Rechtliche Hinweise: Die bekannten Charaktere der Fernsehserie The Pretender gehören wie jeder weiß MTM und NBC. Meine Geschichte dient keinerlei kommerziellen Zwecken, sondern nur der Unterhaltung.
Personen: Jarod, Miss Parker, Sydney, Broots, Jo, Billy, (Lyle, Raines, Mr. Parker)
MENSCHLICHKEIT Teil 4150 Meilen östlich von Detroit, Michigan, 22. Juli, 7.25 Uhr
In dem großen Haus, das Jarod schon vor ein paar Wochen gemietet hatte, herrschte vollkommene Stille. Broots lag mit seiner Tochter Debbie schlafend in einem der Schlafzimmer, das ein Doppelbett besaß. Sydney und Jarod, dem die Kugel von Lyle herausoperiert worden war und der deswegen noch sehr geschwächt war, lagen in dem Schlafzimmer, das zwei getrennte Betten hatte. Miss Parker schlief in dem Raum, der nur ein Bett hatte und Jo und Billy hatten es sich gemeinsam auf der Schlafcouch, die im Wohnzimmer aufgestellt war, gemütlich gemacht.
Sie waren alle die ganze Nacht unterwegs gewesen. Billy und Sydney hatten Jarod ins Krankenhaus gebracht, wo Jarod sofort operiert worden war, während Sydney sich Zeit gelassen hatte, das Einlieferungsformular für Jarod unter falschem Namen auszufüllen und Billy in der Eingangshalle Ausschau nach eventuellen Centre-Angestellten gehalten hatte. Nachdem die Operation beendet worden war, hatte Sydney einen Wagen geliehen und Billy hatte den immer noch betäubten Jarod mit einem Rollstuhl unbemerkt hinausgeschmuggelt und in den Wagen gebracht. Dann hatte Billy das Steuer des Wagens übernommen, da er als einziger den Weg kannte und war durchgehend zu dem keinen Haus gefahren. Sie hatten keinen einzigen Stopp eingelegt und Sydney hatte sich während der Fahrt um Jarod gekümmert, der das Bewusstsein erst gegen Ende der Fahrt wieder erlangt hatte.
Miss Parker, Broots und Jo waren mit dem ersten Flugzeug, das geflogen war, nach Blue Cove zurückgekehrt. Sie waren schnell zu Broots' Haus gefahren, nur um dort festzustellen, dass dieses vollkommen mit Sweepern umstellt war. Jo hatte ungefähr ein Dutzend von diesen blitzschnell ausgeschaltet und hatte draußen Wache gehalten, während Broots und Miss Parker in das Haus gegangen waren und Debbie zusammen mit ihrer Babysitterin im Wohnzimmer spielend vorgefunden hatten. Die beiden hatten von der Aufregung um das Haus herum nichts mitbekommen. Broots hatte seiner Tochter ein paar Sachen eingepackt und kurz darauf waren die Vier, ebenfalls mit einem Mietwagen von Blue Cove aus zu dem Versteck gefahren. Mit dem Flugzeug wäre es natürlich schneller gegangen, doch wollte keiner es mehr riskieren, mit ihrem richtigen Pass zu reisen. So war auch Jo durchgehend gefahren und hatte jeden Vorschlag auf Fahrerwechsel strikt abgelehnt.
Jo blinzelte und öffnete ihre Augen. Sie hatte sich vor anderthalb Stunden schlafen gelegt, spürte jedoch keinerlei Müdigkeit mehr. Billy lag hinter ihr und hatte den Arm um sie gelegt. Beinahe im selben Moment wie Jo, wachte auch er auf und spürte natürlich sofort, dass auch Jo nicht mehr schlief.
„Morgen, Süße", murmelte er und küsste seine Freundin auf die Wange.
„Morgen", lächelte Jo. Billy zog sie noch näher an sich und Jo kuschelte sich an ihn.
„Ist dir bewusst, dass wir das erste Mal ohne Bewacher in Freiheit sind?" Billy flüsterte, obwohl außer ihnen niemand im Raum war.
„Stimmt", meinte Jo lächelnd. „Fühlt sich gut an, nicht?"
Billy nickte leicht. „Wie wär's mit einem kleinen Spaziergang?"
„Sicher!"
Die beiden standen langsam auf. Da keiner Klamotten dabei gehabt hatte, hatten beide nur ihre Jeans ausgezogen und in ihren T-Shirts geschlafen. Nachdem sie sich angezogen hatte, verließen die beiden lautlos Hand in Hand das Haus. Während die anderen noch schliefen, schlenderten sie über die große Wiese, die das Gebäude umgab. Es war sehr abgelegen, was Jarod ja auch beabsichtigt hatte.
„Du weißt, dass es heute noch jede Menge Fragen geben wird?" fragte Billy vorsichtig. Jo nickte nur.
„Und da Jarod im Moment flach liegt", fuhr er fort. „werden wohl wir die alle beantworten müssen!"
„Kein Problem!" Jo lächelte Billy aufmunternd an. „Das kriegen wir schon hin!"
Eine Weile wanderten die zwei schweigen umher, bis Jo 100 m entfernt einen blühenden Apfelbaum entdeckte und darauf zeigte.
„Wer als erster da ist...", rief sie und rannte auch schon los.
„Das ist unfair", hörte sie Billy hinter sich und war im nächsten Moment beim Baum angelangt. Ein paar Sekunden später kam auch Billy angerannt und riss Jo lachend mit ins Gras. Die beiden rollten durch das Gras, bis Jo auf Billy liegen blieb.
„Das war fies", beschwerte sich Billy schmollend. „Du weißt ganz genau, dass deine Gene fürs Rennen besser geeignet sind, als meine."
„Och", meinte Jo neckisch. „Deine Gene sind auch nicht die schlechtesten!" Sie küsste ihn. „Ehrlich gesagt..." Sie küsste ihn wieder. „Finde ich deine Gene nahezu perfekt!"
„Nur nahezu! Ich bin schockiert! Aber wenn ich's recht bedenke, du bist schließlich auch nicht perfekt!" Billy grinste.
„WAS?" Jo richtete sich empört auf. „Das wirst du mir büßen!" Jo begann, Billy am ganzen Körper durchzukitzeln, der schon nach kurzer Zeit zur Aufgabe bereit war.
„Du gibst auf?", fragte Jo.
„Ich gebe auf", antwortete Billy und küsste seine Freundin.
Miethaus, 150 Meilen östlich von Detroit, 11.35 UhrBroots und Debbie,, die beide in der Nacht während der Autofahrt viel geschlafen hatten, saßen am Esstisch und spielten mit Billy Karten. Als Sydney aus seinem Zimmer kam, versuchte Jo gerade, ein Mittagessen zu kochen.
„Wie geht's Jarod", fragte Jo sofort, als sie Sydney sah.
„Unverändert", antwortete Sydney. „Aber ich denke nicht, dass Lebensgefahr besteht, solange er liegen bleibt."
„Gut zu wissen", meinte Miss Parker, die unbemerkt aus ihrem Schlafzimmer gekommen war. Eine Weile schwiegen alle, während Jo weiter am Ofen hantierte.
„Essen ist fertig", rief sie schließlich.
„Was gibt's denn", wollte Sydney wissen und setzte sich an den Küchentisch. Auch die anderen nahmen Platz, Billy stellte jedem ein Teller, Besteck und Gläser hin.
„Unmengen an Rührei mit Butterbroten", erklärte Jo. „Das ist das einzige, das im Haus war. Ich denke, wir sollten so schnell wie möglich was einkaufen!"
Billy nickte, während er erst allen anderen und dann sich selbst Rührei aufschaufelte. „Wir haben überhaupt nichts mitgebracht!"
Broots nickte ebenfalls und schmierte nebenbei seiner Tochter ein Butterbrot. „Wo ist hier das nächste Einkaufszentrum?"
„Ein paar Meilen westlich von hier, hab ich auf dem Weg hier her eines gesehen", berichtete Billy.
„Ich unterbreche eure Planungen ja nur ungern", meinte Miss Parker. „Aber denkt ihr nicht, dass es langsam mal Zeit wird, dass wir über alles hier reden?"
Jo und Billy warfen sich stumme Blicke zu. Billy lächelte Jo zu. „Das hat Zeit", antwortete diese. „Erst sollten wir einkaufen fahren! Wir brauchen alle Kleidung zum Wechseln, was zu Essen und was sonst noch so anfällt! Und vor allem sollten wir Schmerzmittel für Jarod auftreiben!"
Miss Parker nickte. „Aber spätestens heute Abend will ich wissen, was Sache ist!" Sie schob sich eine Gabel voll Rührei in den Mund.
„Ich denke, das ist nur fair", stimmte Jo zu und schwieg, um endlich auch selbst zu essen. Sydney war als erster fertig und brachte das restliche Essen Jarod, der inzwischen aufgewacht, doch immer noch sehr geschwächt war.
„Einer von uns sollte vermutlich hier bei Jarod bleiben", überlegte Jo derweil weiter. „Wir können ihn hier nicht alleine lassen!" Sie sah die anderen im Raum an, die nickten.
„Ich schlage vor", fuhr Jo fort. „Dass Miss Parker hier bei Jarod bleibt."
„WAS?" fuhr Miss Parker auf. „Wieso ich?"
„Ist doch logisch", erklärte Billy an Jos Stelle. „Jo und ich sind die einzigen, die den Weg kennen, Debbie können wir kaum hier lassen und wenn Debbie mitkommt, muss ihr Vater auch mitkommen. Und Sydney hat sich die ganze Nacht um Jarod gekümmert."
„Ihr wisst doch beide den Weg", meinte Miss Parker missmutig zu Jo und Billy. „Warum kann nicht einer von euch fahren und einer bleibt hier?"
„Weil es gestern nacht verdammt dunkel war, wir andere Sorgen hatten, als ein Einkaufzentrum und sich deswegen keiner von uns genau an den Weg erinnert." Jo blieb gelassen.
Miss Parker starrte die anderen an. Die Argumente waren verdammt gut. „Na schön! Wenn's sein muss!"
„Gut", lächelte Sydney. „Ich schlage vor, dass wir so schnell wie möglich fahren! In einer halben Stunde?"
Alle nickten. „Stopp", rief Broots plötzlich und alle wandten sich ihm zu. „Was ist mit Geld? Ich hab keines bei mir!"
Allen anderen ging es ebenso. „Keine Sorge", meinte Billy beruhigend. „Wir haben genug Geld! Wir erklären euch später, woher!"
„Es ist nicht illegal, oder" fragte Sydney besorgt. Billy und Jo schüttelten den Kopf. Beruhigt ging Sydney um nach Jarod zu sehen, Broots und Debbie wollten spazieren gehen und Miss Parker verzog sich auf ihr Zimmer.
„Wir können uns nicht an den Weg erinnern?" Billy sah seine Freundin an. „Eine blödere Ausrede hast du wohl nicht gefunden?"
Jo grinste. „Warum denn? Hat doch funktioniert!" Sie ging in eines der beiden Bäder, um eine Dusche zu nehmen. Billy sah ihr kopfschüttelnd nach.
Einkaufzentrum, 143 Meilen östlich von Detroit, 12.15 UhrBilly parkte den Wagen mit den insgesamt fünf Insassen auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum und ließ alle aussteigen, bevor er selbst auf den Wagen verließ und das Auto absperrte.
„Ich schlage vor, dass wir uns trennen", meinte er dann. „Sagen wir, in zwei Stunden wieder hier?"
„Was sollen wir denn zwei Stunden lang machen", fragte Sydney verwundert.
Billy zuckte mit den Schultern. „Entweder Sie lassen sich etwas einfallen, oder sie versuchen Jo dazu zu bringen, weniger als zwei Stunden in einem Einkaufzentrum zu verbringen. Und glauben Sie mir, es ist einfacher, ein Krokodil ohne Gefahr ins Maul zu greifen, als Jo aus einem Geschäft zu bringen."
Jo gab Billy einen leichten Schlag gegen die Brust. „Verleumdung!"
„Natürlich", meinte Billy ironisch und grinste.
Jo zog einen Batzen Geld aus ihrem schwarzen Ledermantel und reichte jedem 500 Dollar. Debbies Geld bekam Broots.
„Kauft einfach was ihr wollt, das Geld haben wir vom Centre abgezweigt, denen tut es nicht weh! Billy und ich kaufen Lebensmittel und Getränke und so ein Zeug, okay? Also in zwei Stunden wieder hier!" Jo sah alle der Reihe nach an. Jeder nickte. Dann nahm sie Billy an der Hand und beide liefen zusammen in Richtung des Einkaufszentrums.
„Wohin zuerst?" fragte Billy, als sie es betreten hatten.
Jo sah sich um. „Also die Lebensmittel sollte wir erst am Schluss kaufen! Entweder kaufen wir erst Klamotten oder einen Laptop."
„Also, da ich mir ziemlich sicher bin, dass der Klamottenkauf von deiner Seite her jede Menge Zeit in Anspruch nimmt, sollten wir erst in ein Elektrogeschäft!"
Jo grinste und folgte ihren Freund in eines der Geschäfte. Dort kauften sie den neuesten Laptop, den es gab, holten ihn gleich aus der Verpackung und nahmen ihn nur in der schwarzen dazugehörigen Tasche mit. Als nächstes gingen sie in ein Modegeschäft, wo Jo vier Jeans, zwei Pullover, drei T-Shirts und vier Tops kaufte. Billy kaufte sich drei Jeans, fünf T-Shirts und drei Pullover. Mit Tüten beladen liefen sie durch das Einkaufszentrum zwischen den Läden herum, bis sie an einem Schuhgeschäft vorbeikamen.
„Da müssen wir rein", rief Jo und zog Billy mit.
„Aber nur, wenn du mir versprichst, nicht mehr als fünf Paar Schuhe zu kaufen und dass es nicht länger als eine halbe Stunde dauert."
Jo grinste. „Ich kann's ja versuchen!"
Eine Stunde später kamen sie aus dem Laden. Jo besaß nun sieben Paar Schuhe mehr als vorher, die sie aus den Kartons genommen hatte und in einer Tüte trug. Billys drei Paar waren auch darin. Jetzt mussten sie nur noch Lebensmittel einkaufen, was sich jedoch als äußerst schwierig gestaltete, da Jo und Billy einen ziemlich guten Appetit hatten. Schließlich hatten sie vier große Plastiktüten voll Essen gekauft, das hoffentlich eine Weile reichen würde. Schließlich gingen sie in eine Apotheke, wo Billy sämtliche Tüten übernahm und mit eine paar Missgeschicken die Apothekerinnen und Kunden so ablenkte, dass Jo unbemerkt in den hinteren Teil des Ladens schleichen und eine große Menge an Schmerzmitteln holen konnte. In die Schublade, in der die Mittel aufbewahrt worden waren, legte sie die entsprechende Menge Geld.
Als sie das Einkaufszentrum verließen und aus den Wagen zugingen, trug jeder der zwei seine Tüten mit den Klamotten und jeder zwei Tüten Lebensmittel, auf die sie die Schmerzmittel verteilt hatten. Jo schleppte die Schuhe, während Billy den Laptop transportierte. Sydney, Broots und Debbie warteten schon am Wagen. Da jeder von ihnen nur zwei Tüten hatte, waren sie etwas schockiert über die hohe Tütenanzahl von Billy und Jo.
Die Fünf fuhren zurück zum Miethaus. Wie sich während der Fahrt herausstellte, hatten Sydney, Broots und Debbie ein paar Klamotten gekauft. Sydney hatte in Miss Parkers Auftrag zwei Hosen und einige Shirts in ihrer Größe gekauft, die ihr hoffentlich gefallen würden.
Miethaus, 150 Meilen östlich von Detroit, 13.30 UhrAls Miss Parker kurz in Jarods Zimmer ging, um nach ihm zu sehen, bemerkte sie dass er wach war.
„Miss Parker?" fragte er leise.
„Wie geht es ihnen?" Miss Parker trat langsam näher.
Jarod richtete sich in dem Bett auf. „Einigermaßen gut, denke ich!"
„Das freut mich!" Miss Parker lächelte ihn an.
„Ja?" fragte Jarod vorsichtig.
Miss Parker nickte. „Ja, ich bin froh, dass es ihnen wieder besser geht!"
„Wo sind die anderen?"
„Die sind einkaufen gefahren! Eigentlich sind sie schon anderthalb Stunden unterwegs, sie könnten also langsam mal wieder kommen! Haben Sie Schmerzen?"
Jarod wollte eigentlich den Kopf schütteln, doch als er das Gesicht verzog, weil ihm sein Bein wehtat, nickte er leicht mit dem Kopf.
„Die anderen wollten Schmerzmittel besorgen!" Miss Parker wusste nicht recht, was sie sagen sollte.
„Das ist gut!" Er sah Miss Parker an. „Bereuen Sie es schon?"
„Was soll ich bereuen", fragte Miss Parker erstaunt.
„Dass sie mir geholfen haben und dass Sie sich gegen das Centre gestellt haben!"
Langsam schüttelte Miss Parker ihren Kopf. „Ich glaube nicht. Nein, im Moment bereue ich gar nichts! Sie sollten etwas schlafen! Werden Sie wieder gesund!" Sie stand auf und ging zur Tür.
„Miss Parker?"
Sie drehte sich noch einmal kurz zu Jarod um. „Ja?"
„Danke, dass Sie mir geholfen haben!" Jarod lächelte ihr zu.
Miss Parker lächelte zurück und verließ das Zimmer.
Miethaus, 150 Meilen östlich von Detroit, 14.30 UhrMit ihren Tüten beladen betraten Sydney, Broots, Debbie, Jo und Billy das Haus.
„Habt ihr den gesamter Bestand aller Läden aufgekauft, oder was?" fragte Miss Parker, die auf dem Sofa im Wohnzimmer saß, ein Buch lesend, das wohl der Hauseigentümer dort deponiert hatte.
Jo grinste. „Nicht ganz, aber ich denke, wir waren nah dran! Wie geht's Jarod?" Zusammen mit Billy stellte sie die Lebensmittel in der Küche ab.
„Besser, denke ich", antwortete Miss Parker. „Ein paar Schmerzmittel könnten trotzdem nicht schaden."
Billy nickte. „Ich geh schon!" Er zog die Tabletten aus einer der Tüten, klopfte an Jarod und Sydneys Zimmer an und trat kurz darauf hinein.
Sydney reichte Miss Parker eine Tüte mit der Kleidung, die er mit Hilfe von Debbie und Broots für sie ausgesucht hatte. Miss Parker verschwand mit einem „Danke" in ihrem Zimmer. Auch Broots und Debbie gingen in ihr Zimmer, um auszupacken. Sydney wollte Billy und Jarod, die – wie Jo vermutete – sicherlich einige Zeit miteinander reden würden, nicht stören und ging duschen.
Jo ging in die Küche, um die erstandenen Lebensmittel zu verräumen. Unterm Türstock blieb sie stehen, als sie merkte, wie ihr schwindelig wurde. Sie lehnte sich an die Wand, atmete ein paar Mal tief durch und ging, als es ihr wieder etwas besser ging, zu den Tüten. Als erstes holte sie ein großes Glas Nutella hervor, suchte einen Löffel und begann, die braune Masse zu essen. Sie merkte, wie es ihr mit jedem Löffel besser ging.
„Krieg ich auch was?" Jo fuhr erschrocken herum und sah Debbie in der Tür stehen.
„Natürlich, Kleine!" Jo holte einen Löffel. „Du hast doch nichts dagegen, wenn ich dich so nenne?"
Debbie schüttelte den Kopf, während sie ihren Löffel in das Glas eintauchte. „Nicht, wenn ich dich Große nennen darf!"
Jo grinste. „Ich denke, das ist kein Problem!"
Die beiden saßen eine Weile schweigend da und löffelten Nutella. „Gefällt's dir hier?" fragte Jo.
Debbie nickte lebhaft. „Es ist schön hier! Bloß ein bisschen langweilig!"
Jo lächelte. „Ein paar Minuten von hier ist ein kleiner See. Wir könnten uns Badesachen besorgen und schwimmen gehen!"
Debbie sprang auf. „Super! Wann geht's los?"
„Ich fürchte, heute nicht mehr. Keiner von uns hat Badesachen und im Einkaufszentrum waren wir heute schon. Aber wie wär's mit morgen?"
Debbie nickte. „Okay, ich gehe es Dad sagen, ja?"
Jo lächelte ihr zu und einen Augenblick später war Debbie verschwunden. Jo sah in das nunmehr leere Nutella-Glas und seufzte. Schließlich stand sie auf, warf das Glas in den Mülleimer und setzte sich wieder an ihre Arbeit vor den neuen Laptop.
Miethaus, 150 Meilen östlich von Detroit, 18.00 UhrNachdem sie alle zu Abend gegessen hatten, hatten sie sich in Jarod und Sydneys Zimmer versammelt. Jo und Billy saßen zusammen mit Jarod in dessen Bett, Sydney, Broots und Debbie saßen auf dem anderen. Miss Parker hatte sich einen Stuhl aus der Küche geholt, auf dem sie saß.
„Also, im Moment geht es wohl um die Wahrheit", begann Jo. „Also, die Wahrheit ist, dass Billy und Ich im Centre im Reagenzglas erschaffen wurden und dann Leihmüttern eingepflanzt wurden, die uns geboren haben. Das Centre hat sich aber wieder mal nicht mit einfachen genetisch erschaffenen Menschen begnügt, also haben sie und Tier-DNS untergemischt. Das ist unsere ganz Geschichte!"
Für einen Moment herrschte vollkommene Stille im Raum. Alle waren schockiert. „Woher kennt ihr Jarod", wollte Sydney wissen.
„Wir sind aus unserer Zweigstelle des Centres ein paar Mal unbemerkt abgehauen...", antwortete Billy.
„...und dabei haben sie mir einmal das Leben gerettet", vervollständigte Jarod den Satz. Jo hustete.
„Warum seit ihr immer wieder zurückgegangen, wenn ihr es geschafft habt, zu entkommen", fragte Debbie.
Billy lächelte sie an. „Wo hätten wir denn hingehen sollen? Wir kannten da draußen niemanden, hatten keine Ahnung von der Welt, wir wären vermutlich verloren gewesen!" Jo hustete wieder. Billy sah sie erstaunt an. „Alle klar?"
Jo nickte und stand. „Klar doch!" Im selben Moment bekam sie einen Hustenanfall und als sie einen Schritt machte, knickten ihre Füße ein und sie sank auf den Boden.
„Jo!" Billy stürzte auf seine Freundin zu und hob sie auf Sydneys Bett, das die anderen inzwischen schockiert geräumt hatten.
„Wann hast du das letzte mal eine Spritze bekommen", fragte Billy Jo leise.
„Vor über zehn Tagen!" Jo versuchte zu lächeln, doch es sah recht gequält aus.
„Was ist los?" wollte Miss Parker aufgebracht wissen.
Billy sah die anderen hektisch an. „Wie ihr ja vielleicht schon mitbekommen habt, haben Jo und ich einen ziemlich gut ausgeprägten Appetit. Der Grund dafür ist, dass unser Körper mehr Kalorien verbrennt, als wir futtern können. Kleiner genetischer Defekt. Jedenfalls müssen wir uns in regelmäßigen Abständen dieses Mittel spritzen, besser gesagt, reine Kalorien. Und dieses Mittel haben wir im Moment nicht hier!"
„Was ist, wenn sie das Zeug nicht bekommt", wollte Broots vorsichtig wissen.
Billy sah hinüber zu Jo, die auf dem Bett liegend andauernd husten musste. „Wenn sie das Zeug nicht in den nächsten 40 Stunden bekommt, wird sie sterben!"
Fortsetzung folgt...
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Lady Romantique: Vielen, vielen Dank für dein liebes Review, hab schon fast nicht mehr damit gerechnet, dass etwas kommt! Hier geht's erst mal weiter, aber mit den nächsten Kapiteln wird's wohl etwas dauern. Was Jo und Billy sind, ist mit diesem Kapitel eigentlich schon geklärt. Wenn du dennoch noch Fragen hast, melde dich und ich werde es in die nächsten Kapitel einbauen.
