@ All: Danke für die Reviews, Mädels. Ich konzipiere momentan übrigens eine neue Story und hoffe, dass sie zustande kommt. Ich will nicht zuviel verraten, aber es geht darum, dass jemand plötzlich in einem Körper steckt, der ihm nicht gehört – und vor allem das falsche Geschlecht hat. *g*

Kapitel 19

Atem in Atem

Tîriel wartete, bis Elrond an ihr vorbeigeschritten war, dann schlüpfte sie aus ihrem Versteck hinter einem Wandbehang und ging so leise wie möglich den Gang entlang, bis sie vor Glorfindels Tür stand. Für einen Moment atmete sie tief durch und drehte dann die Knäufe.

Geräuschlos schwang die Pforte auf und Tîriel schlüpfte in den abgedunkelten Raum. Draußen, vor den Vorhängen, stand die Abendsonne am Himmel, doch im inneren von Glorfindels Räumen herrschte ein seltsames Zwielicht. Tîriel hoffte, dass Elrond gegangen war, weil es dem Verwundeten besser ging. Andernfalls hätte sie es wohl nicht gewagt, ihn zu besuchen.

Glorfindel lag in seinem Bett, in das weiße Gewand der Heilung gekleidet, das seiner Gesichtsfarbe in nichts nachstand und unter dessen dünnem Stoff sich die wulstigen Verbände um seine Seite deutlich abhoben.

Sein Brustkorb wurde nur von sehr leichten, kaum wahrnehmbaren Atemzügen gehoben und bei dem Gedanken, dass jeder davon der Letzte sein könnte, musste sich Tîriel auf die Bettkante setzen. Bislang hatte sie sich an den Gedanken geklammert, dass nichts und niemand dem Sturkopf Glorfindel etwas anhaben konnte. Ihn jetzt in diesem Zustand zu sehen traf sie vollkommen unvorbereitet.

Eine Weile saß sie so da und sah ihn nur an. Sie wusste nicht recht, was sie denken oder tun sollte.

„Stirb bloß nicht", sagte sie irgendwann und versuchte, ein Lachen in ihre zitternde Stimme zu legen. „Ich weiß nicht, mit dem ich mich sonst streiten sollte. Oder über wen ich mich aufregen soll. Du weißt es vielleicht nicht, aber Du bist schneller ein Freund für mich geworden, als ich dachte. In Deiner Nähe habe ich mich nicht allein oder verlassen gefühlt. Nie."

Doch es kam keine Antwort. Irgendwann legte sich Tîriel neben ihn auf das breite Lager, sorgsam darauf achtend, ihn nicht zu berühren, um ihm keine Schmerzen zu bereiten. So schloss sie die Augen und Elronds Worte kamen ihr in den Sinn – dass zwei verbundene Geister nur gemeinsam Ruhe verspüren konnten.

Wenig später war sie eingeschlafen.



Glorfindels Geist trieb durch Ozeane von Blut und Schmerz, gesäumt von den grinsenden Gesichtern der Orks, die ihn verwundet hatten. Hin und wieder hatte ihn Elronds ruhige Präsenz an die Oberfläche gelockt, seine Pein gelindert und ihm gut zugesprochen. Doch dann war er wieder hinabgesunken bis fast an den Grund, wo Dunkelheit war und lockende, beschützende Wärme.

Doch etwas hielt ihn fest, verhinderte, dass er ganz einging in diese Ruhe, die das Ende der Schmerzen versprach. Es war, als sei er an einen unsichtbaren Faden gebunden, und jemand am anderen Ende dieser Verbindung zog unaufhörlich, um ihn nicht fallenzulassen.

Für einen Moment meinte er, eine neue Stimme zu hören, die heiter zu ihm sprach und ihn bat, nicht aufzugeben und der Zug verstärkte sich, holte ihn erneut bis fast an die Oberfläche zurück.

Und dieses Mal blieb er dort, immer wieder durchstieß sein Bewusstsein fast den Rand des Erwachens, der Rückkehr ins Leben. Er wusste, er würde nicht mehr untergehen. Tîriel. Sie war bei ihm.



Sie erwachte von einer sanften Berührung ihres Gesichts und schlug die Augen auf. Es war dunkel in Glorfindels Gemach, doch eine Kerze brannte und sie vermutete, dass Elrond noch einmal zurückgekehrt sein musste, sie jedoch nicht gestört hatte. Goldenes Zwielicht strömte über das Lager, in

Als sie den Kopf drehte, rutschte die Hand, die ihr eine Locke aus dem Gesicht gestrichen hatte, vorsichtig zurück. Ihr Blick fing sich in Glorfindels Augen. Er lag auf seiner gesunden Seite und sah sie unvermittelt an, so als habe er nichts anderes zu tun in diesem Moment.

„Hallo" sagt sie leise. „Wie geht es Dir?"

„Ging mir schon besser", kam es etwas rau zurück und Tireil drehte sich ganz auf die Seite, um ihn besser ansehen zu können. Er war noch immer geisterhaft bleich.

„Dies ist hoffentlich keiner der Momente, in der ein verwundeter Mann noch einmal zu sich kommt, ein großes Wort verkündet und dann stirbt, oder?"

„Nein, ich denke nicht." Er tat, als müsse er nachdenken und sie bemerkte, wie anstrengend das Sprechen für ihn war. „ Habe nicht vor zu sterben und Dich und Arwen den ganzen Unsinn treiben zu lassen."

„Spielverderber."

„Danke."

Sie lächelte ihn an, gefangen in diesen Sekunden, in denen sie sanft stritten, so als wollten sie in ihrem Tonfall etwas anderes sagen als mit ihren Worten.

„Lass uns morgen reden. Richtig reden. Du musst jetzt schlafen."

Glorfindel nickte leicht und wie auf Befehl fielen ihm die Augen zu.

„Bleib bitte", murmelte er noch, bevor ihn die Erschöpfung wieder vollständig in die Hand bekam. Tîriel nickte, obwohl er es nicht mehr sehen konnte. Sie würde niemals etwas anderes tun wollen als dieses.