Kapitel 4
Nahkampf
Tîriel ließ sich von Glorfindel den Stuhl an der Tafel zurechtrücken und murmelte einen fast unhörbaren Dank. Sie hatte sich entschlossen, der Unhöflichkeit des Elben mit Desinteresse und gespielter Verwirrtheit zu begegnen.
Unter sittsam gesenkten Lidern beobachtete sie, wie Glorfindel mit lässiger Eleganz ihr gegenüber Platz nahm und als erstes ein Glas Wein hinunterschüttete. Für einen Moment kam ihr erneut der Gedanken, die ganze Maskerade zu beenden und Klartext mit ihm zu reden. Doch sie verwarf den Gedanken bei dem Anblick seiner hochmütigen Züge.
Er war wirklich so gutaussehend, wie Arwen ihn beschrieben hatte und vor allem sein Lächeln war anziehend. Doch es war ihm anzumerken, dass ihm die Tatsache, selbst älter als Elrond zu sein, hin und wieder zu Kopfe stieg.
Nach einem kurzen Klopfen trat ein Diener ein und servierte eine Broccolicremesuppe, etwas, das Tîriel noch niemals gegessen hatte, aber sehr schmackhaft fand. Zielsicher griff sie zum Dessertlöffel, vollkommene Unwissenheit um die verschiedenen Bestecke vorgaukelnd, ließ sich von dem Diener das Glas mit Wein füllen und warf dann einen vorsichtigen Blick zu Glorfindel.
Sein Gesicht war ein offenes Buch und sie musste ein Grinsen unterdrücken, als sie das Glas mit einem hörbaren Schlürfen leerte und schwungvoll absetzte. Er räusperte sich.
"Und - wie gefällt Euch Bruchtal?"
"Nett", gab sie mit leiser Stimme zurück. "Sehr ungewohnt."
"Elrond war ein Freund Eures Vaters?"
"Ja."
"Wart Ihr schon einmal hier?"
"Als Kind."
Bei den Menschen, wusste sie, gab es die Wendung "die Würmer aus der Nase ziehen" und genau dieses Spiel trieb sie jetzt mit ihm.
"Was sind Eure liebsten Zeitvertreibe?"
Das war eine Frage, die sie nicht wortkarg umgehen konnte. Blitzschnell rekapitulierte sie das Gespräch mit Arwen über seine Vorlieben.
"Ich lese gerne Bücher über die elbische Geschichte, gehe gerne spazieren und mag Tiere?"
"Reitet Ihr gerne?" Ein Funken Hoffnung keimte in seiner Stimme, den sie mit Genuss gründlich zerstörte.
"Ich hasse Pferde. Die sind so - groß. Nein, Hasen und Vögel."
Glorfindels Oberkörper machte einen Ruck, so als habe er sich gerade noch davon abhalten können, mit dem Kopf auf die Tischplatte zu knallen.
"Aha", war alles, was er hervorbringen konnte. Zum Glück wurden sie erneut von einem Diener unterbrochen, der den nächsten Gang auftrug, einen pikanten Auflauf. Die Suppenschüssel rückte er ein Stück weiter zu Tîriel hin und empfahl sich dann wieder.
Tîriel zwang sich zu einem scheuen Augenaufschlag und erkundigte sich:
"Ihr wollte mich heiraten?"
Glorfindel wurde bleich und nun war es an ihm, einsilbig zu werden.
"Ich -. Ehm -. So ist das nicht richtig, weil-." Er brach ab, sichtlich hilflos. Anscheinend brachte er es ebenfalls nicht fertig, ihr knallhart auf den Kopf zuzusagen, dass sie ihm nicht gefiel. Ein weitere Glas Wein schien es auch nicht besser zu machen, denn er hatte plötzlich auffällig großes Interesse an der Tischdecke und dem Kandelaber, der in der Tischmitte platziert stand und ein warmes Licht abgab. "Ich will Euch nicht beleidigen, Tîriel. Um Euch heiraten zu wollen, müsste ich Euch besser kennen."
"Ihr wollt mich nicht heiraten?" Sie zwang einen tumben, beleidigten Tonfall in ihre Stimme, obwohl sie innerlich fast vor Lachen platzte. Mit gekränkter Würde erhob sie sich und warf ihre Serviette mit Schwung auf den Tisch.
Doch was der kontrollierte Abgang einer Furie werden sollte, entwickelte sich in eine vollkommen andere Richtung. Ein Zipfel der Serviette blieb am Kerzenhalter hängen und dieser entflammte den feinen Stoff sofort. Eine Stichflamme schoss in die Luft, die sich blitzschnell auf das Tischtuch hinunterfraß. Tîriel reagierte, ohne groß nachzudenken. Mit einem Sprung war sie bei der Suppenschüssel und schüttete den noch immer heißen Inhalt mit Schwung in Richtung der Flamme.
In Richtung von Glorfindel.
Direkt in Glorfindels Schoß.
Nahkampf
Tîriel ließ sich von Glorfindel den Stuhl an der Tafel zurechtrücken und murmelte einen fast unhörbaren Dank. Sie hatte sich entschlossen, der Unhöflichkeit des Elben mit Desinteresse und gespielter Verwirrtheit zu begegnen.
Unter sittsam gesenkten Lidern beobachtete sie, wie Glorfindel mit lässiger Eleganz ihr gegenüber Platz nahm und als erstes ein Glas Wein hinunterschüttete. Für einen Moment kam ihr erneut der Gedanken, die ganze Maskerade zu beenden und Klartext mit ihm zu reden. Doch sie verwarf den Gedanken bei dem Anblick seiner hochmütigen Züge.
Er war wirklich so gutaussehend, wie Arwen ihn beschrieben hatte und vor allem sein Lächeln war anziehend. Doch es war ihm anzumerken, dass ihm die Tatsache, selbst älter als Elrond zu sein, hin und wieder zu Kopfe stieg.
Nach einem kurzen Klopfen trat ein Diener ein und servierte eine Broccolicremesuppe, etwas, das Tîriel noch niemals gegessen hatte, aber sehr schmackhaft fand. Zielsicher griff sie zum Dessertlöffel, vollkommene Unwissenheit um die verschiedenen Bestecke vorgaukelnd, ließ sich von dem Diener das Glas mit Wein füllen und warf dann einen vorsichtigen Blick zu Glorfindel.
Sein Gesicht war ein offenes Buch und sie musste ein Grinsen unterdrücken, als sie das Glas mit einem hörbaren Schlürfen leerte und schwungvoll absetzte. Er räusperte sich.
"Und - wie gefällt Euch Bruchtal?"
"Nett", gab sie mit leiser Stimme zurück. "Sehr ungewohnt."
"Elrond war ein Freund Eures Vaters?"
"Ja."
"Wart Ihr schon einmal hier?"
"Als Kind."
Bei den Menschen, wusste sie, gab es die Wendung "die Würmer aus der Nase ziehen" und genau dieses Spiel trieb sie jetzt mit ihm.
"Was sind Eure liebsten Zeitvertreibe?"
Das war eine Frage, die sie nicht wortkarg umgehen konnte. Blitzschnell rekapitulierte sie das Gespräch mit Arwen über seine Vorlieben.
"Ich lese gerne Bücher über die elbische Geschichte, gehe gerne spazieren und mag Tiere?"
"Reitet Ihr gerne?" Ein Funken Hoffnung keimte in seiner Stimme, den sie mit Genuss gründlich zerstörte.
"Ich hasse Pferde. Die sind so - groß. Nein, Hasen und Vögel."
Glorfindels Oberkörper machte einen Ruck, so als habe er sich gerade noch davon abhalten können, mit dem Kopf auf die Tischplatte zu knallen.
"Aha", war alles, was er hervorbringen konnte. Zum Glück wurden sie erneut von einem Diener unterbrochen, der den nächsten Gang auftrug, einen pikanten Auflauf. Die Suppenschüssel rückte er ein Stück weiter zu Tîriel hin und empfahl sich dann wieder.
Tîriel zwang sich zu einem scheuen Augenaufschlag und erkundigte sich:
"Ihr wollte mich heiraten?"
Glorfindel wurde bleich und nun war es an ihm, einsilbig zu werden.
"Ich -. Ehm -. So ist das nicht richtig, weil-." Er brach ab, sichtlich hilflos. Anscheinend brachte er es ebenfalls nicht fertig, ihr knallhart auf den Kopf zuzusagen, dass sie ihm nicht gefiel. Ein weitere Glas Wein schien es auch nicht besser zu machen, denn er hatte plötzlich auffällig großes Interesse an der Tischdecke und dem Kandelaber, der in der Tischmitte platziert stand und ein warmes Licht abgab. "Ich will Euch nicht beleidigen, Tîriel. Um Euch heiraten zu wollen, müsste ich Euch besser kennen."
"Ihr wollt mich nicht heiraten?" Sie zwang einen tumben, beleidigten Tonfall in ihre Stimme, obwohl sie innerlich fast vor Lachen platzte. Mit gekränkter Würde erhob sie sich und warf ihre Serviette mit Schwung auf den Tisch.
Doch was der kontrollierte Abgang einer Furie werden sollte, entwickelte sich in eine vollkommen andere Richtung. Ein Zipfel der Serviette blieb am Kerzenhalter hängen und dieser entflammte den feinen Stoff sofort. Eine Stichflamme schoss in die Luft, die sich blitzschnell auf das Tischtuch hinunterfraß. Tîriel reagierte, ohne groß nachzudenken. Mit einem Sprung war sie bei der Suppenschüssel und schüttete den noch immer heißen Inhalt mit Schwung in Richtung der Flamme.
In Richtung von Glorfindel.
Direkt in Glorfindels Schoß.
