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Kapitel 12
In die Traufe
Noch immer schlug der Regen mit aller Macht auf das Nebelgebirge ein und immer wieder stürzten Geröll - und Schlammlawinen an der Höhle vorbei, in der die Elben Unterschlupf gesucht hatten.
Tîriel ging unruhig hin und her, die Arme auf den Rücken gelegt und schreckte immer wieder auf, wenn sie ein unerwartetes Geräusch wahrnahm. Doch es geschah nichts und ihr Blick hinaus in die sturmumtoste Dämmerung wurde immer sorgenvoller.
Eine rasche Bewegung draußen ließ sie aufschrecken und ehe nur irgendein anderer Elb in dem Unterschlupf reagieren konnte, war sie hinaus in den Regen gelaufen, den Pfad hinunter, vor das Pferd, das sich, sichtlich verstört, sein Weg über das glitschige Geröll suchte.
Entschlossen griff sie dem Tier in die Zügel und begann tröstliche Worte zu murmeln. Die Ohren der Stute zuckten kurz, dann verharrte das Tier.
"Arwens Pferd", sagte eine Stimme hinter ihr und sie drehte sich halb um. Glorfindel stand hinter ihr, das Wasser lief durch sein blondes Haar und seine Augen blickten besorgt. "Verflucht."
Er ging neben Tîriel her, als sie das Pferd in den Unterschlupf führte, die Arme verschränkt, sein ganzer Körper ein Ausdruck grimmiger Anspannung. Tîriel kümmerte sich nicht darum, sondern übergab das Tier einem anderen Elben und nahm dann ihr Gepäck auf.
"Ich gehe", sagte sie kurzentschlossen. "Das Pferd lasse ich hier."
"Was?" Glorfindel kam mit großen Schritten auf sie zu. "Seid Ihr wahnsinnig?"
Tîriel fing seinen Blick auf, in dem sie neben vielen anderen Dingen auch Ärger lesen konnte. Ihre Mundwinkel zuckten nach unten.
"Sie ist allein dort oben. Ohne Pferd. Vielleicht verletzt. Das wisst Ihr ebenso gut wie ich, Glorfindel."
Dann drehte sie sich wortlos um und trat hinaus mit den Regen. Der Aufschlag der Tropfen auf ihrem Körper war fast ein kleiner Schock, denn sie begriff, was sie zu tun bereit war. Doch sie verdrängte alle Gedanken an die Risiken ihres Unterfangens und watete durch einige Sturzbäche zu dem Pfad zurück, den Arwen einige Stunden vor ihnen genommen haben musste. Sturm und Regen zerrten an ihren Haaren und ihrer Kleidung, doch sie achtet nicht darauf.
Mit großen, weit ausholenden Schritten machte sie sich auf den Weg bergauf.
***
Glorfindel sah Tîriel kopfschüttelnd hinterher und blieb unter dem Rand ihres Unterschlupfes stehen, die Beine auf Schulterbreite, die Arme verschränkt, ein Bild der Stärke bietend, wie er hoffte. Denn während er seinen Männern Unbeirrbarkeit demonstrieren wollte, ging in ihm etwas ganz anderes vor und er ärgerte sich ungemein darüber.
Tîriels Gestalt war hinter dem Vorhang des grauen Regens verschwunden und jede Minute, die verging, hoffte er, sie reumütig wieder auftauchen zu sehen, doch irgendwann musste er sich zugestehen, dass sie zu stur war, um seine Hoffnungen zu erfüllen.
Mit einem entnervten Seufzen dreht er sich um - und sah in reihenweise grinsende Gesichter.
"Was?", fuhr er die anderen Elben an. Berenon trat an ihr heran und machte eine lapidare Geste in Richtung des Unwetters.
"Wollt Ihr Eure Braut etwa da draußen allein lassen?"
"Meine Braut?", fuhr Glorfindel auf. "Wer hat denn so einen Unsinn erzählt?"
Berenon hob eine Augenbraue und verschränkte seinerseits die Arme.
"Die Zwillinge. Und obwohl sie manchmal über die Stränge schlagen, gibt es keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln."
Glorfindel barg für einen Moment den Kopf in der Hand und knete seine Nasenwurzel. Dann sah er auf, der Blick grimmig.
"In Ordnung. Ich habe schon verstanden! Aber wenn mir wegen dieser kleinen Hexe etwas zustoßen sollte, dann ist das allein die Schuld ihres Dickkopfes."
"Und wenn ihr dort etwas passiert, dann die Schuld Eures Dickkopfes", wagte Berenon zu bemerken und sah unglaublich weise und selbstzufrieden aus. "Ratet, wer danach besser dastehen wird."
Statt einer Antwort schulterte Glorfindel seinen Bogen und seine Tasche mit Vorräten.
"Wir sprechen uns noch."
Dann stapfte er aus der Höhle.
***
Tîriel wischte sich immer wieder das Wasser aus dem Gesicht. Trotz der Anstrengung, sich gegen den Wind zu krümmen und ihm so wenig Fläche zu liefern wie möglich, kam sie gegen die heulende Gewalt der Unbill des Wetters nur langsam voran. Ihre Stiefel bewegten sich schmatzend über den aufgeweichten Boden des steil zwischen den Felsen ansteigenden Pfades, aber sie sank nicht ein.
Dennoch kam sie hin und wieder aus dem Tritt, wenn ihr schnell talwärts gerissenes Geröll in den Weg kam. Das Heulen des Windes steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Crescendo und Tîriel kam der Gedanken, dass Glorfindels Zweifel an ihrem Plan vielleicht nicht ganz unberechtigt gewesen waren. Für einige Minuten presste sie sich in eine Felsspalte, ein wenig atemlos verharrend, und überlegte, was sie tun sollte.
Ein jähes Rumpeln über ihr ließ sie erschrocken aufblicken, doch in diesem Moment war es bereits zu spät. Eine Schlammlawine stürzte über einen Felsgrat seitlich über ihrem Kopf, Wasser, Schlamm und Steine begruben sie unter sich. Tîriel strauchelte, fiel und wurde mitgerissen. Mit den Armen rudernd und Dreck spuckend, versuchte sie irgendwo Halt zu finden, doch die Vegetation, die ihr eine rettende Wurzel hätte bescheren können, war samt und sonder, wenn überhaupt je vorhanden, ein Opfer des Wetters geworden.
Ihr Kopf tauchte unter und prallte gegen einen besonders großen Stein. Grelle Lichtblitze zuckten vor ihren Augen und sie nahm an, dass es eine Halluzination war, ihren Namen zwischen dem Wehklagen des Windes gehört zu haben. Bevor ihr Bewusstsein schwand, merkte sie noch, wie sie fiel.
Kapitel 12
In die Traufe
Noch immer schlug der Regen mit aller Macht auf das Nebelgebirge ein und immer wieder stürzten Geröll - und Schlammlawinen an der Höhle vorbei, in der die Elben Unterschlupf gesucht hatten.
Tîriel ging unruhig hin und her, die Arme auf den Rücken gelegt und schreckte immer wieder auf, wenn sie ein unerwartetes Geräusch wahrnahm. Doch es geschah nichts und ihr Blick hinaus in die sturmumtoste Dämmerung wurde immer sorgenvoller.
Eine rasche Bewegung draußen ließ sie aufschrecken und ehe nur irgendein anderer Elb in dem Unterschlupf reagieren konnte, war sie hinaus in den Regen gelaufen, den Pfad hinunter, vor das Pferd, das sich, sichtlich verstört, sein Weg über das glitschige Geröll suchte.
Entschlossen griff sie dem Tier in die Zügel und begann tröstliche Worte zu murmeln. Die Ohren der Stute zuckten kurz, dann verharrte das Tier.
"Arwens Pferd", sagte eine Stimme hinter ihr und sie drehte sich halb um. Glorfindel stand hinter ihr, das Wasser lief durch sein blondes Haar und seine Augen blickten besorgt. "Verflucht."
Er ging neben Tîriel her, als sie das Pferd in den Unterschlupf führte, die Arme verschränkt, sein ganzer Körper ein Ausdruck grimmiger Anspannung. Tîriel kümmerte sich nicht darum, sondern übergab das Tier einem anderen Elben und nahm dann ihr Gepäck auf.
"Ich gehe", sagte sie kurzentschlossen. "Das Pferd lasse ich hier."
"Was?" Glorfindel kam mit großen Schritten auf sie zu. "Seid Ihr wahnsinnig?"
Tîriel fing seinen Blick auf, in dem sie neben vielen anderen Dingen auch Ärger lesen konnte. Ihre Mundwinkel zuckten nach unten.
"Sie ist allein dort oben. Ohne Pferd. Vielleicht verletzt. Das wisst Ihr ebenso gut wie ich, Glorfindel."
Dann drehte sie sich wortlos um und trat hinaus mit den Regen. Der Aufschlag der Tropfen auf ihrem Körper war fast ein kleiner Schock, denn sie begriff, was sie zu tun bereit war. Doch sie verdrängte alle Gedanken an die Risiken ihres Unterfangens und watete durch einige Sturzbäche zu dem Pfad zurück, den Arwen einige Stunden vor ihnen genommen haben musste. Sturm und Regen zerrten an ihren Haaren und ihrer Kleidung, doch sie achtet nicht darauf.
Mit großen, weit ausholenden Schritten machte sie sich auf den Weg bergauf.
***
Glorfindel sah Tîriel kopfschüttelnd hinterher und blieb unter dem Rand ihres Unterschlupfes stehen, die Beine auf Schulterbreite, die Arme verschränkt, ein Bild der Stärke bietend, wie er hoffte. Denn während er seinen Männern Unbeirrbarkeit demonstrieren wollte, ging in ihm etwas ganz anderes vor und er ärgerte sich ungemein darüber.
Tîriels Gestalt war hinter dem Vorhang des grauen Regens verschwunden und jede Minute, die verging, hoffte er, sie reumütig wieder auftauchen zu sehen, doch irgendwann musste er sich zugestehen, dass sie zu stur war, um seine Hoffnungen zu erfüllen.
Mit einem entnervten Seufzen dreht er sich um - und sah in reihenweise grinsende Gesichter.
"Was?", fuhr er die anderen Elben an. Berenon trat an ihr heran und machte eine lapidare Geste in Richtung des Unwetters.
"Wollt Ihr Eure Braut etwa da draußen allein lassen?"
"Meine Braut?", fuhr Glorfindel auf. "Wer hat denn so einen Unsinn erzählt?"
Berenon hob eine Augenbraue und verschränkte seinerseits die Arme.
"Die Zwillinge. Und obwohl sie manchmal über die Stränge schlagen, gibt es keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln."
Glorfindel barg für einen Moment den Kopf in der Hand und knete seine Nasenwurzel. Dann sah er auf, der Blick grimmig.
"In Ordnung. Ich habe schon verstanden! Aber wenn mir wegen dieser kleinen Hexe etwas zustoßen sollte, dann ist das allein die Schuld ihres Dickkopfes."
"Und wenn ihr dort etwas passiert, dann die Schuld Eures Dickkopfes", wagte Berenon zu bemerken und sah unglaublich weise und selbstzufrieden aus. "Ratet, wer danach besser dastehen wird."
Statt einer Antwort schulterte Glorfindel seinen Bogen und seine Tasche mit Vorräten.
"Wir sprechen uns noch."
Dann stapfte er aus der Höhle.
***
Tîriel wischte sich immer wieder das Wasser aus dem Gesicht. Trotz der Anstrengung, sich gegen den Wind zu krümmen und ihm so wenig Fläche zu liefern wie möglich, kam sie gegen die heulende Gewalt der Unbill des Wetters nur langsam voran. Ihre Stiefel bewegten sich schmatzend über den aufgeweichten Boden des steil zwischen den Felsen ansteigenden Pfades, aber sie sank nicht ein.
Dennoch kam sie hin und wieder aus dem Tritt, wenn ihr schnell talwärts gerissenes Geröll in den Weg kam. Das Heulen des Windes steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Crescendo und Tîriel kam der Gedanken, dass Glorfindels Zweifel an ihrem Plan vielleicht nicht ganz unberechtigt gewesen waren. Für einige Minuten presste sie sich in eine Felsspalte, ein wenig atemlos verharrend, und überlegte, was sie tun sollte.
Ein jähes Rumpeln über ihr ließ sie erschrocken aufblicken, doch in diesem Moment war es bereits zu spät. Eine Schlammlawine stürzte über einen Felsgrat seitlich über ihrem Kopf, Wasser, Schlamm und Steine begruben sie unter sich. Tîriel strauchelte, fiel und wurde mitgerissen. Mit den Armen rudernd und Dreck spuckend, versuchte sie irgendwo Halt zu finden, doch die Vegetation, die ihr eine rettende Wurzel hätte bescheren können, war samt und sonder, wenn überhaupt je vorhanden, ein Opfer des Wetters geworden.
Ihr Kopf tauchte unter und prallte gegen einen besonders großen Stein. Grelle Lichtblitze zuckten vor ihren Augen und sie nahm an, dass es eine Halluzination war, ihren Namen zwischen dem Wehklagen des Windes gehört zu haben. Bevor ihr Bewusstsein schwand, merkte sie noch, wie sie fiel.
