Danke, Tinuviel, für Deine Reviews, - und Anregungen. Sie spornten mich an, ein Kapitel mehr als geplant zu schreiben. Deshalb hat es auch länger gedauert. Die Rolle über Snape und Lily Evans ist dir gewidmet. Sicher ist über die beiden schon einiges geschrieben worden, - vielleicht kommt ja eine weitere Version hinzu?

Dieses Kapitel ist also das vorletzte, und danach ist dann wirklich Schluss! Das letzte Kapitel wird noch eine Überraschung enthalten… Was könnte das wohl sein? Wer hat eine Idee?

Auf die Antworten auf diese Preisfrage und Eure Reviews freut sich

Eure Chouette

…aber jetzt geht's weiter mit dem nächsten Kapitel:

Kapitel 8: Rita Kimmkorn bekommt Konkurrenz

Cornelius Fudge wanderte ziellos zwischen den Regalen umher, den Blick immer noch starr in die Ferne gerichtet, und so bemerkte er Dolores Umbridge erst, als er beinahe mit ihr zusammenstieß.

„Verzeihung, tut mir leid", murmelte er.

„Was haben Sie denn, Fudge? Ist Ihnen nicht gut?"

Der Zaubereiminister sah sie einen Moment lang verständnislos an, dann beugte er sich zu ihr und flüsterte:

„Mit diesem Saal stimmt etwas nicht."

„Allerdings!" antwortete Professor Umbridge, „diese unglaublichen Lügen, die hier feinsäuberlich archiviert sind…"

„Ja, aber nicht nur das, der ganze Saal ist verhext, man sieht Dinge, die gar nicht existieren…", erwiderte der Minister.

„Wie meinen Sie das?"

Fudge zögerte: „Also, eben dachte ich, wie soll ich es sagen, mir war, als hätte ich Sie-wissen-schon-wen da hinten am Ende des Regals vorbeigehen sehen…"

„Nein, also wirklich, das ist völlig unmöglich, überlegen Sie doch mal, so ein Unsinn, lassen Sie sich doch nicht so von diesem Humbug hier beeinflussen." Sie schüttelte den Kopf: „Sie-wissen-schon-wer hier, im Ministerium? -  Lucius", wandte sie sich an Malfoy, der gerade vorbeikam, „was sagen Sie dazu?"

„Was für ein hirnverbrannter Unfug", bemerkte dieser ungerührt, worauf Cornelius Fudge ihn erleichtert ansah.

Gütiger Merlin, dachte Lucius, warum musste ausgerechnet Bellatrix im falschen Moment sentimental werden, und warum musste er dann prompt apparieren, nur Scherereien waren das, und er, Lucius, musste wie üblich alles glatt bügeln; erleichtert gratulierte er sich dazu, dass er sich endlich seiner Todesserrobe entledigt hatte, es war nur zu hoffen, dass  die Verwandlung seiner Garderobe Fudge nicht im nachhinein auffallen würde… Aber diese Gefahr schien nicht zu bestehen, - der Mann war ganz offensichtlich mit seinen Nerven am Ende.

°°°°°°

Rita Kimmkorn, zufrieden mit der Ausbeute ihrer nächtlichen Recherchen, hatte, wie so viele andere vor ihr, ebenfalls der Versuchung nicht widerstehen können, unter ihrem Namen nachzusehen, was man in diesem merkwürdigen Saal wohl über sie an Informationen zusammengetragen hatte. Na ja, dachte sie, sehr viel ist es nicht, nur eine einzige Rolle steckte im Fach unter ihrem Namen:  „Rita Kimmkorns geheime Leidenschaft"

„Rita Kimmkorn, die erfolgreiche Reporterin des Tagespropheten, weiß alles über jeden und jede, kennt die bestgehüteten Geheimnisse der Zaubererwelt, aber was wissen wir eigentlich über sie, diese extravagant gekleidete, etwas exaltierte  Hexe mit ihren langen, stets in Schockfarben lackierten Fingernägeln, die, immer in Eile, mit wehenden Gewändern gerade rechtzeitig kommt, um eine Sensation, einen Skandal, ein Verbrechen, aufzudecken und sogleich zu dokumentieren?

Dass Rita Kimmkorn eine Animaga war, und als Fliege überall hingelangte und so an viele Informationen kam, war ja, seit Hermine Granger dahintergekommen war, kein Geheimnis mehr, aber da gab es noch etwas…"

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Luna Lovegood sammelte ebenfalls Pergamentrollen vom Boden auf, sieh an, sieh an, murmelte sie hin und wieder, und plötzlich stieß sie einen Entzückensschrei aus:

„Harry, Ron, Hermine, seht mal, was ich hier gefunden habe, über die Umbridge, also, das ist unglaublich, damit haben wir sie, die traut sich nicht, noch einen Fuß in die Schule zu setzen, und ihren Job im Ministerium ist sie auch los. Hört euch das an: Die geheimen Fantasien der Dolores Umbridge…"

„Ach, Luna", sagte Hermine, „du glaubst doch nicht, dass das stimmt, oder? Und ehrlich, es würde doch reichen, einfach die Wahrheit über sie zu veröffentlichen, dass sie die Schüler quält, aber das will niemand lesen, und es gibt ja auch einflussreiche Leute im Ministerium, die niemals zulassen würden, dass die Wahrheit über sie ans Licht kommt."

„Hermine, ich glaube, du unterschätzt den Quibbler, und meinen Vater, ausgerechnet du, wer hat denn dieses Jahr das Interview mit Harry veröffentlicht?"

„Schon gut, Luna, ich weiß, das war sehr mutig von ihm, aber gerade deshalb muss er doch bei jedem Artikel umso genauer prüfen, ob er der Wahrheit entspricht…"

„Nein, Hermine, du hast nicht verstanden, wie der Quibbler funktioniert, die Leute kaufen diese Zeitschrift doch nicht, weil da die Wahrheit drin steht, Mensch, die Wahrheit ist langweilig! Diese Abteilung ist eine echte Fundgrube, damit machen wir eine Sonderausgabe, nein, noch besser eine Serie, Neues aus der Mysterienabteilung, oder so…."

Plötzlich ertönte hinter ihnen ein bekanntes Räuspern, und erschreckt drehten die beiden Mädchen sich um:

„Hem, hem, ich glaube, Sie haben da etwas, das mir gehört. Geben Sie das sofort zurück, sonst sehe ich mich gezwungen, das neue Schuldekret anzuwenden!"

Professor Umbridge hatte ihren Zauberstab gezückt und richtete ihn auf Luna, die nur noch die Hand mit der Pergamentrolle zum Schutz vor ihr Gesicht halten konnte, während Hermine ihren Zauberstab zog, gerade noch rechtzeitig, um den grünlichen Strahl abzuschwächen, was aber nicht verhindern konnte, dass die „Geheimen Fantasien" mit einem Auflodern verbrannten.

Erschrocken ergriffen Luna und Hermine die Flucht.

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Nachdem sie sicher war, dass Professor Umbridge sie nicht mehr verfolgte, setzte Luna ihren Streifzug durch die Regale fort, wobei sie immer wieder auf dem Boden liegende Pergamentrollen aufhob.

Als sie sich gerade wieder nach einer Rolle gebückt hatte und dabei war, sich wieder aufzurichten, stieß sie unsanft mit Rita Kimmkorn zusammen, die in eben diesem Moment auch dabei gewesen war, ein Pergament aufzuheben.

 „Au", stöhnte Luna und rieb sich die Stirn. „Pass doch auf!" schimpfte Rita. Beide hatten ihre Beute fallengelassen, und beinahe wären sie bei dem Versuch, die Dokumente wieder aufzuheben, erneut zusammengestoßen. Rita hatte eine Rolle in der Hand und las aufmerksam…

„He, das ist meine!" Luna streckte die Hand aus, aber Ritas Feder begann schon zu schreiben:

„Luna Lovegood, tagsüber Schülerin in Hogwarts, mixt abends Wahrheits- und Liebeselixiere in einem berüchtigten Nachtclub in London, dabei darf sie als Minderjährige nicht zaubern, geschweige denn sich in Nachtclubs herumtreiben! Die Familie Lovegood, man erinnert sich, Lunas Vater ist Herausgeber des Skandalblatts Quibbler, ist für ihre Exzentrizität bekannt, aber kann unsere Gesellschaft es zulassen, dass Regeln und Disziplin in dieser eklatanten Art und Weise verletzt werden?"

„Geben Sie mir sofort meine Rolle wieder, und zerreißen Sie diesen diffamierenden Artikel! Hier steht nur, dass ich im Zaubertrankunterricht immer die Beste meines Jahrgangs bin, und dass ich einige neue Zaubertränke erfunden habe! Alles andere, was ihre dämliche Feder da schreibt, ist reine Verleumdung!"

Rita Kimmkorn lachte nur und ließ die Feder weiter über das Papier kratzen.

„Dir werde ich's zeigen, du Hexe", sagte Luna und begann hastig, alle Rollen, die Rita fallengelassen hatte, aufzuklauben, und ehe diese begriff, was geschah, war Luna schon auf und davon.

„Egal", sagte Rita sich, „ich habe sowieso genug Material, und meine Artikel sind so gut wie fertig." Sie schaute zufrieden in ihre große Tasche, die mit Pergamenten vollgestopft war, und dachte an die Rollen, die sie in ihren weiten Gewändern versteckt hatte. Plötzlich aber erinnerte sie sich an etwas, und begann, hektisch in der Tasche zu kramen; vergeblich, - „Rita Kimmkorns geheime Leidenschaft" war nicht mehr da. „Verdammt!" murmelte sie.

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Zwischen den Regalen hielten Cornelius Fudge, Dolores Umbridge und Lucius Malfoy an einem eigens herbeigezauberten Konferenztisch eine Krisensitzung ab. Sie waren über ein Pergament gebeugt und lasen:

„Dieses Jahr wird ein neuer Minister für Zauberei gewählt. Ludo Bagman, in chronischen Geldschwierigkeiten, hat ein Wettbüro in der Londoner Winkelgasse eröffnet. Dort kann man nicht nur Quidditch-Toto spielen und Wetten auf Drachenkämpfe abschließen, nein, seit neuestem nimmt Bagman auch Wetten darüber an, wer der nächste Zaubereiminister wird. Erhält Cornelius Fudge ein neues Mandat? Wird Dolores Umbridge, vielversprechende hohe Beamtin im Ministerium, die sich zudem zur Zeit als Großinquisitor in Hogwarts hervorragend bewährt, seine würdige Nachfolgerin? Macht Lucius Malfoy, der nach Ansicht vieler ohnehin die Fäden im Ministerium zieht, das Rennen? – Oder tritt Arthur Weasley endlich aus dem Schatten seines subalternen Daseins heraus und zeigt seine wahren Fähigkeiten?"

„Hem, hem!"

„Was für ein Unsinn! Das ist ja völlig abwegig!"

„Arthur? Wie will der denn Wahlkampf machen, in seinen zerschlissenen und geflickten Roben? Lächerlich!"

Fudge las weiter:

„Ludo Bagman setzt auf Arthur Weasley. Die Quote steht 1:10 000. Was bewegt Bagman zu diesem waghalsigen Schritt? Verfügt er etwa über Insider-Informationen?"

Die drei sahen einander misstrauisch an.

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„Rita Kimmkorn war eine Hexe, sogar eine reinblütige, und sie liebte ihre magischen Fähigkeiten", las Luna Lovegood. Klar, dachte sie, wo wäre sie denn in diesem Beruf, ohne ihre Flotte-Schreibe-Feder, und wie käme sie an die Informationen, wenn sie sich nicht verwandeln könnte. Ein journalistisches Naturtalent ist sie jedenfalls nicht… Sie las weiter:

„Aber manchmal wünschte sie sich, ein Muggel zu sein, dann könnte sie sich endlich offen zu ihrer geheimen Leidenschaft bekennen und sie sogar öffentlich ausleben…

Rita Kimmkorn wünschte sich nichts sehnlicher, als Fernsehreporterin zu werden. Leider war aber das Fernsehen in der Zaubererwelt nicht akzeptiert, um nicht zu sagen, gänzlich unerwünscht, und der Besitz von Fernsehgeräten war verboten, handelte es sich doch um sogenannte Muggelartefakte…

Rita jedoch besaß nicht nur einen solchen Apparat, nein, sie hatte auch schon versucht, ihn zu behexen, sich heimlich in die Sendungen zu schmuggeln, die Nachrichten zu verändern, oder gar, ihre eigene Talkshow zu lancieren… Zunächst hatte sie nur die Geräte im engeren Umkreis beeinflussen können, aber nach und nach war es ihr gelungen, ihren Aktionsradius immer mehr zu vergrößern, und nun konnten ihre eigenwilligen Programme schon in ganz London von den Muggeln empfangen werden… was natürlich in regelmäßigen Abständen die Truppe zur Umkehr von Zauberei auf den Plan rief, die allerdings der Aufgabe, Gedächtnisveränderungen bei einer in die Zehntausende gehenden Zahl von Muggeln vorzunehmen, bald nicht mehr gewachsen war… Trotz mehrerer Verwarnungen vom Ministerium konnte Rita ihre suchtartige Leidenschaft immer weniger beherrschen… Nur gut, dass man schließlich feststellte, dass die Muggel keiner Gedächtnisveränderung bedurften, denn angesichts der Vielzahl der Sender und Programme waren sie von Ritas seltsamen Produktionen keineswegs überrascht, im Gegenteil, sie bekam sogar traumhafte Einschaltquoten…Nun aber hatte Cornelius Fudge höchstpersönlich beschlossen, der Sache ein Ende zu machen, denn es durfte einfach nicht sein, dass Zauberer- und Muggelwelt in einer derartigen Weise vermischt und verquickt wurden…"

So, so, dachte Luna, das ist also Rita Kimmkorns Geheimnis, sehr interessant…

Dann aber wurde sie abgelenkt. Einige Regale weiter stand eine hohe, dürre, schwarzgewandete Gestalt, über ein Pergament gebeugt. Als der Kopf unter der weiten Kapuze sich für einen Moment hob, funkelten rotglühende Augen aus einem fahlen Gesicht.

Luna fasste einen Entschluss und ging unter Aufbietung allen Mutes auf die Gestalt zu.

Plötzlich hörte sie hinter sich eine vertraute schnarrende Stimme:

„He, Luna, was machst du da?" Es war Draco Malfoy.

„Psst!" zischte Luna.

„Was ist denn los?" flüsterte Draco.

„Schau mal da hinten, siehst du die schwarze lange Gestalt?"

„Ja, und?" Draco war etwas unbehaglich zumute, er wusste ja, dass sein Vater hier mit den Todessern in geheimer Mission unterwegs war, und er hatte auch nichts dagegen, ging es doch offenbar darum, Harry Potter eins auszuwischen, aber es war ihm doch nicht recht, dass seine Mitschüler nun mitbekommen sollten, was sein Vater so trieb.

„Was, und? Das ist Lord Voldemort!"

„Psst!" kam es nun von Draco. „Wie kannst du seinen Namen aussprechen! Und woher willst du wissen, dass er es ist?"

„Ich bin mir sicher, ich habe sein Gesicht gesehen, und spürst du es nicht, diese eisige Kälte, diesen schwarzen Nebel…."

„Hör auf, komm, lass uns abhauen."

„Nein, im Gegenteil, ich gehe jetzt zu ihm. Kommst du mit?"

„Du bist ja total verrückt! Hast du denn keine Angst?"

„Eine Journalistin darf keine Angst kennen, und wenn du in diesem Beruf was werden willst, musst du dich was trauen! Ich gehe jetzt zu ihm und führe das erste Interview mit ihm, seit er wieder da ist, exklusiv für den Quibbler! Das wird der Aufmacher!"

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Die Blitze aus Ritas Kamera und die Flammen aus Dolores Umbridges Zauberstab hatten die Kämpfe zwischen Todessern und Phönixorden wieder aufflammen lassen, da beide Lager erneute Angriffe fürchteten, und so verstärkten sich der Lärm und das Kampfgetümmel allerorten und überall zuckten farbige Strahlen aus den Zauberstäben. Vergeblich versuchten die Lehrer, diejenigen der Schüler zusammen zu halten, die sie glücklich zum Ausgang gebracht hatten, nun stoben alle wieder in Panik auseinander.

Da erhob sich plötzlich über dem Lärm eine sanfte, aber deutlich vernehmbare Stimme:

„Was geht hier vor?"