Sorry wegen der langen Unterbrechung, ich schreibe im Moment noch an einer anderen Geschichte (Herr der Ringe) und ich habe diese hier ehrlich gesagt ein wenig vergessen... *schäm*
@Alec: Hey, danke für das Review, du hast mich sozusagen wieder ein wenig aufgerüttelt, um diesen weiteren Teil zu posten!
@Maren: Ja, Obi-Wan und Qui-Gon habe ich auch am liebsten (wie man sieht *g*). Auf Deutsch gibt es leider nicht so viele Stories, aber Englische gibt es tonnenweise und teils von sehr guter Qualität. Kennst du die Site www.theguardiansofpeace.de ? Die ist echt gut, es hat wohl die besten deutschen und englischen Fanfics archiviert, die ich je gelesen habe. Musst du unbedingt vorbeischauen!
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Kapitel Fünf (Von verletzten Gefühlen)
Der Jedi-Meister sass mit Keraf zusammen im Garten.
Qui-Gon hatte auch die zweite Nacht bei seinem Freund verbracht, denn dieser wollte ihn auf keinen Fall wegschicken, obwohl er damit das Risiko auf sich nahm, auch in die Sache hineinzugeraten. Zur Sicherheit hatte er seine Familie weggeschickt, in den Urlaub ausserhalb Triunos.
Vieles hatten sie in der Zwischenzeit besprochen, aber sie waren auf kein brauchbares Resultat gekommen. Qui-Gon hatte versucht, mit dem Jedi-Rat Kontakt aufzunehmen, aber es war ihm nicht gelungen, eine Verbindung herzustellen. Er hatte sich auch schon überlegt, alleine zurück zu fliegen, aber er hatte diese Idee schnell wieder verworfen. Erstens hätte er nicht das eigene Raumschiff benutzen können, da dies ja sicher bewacht wurde und ein anderes zu benutzen war zu gefährlich, da so ziemlich alles von der Organisation kontrolliert wurde. Zweitens hätte er Obi-Wan alleine auf Verida lassen müssen, was ihm gar nicht behagte. Auf keinen Fall wollte er seinen Padawan alleine in der Gefahr zurück lassen, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, Hilfe von seinem Meister zu bekommen.
Qui-Gon wäre bereit gewesen, nach Obi-Wan zu suchen, aber Keraf hatte ihn mit zitternder Stimme angefleht, dies zu unterlassen. Da sein Freund solch ungewöhnliche Angst zeigte, hatte der Jedi-Meister auf ihn gehört, wenn auch widerwillig.
Nun sassen sie wieder beisammen in Kerafs Garten und der sonst so ruhige und überlegte Jedi wurde immer nervöser und besorgter. Seit kurzer Zeit spürte er Obi-Wans Präsenz in der Macht wieder ein wenig näher, aber dafür nicht stärker. Das verwirrte ihn sehr.
Warum hatte er nicht wenigstens dem Rat mitgeteilt, dass sie noch nach Verida gehen würden? Niemand wusste, dass sie auf Verida waren und so würde auch niemand dort nach ihnen suchen.
Qui-Gon seufzte und schüttelte dann aber den Kopf. Es brachte jetzt nichts, über die "was wäre wenn"s nachzudenken, nachher ist man immer klüger als vorher.
Qui-Gon wollte Keraf gerade seine Gedanken mitteilen, als er plötzlich Obi-Wan durch ihr Band wieder viel besser und näher fühlte. Gleichzeitig war er aber noch mehr beunruhigt, denn er nahm auch einen Teil der Gefühle und des Schmerzes seines Schülers wahr. Sofort wurde ihm bewusst, dass etwas nicht in Ordnung war und er schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können.
Schwach und stockend vernahm er nun Obi-Wans Stimme in seinem Kopf.
//Meister! Wir wurden... angegriffen! Wir... sind auf dem... Raumhafen von... Triuno.//
Der Jedi-Meister fühlte die Wellen des Schmerzes und der Anstrengung, die seinen Schüler verstummen liessen.
//Halte durch, Padawan! Wir sind bald bei dir!//
Augenblicklich stand er auf und erklärte dem erstaunten Keraf kurz, was geschehen war.
Äusserst alarmiert machten sich die beiden auf den Weg zum Flugplatz. Glücklicherweise wurden sie nicht aufgehalten und scheinbar wurden sie von niemandem bemerkt.
Die Macht führte den Jedi-Meister direkt zu dem kleinen Raumschiff.
Qui-Gon ging voraus, öffnete die Tür und trat ein. Das erste, was er sah, war eine zierliche junge Frau, die sich über die zusammengekrümmte Gestalt seines Padawans beugte. Mit wenigen Schritten war er bei Obi-Wan und schaute besorgt in das bleiche und schmerzverzerrte Gesicht seines bewusstlosen Schülers. Dann streckte er behutsam die Hand aus und berührte seine heisse und schweissnasse Stirn.
Kerina stand daneben und beobachtete mit Tränen in den Augen, wie liebevoll und vertraut sich der Jedi-Meister um seinen verletzten Schüler kümmerte und die Wärme und Fürsorge, die er ausstrahlte, beruhigten auch sie ein wenig.
Qui-Gon tastete sich vorsichtig durch Obi-Wans Geist und versuchte, ihm so zu helfen und ihn aus der tiefen Bewusstlosigkeit zu holen. Plötzlich stiess er auf feste Schilder, die verhinderten, dass der Jedi-Meister bis auf das Innerste seines Schülers sehen konnte, was aber nötig war, um ihm überhaupt erreichen zu können.
Verwirrt hielt Qui-Gon inne. Warum tat sein Padawan dies? Noch niemals zuvor hatte er das getan, ihre Beziehung hatte immer aus vollkommenem gegenseitigem Vertrauen bestanden und so gut wie nie hatte Obi-Wan ihm etwas verheimlicht.
Qui-Gon versuchte, sich weiter zu tasten, aber es war unmöglich, die Schilde zu übersteigen oder zu umgehen. Der Jedi-Meister schickte ihm durch die Macht Wellen der Wärme und der Zuneigung, aber es nützte nichts, Obi-Wan hielt die Schilde weiterhin aufrecht und machte ihm ein Durchkommen somit unmöglich.
Obi-Wan wurde schwächer, sein Atem ging nur noch flach und langsam und er entfernte sich immer weiter von seinem Meister. Ab und zu stöhnte er leise auf und seine Lider zuckten fiebrig.
Verzweifelt liess Qui-Gon ab und schaute die junge Frau an.
"Was ist passiert? Ich kann nicht bis zu ihm vordringen, er blockt mich ab und ich kann ihm so nicht helfen."
Kerina blickte zu Boden, kniete sich neben Obi-Wan, nahm seine Hand in ihre Hand und streichelte sanft seine Finger. Dann schaute sie Qui-Gon in die Augen.
Der Jedi-Meister begriff. Diese simple Berührung und der Blick in ihre Augen sagten ihm mehr, als irgendwelche Worte zu erzählen vermocht hätten.
Qui-Gon schwieg und wandte den Blick ab, danach sagte er ausdruckslos zu Keraf: "Könntest du bitte das Schiff fliegen? Wir müssen Coruscant so schnell wie möglich erreichen."
Keraf nickte, schaute Qui-Gon mitfühlend an und ging dann wortlos ins Cockpit.
Nachdem er sich einen sichtlichen Ruck gegeben hatte, wandte sich der Jedi-Meister Kerina zu.
"Du musst mir helfen. Rede mit Obi-Wan und lass ihn deine Gefühle spüren, damit er sich öffnet, ansonsten kann ich nichts für ihn tun. Versuch es, dir vertraut er wohl mehr als mir!"
Im letzten Satz schwang ein bitterer Klang mit.
"Obi-Wan hat mir von euch erzählt, er liebt euch wie einen Vater und das letzte, was er wollte, war euch zu enttäuschen."
‚Trotzdem hat er es getan, weniger mit der verbotenen Beziehung als mit seinem Misstrauen', dachte Qui-Gon still bei sich.
Kerina beugte sich nun über den jungen Jedi, strich ihm sachte durchs Haar und sprach leise mit ihm. Sie konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, ihm mitzuteilen, dass er zurückkommen solle und dass er seinem Meister Vertrauen entgegenbringen solle, damit dieser ihm helfen könne.
Qui-Gon spürte, wie die Schilde zögernd unter Kerinas Zureden und unter ihren Berührungen verschwanden. Endlich konnte er sich hindurch tasten und er liess viel von seiner Stärke in seinen Schüler fliessen. Obi-Wans Geist lag nun völlig unbedeckt da und der Jedi-Meister las darin die Unsicherheit und die Angst, dass er ihn nicht verstehen würde. Qui-Gons Herz zog sich dabei schmerzhaft zusammen.
Obi-Wans Brust hob sich wieder stärker und auch sein Gesicht gewann wieder etwas an Farbe, obwohl er noch immer sehr blass war. Nach kurzer Zeit öffnete er die Augen und blinzelte schläfrig. Noch immer schmerzte seine Schulter und die Seite, aber es war auf ein erträgliches Pochen hinabgesunken. Das erste, was er sah, als sich sein Blick etwas klärte, war Kerinas erleichtertes Gesicht. Noch immer hielt sie seine Hand und schwach erwiderte er den Druck. Dann löste sich sein Blick von ihr und erst jetzt bemerkte er seinen Meister. Sofort blickte er wieder weg und er fühlte sich unendlich schlecht, er konnte Qui-Gons Enttäuschung und seine Verletztheit gut spüren. Er hatte ihn hintergangen und betrogen. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sein Meister in diesem Moment aus der Tür gegangen wäre und nie mehr wiedergekommen wäre. Er hätte es sogar verstanden.
Ein einziger Blick aus den kühlen Augen Qui-Gons machte Kerina klar, dass der Jedi-Meister alleine mit seinem Schüler sprechen wollte. Sie gab Obi-Wan einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, drückte noch einmal mitfühlend seine Hand und ging dann aus dem Raum.
Noch immer fühlte sich Obi-Wan benommen, aber um das Gespräch mit seinem Meister kam er nicht herum.
‚Warum habe ich ihn bloss so enttäuscht, nach all diesen gemeinsamen Jahren, wo er immer für mich da gewesen war und mir alles an Liebe gab, was er aufbringen konnte? Hatte der Verrat seines früheren Padawans nicht gereicht für sein ganzes weiteres Leben? War es die kurze, aber wundervolle Zeit mit Kerina wert gewesen, dass er jetzt wegen mir so leidet?'
So viele Fragen die eine Antwort verlangten schwirrten in seinem Kopf herum und er war noch nie so stark von Zweifel erfüllt gewesen wie jetzt. Es war, als ob man ihn entzwei gerissen hätte und er sich nun entscheiden musste, welcher geliebte Teil sterben musste, damit der andere überleben konnte.
Im Raum herrschte angespanntes Schweigen. Obi-Wan hielt seinen Blick noch immer gesenkt, unfähig seinem Meister ins Gesicht zu schauen.
Qui-Gon hatte mittlerweile jegliche Gefühle vor seinem Padawan abgeschirmt und als Obi-Wan nun endlich seinen Blick hob, war der ruhige, ja fast desinteressierte Ausdruck in Qui-Gons Gesicht schlimmer, als es jeder Wutausbruch oder sichtliche Enttäuschung hätten sein können.
Schliesslich hielt der junge Jedi diese unerträgliche Stille nicht mehr aus und mit leiser zitternder Stimme brachte er hervor: "Danke, dass ihr mir geholfen habt, Meister. Wir wurden heute morgen angegriffen. Lorino, der Mann mit dem ich beim letzten Mal geflohen bin, und seine Mutter wurden gefangen genommen. Nur Lorinos Schwester, Kerina, und ich konnten fliehen."
Obi-Wan wusste, dass er eigentlich etwas ganz anderes hatte sagen wollen als nur diese blossen Fakten. Am liebsten wäre er auf die Knie gefallen und hätte Qui-Gon angefleht, dass er ihm doch verzeihen möge. Alles was er wollte war, dass dieser distanzierte Blick aus seinen Augen wich und wieder dem vertrauten warmen Strahlen Platz machte. Er wollte ihm auch sagen, dass er ihn gern hatte und dass er seine Nähe brauchte.
Dies jedenfalls sagte ihm die eine Hälfte seines Herzens. Die andere erinnerte ihn an die liebevollen Berührungen und zärtlichen Worte von Kerina, an ihre Liebe. Die letzten Tage waren die schönsten und intensivsten in seinem bisherigen Leben gewesen. Doch reichten diese paar Tage aus, um all die gemeinsamen Jahre voller Vertrauen und Zuneigung mit Qui-Gon zu vergessen?
Obi-Wan vergrub seinen Kopf in den Händen. Es war zum Verzweifeln!
Mittlerweile schwirrten dem jungen Jedi der Kopf von seinen Sorgen, aber auch von den körperlichen Schmerzen. Sie hatten wieder zugenommen, aber Obi-Wan tat nichts, um den Schmerz zu verringern, er akzeptierte ihn und sah ihn als eine Art Selbstbestrafung an.
‚Das ist genau das, was ich verdient habe, wenn nicht selbst das noch eine zu milde Bestrafung ist', dachte Obi-Wan grimmig.
Noch immer hatte Qui-Gon kein einziges Wort gesagt. Er sah, wie sein Schüler litt und trotz aller Enttäuschung fühlte er Mitleid mit ihm.
‚Wenn er so weitermacht, dann richtet er sich selbst zu Grunde.'
Qui-Gon trat einen Schritt näher und sein Gesicht war nicht mehr ganz so ausdruckslos wie bisher.
"Du bist jetzt nicht in der Verfassung, um solch schwerwiegende Entscheidungen zu treffen und über dein Fehlverhalten nachzudenken. Dazu wirst du genügend Zeit im Tempel haben, Obi-Wan. Es ist besser, du ruhst dich ein wenig aus. Wir werden später sehen, wie es weitergeht."
Schmerzlich vermisste Obi-Wan die vertraute Anrede "Padawan", die sein Meister sonst immer gebrauchte seit ihrer ersten gemeinsamen Mission, wo er noch gar nicht Qui-Gons Padawan gewesen war.
Der Jedi-Meister mass Obi-Wan noch einmal mit einem langen Blick, dann verliess er den Raum und liess Obi-Wan mit seinen Gedanken allein.
Erschöpft liess sich der junge Jedi ins Kissen zurück fallen. Er fühlte sich elend, körperlich wie seelisch. Ihm war schwindelig und seine Schulter brannte wieder wie Feuer. Während er müde die Augen schloss, bahnte sich eine einsame Träne ihren Weg über seine Wange.
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Kerina wartete vor dem Raum bis Qui-Gon herauskam. Sie wusste, wie sehr Obi-Wan seinen Meister liebte und es schnitt ihr ins Herz, mit ansehen zu müssen, wie ihre Bindung und ihr Vertrauen einen starken Riss erlitten hatte.
Sofort als Qui-Gon die Türe hinter sich schloss, ging Kerina auf ihn zu und sprach ihn verzweifelt an, da sie sah, dass seine Mine noch immer den unnahbaren Ausdruck trug und er sich nicht mit Obi-Wan versöhnt hatte.
"Obi-Wan wollte euch nicht betrügen, dafür liebt er euch zu fest! Ich kenne den Jedi-Kodex und ich wusste, dass unsere Beziehung verboten war, dennoch habe ich nichts dagegen unternommen und habe mich von meinen Gefühlen leiten lassen. Mein Herz weigerte sich zu verstehen, was mein Geist längst begriffen hatte, also gebt bitte nicht eurem Schüler die Schuld, er braucht euch. Jetzt besonders."
"Obi-Wan ist alt genug, um zu wissen, was er tut, du brauchst also nicht die Schuld auf dich zu nehmen."
Qui-Gon hielt inne, schaute sie traurig an und fuhr dann fort: " Wenn es nur eure Beziehung wäre, dann wäre das nicht so schlimm. Natürlich wäre ich auch ein wenig enttäuscht, da ich dachte, Obi-Wan wüsste, dass es auch Nachteile hat, den Weg eines Jedi zu gehen und man den Regeln nicht nur dann folgen kann, wenn es einem gerade passt. Aber bis jetzt hatte ich das Gefühl, jederzeit mit ihm über Probleme sprechen zu können, egal über welches Thema. Ist dir eigentlich bewusst, dass er fast gestorben wäre, nur weil er etwas vor mir verheimlichen wollte und er mir nicht vertraute?"
Qui-Gon sprach ruhig, doch trotzdem zitterte seine Stimme ein wenig und Kerina hörte den Schmerz darin heraus.
Leise versuchte sie zu erklären: "Das hat er doch nur getan, aus Angst euch zu enttäuschen und zu beschämen. Lieber wäre Obi-Wan gestorben, als dass er seinen geliebten Meister enttäuschen wollte!"
Betroffen senkte Qui-Gon den Blick. Das, was die junge Frau da sagte, machte Sinn. So hatte er die Sache noch nicht angeschaut. Er wusste, dass sein Schüler ein grosses Ehrgefühl hatte und dass er ihm immer mit grossem Respekt begegnet war.
Trotzdem konnte er das Gefühl des hintergangen werden nicht ganz abschütteln. Immer wieder kam ihm Xanatos in den Sinn und wie lange es gedauert hatte, bis er und Obi-Wan endlich Vertrauen zu einander gefunden hatten.
Traurig sah Kerina ihn aus ihren dunklen Augen an, denn auch ohne die Macht konnte sie seine verletzten Gefühle spüren.
"Ich weiss noch nicht wie es weiter geht mit meinem Schüler, vielleicht hat er mittlerweile seine Meinung geändert und er möchte gar kein Jedi-Ritter mehr werden, aber das ist seine Entscheidung und ich werde sie respektieren.
Aber du hast trotzdem Recht, er braucht uns jetzt, bis Coruscant ist es noch ein langer Weg und mit diesem Raumschiff wird es etwa doppelt so lange gehen als normal, also etwa drei Tage. Obi-Wan hat viel Blut verloren und das Wundfieber wird noch steigen. Das kann gefährlich werden und deshalb sollte er seine Kräfte für seine Heilung einsetzen und nicht für das Grübeln über seine Probleme."
"Obi-Wan möchte noch immer ein Jedi-Ritter werden, er hat es mir gesagt. Es ist sein grösster Wunsch."
Kerina schwieg und Tränen traten in ihre Augen, aber trotzdem sprach sie mit fester Stimme weiter: "Meister Jinn, vielleicht wäre es besser, wenn sie mich wieder zurück nach Verida bringen würden, noch ist der Planet nahe und ihr würdet nicht viel an Zeit verlieren. Das würde Obi-Wan eine schwere Entscheidung abnehmen und er könnte sich ganz auf seine Heilung konzentrieren. Unsere Beziehung war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, ich wusste es, wollte es aber nicht sehen. Ich wäre selbstsüchtig, wenn ich ihn für mich behalten wollte, obwohl ich weiss, wie viel ihr und seine Zukunft als Jedi-Ritter ihm bedeuten."
Qui-Gon war überrascht und gerührt von ihren Worten. Sie wollte sich für ihn opfern, damit Obi-Wan und er ihr früheres Vertrauen wieder finden würden. Er hatte gespürt, wie fest sie Obi-Wan liebte und wie viel Mühe und Schmerz es sie kosten würde, ihn zu verlassen. Einen Moment lang war er versucht, ihr Angebot anzunehmen, doch dann dachte er an Obi-Wans Zustand. Sein Schüler würde diese Trennung vielleicht nicht verkraften, zumindest würde es ihn weiter beschäftigen und schwächen. Ausserdem war es auch Obi-Wans Entscheidung, er durfte seinem Padawan nicht einfach diese Entscheidung abnehmen.
"Dein Angebot ehrt dich, Kerina, aber ich lehne trotzdem ab."
Qui-Gon erklärte ihr seine vorhin durchdachten Gründe.
Kerina war erleichtert. Ihr Angebot war zwar ihr voller Ernst gewesen, aber sie war trotzdem froh, wenigstens noch eine Weile bei Obi-Wan sein zu können.
Später am Tag ging Kerina noch einmal zu Obi-Wan, welcher noch immer schlief. Da sie eine Ausbildung als Heilerin abgeschlossen hatte, kümmerte sie sich um seine Wunden und verband sie. Sie hatte festgestellt, dass der Blasterschuss unter dem Schlüsselbein eingetreten war und den Knochen, so wie wichtiges, gut durchblutetes Gewebe verletzt hatte. Ausserdem waren zwei der Rippen an der rechten Seite gebrochen. Obi-Wan würde aber wieder ganz gesund werden, wenn das Fieber ihn nicht noch mehr schwächte und er so schnell wie möglich medizinische Hilfe bekam.
Nachdem sie Obi-Wan verbunden hatte, blieb Kerina bei ihm, hielt seine Hand und beobachtete sein bleiches Gesicht. Manchmal drehte er sich unruhig im Schlaf hin und her. Besorgt stellte sie fest, dass das Fieber weiter gestiegen war und dass es nun schon gefährlich hoch war.
Die Tür ging auf und Qui-Gon betrat den Raum. Er ging zu Kerina und setzte sich neben sie auf Obi-Wans Bett. Der Jedi-Meister betrachtete das angespannte Gesicht seines Schülers und in dem Moment erkannte er, wie hilflos Obi-Wan doch trotz allem war. Viel von seiner Enttäuschung verschwand und stattdessen fühlte er eine ausfüllende, väterliche Zuneigung.
Bei sich dachte Qui-Gon mit einem heimlichen Blick auf Kerina: ‚Wenn Obi-Wan mein Sohn und wir eine ganz normale Familie wären, dann wäre ich stolz auf ihn, wegen seiner Wahl. Vielleicht verpassen wir als Beschützer des Friedens trotz all den guten Erlebnissen eine ganz wichtige Sache.'
Kerina studierte auch ihrerseits das Gesicht des in Gedanken versunkenen Jedi-Meisters und teilte dann mit: "Das Fieber ist gestiegen und er fängt an, im Fieber zu träumen. Sein Schlaf ist unruhig, Kälte und Hitze wechseln sich andauernd ab. Ich habe Angst, Obi-Wan schafft es nicht bis nach Coruscant."
Auch Qui-Gon hatte den unruhigen Schlaf seines Padawans bemerkt, aber gegen das Fieber konnte er nicht viel tun. Statt einer Entgegnung holte er kaltes Wasser und einen Lappen, mit dem er sanft über die Stirn des jungen Jedi fuhr. Dieser stöhnte leise auf, beruhigte sich dann aber sofort unter der wohltuenden Kühle. Immer wieder tröstete Qui-Gon ihn durch die Macht mit Wellen der Zuneigung und der Liebe. Er spürte aber auch deutlich den Schmerz, der von Obi-Wan ausging und der ihn manchmal gequält wimmern liess.
Qui-Gon schnürte es bei diesem Anblick die Kehle zusammen und Selbstvorwürfe überkamen ihn. Er hätte nicht so grob und unkontrolliert reagieren dürfen. Der Jedi-Meister wusste, dass es auch seine Schuld war, dass es Obi-Wan schlechter ging, da sich der junge Jedi bestimmt auch Vorwürfe machen würde.
Plötzlich warf sich Obi-Wan wieder stärker auf dem Lager herum und stiess dabei Kerinas Hand beiseite. Als Qui-Gon ihn beruhigen wollte, flüsterte er, gefangen in einem Fiebertraum: "Nein, Meister, bitte... bitte geht nicht weg! Es... tut mir so leid! Geht nicht weg!"
"Shhhh! Ich gehe nicht weg, ich werde hier bleiben. Du solltest dich ausruhen, entspann dich, ich werde bleiben."
Doch Obi-Wan wand sich nur stärker und stiess gequält hervor: "Es ist meine Schuld! Ich wollte... euch nicht beschämen... nicht beschämen...! Tut mir leid! Ich bin es nicht würdig... euer Padawan zu sein...!"
Fest drückte der Jedi-Meister den zitternden Körper seines Padawans an sich.
"Du bist es wert, Padawan! Was ich zu dir gesagt habe oder dich fühlen liess, war falsch von mir, ich liess mich von meinen Gefühlen dazu hinreissen. Es ist meine Schuld, bitte vergib mir!"
Aber Obi-Wans Bewegungen wurden schwächer und das einzige, was Qui-Gon noch hörte, war ein unterdrücktes Schluchzen.
Als der Jedi-Meister seinen völlig erschöpften Padawan ins Bett zurück legte, standen ihm Tränen in den Augen. Die Selbstzweifel kehrten mit neuer Intensität zurück. Warum hatte er am Anfang bloss so unbeherrscht reagiert? Die Antwort darauf war klar: Er hatte Angst gehabt, seinen Padawan zu verlieren, aber nicht durch die Verletzungen oder durch das Fieber, sondern durch Kerina.
Diese hatte sich ein wenig vom Krankenlager zurück gezogen und die Szene still beobachtet. Was hatte sie da bloss angestellt! Warum hatte sie, blind für alles andere, nur auf ihre Gefühle gehört und damit solchen Schmerz entfacht?
Qui-Gon fühlte ihre Gedanken und ihre Selbstvorwürfe und er drehte sich zu ihr um.
"Nein, Kerina, es ist nicht deine Schuld, du kannst nichts dafür und auch Obi-Wan trifft die Schuld nicht halb so viel, wie ich es ihn fühlen liess."
Plötzlich stahl sich ein müdes Lächeln auf sein Gesicht.
"Sind wir nicht ein tolles Trio? Jeder gibt sich selbst die Schuld und die anderen glauben es ihm nicht!"
Kerina lächelte scheu und in ihren Augen blitzte es für einen kurzen Moment amüsiert auf. Sie mochte diesen grossen, ruhigen Mann und sie konnte gut verstehen, warum Obi-Wan so glücklich war, ihn als Meister zu haben. Er erinnerte sie an ihren Vater. Bei diesem Gedanken dachte sie sofort an ihre Familie und daran, dass Qui-Gon noch so gut wie nichts von ihr und von dem Geschehenen wusste. Kerina gab sich einen Ruck und erzählte ihm, was alles passiert war und nach einer kurzen Pause fragte sie leise: "Was können wir dagegen tun? Wie können wir meiner Mutter und meinem Bruder helfen?"
Qui-Gon hatte aufmerksam zugehört, aber seine Mine hatte sich verdüstert.
"Ich weiss noch nicht was und ob wir überhaupt etwas tun können. So leid es mir tut, aber eigentlich haben wir auf Verida nichts zu suchen gehabt und wir haben auch nicht das Recht, uns einzumischen."
Fassungslos starrte Kerina ihn an. Sie war sich doch so sicher gewesen, dass er ihr helfen würde!
"Was??? Ihr könnt Verida nicht einfach den Rücken kehren und die Organisation weiterhin diese schmutzige Sache durchführen lassen! Was geschieht mit meiner Familie?"
Ihre Stimme brach fast vor lauter Enttäuschung und Fassungslosigkeit.
Qui-Gon war es sichtlich unwohl. Er schaute Kerina mitfühlend an und antwortete dann vorsichtig und mit Bedacht: "Es ist noch nichts entschieden. Der Jedi-Rat wird sich um die Angelegenheit kümmern und richtig entscheiden. Bitte beruhige dich! Ich werde alles tun, um deiner Familie und Verida zu helfen, aber das habe ich leider nicht alleine zu entscheiden."
Er schaute ihr noch einmal fest in die Augen und fügte mit warmer Stimme hinzu: "Vertrau mir!"
Kerina antwortete nicht. Sie ging langsam zu Obi-Wan hinüber und strich ihm mit dem kalten Lappen über die Stirn.
"Was bleibt mir den anderes übrig?", fragte sie leise und ohne Qui-Gon anzuschauen.
Der Jedi-Meister seufzte und ging zur Tür hinaus.
Tbc...
