16. Ungezügelter Hass

Anmerkung der Autorin I: Konnte der Versuchung nicht widerstehen, diesen Teil eines Liedes hier einzufügen... meine Stories sind nämlich im Prinzip alles „songfics", und dieses Bruchstück eines Lieds von „Blind Guardian" gab mir die Idee für die kleine Geschichte hier...


"Through bitterness and sorrow

the father and the son

they´re gone

the sun shines bright

and anger rises

 lorn and lonely

torn apart

don´t you think

it´s time to stop now

we were  charmed and fooled

by the old serprent´s kiss"

"Durch Bitterkeit und Sorge

Vater und Sohn

Beide sind gefallen

Die Sonne scheint hell

Und Wut steigt auf

Ausgelaugt und einsam

Innerlich zerissen

Denkt ihr nicht dass es an der Zeit wäre

Hier aufzuhören

Bezaubert und getäuscht wurden wir

Durch den Kuss der alten Schlange"


"Battlefield" by "Blind Guardian"

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Es gibt diese Tage, von denen die Menschen später sagen werden, sie wären besser nie herangedämmert. „Schwarze Tage" werden sie genannt, und ihre blosse Nennung erfüllt die Zuhörenden mit einer Art ehrfürchtigem Grauen.

Die schrecklichsten „schwarzen Tage" sind diejenigen, die plötzlich und unerwartet über ein Volk hereinbrechen, Chaos, Tod und Zerstörun bringen und unauslöschlich sich im Gedächtnis jener einprägen, die sie erleben.

Die Elben kennen keine schwarzen Tage. Vielleicht erleben sie zu viele davon, um sie zu benennen, in Zeitspannen, in denen Generationen von Menschen werden und vergehen; vielleicht überdeckt sie die Erinnerung an Gutes und Edles, das das Rad der Zeit mit sich bringt, so sicher wie die Sonne im Frühjahr die Schatten des Winters endgültig zum Verschwinden bringt.

Bis eines Tages ein Tag heranbrechen wird, der selbst den Elben die Bedeutung eines schwarzen Tages klarmachen wird, und es wird ein Tag wie dieser sein, an dem die Bruchtal-Elben – unter der Führung Elronds- auszogen, um damit einer Attacke der hasserfüllten Waldelben zuvorzukommen, in voller Kriegsrüstung. Und es wird ein Tag wie jener sein,Tage an dem sich Horden von Orks nahe von Bruchtals Lebensadern sammelten, begierig, ihrerseits über die Elben herzufallen. Der Unterschied zwischen Wald- und Bruchtalelben interessierte sie nicht.

****

Die aufgehende Sonne liess lange Schatten und einzelne, sich rasch auflösende Nebelwolken vor sich herwandern und färbte jeden Fleck, auf den sie fiel, mit jenem Rot, wie es nur an nebelverhangenen Frühjahresmorgen zu beobachten ist.

Elrond sah über das lichtüberflutete Bruchtal hinweg; gleichsam suchend wie ein Irrender, sich jegliche Einzelheit genau einprägend, um sich dann, erwachend, über die Stirn zu fahren, während sich sein Herz in seiner seltsamen Mischung aus Trauer und Melancholie verkrampfte.

*****

Es war nicht nur die Sonne, die Saruman´s Gesicht rot erglühen liess. Nein, der Zauberer erglühte von innen her, in bösartiger Vorfreude und hämischem Triumph, selbst seine Augen leuchteten in einem seltsamen Licht.

„Da reitest Du also, Elrond, König der Bruchtal-Elben, Narr, der du bist." dachte er. Vielleicht sprach er diese Worte sogar laut, seine Lippen bewegten sich murmelnd, doch ging das, was er sagte, unter im gelegentlichen Schnauben eines Pferdes oder dem Klirren von Metall auf Metall.

„Hat dir Gandalf keinen befriedigenden Rat geben können? Oder bist Du endlich selbst zur Überzeugung gelangt, dass die Waldelben gefährlich sind? So leicht warst Du jedenfalls schon lange nicht mehr zu beeinflussen... Fast schon zu einfach war es, in dir einen neuen Plan reifen zu lassen, verzweifelt, wie du warst....

Den sich sammelnden Waldelben entgegenzureiten – mit voll bewaffneten, berittenen Kriegern! Nicht um sie anzugreifen, oh nein, sondern um sie durch eure erdrückende Übermacht einzuschüchtern, sie dazu zu bewegen, friedlich abzuziehen, um ihr Leben zu schonen. 400 Krieger gegen eine Handvoll Barbaren aus den Wäldern! Führwahr eine Uebermacht, wenn man die Sache so besieht, doch eine Übermacht solange nur, bis meine Orks angreifen. Zweifacher Narr, der du bist, Elrond, wenn du immer noch glaubst, die Waldelben einschüchtern zu können! Verkennst Du ihre Verzweiflung derart? Siehst Du denn nicht, dass sie Dein Auftauchen vor ihrem Lager als eine letzte, offene Aggression in einer Reihe von hinterhältigen Taten auffassen werden? Mit deinem Aufmarsch, Elrond, treibst Du sie so unzweifelhaft zum Krieg, wie meine Orks gleich aus den Wäldern hervorbrechen werden, auf mein Zeichen hin; und du wirst ihre Aufgabe leichter machen, indem du deine Elben und die Waldelben dazu bringst, sich gegenseitig abzuschlachten, und das Rot eures Blutes auf Bruchtals Boden wird mit dem Glühen der Sonne konkurrieren."

Und Saruman zügelte sein Pferd, als er dem Lager der Waldelben ansichtig wurde, liess einen berittenen Elbenkrieger nach dem andern an sich vorbeiziehen, seinen stechenden Blick unablässig, und unermüdlich, auf Elrond´s Rücken gerichtet.

Er, Saruman, brauchte ja nicht unbedingt zwischen die Fronten eines Krieges zwischen Elben zu geraten. Zumal Gandalf es augenscheinlich nicht für nötig erachtet hatte, an Elrond´s Seite zu reiten!

Der Ring war ihm jedenfalls so gut wie sicher. Er brauchte sich nur die Stelle zu merken, an der Elrond fiel – oder sich den Orks ergab, falls diese Verstand genug besassen, eine wertvolle Geisel zu erkennen!  Elrond´s Ring, und mit ihm die Herrschaft über die Elben würde ihm dann gleichsam in den Schoss fallen.... Die altbekannte Gier, unbezähmbarer als jemals zuvor, flackerte wieder in ihm auf,

und ein Speichelfaden erschien in seinem linken Mundwinkel. Er konnte es jetzt fühlen – jede Sekunde würde es soweit sein, würden die ersten Elben tot zu Boden sinken, törichtes Erstaunen festgefroren auf ihren makellosen, doch starren Gesichtern, und ein Hagel aus Waldelbenpfeilen würde den Himmel verdunkeln. Der schwarze Tag der Elben war gekommen.

****

Elrond, dessen Rüstung ihm leicht erschien im Vergleich zu der Bürde der Verantwortung, die schwer auf ihm lastete, hätte zu gern die Gesichter der Krieger um sich gesehen, doch ihre Helme blockierten seine Sicht. Es war auch nicht nötig, den Kopf zu wenden, um zu sehen, was sie dachten. Er konnte es fühlen. Da war Angst, und Unsicherheit, vor dem, was folgen würde, und Resignation, aber auch Wut und Hass, in einer Intensität, die Elrond den Atem verschlug, so dass er nur gepresst zu atmen vermochte.

Aus den Augenwinkeln konnte man die ersten Waldelben in den Bäumen um sie herum wahrnehmen, vermutlich Wachen, schwarzen, unfassbaren, fliessenden Schatten gleich, doch drohenden, dämonischen Schatten, mit gespannten und erhobenen Bögen.

Dann erhaschte Elrond einen Blick auf einen dieser Krieger, flüchtig nur, doch er genügte, den Hass in dessen Gesicht zu erkennen. Nein, Elrond brauchte nicht den Kopf zu wenden, die Gesichter seiner Krieger zu betrachten, um zu wissen, was sie fühlten. Er war sich sicher, dass die Gesichter der Waldelben die ihrigen spiegelten.

Der Blick auf den Waldelben zog einen Moment der Unaufmerksamkeit mit sich, verständlich vielleicht, doch gefährlich, denn in diesem Augenblick flog ein Waldelbenpfeil dicht an seiner linken Schläfe vorbei, und einige weitere Pfeile folgten.

Neben ihm stöhnte ein Elb erstickt auf, doch Elrond hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Denn in diesem Augenblick brachen die Orks aus dem Wald hervor,unfähig, ihre Gier nach Blut noch länger zu zügeln, gleich einem jagenden Pack, das sich seiner Beute zu sicher ist, eine dunkle, unaufhaltsame, todbringende Flut.

Einige von ihnen stiessen ein dumpfes Grollen hervor, misstönend, bedrohlich, Laute, die von den Bäumen zurückgeworfen wurden, sich vervielfachten und auf die Elben niederstiessen wie die Klauen von Falken auf ihre Beute, schmerzhaft und lähmend wie ein Regen aus Eis, und gelähmt waren sie, die Elben, sei es durch den blossen Anblick ihrer Erzfeinde, oder durch deren entsetzliches Brüllen, denn sie standen reglos. Reglos wie ihr Anführer.

Elrond sass, hoch aufgerichtet, auf seinem Pferd, und etwas  wie ein Lächeln, verzweifelt und grausam zugleich, bar jeglicher Fröhlichkeit, war auf seinen Lippen, während er den Blick unverwandt auf die schwarze Flut seiner anstürmenden Feinde  gerichtet hielt, dann hob er langsam seine recht Hand, und die Welt stand still.

Fortsetzung folgt…

Anmerkung der Autorin II: Tata... schon wieder so was wie ein cliffhanger! Macht wie immer ungeheuer Spass! Genauso wie es natürlich Spass machte, eure Reviews zu lesen! Yuhuu! 69 Stück! Das wird mir noch zu Kopf steigen, wenn das so weiter geht! (Aber lasst euch auf KEINEN Fall davon abhalten! Reviews sind besser als kannenweise Kaffee für meine Lebensgeister! Nun ja, der Spass hat leider hiermit (für kurze Zeit) ein Ende, weil a)Legolas noch immer durch Abwesenheit glänzt (Ich fand das Kapitel trotzdem recht gelungen, irgendwie, obwohl man das ja nicht von sich selbst sagen dürfte) b)ich leider das nächste update etwas aufschieben muss, auf etwa Dienstag, den 3. Februar und c)ich sowieso nicht sicher bin, ob ich bis dann überlebe (Abgabe meiner Jahresarbeit steht bevor, heul jaul kreisch) Aber keine Sorge: Das hier war das letzte kurze Kapitel, und meine Zwillingsschwester hat versprochen, im Falle eines Stresskollapses meinerseits die Geschichte fertig zu publizieren... J.

Für Evellon: Tja, eigentlich schreibe ich schon seit langem an einer 2. Story. Sie wird länger und länger und scheint kein Ende zu nehmen... Im Zentrum steht (groooossse Ueberraschung) Legolas und seine Familie. Die jetztige Geschichte ist frühestens Ende Februar fertig, und ich hoffe, eine Woche später gleich Story 2 (im Wochenupdaterhythmus) anhängen zu können. Leider hab ich Mitte März grässliche Prüfungen, so dass ich nicht sicher bin, ob es auch wirklich reicht... Du siehst schon an meinem langen, langen Monolog zu Deiner Frage, dass diese mich seeeehr gefreut hat! Yuhuu! Plots für eine dritte und (halbwegs) für eine vierte Story hab ich übrigens auch schon auf Lager....

Für ShadeFleece: Oh, kleine Fiesheiten sind doch Salz in der Suppe des Lebens, nicht wahr... Leider muss ich sie noch ein wenig fortsetzen und Legolas im Kerker und Aragorn im Wald belassen...

Für Yvanne: Jaaa, hoffentlich hab ich das halbwegs plausibel rübergebracht, wie es soweit kommen konnte, dass Elben sich feindlich gegenüberstehen....das ist nämlich extreeem schwierig zu begründen, genauso wie der „hohle" Gandalf und der blinde Elrond... aber das Gute am Schreiben ist halt schon, dass man mit den Figuren tun und lassen kann, was man will – inklusive ihnen lange Kerker-Einzelhaft zu verordnen oder sie Gift schlucken zu lassen... Harhar, ich mag es, wenn Du schreibst, dass Du bei der Geschichte mitleben kannst...das ist eines der schönsten Komplimente, die man als Schreibslerin kriegen kann...

Für Heike: Nö, der Pc ist im „Alter-Schrotthaufen-Himmel", inklusive einiger Szenen von meinen LoTR-Stories... und auch sonst hab ich nicht viel Gutes zu berichten: Legolas hat immer noch Pause...selbst das nächste Kapitel noch... muss ihn schlimmer erwischt haben, als ich geahnt habe J

Für Eowyn: Oh, reviews können natürlich nie zu spät kommen! Nicht verzweifeln wegen der vorerst fehlenden Legolas-Szenen... es gibt bald wieder welche, versprochen!