@Maren&Alexiel: Vielen Dank fürs reviewen! Ich hatte die Story hier schon etwas vergessen, bis ich die Reviews gekriegt habe. Da musste ich natürlich weiterschreiben! *ggg*
--------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel Vier (Es kommt alles anders...)
Die beiden gingen in den Garten. Obi-Wan spürte Lorinos Unruhe und Anspannung, deshalb blieb er stehen und sagte freundlich: "Bitte erzähle mir davon! Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht einmal weiss, um was es überhaupt geht. Vertrau mir!"
Der junge Mann blickte dem Jedi in die Augen, seufzte noch mal tief und fing dann an zu erzählen. Zuerst erzählte er ihm allgemein von der Organisation, so wie es auch Keraf bei Qui-Gon getan hatte, aber Lorino wusste noch mehr.
"Ich vermute, dass an der Spitze nur zwei Leute stehen, wahrscheinlich die Brüder Yamooe und Plitto Kwaan. Beide sind Veridaner und sie treten oft im Zusammenhang mit der Organisation auf. Sie sind vermutlich der Kopf der Organisation und sie planen fast alles, vom Verkauf der Drogen bis zur Bestimmung des Regierungsoberhauptes. Sie sind sehr reich und haben grossen Einfluss auf die Wirtschaft von Verida."
"Von wem weisst du das?"
"Von meinem Vater."
Lorinos Stimme zitterte leicht aber tapfer fuhr er fort.
"Er war Polizist, genau wie ich es bin. Er wollte etwas gegen die Organisation unternehmen, da er nicht weiter zuschauen konnte, wie die Gerechtigkeit immer mehr in den Hintergrund rückte und wie der Drogenhandel immer grössere Ausmasse annahm. Als einer der einzigen seiner Truppe war er nicht korrupt und er bekämpfte den Rauschgiftanbau und Drogenhandel. Er bekam viel über die Organisation heraus, aber alleine konnte er nicht viel ausrichten. Deshalb versuchte er, Hilfe von ausserhalb zu holen."
Der junge Mann machte eine Pause, blickte Obi-Wan fest an und fuhr dann mit gepresster Stimme fort.
"Er versuchte, den Jedi-Orden zu kontaktieren, von dem er gehört hatte, dass ihre Ritter stark und gerecht seien und dass sie versuchen, jedes Unrecht zu bekämpfen. Viel Gutes hat er mir über euch erzählt und er hat mir versprochen, dass ihr uns sicher helfen werdet, auch wenn Verida nicht zu der Republik gehört. Denn dies hatten die Brüder Kwaan bis jetzt verhindert, da sie wussten, dass ihr eine ernsthafte Bedrohung darstellen würdet. Kontakt zum Jedi-Rat aufzunehmen war die einzige Hoffnung meines Vaters. Aber die Organisation bekam etwas heraus. Bevor er Kontakt herstellen konnte, wurde mein Vater gefangen... gefoltert... und... getötet."
Das letzte Wort ging in einem Schluchzen unter.
Obi-Wan litt mit Lorino. Er legte dem jungen Mann beruhigend eine Hand auf die Schulter und schickte tröstend warme Wellen der Macht zu ihm, so wie es auch immer Qui-Gon gemacht hatte, wenn Obi-Wan traurig und verzweifelt gewesen war.
Er wartete geduldig, bis die Tränen versiegt waren und Lorino von alleine weiter sprach.
"Das alles liegt nun ein halbes Jahr zurück. Wir haben eine schwere Zeit hinter uns. Die Organisation liess uns zwar in Frieden, aber nichts ist mehr, wie es einmal war. Es vergeht nicht ein Tag, an dem ich nicht an ihn denke und ihn vermisse."
Lorino hielt kurz inne und seine Mine verdüsterte sich merklich.
"Verdammt, noch wenn ich heute daran denke, könnte ich jeden von denen eigenhändig umbringen. Tagelang wusste ich nicht, wie es weitergehen sollte, dann entschied ich mich dafür, mit dem Werk meines Vaters weiterzufahren. Ich schlich mich bei ihnen ein und ich konnte sogar eine wertvolle Ladung Rauschgift vernichten, aber was ist das schon im Gegensatz zu den Unmengen von Drogen, die noch immer produziert und verkauft werden?
Ich versuchte auch weiterhin, Kontakt zu dem Jedi-Rat aufzunehmen, aber jedes Mal wurde ich kurz vorher unterbrochen. Es ist nicht möglich, eine Nachricht nach aussen zu schicken, irgendetwas stört die Verbindung. Bestimmt steckt auch hier die Organisation dahinter.
Beim letzten Versuch wurde ich geschnappt... und den Rest kennst du ja."
Lorino hatte geendet und stand nun schweigend und in Gedanken versunken da.
Auch Obi-Wan hing seinen Gedanken nach. Nachdem der Comlink kaputt gegangen war, hatte er gehofft, irgendwie Coruscant erreichen und Meldung machen zu können. Aber das konnte er nun vergessen.
Wieder stieg die Sorge um Qui-Gon und Keraf in ihm auf, da er nicht wusste, ob sie tatsächlich in Sicherheit waren.
"Was wirst du jetzt tun, Bruder?"
Wie elektrisiert zuckte Obi-Wan zusammen.
Kerina stand im Türrahmen und hatte den letzten Teil des Gespräches mit angehört.
"Ich weiss es nicht. Ich werde weiterhin versuchen, von irgendwo her Hilfe zu bekommen und der Organisation zu schaden. Aber ihr dürft auf keinen Fall in Gefahr geraten, am besten halten wir uns einige Tage lang versteckt."
Aufgebracht sah Kerina ihren Bruder an.
"Wir sollen nicht in Gefahr gebracht werden, aber DU begibst dich andauernd in Gefahr! Wir machen uns Sorgen um dich. Du weisst gar nicht, was ich für Schrecken ausgestanden habe, als du dich plötzlich nicht mehr gemeldet hast! Vater fehlt mir sehr und ich hätte deinen Tod nicht auch noch verkraften können!"
Tränen standen ihr in den Augen. Sie drehte sich weg, damit die anderen nicht sehen konnten, wie sie schwach wurde und den Tränen nachgab.
Obi-Wan wäre am liebsten zu ihr hingegangen um sie in die Arme zu schliessen, ihr sanft die Tränen wegzuwischen und ihr zuzuflüstern, dass alles wieder gut werden würde. Doch anstatt auch nur ein Wort zu sagen stand er wie versteinert da und sah mitleidig zu, wie ihre zierlichen Schultern unter den Schluchzern zuckten. Ihm brach es fast das Herz. Schliesslich ging Lorino zu ihr hin und beruhigte sie mit tröstenden Worten.
Die Geschwister gingen ins Haus zurück, aber Obi-Wan zog es vor, alleine im Garten zu bleiben. Er brauchte dringend Zeit, um über alles nachdenken zu können, über seine momentane Lage, über die Organisation, über das weitere Geschehen und über Kerina.
Kerina.
Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Ein schöner Name, wenn auch etwas fremdartig. Aber genau das passte zu ihr, fremd und bezaubernd.
Irritiert hielt er inne. Was war nur mit ihm los? Weshalb brachte ihn ihre Anwesenheit, ihre Stimme, ja bloss der Gedanke an sie so aus dem Konzept?
Vorsichtig murmelte er vor sich hin: "War das... Liebe?"
Die Liebe, über die er sich noch gestern sicher gewesen war, dass sie ihn nie berühren würde.
Entschlossen schüttelte Obi-Wan den Kopf. Nein, es konnte nicht sein und ausserdem hatte er Wichtigeres zu tun, als über eine Frau nachzudenken. Er war in Gefahr. In Gefahr wegen der Organisation und andere waren auch in Gefahr, über das sollte er sich besser Gedanken machen. Doch immer wieder wanderten seine Gedanken zu Kerina und ihr Antlitz erschien ihm in seinem Kopf.
Als Obi-Wan merkte, dass er nicht weiterkam, seufzte er und liess sich ins Gras fallen. Vielleicht würde ihm die Meditation die ersehnte Ruhe bringen und seinen inneren Sturm besänftigen. Er atmete tief durch und begann zu meditieren. Langsam wichen die sich immer wieder im Kreis drehenden, verwirrenden Gedanken und die Macht durchflutete ihn. Endlich hatte er sich wieder völlig unter Kontrolle und er beruhigte sich.
Auf einmal, nach einigen einfachen Entspannungsübungen, spürte er die Anwesenheit einer anderen Person. Ohne die Augen zu öffnen wusste er, dass es Kerina war, er konnte ihre Unsicherheit und Anspannung fühlen.
Langsam hob Obi-Wan die Lider und blickte in ihre dunklen Augen. Wunderschöne, sanfte Augen.
Alle unangenehmen und einengenden Gefühle waren weg und ruhig stand er auf. Er merkte, dass auch ihre Beklemmung wich. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, trat sie auf ihn zu und legte ihm ihre Arme um den Hals. Wie im Traum neigte Obi-Wan seinen Kopf leicht zu ihr hinüber und seine Lippen berührten sachte die ihrigen. Zögernd und unendlich behutsam erwiderte sie seinen Kuss und zärtlich strich sie ihm über sein kurzgeschnittenes Haar.
Kerina fühlte sich geborgen in Obi-Wans Armen und sie schmiegte sich noch fester an ihn. Sie wünschte, sie könne die Welt anhalten, damit dieser Augenblick für immer währen möge.
Lange blieben sie so stehen, eng umschlungen und verdeckt von den Büschen im Garten hinter dem Haus. Irgendeinmal lösten sie sich wieder voneinander. Sie sahen sich einen Moment lang an, dann flüsterte Kerina: "Ich kenne dich kaum, aber was ich von dir kenne, möchte ich nie wieder loslassen. Aber ich weiss nicht, ob das richtig ist, was wir hier tun."
"Diesen Moment sollten wir nicht mit Reden und Denken zerstören, bitte lass ihn uns einfach nur fühlen und geniessen."
Wieder zog er sie in seine schützenden Arme und sie erstickten ihre Sorgen in einem langen und leidenschaftlichen Kuss. Zusammen sanken sie ins Gras, Obi-Wan legte sich auf den Rücken und Kerina legte ihren Kopf auf seinen Bauch.
Schweigend blickten sie hinauf in den blauen Himmel und schauten den feinen Wölkchen zu, wie sie vorbeizogen. Obi-Wans eine Hand spielte sanft mit ihren langen Haaren während die andere zärtlich über ihre weichen Finger glitten.
Nach einiger Zeit fingen sie an zu reden, über die Welt, über ihre Herkunft, über ihr bisheriges Leben und über ihre Wünsche. Beide vermieden es, die Zukunft zu erwähnen, denn beide wussten, wie schwierig es werden würde, beisammen zu bleiben.
Es wurde schon langsam dunkel, als Obi-Wan plötzlich Schritte hörte. Schlagartig wurden sie beide wieder in die Wirklichkeit geholt. Kerina setzte sich sofort auf und eine leichte Röte überflog ihr Gesicht, als sie ihren Bruder erkannte.
"Was...? Was ist denn hier los? Ich habe mich schon gefragt, wo ihr wohl seid, aber so etwas hätte ich nie vermutet."
Obi-Wan sah sofort, dass Lorino nicht wirklich wütend war, sondern einfach nur völlig überrascht. Seine Schwester war Männern bis jetzt fern geblieben und eine solche kurzfristige "Affäre" passte überhaupt nicht zu ihr.
Der Jedi stand auf und versuchte die Situation zu erklären.
"Ich weiss selber nicht, was in mich gefahren ist. Ich... ich... es tut mir leid, ich wollte eure Gastfreundschaft nicht auf diese Weise missbrauchen."
Aufgewühlt ging der Jedi an den Geschwistern vorbei ins Haus und in das ihm zugewiesene Gästezimmer.
Kerina schaute ihm schuldbewusst nach. Das hätte sie nie tun sollen, sie wusste genug über Jedi, dass es ihm verboten war zu lieben. Weshalb hatte sie ihn dann verführt? Sie war es ja schliesslich gewesen, die alles mit einer einfachen Umarmung ins Rollen gebracht hatte. Trotzdem wusste sie für sich selbst genau, dass sie nur das getan hatte, was ihr Herz ihr gesagt hatte.
Kerina drehte sich zu ihrem Bruder um.
"Ich bin kein kleines Mädchen mehr. Ich liebe ihn und ich werde es auch weiterhin tun!"
Traurig schaute Lorino seine Schwester an.
"Kerina, bitte! Er ist ein Jedi und er ist nur für kurze Zeit hier, danach wird er wieder auf seinen Planeten zurückkehren, seine Ausbildung beenden und dich vergessen! Und wenn er dich wirklich liebt und dich nicht vergisst, dann ist das noch viel schlimmer für ihn. Und für dich."
Verzweifelt hörte Kerina ihrem Bruder zu und sie begann einzusehen, dass er Recht hatte, aber sie wollte es nicht wahr haben. Obi-Wans Nähe, seine Zuneigung und Zärtlichkeit hatte sie viel zu sehr genossen, als dass sie ihn so schnell wieder verlieren wollte.
"Das ist nicht wahr!"
Sie drehte sich um und rannte ins Haus.
Seufzend schüttelte Lorino den Kopf. Wie sehr er ihr doch einen solchen Freund wie Obi-Wan gönnen würde, aber er wusste, dass dies unmöglich war. Aber war es wirklich seine Aufgabe, über seine Schwester zu bestimmen? Sollte er sie vielleicht raushalten und die zwei ihre gemeinsame Zeit geniessen lassen?
Nachdenklich ging auch er ins Haus zurück.
---------------------------------------------------------------------------------------
Obi-Wan sass auf dem Bett und starrte die Wand an. Noch immer konnte er nicht richtig fassen, was überhaupt passiert war. Es war, als wäre dies alles gar nicht er selbst gewesen, der dies alles getan hatte. Er hatte sich einfach gehen lassen, überwältigt von seinen Gefühlen, und trotz der Probleme, die ihn nun beschäftigten musste er eines zugeben: Der Nachmittag war wunderschön gewesen!
Auf einmal musste er an Keraf und seine Geschichte denken. Nun sah er dies alles in einem ganz anderen Licht, nun konnte er verstehen, wie es ihm ergangen war.
Die Liebe...
Dieses sonst so fremde und unbegreifbare Wort erschien ihm jetzt viel wichtiger und verständlicher. Aber sein Ziel war doch noch immer, Jedi-Ritter zu werden... oder?
Plötzlich erschien ihm das Gesicht seines Meisters und es trug einen unendlich enttäuschten und verletzten Ausdruck. Obi-Wan wusste nicht, ob er Qui-Gon je wieder in die Augen sehen konnte, ohne sich wie ein Verräter vorzukommen. Dieser Gedanke schnitt ihm tief ins Herz, sein Meister war bis jetzt alles für ihn gewesen, sein Lehrer, sein Vater und vor allem sein Freund.
Er musste mit Kerina darüber sprechen, vielleicht fanden sie gemeinsam eine Lösung.
Bevor der Jedi den Gedanken zu Ende gedacht hatte, war er schon bei der Tür und riss sie auf. Er fühlte, dass Kerina in ihrem Zimmer war und so klopfte er an ihre Tür.
Sie öffnete sie mit verweintem Gesicht. Als sie sah, wer vor ihr stand, sog sie überrascht die Luft ein.
"Bitte lass mich herein, Kerina, wir müssen unbedingt miteinander reden."
"Natürlich. Komm doch rein."
Obi-Wan trat ein und sorgfältig schloss Kerina die Tür wieder und drehte den Schlüssel um. Der Jedi versuchte sie anzusehen, aber er schaffte es nicht und so senkte er seinen Blick.
"Es tut mir leid dass dies alles passiert ist", fing Obi-Wan leise an. "Wir sind wohl momentan beide etwas fertig mit den Nerven und wir haben uns zu etwas hinreissen lassen. Ich hätte schon viel früher abblocken sollen, dich trifft keine Schuld für das Geschehene."
Er machte eine kurze Pause, fügte dann aber ehrlich hinzu: "Es ist mir verboten, eine feste Beziehung einzugehen und ich habe versucht, das Geschehene zu bereuen, aber es ist mir nicht gelungen."
"Es ist nicht deine Schuld, Obi-Wan, ich habe damit begonnen, also kannst du nichts dafür. Ich habe es gewusst, ich habe gewusst, dass Liebe bei euch verboten ist, trotzdem habe ich es getan. Ich weiss, es ist eine schlechte Entschuldigung, aber ich konnte einfach nicht anders. Ich liebe dich!"
Gerührt und ein wenig fassungslos, aber mit dem Wissen, für sich selbst eine wichtige Entscheidung getroffen zu haben, blickte er auf, dann war er mit einem Schritt bei ihr und küsste sie leidenschaftlich. Nach einer Weile löste sich Obi-Wan sanft von ihr, damit er ihr in die Augen sehen konnte.
"Ich liebe dich auch, Kerina! Und ich will bei dir sein! Wir werden das gemeinsam schaffen."
Wie zur Bestätigung drückte Kerina ihn fest an sich und sie versanken in einem langen Kuss.
Wie von selbst wanderten Obi-Wans Hände über ihren schlanken Körper und über ihre weiblichen Rundungen.
Immer drängender wurde Kerinas Kuss und sie hatte das Gefühl, dass sie unter seinen Berührungen verglühen würde. Ihr Puls und ihr Atem gingen rasch. Nach einem kurzen fragenden Blick aus Obi-Wans klaren, blauen Augen und ihrem zustimmenden Nicken, trug er sie zu ihrem Bett hinüber.
Der Neumond schien schwach durchs Fenster und tauchte den Raum in sanftes, silbriges Licht.
-------------------------------------------------------------------------------------------
Später in der Nacht, als sie ruhig nebeneinander lagen, sagte Obi-Wan: "Das, was ich gesagt habe, meine ich auch so. Ich liebe dich, wie ich noch nie jemanden zuvor geliebt habe. Trotzdem möchte ich meine Ausbildung abschliessen, ich könnte es nicht ertragen, meinen Meister zu enttäuschen, er ist immer für mich da gewesen und ich liebe ihn sehr, und ausserdem ist es noch immer mein sehnlichster Wunsch, Jedi-Ritter zu werden. Ich hoffe, du verstehst mich."
"Ich kann dich gut verstehen, auch ich bin nicht bereit, alles aufzugeben. Ich muss mich auch um meine Mutter und um Lorino kümmern und ausserdem habe ich einen Beruf, den ich über alles liebe."
Obi-Wan strich ihr liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht und küsste sie auf die Stirn.
"Wir werden schon sehen, wie es weiter geht. Ich geniesse einfach jeden Augenblick mit dir, über das, was morgen sein wird, denke ich noch nicht allzu fest nach."
Müde kuschelte sich Kerina in seine Armen und murmelte schon halb im Schlaf: "Ich liebe dich."
Mit einem Lächeln im Gesicht gab er ihr noch einmal einen Kuss auf die Wange und schloss dann auch seine Augen.
Obi-Wan erwachte, als Kerina versuchte, sich möglichst behutsam aus seiner Umarmung zu lösen. Als sie sah, dass er noch etwas verschlafen blinzelte, küsste sie ihn sanft auf den Mund und lächelte ihn glücklich an.
"Guten Morgen! Ich muss jetzt leider zur Arbeit, aber du kannst noch im Bett bleiben, wenn du willst."
"Nein, ist schon gut, ich stehe auch gleich auf."
Gähnend kam er auf die Beine und zog sich langsam an. Dann legte er ihr einen Arm um den Hals und sie gingen gemeinsam runter zum Frühstückstisch, wo bereits Lorino und Teani warteten.
Völlige Stille empfing die beiden als sie eintraten und jede ihrer Bewegungen wurden missbilligend verfolgt. Demonstrativ küsste sich das Paar und setzte sich dann Händchen haltend an den Tisch.
Doch plötzlich kam alles anders und selbst Obi-Wan hätte nie damit gerechnet...
Die Tür flog auf und acht dunkelgekleidete Männer stürmten herein.
"Ah, der Taxifahrer hatte also Recht und hat richtig beobachtet. Wie schön, dass den meisten Veridanern Geld wichtiger ist als das Leben ihrer Mitmenschen. Fasst sie und bringt sie mir, wenn möglich lebend, der Boss braucht sie noch!"
Erschrocken hatte sich Obi-Wan erhoben und zog sofort das Lichtschwert. Er fühlte noch die Warnung durch die Macht, aber er hatte nicht mehr genug Zeit, um das Schwert zu aktivieren und so traf ihn etwas hart an der Schulter. Er taumelte rückwärts an die Wand und der Schmerz, der auf das taube Gefühl in seiner Schulter folgte, raubte ihm fast den Atem.
Obi-Wan biss die Zähne zusammen und versuchte die Schmerzen zu ignorieren. Schnell aktivierte er das Lichtschwert und stellte sich schützend vor Kerina und Teani.
Der Mann, der auf den Jedi geschossen hatte, zielte nun auf Lorino, der auch seinerseits einen Blaster in der Hand hielt.
"Wirf das Ding weg und ergib dich! Wir werden deine Familie am Leben lassen, wenn du schön artig bist."
"Bitte Lorino! Tu was er sagt, er tötet dich sonst!"
Auf die verzweifelte Bitte seiner Schwester hin liess Lorino langsam den Blaster sinken und legte ihn auf den Boden. Sofort wurde er überwältigt und weggebracht.
"Das gleiche gilt auch für dich, Jedi. Schmeiss die Waffe weg!"
Aber Obi-Wan dachte gar nicht daran, sondern umschloss den Schwertgriff bloss noch fester. Seine linke Schulter blutete heftig und er spürte, wie das warme Blut langsam an seiner Seite hinab rann. Tief einatmend griff er nach der Macht, die ihn sofort umfloss und durchdrang und alles andere in den Hintergrund drängte.
Der erste Angreifer trat auf ihn zu und Obi-Wan hob sein Schwert um den Hieb abzuwehren. Die gleissend blaue Klinge blockte die gelblich schimmernde seines Gegners ab und hob sich danach zum Gegenschlag. Während sein Angreifer den Schlag parierte, kam nun auch Leben in die anderen Männer und sie griffen ihn von beiden Seiten an.
Der Jedi parierte die Schläge so gut es ging und oft konnte er nur noch knapp den gefährlichen Hieben ausweichen. Seine Bewegungen hatten zusehends an Kraft und Anmut verloren und die Verletzung schwächte ihn zusätzlich. Schliesslich traf ihn ein Fusstritt in die Seite und liess ihn einige Meter auf dem Boden davon schlittern. Das Lichtschwert entglitt seiner Hand und landete unter dem Küchentisch. Mühsam rang der Jedi nach Luft, aber es war, als ob man ihm ein glühendes Eisen zwischen die Rippen gestossen hätte. Er versuchte hochzukommen, doch die Welt um ihn herum verschwamm zu einem dichten Nebel aus Schmerz und Dunkelheit.
Kerinas entsetzter Aufschrei riss Obi-Wan wieder in die Gegenwart zurück. Er sah plötzlich wieder etwas klarer und musste mit ansehen, wie zwei Männer die sich heftig wehrende Kerina grob hoch zogen und sie wegführen wollten.
Das gab ihm Kraft und er stemmte sich in die Höhe. Wieder griff er nach der Macht und rief sein Lichtschwert in die Hand. Mit einem Schrei griff er die Männer an. Der erste Mann ging unter der heftigen Attacke zu Boden und der andere floh verletzt aus dem Haus.
Kerina war nun wieder frei und schaute auf den schwer atmenden und sichtlich schwankenden Jedi. Mit einem Satz war sie bei ihm, griff nach seiner Hand und stützte ihn, als seine Knie nachgeben wollten.
Zwei der Männer der Organisation schleppten die hilflose Teani fort und die zwei übriggebliebenen, die sich im Nebenzimmer aufgehalten hatten, kamen nun vom Kampflärm angelockt herein. Augenblicklich zogen sie ihre Schwerter.
"Schnell, wir müssen hier weg, Obi-Wan!"
"Was ist mit deiner Mutter und deinem Bruder?"
Traurig sah sie ihn an.
"Wir können im Moment nichts für sie tun, so schwer es mir auch fällt. Es bringt ihnen nichts, wenn wir beide tot oder gefangen sind."
Obi-Wan nickte niedergeschlagen. Alles drehte sich um ihn und der Schmerz in seiner Schulter und in seiner Seite hatte zugenommen.
Die zwei Männer waren heran und der Jedi wartete, bis sie ganz nahe waren, dann tauchte er unter dem seitwärts geführten Schlag hindurch, kam sofort wieder hoch und erledigte den ersten Mann im Herumdrehen mit einem Schwerthieb in den Rücken. Der Mann war tot bevor er überhaupt merkte was geschah.
Jetzt war nur noch einer übrig, die anderen waren damit beschäftigt, Teani und Lorino wegzuschaffen, aber es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis sie merkten, dass einige ihrer Leute fehlten.
Obi-Wan trat auf den Gegner zu. Der war gross und muskulös und schien sehr entschlossen. Sofort griff dieser an. Obi-Wan wich aus und der andere setzte bereits zum nächsten, kraftvoll geführten Hieb an. Der Jedi blockte ab und die zwei leuchtenden Klingen kreuzten sich. Die Wucht des Zusammenpralls liess Obi-Wan mit einem schmerzvollen Keuchen in die Knie gehen. Noch immer waren die Klingen gekreuzt und der Gegner drückte mit aller Kraft darauf. Der Jedi wusste, dass er das nicht mehr lange durchhalten würde, seine Arme begannen bereits ein wenig zu zittern von der Anstrengung.
Da trat Kerina mit dem Blaster ihres Bruders von hinten auf den Gegner zu, zielte auf dessen Rücken und drückte ab.
Sofort war der Druck auf die Waffe weg und das Lichtschwert entglitt seinen Händen. Obi-Wan atmete gepresst ein und aus, denn jeder Atemzug weckte erneut gleissende Blitze des Schmerzes in seiner Schulter und seiner Seite.
Kerina ging zu dem knienden Jedi hin, der gequält nach Atem rang, das Gesicht verzerrt vor Schmerz. Behutsam legte sie ihm eine Hand auf die unverletzte Schulter und half ihm auf. Dann bückte sie sich nach dem Lichtschwert und reichte es Obi-Wan, der es mit einer kraftlosen Bewegung an den Gürtel steckte.
"Wir sollten von hier verschwinden, Obi-Wan, sie können jeden Augenblick zurückkommen."
"Wir... sollten versuchen, zu... meinem Meister... zu gelangen, er ist... noch immer in Triuno."
Kerina nickte bloss, denn sie wusste nicht, wo sie sonst hingehen sollten oder wem sie überhaupt noch trauen konnte und so gingen sie aus dem Haus und in Richtung Flugplatz.
Es war zwar ein hohes Risiko nach Triuno zu fliegen, aber es war noch viel gefährlicher, hier zu bleiben.
Lorinos Vater hatte ein kleines, altes Raumschiff besessen, welches noch immer auf dem Flugplatz stand und in welches sie nun einstiegen. Glücklicherweise wurden sie nicht verfolgt.
Obi-Wan sank in den Sitz neben Kerina. Wieder verschwamm alles um ihn herum und er hatte Mühe, bei Bewusstsein zu bleiben. Er versuchte, nach der Macht zu greifen um damit die Schmerzen auf ein erträgliches Mass hinab zu senken, aber es gelang ihm gar nicht erst, sich zu konzentrieren und so entglitt ihm die Kontrolle über die Macht und somit auch die Kontrolle über den Schmerz.
Der Jedi presste eine Hand gegen die immer noch stark blutende Wunde an der Schulter.
Kerina sah mitleidig zu Obi-Wan hinüber, strich ihm beruhigend übers Haar und startete dann das Schiff.
Tränen stiegen ihr in die Augen. Wütend wischte Kerina sie mit einer energischen Bewegung weg. Weinen brachte jetzt absolut nichts, Obi-Wan brauchte sie jetzt und sie musste stark sein, sonst war sie ihm überhaupt keine Hilfe.
Langsam steuerte sie das Schiff aus der kleinen Stadt. Zum Glück hatte sie dank ihrem Bruder das Fliegen gelernt und so war sie mit der Steuerung des Schiffes vertraut.
Triuno lag nicht weit weg von hier, aber wie sollte sie bloss diesen Qui-Gon finden?
Sie sah wieder zu der zusammengesunkenen Gestalt des Jedi hinüber und bemerkte mit Verzweiflung, dass es ihm immer schlechter ging und dass er zusehends schwächer wurde.
Er sah auch sie mit Schmerz verschleierten Augen an.
"Zwischen Meister und Padawan existiert ein festes Band, durch das wir mit dem anderen Kontakt aufnehmen können und das ihn wissen lässt, wie man sich fühlt. Wenn wir in Triuno sind, werde ich versuchen, Qui-Gon unseren Standpunkt mitzuteilen", erklärte er mit leiser Stimme.
"Ich werde da vorne schnell anhalten, um deine Wunden zu versorgen. Vielleicht finde ich in diesem Schiff noch Verbandsmaterial."
"Nein! Bitte flieg weiter! Ich möchte, dass wir so schnell wie möglich in Triuno sind. Die Verletzungen sind nicht ganz so schlimm, wie sie aussehen."
Obi-Wan wusste, dass es eine schlechte Lüge war und er brauchte Kerina gar nicht erst anzusehen, um zu wissen, dass sie ihm nicht glaubte. Aber der Jedi wusste, dass sie noch immer in Gefahr waren und dass sie der Organisation nun hilflos ausgeliefert wären, wenn diese sie noch einmal angriffen.
Er sehnte sich aber auch nach seinem Meister, seine Nähe und sein Beistand fehlten ihm sehr, obwohl er ihrer Begegnung mit gemischten Gefühlen entgegen sah. Qui-Gon würde sofort merken, dass etwas geschehen war und Obi-Wan war überzeugt davon, dass er sich sehr verletzt und betrogen fühlen würde. Vielleicht würde er ihn gar nicht mehr als seinen Padawan wollen...
Kerina hatte seinen Wunsch akzeptiert, sofort weiter zu fliegen, und ihr Blick löste sich von seinem angespannten Gesicht und sie widmete sich nun wieder dem Weg. Sie hatte Angst um Obi-Wan. Angst, dass sie ihn verlieren würde und diesen Gedanken konnte sie fast nicht ertragen. Natürlich wusste sie, dass Jedi sehr gut ausgebildet waren und dass sie wesentlich mehr aushielten als ein normaler Mensch, aber sie war dennoch sehr besorgt.
Obi-Wan konzentrierte sich nun auf die Umgebung, was ihn ein wenig von dem Schmerz ablenkte und das ihm half, bei Bewusstsein zu bleiben.
Man konnte bereits die ersten hohen Türme von Triuno in der Ferne erkennen. Sie ragten hoch über die grüne, idyllische Landschaft hinaus und passten nicht in das von der Natur geprägte Bild.
Obi-Wan überwand sich von seinen Befürchtungen mit dem Zusammentreffen mit Qui-Gon und versuchte schon jetzt, Kontakt aufzunehmen, aber er brach schon bald wieder ab, als er merkte, dass die Entfernung noch zu gross war und dass er seine Kräfte besser für später aufsparen sollte.
Sie flogen immer näher heran und landeten schliesslich auf Triunos Flugplatz, wo reger Betrieb herrschte.
Kerina ging sofort nach der Landung zu Obi-Wan und hauchte ihm einen aufmunternden Kuss auf die Wange.
Der Jedi atmete tief durch, schloss die Augen und tastete sich durch die Macht auf der Suche nach Qui-Gon.
