20. Der letzte Sieg der Elben
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Neben ihm fluchte Nerdein unterdrückt, doch ohne Vehemenz und eher resigniert, so klang es, und die beiden elbischen Krieger hinter ihnen hielten abrupt in ihrem Lauf inne, als auch sie der zahlreichen Orks ansichtig wurden, die drohend auf sie zurückten.
Doch noch immer schenkte Legolas seinen Begleitern keinerlei Aufmerksamkeit, denn er hatte nur Augen für Saruman, den Weissen Zauberer, den er instinktiv schuldig wusste um all das Unheil, das die Waldelben befallen hatte, und den er leidenschaftlich hasste und doch fürchtete als jemanden, dessen Motive er nicht durchschauen konnte, und der mehr Macht besass als jede andere Kreatur, der er in seinem Leben je begegnet war.
Legolas umklammerte das Heft seinen letzten verbliebenen Messers so stark, dass seine Finger schmerzhaft zu pochen begannen, in Protest, und gebannt, als wäre er durch einen mächtigen Zauber dazu gezwungen, sah er zu, wie Saruman vom Schlachtfeld ritt, langsam, stolz und aufrecht, und unangefochten, als würden ihn die folgenden Ereignisse gar nicht kümmern, als würde ihn der Untergang der Elben nicht im geringsten berühren, oder, und das wäre der schlimmste all seiner Beweggründe, als sähe er keinerlei Grund mehr darin, die Elben zu fürchten.
Diese letzte Demonstration seiner Verachtung, die alles war, was Saruman für die Elben noch zu empfinden schien, weckte Zorn in Legolas, einen Zorn, der heftig genug war, seine Kehle schmerzhaft zu verengen und seine Sicht verschwimmen zu lassen.
`Du hast verloren, Elb!` Etwas, das mit dem Anblick des Rückens des sich zurückziehenden Zauberers zusammenhing, weckte die Erinnerung an die Worte Sarumans, die dieser einst an ihn gerichtet hatte, höhnisch, mit hämischer Genugtuung erfüllt, damals, als er in Elronds Gefängnis gesteckt worden war, und erneut widerhallten sie nun in seinem Kopf. `Du hast verloren, Elb!` und endlich begriff Legolas, dass Saruman recht behalten würde, und dass weder seine noch die Kräfte irgendeines andern Elbs ausreichen würden, um ihn an seiner Flucht zu hindern.
In den letzten vergangenen Tagen hatte Legolas mehr persönliche Tragödien erlitten als in seinem ganzen langen Leben zuvor: Seines Vaters tragischen Tod, die Vergiftung seines Bruders, der Untergang seines Volkes, und seine Unfähigkeit, die Bruchtalelben rechtzeitig vor Saruman zu warnen, doch keine dieser Niederlagen hatte ihn sosehr geschmerzt wie diejenige, die er einsteckte, als er Saruman ungehindert ziehen lassen musste, nachdem er ihn sicher in elbischer Hand geglaubt hatte.
Ja, zu hilflos, zu machtlos war er, des Zauberers Flucht zu verhindern – die endgültige Realisierung dieser Tatsache trieb Tränen der Wut in seine Augen, liess ihn erschauern wie jemanden, der unerwartet in eine kalte Brise gerät, und eine plötzliche Uebelkeit ballte sich in seinem Magen, so stark, dass sich seine Kehle erneut verengte, als würde sie zusammengepresst von unsichtbaren und feindlichen Händen.
Fast unwillig wandte Legolas seine Augen von seinem Todfeind und erwartete jetzt die Orks, mit einer seltsamen Mischung aus aufsteigender Furcht – es waren zu viele von ihnen, die jetzt angriffen, als dass die Elben eine reale Chance zum Ueberleben gehabt hätten – und der seltsamen Befriedigung, dass mehr, und noch immer mehr Orks für ihn zu töten da waren, oder, für den Fall, dass er nicht erfolgreich genug war, das erstere zu tun, dass diese all seinem Schmerz, seinen Zweifeln, und dieser namenlosen Tortur der Traurigkeit, die seine Persönlichkeit aushöhlte wie ein Parasit, der sein Opfer bei lebendigem Leib aussaugt, von innen her, nichts zurücklassend als eine leere körperliche Hülle, ein rasches Ende bereiten würden.
Dann, als die ersten Orks in Reichweite kamen, verloren sich diese Legolas´ letzte Gedanken, und machten den Instinkten eines jeglichen guten Kriegers Platz, die ihn alles vergessen liessen ausser die angebrachten Bewegungen seines Schwertarms, und den Willen, jeglichen Feind zu vernichten, um nicht selbst diesem Schicksal der Vernichtung anheimzufallen.
Der erste Ork, der sich ihm stellte, war noch sehr jung, sofern man dies aufgrund seiner hässlichen Fratze beurteilen konnte. Sein Grinsen, das schmierig gelbe Fangzähne entblösste, sprach eher von leiser Besorgnis als Angriffslust, als würde er den Elben, an den er nun geraten war, insgeheim fürchten, und er hatte auch jeglichen Grund dazu, denn in seiner Unerfahrenheit hielt er sein Schwert zu hoch erhoben, als er gegen die Elben anrannte, und Legolas hatte ihm sein Messer in die rechte Flanke gebohrt, bevor er überhaupt die Chance hatte, einen richtigen Angriff auf seinen Feind überhaupt zu starten. Das seltsame Lächeln, das er noch immer sein Gesicht verunstaltete, blieb wie festgefroren auf seinem Gesicht, als er fiel, so rasch, dass Legolas all seine Geschicklichkeit aufwenden musste, um sein Messer noch rechtzeitig aus der Leiche ziehen zu können.
Auch sein nächstes Opfer verursachte ihm nicht viel mehr Schwierigkeiten, da dieses offensichtlich unentschlossen war, ob er Legolas oder Nerdein zuerst angreifen sollte. Der Elbenprinz nahm ihm die Entscheidung ab mit einem raschen Hieb gegen des Orks nur ungenügend geschützte Kehle, und angewidert zuckte er zurück, als ein Schwall von Blut aus der Wunde hervorquoll und sein Gesicht und seinen Oberkörper mit scharlachroten Flecken besudelte.
Es ging rasch vonstatten, das Töten, mühelos, und vielleicht zu mühelos, denn in diesem Augenblick, als hätte Legolas bereits all sein Kriegsglück aufgebraucht mit diesen seinen zwei raschen Siegen im Zweikampf, als würden die Kriegsgötter ihm nun gleichgültig den Rücken zuwenden, da wurde er verwundet, von einem schlecht gezielten, überhasteten Hieb, und nichts Heldenhaftes war in der Art, wie er besiegt wurde, wie es oft geschah, selbst mit herausragenden Kriegern, dass sie besiegt wurden von jemanden, der ihnen nicht das Wasser reichen konnte, und unter Umständen, die kein Material für Heldenballaden lieferten.
Der Hieb schlitzte Legolas rechten Arm der ganzen Länge nach auf.
Nur langsam drang der Schmerz in des Elbs Bewusstsein vor, sich langsam vortastend wie die Hände eines Blinden, und nur zögernd durchbrach er die Wolken des Zorns und der Verzweiflung, die des Prinzen Seele verdüsterten. Doch dann war er da, umhüllte Legolas Arm wie tausend rotglühende Spinnennetze, brachte ein röchelndes Geräusch in seine Kehle und liess die Silhouetten seiner Feinde unscharf werden. Legolas sah das Blut nicht, das in alarmierenden Mengen aus der Wunde floss, doch seltsam genug konnte er dessen Geschmack im Mund spüren, den von Eisen, Gefahr und nahendem Tod, und sein Arm fiel leblos herab.
Manche sagen, dass Sterbende in den Sekunden vor ihrem Tod Bilder der Vergangenheit sehen, Erinnerungsfetzen, die sich so rasch wieder auflösen, wie sie in Existenz gekommen sind, doch Legolas sah nichts dergleichen.
Er fühlte auch keine Reue, oder Traurigkeit darüber, dass er auf eine so nutzlose Weise sterben würde. Das einzige, was er fühlte, war eine Art ungläubiger Zorn über die Tatsache, dass die Muskeln seines rechten Arms sich weigerten, sich erneut zu spannen, und dass seine Finger, die noch immer krampfhaft den Griff seines Messers umklammerten (der allerdings bereits schlüpfrig von seinem eigenen Blut geworden war), sich zu lösen begannen, ganz gegen seinen Willen und gegen jegliche seiner Anstrengungen.
Die Waffe fiel mit einem leisen, endgültigen Geräusch zu Boden, und Legolas hob endlich den Kopf, um seinem siegreichen Gegner die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken, wenn auch viel zu spät, als dieser sein schartiges Schwert zu einem tödlichen Streich erhob, das Gesicht in hässlicher Genugtuung verzerrt, und er zuckte nicht zurück, als das Schwert fiel.
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Unter lautem und misstönendem Gekrächze flogen sie auf, die Screekers, und zornig wie reizbare Wespen umflatterten sie die Bäume, auf denen sie das Geschehen auf dem Schlachtfeld beäugt hatten, mit ihren kalten, schwarzen, seelenlosen Augen.
Sarumans Spione, die ihm oft genug wertvolle Dienste geleistet hatten in vergangenen Tagen, wären ihm auch hier von unschätzbaren Wert gewesen, hier bei der Schlacht um Bruchtal, denn mit ihrem jetztigen seltsamen Verhalten verrieten sie jedem halbwegs aufmerksamen Beobachter zwingend, dass etwas Ausser-gewöhnliches, und Störendes sich abzuspielen begann am Waldesrand, dort, wo die sie gesessen hatten.
Doch dieses Mal, da war kein Zauberer da, um von ihrem verräterischen Gebaren zu profitieren; und die Stimmen der Vögel gingen unter in den rauen Schreien der Kämpfenden, dem Waffengeklirr, dem schrillen Wiehern von Pferden und dem Aufruhr der Schlacht, und so ging er unbemerkt vonstatten, der Angriff der zweiten Elbenarmee, die jetzt aus den Wäldern hervorbrach, und der helle, vielstimmige Schlachtruf, der dabei erklang, wurde geschluckt von den Kriegsgeräuschen, ebenso wie das erneut anhebende Singen von Elbenbögen.
Doch wenn es etwas gab, das weder Ork noch Elb ignorieren konnten, dann waren dies die schwarz gefiederten Pfeile, die erneut ihren Weg fanden in ebenso schwarze Herzen, die die Orks überkamen gnadenlos wie hungrige Wölfe ein verirrtes Lamm, und wie dieses wussten die Orks nicht, wie ihnen geschah.
Die Pfeile brachten raschen Tod, Verwirrung und das verheerende Gift der Panik unter sie, die sie fielen wie die Fliegen, ein überraschtes Grollen in der Kehle, und die neue Armee der Elben schlug eine Schneise der Zerstörung in ihre Reihen, wie ein heller, quecksilbriger Bergbach durchdrang sie ihre schwarze Flut, und erneuerte die Kräfte von Elronds Kriegern.
Die ersten Orks, die diese überraschende Attacke überlebt hatten, wandten sich zur Flucht in den Norden.
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Endlich wurde auch Elrond dieser Ereignisse gewahr, und er hob den Kopf wie jemand, der intensiv lauscht, während er sein Pferd zügelte, und im Gegensatz zu seinen verwirrten Feinden wusste er abzuschätzen, was sich vor ihrer aller Augen abspielte, und ein Lächeln, leuchtend wie die Sonne, die zwischen Regenwolken hervorbricht, erhellte plötzlich sein Gesicht, und seine Augen erhielten jenen wachen Ausdruck zurück, den sie üblicherweise zeigten, und neue Kraft, stärkend, erfrischend wie eine kühle Meeresbrise, floss plötzlich zurück in seine Glieder.
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Auch Saruman würde diese neue Armee der Elben richtig eingeschätzt haben, hätte er sich noch auf dem Schlachtfeld befunden, und im Gegensatz zu den Orks wäre ihm sofort bewusst gewesen, dass von einer zweiten Armee eigentlich keine Rede sein konnte, im eigentlichen Sinne des Wortes, weil fünfzig Elben, im besten Falle, es ausmachten, eine Tatsache, die der Führers dieser Armee dadurch zu verbergen suchte, dass er seine Kämpfer in zahlreichen kleinen Reihen angreifen liess (eine Taktik, der Elrond bereits Anerkennung gezollt hatte, wenn auch nur gedanklich), was ihnen ein fast unaufhaltsames Vorankommen möglich machte. Ihm wären auch die selbst für Elbenkrieger zierlichen Figuren nicht entgangen, die diese neuen Krieger aufwiesen, und ihre etwas kleineren Bögen – doch Saruman hatte das Schlachtfeld bereits verlassen, und er hatte damit einen schweren Fehler begangen, dessen er sich noch nicht bewusst wahr, und der ihn mehr kosten würde, als er ahnen konnte, in all seiner Voraussicht.
Denn führerlos waren die Orks ohne seinen Verstand, scharf wie die Klinge eines neugeschmiedeten Schwerts, und ohne Unterstützung, und niemand war da, sie zu überzeugen, dass sie die angreifenden Elbinnen nicht zu fürchten hatten, nur fünfzig oder sechzig an der Zahl, in Tat und Wahrheit kaum stark genug, eine Handvoll Düsterwald-Spinnen in Zaum zu halten, und so erlaubte Saruman ihnen allein durch seine Abwesenheit, eine entscheidende Rolle zu spielen im Kampf um Bruchtal, selbst wenn sie nicht um ihrer selbst willen gefürchtet wurden, sondern um der Verstärkung willen, die die Orks hinter ihnen vermuten mussten in den dichten Wäldern Bruchtals, und schon jetzt zeigte sich, was Gandalf später zu einem kleinen Hobbit sagen würde: Das selbst die Schwachen das Schicksal aller entscheiden konnten, wenn ihre Zeit gekommen war.
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Tollkühn, verwegen und doch anmutig, so seien sie gewesen im Kampf, die Waldelbinnen, und so gnadenlos tödlich wie ein Pantherweibchen, das sein Junges verteidigt, würde es einst geschrieben stehen in den Geschichten, die sich die Menschen später über diesen schicksalhaften Tag, an dem die Schlacht um Bruchtal stattfand, erzählen würden, und sie und ihre Bögen seien der Grund gewesen, so wissen die Geschichten weiter zu berichten, warum Elrond und seine Krieger die Orks letztendlich zu besiegen vermochten, somit entscheidend dazu beitragend, eine der letzten elbischen Stätten vor dem Untergang zu bewahren. Der Herzschlag vieler junger Burschen mag sich beschleunigt haben, wann auch immer diese elbischen Amazonen aus den Wäldern erwähnt wurden!
Doch all diese Geschichten waren weit entfernt, oh so weit entfernt davon zu spiegeln, was sich wirklich abgespielt hatte auf jener Lichtung in Bruchtal, denn keine passenden Worte gibt es dafür zu schildern, was ihr Pyrrus-Sieg die Elben gekostet hatte an Blut und Leiden, und grosszügig übergingen sie all die Opfer, die das Elbenvolk zu beweinen hatte am Ende seiner Kämpfe.
Ja, ganz anders als in den glorreichen Geschichten ist es gewesen, damals, weniger heldenhaft, und dunkler, blutiger, denn trotz der Hilfe, die Elrond erhalten hatte, plötzlich und unerwartet, hatten die Elben noch immer einen schwierigen Stand, geschwächt wie sie waren, und die Orks, denen die Flucht verunmöglicht wurde durch eine von Elronds Truppen oder die weiblichen Elben, verteidigen sich mit der Vehemenz desjenigen, über dessen Haupt das Henkersschwert schwebt, und sie mussten niedergemacht werden, einer nach dem andern, in einer blutigen und mühsamen Schlachterei, die noch immer Opfer forderte unter den Elben, noch immer gefährlich waren sie, die Orks selbst in ihrer Niederlage, gleichsam einem sterbenden Monster, das in seinen Todeszuckungen noch ein paar seiner Bezwinger zermalmt.
Zahlreich verloren sie ihr Leben; die Bruchtalelben, weil ihre Erschöpfung sie verlangsamte, die Waldelben, weil ihre Ausrüstung nicht einmal zu Beginn der Schlacht ausreichend gewesen war, und die Waldelbinnen, deren Langbögen nicht für das hässliche schwarze Wild gemacht worden waren, das sie jetzt jagten, sondern für anmutigere, leichtfüssigere Beute, und deren Kampferfahrung – selbst wenn ihr Leben im Düsterwald ziemlich rau geworden war in den letzten Jahren – war nicht ausgeprägt genug, um sie in einer solchen Schlacht am Leben zu erhalten.
Ja, von einem glorreichen Sieg würde kein Elb gesprochen haben, damals, und als endlich der letzte Todesschrei eines Orks über dem Schlachtfeld verebbte, und am wenigsten von allen Elrond, dessen Pferd in der letzten Sekunde getötet worden war von einem allzu zähen Orkführer, durch einen heimtückischen Hieb, der den Magen des armen Tieres geöffnet hatte.
Der Elbenkönig zog sein Schwert aus der Leiche seines letzten getöteten Feindes und hielt es hoch in die Luft, während er einen elbischen Siegesschrei brüllte, der gleichzeitig sein Kommando an die Ueberlebenden der vier Elbenarmeen war, sich zu sammeln, doch dann lehnte er sich auf sein Schwert, schwer atmend, das Gesicht blutüberströmt, das aus einer hässlichen Wunde an seinem Haaransatz geflossen war, als wäre er zu erschöpft, aus eigener Kraft zu stehen, und eine endlose Sekunden verblieb er so, reglos, das Gesicht kalt und undurchdringlich wie Marmor, die Augen leblos, distanziert und gefährlich, so dass er selbst seinen Unterführern, die sich auf sein Zeichen hin um ihn versammelt hatten, fremd erschien und sie es nicht wagten, das Wort an ihn zu richten.
Es war klug von ihnen, dies nicht zu tun, denn Elrond kämpfte einen heftigen Kampf mit sich selbst in diesem Augenblick, und er brauchte all seine Kräfte, geistig und körperlich, um die Dunkelheit zu überwinden, die seinen Verstand zu überwinden drohte wie kalter Novembernebel die Tage des Spätherbsts, und verzweifelt suchte er nach Stärke, tief im Innern seiner Seele, um dann endlich seinen Kopf zu heben, um den zerstörten, verwüsteten, blutüberströmten Grund zu überblicken, der sich um ihn herum erstreckte, bedeckt mit den Leichen derer, die er liebte, und deren Leben ihm anvertraut gewesen waren.
Seine Unterführer tauschten bereits nervöse Blicke aus, und einer seiner Zwillingssöhne, Elrohir, der eine klaffende Wunde an seiner Schulter davongetragen hatte, machte Anstalten, sich ihm zu nähern, obwohl sein Bruder versuchte, ihn zurückzuhalten, als der Elbenkönig den Kopf erneut hob, das Gesicht einer fahlen Totenmaske gleich, und sein Schwert fallen liess, als würde das Blut, das an ihm geronnen war, Uebelkeit in ihm auslösen, und während er dies tat, blickte er um sich wie erwachend, und bemerkte das Meer von fragenden, besorgten, blassen und blutigen Gesichter um ihn, Aragorns, Gandalfs, die seiner Söhne, und die vieler Bruchtal- und Waldelben.
Ja, um ihn herum standen sie, denen sein Leben und sein Herz gehörte, und ihre Gesichter waren gezeichnet von den Schrecken, die sie erlebt hatten, doch noch immer waren es lebendige Gesichter, die Trauer, aber auch Freude, und Triumph zu auch in Zukunft noch zu spiegeln vermochten , und während er sie betrachtete, spürte er, wie sich sein eigener Gesichtsausdruck veränderte, und zu dem energischen, intensiven und teilnahmsvollen Ausdruck zurückfand, der gewöhnlich sein eigen war, und erneut hob er den Arm, die rechte Hand zur Faust geballt, und er schrie einen Triumphruf in den Nachmittagshimmel, denjenigen, der die Elben durch all ihre Schlachten begleitet hatte, und einige der andern Elben fielen in seinen Ruf ein, doch noch überschwänglich war ihr Jubel, sondern müde, mit Trauer erfüllt, Trauer um diejenigen, die auf dem Schlachtfeld geblieben waren, eine Trauer, die nun rasch von ihren Herzen Besitz ergriff, jetzt, da der erste Schock des Kampfes aus ihren Körpern verebbte.
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Die Klinge schnellte vor, rasch und tödlich wie der Kopf einer gereizten Viper, und gut, allzu gut traf sie ihr beabsichtigtes Ziel, sich seitlich einbettend in der Kehle ihres Opfers, dessen Todesschrei zu einem gurgelnden Röcheln dämpfend, als warmes Blut seine Speiseröhre füllte und jegliches Geräusch darin erstickte. Dann drehte eine geübte Hand das Schwert, das in der Wunde steckte, um es dann zurückzuziehen, und ein weiterer Schwall von Blut schoss aus der nun entsetzlich klaffenden Wunde, die es geöffnet hatte. Ein brutaler Tritt gegen die Hüfte liess den jetzt tödlich Verwundeten einige unsichere Schritte zurücktaumeln, bevor seine Kräfte ihn endgültig verliessen und er zu Boden sank, vornüber, auf das Gesicht, und sich nicht mehr rührte, obwohl die Pfütze von Blut, die sich unter seinem Körper zu formen begann, leise und tödlich, ihm den grotesken Anschein von Leben verlieh.
Fortsetzung folgt....
Anmerkung der Autorin: Yuhuu! Viele, viele reviews! Danke schön! Es sieht so aus, als könnte ich mit dieser Geschichte 100 machen! Nochmals Yuhuu: 50 mehr als ich wartet habe! Ich hab mir auch Mühe gegeben, Euren Fleiss gebührend zu würdigen...mit einem kleinen Cliffhängerchen (grins)! Früher gepostet als angekündigt hab ich auch... ihr könnt Euch natürlich jetzt wieder eurerseits mit ein paar reviews bedanken (hihi). Ich bin nämlich etwas besorgt, dass der Angriff der Waldelbinnen völlig unglaubwürdig ist...
Fortsetzung folgt ziemlich bald, weil ich ein schlechtes Gewissen habe, das Kapitel hier zu kappen... oder auch nicht! (bezogen auf das Gewissen)
Für Shelley: Ja, das wäre wohl die beste Methode gewesen. Doch Elrond wollte Saruman bis zu Beginn der Schlacht nicht wissen lassen, dass er sein Spiel durchschaut hat, und dann... sagen wir halt, Gefangene niederzuknüppeln ist einfach nicht elbischer Stil! Ja, nachdem der Düsterwald abgefackelt ist, musste mindestens Bruchtal gerettet werden (hoffentlich halbwegs überzeugend, siehe oben)
Für mi-au: Ups, ich dachte, alle lieben cliffhangers?!? Zum Trost kann ich wenigstens sagen, dass ich meine Geschichten immer fertig schreibe und die cliffhangers somit „auflöse"...
Für Leahna: Freut mich zu hören... Weiteres Futter folgt schon bald!
Für Eowyn: Ja, zu Ehren der letzen Kapitel hab ich Legolas wieder eine grössere Rolle geschrieben...ich hatte selbst schon Entzugserscheinungen. Nun ja, das mit der englischen Fassung... irgendwie komm ich mir schon dumm vor, wenn ich versuche, cliffhangers einzubauen, die man sowieso sofort nachlesen könnte... freut mich, dass ihr es nicht tut! J
Für ChibiFelidae: Ahem, danke schön! Das mit dem „gut schreiben" ging natürlich runter wie Honig! Am „rasch schreiben" arbeite ich gegenwärtig noch...Für Elanor: Freut mich, dass Dir die Einblicke in die Gedanken der Kämpfenden (oder derer, die die Kämpfe auslösen) gefallen haben. Genau deswegen hab ich nämlich die Schlachtszenen so episch gestaltet! Während man die Kampffähigkeiten „unserer" Helden in den Filmen auf eine tolle Art und Weise bewundern kann, fehlt leider ein Einblick in ihre Gefühlswelt (der in Dialogform natürlich auch blöd klingen würde), und ist allein der Vorstellung überlassen... und dies hier ist meine Vorstellung davon!
Für Evellon: Och, wie gesagt, bei Dir mach ich mir keine Sorgen, wenn ein review mal ausbleibt... du hinterlässt sie nämlich mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks, bedankenswerter Weise, witzige Kommentare (wie ich es nie hinkriegen würde) inklusive!
