinden wollte. Er sah Boris Grinsen und seine Überlegenheit, wie schon sein ganzes Leben zuvor. Dann, wieder traf ihn etwas hartes in den Magen. Er wurde hochgezogen und mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt. Und wieder spürte er etwas hartes, das seinen Magen traf.. Wieder und immer wieder. Doch selbst das nahm er nach einer gewissen Zeit nicht mehr wahr. Das einzige was zu ihm drang war ihr Schreien, flehentlich und ängstlich. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, für ihn glichen diese Minuten, Jahren. Dann umgab ihn plötzlich Dunkelheit, die Männer und Boris waren gegangen und hatten sie beide in der Dunkelheit zurückgelassen. Auch ihre Schreie hatten aufgehört, stattdessen, hörte er ein wimmern und schluchzen, genau neben ihm. Sie beugte sich über ihn, hob vorsichtig seinen Kopf und besah sich seine Verletzungen. Heiße Tränen bedeckten seinen Körper und sie wollten einfach nicht aufhören. Er spürte ihre Hände auf seinem Körper und sie taten ihm gut. Ihre zarten Bewegungen ließen ihn vergessen. Dadurch wusste er, dass sie noch da war. „Geht es dir gut? Haben sie dir nichts getan?" fragte Kai immer wieder Alana, die ihn im Arm hielt. Alana war unfähig irgendetwas zu sagen. Sie nickte nur und drückte leicht seine Hand. Nein, getan hatten sie ihr nichts. Ihre Strafe war es gewesen mit anzusehen, wie sie Kai fertig gemacht haben. Immer wieder. Und sie wurde gezwungen hinzusehen. All ihre Schreie, die flehten endlich aufzuhören, wurden nicht erhört. „Schön das es dir gut geht." Lächelte Kai sie an. „Aber jetzt wein nicht mehr. Das wird bald alles wieder verheilen." Und tatsächlich Alana hörte auf zu weinen und wischte sich die Tränen weg. Das letzte was sie von Kai wahrnahm war sein regelmäßiges Atmen. Er schlief. In hellem Licht der Wintersonne tanzte eine zierliche Gestalt auf einem zugefroren See. Sie war ganz in weiß gehüllt und verbarg selbst ihr Gesicht in einem weißen Schleier. Es war schön mit anzusehen und zog einen sofort in seinen Bann. Kai blinzelte in die Sonne und ging näher an den See heran, versuchte auf die Eisfläche zu gelangen, um die Person näher zu erblicken. Aber so näher er dem See kam, desto weiter entfernte er sich und mit ihm die zierliche Gestalt. Als der See schon fast ganz verschwunden war und mit ihm die zierliche Gestalt, nahm diese ihren weißen Schleier ab und gab einen Blick auf ihr, von tränenbedecktes Gesicht frei. Kai erschrak, vor ihm stand Alana. Sie war nahe dabei sich aufzulösen, in weißtanzende Schneeflocken, als er versuchte nach ihrer Hand zu greifen. Er griff ins Leere. Er schrie immer wieder ihren Namen, bekam aber keine Antwort, sondern wurde in die Dunkelheit gezogen, die sich gebildet hatte, nachdem sich Alana aufgelöst hatte. Dort versank er, seine Rufe wurden nicht erhört. Er rief ihren Namen, immer wieder. Überall Dunkelheit... Schweißgebadet wachte Kai auf. Als er sich umsah stellte er fest das er sich auf der Krankenstation der Abtei befand. Auch hier war er schon des öfteren ein Patient gewesen. Es hatte sich nichts verändert. Weder das grelle Licht der Lampen, die kahlweißen Wände, noch der Geruch nach Medikamenten. Kai versuchte sich aufzusetzen, brach jedoch unter Schmerzen zusammen. Er schob die weiße Decke zurück und besah sich den Verband. Er war um seinen ganzen Oberkörper gebunden, bis hin zu den Schultern. Auch sein Kopf war verbunden. Vorsichtig berührte Kai seinen Kopf. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Doch nicht nur Verbände zierten seinen Körper. Er war überall mit Blutergüssen und Blauen Flecken überseht. „Saubere Arbeit, Boris!" gab er ein Knurren von sich. Ein Wunder das ich noch lebe, dachte Kai und versuchte sich erneut aufzusetzen. Krümmte sich aber auch diesmal vor Schmerzen und entschied sich erst mal liegen zu bleiben. Die ganze Zeit überlegte er, warum er plötzlich nicht mehr in der Arrestzelle war, sondern auf der Krankenstation. Vor wenigen Stunden, hatte er noch in der Zelle gelegen, hatte versucht die weinende Alana zu beruhigen. ALANA! Wo war sie!? Ein drittes mal setzte Kai sich auf, und obwohl ihm seine Schmerzen, die Luft wegschnitten, richtete er sich auf und schlüpfte aus dem Bett. Er schleppte sich an der Wand entlang bis zur Tür. Und wenn ich dabei draufgehen sollte, dachte er erbittert und erreichte unter qualvollen Schmerzen die Tür. Innerlich betete er und hoffte. Nein ihr durfte nichts passiert sein. Vor seinem Gesicht spielten sich Szenearien aus glücklichen Tagen ab. Er, Alana und Tala und die anderen beim Spielen und trainieren. Er sah ihr Lächeln, hörte ihr Lachen und wie sie seinen Namen rief. Sie war die einzige, die seinen Namen je so liebevoll ausgesprochen hat. Ihre Berührungen verursachten einen Glücksschauer, der ihm unter die Haut ging. Es berührte seine Seele und seinen Verstand. Würde ihr jetzt tatsächlich etwas passiert sein, war er schuld! Er hatte sie da rausgeholt ohne, an die möglichen Konsequenzen zu denken. Kai verließ den Raum, immer noch von Schmerzen begleitet, und trat hinaus auf den Gang, als plötzlich hinter ihm , ihm eine sehr vertraute Stimme erklang. „KAI ALEXANDER HIWATARI!" SOFORT LEGST DU DICH INS BETT ZURÜCK! DER ARZT HAT DIR STRICKTE BETTRUHE VERORDNET! UND DARAN HAST DU DICH ZU HALTEN!" ( also bitte jetzt net ausrasten!! Ich dachte mir einfach, dass Kai nen zweiten Namen braucht^^ und da Alexander einer meiner Lieblingsnamen ist, hab ich ihn genommen und außerdem ist Alexander ein mächtiger Name, wenn's um Könige und so weiter geht^^. Aber es wird wie im englischen ausgesprochen!! Älexander, net Alexander^^, ok??) Langsam drehte sich Kai um. Er konnte es nicht glauben. Da stand sie vor ihm und es ging ihr gut. Sie hatte nicht eine Verletzung vorzuweisen. Er verstand nun nichts mehr, war aber froh darüber, dass ihr wirklich nichts passiert war. Er starrte sie ungläubig an. „Du? Dir ist nichts passiert? Haben sie dir nichts angetan?" Kai war unfähig zu Sprechen, sondern presste die Sätze kaum hörbar hervor. „Nein mir ist nichts passiert! Aber dir passiert gleich etwas, wenn du nicht sofort in dein Bett verschwindest!" Aus Alanas verdunkelter Miene, wurde ein breites Grinsen. Sie nahm Kai an der Hand und zog in Sanft ins Zimmer zurück, bis zum Bett, wo er sich auch brav hinlegte. Sie spannte Kai mächtig auf die Folter, als sie noch gemütlich einen Stuhl ans Bett heranzog und sich langsam hinsetzte. Einige Minuten lächelte sie ihn an und musterte ihn. Danke, Gott, dass er noch lebt! Noch immer lief ihr alles vor den Augen ab. Wie sie Kai verprügelt hatten. Immer wieder. Wie eine nicht zu stoppende Prozedur. Erste Tränen rollten ihr übers Gesicht, aus wenigen wurden mehre und Alana wurde von einem Heulkrampf erschüttert. „Tut mir leid. Ich kann einfach nicht aufhören. Ich bin so froh, dass du noch lebst!" Alana schluckte und versuchte fort zu fahren. „Als du eingeschlafen warst., vergingen noch etliche Stunden, bis wir aus der Arrestzelle geholt wurden. Du kamst auf die Krankenstation. Du hattest seit dem Vorfall zwei Tage lang geschlafen." Kai dachte er hört schlecht. Er hatte über Tage lang geschlafen? „Boris hatte seit deiner Rettungsaktion mit dir abgerechnet. Er hielt es für angemessen dir nur körperliche Schmerzen zu bereiten. Meine Strafe war es gewesen, dabei zu zusehen. Und daraus zu lernen." Sie senkte ihren Blick. „Und was haben sie mit dir in den letzten zwei Tagen gemacht?" Kai wollte es unbedingt wissen. Er würde Boris umbringen, wenn dieser auch nur falsch in ihre Richtung geguckt hätte. „Vor zwei Tagen, hatten sie nur dich dort rausgeholt, ich musste bleiben. Ich wurde erst vor wenigen Stunden entlassen und bin dann sofort hierhin." Sie lächelte immer noch und Kai erwiderte ihr Lächeln. Lange saßen sie so da und lächelten sich nur an, sahen sich einander in die Auge und erinnerten sich beide an die letzten Geschehnisse. Boris Männer fanden sie in der Kirche und führten sie dann zu Boris ab. Was danach kam, wollten sie sich nicht noch mal in Erinnerung rufen. Doch Alana wurde innerlich noch von etwas anderem geplagt. Wo war ihr Bruder? Was Kai schon längst geahnt hatte und nun feste daran glaubte, schien Alana für unmöglich zu halten. ER sollte sie verraten haben? Aber aus welchem Grund? Sie hatte keine Antwort darauf. Dieser Gedanke quellte sie schon die ganze Zeit. Sie wusste ja noch nicht mal, wo er sich zur Zeit befand. Boris hatte ihr nichts gesagt. Von ihm wusste sie lediglich, dass die anderen Demolition Boys wieder mit dem Training begonnen hatten und auch sie und Kai würden nach einigen Tagen wieder damit anfangen. Alles würde von wieder von neuem beginnen: die Experimente, welche Boris ihr bereits angekündigt hatte, würden fortgeführt werden, mit ihr als Testperson. Doch diesmal mit strengerer Bewachung. Er hatte ihr jedoch auch versichert, dass das Projekt fast abgeschlossenen war. Alana atmete auf. Endlich würde ihr Leiden ein Ende haben. Alles würde wieder gut werden. Da war sie sich sicher. Auch Kai war in diesem Moment glücklich. Alana war bei ihm und das war für ihn im Moment das wichtigste. Sie sahen sich immer noch in die Augen, als Kai plötzlich ihre Hand nahm und sie zu sich aufs Bett zog. Dann drückte er sie sanft auf das Kissen und beugte sich über sie. So lange hatte er sich das gewünscht und nun war es soweit. Ihre Lippen trafen sich und verschmolzen zu einem endlos langen Kuss.