14. Begegnungen

Erst von ganz nahem konnte man sie sehen, die kleine Gestalt, versteckt, zusammengekauert in den Aesten der Buche, in die sie geflüchtet war, fast unsichtbar in den grauen und grünen Gewändern, die sie trug – Sam, der kleine Hobbit, harrte noch immer geduldig genau da aus, wo Legolas ihn, zusammen mit dem Ring, zurückgelassen hatte. Und wie der Wald um ihn herum im Wechsel des Tages sein Wesen änderte, so tat dies auch Sams Stimmung.

Oh ja, anfangs, als Legolas aufgebrochen war, nichts zurücklassend ausser einem mitleidvollen Blick, einem kurzen Druck mit der Hand auf des Hobbits Schulter – und den Ring – als die Aufregung, die Todesangst und das Grauen über Sarumans Angriff und die Verfolgung durch die Orks langsam verflogen war, da hatte es ihm nicht an Mut und Entschlossenheit gefehlt. Hatte nicht er, Samwise Gamdschie, der Gärtner aus dem Bruchtal, einem Elben das Leben gerettet und dem mächtigen Saruman die Stirn geboten?

Mit diesem Gedanken hatte Sam seine Kleider geordnet, sich eine bequemere – und besser verborgene – Astgabel gesucht und sich auf eine lange Wartezeit vorbereitet. Gelegentlich hatte er Legolas Ring aus der Tasche genommen, um ihn zu betrachten, um ihn dann gleich wieder sorgfältig zu verstauen. Um ehrlich zu sein: Unheimlich war ihm der Ring, mehr als unheimlich sogar, und es würde wohl das beste sein, ihn vorerst noch verborgen zu halten! Ja, er würde warten, bis Legolas wieder zu ihm zurückkehrte, mit der Hilfe, die er versprochen hatte, und bis dahin würde der Ring bei ihm in guten Händen sein.

So wie die Zeit floh langsam die Zuversicht aus Sam´s Herzen. Als die Abenddämmerung herankroch, ihre kalten, klammen Finger nach Sam zu greifen begannen, der Wald um den Hobbit herum sein Anlitz zu änderte, dunkel und bedrohlich wurde, kauerte sich Sam immer tiefer in seine Astgabel hinein. Die Aufregung des Kampfs und ihrer Flucht war längst verflogen, das Adrenalin pulsierte nicht mehr durch seine Adern, und die Realität begann ihn mehr und mehr zu stellen.

Es war kalt hier draussen, wenn man reglos irgendwo sass, und sein Magen erinnerte Sam mit schmerzhaftem Gerumpel, dass er nichts zu essen bei sich hatte – und wenn das Unglück es wollte, würde sich daran noch lange nichts ändern – und die Laute der Nacht, so anders als alles, was Sam bisher gehört hatte, begannen den Halbling zunehmend einzuschüchtern. Hatte er schon jemals eine so dunkle Nacht erlebt? Und hörte er nicht ab und zu, wenn er den Atem anhielt, ein leises Schleichen von irgendwoher, unter den Bäumen? Verdichteten sich nicht die Schatten um ihn zu unheimlichen Gebilden, deren Bedrohlichkeit in dem Masse zunahm, in denen Sam´s Aengste wuchsen?

Sam war ein sehr pragmatisch, praktisch denkender Hobbit – auf der einen Seite. Oh ja, er hatte den Kopf voller Flausen, wie sein Ohm das ausdrücken würde, wenn er auf Sams leidenschaftliche Vorliebe für Mythen, Sagen, Legenden und die Figuren, die darin auftauchten, anspielte. Sam´s Phantasie war in dieser Hinsicht unermesslich, die Welten in seinem Kopf und seinem Herzen grösser als ganz Mittelerde, doch immer schlug auch wieder seine Halbling-Natur durch, und Sam dachte an behagliche Hobbithöhlen, Essen, durchzechte Nächte und an Rosie; und an Gärten, in denen er die Bäume besonders liebte.

Und das war gut so, oder Sam hätte die Nacht in seiner unbequemen Astgabel kaum so unbeschadet überstanden! Dem Hobbit fehlte es an Fantasie, was die dunklen Mächte betraf. Er kannte nicht die Schlingen des Bösen und die tausend Wege, die es fand, um andere zu umgarnen, zu betören und zu vernichten. Sonst hätte er vielleicht daran gedacht, darüber nachzudenken, wo wohl die schwarzen Kreaturen blieben, die sie verfolgt hatten – und ob sie nicht irgendeinmal ihre Spur aufnehmen würden. Und ob Legolas wohl Bruchtal erreichen würde – daran verschwendete er keinen Gedanken. Sein Vertrauen in den Elben – in Elben allgemein – war blind und grenzenlos.

Und so sass er in seiner Astgabel und dachte sehnsüchtig an lustig flackernde Feuer, an gebratene Würste und Bierhumpen, wenn er nicht gerade vor Kälte erschauerte oder zusammenzuckte und nicht zu atmen wagte, weil er etwas gehört hatte.

Sam gehörte nicht hierher, in diese Lage, in die ihn sein tapferes Herz gebracht hatte, denn noch war sein Gemüt das eines Kindes, und er selbst ein Reh unter Raubtieren, doch das würde sich rasch ändern. In dem Augenblick, in dem Sam Saruman´s Angriff auf den Elbenprinzen verhindert hatte, war ein Stein losgetreten worden, der eine Lawine auslösen würde, eine Lawine an Ereignissen, die den noch ungeschliffenen Stahl in Sam, tief verborgen wohl auch vor ihm selbst, zu einem Schwert machen würden, das keine Gefahr, und keine Herausforderung mehr zu fürchten hatte. Ja, viele mochten Sam für ein wehrloses Opfer halten in dieser Welt voller Raubtiere; doch sie irrten sich, denn Sam besass die Eigenschaften, die einen wahren Helden ausmachten: Alles hinzunehmen, was einem das Leben austeilte, geduldig, sich beugend, doch niemals brechend, um dann mit dem gerechten Zorn des Guten gegen das Böse zurückzuschlagen; ohne Hass, ohne Groll, doch mit der Zuversicht, dass alles was man tat, die Welt zu einem besseren Ort machen würde.

*****

Die Raubtiere kamen ihm sehr nahe diese Nacht. Eine Bande marodisierender Orks, die in grösseren Gruppen als jemals zuvor die Wälder Bruchtals durchstreiften, hatte sich auf die Jagd begeben. Was sie eigentlich jagten, wussten sie nicht recht, denn mit Nahrung waren sie noch reichlich versorgt. Ihr gegenwärtiger Gebieter Saruman, dem sie in Aussicht auf reiche Beute gehorchten, hatte ihnen jedoch befohlen, sich versteckt zu halten, das war es, was an ihren schwarzen Herzen nagte.

Oh, wie hatte der Zauberer sie aufgepeitscht mit Worten, dass er sie mit Elbenfleisch füttern wollte,  doch ihre Vorfreude, ihre Begierde auf den Kampf war nach und nach gedämpft worden, als er sie zwar hiess, sich in der Nähe Bruchtals zu sammeln, ihnen aber befahl, sich noch zurückzuhalten, und dies seit drei Tagen.

Ihr Hass machte ihnen das Warten sauer. Unfähig, sich mit etwas anderem als Jagen, Fressen, Kämpfen und Töten zu beschäftigen, wurden die Orks unruhig, denn eine Beschäftigung mit sich selber kannten sie nicht, und einzelne von ihnen begannen auf der Suche nach Ablenkung – oder was sie darunter verstanden – in den Wäldern herumzulungern. Saruman hatte sie nicht in seine Pläne eingeweiht, und in ihrer Beschränktheit erkannten sie nicht, dass sie unentdeckt hätten bleiben sollen. Vielleicht waren sie sich aber auch ihrer Stärke bewusst, und sie fürchteten eine Entdeckung nicht, genauso wenig wie sie Saruman zu fürchten wussten.

Sam ahnte glücklicherweise nichts von der Gefahr, die ihm drohte. Seiner Angst und der Kälte zum Trotz war er endlich in einen leichten, von Alpträumen durchsetzten Schlaf gefallen, aus dem ihn das gelegentliche heisere Hissen oder Schnarren eines Orks nicht zu wecken vermochte.

In der Morgendämmerung erwachte Sam aus dem unruhigen Schlaf, in den er trotz allem gefallen war; und sofort verwünschte er lautlos seinen schmerzenden Rücken, denn Hobbits waren nun einmal nicht dazu geschaffen, auf Bäumen zu schlafen!

Er gähnte, blinzelte in die Morgendämmerung und stellte zu seiner eigenen Ueberraschung – und Zufriedenheit – fest, dass die Aengste der Nacht verflogen waren. In diesem unterschieden sich die Hobbits nicht viel von den Menschen. Im Lichte des Tages besehen nehmen sich ihre Aengste immer viel geringer aus, als es nachts, in der Stunde des Wolfes, der Fall ist!

Hätte Sam zudem noch etwas in seinem Magen gehabt, er wäre fast guter Dinge gewesen. So aber sass er, wenn auch nicht mehr ängstlich, doch zunehmend hungrig in seiner Astgabel, befingerte ab und zu den Ring in seiner Tasche und wartete.

Obwohl er sonst ein ziemlich geduldiger Hobbit war, hing ihm die erzwungene Untätigkeit schon bald zum Hals heraus, und, obwohl er es recht erfolgreich verdrängt hatte, die alptraumhaften Ereignisse der vergangenen Nacht lauerten noch in seinem Unterbewusstsein. So vergingen die frühen Morgenstunden, der Morgen; und dann der Mittag; und als die Schatten schon anfingen, länger zu werden, da hielt es Sam nicht mehr länger auf seinem sicheren Baum aus. Er hatte alles getan, um sich zu zerstreuen: Sich alle Gedichte hergesagt, die er irgendwann einmal gelernt hatte, sich Rosies Gesicht in allen Einzelheiten ausgemalt, ja, er hatte sogar begonnen, selber ein Lied zu dichten, in denen er er seine Abenteuer besang. Es waren zwar eher die Abenteuer eines Elben, denn Sam war zu bescheiden, sich selbst eine zu grosse Rolle in einem Lied zuzuschreiben, aber er war dennoch hochzufrieden mit seinem Werk. Dann aber hatten sich zunehmend Gedanken an Essen und Trinken in seinen Kopf geschlichen; und nachdem er sich ausgemalt hatte, was er nach seiner Rettung (die ihm jetzt, im hellen Tageslicht, selbstverständlich schien) alles vertilgen könnte, und nur noch Loblieder auf die Freuden des Speisens seinem Gedächtnis auftauchten, da war es um Sam geschehen: Er sprang von seinem Baum herunter, beseelt von nur einem Gedanken: Etwas Essbares zu finden.

Am Anfang war Sam auch recht erfolgreich damit: Er fand ein paar liegengebliebene Nüsse vom letzten Jahr, etwas Bärlauch und andere Kräuter, die ihm in seinem Hunger durchaus geniessbar schienen.

Doch auch einem hungrigen Hobbit musste an diesem Wald, in der er sich befand, etwas auffallen, und Sam bemerkte es ziemlich zu Beginn seiner kleinen Exkursion, ohne es sich jedoch eingestehen zu wollen: Etwas stimmte hier nicht. Es fiel einem auf, wenn man lauschte. Ausser dem Insektengebrumm; und dem Rascheln der Blätter und dem Tapsen von Sams Füssen auf dem Waldboden konnte man nichts hören. Keinen Laut. Es war, als schliefe der Wald, als gäbe es kein Leben in ihm das grösser war als ein Schmetterling. Ja, man konnte nicht einmal einen Vogel pfeifen hören, wo einem doch sonst zumindest ein Buchfink alle fünf Sekunden sein eintöniges Lied entgegenschmetterte!

Nachdenklich blieb Sam stehen und sah sich mit neu erwachtem Misstrauen um. Schlief der Wald; oder war das Leben aus ihm geflüchtet? Sein sicherer Baum, der Ort, an dem ihm der Elb treffen wollte, war schon längst aus seinem Blickfeld verschwunden...

Wie von selbst setzten sich Sam´s Beine in Bewegung, als die Ängste der Nacht ihn einholten, und als er gerade zu seinem Versteck zurückkehren wollte, hörte er das Brechen von einem Zweig. Sam erstarrte mitten im Schritt. Und wie um zu beweisen, dass das Geräusch nicht seinen überreizten Nerven entsprungen war, wiederholte es sich, gefolgt von einem unheimlichen Grunzen. Sam´s Nackenhaare stellten sich auf. Er wusste, was das bedeutete. Die schwarzen Monster der vergangenen Nacht hatten ihn –fast- eingeholt.

****

Schweiss rann über seine Stirn, brannte in seinen Augen, und für einen Augenblick zügelte Aragorn sein Pferd, um sich mit dem Handrücken über die Stirn zu wischen und zu blinzeln, bis sich seine Umgebung wieder beruhigte und der Boden vor seinen Augen nicht mehr verschwamm.

Arwen hatte ihr Pferd an seine Seite gelenkt. „Langsam, mein Geliebter." sagte sie auf elbisch, denn sie hatte die Erschöpfung um seine Augen gesehen. Aragorn zuckte zur Antwort die Schultern und seufzte. Er wusste, wie er aussehen musste – die Haare zerzaust, verschwitzt von dem schnellen Ritt, die Augen gerötet von den Anstrengungen des Spurenlesens – und Arwen neben ihm sah noch immer aus wie der frische Morgen. Der Ritt hatte ihren Wangen eine zarte Röte verliehen, und ein Ahornblatt war in ihrem Haar steckengeblieben. Sie war schön wie ersten Blumen des Frühlings, und wieder einmal wurde Aragorn sich bewusst, dass er sie mit geradezu schmerzhafter Innigkeit liebte – und sie dennoch, gerade jetzt, unnötigen Gefahren aussetzte.

„Was suchst Du denn nun wirklich?" fuhr Arwen fort. „Die Pflanzen, die Du brauchst, um Elwyne zu heilen, oder die alte Fährte deines unglückseligen eingesperrten Freundes?"

Aragorn seufzte. „Du weißt es schon die ganze Zeit?" fragte er.

Sie gestattete sich ein kleines Lächeln, und ihre Stimme war voller Zärtlichkeit, als sie sagte: „Ich kenne diesen Blick auf deinem Gesicht. Es ist der eines Jagdhundes über einer Spur." Dann wurde sie ernster und wiederholte ihre Frage: „Doch was hoffst Du hier zu finden?"

„Vielleicht habe ich schon etwas gefunden." sagte Aragorn grimmig und wies mit dem Kinn seitlich auf den Boden neben sich. Arwen folgte seinem Blick.

„Eine zweite Fährte..." sagte sie, einen Hauch von Ueberraschung in der Stimme, und Aragorn nickte grimmig. „Ja." sagte er. „Obwohl sie kaum ins Auge fällt, betrachtet man die Deutlichkeit der Spuren der Bruchtalelben.." Seine Augen blickten nachdenklich in die Ferne. „Die erste Spur, die eines Flüchtenden, führt vom Fluss weg. Die zweite Spur, die frischere, aber die eines unberittenen Mannes, kreuzt die alte Spur an dieser Stelle und führt dann zum Fluss. Eine Fährte hin, eine Fährte zurück."

Die Falten um Aragorns Augen vertieften sich. „Was mag sich hier bloss abgespielt haben?" Erneut suchte er den Boden ab. „Dein Vater und seine Elben sind direkt zum Fluss geritten zu der Stelle, wo sie Legolas gefunden haben, ohne seiner Spur zu folgen... Saruman hätte ihnen den Weg gewiesen, habe ich gehört?" Er warf einen fragenden Blick auf Arwen. Sie nickte düster.

„Nun, der Erfolg hat Saruman recht  gegeben..." ergänzte Aragorn bitter. „Und der Elbenkönig hat sein Wild gestellt, unten am Fluss."

Arwen nickte. Sie kannte die Geschichte, wollte Aragorn aber nicht unterbrechen.

„Ich zerbreche mir noch immer den Kopf darüber, wieso Legolas erst nordwärts geflohen ist, um sich kurz darauf nach Süden zurück durchzuschlagen. Es macht einfach keinen Sinn... Deshalb dachte ich, dass, wenn ich seinen Spuren folge, ich vielleicht irgendetwas finde, das Legolas´seltsames Verhalten erklärt. Auf eine andere Art und Weise, wie es Saruman tut."

„Der Wald ist voller Ork-Spuren." sagte sie. Es kann dies deinem Freund nicht entgangen sein. Vielleicht ist er deshalb zurückgekehrt..." Sie klang selbst nicht überzeugt von dem, was sie sagte. Doch was die Spuren betraf, da hatte sie recht! Es war offensichtlich, dass Orks jetzt mehr oder weniger frei in den Wäldern Bruchtals herumstreiften! Ein Grund mehr, nicht länger als nötig hier zu verweilen!

„Ich werde also der alten Fährte folgen." sagte Aragorn, und versuchte, eine Bestimmtheit in seine Stimme zu legen, die er nicht verspürte. „Vielleicht finden wir das Poisonous-Lady-Kraut unterwegs irgendwo. Es wächst zahlreich, wenn seine Zeit gekommen ist. Vielleicht haben wir Glück." Mit einem Schnalzen trieb er sein Pferd an. Arwen folgte in im geringen Abstand. „Was versprichst Du dir davon?" sagte sie zu seinem Rücken, doch er antwortete nicht, sondern suchte bereits erneut den Boden ab, wie ein Jagdhund seine Fährte verfolgt, und seine Augen leuchteten in einem unheimlichen Licht.

Schliesslich, nachdem sie schon eine Viertelstunde geritten waren, sah er zurück. „Es ist, wie ich mir gedacht hatte." sagte er. „Orks. Sie haben den Flüchtigen hier verfolgt. Ihre Spuren legen sich über die von Legolas. Ihre Tritte sind weit auseinander. Sie haben ihn gehetzt."

Arwen fröstelte unwillkürlich und sah sich um.

„Ach, Aragorn." dachte sie, aber sie sagte nichts. „Deine Loyalität wird dir einmal das Herz brechen. Und meine Frage, wonach du eigentlich suchst, hast Du noch immer nicht beantwortet. Ich fürchte, das kannst Du nicht." Laut sagte sie, während sie ihr Pferd antrieb: „Vielleicht finden wir die Poisonous Lady unterwegs."

Sie fanden nichts. Sie wurden gefunden.

****

Es war nur ein Ast, der unter den Füssen eines allzu blutgierigen Orcs knackte. Nur ein Ast, und doch unendlich viel mehr, weil das Geräusch seines Brechens von einem Ranger gehört wurde. Aragorn warf den Kopf herum, alle Sinne angespannt, einen fast witternden Ausdruck auf seinem Gesicht, und er sah die Orcs in dem Augenblick wie diese ihre beachsichtigten Opfer. Fünf, nein sieben, acht dieser hässlichen, alptraumhaften Wesen standen, die Klauen an den Waffen, die Augen blutgierig funkelnd, etwa 20 Meter von ihnen entfernt. Einer von ihnen zischte etwas in ihrer hässlichen Sprache, die nicht nur Elfenohren schmerzte. Dann heulte er triumphierend, ein Geräusch, dass Aragorn, trotz seiner eisernen Nerven, erschauern liess. Er brauchte keinen Blick auf Arwen zu werfen – das leise, metallische Geräusch, das ertönte, als sie ihren Säbel aus seiner Scheide zog, sagte ihm genug. Statt dessen wurde sein Blick geradezu magisch von einem Orc angezogen.

Von dem, der gelassen damit angefangen hatte, seine Armbrust zu spannen.... Aragorn wusste instinktiv: Sollte er nicht in der Lage dazu sein, diesen verdammten Ork zu töten, bevor dieser seine heimtückische, weitreichende Waffe bereit hatte, dann würden entweder er oder Arwen mit Sicherheit sterben...

Der Waldläufer war ein erfahrener Krieger. Er kannte die seltsame Mischung aus Angst und Aggression, die in fast jedem Soldaten erwachten, unmittelbar vor einer Schlacht, und er wusste, dass ein guter Krieger – einer, der überlebte – jeglichen Gedanken an schwere Verletzungen oder gar den Tod zu bannen wusste, um zitternde Hände, oder gar eine tödliche Panik zu vermeiden.

Aragorn, geboren mit dem Herzen eines Kriegers, hatte dies nie als schwierig empfunden – zumindest bis heute, denn jetzt, in diesem schrecklichen Augenblick, da musste er vor sich selbst eingestehen, dass nicht nur die üblichen düsteren Vorahnungen des Kampfes sein Herz füllten, sondern auch etwas anderes.

Er hieb seinem Pferd die Fersen in die Flanken, die Zähne fest zusammengebissen, und während er den ersten Ork einfach überritt, und einen andern mit einem raschen Schwerthieb den Kopf abhieb, waren seine Augen noch immer auf den Ork mit der Armbrust gerichtet, und die ganze Zeit über war das dumpfe Bewusstsein einer fast sicheren Niederlage, und die Angst vor einem bitteren Verlust in seinem Herzen, und beide Gefühle konnte er einfach nicht unterdrücken.

Dann hatte der Ork mit der Armbrust seine Waffe bereit, ganz so, wie er dies vorhergesehen hatte, bevor er auch nur die kleinste Chance gehabt hatte, die hässliche Kreatur rechtzeitig zu erreichen. Wie in Grossaufnahme sah der Waldläufer den Bolzen der Waffe, der direkt auf sein Herz zielte, ohne zu schwanken, und der bittere Geschack der Niederlage bereitete sich jetzt auch in seinem Herzen aus, als ob er bereits wüsste, dass diese Begegnung, so zufällig sie auch sein mochte, nicht nur sein, sondern auch das Leben derjenigen kosten würde, die ihm das wertvollste der ganzen Welt war. Nichts hatte er in der Hand, um dieses grausame Schicksal abzuwenden, weder mit seinem Leben, noch mit seinem Sterben...

Die Lider des Orks zuckten. Jetzt, jetzt würde er den Bolzen loslassen, der sich tief in Aragorns Brust einbetten, ihn vom Pferd reissen, ihn töten würde...

Dann liess der Ork tatsächlich los, das metallische Geräusch einer abgeschossenen Armbrust erklang, doch der schwarze Bolzen fand ein anderes Ziel als Aragorns Brust, bohrte sich in die seines Pferdes, etwas seitlich, und verwundete es schwer, doch noch nicht tödlich.

Bereits das zweite Mal in nur zwei Tagen hatte Sam, ein kleiner, harm- und ahnungsloser Hobbit aus dem Auenland, eine entscheidende Rolle gespielt in einem Kampf, der bald zum Kampf um Bruchtal werden würde, ausgestattet mit nichts als seinem tapferen Herzen und einem Stein, den er blindlings und ohne zu zielen, in die Richtung des Orks geschleudert hatte, der seiner Reichweite am nächsten stand. Es war dies der Ork mit der Armbrust… Der Stein selbst fiel zu Boden ohne wirklichen Effekt, zwei, drei Meter von seinem Ziel entfernt, doch das Geräusch seines Fallens war genug, um den Ork entscheidend abzulenken, und er verzog seinen Schuss.

Es war der letzte Fehlschuss seines Lebens. Obwohl Aragorns Pferd, vom Tode fast gelähmt jetzt, mit Lungen, die sich rasch mit Blut füllten, mit einem schmerzhaften Schnauben zusammenbrach, hatte der Waldläufer doch genügend Zeit gewonnen, vom Rücken seines Tieres zu gleiten und seinen Feind anzugreifen, das Schwert hoch erhoben. Er stiess auf wenig udn verspäteten Widerstand, und es kostete ihn nur eine Schwerthiebe, bis der Ork röchelnd vor seinen Füssen lag.

Noch hatte das Leben seinen gefallenen Feind nicht ganz verlassen, als Aragorn, schwer atmend, die Erregung des Kampfes glühend in seinen Adern, sich suchend nach Arwen umsah. Arwen... Alles andere war bedeutungslos für ihn, neben ihr.

****

Oh, wie hatten sie ihre vermeintlich leichte Beute unterschätzt, einen Menschen und  einen Elben – oder vielmehr eine Elbe – gegen acht Orks! Ihre Gier nach Blut hatte, wie ihre Vorfreude, ihre Sinne bereits getrübt, so dass sie keine Anstalten getroffen hatten, ihre Opfer aus einem Hinterhalt heraus abzuschlachten, wie sie es üblicherweise versuchten, um jegliche Gegenwehr im Keim zu ersticken. Sie hatten offen angegriffen, fast nachlässig, ihre Fratzen zu grinsenden Grimassen verzogen, und sie hatten keine Chance mehr bekommen, aus ihren Fehlern zu lernen.

Zwei von ihnen fielen unter Arwens Schwert, bevor sie auch nur ihre eigenen Waffen richtig erhoben hatten, und die andern schraken zurück vor ihrem Pferd, das sich wie irrsinnig gebärdete.

Das Tier, nach elbischer Dressur erzogen, hasste die Orks mit Inbrunst, und ihre Anwesenheit war genug, eine Angriffslust in ihm auszulösen, die selbst die der Orks übertraf.

Mit wild rollenden Augen, die Ohren zurückgelegt, bäumte es sich auf, schlug aus, tänzelte und wieherte schrill – selbst Arwen, die eine aussergewöhnlich begabte Reiterin war, war gezwungen, ihre gesamte Kunst aufzuwenden, um nur auf dem Rücken ihres Tieres zu bleiben – und es war ihr, zumindest im Augenblick, unmöglich, ihr tödliches Schwert zu gebrauchen.

Das war auch nicht nötig. Das Pferd übernahm das Töten für sie. Einer der Orks starb mit einem zerschmetterten Schädel, ein anderer fiel mit einem schrillen Schmerzensschrei zu Boden, mit einer gebrochenen Hüfte, wo er, half hüpfend, halb kriechend, versuchte, ausserhalb der Reichweite der fliegenden Pferdehufe zu gelangen. Sein schartiges Schwert lag vergessen neben ihm – zumindest im Augenblick – bis Arwens Pferd nach links taumelte, direkt in die Richtung des verwundeten Orks. Und dieser – obwohl halb irrsinnig vor Schmerz – wusste eine Chance zu nutzen, wenn er sie sah. Mit einem hasserfüllten Röcheln umfasste er den Griff seines Schwertes und hackte nach der weichen Flanke des rasenden Tieres.

Der Schmerzensschrei das schwer verwundeten Tieres mischte sich mit Arwens wütenden Ausruf, als das Pferd langsam, wie in Zeitlupe, auf die Knie fiel, um dann, mit einem leisen Röcheln, zur Seite zu rollen, auf diese Weise den Ork samt seinem Schwert begrabend.

Katzenhaft gewandt rutschte Arwen vom Rücken des Pferdes, das Gesicht verzerrt vor Trauer über seinen Verlust, ein Ausdruck, der augenblicklich ersetzt wurde durch glühenden Zorn, als sie sich mit einem weiteren Ork konfrontiert sah.

Sie umfasste den Griff ihres Schwerts fester und zischte etwas auf elbisch. Hass blitzte in ihren Augen. So freundlich und sanftmütig Arwen gewöhnlich war, war sie doch von elbischen Blut, was bedeutete, dass sie zum Hass gegen die Orks erzogen worden war, und zum Töten befähigt war, rasch, gewandt und gnadenlos, wenn sich dies als nötig erwies.

Selbst der Ork, ein Exemplar mit klar bescheidenen intellektuellen Fähigkeiten, schien sich ihres kalten Hasses bewusst zu sein, denn er zögerte einen winzigen Augenblick, bevor er sie mit seinem Dolch angriff, als ob er bereits wissen würde, dass diese seine letzte Attacke sein Leben fordern würde...

Und er behielt recht. Er schaffte es sogar, Arwens Kleider auf der Höhe ihrer Hüfte zu zerreissen, mit einem wilden, unkontrollierten Hieb, etwas, das sie mit einem weiteren wütenden Zischen quittierte, doch dann fiel er, wie seine Begleiter, durchbohrt von einem elbischen Schwert.

Arwen holte tief Luft und riss ihr Schwert gelassen aus der Leiche des Orks. Dann warf sie einen raschen, ängstlichen Blick in Aragorns Richtung. Sie erlaubte sich ein erleichtertes, strahlendes Lächeln, als sie sah, wie ihr Geliebter eben seinen letzten Feind erschlug; und sie ging und beugte sich über die kleine Kreatur, die sie gesehen hatte, gleich zu Beginn des Kampfes, hinter Aragorn.

Er sah zu ihr hoch, als sie ihn erreichte, die Augen weit aufgerissen, und Erstaunen und Bewunderung waren darin zu lessen. Sie lächelte erneut.

****

Sie kauerte neben dem kleinen Wesen, das Aragorn als ein Halbling vorgestellt worden war; und Aragorn war in weniger als einer Sekunde bei ihr, fasste sie in seiner Angst fast grob an der Schulter. „Bist du verletzt?" Seine Stimme war rauh, und alle Sorge der Welt schwang darin mit.

Sie fasste nach seiner Hand und drückte sie, lächelte ihm zärtlich zu. „Ich bin unverletzt." Sagte sie dann auf elbisch, „und der kleine Hobbit ebenfalls."  Aragorn drückte noch einmal ihre Schulter, jungenhaft erleichtert, und steckte sein blutiges Schwert zurück in die Scheide, bevor er auf den kleinen Hobbit niederblickte, der blass, schmutzig, erschöpft, doch das Kinn energisch vorgeschoben, vor ihnen stand, und Aragorns Blick offen erwiederte.

„Hat euch Legolas geschickt?" fragte Sam, und die Erleichterung in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Warum ist er nicht selber gekommen? Ein Glück, dass ihr mich gefunden habtt, oder..." Er warf einen Blick auf die Leichen der Orks und erschauerte.

Aragorn fasste nach seinem Arm. „Das Glück war auch auf unserer Seite, als es dich hierher geschickt hatte." sagte er, und der kleine Hobbit wusste, was er meinte; denn er errötete und schlug bescheiden die Augen wieder.

Dann blickte er hoch und wiederholte: „Wo ist Legolas? Gehen wir jetzt zurück nach Bruchtal?""Arwen und Aragorn tauschten einen Blick, dann fragte Arwen sanft: „Was weißt Du von Legolas? Und wie bist Du hierhergekommen?" Ihre Anteilnahme schien ein paar Schleusen zu lösen; denn Sam fing endlich an zu erzählen, ungeordnet, ein Erlebnis nach dem andern hervorsprudelnd; doch an den zunehmend ernst werdenden Gesichtern seiner Zuhörer konnte er entnehmen, dass seine Geschichte für sie Sinn machte, und dass sie ihm glaubten. „Er hat gesagt, er kommt zurück und holt mich." schloss er und blickte auf seine Zehen nieder. „Und nun seid ihr ja hier."

Aragorn, wachsbleich im Gesicht, liess seinen Blick zu Arwen wandern. Seine Verstörtheit spiegelte sich deutlich in ihren Augen.

„Wir müssen zurück." sagte er rauh. „Mögen die Valar Elrond und sein Haus vor dem Verräter Saruman beschützen, bis wir zurück sind."

****

Da war sie erneut, diese Bitterkeit, diese lähmende Vorahnung, dass sie zu spät kommen würden, trotz all ihrer Anstrengungen, und Aragorn hätte am liebsten seine Verzweiflung, seine Frustration über die Tatsache, dass sie nicht schneller vorankamen, laut herausgebrüllt. Nur Arwens Anwesenheit, und die des kleinen Halblings, hielten ihn davon ab. Es würde ihnen auch sowieso nicht helfen, schneller voranzukommen.

Nein, nichts in dieser Welt konnte etwas an der Tatsache ändern, dass sie noch immer sehr, sehr weit von Bruchtal entfernt waren; und dass der Halbling, obwohl er es tapfer zu verbergen suchte, bald am Ende seiner Kräfte sein musste, und immer öfters stolperte. Aragorn seufzte innerlich vor Mitleid und verlangsamte seine Schritte etwas, damit Sam zu ihm und Arwen aufschliessen konnte. Er hatte nicht vor, den Hobbit aus den Augen zu verlieren! Nicht nach ihrer schicksalhaften Begegnung mit den Orks... Später, wenn der Hobbit noch mehr an Tempo verlor, würde er ihn wohl tragen, obwohl dies im Gegenzug dann SEINE Schritte verlangsamen würde...

„Und selbst wenn wir schneller wären..." höhnte eine bittere, zynische Stimme in seinem Kopf. „Saruman hat wahrscheinlich seinen nächsten Schachzug schon vorbereitet... vielleicht ist es schon längst zu spät, ihn zu stoppen... vielleicht..."

Er seufzte und warf einen verstohlenen Blick auf Arwen, die an seiner Seite rannte. Sie bemerkte es nicht. Ihre Augen waren starr geradeaus gerichtet, ihr Gesicht fast durchscheinend blass, und ihr aufgelöstes Haar umrahmte es wie dunkle Schlangen. Ihr Mund war leicht geöffnet, und von Zeit zu Zeit atmete sie mit einem Geräusch aus, das wie ein unterdrücktes Schluchzen klang, ein Laut, der Aragorns Herz vor Mitleid verkrampfte. Die Angst um ihren Vater – und ihr Volk – musste ihr das Herz zerreissen...

Oh, wie gern hätte er sie jetzt in seine Arme genommen, sie an seine Brust gezogen, gewiegt wie ein verängstigtes Kind, um beruhigende, tröstende Worte in ihren Haaransatz zu murmeln, obwohl sie, jeder Zentimeter eine stolze Elbe, das wohl kaum lange zugelassen hätte. Doch dazu war keine Zeit jetzt...

Und Aragorn rannte, während das Blut in seinen Ohren hämmerte, und er warf einen Blick zurück um zu prüfen, ob der Halbling noch mit ihnen Schritt hielt, da war, wo er hingehörte. Der kleine Bursche hatte ein hochrotes Gesicht und atmete schwer, doch er hielt sich tapfer, und Aragorns Respekt für die Hartnäckigkeit des Hobbits wuchs.

Auf Sams Gesicht lag eine seltsame Mischung aus heldenhafter Entschlossenheit und der seltsam geistesabwesende Ausdruck eines Träumers, der nicht weiss, wie ihm passiert, oder ob er wach ist oder noch in Träume versunken.

Aragorn verzog grimmig das Gesicht. Auch er fühlte sich fast wie in einem Traum, in einem schlechten Traum, in einem jener nächtlichen Heimsuchungen, in denen man rennt und rennt, ohne je voranzukommen, nur um dann am Ende doch gestellt zu werden von irgendeinem lauernden Bösen.

Er fluchte lautlos, als ein Weissdornzweig eine blutige kleine Wunde auf seiner rechten Wange riss und ihn auf diese Weise ziemlich unsanft in die Realität zurückbrachte. Und ihre Situation war real, nur zu real, und nun hatte er, Aragorn, nur eine einzige Pflicht in dieser Welt: Arwen und den Hobbit zurück in die (vermeintliche?) Sicherheit von Bruchtal zu bringen, und Elrond zu warnen.

Und obwohl er es nicht wusste, spiegelten seine Gedanken doch die seines Freundes Legolas am vorherigen Tage, und in seinem Herz, da war dieselbe Mischung aus widersprüchlichen Gefühlen, Furcht und Verzweiflung, aber auch Hoffnung und Entschlossenheit, Entschlossenheit, das Beste zu geben, unabhängig davon, was passieren würde. Legolas Mantra wurde zu seinem genau in dem Augenblick, als es in des Elbenprinzen Herz erstarb: „Du musst Elrond warnen..."

****

Die Dunkelheit hatte endlich sein Innerstes erreicht und erstickte jeden Funken Lebenskraft, der noch in ihm steckte. Er hatte gegen sie angekämpft, ein letztes Mal, als der Hass auf Saruman seine Kräfte – und den Gedanken an seine Pflicht gegenüber Elrond – noch einmal geweckt hatte.

„Du musst Elrond warnen!" Sein altes Mantra seit seiner wilden Flucht durch die nördlichen Wälder Rivendells hatte auch hier wieder für eine Weile sein Denken beherrscht, hatte es ihm ermöglicht, sich zur Türe des Kerkers zu tasten, mit den Fäusten gegen sie zu hämmern, bis sie schmerzten, bis er erneut den süsslichen Geschmack von Blut auf der Zunge spürte.

 Da ergriff die Mutlosigkeit ihn erneut, und er gab die Hoffnung auf, dass jemand kommen würde; und sei es auch nur, um ihm Ruhe zu befehlen. Neben der Türe liess sich Legolas zu Boden sinken, jetzt, da es keinen hellen Fleck in der Zelle mehr gab, mit dem Rücken zur Wand, und schlang die Arme um sich, wie um sich selbst auf diese Weise zu wärmen. Als ob er irgendetwas gäbe, das ihn hätte wärmen können...

Zuerst wurde er noch ab und zu von einem Kälteschauer erfasst; und er zitterte unkontrolliert. Dann wurden seine Muskeln zu starr dazu; und er sass reglos, die Augen fiebrig glänzend und unfokussiert.

„Du musst Elrond warnen...Elrond..." Sein Mantra verlor seine nahezu magische Bedeutung. Ein kleiner Teil von Legolas' rationalem Verstand wusste dies und wehrte sich noch immer gegen die erdrückende Hoffnungslosigkeit, die den Elben zu überwältigen drohte. Doch da gab es eine andere Stimme, ein anderes Mantra, das immer lauter wurde und alles andere schliesslich übertönte: „Du hast verloren, Elb! Du hast verloren!"

Er hatte das nicht gewollt, dass er schliesslich in fiebrige Träume versank; Träume von Feuer und Schlangen, bösen alten Augen und Orcs; Träume, deren Schrecken ihrer Realität entsprang; er hatte das nicht gewollt; dass sein Verstand Traum und Wirklichkeit schliesslich nicht mehr zu unterscheiden vermochte; und ganz sicher hatte er nicht gewollt; in sinnlosem Schweigen zu verharren, als sich die Tür zu seiner Zelle – waren Tage, Wochen dahingegangen? – endlich öffnete.

Er war sich nicht einmal sicher, ob er das Wasser wirklich trinken wollte, das ihm jemand überraschend sanft an die Lippen hielt, wobei er ihn, nicht unsorgfältig, stützte. Wasser würde nur seine Qual verlängern... Dann geriet eine Ahnung des Geruchs von kühlem, klaren Wasser in seine Nase. Legolas' Nasenflügel weiteten sich mit der Erinnerung. Er trank. Trank durstig. Das Wasser hatte den Geschmack von Freiheit.

Fortsetzung folgt...

Anmerkung der Autorin: Oh, ich mag den letzten Satz dieses Kapitels! Ich hoffe, es geht euch ebenso... (Hihi *fieses Grinsen*) Aber Spass beiseite...ich habe eine ganz traurige Ankündigung zu machen! Mein Computer ist tot! Hoffentlich schmort er jetzt in der Hölle, diese Mistmaschine! Mich jetzt im Stich zu lassen! Ich versuch, ihn so rasch wie möglich hinzukriegen...dennoch können sich die updates in Grenzen halten, wenn ich ein neues Occasionsmodell besorgen muss... Vielleicht schaff ich es nächsten Samstag, wenigstens in der Bibliothek was zu posten...Mal sehen! Das sollte euch aber nicht davon abhalten, ein paar Worte über das Kapitel zu verlieren... So wie letztes Kapitel! Ich könnte mich echt daran gewöhnen, so viele reviews zu kriegen! Das war wie Weihnachten!  Danke schön!

Für ShadeFleece: Naja, mit dem schnell schreiben hat es sich wahrscheinlich (siehe oben), aber ich versuch trotzdem, jeweils samstags zu posten, damit ihr nicht ganz vergesst, was bisher vorgefallen ist... Armer Legolas! Es scheint ihn ja tatsächlich erwischt zu haben! Ob Elrond ihn rechtzeitig findet? Ob Elrond ihn rechtzeitig finden will? Aber davon gibts nächsten Samstag mehr! Hab ich übrigens was von „aufbauenden review senden" gelesen? Das würde mich natürlich sehr freuen!

Für Shelley: Ach, ich hab die Bücher gelesen! In meiner fernen Jugend J! Sogar zweimal! Ich habe ganz einfach so ziemlich alles vergessen, wie es scheint, schnüff. Muss ebenfalls das Alter sein! (Super Ausrede: Dem kann ich auch das Verwenden der „Elbe" und eines zweiten Namen für Legolas Bruder zuschreiben. Den hab ich erfunden, als ich dachte, dass Legolas auch „Legolas Grünblatt" hiess! Naja, ich lese zwar meinen Kram durch, aber anscheinend nicht gründlich genug! Ich hab mir die Bücher bloss noch nicht von zuhause geholt, weil ich es mir im Augenblick zeitlich nicht leisten kann...

Für Yvanne: Ja, Hedera gefällt mir! Das ist mein *Künstler*name! Er schützt mich vor Zufallsfunden, wie sie etwa mein kleiner Bruder machen würde...Hoffentlich hast Du die Arbeit gut überstanden! Sonst kannst du ja zum Trost (oder als Belohnung) wieder mal ins Kino pilgern! Ich hab den 3. Teil übrigens erst einmal gesehen! Ich seh ihn mir dann wieder an, wenn ich meine blöde Abschlussarbeit abgeschlossen habe. Und dann werd ich 100 Stunden schlafen, alle meine Kollegen besuchen... an Metall-Konzerte pilgern...in den Bogenschützenkurs rennen... Schneeschuhwandern..ach ja, und natürlich rascher weiterschreiben, um mein Zweitlingswerk fertigzukriegen! Doch genug davon.. ahem, ich hab Legolas was angetan! Schreibst Du jetzt nie wieder einen Kommentar?!? J

Für Elanor: Ja, mindestens fünf Kapitel sinds eben noch MIT philosophischen Exkursen! Es war sehr nett, was Du darüber geschrieben hast, und es hat mich echt beruhigt, weil ich doch gelegentlich angeklagt werde, etwas langatmig zu sein (In Zeitungsberichten und so). Doch ich finde auch, gerade wenn die Charakter sich etwas anders verhalten als dies zu erwarten wäre, dass man dies, so gut es geht, zu begründen hat... Dass ich die Waldelben so kriegerisch sehe, ist wohl auf einen Irrtum meinerseits zurückzuführen. Irgendwo im Hobbit steht, dass sie „weniger weise und gefährlicher" seien als die Bruchtalelben, aber das ist ja relativ und sagt nicht viel aus, da die Bruchtalelben im Hobbit sehr friedlich scheinen. Wie dem auch sei, ich brauche (und mag) aggressive Düsterwaldelben für den weiteren Verlauf der Geschichte...

Für Evellon: Nun ja, Elrond hätte natürlich gleich zu Legolas gehen können, nur... das hätte MICH um einen schönen Cliffhanger gebracht! Ausserdem hätte Saruman ihn nicht weit kommen lassen...Und wenn wir ehrlich sind, mögen wir es ja alle, wenn Legolas in der Bredouille steckt! Dass Elrond Saruman noch immer zuviel vertraut, ist wohl dessen Ruf (er war ja in der Vergangenheit ein mächtiger Streiter für das Gute) und dessen Zauberkünsten zuzuschreiben, wohingegen Legolas (in Elronds Augen) nichts als Aerger verursacht hat! Mal sehen, wann Elrond die Augen geöffnet werden...