3.Kapitel: Gespräche
„Pr... Professor Snape. Äh… kommen sie doch rein." Verwirrt öffnete Harry die Tür ganz und trat zur Seite. Unwirsch trat sein ehemaliger Lehrer in das Haus und musterte ihn abschätzig von oben bis unten. Als Harry der Umstand bewusst wurde, dass er nur im Bademantel vor dem Professor stand, errötete er leicht. „Setzen sie sich doch schon in den Salon. Ich zieh mir nur schnell was an." Harry rannte in einen Nebenraum und zog sich die erstbesten Sachen, die er in die Finger bekam an. Schwarze Lederhose und ein schwarzer Rollkragenpulli und rannte schnell in den Salon, wo Snape schon ungeduldig wartete.
„Tee... oder etwas stärkeres?" Fragend schaute Harry zu seinem Gast. Snape verdrehte entnervt die Augen. Er war eindeutig schlechter Laune. „Geben sie sich keine Mühe. Ich werde hier so schnell verschwinden, wie es mir möglich ist." Harry setzte sich in einen großen Sessel und nickte. „Und was verschafft mir die Ehre, dass sie einen Fuß in mein Haus setzen?", sagte er kühl. „Glauben sie mir, es war mir nicht gerade ein Bedürfnis sie wieder zu sehen." „Meines auch nicht!" Snape hob eine Augenbraue. Er hatte geglaubt einen naiven Weltverbesserer vor sich zu haben, aber er musste sich eingestehen, dass Potter sich gemausert hatte. Fast schon eine Respektperson, aber eben nur fast.
„Professor Dumbledore schickt mich. Wie sie vielleicht schon gehört haben, ist die Stelle des VgddK-Lehrers wieder frei und er hielt es anscheinend für eine gute Idee, sie für den Posten zu werben." Er machte eine kurze Pause, um Harry klar zu machen, dass er nicht sehr angetan war und fügte dann hinzu: „ Und da der Tagesprophet sehr ausführlich von ihrem... Gerichtsverfahren und ihrer großen Leistung in der Winkelgasse berichtet hat, konnte ich ihm leider nichts entgegen bringen."
Harry sah ihn hämisch an. „So, so. Schon so lange wie ich denken kann sind sie hinter den Posten her. Wie frustrierend muss es für sie sein, dass gerade ein Potter ihnen die Stelle vor ihrer übergroßen Nase wegschnappt." Snape bleckte die Zähne und sah so aus, als würde er sich gleich auf Harry stürzen.
*
Harry war wieder allein und dachte noch einmal über das Gespräch nach. Natürlich war es eine große Ehre, als Lehrer in Hogwarts zu arbeiten, aber Harry hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Er hatte all die Jahre Hogwarts so gut wie möglich aus seinem Gedächtnis gestrichen, weil ihn zu viele Erinnerungen an dem Schloss hielten und nun sollte er dahin? An den Ort, wo ihn alles an Ron und Hermine und auch an Malfoy erinnern würde?
Albus wollte in einer Woche eine Antwort und so entschied sich Harry, sich später darüber Gedanken zu machen.
Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er sich an Snapes Gesicht entsinnte. Nun ja, Snape... vielleicht würde er doch zu sagen... nur um ihn ein klein wenig zu ärgern.
Harry deckte, in Gedanken versunken über den Zaubertränkemeister, den Tisch. Als er gerade fertig war, klingelte es schon an der Tür und herein stapfte Sirius. „Harry hast du schon den Tagespropheten gelesen? Was dieser Fudge sich nur dabei denkt." Wütend schwenkte er die Zeitung in seiner Hand. Harry blickte auf und zuckte die Schultern. „Ich habe es aufgegeben, ihn zu lesen. Steht eh nur immer das drin, was Fudge will." Sirius nickte und meinte nur noch dazu, dass das wohl das beste sei. Und setzte sich an den Tisch. Nach einer Weile, wo die beiden sich beim Frühstück über dies und das unterhielten, runzelte Sirius die Stirn. „Harry, irgendwas verheimlichst du mir." Der Angesprochene seufzte und fing an von Snapes Besuch zu erzählen. „Was zum Teufel hat Snape hier zu suchen und noch dazu, wenn du nur einen Bademantel anhast. Hast du mir in dieser Hinsicht vielleicht etwas verschwiegen." Harry fing an zu lachen. „Siri, lass mich doch mal ausreden." Nach fünf Minuten saßen beide schweigend da. „ Und, nimmst du den Job an?" „Ich weiß nicht recht, allerdings wäre es wirklich amüsant Snape ein wenig zu ärgern, aber das ist schon der einzigste Vorteil." „Hmmm..., ich kann dir da auch nicht helfen. Es ist deine Entscheidung und ich weiß, dass du eigentlich nie wieder nach Hogwarts wolltest, aber bedenke, dass das eine große Chance ist." „Ich weiß." Beide schwiegen wieder. Harry grübelte schon wieder nach, ob er denn nun nach Hogwarts gehen sollte oder nicht. Sirius hingegen musterte seinen Paten. Vor ihm saß ein junger, hochgewachsener Mann. Früher war Harry immer braungebrannt gewesen, aber nun hatte er einen blassen Teint. Seine grünen Augen waren dunkler als früher. Eher schwarz-grün und seine ellenbogenlangen Haare fielen ihm in leichten Wellen über die Schultern. Und seine Sachen waren wie immer schwarz. Sirius fragte sich schon wie so oft, was genau vor sieben Jahren vorgefallen war, was Harry so verändert hat. Harry wollte nie darüber reden...
*
Harry sah Hedwig noch lange nach, wie sie mit der Zusage im Schnabel auf den Weg nach Hogwarts war. Es war Harry nicht leicht gefallen, sich zu entscheiden, aber irgendwann musste er sich schließlich seiner Vergangenheit stellen... auch wenn es weh tat. Er warf sich in das große Bett, denn eigentlich war er schrecklich müde, aber nun kamen ihm wieder Zweifel. War es wirklich richtig gewesen, zu zusagen? Wütend setzte er sich auf. Das durfte doch nicht wahr sein! Jetzt machte er sich schon wieder darüber Gedanken. Er setzte sich in seinen Lieblingssessel und fing wieder an zu lesen.
Irgendwann musste er aber doch eingeschlafen sein, denn das Feuer im Kamin war erloschen. Allerdings war es noch dunkel. Verwundert blickte sich Harry um. Da klopfte es schon wieder... Vor dem Fenster saß Hedwig und hämmerte wild mit ihrem Schnabel an die Fensterscheibe. Harry sprang auf , öffnete hastig das Fenster und wurde zugleich von einer beleidigten Hedwig angekrächzt. Harry versuchte sie zu beruhigen und schließlich nach 10 Minuten Diskussion mit seiner Eule, bekam er den Brief zu fassen und riss ihn ihr aus dem Schnabel, so dass Hedwig, völlig empört über sein Verhalten, sich in ihren Käfig verkroch.
Gespannt las er den Brief. Helloween(1) sollte er sich in Hogwarts einfinden...
(1) Dumbledore hat zum Jahresanfang niemanden für die Stelle gefunden und musste bis dahin selber den Unterricht führen.
