@ Heitzi, Lady-of-Gondor, Shelley: *verbeug* Danke für die Reviews, ich bemühe mich! (

@ Lilith: Du armes Wesen! Klausuren! *brr* Ich werde Dir die Zeit versüßen! *lach*

Kapitel 7

Rosa und schwarze Wolken

Tîriel hatte Glorfindel schon eine Zeitlang vom Balkon ihrer Räume beobachtet, von denen man eine gute Sicht auf die Ställe und die großzügigen Gartenanlagen hatte. Es war ein wunderschöner Morgen über Bruchtal und das Blau des Himmels wetteiferte mit den satten Farben der Wiesen und Bäume, die sich in einem sachten Südwind regten.

Seit Arwen sie verlassen hatte, um sich den Studien zu widmen, die ihr Vater ihr aufgedrückt hatte, hatte sie wenig getan außer ihre Waffen zu polieren. Solange sie ihre Rolle spielte, durfte sie sich natürlich nicht bei ihren Übungen blicken lassen und es juckte ihr in den Fingern, wenn sie über das glatte Holz des Bogens strich.

Als sie Glorfindel nach dem kurzen Gespräch mit den Zwillingen sichtlich wütend in den Garten stapfen sah, erhob sie sich von ihrem Sitzplatz auf der Balustrade und begann, sich umzuziehen. Arwen hatte ihr weitere Kleider bringen lassen und so entschied sie sich für eine schlichte, braune Robe, flocht ihr Haare in einen sittsamen Zopf und machte sich auf den Weg, um Glorfindel im Garten abzufangen.

Arwens Plan, sich Glorfindel an den Hals zu werfen, bereitete ihr Unbehagen. Sie spielte ungern Spielchen, doch zur selben Zeit war ihr bewusst, dass Glorfindel sich möglicherweise durch eine direkte Anweisung und die Aufgabe ihrer Scharade provoziert fühlen würde. Da war es besser, das Spiel mitzuspielen und darauf zu hoffen, dass er sich irgendwann abwenden würde.

Elronds Gärten waren liebevoll angelegt und bestanden aus einer riesigen Rasenfläche, die sich durch verschiedene berankte Bögen in kleine Lauben teilte und von liebevoll bepflanzten Beeten begrenzt wurde. Mehrere Dutzend Elben kümmerten sich freiwillig um diesen Bereich Bruchtals, weil sie Blumen und Pflanzen liebten.

Tîriel lief über eine Hintertreppe und trat dann, in die Sonne blinzelnd, in den Morgen hinaus. Sie sah Glorfindel nicht mehr, doch sie folgte dem Pfad, den er ihrer Meinung nach gewählt hatte. Dabei überlegte sie, wie sie ihm am besten begreiflich machen konnte, dass sie die Erde unter seinen Füßen anbetete.

Tatsächlich sah sie ihn wenig später. Die Arme auf dem Rücken verschränkt, schien er es darauf anzulegen, eine Furche in den Boden zu laufen. Tîriel unterdrückte ein Grinsen. Er hatte etwas von einem in die Enge getriebenen Kaninchen und nun lag es an ihr, ihn endgültig in die Ecke zu drängen. So sehr ihr rationaler Verstand sich über den Kinderkram aufregte, den sie produzierte - eigentlich genoss sie die Situation.

Sein Kopf ruckte nach oben, als er sie entdeckte. Tîriel senkte brav den Blick und trat dann an ihn heran.

"Ihr!" Er spuckt das Wort fast aus.

"Ja, ich!" Sie probierte den vor dem Spiegel geübten Augenaufschlag, der laut Arwens Aussage Vögel vom Himmel blasen würde und lächelte scheu. "Ich hoffe, es geht Euch gut nach dem bedauerlichen Zwischenfall."

"Bedauerlich?" Er war sichtlich entsetzt und in der Erinnerung verfangen. "Das war pure Berechnung!"

"Wie könnt Ihr so etwas sagen?" Entsetzt hob sie eine Hand an den Ausschnitt ihres Kleides. "Ich würde Euch niemals etwas zuleide tun." Sie lächelte ihn strahlend an. "Ihr seid ein wunderbarer Mann."

'Und ich wirklich äußerst gemein', setzte sie in Gedanken hinzu, als sie jede Farbe aus seinem Gesicht weichen sah.

Mit wiegenden Hüften trat sie etwas näher, stützte die Hände in die Taille und fragte sich, ob diese Bewegung in ihrer Lederrüstung derart elegant ausgefallen wäre.

Einige Sekunden vergingen, in denen Glorfindels Blick hin und her huschte. Dann tat er das einzig Richtige.

***

Flucht! Glorfindel wich zurück. Ein einziger Reflex beherrschte seinen Körper. Da stand das verknöcherte Wesen mit der furchtbaren Frisur vor ihm und versuchte ihm klar zu machen, dass sie ihn mehr als mochte. Er kannte diesen Blick und es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass er einmal solche Gefühle in ihm auslösen würde.

In Gedanken verfluchte er Elrond, der diese Situation so präzise vorausgesagt hatte und trat den taktischen Rückzug an. Er eilte durch den nächsten Laubengang davon und fluchte, als er hörte, dass sie ihm folgte.

Durch das Grün der Efeuranken fielen einzelne Sonnenstrahlen auf den Weg, als er den Garten verließ und langsam in den Wald vordrang. Er konnte so etwas nicht gebrauchen! Es war schon schlimm genug, dass er sich von seinem Freund zu so einer hirnrissigen Aktion hatte hinreißen lassen. Die Frau war geisteskrank! Zumindest schwer verwirrt, dass sie sich von einem Moment zum anderen von einer kleinen Grille in ein liebestolles Etwas verwandelte.

Seine Sinne waren geschärft aufgrund der Situation und ihm wurde trotz seiner Verwirrung bewusst. Dass er nicht weitergehen durfte. In letzter Zeit hatte es immer wieder Zwischenfälle mit Orks und Ghulen in den Wäldern gegeben, die Glorfindel an alte Zeiten erinnerten. Obwohl er bewaffnet war und sicher wusste, dass die Wälder gut bewacht wurden, begann sein Puls schneller zu schlagen. Er stoppte abrupt am Rand eines kleinen Abhangs.

Tîriel war direkt hinter ihm, hatte sein Tempo mühelos halten können. Zu dumm war, dass sie mit nicht damit gerechnet hatte, dass er stehen blieb. Sie versuchte noch zu bremsen, doch dann prallte sie auf ihn. Glorfindel tat zur selben Zeit mehrere Dinge. Er schlang die Arme um sie, um sie aufzuhalten, trat einen Schritt zurück, fluchte und kippte dann rückwärts.

Staub und Blätter wirbelten auf, als sie gemeinsam den Hügel hinunterrollten, vor Schreck ineinander verkrallt, über Steine und Stöcke holpernd. Glorfindel merkte in den wenigen Augenblicken, in denen seine Welt nicht schwankte, das Tîriel ihn plötzlich von sich stieß und sich wie geschult richtig abzurollen begann und schließlich relativ unbeschadet an der Talsohle in einem aufstiebenden Berg Blätter aufschlug.

Glorfindel landete in einem Dornengebüsch.

'Natürlich', dachte er bitter, als er versuchte, sich aus dem Gestrüpp hervorzukämpfen. Und dann sah er die fünf Orks, die grinsend am Waldrand standen und ihm wurde endgültig klar, dass dies nicht der beste Tag in seinem Leben war.