Und noch ein Kapitel! Hach, das geht mir gut von der Hand! *froi*

@heitzi: Nein, es ist leider nie so einfach! *seufz*

@ all: Danke für die Reviews!

Kapitel 3

Von Angesicht zu Angesicht

Elrond ermahnte sich, seine Stirn nicht allzu sehr zu furchen, denn es schien ihm, dass sich seit Arwens Geburt dort einige Falten eingegraben hatten, die nicht mehr fortgingen. Dennoch konnte er diese Regung nicht unterdrücken, als er seine Tochter und Tîriel von einem Ausritt zurückkehren sah.

Die Frauen hatten ihre Waffen zwar in Decken eingewickelt, so dass es aussah, als würden sie Schlafrollen auf ihren Sätteln transportieren, aber Elrond kannte den Trick nur zu gut - immerhin hatten auch seine Söhne ihn schon angewendet.

Er verließ seinen Beobachterposten in der Bibliothek, eilte mit hinter dem Rücken verschränkten Armen durch die Halle und fing die beiden Frauen auf den Stufen ab. Arwen ließ sofort sichtlich verschämt den Kopf sinken, doch Tîriel begegnete seinem Blick mit einem gewissen Amüsement.

"Herr Elrond", sagte sie höflich. "Es ist eine Freude, Euch zu sehen."

"Es ist mir ebenfalls eine Freude. Hat Arwen Euch zu einem Ausflug überredet?" Er ließ demonstrativ seinen strengen Blick auf den Satteltaschen ruhen. Tîriel verschränkte die Arme und schien kein Wässerchen zu trüben, Arwen warf ihm einen zutiefst verletzten Blick zu, der ihn bis ins Herz traf. Doch er konnte und wollte sich davon nicht erweichen lassen.

Seine Tochter würde eines Tages sein Hauses als Gastgeberin vertreten, während seine Söhne Krieger waren. Etwas anderes war seinen Kindern nicht bestimmt und auch wenn Arwen sich dagegen auflehnte, würde sie irgendwann erkennen müssen, wo ihr Platz war.

"Ehrlich gesagt war es meine Idee", gab Tîriel nach einer Weile zurück und brachte Elrond damit etwas aus dem Konzept. "Ich habe gehört, Euere Berater ist heute Nacht wieder zurückgekehrt?"

Er wusste, dass sie das Thema wechselte, um von Arwen abzulenken, die unglücklich zu Boden starrte, doch er ging darauf ein.

"Ja, Glorfindel ist von seinem Ausflug zurückgekommen. Ich schlage vor, dass Ihr heute Abend eine Stunde nach Sonnenuntergang in meinen Gemächern erscheint. Dann könnt Ihr ihn kennenlernen. Ich akzeptiere übrigens kein Nein!"

"Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig." Für einen Moment meinte Elrond Widerwillen in Tîriels Augen zu sehen, doch einen Lidschlag später war das Gefühl verschwunden und als sie an ihm vorbeiging, um den Weg zu den Gästehäusern einzuschlagen, sah er nicht mehr als kühle Höflichkeit in ihr.

Arwen folgte Tîriel ohne zu zögern und Elrond begann sich zu fragen, ob die Front der gegen ihn gerichteten Rücken etwas zu bedeuten hatte.

***

"Du siehst sehr gut aus", sagte Arwen und ließ für einen Moment die Hände auf Tîriels Schultern ruhen. Tîriel lächelte schief.

"Das war doch nicht der Sinn der Sache, oder?" Sie betrachtete sich skeptisch in dem Spiegel vor dem Schminktisch. Arwen hatte ihr das Kleid von einer Bekannten besorgt, von dem sie dachte, niemand könne es tragen, ihr die Haare gemacht und etwas mit Schminke gezaubert. Und dummerweise fand sie, dass sie nicht schlecht genug aussah.

Das bronzene Orange des Kleides passte zu ihrem Haar und zu ihren Augen und auch wenn die beiden Zöpfe, die Arwen geflochten hatte, etwas bieder wirkten und der blasse Puder ihre natürliche Hautfarbe versteckte, so war es nicht zu verleugnen, dass sie gut aussah. Ungewohnt, aber gut.

"Ich habe mich sehr bemüht", lächelte Arwen, doch Tîriel sah den Funken Enttäuschung in den Augen der neugewonnen Freundin.

"Ich weiß", sagte sie versöhnlich. "Und ich bin dir auch sehr dankbar für all deine Hilfe. Vor allem, weil du genug eigenen Probleme hast. Wir können es auch sein lassen. Ich gehe hin, sage dem Mann, dass ich ihn nicht will und entschuldige mich bei deinem Vater. Dann hast du dir ein paar Gedanken weniger zu machen."

"Wir können jetzt schon nicht mehr zurück." Arwen wandte sich ab und trat ans Fenster, vor dem ein lauer Nachtwind wehte und den Duft der Bäume zu dem Gemach hinauftrug. "Sie sind beide solche Dickköpfe. Wenn du Glorfindel einen Korb gibst, wird das seinen Ehrgeiz anstacheln, selbst wenn er vorher gegen eure Verbindung war. Und mein Vater - er hat es sich eben in den Kopf gesetzt."

Tîriel erhob sich nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel, bei dem sie eine bewusst sauertöpfische Miene aufsetzte und zog Arwen in eine kurze Umarmung.

"Ich bin bald zurück", versprach sie und verließ den Raum. Arwens trauriger Blick entging ihr dabei nicht.

Ein Diener erwartete sie vor der Tür und führte sie zu Elronds Gemächern. Vor der Tür verharrte Tîriel kurz und sammelte sich.

'Bereit für das Spiel', dachte sie und bedeutete dann dem Mann, ihr die Tür zu öffnen. Nach einem letzten tiefen Atemzug trat sie ein.

***

Glorfindel sprang wie von der Tarantel gestochen auf, als sich die Tür öffnete. Elrond quittierte die Regung mit einem Kopfschütteln und trat dann der Frau entgegen, die mit raschelnden Röcken den Raum betrat.

"Tîriel, meine Liebe, Ihr seht wunderbar aus."

Glorfindel beäugte Tîriel so unauffällig wie möglich. Sie war wirklich eine Schönheit, in diesem Punkt musste er Aearon Recht geben. Doch ihn störte auf den ersten Blick so einiges. Ihre Erscheinung war etwas bieder und mit den Zöpfen und dem grellen Kleid sah sie aus wie ein Mädchen, das kaum dem Schulzimmer entstiegen war. Auch ihr Gesichtsausdruck ließ nicht darauf schließen, dass sie schon viel gesehen hatte.

"Danke, Herr." Sie schien ein auffälliges Interesse am Teppichboden zu haben und erst sehr spät hob sie den Blick und sah Glorfindel an. "Guten Abend", sagte sie und lächelte kurz.

Ihre Stimme war leise und unsicher, aber Glorfindel bemerkte es erst etwas später, nachdem er sich vom Anblick ihrer ungewöhnlichen Augen losgerissen hatte. Ihre Iris war von einem satten Braun, wie alter Sherry, und außen herum besaß sie einen Kranz wie aus flüssigem Gold. Glorfindel unterdrückte nur mühsam einen Seufzer. Wie konnten solche Augen nur an eine solche Frau verschwendet werden! Zumindest würde es ihr leicht fallen, ihn nicht zu mögen - sie getraute sich ja kaum, ihn anzusehen.

Elrond räusperte sich und riss ihn aus den wenig schmeichelhaften Gedanken.

"So leid es mir tut, ich muss mich jetzt zurückziehen. Plötzliche, dringende Geschäfte, die keinen Aufschub dulden." Er machte eine Geste zu dem gedeckten Tisch in der Mitte des Raumes. "Die Diener werden sich um das leibliche Wohl kümmern."

In diesem Moment wünschte sich Glorfindel, den Zaunpfahl, mit dem Elrond gewunken hatte, wirklich in Händen zu habe und ihn seinem Freund um die Ohren zu hauen. Doch bevor er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, war Elrond würdig und sich sichtlich keiner Schuld bewusst aus dem Raum geschritten.

Mit einem unheilsschwangeren Knall schlug die Tür hinter ihm zu und Glordfindel bereitete sich auf den langweiligsten Abend seines Lebens vor.