Kapitel Drei (Ein Anfang & Undurchsichtigkeiten)
Qui-Gon hastete durch die Strassen von Triuno. Er spürte deutlich die Verfolger im Nacken.
Einerseits wünschte er sich, dass Obi-Wan bei ihm wäre, aber andererseits war er froh, dass seinem Schüler die Flucht gelungen war. Er hatte gesehen wie sein Padawan den bulligen Mann mit Hilfe des jungen Mannes besiegt hatte und sie danach gemeinsam verschwunden waren.
‚Hoffentlich sind beide in Sicherheit', hoffte Qui-Gon inständig und warf einen Blick über seine Schulter zu seinen Verfolgern.
Der Jedi-Meister war bestürzt darüber gewesen, wie stark und wie vertraut die Männer in Umgang mit der Macht gewesen waren. Es ärgerte ihn auch etwas, dass sie nicht fähig gewesen waren, sie zu besiegen.
Aber bevor er noch mehr über seine und Obi-Wans Fehler im Kampf nachdenken konnte, stand einer der dunkel gekleideten Männer vor ihm und versperrte ihm den Weg.
Qui-Gon zückte sein Schwert, schlug dem Gegner die Waffe aus der Hand und drängte ihn beiseite. Dann tastete er nach der Macht und liess sich zu Kerafs Haus führen.
Vorsichtig schaute er sich um, ob ihn niemand verfolgte, denn er wollte die Feinde auf keinen Fall zu dem Haus seines Freundes führen und ihn somit in Gefahr bringen. Als er niemanden entdecken konnte und er auch durch die Macht niemanden fühlte, schlich sich der Jedi zum Haus, öffnete das Türschloss mit einem leichten Wink seiner Hand und trat ein.
Sofort ging das Licht an und Keraf stand im Flur, bewaffnet mit einem Küchenmesser. Seine Augen waren weit aufgerissen und es dauerte einige Augenblicke, bis er schliesslich seine Sprache wiederfand.
"Qui-Gon! Was machst du denn noch hier und wo ist Obi-Wan? Ich dachte schon, die Leute von der Organisation wären hier...!"
Während Keraf das Messer auf den Tisch legte, sank der Jedi-Meister erschöpft gegen die Wand. Mit einem Schritt war sein Freund bei ihm und führte ihn zu einem Stuhl.
"Bitte erzähle mir von Anfang an, was geschehen ist."
Qui-Gon erzählte die ganze Geschichte und er erwähnte auch die starken Wellen der Macht, die von den Männern ausgegangen waren. Besorgt fügte er am Schluss hinzu: "Ich weiss nicht, wo Obi-Wan jetzt ist, ich spüre ihn schwach über unser Band und ich fühle, dass es ihm gut geht, aber die Entfernung ist zu gross, um irgendwie Kontakt aufzunehmen. Ich nehme an, dass er irgendwo zusammen mit dem jungen Mann untergetaucht ist."
Dann schaute Qui-Gon auf und sah Keraf ein wenig vorwurfsvoll in die Augen.
"Was waren das für Leute? Und warum hast du mir vorher nichts davon erzählt?"
Keraf sah seinen Freund lange schweigend an und seufzte dann tief.
"Es hat nicht nur Vorteile, auf einem Planeten zu wohnen, der nicht in der Republik ist. Wir sind wegen Carrea hierhin gezogen, sie ist hier aufgewachsen. Allerdings gibt es hier eine Organisation, die so ziemlich alles kontrolliert und manipuliert. So lange man sich ihnen nicht in den Weg stellt, tun sie einem nichts, aber wer sich gegen sie auflehnt, bekommt ihren Zorn und ihre Macht in vollem Ausmass zu spüren. Wahrscheinlich war dieser Mann, von dem du mir erzählt hast, einer, der sich ihnen widersetzt hat."
Keraf fuhr sich müde mit der Hand über die Augen und fuhr leise fort.
"Diese Organisation beherrscht die Politik, die Wirtschaft und den ganzen Planeten. Sie bestimmen das Regierungsoberhaupt, beherrschen die Polizei und geben ausserdem Befehl, etwas ausserhalb von Triuno Rauschgift anzubauen und zu produzieren. Das wird dann auf anderen Planeten verkauft. Jeder weiss das, aber niemand sagt etwas, weil jeder Angst vor der Organisation hat. Jeder schaut diskret weg und lässt sich einfach so korrupieren!"
Keraf schnaubte erbost und wandte sich dann voll seinem Freund zu.
"Du musst sehr vorsichtig sein! Sie werden sicher nach dir, Obi-Wan und dem anderen Mann suchen, denn sie sehen es nicht gerne, dass ihnen jemand in die Quere kommt. Für heute abend kannst du hier bleiben, aber morgen sehen wir weiter. Ich habe jetzt eine Familie, die ich auf keinen Fall gefährden darf."
"Das verstehe ich, ich bin froh, dass du mich aufnimmst, ich wüsste sonst nicht mehr weiter", sagte Qui-Gon ehrlich. "Ich sorge mich um meinen Padawan. Er ist sehr fähig, stark mit der Macht verbunden und geschickt im Umgang mit dem Lichtschwert, aber diese Leute sind gefährlich, ich konnte es deutlich fühlen. Ich hoffe, er bleibt der Stadt fern und taucht unter, denn hier droht im die grösste Gefahr."
Keraf legte dem Jedi-Meister eine Hand auf die Schulter und lächelte ihn beruhigend an.
"Obi-Wan besitzt viele Gaben, er ist schon jetzt sehr weise und vorausschauend, er wird die Gefahr erkennen und sie gut meistern, da bin ich mir sicher."
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Mitten in der Nacht erwachte Obi-Wan mit einem Mal.
Erstaunt sah er sich um, sah auf den ungewohnten Sessel hinab, in dem er noch immer sass, und betrachtete die fremde Umgebung im Dunkeln.
‚Wo bin ich denn nun wieder gelandet?', fragte sich der Jedi und verzog schmerzhaft das Gesicht, als er seine verkrampften und zerschlagenen Muskeln reckte. ‚Uff, jedenfalls fühle ich mich, als ob ich von einem Banta überrennt worden wäre!'
Langsam kam die Erinnerung an den vorherigen Tag wieder zurück und er wälzte sich unruhig hin und her und versuchte vergeblich, es sich bequem zu machen. Der junge Jedi war noch immer müde, aber seine Gedanken liessen ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. Die Ereignisse des letzten Tages, einmal geweckt, wollten ihn nicht mehr zufrieden lassen und ein Gefühl des Versagens breitete sich langsam in ihm aus.
Nach einigem Herumdrehen im Sessel kam er schliesslich zur Ansicht, dass im Moment nicht an Schlaf zu denken war und mit einem müden Seufzen schob er die Decke beiseite und stand auf.
Im fahlen Mondlicht konnte Obi-Wan zwei andere Gestalten im Raum ausmachen, er hörte ihr ruhiges Atmen und fühlte ihre Präsenz in der Macht. Er mochte Lorino, die kurze Zeit mit ihm hatte ihm gereicht, um den andern als Freund zu erkennen.
Aber was war mit seiner Schwester? Bei ihr war das irgendwie anders. Sie war irgendwie anders. Sie hatte ihn beeindruckt mit ihrer Geistesgegenwärtigkeit und ihrer Furchtlosigkeit.Ihre Bewegungen und ihre Anwesenheit waren ihm angenehm. Dennoch war da etwas, das ihn zögern und beklemmt fühlen liess. Eine Art Unsicherheit, wie er sie noch nie zuvor gekannt hatte. Vielleicht war es auch nur schlicht ihre sanften, dunklen Augen oder ihr schönes Gesicht, das den jungen Jedi aus der Ruhe brachte.
Mit einem sichtlichen Ruck riss er sich von von seinen Gedanken los und verliess das Zimmer. Zuerst durchstreifte er die Zimmer des Hauses, ohne überhaupt zu wissen was er tat, dann aber trat er auf die Veranda und in die Stille der Nacht hinaus.
Obi-Wan atmete tief ein und sog alle Frische der Nachtluft mit diesem Atemzug in sich hinein. Es beruhigte ihn, stärkte ihn. Wie er es schon früher oft getan hatte, hob er seinen Blick zu den funkelnden Sternen am Himmel. Sie hatten alle etwas Faszinierendes und Fesselndes an sich und der junge Jedi fand sich wie von selbst schon bald in tiefer Meditation versunken.
Er durchlief noch einmal die Ereignisse des Tages, aber nicht wie vorhin mit all den bedrückenden Gefühlen, sondern dieses Mal ganz sachlich. Nun sah er auch ihre Fehler, ihre Unachtsamkeit und ihre Ahnungslosigkeit. Sie hätten sich besser informieren sollen, bevor sie den Planet überhaupt betreten hatten, auch wenn sie nur wegen einem Besuch hier waren.
Plötzlich bemerkte er, dass noch jemand anderes wach war und den gleichen Ort der Ruhe aufsuchte wie er selbst. Der junge Jedi öffnete die Augen, drehte sich um und verfolgte mit seinen Augen, wie Kerina auf die Veranda heraus trat. Er hatte sich auf eine Steinplatte in einer Ecke hingesetzt und in der Dunkelheit der Nacht konnte sie ihn nicht erkennen.
Obi-Wan beobachtete, wie auch sie zu den Sternen hinaufschaute und tief seufzte. Eine Aura der Stärke, aber auch der Traurigkeit umgab sie und der junge Jedi war von ihrem Anblick fasziniert.
Langsam erhob er sich und da er Kerina nicht erschrecken wolltem, sprach er leise: "Es ist wunderschön hier draussen, so ruhig und friedlich. Dort wo ich herkomme, ist es nie richtig dunkel und still."
Trotz der Sanftheit seiner Stimme zuckte Kerina zusammen und Obi-Wan sah, wie ihre Augen im Mondschein aufblitzten. Dann aber entspannte sie sich und trat einen Schritt auf ihn zu.
"Ihr habt mich erschreckt. Ich dachte, dass Ihr vielleicht schon gegangen seid, ich hatte euch nicht hier draussen erwartet. Aber Ihr habt Recht, es ist wirklich schön hier und ich bin oft hier draussen, vor allem wenn mich etwas beschäftigt."
Wieder ein trauriges Seufzen. Obi-Wan tastete mit der Macht nach ihr und stiess wieder gegen diese geheimnisvolle Traurigkeit. Trotzdem erkannte er darunter eine Lebendigkeit, die ihn geradezu aufforderte, diese Seite in ihr zu wecken.
"Bitte nennt mich doch Obi-Wan. Ich weiss zwar, dass das nicht gerade der schönste Name ist, aber erstens kann ich auch nichts für meinen Namen und zweitens klingt das immer noch besser als "Ihr"."
Kerina lächelte und wieder funkelte es in ihren Augen, dieses Mal aber amüsiert. Zufrieden stellte der Jedi fest, dass sich die junge Frau entspannte und wie das Eis zwischen ihnen schmolz.
"Ich heisse Kerina. Du darfst mich auch duzen, ich habe nämlich genausowenig für das "Ihr" übrig."
Die junge Frau beobachtete den dunklen Umriss des Jedi und wieder fühlte sie sich bei ihm sicher und geborgen. Sie hatte sich vorhin ab ihm erschreckt, aber nun konnte sie wirklich nichts Negatives mehr an ihm erkennen. Und erst seine Stimme... Als er sich vorhin vorgestellt hatte, da hatte sie trockenen Humor, aber auch vollkommene Ehrlichkeit daraus heraus gehört.
Das Schweigen, das nun zwischen ihnen lag, hatte nichts Beklemmendes an sich, nur eine seltsame Vertrautheit und beide schienen einfach nur den wunderbaren Moment des Friedens zu geniessen. Dann aber siegte Obi-Wans Neugier, denn er wollte unbedingt mehr über diese Frau, aber auch über den Planeten und über die Geschehnisse herausfinden.
"Kommt dein Bruder jeden Abend so nach Hause? Ziemlich nervauftreibende Angewohnheit, würde ich meinen."
Ein kurzes Lachen erklang, dann aber wurde Kerinas Stimme ernst und insgeheim verfluchte Obi-Wan sich selbst dafür, ihre Gedanken wieder in diese Richtung gebracht zu haben.
"Nein, das ist nicht gerade Alltag bei ihm und ich hoffe, dass es nicht mehr vorkommt." Ausweichend fügte sie hinzu: "Ich weiss auch nicht genau, was geschehen ist, am besten soll er dir das selbst erzählen, wenn er wieder dazu im Stande ist."
Der junge Jedi spürte, dass sie mehr von dem wusste, was Lorino zugestossen war, als sie jetzt zugab, aber er wollte sie nicht weiter bedrängen. Nicht jetzt und vor allem nicht hier.
"Verida ist ein wunderschöner Planet, ich war noch nie zuvor hier oder auf einem Planeten, der diesem hier ähnlich war."
Kerina war offensichtlich froh über den Themawechsel und sie lächelte ein wenig.
"Ich war noch nie auf einem anderen Planeten, aber Verida gefällt mir auch ohne Vergleich sehr gut. Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen."
Vertrauensvoll griff sie nach seiner Hand und der Jedi erschauerte leicht unter der Berührung. Kerina führte Obi-Wan von der Veranda durch den Garten und hinters Haus. Auf der anderen Seite des Hauses liess sie beinahe widerstrebend seine Hand los und sie deutete auf ein flackerndes, phosphoreszierendes Etwas am Horizont. Leuchtende Farben wechselten sich andauernd ab und wurden zu einem atemberaubenden Lichterspiel.
Überwältigt hielt Obi-Wan den Atem an und blickte einige Zeit bloss auf dieses wunderschöne Naturschauspiel.
Kerina schaute auch eine Weile zu, blickte dann aber zu Obi-Wan hinüber und lachte. Er trug einen Ausdruck vollkommener Entzückung, die man höchstens bei kleinen Kindern findet, wenn sie sich an einer glänzenden Murmel erfreuen. Der Klang ihres Lachens weckte den Jedi wie aus einem Traum und er blickte fragend zu ihr hinüber.
"Woher kommt dieses Licht?"
Kerina konnte als Antwort nur mit den Schultern zucken.
"Ich weiss auch nicht, weshalb oder wie so etwas entstehen kann. Es ist nur an gewissen Tagen und nur im Sommer sichtbar. Man kann es immer an dem Horizont da drüben beobachten. Als ich noch ganz klein war, hat mir mein Vater oftmals die wildesten Geschichten über den Ursprung dieser Lichter erzählt."
Und wieder konnte Obi-Wan ihre Traurigkeit beinahe mit den Händen fassen. Das Funkeln in ihren Augen verschwand und nur eine tiefe Sehnsucht blieb darin. Der Jedi begriff ihren plötzlichen Gefühlswandel nicht, aber er litt trotzdem mit ihr. Vorsichtig streckte er seine Hände aus, bis sich ihre Finger berührten.
Die junge Frau schaute auf, auf zu Obi-Wans Gesicht und sie las in seinem Blick Anteilnahme und Schutz. Wie lange hatte sie sich nach jemanden gesehnt wie ihm? Viele Männer schauten sie einfach nur als Objekt an, das gut genug war um Auszustellen und um ihr attraktives Äusseres anzuschauen, aber keiner von ihnen hatte jemals dahinter geschaut oder sich wenigstens darum bemüht. Aber der Blick dieses Mannes war anders. Er schien zu verstehen, was in ihr vorging und in seinem Blick offenbarte er ihr mit vollkommener Ehrlichkeit seine Seele. Sie vertraute ihm und lehnte sich leicht gegen ihn.
Obi-Wans Hand fuhr wie von selbst über ihr langes Haar und er murmelte ihr tröstende Worte ins Ohr. Er kam sich dabei etwas ungeschickt vor, meistens war es sein Meister, der die Menschen und deren Gefühle besser verstand und der wusste, wie man jemanden trösten konnte. Obi-Wan ging dann lieber auf Distanz und liess Qui-Gon solche Sachen regeln. Aber hier war es anders. Es schien, als würde ihm jemand sagen, was er zu tun hätte und als ob er bloss dessen Befehle ausführen würde.
Nach einer Weile löste sich Kerina aus seinen Armen und wischte sich verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln. Es war schön gewesen, einfach nur den Moment mit ihm zu geniessen, aber irgendwie schien es ihr nicht so ganz richtig, sich einfach so in die Arme eines wildfremden Mannes zu stürzen.
Trotzdem schenkte sie ihm ein Lächeln und meinte ehrlich: "Ich danke dir. Es ist lange her, seit mich jemand einfach nur in den Arm genommen hat, ohne nach den Warum's zu fragen."
Obi-Wan bedauerte es ein wenig, dass er sie nicht mehr in den Armen halten und sie so nahe bei sich spüren konnte, aber er verstand ihre Gründe sehr gut. Auch für ihn war ein solches Verhalten untypisch, er hielt nicht viel von überstürzten und kurzen Affären. Aber er merkte, dass das hier tiefer ging und er war einfach nur glücklich darüber, sie getroffen zu haben.
"Das habe ich gerne getan und ich werde es jederzeit gerne wiedertun", antwortete der Jedi, wurde aber sogleich rot, als er bemerkte, dass das ziemlich anzüglich klang. Er hatte eine solche Anspielung doch gar nicht gewollt! Zum Glück war es dunkel genug, so dass man seine feuerroten Wangen nicht sah. Aber Kerina schien die Anspielung entweder zu übergehen oder sie hörte ganz einfach nur das Angebot eines Freundes, jederzeit für sie da zu sein.
Sie blieben noch eine Weile still nebeneinander stehen, dann gingen sie wieder ins Haus zurück. Es war noch immer mitten in der Nacht.
Obi-Wan machte es sich wieder auf seinem Sessel gemütlich und dieses Mal musste er nicht lange auf den Schlaf warten. Die Unruhe war einem Gefühl vollkommener Zufriedenheit gewichen und das Letzte, an das er dachte bevor er seine Augen schloss, war Kerina.
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Als Obi-Wan erwachte, hörte er leise Stimmen im Nebenraum. Zuerst hatte er Mühe sich zurechtzufinden. Er schaute sich in dem leeren, fremden Wohnzimmer um und plötzlich fiel ihm alles wieder ein: Der Angriff, ihre Flucht und das nächtliche Gespräch mit Kerina.
Der Jedi erhob sich, um sich auf die Suche nach Lorino und Kerina zu machen.
Wie lange hatte er wohl geschlafen? Obi-Wan hatte das Zeitgefühl verloren, aber draussen war es schon hell.
Er ging den Stimmen nach, die ihn in die Küche führten, wo bereits Kerina, Lorino und eine Frau, anscheinend ihre Mutter, beim Frühstück sassen. Lorino sah zwar noch etwas blass und mitgenommen aus, aber ansonsten schien es ihm wieder einigermassen gut zu gehen.
Sofort musterten drei Augenpaare den in der Tür stehenden Jedi und Obi-Wan fühlte sich wieder befangen. Am meisten verunsicherte ihn Kerinas Anwesenheit und den Blick aus ihren dunklen Augen.
Lorino spürte die Beklemmung des jungen Jedi und brach das Schweigen
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"Komm und setz dich an den Tisch, du wirst sicher hungrig sein!"
Dann wies er auf die fremde Frau und fügte hinzu: "Das hier ist meine Mutter, Teani."
Obi-Wan kam zögernd in die Küche hinein, ging zu Teani hin und wollte sich höflich vor ihr verbeugen. Doch da sprang sie auf und schloss ihn fest in ihre Arme.
"Ich danke dir!!! Ich hätte es nicht ertragen, auch noch meinen Sohn zu verlieren. Du kannst hier so lange bleiben wie du willst und auch in Zukunft steht dir unsere Haustüre immer offen."
Völlig überrumpelt liess der Jedi die herzliche Umarmung geschehen, während Kerina verschmitzt lächelte und ihrem Bruder das Benehmen seiner Mutter sichtlich peinlich war.
Obi-Wan konnte sich schliesslich aus ihrer Umarmung befreien, ordnete seinen Umhang und antwortete dann mit etwas gerötetem Gesicht: "Sie müssen mir nicht danken, ich habe das gerne getan. Es ist meine Pflicht und ich würde es jederzeit wieder tun."
Schweigend setzte er sich zu ihnen an den Tisch. Immer wieder spürte er Kerinas Blicke auf sich ruhen. Er schaute auf und sah sie an. Ihre wunderschönen Augen hatten die Spur von Traurigkeit noch nicht ganz verloren, trotzdem lächelte sie ihm fröhlich zu.
"Erzähl uns doch noch etwas über dich. Wer bist du genau und was hat es mit deinem Meister auf sich? Woher kommt ihr?"
Lorinos Frage traf ihn wie einen unerwarteten Schlag, als er seinen Kopf abrupt von Kerina wegdrehte und er brauchte einige Zeit, um sich überhaupt zu erinnern, was Lorino gefragt hatte.
Verwirrung machte sich in ihm breit. Was war nur los mit ihm? Gerne hätte er mit Qui-Gon darüber gesprochen, der immer wie ein Vater zu ihm gewesen war und dem er immer alles anvertraut hatte. Stattdessen antwortete er auf Lorinos Fragen.
"Wir sind Jedi, Meister Jinn und ich. Wir kommen von Coruscant, das etwa eineinhalb Tagesreisen von hier entfernt ist, und unsere Aufgabe ist es, die Republik zu beschützen und die Menschen, die darin leben. Wir sorgen für Frieden und bewachen ihn. Nur durch Zufall und mir Hilfe der Macht konnten wir dich retten, obwohl das in diesem Fall ziemlich schwierig war."
Bei dem Wort "Jedi" blitzten Lorinos Augen erfreut auf, während er von Kerinas Seite eher so etwas wie Enttäuschung und eine sofortige Reserviertheit spürte.
"Ich habe mir schon so etwas gedacht, dass ihr Jedi seid, aber ich war mir nicht sicher. Die Art, wie ihr kämpft, wie ihr angezogen seid und diese beruhigende Aura, die euch umgibt, liessen mich dies vermuten. Vieles wird über die Jedi erzählt, aber nur sehr selten kommen sie auf Verida."
"Jetzt möchte ich aber noch etwas von dir erfahren. Wer sind diese Männer und weshalb bedrohen sie dich?"
Obi-Wan ignorierte Kerinas merkwürdiges Verhalten, sah Lorino scharf an und wartete auf Antworten.
"Das ist eine lange Geschichte", sagte der junge Mann zurückhaltend, "ich möchte sie nicht hier am Frühstückstisch erzählen."
Der junge Jedi akzeptierte das, wenn auch widerwillig und das Frühstück verlief in etwas angespanntem Schweigen.
Obi-Wan vermied jeden Blickkontakt, sowohl zu Lorino, wie auch zu Kerina. Er konnte ihre Anspannung fühlen. Irgendetwas war früher passiert und es hing mit diesen Männern zusammen. Die ganze friedliche Idylle dieses Planeten hatte einen Haken und der Jedi brannte darauf, endlich mit Lorino darüber zu sprechen, damit etwas Licht in die Sache kam. Ausserdem musste er unbedingt Kontakt zu Qui-Gon oder zu Coruscant herstellen. Wie sollte er das bloss schaffen ohne Comlink? Er musste extrem vorsichtig sein, er durfte nichts wagen, was Lorino, Kerina oder Teani in Gefahr bringen würde.
Gerade jetzt hätte er Qui-Gons Rat sehr gut gebrauchen können, aber über die grosse Entfernung konnte er über ihr Band keinen Kontakt aufnehmen. Und ausserdem störte hier irgendetwas die Macht, sie war nur gedämpft und wie durch dichten Nebel spürbar.
Unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschend wartete Obi-Wan bis die anderen mit dem Frühstück fertig waren, dann stand er auf.
Lorino seufzte, stand aber auch auf und gab dem Jedi zu verstehen, dass er ihm folgen solle.
