Noch eine Anmerkung zu Kapitel 5: Tja, die Autorin weist darauf hin, dass selbst sie diese Ministeriumsabteilung nicht vollständig unter Kontrolle hat! Severus Snape lässt sich hier also mit Menschen jeden Geschlechts und jeden Alters ein…wie ist das nur möglich??? Aber das ist ja eben das Mysterium (!), das um diesen Mann schwebt, und das macht ihn ja gerade so interessant!
Die Autorin hat übrigens eine Schwäche für das pairing Severus und Minerva (lest „The hexed professors" in meinen Favorites)!
Kapitel 6: Unheimliche und unverhoffte Begegnungen
Percy erlebt eine Überraschung, Severus Snape wird (fast) ohnmächtig und landet in den Armen eines alten Bekannten
Inzwischen hatte Percy sein Pergament zu Ende gelesen. Seltsam, dachte er, warum ist es mir damals nie aufgefallen, dass die Briefe und Memos von Mr. Crouch immer wirrer und wunderlicher wurden? Da fiel plötzlich von hinten ein Schatten über ihn, und fröstelnd zog er seine Robe zusammen. Als er sich umdrehte, überkam ihn ein Schauder; er konnte nicht fassen, was er da sah:
Eine große, dürre Gestalt im schwarzen Umhang, die Kapuze halb über das leichenblasse Gesicht gezogen, stand vor ihm, und hob die weißen langfingrigen Hände in einer Art Willkommensgeste, während ein Paar rote Augen ihn eindringlich musterte.
„Sie müssen Percy Weasley sein, ich habe schon viel von Ihnen gehört; man sagte mir, Sie seien der einzige Sohn der Familie, der wirklich das Zeug zu einer echten Karriere im Ministerium hat. Ich kann Ihnen versichern, dass allen, die jetzt auf der richtigen Seite stehen, eine äußerst vielversprechende Zukunft winkt!"
Percy war sprachlos: „Aber, ich dachte,… alle sagten doch, dass es nicht stimmt, dass Harry gelogen hat…."
„Tja, Percy, Sie verstehen sicher, dass es unklug wäre, meine, äh, Wiederauferstehung, wenn ich so sagen darf, zu diesem Zeitpunkt an die große Glocke zu hängen…"
„Ja, aber, ich wusste nicht, ich glaubte fest daran, dass das alles nicht wahr ist…"
„Beruhigen Sie sich, es ist wahr, und wie schon gesagt, alle, die mich jetzt unterstützen, werden fürstlich belohnt…Percy, warum laufen Sie denn weg?"
Percy rannte und rannte, bis er außer Atem war, er hatte nur einen Gedanken: so viel Abstand wie möglich zwischen sich und diese grauenhafte Erscheinung zu legen und dieser eisigen Kälte und der hohen eindringlichen Stimme zu entfliehen…
Das ist nicht wahr, das ist nicht wahr, sagte er ein ums andere Mal, und dann machte er sich auf die Suche nach Ron und Ginny, und Harry, er musste sich bei ihm entschuldigen, dass er ihm nicht geglaubt hatte…
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„Schaut mal, was ich gefunden habe", sagte Rabastan zu Mulciber und Jugson.
„Zeig her!"
„Hier: ‚Wie entfernt man das Dunkle Mal? Heilzauber aus aller Welt. Tipps von berühmten Heilern und Therapeuten.'"
„Interessant!"
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„Lucius, was führt Sie her? Todessermission im Auftrag Voldemorts? Ich habe mit Ihrem Meister gesprochen; er ist nicht besonders zufrieden mit Ihnen und Ihren Freunden."
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Dumbledore", erwiderte Lucius mit kühler Stimme, „aber seit wann lassen Sie Ihre Schüler einfach so nach London fliegen, um mal eben ins Zaubereiministerium einzubrechen? Sind das Ihre neuen Unterrichtsmethoden? Ich werde einen Bericht an Professor Umbridge schreiben…"
„Tun Sie das, tun Sie das, aber ich fürchte, Professor Umbridge ist gerade mit ganz anderen Dingen beschäftigt… Oh, was haben wir denn hier?"
Dumbledore tippte mit seinem Zauberstab eine Rolle im Malfoy-Regal an und las den Titel vor:
„Wieder einmal geht in Hogwarts die Angst um. Tom Riddles alte Schreibfeder und ein Tintenfass mit magischer Tinte sind aufgetaucht, und wieder wird ein Schüler zum Opfer, - und zugleich Täter… Was immer mit dieser Tinte und Feder aufgeschrieben wird, geschieht sogleich in der Wirklichkeit… Die Folgen sind Chaos, Streit und heillose Verwirrung. Und verantwortlich dafür ist auch diesmal wieder…"
„Dummes Zeug", unterbrach Malfoy ihn. Das war ja unglaublich! Die Feder und die Tinte waren doch sicher in seiner geheimen Kammer versteckt! Das konnte doch niemand wissen! Und er fuhr fort:
„Dumbledore, es ist Ihnen doch mittlerweile klar, dass das hier nicht die Prophezeiungsabteilung ist…"
„Nein, aber vielleicht eine Enthüllungsabteilung!" Er wies erneut auf den Titel und bezog mit einer ausladenden Bewegung gleich das ganze Regal mit ein.
„Wohl eher eine Verleumdungsabteilung", bemerkte Malfoy ungerührt.
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„Draco/Harry. Slash!"
„Wetten, dass du dich nicht traust, das zu lesen?" Draco sah Harry herausfordernd an. Harry betrachtete die Titel und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Die Narbe schmerzte unaufhörlich, und in seinem Kopf ging alles durcheinander: Immer wieder hatte er Berichte gelesen, nach denen seine Eltern noch lebten, dann wieder hatte es geheißen, er hätte eine Zwillingsschwester, oder einen Bruder, oder er sei mit den Malfoys verwandt, na ja, Sirius hatte gesagt, dass in den alten Familien sowieso jeder mit jedem verwandt war, das konnte also sogar stimmen… Aber nun auch noch das… Natürlich gab es das, aber selbst wenn er sich in einen Jungen verlieben könnte, was allerdings völlig unmöglich war, dann doch nicht ausgerechnet in seinen schlimmsten Feind!
„Klar traue ich mich!" Nie würde er Draco gegenüber zugeben, dass er eine gewisse Beklommenheit verspürte und lieber nicht alles so genau wissen wollte, - er dachte an das Gefühl, das er gehabt hatte, als er in die Erinnerung aus Snapes Denkarium getaucht war: Er war zu weit in diese Gedanken und Gefühle, die einem anderen gehörten, eingedrungen. Er hatte etwas erfahren, was er gar nicht so genau hatte wissen wollen. Und auch nun fürchtete er, Dinge zu erfahren, von denen er lieber nichts gewusst hätte, so als wären es auch hier fremde Gedanken und Gefühle, die er sich unbefugt aneignete, nur, wessen Gedanken waren das denn eigentlich?
Inzwischen hatten sich die Slytherins hinter Draco und die Gryffindors hinter Harry aufgebaut und alle warteten gespannt.
„Lest vor, lest vor!" skandierten Crabbe, Goyle, Pansy und Millicent.
„Ja, vorlesen!" rief auch Luna.
„Sei still!" zischte Hermine, die gesehen hatte, wie unwohl sich Harry bei der ganzen Sache fühlte.
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Harry und Draco hatten gerade das erste Pergament entrollt, als hinter ihnen die strenge Stimme von Professor Snape ertönte, der sich, noch ganz in Gedanken an seine schönste Erinnerung, in Richtung slash-Abteilung aufgemacht hatte, um endlich Dumbledores Auftrag zu erfüllen. Er traute seinen Augen nicht: Alle Schüler waren dort versammelt! Das war ja unglaublich!
„Gebt das sofort her!" herrschte er Draco und Harry an, streckte die Hand aus und entriss ihnen die Rolle.
„Aber, Professor Snape, die gehört uns!" wandte Draco ein. Snape sah ihn und Harry nur mit kaltem Blick an. Er hatte allerdings keine Zeit, sich mit dem Pergament eingehender zu beschäftigen, denn hinter ihm rief Luna:
„Professor Snape, schauen Sie mal! Hier, das betrifft Sie auch!"
Snape traute seinen Augen nicht: „Nachsitzen im Kerker, Kessel scheuern, mit seinen zwei ärgsten Feinden zusammen. Kein Quidditch! Die Aussichten sind denkbar schlecht, aber Harry erlebt eine Überraschung! Harry/Draco/Snape. Slash!"
Jetzt reicht es mir, dachte Snape, jetzt ist endgültig Schluss, sonst finde ich mich demnächst in St.Mungo's wieder, so muss es sich anfühlen, kurz vor dem Nervenzusammenbruch…und er spürte, wie der Boden unter seinen Füßen nachzugeben schien… gleich würde er fallen, fallen, fallen, in eine wohltuende Ohnmacht…
Da fingen ihn zwei Arme von hinten auf, und eine angenehm sonore Stimme sagte: „Aber, aber, mein Herr, wer wird sich denn so gehen lassen?"
Snape schaute sich um und traute seinen Augen nicht: hinter ihm stand, angetan mit einem lila Morgenmantel, kein anderer als Gilderoy Lockhart!
Lockhart schaute Snape aufmerksam und nachdenklich an, kratzte sich am Kopf und sagte dann: „Verzeihen Sie, mein Gedächtnis ist sehr schlecht, aber kennen wir uns nicht von irgendwoher?"
Snape stöhnte auf: „Wo kommen Sie denn her, Sie haben mir gerade noch gefehlt!"
„Ich weiß nicht", stammelte Lockhart und schaute verwirrt in die Runde. „Eigentlich bin ich in Behandlung, Sie wissen, St.Mungo's, die Abteilung Zauberschäden, hatte einen kleinen Unfall, wie's scheint, kann mich nicht erinnern, habe auch keine Ahnung, wie ich hier her gekommen bin. Was ist hier los? Eine Versammlung? Habe ich einen Auftritt? Nein, das ist ja wie verhext, jedes Mal vergesse ich wieder meine Feder und die Autogrammkarten, verzeihen Sie meine Zerstreutheit, ich kann nur hoffen, dass die moderne Heilkunst mir mein altes zauberisches Ich zurückgibt… Ach, könnte jemand mir etwas zum Schreiben leihen…"
Unter den Schülern breitete sich Heiterkeit aus. Draco flüsterte mit Crabbe und Goyle, dann trat er auf Lockhart zu und sagte: „Kommen Sie, kommen Sie, Sie müssen uns unbedingt diese Werke über Ihr großartiges Leben signieren!" Und sie schleiften ihn gemeinsam zu dem Regal mit seinen Rollen. Leider bemühte Lockhart sich vergeblich, die Pergamente herauszuziehen…
Plötzlich sagte Luna: „Ist doch klar, wir sind schließlich in der slash-Abteilung!"
Sie tippte Lockhart, der wieder ganz in Gedanken verloren war, auf die Schulter und sagte: „Würden Sie wohl den schwarz gekleideten Herrn bitten, uns behilflich zu sein?"
Lockhart winkte Snape heran, der zu seinem Entsetzen lesen musste:
„GL/SS ……. slash!"
„Niemals!" rief Snape, drehte sich auf dem Absatz um, und wandte sich mit strengem Blick den Schülern zu:
„Los jetzt!" schrie er, „setzt euch in Bewegung, allesamt zum Ausgang, und wartet dort, bis der Direktor und ich euch in die Schule zurückbringen."
Widerwillig befolgten sie seine Aufforderung und machten sich auf den Weg zum Ausgang.
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Währenddessen öffnete sich erneut die Tür und eine kleine gedrungene Frau mit zerrissener Kleidung, einer in Fetzen herabhängenden rosa Strickjacke und aufgelöstem Haar, das Gesicht von tiefen blutunterlaufenen Kratzern entstellt, schaute mit starrem Blick in den Saal. Niemand beachtete sie. Eine Weile schaute sie sich um, dann war ihr charakteristisches Räuspern zu vernehmen:
„Hem, hem."
Alle, die sich im vorderen Teil des Raums aufhielten, horchten nun auf. Cornelius Fudge, mit zerrissener Robe und schief sitzender Krawatte, und nach seinem Handgemenge mit Lucius Malfoy aus der Nase blutend, eilte auf sie zu:
„Professor Umbridge! Was ist passiert?"
Atemlos gab Professor Umbridge unzusammenhängende und unverständliche Worte von sich, dann rief sie mit schriller Stimme:
„Wo sind Potter und die anderen? Ich werde sie zur Verantwortung ziehen, und das wird Folgen haben!"
Sie riss sich von Fudge los, der gerade mit seinem Zauberstab ihre Kleidung in Ordnung bringen wollte.
„Lassen Sie doch, das hat Zeit, zuerst muss ich diese Bande zu fassen kriegen. Herr Minister, wir werden noch härter durchgreifen müssen, um diese unvorstellbare Disziplinlosigkeit zu ahnden. Sie geben mir da freie Hand, Fudge!"
„Selbstverständlich. Wir haben gerade ein neues Schuldekret herausgebracht, das dem Großinquisitor unbeschränkte Vollmachten über Leben und Tod erteilt!"
„Sehr gut, Fudge!"
Sie tätschelte ihm die Schulter und verschwand zwischen den Regalen.
