Kapitel 9: Finale
Einige Personen wollen ihr Leben verändern. Lässt sich das Schicksal beeinflussen? Die wichtigste Person tritt auf, aber hat sie die Macht, den Lauf der Dinge zu ändern?
Eine zierliche Frau mit blonder Mähne, die ihr Gesicht halb verdeckte, stand in der Tür, in der einen Hand hielt sie einen Schuhkarton, in der anderen einen Zauberstab.
Sie schaute eine Weile dem Treiben im Saal zu, dann hob sie den Stab und fragte mit sanfter, aber deutlich vernehmbarer Stimme:
„Was geht hier vor?"
Ein Raunen ging durch die Menge, die, die vorne standen, verstummten und erstarrten, sie flüsterten es ihren Nachbarn zu; diese gaben es nach hinten weiter. Nach und nach breitete sich Stille aus, wie in einem Theater, wenn die Lichter ausgegangen sind und der Vorhang sich langsam öffnet. Und es war, als wäre nun ein Scheinwerfer auf die schmale Gestalt im Eingang gerichtet.
Sie schaute in die Runde, dann öffnete sie den Schuhkarton, zog einige Papiere heraus, las darin, schaute sich wieder um, nahm ein anderes Blatt und schüttelte den Kopf.
Sie ging auf den Tisch in der Mitte zu. Dort schrieb sie mit ihrem Zauberstab geheimnisvolle Zeichen, einen seltsamen Schnörkel und einige Buchstaben in die Luft: Im Rahmen erschienen mehrere dicke runde Punkte. Sie näherte sich nun dem Tisch und nahm einige Rollen in die Hand.
Ein Ausruf des Staunens ging durch die Menge.
Sie las nun in den Rollen und runzelte die Stirn, dann schaute sie sich um:
„Das ist der falsche Saal, völlig falsch, also so etwas…." murmelte sie.
„Dumbledore", sagte sie dann.
„Ja, Madam."
„Bitte sorgen Sie mit den anderen Lehrern dafür, dass die Schüler zügig und geordnet diesen Raum verlassen, und warten Sie am Eingang."
„Sofort, Madam."
„Herr Minister, Percy, Ministeriumsbeamte, an Ihre Arbeitsplätze zurück!"
Cornelius Fudge ordnete seine zerknitterte Kleidung und verbeugte sich respektvoll vor der blonden Dame, als er den Saal verließ.
Percy blieb unschlüssig stehen, aber die Dame bemerkte ihn nicht, denn sie war nun schon mit der nächsten Gruppe beschäftigt.
„Todesser, zu mir!" Schweigend scharten sich die Todesser um sie. „Warten Sie draußen beim Brunnen auf Ihren Auftritt. - Lord Voldemort, Sie auch, vergessen Sie nicht, Sie kommen erst ganz zum Schluss, haben Sie verstanden?"
„Sehr wohl, Madam." Lord Voldemort verneigte sich und verschwand.
„Der Phönixorden, darf ich bitten, auch ihr seid angesprochen, raus mit euch!"
Sie wandte sich nun Rita Kimmkorn zu:
„Geben Sie mir Ihre Artikel."
Rita zog einige Blätter aus der Handtasche. Die Dame inspizierte die Tasche und entdeckte noch weitere Papiere.
„Alle, habe ich gesagt!"
Rita zog ein paar Blätter aus der Rocktasche und den Ärmeln.
„So, und jetzt raus hier!"
Rita Kimmkorn bewegte sich in Richtung Ausgang, blieb dort jedoch stehen, in der Hoffnung auf weitere interessante Informationen.
„Harry, Sirius, Percy, worauf wartet ihr? Rabastan, Mulciber, Jugson, was wollen Sie denn noch? Nymphadora, raus mit dir! - Gilderoy? Sie hier? Von einem geheimen Verbindungsgang zwischen St.Mungo's und dem Ministerium habe ich aber nie etwas gesagt…. Lucius Malfoy, Sie sind ein Todesser, vor mir brauchen Sie sich doch jetzt wirklich nicht zu verstellen!"
„Entschuldigen Sie, Madam, aber ich will mich vergewissern, dass Rabastan, Mulciber und Jugson uns nicht klammheimlich verlassen!"
„Wieso?"
Die drei Todesser machten der Dame verzweifelte Zeichen, und schließlich verstand sie, dass sie ihr etwas mitteilen wollten, das offensichtlich nicht für andere Ohren bestimmt war. Sie wandte sich zu ihnen:
„Also, was wollen Sie mir denn so wichtiges sagen?"
Mulciber zeigte ihr eine Pergamentrolle.
„Das haben wir hier gefunden, und wir möchten es gern ausprobieren."
„Das geht nicht, das ist völlig unmöglich!"
„Aber wir wollen das Dunkle Mal nicht mehr. Wir haben schon alles versucht, um es loszuwerden, und wir dachten, vielleicht klappt es ja damit…"
„Nein, zum letzten Mal, ihr könnt nicht einfach machen, was ihr wollt, ich brauche zwölf Todesser, und keinen weniger, also, raus mit euch an den Brunnen!"
Mit gesenkten Köpfen und trauriger Miene verließen die drei den Saal.
„Hem, hem!"
Die blonde Dame drehte sich nervös um.
„Dolores, was tun Sie im Ministerium? Sie gehören nun wirklich nicht hierher!"
„Hem, hem, so können Sie mich nicht abspeisen. Ich bin schließlich nicht irgendjemand! Was soll denn eigentlich aus mir werden? Wie soll es mit mir weitergehen? Ich habe genau drei Prophezeiungen gefunden, und keine davon ist besonders schmeichelhaft. Ich will nicht im Verbotenen Wald von den wilden Tieren verspeist werden!"
„Beruhigen Sie sich, Dolores, Sie werden nicht sterben!"
„Aber was wird mit mir passieren?"
„Das kann ich Ihnen nicht sagen, das müssen Sie doch einsehen!"
„Aber es ist ungerecht, ich werde nur negativ beschrieben, Sie lassen ja kein gutes Haar an mir!"
„Stehen Sie zu Ihrer Rolle!" warf Lucius Malfoy ein, machen Sie es wie ich, I am a very dark character, Sie werden sehen, es macht Spaß, böse zu sein, und geben Sie doch zu, dass Sie es genießen, die Schüler zu quälen!"
Dolores' blasses Gesicht färbte sich leicht rosa, als sie an die dritte Rolle dachte. „Möglich", erwiderte sie, „aber Sie haben gut reden, Sie sehen wenigstens gut aus…"
„Gestatten Sie", mischte sich Gilderoy Lockhart ein, „dass ich dazu etwas sage. Sehen Sie, die Kleidung macht viel aus. Ich würde sagen, schwarz, so wie dieser Herr es hier trägt, ist die ideale Farbe für die dunklen Figuren, und dann in dieser wunderbaren Kombination mit diesen gedämpften Rottönen, das ist wirklich sehr geschmackvoll. Mir selbst würde das ja nicht stehen, meine Farbe ist zweifellos himmelblau, - mit einem kleinen Tupfer Gelb, oder auch ein zartes Lila… Lassen Sie mich überlegen, was Ihnen stehen würde… diese Strickjacken, nein, die sind unvorteilhaft, lassen Sie klein und gedrungen erscheinen, nein, Sie brauchen klare klassische Linien, ein schlichtes Kostüm in dunkelblau, hm, oder auch bordeauxrot, mit einer cremefarbenen Bluse, aber bitte keine Schleife um den Hals, und dann die Frisur, machen Sie etwas mit Ihren Haaren…. und ziehen Sie Schuhe mit hohen Absätzen an…"
„Übrigens", unterbrach ihn Rita, die immer noch nicht den Saal verlassen und aufmerksam zugehört hatte, „ich könnte Professor Umbridge für die Hexenwoche für die Rubrik „Verändern Sie Ihren Typ, magische Tricks und Tipps für ein erfolgreiches Auftreten" vorschlagen…"
Sie sah nicht, wie Nymphadora Tonks anfing, Grimassen zu ziehen und ihre Gesichtszüge zu verändern, während ihre Haare sich abwechselnd platinblond, rabenschwarz und knallrot färbten, bis sie sich schließlich für himmelblau mit gelben Tupfen zu entscheiden schien.
Die blonde Dame warf ihr einen tadelnden Blick zu, konnte aber nicht anders, als auf Tonks Zwinkern mit einem verhaltenen Lächeln zu reagieren, und ihre Mundwinkel begannen zu zucken, als Tonks anfing, mit ihren Körperformen zu experimentieren…
Da fasste sich Percy Weasley endlich ein Herz und fragte:
„Bitte, sagen Sie mir, werde ich mich mit meiner Familie versöhnen?"
„Ich verstehe nicht…"
„Ich habe ihn gesehen… Er war grauenhaft, ich hatte ja keine Ahnung, es tut mir so leid, und ich möchte mit meinen Eltern und Geschwistern, und mit Harry sprechen, bitte, versprechen Sie mir, dass ich dazu die Gelegenheit bekomme!"
„Percy, Sie wissen, dass ich dazu nichts sagen kann. Gehen Sie nun bitte an Ihren Arbeitsplatz zurück."
Resigniert verließ Percy den Saal.
„Die anderen auch, Rita, Dolores, Mr.Malfoy, Gilderoy, und auch du, Nymphadora."
Alle trotteten gehorsam hinaus.
Nun trat Harry einen Schritt auf die Dame zu und sagte leise:
„Joanne, darf ich etwas fragen?"
„Aber natürlich, Harry."
Harry wies auf Sirius und entrollte ein Pergament:
„Bitte, lies das, und sag mir, ob ich die nächsten Ferien mit Sirius verbringen kann…"
Joanne las aufmerksam, während Harry sie beobachtete.
„Ist das nicht schön?" fragte er.
Sirius stand einige Schritte weiter entfernt und versuchte, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen, aber seine ganze Haltung verriet seine innere Anspannung. Schließlich konnte er sich nicht mehr zurückhalten und fragte ungeduldig:
„Wie sieht es aus? Werde ich rehabilitiert, wird meine Unschuld bewiesen, und kann ich dann endlich meinen Pflichten als Harrys Pate nachkommen?"
Die zierliche Dame sah plötzlich sehr zerbrechlich aus, als sie sich so weit über das Pergament beugte, dass ihre langen Haare über ihr Gesicht fielen. Sie schwieg eine Weile, dann blickte sie auf und reichte Harry die Rolle:
„Das ist wirklich wunderschön", sagte sie leise. Wieder fielen die Haare über ihr Gesicht. In diesem Moment kam Albus Dumbledore und meldete, dass nun alle Schüler und Lehrer den Saal verlassen hatten.
„Was haben Sie?" fragte er.
„Nichts, nichts." Die Dame rieb sich die Augen und blinzelte. Dumbledore reichte ihr ein großes weißes Taschentuch, mit dem sie sich die Augen abtupfte.
„Danke, es geht schon wieder."
Dann räusperte sie sich und setzte nach einem kurzen Zögern hinzu:
„Harry und Sirius, auch für euch gilt, wie für alle anderen, ich kann euch nichts sagen…es tut mir leid, es tut mir so leid… Und nun müssen wir diesen Saal verlassen. Albus, können Sie die Tür hinter uns schließen?"
Sirius und Harry gingen hinaus, Joanne folgte ihnen, und als letzter schritt Dumbledore durch die hohe Tür. Bevor er sie endgültig schloss, schaute er sich noch einmal um.
Blau schimmerte die Fläche im Rahmen auf dem Tisch in der Mitte des Raums. „Plopp, plopp" machte es, als die Rollen hindurchflogen, jedes Mal gefolgt von einem Aufleuchten der bläulichen Fläche…
Leise schloss Dumbledore die Tür, und genau in diesem Moment sprangen die leuchtenden Ziffern im oberen Teil des Rahmens von 114121 auf 114122 um.
Ende
