Über Umwege näherten sie sich schliesslich Kerafs Haus. Sie waren eine ganze Weile in der Stadt herumgelaufen und sie waren immer wieder stehen geblieben, um wirklich sicher zu gehen, dass sie nicht mehr verfolgt wurden.
Obi-Wan hatte ein ungutes Gefühl dabei. Die Tatsache, dass die Organisation so schnell auftauchen und verschwinden konnte, machte ihn nervös. Gegen das Verschwinden an sich hatte er eigentlich nichts, aber irgendetwas sagte ihm, dass sie nicht ohne Grund so früh von ihnen abgelassen hatten. Je näher sie dem Haus kamen, desto stärker wurde dieses Gefühl der Unruhe und als sie schliesslich in Sichtweite gelangten, musste der junge Jedi sich mit aller Kraft beherrschen, nicht einfach ins Haus zu stürzen. Er beschleunigte trotzdem seinen Schritt und wenn ihn nicht in diesem Moment eine starke Hand an der Schulter zurückgehalten hätte, wäre sicherlich auch der kleine Rest seiner Selbstbeherrschung verschwunden gewesen. Stattdessen drehte Obi-Wan sich um und schaute in Qui-Gons besorgtes Gesicht. Auch der Jedi-Meister hatte etwas gespürt.
Lorino, der froh darüber gewesen war, sich endlich in Sicherheit zu wissen, bemerkte das seltsame Verhalten der Jedi und blieb auch stehen.
Obi-Wans Unruhe wuchs. Warum hielt sein Meister ihn zurück, wenn die Gefahr doch so deutlich spürbar war? Ärgerlich warf er Qui-Gon einen Blick zu. Der Jedi-Meister schüttelte aber nur missbilligend den Kopf.
//Deine Ängste beherrschen dein ganzes Denken und sie verhindern das Zusammenspiel mit der Macht. Beruhige dich und sieh über das Offensichtliche hinweg. Öffne dich der Macht!//
Obi-Wan senkte den Blick bei der erneuten Ermahnung über seine Beherrschung. Weshalb fiel ihm dies in letzter Zeit so schwer? Früher war er oft an den Rand seiner Beherrschung gelangt, aber mit der Zeit und mit Qui-Gons Hilfe hatte er das in den Griff bekommen. Oder er hatte jedenfalls gemeint, er habe es in den Griff bekommen.
Obi-Wan nahm einen zitternden Atemzug und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. Dort drüben war das Haus. Alles was er zu machen brauchte, war nach der Macht zu greifen und das Haus abzutasten. Er fühlte, wie die Macht ihn langsam umspielte und durchfloss. Dann plötzlich wusste der junge Jedi, warum Qui-Gon ihn zurück gehalten hatte. Die unmittelbare Gefahr dort drüben war vorbei. Alles was er jetzt noch fühlte, waren verblassende Anzeichen und was geschehen war, konnte er im Moment nicht ändern.
Diese Erkenntnis hätte ihn eigentlich endgültig zum logischen Denken zurück bringen sollen und als Jedi hatte er auf so etwas kühl und überlegt zu reagieren. Aber die Sorge um Kerina, die ihn schon eine Weile zuvor ergriffen hatte, verdrängte sein klares Denken.
Ruckartig riss Obi-Wan sich von dem Griff seines Meisters los und stürmte aufs Haus zu.
‚Was ist hier bloss geschehen...?'
Immer wieder die gleiche Frage wirbelte in seinem Kopf herum. Obi-Wan zwang sich zur Ruhe und konzentrierte sich auf die Macht. Er spürte die Präsenz seines Meisters direkt hinter ihm und griff dann noch etwas weiter aus.
Ja, da war noch eine vertraute Person im Haus, aber deren Präsenz war sehr schwach und flimmerte stark. Nun war es auch um sein letztes Bisschen Selbstbeherrschung geschehen und die Haustüre knallte von der Wucht von Obi-Wans Stoss an die Wand. Der junge Jedi hörte den scharfen Befehl seines Meisters, endlich stehen zu bleiben, aber er hörte nicht hin und sein Blick suchte fieberhaft ein Raum nach dem anderen ab.
Vom Schlafzimmer her kam ein leises Wimmern und Obi-Wan hielt den Atem an, als er eintrat. Und nur einen Moment später hätte er beinahe erleichtert aufgeschrien! Vor ihm auf dem Boden lag nicht Kerina, sondern ihre Mutter, kaum noch am Leben.
Die Erleichterung des jungen Jedi wandelte sich aber sofort in Trauer und Scham über sein Verhalten. Teani lag im Sterben, selbst ein mächtiger Jedi-Meister wie Qui-Gon würde ihr nicht mehr helfen können.
Mit einem Seufzer sank Obi-Wan neben ihr auf die Knie und tauschte einen bestürzten Blick mit seinem Meister, der in die Türe getreten war und sich nun neben seinem Schüler niederliess. Auch Lorino trat zögernd ein und setzte sich ohne ein Wort an die Seite seiner Mutter. Als er ihre Hand in die seinige nahm, waren seine Augen beinahe schwarz vor Trauer und Schmerz.
//Können wir wirklich nichts mehr für sie tun, Meister?//
Obi-Wan wusste die Antwort, aber ein kleiner Teil von ihm klammerte sich noch immer an ein Fünkchen Hoffnung.
//Es tut mir leid, Padawan, aber das Einzige was ich noch tun kann, ist, ihre Schmerzen zu lindern.//
Obi-Wan nickte unter Tränen und schaute zu, wie sich Teanis gequälter Gesichtsausdruck unter der Berührung von Qui-Gons Händen entspannte und wie sich ihre Atmezüge verlangsamten.
Dann plötzlich nichts mehr. Teanis Präsenz war in der Macht verschwunden.

Obi-Wan hatte schon mehrere Lebewesen sterben gesehen, aber das war etwas, an das er sich nie gewöhnen würde, wie oft er dem Tod auch begegnen würde. Er hatte Teani nicht sonderlich gut gekannt, aber trotzdem dachte er immer wieder an ihre Herzlichkeit bei ihrem ersten Zusammentreffen zurück. Obi-Wan würde sie in guter Erinnerung behalten.
Eine Träne aus den Augen wischend stand der junge Jedi auf und öffnete sich vollkommen der Macht. Mit einer Ruhe und Klarheit, die ihm selbst fremd vorkam, bemerkte Obi-Wan, dass Kerina und Keraf weder im Haus noch in der näheren Umgebung waren. Aber sie waren am Leben, er spürte Kerinas vor Leben sprühende Präsenz in der Macht.
Die Ruhe von vorhin verflüchtigte sich schnell, Angst um Kerina überkam Obi-Wan und er musste sich zwingen, logisch zu überlegen.
‚Wo könnten sie sein? Es gibt drei vernünftige Erklärungen: Sie verliessen das Haus in der Absicht, etwas zu besorgen, sie flüchteten von hier um dem zu entgehen, was Teani zugestossen war oder sie waren entführt worden.'
Qui-Gon schaute zu seinem Schüler hinüber und sah, wie es auf Obi-Wans Gesicht arbeitete. Die Schilde seines Schülers waren nicht vollkommen oben und so erreichten den Jedi-Meister hin und wieder unkontrollierbare Gedanken und Gefühle.
Der junge Jedi schien den Blick seines Meisters zu spüren und er schaute auf. In diesen sorgenvollen grünblauen Augen las Qui-Gon deutlich die Frage: Was sollen wir jetzt nur tun?
//Das besprechen wir draussen. Gib Lorino noch etwas Zeit zum Trauern.//
Der junge Mann, von dem der Jedi-Meister sprach, sass noch immer neben seiner toten Mutter, der Blick leer und starr auf ihr lebloses Gesicht gerichtet. Keine einzige Träne hatten seine Augen verlassen und er schien noch gar nicht begriffen zu haben, was geschehen war.
‚Ob Kerina wusste, dass ihre Mutter nicht mehr lebte?', fragte sich Obi-Wan.
Die Jedi verliessen den Raum.
„Hast du irgendetwas bemerkt, dass uns weiterhelfen könnte, Padawan?", fragte Qui-Gon, einerseits um wirklich etwas zu erfahren, andererseits aber auch, um seinen Schüler aus seiner Erstarrung und aus seinen Grübeleien zu holen.
Obi-Wan schüttelte bloss den Kopf. Er musste zugeben, dass er überhaupt nicht auf seine Umgebung geachtet hatte und, blind für alles andere, nur an Kerina gedacht hatte.
„Vorne im Wohnzimmer ist der Esstisch verschoben und eine Vase liegt zerbrochen am Boden", begann Qui-Gon vorsichtig, darauf bedacht, seinen apathischen Schüler nicht die letzte Hoffnung zu nehmen. „Ich denke, dass diese Kampfspuren nicht von Teani stammen, da sie zu schwach war, um sich zu wehren."
Wieder schüttelte Obi-Wan den Kopf, dieses Mal aber eindeutig störrisch. Es konnte, nein, es DURFTE einfach nicht sein, dass die Organisation, die schon mehrere Leben auf dem Gewissen hatten, Kerina festhielten! Aber als der junge Jedi zurückdachte, machte plötzlich auch das Verhalten der Organisation an diesem Nachmittag Sinn. Die Männer hatten bei ihrer Verfolgung viel zu früh aufgegeben. Sie hatten anscheinend herausgefunden, wo sie sich versteckt hielten.
Müde und verzweifelt liess sich Obi-Wan an der Wand zu Boden sinken und verbarg sein Gesicht in seinen Armen. Das Einzige, was er jetzt noch wollte, war einfach alles ausblenden, was um ihn herum vorging.
Qui-Gon bemerkte das für seinen Padawan völlig fremde und unpassende Verhalten mit einem Stirnrunzeln. Es war sonst nicht Obi-Wans Art, so schnell aufzugeben und normalerweise konnte er sich auf den schnell arbeitenden Verstand seines Schülers verlassen.
Der Jedi-Meister seufzte. Aber diese Mission, die eigentlich gar keine war, hatte sich von Anfang an als alles andere als Routine erwiesen. Noch nie hatte er Obi-Wan auf emotionaler Ebene so schwach und labil gesehen und es war schwer, den lebenslustigen Padawan von früher in ihm zu erkennen. So wie er sich zum Beispiel gerade jetzt aufführte, war einfach unmöglich und hinderlich für ihr weiteres Vorgehen.
Trotzdem wusste Qui-Gon, dass Strenge und Bestrafung hier zu nichts führen würden. Er musste auf seine üblichen Stärken zurückgreifen: Geduld und Ruhe.
Der Jedi-Meister ging zu Obi-Wan hin, schickte ihm eine Welle der Aufmunterung zu und sprach in sanft an: „Padawan, bitte löse deine Gedanken von deinen Ängsten und Befürchtungen. Konzentriere dich auf die Gegenwart und auf eine mögliche Lösung."
Der junge Jedi hob den Kopf und sah Qui-Gon auf eine merkwürdige Weise an, als ob er gerade aus einem tiefen Traum aufgewacht wäre. Langsam verschwand der Sturm der Gefühle in Obi-Wans Augen und er gewann wieder ein wenig an Sicherheit.
„Ja, Ihr habt Recht", meinte der junge Jedi schlicht und fügte dann mit einem dankbaren Lächeln hinzu: „Wo wäre ich nur gelandet, wenn es Euch nicht gäbe?"
Qui-Gons Gesicht wurde sanfter und er antwortete trocken: „Nicht auf Verida."
In solchen Momenten, in denen er der Verzweiflung so nahe war, schätzte sich Obi-Wan glücklicher denn je, Qui-Gon als Meister zu haben. Der Jedi-Meister schaffte es, ihn aus dem tiefsten Abgrund zu holen und ihn mit seiner ganzen väterlichen Wärme beizustehen. Solche Momente liessen ihre Freundschaft noch tiefer werden und ihr Band noch enger knüpfen.

Der junge Jedi brachte ein schiefes Lächeln zustande und erhob sich dann auf. Wie hatte er sich, als zwanzigjähriger Padawan, einfach so gehen lassen? Obi-Wan schüttelte leicht den Kopf und wollte sich gerade seinem Meister zuwenden, als er die feine Erschütterung der Macht wahrnahm. Da näherte sich jemand dem Haus.
Auch Qui-Gons Gesicht trug einen angespannten Ausdruck, als horche er auf ein weit entferntes Geräusch. Dann plötzlich schlich sich ein erleichtertes Lächeln auf seine Lippen und er näherte sich der Haustür.
Obi-Wan blieb noch immer wie angewurzelt stehen und schaute seinem Meister nach. Weshalb war Qui-Gon so unachtsam? Wenn der junge Jedi vorhin nicht beobachtet hätte, wie die Macht auch seinen Meister gewarnt hatte, so hätte Obi-Wan gedacht, dass Qui-Gon gar nichts bemerkt hätte.
Obi-Wan zuckte ratlos mit den Schultern und folgte dem Jedi-Meister. Qui-Gon würde schon wissen, was er tat.
Langsam und zögernd schwang die Tür auf.
Qui-Gon, der sich direkt dahinter aufgestellt hatte, griff nach der Türfalle und öffnete die Haustüre mit einem Ruck.
Keraf stand mit weit aufgerissenen Augen auf der Schwelle, die Hand noch nach dem Griff ausgestreckt.
"Bei der Macht! Qui-Gon! Jage mir nie wieder einen solchen Schrecken ein!"
Der Jedi-Meister zog seinen Freund ins Haus und liess die Türe hinter sich ins Schloss fallen. Sofort war Obi-Wan an seiner Seite, Hoffnung stand in seinen Augen.
"Wo ist Kerina? War sie mit Euch zusammen?"
Keraf warf Qui-Gon einen fragenden Blick zu. Dann schien er zu begreifen und seine Mine verdüsterte sich.
"Sie blieb hier, zusammen mit ihrer Mutter. Teani klagte über starke Kopfschmerzen, da bin ich schnell in die Apotheke gegangen."
Keraf hielt inne und fragte schliesslich leise: "Was ist hier geschehen?"
Qui-Gon fasste die Ereignisse kurz zusammen. Keraf hörte schweigend zu, aber seine Züge verhärteten sich. Aufgebracht stiess er hervor: "Sie werden Kerina als Druckmittel benutzen, sobald sie wissen was wir vorhaben. Sie dürfen nichts herausbekommen! Und falls sie doch etwas herausfinden, dürfen wir ihnen nicht nachgeben."
Dabei sah er Obi-Wan bedeutungsschwer an. Aber der junge Jedi schien seine Worte gar nicht gehört zu haben und starrte bloss vor sich auf den Boden. Das Bisschen Hoffnung und Fassung von vorhin hatte sich im Nichts aufgelöst, trotz seiner Vorsätze.
Qui-Gon ging zu seinem Schüler hin und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Wir können im Moment nichts tun, wir müssen die morgigen Wahlen abwarten. Löse deine Gedanken von Kerina, Padawan, denke wie ein Jedi. Du kannst ihr Leben nicht gegen das Wohlergehen einer ganzen Bevölkerung eintauschen. Als Jedi musst du deine Gabe und deine Ausbildung für das Allgemeinwohlergehen einsetzen und nicht für jemanden, der dein Herz besitzt. Das ist nicht so vorgesehen und gegenüber Verida nicht gerecht."
Obi-Wan fühlte sich ertappt und sehr elend. Dennoch gab er sich einen Ruck und schaute auf.
"Ja, Meister."

Sie bewahrten Teanis Leichnam sorgfältig in Kerafs Haus auf und verliessen danach die Gegend. Sie würden später dorthin zurückkehren um sie in aller Ehre zu bestatten. Aber im Moment war es einfach zu gefährlich, sich weiterhin dort aufzuhalten.
Lorino, Keraf und die Jedi suchten sich ein ruhiges Hotel, um dort den nächsten Morgen zu erwarten.
Aber die Zeit bis dahin verging nur quälend langsam.
Obi-Wan hatte Mühe, länger als ein paar Minuten am selben Ort zu sitzen. Der Gedanke an Kerina war beinahe unerträglich und liess ihn trotzdem keinen Moment in Ruhe. Nervös bearbeitete der junge Jedi seine Unterlippe mit den Zähnen, bis ihn ein strenger Blick aus den tiefblauen Augen seines Meisters traf. Tief einatmend hörte Obi-Wan auf damit und setzte eine betont geduldige Mine auf.
Ach, wie er es hasste, sinnlos herumzusitzen!
‚Nein', meldete sich eine tadelnde Stimme tief in ihm drin, ‚ein Jedi hasst nicht. Er akzeptiert die Umstände mit Ruhe und Geduld.'
Ruhe und Geduld...
Obi-Wan seufzte. Davon war er weit entfernt und er bezweifelte, dass er je im Stande sein würde, die Dinge so gelassen und kühl anzusehen, wie es sein Meister tat. Unbemerkt tastete seine Hand nach dem langen Padawanzopf und spielte damit herum.
"Padawan, bitte leg dich zur Ruhe, heute Abend wird wohl kaum mehr etwas passieren."
Der junge Jedi zuckte zusammen, als er so unerwartet die Stimme seines Meisters hörte. Aber er nickte nur, ging in das Zimmer und schloss die Türe.
War da vorhin gerade so etwas wie ein genervter Unterton in Qui-Gons Stimme zu hören gewesen?
Also war auch sein Meister nicht vollkommen und zeigte ab und zu Anzeichen menschlicher Regungen.
Obi-Wans Lippen verzogen sich unwillkürlich zu einem kleinen Lächeln.
‚Dann ist er wohl doch kein Droide, wie schon lange befürchtet.'

Der junge Jedi legte sich aufs Bett, aber wie erwartet wollte der Schlaf nicht kommen. Einige Male wälzte er sich unruhig hin und her und setzte sich schliesslich auf.
Der schwache Lichtschein einer weit entfernten Strassenlaterne liess das kleine Zimmer zu einer grau-schwarzen Welt verschwimmen. Als Obi-Wan ans Fenster trat, sah er hoch oben am Nachthimmel den Neumond aufgehen.
Auf einmal brannten ihm Tränen in den Augen und seine Kehle war wie zugeschnürt. Auch vor fast einem Monat war die feine Sichel des Neumondes am Himmel gestanden, aber damals hatte alles ganz anders ausgesehen.
Obi-Wan fühlte sich plötzlich eingeengt, seine Wangen brannten wie Feuer, als er vergeblich versuchte, seine hochkommenden Emotionen zurückzuhalten. Er riss die Tür zu einem kleinen Balkon auf und lehnte sich stützend auf das Geländer. Tief sog der junge Jedi die kühle Nachtluft ein und er konnte wieder freier atmen. Aber die Beklemmung und das Gefühl des Erstickens wichen nur langsam.
Ein sanfter Abendwind streichelte seine erhitzten Wangen und spendeten ihm ein wenig Trost.
Würde er Kerina morgen wiedersehen oder war sie jetzt vielleicht schon... tot...?
Obi-Wan fuhr sich verzweifelt durchs Haar und drängte den bedrückenden Gedanken schnell wieder zurück. Seine Hände krallten sich fest in das Eisen des Geländers und am liebsten hätte er einfach in diese Stille hinein geschrien, damit dieses ihn zu überrollen drohende Gefühl verschwinden würde.
Schliesslich fiel er kraftlos auf die Knie und schluchzte hemmungslos. Alle seine Ängste, seine Hilflosigkeit und seine Frustration wollten auf einmal hervorbrechen und seine Schultern zuckten unter unkontrollierten Schluchzern. Er weinte nicht nur für Kerina, sondern auch für ihre zum Scheitern verurteilte Liebe und um das seit der Beziehung gespannte Verhältnis zu seinem Meister.
Würden diese Gefühle je wieder weggehen?
Obi-Wan konnte es in diesem Moment kaum glauben und noch lange kniete er draussen, bis er schliesslich von der Kälte der Nacht zu zittern begann. Der Ärmel, an dem er sich ausgeweint hatte, war vollkommen durchweicht und seine Beine waren taub vom langen Knien.
Ungeschickt erhob sich der junge Jedi und wischte sich mit einer matten Bewegung die Tränen aus den Augen. Er zog die Nase hoch und tastete, bevor er wieder hinein ging, noch nach dem Band, das ihn mit Qui-Gon verband. Erleichtert stellte er fest, dass dieser schlief und anscheinend nichts von seiner vermeintlichen Schwäche mitbekommen hatte. Das Letzte was Obi-Wan jetzt wollte, war der gutgemeinte Trost seines Meisters.
Still zog sich der junge Jedi unter die schützende Bettdecke zurück und rollte sich zu einem Ball zusammen, die Decke fast bis zum Nasenspitz heraufgezogen.
Das Weinen hatte Obi-Wan erschöpft, obwohl er das selber kaum glauben konnte, und so schlief er rasch ein.

Der junge Jedi erwachte, als er den sanften Druck einer Hand auf seiner Schulter fühlte. Einen Augenblick lang konnte er noch die Illusion aufrecht erhalten, dass er in seinem Bett im Tempel läge und dass Qui-Gon ihm gleich damit drohen würde, ein Glas Wasser über den Kopf zu leeren, wenn er nicht endlich aufstehen würde.
Als Obi-Wan die Augen öffnete sah er tatsächlich direkt ins Gesicht seines Meisters. Aber es war nichts von der Gutmütigkeit zu lesen, wie sie sein Meister üblicherweise an den Tag legte, wenn sein Schüler wieder drauf und dran war, die Astrophysik-Stunde zu verpennen.
Stattdessen spürte der junge Jedi einen Hauch Anspannung. Das alarmierte ihn und sein vom Schlaf noch etwas vernebelter Verstand arbeitete sofort auf Hochtouren.
Heute würde sich nicht nur Veridas Schicksal entscheiden, sondern auch das von Kerina.
Qui-Gon nickte, als er sah, wie endlich Leben in seinen Schüler kam und er entfernte sich Richtung Küche. "Küche" war eigentlich nicht der richtige Begriff für die kleine Nische, in der sich ein Kühlschrank, eine alte Mikrowelle und ein winziger Tisch befanden.
Obi-Wan schmiss die Bettdecke beiseite und stellte sich in die ebenfalls sehr kleine Duschkabine. Trotz der Grösse war der junge Jedi mehr als froh, sich den Luxus einer Dusche gönnen zu dürfen.
Ein wohliger Seufzer entschlüpfte seinen Lippen, als die heissen Wassertropfen auf seinen Körper prasselten. Er räkelte sich unter dem Strahl und liess es zu, dass das Wasser auch seine Sorgen für einen Moment weg wusch. Es war nicht schwer, an diesem Ort der Wohltat seine Umgebung zu vergessen und in seinen Träumen weiter zu leben.
Obi-Wan gestattete seinen Gedanken nur einen Augenblick lang abzudriften, dann drang sein Jedi-Training wieder in den Vordergrund und mit einer beinahe brutalen Bewegung drehte er den kalten Hahn auf.
Wenn das warme Wasser vorhin eine Wohltat gewesen war, dann war das hier die Hölle. Aber es half, seine Gedanken wieder in die richtige Richtung, in die Gegenwart, zu lenken. Der junge Jedi hielt es nur noch kurze Zeit in der Dusche aus, dann trat er mit klappernden Zähnen heraus und zog sich an.
Qui-Gon, Keraf und Lorino unterhielten sich in der "Küche". Obi-Wan setzte sich zu ihnen und hörte aufmerksam zu.
"Wir werden Ando in etwa einer Stunde unten im Restaurant treffen. Er wird uns noch über die näheren Umstände in Kenntnis setzen", erklärte Qui-Gon.
"Das ist zu gefährlich!", widersprach Lorino eindringlich. "Die Organisation wird Ando sicher überwachen und dass sie uns nicht so besonders mögen, haben sie schon mehrmals gezeigt."
Der Jedi-Meister hielt kurz inne und meinte dann bestimmt: "Sie werden ihn zwar überwachen, aber so kurz vor den Wahlen werden sie uns nicht in aller Öffentlichkeit verhaften oder sonstwie schaden. Das Volk weiss, dass wir hier sind und es ist unruhig geworden. Es steht zuviel auf dem Spiel für die Organisation, als dass sie sich noch weitere Verluste von Stimmen leisten könnten."
"Ich dachte", mischte sich Obi-Wan ein, "dass es schlussendlich doch nicht auf die Stimmen drauf ankommt. Die gelten ja nur noch als Vorzeige-Verfahren für die sogenannte Demokratie."
Keraf drehte sich zu dem jungen Jedi und erklärte geduldig: "Das stimmt schon, was du sagst, aber wenn die Organisation auf gerechte Weise, wenn man in dem Fall überhaupt von gerecht sprechen kann, an der Spitze blieben, dann wäre das für sie natürlich wesentlich einfacher."
Obi-Wan biss sich auf die Lippen und verfluchte sich für seine vorschnellen und unbedachten Worte. Auf Kerafs Erklärung hätte er auch selbst kommen können.
Qui-Gon bedachte seinen Schüler mit einem leicht tadelnden Blick und fuhr dann fort.
"Wir dürfen kein Risiko eingehen und an oberster Stelle sollte Andos Sicherheit stehen. Denn wenn er es schafft, die Stimmbürger zu überzeugen, wird die Organisation alles versuchen um ihm zu schaden."

Obi-Wan getraute sich nicht den Blick zu heben, als er zögernd fragte: "Und was ist mit Kerina?"
Das Schweigen, das auf diese erwartete, sowie befürchtete Frage folgte, war beklemmend. Schliesslich war es der erfahrene Jedi-Meister, der darauf antwortete.
"Padawan, im Moment bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten. Wir wissen weder wo Kerina ist, noch was die Organisation mit ihr vorhat. Vielleicht bekommen wir an den Wahlen nähere Hinweise."
"Vielleicht???"
Obi-Wans Stimme überschlug sich beinahe, als er das eine Wort ungläubig hervorstiess. Qui-Gon hob bloss missbilligend eine Augenbraue, um seinem Schüler klar zu machen, dass er mit dessen Ton nicht einverstanden war. Aber es war genau diese kleine Geste, die Obi-Wans Blut nur noch mehr in Wallung brachte. War sein Meister denn zu einem Eisblock erstarrt, dass er so wenig Gefühl für Kerina aufbrachte?
Wütend fuhr der junge Jedi auf: "Das soll also heissen, dass wir nichts unternehmen sollen und darauf warten, dass die Organisation sie uns zurückschickt!? Ob tot oder lebendig scheint euch ja egal zu sein!"
Mit zornig blitzenden Augen drehte er sich zu Lorino um.
"Verdammt, Lorino, sie ist deine Schwester!!!"
"Padawan!!!"
Qui-Gons nur mühsam beherrschte Stimme knallte wie ein Peitschenhieb. Der junge Jedi schwieg, die Lippen trotzig aufeinander gepresst, aber noch immer brodelte es in ihm drin. Er spürte deutlich den Zorn seines Meisters, der mit Wucht auf seine mentalen Schilde stiess.
‚So ist das also', dachte Obi-Wan bitter. ‚Ihm käme es wohl gerade recht, wenn Kerina nicht mehr da wäre, dann hätte er seinen perfekten und aufs Wort gehorchenden Padawan wieder.'
Lorino war in seinem Stuhl zusammengesunken und seine Unterlippe zitterte leicht. Obi-Wans Worte hatten ihn verletzt, vor allem dadurch, dass sie einen Kern Wahrheit enthielten. Dennoch wusste er, dass Qui-Gon Recht hatte. Sie waren zum Nichts-tun verurteilt und das würde sich auch mit Obi-Wans Ausbruch nicht ändern.
Der Jedi-Meister hatte sich mittlerweile mit Hilfe der Macht wieder unter Kontrolle gebracht und bereute bereits, wie er seinen Schüler zum Schweigen gebracht hatte. Obi-Wans Verhalten war inakzeptabel und passte nicht zu einem zwanzigjährigen Jedi-Padawan, aber das war noch lange kein Grund, den jungen Jedi anzuschreien. Und ausserdem hätte er sich wirklich etwas sensibler über Kerina äussern können, da er ja wusste, wieviel sie seinem Schüler bedeutete.
Qui-Gon seufzte als er einsah, dass er wohl den ersten Schritt zur Versöhnung würde tun müssen.
"Padawan, bitte denk jetzt mal scharf nach. Wir können im Augenblick nichts für Kerina tun, so leid mir das auch tut. Du weißt auch haargenau, dass deine Anschuldigung, dass wir uns nicht um sie sorgen würden, nicht der Wahrheit entsprechen. Und es bringt absolut nichts, wenn du jetzt die Nerven verlierst und herumschreist."
Unwillkürlich war die Stimme des Jedi-Meisters lauter geworden und hatte einen tadelnden Unterton angenommen. Obi-Wan zog sich noch weiter hinter seine mentalen Schilde zurück und sein Mund war nicht mehr als ein dünner Strich. Obwohl er es nicht zugeben wollte, hatten ihn Qui-Gons Worte und seine Zurechtweisung verletzt.
Die Ablehnung und der Trotz seines Schülers weckte auch Qui-Gons Sturheit und er schwieg.

Keraf hatte die Entwicklung des Streites mit wachsender Beklommenheit verfolgt. Obi-Wans Verhalten glich so sehr dem seinigen, als er sich von seinem Meister losgesagt hatte. Aber jetzt war der denkbar schlechteste Zeitpunkt für solche Auseinandersetzungen und so versuchte er, die Gedanken der Jedi in eine andere Richtung zu lenken.
"Möchtest du nicht etwas essen, Obi-Wan? Wir hatten alle bereits Frühstück, als du noch geschlafen hast."
Obi-Wan schaute nicht auf und antwortete bloss knapp: "Nein, danke. Ich habe keinen Hunger."
Die trotzige Haltung seines Schülers weckten zunehmend Qui-Gons kaum verrauchten Ärger und so fügte er kühl hinzu: "Es wäre aber besser, wenn du etwas essen würdest, wir werden heute kaum mehr Gelegenheit dazu haben."
"Ich. Habe. Keinen. Hunger."
Qui-Gon runzelte streng die Stirn.
"Jetzt hör mir mal zu: Wir werden alle unsere Kräfte und unsere Konzentration für diesen Tag brauchen und wir können es uns nicht leisten, wenn jemand nicht voll belastbar ist, sei es nun körperlich oder seelisch."
Obi-Wan spürte plötzlich rasenden Zorn in sich aufsteigenden und einen Hauch von Düsternis. Ruckartig sprang er auf, so dass der Stuhl hinter ihm mit einem Knall zu Boden fiel, und er schrie seinen Meister an: "Es geht Euch ja gar nicht um mich oder um meine Verfassung, es geht immer nur um eure dämlichen Methoden! Der grosse Qui-Gon muss immer Recht haben und wer darunter leidet, ist egal! Ich hasse Eure verdammte Kälte und ich hasse Euch selbst!"
Der junge Jedi stürmte in sein Zimmer und warf die Tür hinter sich ins Schloss.
Aber kaum war er allein, war sein ganzer Zorn verflogen und er fand sich vor einem Trümmerhaufen wieder. Schluchzend und zitternd unter der Gewalt der aufkommenden Verzweiflung warf er sich aufs Bett.
Was hatte er da bloss angestellt? Obi-Wans Schluchzen wurde lauter und verzweifelter und er griff nach dem Kissen und verbarg sein Gesicht darin. Er hatte den Menschen, den er zutiefst liebte und verehrte mit ein paar zornig dahin geschmissenen Worten mehr verletzt, als er es sich je wieder gut zu machen im Stande fühlte.

Draussen vor der Türe herrschte Stille.
Qui-Gon hatte noch immer Mühe, überhaupt zu begreifen, was ihm Obi-Wan da an den Kopf geworfen hatte. Es war schwer zu fassen und er konnte es noch immer kaum glauben. Was war bloss in Obi-Wan gefahren?
Plötzlich vernahm er Kerafs ruhige Stimme.
"Bist du jetzt zufrieden? War es das, was du gewollt hast, herauszufinden wie lange es geht bis er explodiert? Das ist dir auf jeden Fall gelungen."
Qui-Gon blickte seinen Freund so entgeistert an, als hätte dieser ihn geschlagen.
"Was? Du willst mir vorwerfen, das wäre alles meine Schuld? Toll, zuerst schreit mich mein Padawan an und eröffnet mir, dass er mich hasst und dann kriege ich noch von meinem besten Freund zu hören, dass das meine Schuld gewesen sei. Toll, das finde ich wirklich toll!"
"Qui-Gon", Keraf rückte etwas näher zu dem Jedi-Meister heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Wer spricht denn hier von Schuld zuweisen? Darum geht es mir doch gar nicht. Aber ich hatte eigentlich gedacht, dass du genügend Gefühl hast um zu wissen, wann es besser wäre, Obi-Wan in Ruhe zu lassen. Er hat das bestimmt nicht so gemeint und er wird sich bei dir dafür entschuldigen, da bin ich mir sicher."
Keraf sah, wie sein Freund um seine Fassung rang und er spürte, wie sehr Obi-Wans Worte den Jedi-Meister verletzt hatten. Die mühsam aufrechterhaltene Fassade bröckelte langsam ab und Keraf erkannte sogar einige Tränen in den blauen Augen Qui-Gons glitzern.
"Rede mit ihm, er wird dich jetzt besonders brauchen."
Einen Augenblick lang verhärtete sich das Gesicht des Jedi-Meisters und es nahm einen ähnlich trotzigen Ausdruck an, wie vorhin Obi-Wans. Aber dann schien er sich einen Ruck zu geben und er stand auf.
Keraf verbarg ein Grinsen.
‚Von wo der junge Herr seine Sturheit hat, ist jetzt wohl klar.'

Keraf sah, wie sein Freund um seine Fassung rang und er spürte, wie sehr Obi-Wans Worte den Jedi-Meister verletzt hatten. Die mühsam aufrechterhaltene Fassade bröckelte langsam ab und Keraf konnte einige Tränen in den blauen Augen Qui-Gons glitzern sehen.
"Rede mit ihm, er wird dich jetzt besonders brauchen."
Einen Augenblick schien der Jedi-Meister zu zögern, dann verhärtete sich sein Gesicht und er streifte Kerafs Hand ab.
"Nein, das werde ich nicht tun. Ich kann mich nicht für etwas entschuldigen, für das ich keine Schuld trage. Verstehst du denn nicht? Obi-Wan ist kein Kleinkind, er ist ein Jedi und deshalb sollte er sich auch wie einer benehmen. Es kann einfach nicht sein, dass er so wenig Beherrschung aufbringen kann, um seine Gefühle im Zaum zu halten. Ich weiss auch nicht, wo genau ich einen Fehler in seiner Ausbildung gemacht habe, aber mir ist klar geworden, dass ich ihm zu viel durchlasse. So kann es nicht mehr weiter gehen."
Qui-Gons Stimme hatte einen bitteren Klang angenommen und obwohl der Jedi-Meister schwieg, konnte Keraf deutlich das Unausgesprochene hören: ‚Wenn er noch etwas von mir will, muss er schon zu mir kommen.'
Keraf seufzte innerlich auf.
‚In Sachen Sturheit sind die beiden gleichwertig.'
Keraf wollte seinen Freund weiter bearbeiten, aber Qui-Gon hob bloss eine Hand und meinte bestimmt: "Nein, bitte lass das. Ich will jetzt nicht mit Obi-Wan sprechen und am besten wäre es, wenn du mich allein liessest."
Keraf liess resigniert den Kopf hängen und schaute auch nicht auf, als Qui-Gon leise das Zimmer verliess. Er war sich im Unklaren darüber, was er jetzt tun sollte. Aber da seine Gesellschaft im Moment bei dem Jedi-Meister unerwünscht war, kam er zu dem Schluss, dass er wenigstens versuchen konnte, Obi-Wan etwas aufzumuntern. Es war ein heikles Unterfangen und Keraf war sich überhaupt nicht sicher, ob er das Richtige tat, als er vorsichtig an die Tür zu Obi-Wans Raum klopfte.
Stille
"Bitte lass mich hinein, ich möchte mit dir sprechen, es ist wichtig."
Wieder herrschte Stille, aber dann endlich vernahm er tappende Schritte im Innern und der junge Jedi öffnete die Tür. Sein Gesicht trug einen ruhigen Ausdruck, aber seine Augen waren rot umrandet und sie glitzerten verräterisch.
"Mir ist jetzt nicht nach Reden zumute."
Keraf schob einen Fuss in den Spalt, als Obi-Wan versuchte, die Türe wieder zu schliessen. Der junge Jedi warf ihm einen verärgerten Blick zu, hielt aber kurz inne, um sich anzuhören, was Keraf ihm zu sagen hatte.
"Es ist aber wichtig. Qui-Gon und du, ihr seid im Moment beide etwas angespannt und das ist in dieser Situation auch bis zu einem gewissen Grad normal. Aber durch diesen unnötigen Streit könnt ihr doch nicht alles wegwerfen, was euch bis jetzt verbunden hat! Diese paar zornig dahin geschmissenen Worte können doch nicht euer ganzes Verhältnis zerstören!"
Obi-Wan musterte Qui-Gons Freund misstrauisch und fragte dann scharf: "Hat Qui-Gon Euch geschickt? Das ist wieder einmal typisch! Er ist sich wohl wieder zu gut, um persönlich mit mir zu reden."
Keraf seufzte und schüttelte den Kopf.
"Nein, es war meine eigene Entscheidung, zu dir zu kommen. Wenn ihr beide doch bloss etwas weniger dickköpfig wärt, dann wäre diese Auseinandersetzung schon längst beigelegt."
Der junge Jedi schwieg und wandte den Blick ab.
"Obi-Wan, es wäre wirklich besser, wenn ihr euch wieder vertragen würdet, wir haben nämlich in zehn Minuten eine Verabredung mit Hev Ando und bis dahin solltet ihr beide euch wieder wie Jedi benehmen."
Obi-Wan schaute auf und schnaubte gereizt.
"Und das bekomme ich ausgerechnet von jemanden zu hören, der vom Weg der Jedi abgewichen ist..."
Obi-Wan biss sich auf die Lippen und wünschte sich, er hätte nichts gesagt. Es schnitt ihm ins Herz, mitanzusehen, wie Qui-Gons Freund erblasste und einen halben Schritt zurückwich. Obi-Wan öffnete die Tür ganz und trat auf Keraf zu.
"Es tut mir leid", entschuldigte er sich beinahe flehend. "Ich habe es nicht so gemeint. Es ist ungerecht von mir, Eure Entscheidungen zu beurteilen und es hat nichts mit meinen eigenen Problemen zu tun."
Keraf lächelte gezwungen und wischte das Thema mit einer Handbewegung zur Seite.
"Ist schon vergessen. Gut, jetzt hast du das mit der Entschuldigung und der Versöhnung schon an mir geübt, jetzt musst du nur noch Qui-Gon suchen und das vorher Gesagte wiederholen."
Obi-Wans Gesicht verschloss sich augenblicklich wieder.
"Nein."