@ All: Jahaaa, ich bin schon fies, gell? An der spannendsten Stelle aufzuhören... . Ich bedanke mich herzlich für die Reviews und wünsche viel Spass bei:

Kapitel 18

Morgen

Die Sonne kroch mit den ersten Strahlen über den Horizont, aber Tîriel bemerkte es kaum. Ein fuchtbarer Schmerz ließ sie zusammenzucken und obwohl sie nicht glaubte, getroffen worden zu sein, schoss ihr die Pein in alle Glieder. Nur mit Mühe schafft sie es, im Sattel zu bleiben. Die Zähne zusammenbeißend, hackte sie einem Ork den Arm ab und drängte Aglar weiter zum nächsten Gegner.

Ihr Herz schlug wie rasend, als sie erkannte, dass sie und die anderen Elben keine Chance haben würden, den Kampf zu gewinnen. Die Spitze eines Orkschwertes ritzte ihren Oberschenkel und wütend schlug sie erneut zu.

Glorfindels Kopf war nicht mehr über den schwitzenden, dunklen Leibern der Orks zu erkennen und plötzlich wusste Tîriel, was der seltsame Schmerz zu bedeuten hatte. Sie drängte Aglar mit den Beinen in die Richtung, in der sie den Elb das letzte Mal gesehen hatte und versuchte, den Angriffen so gut es ging auszuweichen.

Plötzlich sauste ein gefiederter Pfeil an ihr vorbei und bohrte sich in das Auge eines besonders wild aussehenden Ungeheuers. Und noch ein Pfeil. Und noch einer.

Tîriels Lippen zuckten, als sie das Triumphgejohle hinter sich hörte und die Stimmen genau erkannte. Immer mehr Geschosse flogen zielgenau in das Schlachtfeld und Orks fielen zu Dutzenden. Die Truppe des Bösen schrumpfte im Nu auf knapp zwanzig und da keiner der Orks zu ahnen schien, wie viele Angreifer sich ihnen nun überraschend entgegenstellten, taten sie das einzig Richtige. Sie machten sich davon, um nur aus der Reichweite der tödlichen Pfeile zu kommen.

Nun trat Stille ein, die jäh durchbrochen wurde von einer Stimme.

„Ich hatte einen mehr."

„Quatsch, Bruderherz. Hast wohl einen Sehfehler."

Elladan, Elrohir, Haldir, Aearon und fünf weitere Elben ritten über den Hügel und Haldir hob grüßend die Hand.

Tîriel nickte ihm zu und glitt vom Pferd, um über die Leiber der Toten zu den Elben eilen, die sich noch vor wenigen Minuten im Mittelpunkt des Getümmels befunden hatten. Die beiden jüngeren Kämpfer stützen sich gegenseitig. Tîriel entdeckte Aearon, der neben einem am Boden liegenden Körper kniete und es war, als würde ihr das Herz stehen bleiben, als sie Glorfindel erkannte.

Blitzschnell kniete sie sich neben Berenon und betrachtete besorgt Glorfindels blasses Gesicht. Die zahlreichen Schnittwunden machten ihr keine Sorgen, aber der Pfeil in seiner Seite. Seine Tunika war blutgetränkt und Berenon drückte ein Stück Stoff von seinem eigenen Gewand gegen die Wunde.

„Widerhakenpfeil", murmelte der kampferprobte Elb. „Können den hier nicht entfernen – und vor allem sollten wir jetzt weg, bevor es sich die Orks anders überlegen. Die Pferde sind tot."

Aus dem Augenwinkel sah Tîriel, wie die anderen herabgetrabt kamen.

„Das bekommen wir hin."

Sie war weniger sicher als sie klang.



Elrond schloss die Tür von Glorfindels Schlafzimmer hinter sich und als er sich umdrehte, sah er in einige besorgte Gesichter. Arwen, seine beiden Söhne, der Stallmeister Aearon, Berenon, Haldir von Lorien und Tîriel standen in dem Flur, ihre Gespräche waren bei seinem Anblick jäh verstummt.

„Und?", fragte Tîriel. Ihre leichten Verletzungen waren schon verbunden, aber Schmerz sah Elrond nur in ihren Augen.

„Ich kann es noch nicht sagen", gab Elrond leise zurück und mehr als ein Paar Schultern sackte nach unten. „Der Pfeil saß tief und hat innere Organe verletzt." Elladan und Elrohir tauschten zerknirschte Blicke, Haldir wirkte etwas fehl am Platze, da er so plötzlich in Familienangelegenheiten hineingezogen wurde denn Glorfindel war nun einmal Teil der Familie. „So, und jetzt Abmarsch. Er braucht Ruhe und die bekommt er nicht, wenn ihr den Flur hier in ein Diskussionsforum verwandelt."

Brav folgten sie dem Befehl und schließlich blieb nur Tîriel vor Elrond stehen und sah ihn an. Ihre Lippen waren zu einem festen Strich zusammengepresst und ihre Wangen waren blass.

„Elrond, ich -. Ich wusste, dass es geschehen würde und konnte nichts dagegen unternehmen."

Er legte ihr sanft die Hand auf die Schulter und lächelte auf sie herab.

„Ich habe mir schon so etwas gedacht. Glorfindel hat sich schon vor seiner Abreise beschwert, dass er die ganze Zeit das Gefühl hat, dass du in seinem Kopf herumspukst – was nichts mit Träumerei zu tun habe, wie er sagte."

„Aber ich will nicht, dass es so ist. Es belastet mich und ihn auch. Wie geht es wieder weg."

Elrond schmunzelte trotz seiner Sorge um Glorfindel über Tîriels trotzigen Tonfall.

„Das klingt, als sei die Verbindung zwischen Dir und meinem Berater so etwas wie eine böse Grippe. Eigentlich ist es ein Geschenk. Viele Lebewesen würden sich wünschen, in das Leben eines zweiten Wesens seinen derartigen Einblick zu erhalten. Nicht jeder kann erspüren, was den anderen bewegt, was ihm droht oder was er eigentlich sagen will."

„Bei einem Ehemann fände ich den Umstand interessant", murmelte Tîriel und senkte den Kopf, so dass Elrond ihre Augen nicht mehr sehen konnte. Ein kleiner Moment des Schweigens entstand, bis Elrond schließlich sagte:

„Schlaf etwas und gönn dir Ruhe. Das Letzte, was Glorfindel jetzt braucht, ist eine nervöse Frau in seinem Kopf – auch wenn er bewusstlos ist."

Tîriel nickte langsam und ging dann langsam den Gang hinunter. Elrond blickte ihr nach und lächelte versonnen. Dann kehrte er zu seinem Patienten zurück.