3. Kapitel
„Habe ich etwas Falsches gesagt oder getan?", fragte Lucius auf dem Rückweg, als er Narcissa's Schweigen nicht mehr ertrug und schreckte sie damit aus ihren immer noch düsteren Gedanken hoch.
„Nein, hast du nicht.", antwortete sie erstaunt und schüttelte sich ein wenig, wie um die Gedanken der letzten halben Stunde loszuwerden, „Ich habe nur nachgedacht."
Er hob die Augenbrauen, sagte jedoch nichts. Als sie die „Drei Besen" verlassen wollten, hatte Narcissa nachdrücklich darauf bestanden, ihr Getränk selbst zu bezahlen, etwas womit er nicht gerechnet hatte. Wenn er bisher mit einem Mädchen ausgegangen war (meistens irgendwelche entfernt verwandten Cousinen die ihm seine Eltern aufgedrängt hatten), hatte sich nie eines davon bemüht, selbst zu zahlen – und Lucius war Gentleman genug, um sich darüber nicht weiter zu wundern. Nicht aber so bei Narcissa. Ihr Stolz und ihre Unabhängigkeit verblüfften ihn nun schon seit Beginn des Schuljahres – ebenso ihre Manieren und nicht zuletzt ihre Ernsthaftigkeit. Er hatte diesen Vormittag über ihre spitzen, von schwärzestem Humor durchzogenen Kommentare genossen – nun aber ging er neben einer völlig in sich gekehrten jungen Frau zur Schule zurück. Er seufzte leise und schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid.", sagte sie plötzlich und blieb stehen.
Lucius war noch zwei Schritte weiter gegangen und drehte sich nun erstaunt zu ihr um: „Was tut dir leid?"
„Daß ich dir den Tag verdorben habe."
„Nein, das hast du nicht – ganz und gar nicht. Im Gegenteil!", entgegnete er, „Ich... ich werde nur gerade nicht schlau aus dir..."
Narcissa's Herz tat bei dem letzten Satz einen Sprung und sie schluckte schwer, bevor sie fragte: „Was meinst du damit?"
„Nun...", begann er zu stammeln, „ich.. du bist so ernst. Ich weiß nicht einmal, ob dir der Tag bisher überhaupt gefallen hat. Vorhin warst du noch so... witzig und jetzt... Ich weiß einfach nicht, was ich falsch gemacht habe."
„Natürlich hat es mir gefallen in Hogsmeade... Ich mag bloß nicht so gern über meine Familie nachdenken oder über die Zukunft. Ich mag meine Familie sehr gern, einige davon mehr, andere weniger, aber... Ich weiß auch nicht." Plötzlich verspürte sie ein Brennen in den Augen und sie blickte auf den Boden, damit Lucius nichts davon mitbekam.
Er trat auf sie zu uns fasste sie zärtlich an die Schultern. „Hey... ich mag meine Familie überhaupt nicht und meine Zukunft ist im Moment auch nicht gerade erfreulich. Gesichert ja, aber nicht erfreulich."Er schluckte, bevor er weiter sprach: „Um ehrlich zu sein, bist du zur Zeit das einzig Erfreuliche in meinem Leben..."
Die Röte schoß beiden ins Gesicht und als eine Horde Viertklässler sie fast umzurennen drohte, gingen sie etwas vom Weg hinunter. Narcissa fand als erste die Sprache wieder: „Wie kannst du das sagen? Du kennst mich doch gar nicht."
„Nein, bisher noch nicht wirklich. Aber ich würde mich freuen, wenn du mir die Chance dazu gibst, das zu ändern. Nur, wenn du willst. Sonst dränge ich mich nicht weiter auf."Der letzte Satz kam eher kleinlaut über seine Lippen, die bei der Kälte stark spannten. Etwas Warmes lief seinen Mundwinkel hinab und er wollte danach tasten, doch sie war schneller: ein weiches Taschentuch wurde von ihr auf sein Gesicht gedrückt und sie hauchte: „Du blutest..."
Beschämt antwortete er: „Ich kaue manchmal auf den Lippen, wenn ich nervös bin. Dumme Angewohnheit."Er versuchte ihr das Taschentuch aus der Hand zu nehmen, doch Narcissa drängte sich leicht an ihn heran: „So, so... Du bist also nervös, ja?"
Lucius glaubte sein Herz schlagen zu hören, als ihn bei dieser sanften Berührung ein warmer Schauer überlief und er begann unwillkürlich zu lächeln, was die Blutung nicht unbedingt stillte. Er nahm ihr nun endgültig das Taschentuch ab und beugte sich etwas zu ihr hinab...
„Mir ist kalt.", sagte sie urplötzlich und wandte sich von ihm ab. „Laß uns zurück gehen."Lächelnd ergriff sie seine Hand und zog ihn etwas hinter sich her. ‚Zuckerbrot und Peitsche, mein Lieber. So schnell bekommst du mich nicht!', dachte sie und ihr Lächeln wurde zu einem Grinsen, das Lucius nicht sehen konnte.
Nach der ersten Verwunderung jedoch begann auch er breit zu grinsen: ‚Wie du willst – ein kleines Spielchen!', dachte er bei sich und ging ein paar Schritte schneller, um mit ihr wieder aufzuschließen – ihre Hand gab er erst wieder frei, als Narcissa in den Mädchenbereich der Slytherins gehen wollte. „Sehen wir uns nachher?", fragte er sanft und Narcissa nickte lächelnd. Dann verschwand sie um eine Ecke und Lucius drehte sich nur langsam mit einem warmen Gefühl im Magen um – und stutzte.
„Lucius Malfoy – der Kavalier von Slytherin!", höhnte Travers und Mcnair verschränkte die Arme vor der Brust.
Lucius blickte von einem zum anderen: Dann schüttelte er den Kopf und ging in Richtung seines Schlafsaals, doch Mcnair hielt ihn am Arm fest: „Was sollte das denn jetzt? Und vor allem: wie ist dir das gelungen?"
„Ja, genau – wie hast du das geschafft?", ließ sich Travers nun wieder vernehmen.
„Vielleicht, weil ich nicht so plump bin wie ihr! Und weil ich zu schätzen weiß, wenn sich eine Dame benehmen kann!", entgegnete Lucius zischend und in seinen Augen blitzte es gefährlich. Er riss sich los und ging in den Schlafsaal, den er zwar unter anderem mit Travers und Mcnair teilte, was ihn aber nicht daran hinderte, die Tür lautstark hinter sich zu zuknallen. Er wollte jetzt allein sein – oder zumindest nicht in der Gesellschaft von diesen beiden Hohlköpfen.
Travers und Mcnair blickten sich erstaunt an, dann zuckten beide mit den Achseln. „Die ist weg. Malfoy wird die harte Nuss nicht mehr so schnell hergeben.", bemerkte Mcnair und seufzte leise.
„Was hältst du eigentlich von ihren Freundinnen? Die scheinen leichter zu knacken zu sein..", schlug Travers vor und beide gingen in Richtung Kamin, wo sie bereits zuvor gesessen hatten, als Lucius und Narcissa Händchen haltend durch den Gemeinschaftsraum gegangen waren.
Narcissa hatte die Szene mit angehaltenem Atem hinter einer Ecke zum Mädchenbereich verfolgt: hätte Lucius einen ‚dummen' Spruch gemacht, hätte sie ihn einfach nicht mehr weiter beachtet. Doch nun schien es, als ob er sie wirklich mochte – das Blut schoß ihr ins Gesicht und in ihrem Ohren rauschte es: sie war verliebt. Ein bißchen war sie das schon immer gewesen, doch nun konnte sie das nicht mehr vor sich selbst verheimlichen. Hastig rannte sie in ihren Schlafsaal und warf sich auf ihr Bett – umarmte ihr Kopfkissen und gab sich den pubertärsten Tagträumen hin, bis sie schließlich einnickte.
~~~
„Cis, wach auf! Es gibt Abendessen!", Doreen rüttelte an ihrer Freundin herum, bis diese halbwegs wach war.
„Was? Oh, schon so spät?", gehetzt sprang Narcissa aus dem Bett und suchte sich in Windeseile etwas anderes zum Anziehen heraus. Sie trug immer noch die Sachen vom Vormittag und konnte damit nicht auch noch abends erscheinen.
„Und? Wie war es?", fragte Doreen beiläufig.
Narcissa schaute sich um – sie waren allein in ihrem Schlafsaal, also konnte sie reden, während sie sich umzog: „Sehr... unterhaltsam, ja doch, das war es."
„Was verstehst du unter ‚unterhaltsam'?"
„Vielversprechend."
„Wie vielversprechend?"Doreen verlor langsam die Geduld.
Narcissa hatte sich fertig umgekleidet und lächelte breit: „Sehr! Ich glaube, das wird was!"
Doreen lächelte nun ebenso breit und umarmte ihre Freundin stürmisch: „Oh wie schön! Ich freue mich ja so für dich!"
Narcissa wehrte die Umarmung lachend ab: „Nicht... also, er hat schon mal keine Freundin, auch nicht in Frankreich. Und er wird dort wohl auch erstmal nicht hingehen können, weil seine Eltern dagegen sind. Und - er war unheimlich nervös – und lieb! Voll besorgt, als ich eine Zeitlang nichts sagte!"
„Also doch kein ‚kalter Fisch', ja?"
Narcissa schüttelte den Kopf und ihre Augen strahlten: „Nein, ganz und gar nicht! Und er scheint es ernst zu meinen..."Dann erzählte sie Doreen von seiner Unterhaltung mit Travers und Mcnair und beide kicherten. „Aber sag bitte Ginger nichts, versprochen?"
Nun schüttelte Doreen den Kopf: „Die ist stinksauer. Vorhin in Hogsmeade habe ich sie stehen lassen, sie ging mir auf die Nerven mit ihrem Gezicke. Wundere dich also nicht, wenn sie nachher nicht mit dir oder mir spricht."
„Was hat sie denn?", fragte Narcissa und zog Doreen langsam zum Ausgang – ihr Magen knurrte und sie mußte dringend etwas essen.
„Wenn du mich fragst: sie ist eifersüchtig. Bisher war sie diejenige, die mit allen rumknutschen konnte, die sie wollte. Aber Malfoy hat sie bisher immer ignoriert und nun bist du mit ihm zusammen."
„Ich bin nicht mit ihm zusammen, noch nicht.", Narcissa grinste, „Aber das wird sich bald ändern, ich arbeite daran!"
Lachend und kichernd verließen sie den Schlafsaal und gingen in die Große Halle zum Essen. Immer wieder tauschten Narcissa und Lucius verstohlene Blicke und lächelten sich an – ja, es war kaum zu übersehen, daß sich zwischen den beiden etwas tat. Sehr zum Mißfallen von Ginger Kershaw.
~~~
Am nächsten Tag war das erste Quidditchspiel der Saison in Hogwarts und Lucius und Narcissa saßen wie selbstverständlich nebeneinander auf der Tribüne der Slytherins. Travers und Mcnair saßen neben Lucius und balzten Doreen an, die wiederum neben Narcissa saß. Ginger kam erst kurz vor Spielanpfiff dazu und verscheuchte einige Drittklässler, um sich neben Doreen zu setzen. Sie tat, als ob nichts wäre, innerlich jedoch brodelte es in ihr.
Ginger war eine waschechte Slytherin und ließ sich nur höchst ungern in ihrer Eitelkeit verletzen. Und sie war sehr eitel. Aber auch klug genug um zu wissen, daß sie nicht gut fuhr, wenn sie sich von Narcissa und Doreen trennte. ‚Meine Zeit wird kommen!', dachte sie grimmig und nahm sich vor, sich in der Zukunft zu rächen. Nicht sofort, Rache schmeckt am Besten kalt, das hatte ihr ihre Mutter beigebracht. Und daran würde sie sich auch halten!
Doch vorerst stand für alle der Schulalltag auf dem Programm. Lucius und Narcissa verbrachten die meiste freie Zeit miteinander, die sie zwischen Unterricht, Hausaufgaben und Prüfungen erübrigen konnten. Da sie sich nun auch nicht völlig von ihren alten Freunden abwenden konnten, sondern auch Zeit mit diesen verbringen wollten, dauerte es nicht lang, und es gab zwei weitere Pärchen in Slytherin: Doreen Shaw war mit Walden Mcnair zusammen und Ginger Kershaw mit Bobby Travers.
Alles nahm seinen normalen Lauf und niemandem fiel etwas besonderes auf, bis zu den Osterferien, die sowohl Narcissa wie auch Lucius bei ihren Eltern verbrachten. Vielleicht lag es am Weihnachtstreß, daß Lucius' Eltern nichts von seiner häufigen Korrespondenz in den vorhergegangenen Ferien mitbekommen hatten, doch in diesen waren sie wesentlich aufmerksamer.
Als am Nachmittag des Ostersonntags bereits die fünfte Eule aus Lucius' Fenster flog, reichte es Mrs Malfoy und sie stellte ihren Sohn zu Rede: „Kann ich vielleicht einmal erfahren, mit wem sich mein Herr Sohn so viel zu schreiben hat?"
Lucius zuckte innerlich zusammen: die Ferien waren bisher schon nicht gut verlaufen und es lag noch eine anstrengende Woche mit seinen Eltern vor ihm. Was sollte er antworten? Er wußte, daß seine Eltern ihm niemals gestatten würden, eine Freundin zu haben, zumindest ging er davon aus.
„Nur mit Walden und Bobby, Mum.", entgegnete er und hoffte, daß er nicht zu offensichtlich log.
„Seht ihr euch in der Schule nicht oft genug?", fauchte ihn seine Mutter an und ihm brach der kalte Schweiß aus, als er antwortete: „Es geht um die Prüfungsvorbereitungen."
Seine Mutter runzelte die Stirn.
„Nach den Ferien sind fast nur noch Prüfungen!"
Sie zog eine Augenbraue hoch.
„Und die sind doch wichtig, Mum!"
Das Unterlid des Auges mit der hochgezogenen Braue fing Unheil verheißend zu zucken an.
„Glaubst du mir etwa nicht?"
Beide Unterlider schoben sich nach oben.
„Dann kann ich dir auch nicht helfen!", wollte Lucius die Unterhaltung beenden.
Die Augen seiner Mutter hatten sich zu Schlitzen verengt: „Nein, ich glaube dir kein Wort, junger Mann! Zeig mir die Briefe!"
Todesurteil! „Nein, das werde ich nicht tun!"
Und dann begann der Tanz: „Solang du in diesem Haus wohnst, hast du deinen Eltern zu gehorchen! ZEIG MIR DIE BRIEFE!"
Lucius sprang von seinem Schreibtisch auf und schrie zurück: „DEN TEUFEL WERDE ICH TUN! DAS IST PRIVAT!"
„PRIVAT, JA? ACCIO BRIEFE!"
Daraufhin flatterten die Briefe mit der runden Schrift von Narcissa aus der Schreibtischschublade in die Lucius sie hastig gestopft hatte, als er die nahenden Schritte seiner Mutter gehört hatte, in ihre Hand.
Seine Mutter verstummte augenblicklich und starrte auf die über und über mit Herzchen versehenen Briefe. Lucius' wilde Wut und Panik legten sich und er fuhr leise fort: „Nun bist du zu weit gegangen. Glaube nicht, daß ich nach diesem Schuljahr jemals wieder hierher kommen werde!"
Er griff nach seinem Umhang im Schrank und verließ eiligst das Haus. Wütend stapfte er über die grünen Weiden, die sich dem ländlichen Anwesen der Malfoy's anschlossen und setzte sich unter eine große Eiche auf einem nahen Hügel. Hierher floh er jedes Mal, wenn er wieder einmal Streit mit seinen Eltern hatte oder in Ruhe nachdenken mußte. Er wußte nicht, was nun geschehen würde. Er ahnte es nur.
Seine Mutter würde die Briefe lesen. Und sie würde unweigerlich über die Passagen stolpern, wo Narcissa ihm ihre Bedenken mitteilte wegen des ersten Sex, den sie in Zukunft haben würden. Sie hatte fürchterliche Panik vor einer Schwangerschaft und Lucius hatte ihr geschrieben, daß er immer zu ihr stehen würde. Dennoch diskutierten sie schon längere Zeit über Verhütungsmethoden, die jedoch für Minderjährige und Schüler nicht einfach zu beschaffen waren.
Lucius war sich ziemlich sicher, daß dies seine Mutter umbringen würde. Sie würde es lesen und tot zusammen sacken. Einfach so.
Er schüttelte den Kopf. Nein, so einfach war das leider nicht. Sie würde die Briefe seinem Vater zeigen, sobald dieser aus dem Ministerium wiederkam und dann war er dran.
Sein Vater würde ihn nicht einfach schlagen, nein, er würde vernünftig und sachlich mit ihm reden. SEHR sachlich. Wahrscheinlich hatte er bis dahin schon alle Informationen über Narcissa gesammelt, die er bekommen würde und ihm, Lucius, das Mädchen ausreden wollen. Nicht standesgemäß. Keine vorteilhafte Ehe. Jugendlicher Leichtsinn. So etwas in der Art.
Und Lucius würde sich fügen. Würde er wirklich?
Er war mit fast 18 schon erwachsen in der Welt der Zauberer und er konnte seine eigenen Entscheidungen fällen. Narcissa war aber erst 16 und ging noch ein weiteres Jahr zur Schule. Und Lucius mußte noch eine Ausbildung machen, was hieß, er würde auch mindestens in den nächsten zwei Jahren kaum genug Geld für sich haben, geschweige denn, für seine Frau.
Seine Frau.
War er wirklich schon soweit, zu heiraten? War er alt genug, um zu entscheiden, mit wem er von nun an einen Großteil seines Lebens verbringen konnte? Oder waren seine Gedanken vielleicht wirklich nur die Trotzreaktion eines ertappten und empfindlich verletzten Jugendlichen?
Narcissa war hübsch. Scheu und stolz zugleich. Und treu. Die perfekte Frau für einen reichen Mann. Er kannte sie mittlerweile gut genug um zu wissen, daß sie niemals wirklich etwas anderes sein wollte. Nein, ihre Berufswünsche änderten sich von Tag zu Tag, ohne jemals überzeugend vorgebracht zu werden. Sie wollte heiraten, Kinder bekommen und sich nicht weiter um die Welt außerhalb dieser „Idylle"kümmern. Und sie würde ihrem Mann überall hin folgen. Egal welche Richtung dieser einschlagen würde.
Lucius saß mit angezogenen Beinen am Fuße „seines"Baumes, die Arme verschränkt darauf gelegt und die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf wie die Insekten im beginnenden Frühling durch die laue Luft.
Wenn er das doch nur seinem Vater klar machen könnte! Wie sehr er Narcissa liebte. Und wie sicher er sich war, daß sie immer bei ihm bleiben würde. Weil er ihr Leben war. Ja, im Grunde war er das. Narcissa war dazu erzogen worden, die Wünsche anderer zu repräsentieren und für sich selbst anzunehmen. Und er war es, der ihr die Richtung vorgab. Sie hatten keine Konflikte untereinander, da Narcissa an seinen Lippen hing, was er nicht zuletzt an ihr schätzte. Sie baute sein manchmal zweifelndes Selbstbewußtsein auf mit ihrer bedingungslosen Liebe.
Sie war ein Schmuckstück, daß man jederzeit tragen konnte, das einen begleitete und kleidete, egal, wo man hinkam. Und er liebte sie dafür mit all der Leidenschaft, die ein junger Mann in seinem Alter besaß. Aber war er auch wirklich bereit, sich notfalls mit seiner Familie zu zerstreiten wegen ihr?
Stundenlang saß er so da, manchmal den Kopf in seinen Armen verborgen, manchmal die aufkeimende Natur beobachtend. Als die Sonne langsam hinter die Hügel zog wurde es empfindlich kühl. Die Sonnenstrahlen schafften es noch nicht, die Erde nachhaltig zu wärmen und in den Nächten war es noch sehr kalt und feucht. Lucius erhob sich mit steifen Gliedern und ging nach Haus. Er hatte einen Entschluß gefasst.
~~~
„Lucius!" Wie immer waren die Blacks erst auf den letzten Drücker am Bahnhof in Kings Cross angekommen und die erste Begegnung nach den Ferien für Lucius und Narcissa fand im bereits fahrenden Zug statt. Mittlerweile belegten die drei Pärchen ein eigenes Abteil, weshalb sich auch niemand über die stürmische Begrüßung mokierte, als Narcissa endlich das Abteil fand.
„Na, wie waren eure Ferien?", fragte Ginger etwas später in die Runde, während sie mit Bobby Händchen hielt.
Doreen und Walden hatten sich in den Ferien mehrfach getroffen, allerdings hatte Walden auch schon die Apparationsprüfung hinter sich gebracht und konnte sie so oft er wollte besuchen.
Narcissa hatte mit ihrer Familie einen sehr entspannenden Urlaub in Irland verbracht und berichtete begeistert davon. Nur Lucius schwieg.
„Und was war bei dir?", hakte Ginger nach und lächelte süffisant.
Lucius zuckte mit den Schultern: „Es war grauenhaft wie immer. Wir waren zu Haus, meine Mutter hat mich genervt und mein Vater hat fast nur gearbeitet. Nichts besonderes. Wie immer halt."
„Aha. Und ich nehme an, ihr habt euch fleißig geschrieben?", ließ Ginger nicht locker. Sie fand es seltsam, daß Lucius und Narcissa immer noch nicht über Küssen und vorsichtiges Streicheln hinaus waren. Aber sie war auch frühreif, und das nicht nur etwas.
„Warum willst du das eigentlich alles so genau wissen?", fauchte Narcissa sie an und Doreen legte die Ohren an: seitdem Narcissa und Lucius zusammen waren, gab es immer häufiger unterschwellige Streitereien zwischen Ginger und Narcissa.
Ginger zuckte mit den Schultern und erklärte breit grinsend: „Es interessiert mich halt. Hast du etwas dagegen?"
„Ja, habe ich. Du bist immer so verflucht neugierig!", zischte Narcissa zurück und Lucius mischte sich ein: „Laß sie doch. Wir haben nichts zu verbergen, oder?"Er grinste nun seinerseits Ginger süffisant an, während seine Augen sie kühl und abschätzend musterten.
„Ich dachte nur, daß wir alle Freunde sind. Und Freunde erzählen sich doch gelegentlich etwas, oder nicht?", erklärte Ginger mit Unschuldsmiene, musterte Lucius aber nicht weniger kühl.
Nach einer Weile eisigen Schweigens begann eine unverfängliche Unterhaltung im Abteil. Narcissa beugte sich zu Lucius hinüber und fragte flüsternd: „Ist etwas passiert?"
„Nein.", antwortete er, fügte aber hinzu: „Nur, daß meine Eltern etwas vermuten. Meine Mutter hat mich gefragt, seit wann ich eigentlich so viele Briefe schreibe und ich habe ihr gesagt, daß das Briefe wegen der Schule gewesen sind. Wegen der Prüfungen."
„Du hast es ihnen also immer noch nicht gesagt?", fragte Narcissa enttäuscht und wollte ihre Hand aus seiner ziehen, doch er hielt sie fest.
„Cis, es ist nicht einfach, mit meinen Eltern zu reden. Jeder Versuch endet im Streit. Wir reden einfach nicht miteinander und gut. Oder auch nicht.", er seufzte und streichelte über ihre Hand, dann hob er den Blick und flüsterte: „Ich liebe dich. Das weißt du. Und alles andere wird sich ergeben."
Narcissa schluckte ein Schluchzen hinunter und küsste ihn sanft. „Meine Mutter möchte dich so bald wie möglich kennenlernen. Und mein Vater auch. Dromi und Bella reden fast ununterbrochen von dir und wie ‚niedlich' wir seien."
Lucius lachte auf: „Ich bin nicht ‚niedlich'! Sag das deinen Schwestern!"
Narcissa kicherte und sagte: „Doch, du bist niedlich. Besonders, wenn du es abstreitest!"
„Noch ein Wort, und ich versohle dir den Hintern, junges Mädchen!"
„Au ja!", hauchte Narcissa und jede weitere Unterhaltung wurde von Küssen erstickt.
~~~
Das Schuljahr war fast vorüber und die Zeit, welche die Pärchen miteinander verbringen konnten, wurde immer spärlicher, zu viele Prüfungen genossen zwangsweise fast die gesamte Aufmerksamkeit der Schüler. Und der Zeitpunkt des Abschieds stand bevor. Davor graute es Narcissa am Meisten. Nicht, daß sie Lucius nun einfach zwei Monate nicht mehr sehen würde, es war auch sein letztes Schuljahr in Hogwarts. Nach den Ferien würde alles anders werden.
Lucius hatte sich von seinen Eltern nun endgültig für die Lehre bei Gringotts umstimmen lassen, oder wohl doch eher von der Tatsache, daß dann auch Narcissa in erreichbarer Nähe war. Oder beides. Zumindest hatte er jeden Gedanken an Frankreich und ein Studium dort beiseite geschoben. Zuviel bodenständigeres hatte er zu regeln, bevor er sich diesen Luxus leisten konnte.
Narcissa und Lucius waren an diesem Abend verabredet – sie wollten spazieren gehen und sich ein ruhiges Eckchen suchen, wie immer eigentlich. Sie zog sich gerade um, als Doreen sie fragte: „Was ist denn nun eigentlich mit euch beiden?"
„Was meinst du?"
„Du weißt schon... habt ihr schon?"
„Fängst du jetzt auch noch an?", fauchte Narcissa wütend und ihr blasses Gesicht wurde rosig.
Doreen hob abwehrend die Hände: „Hey, ich bin nicht Ginger. Ich lasse mir ja auch noch Zeit. Vor den Ferien wird das nichts mit Walden und mir, das habe ich mir geschworen!"
Narcissa setzte sich wieder etwas ruhiger geworden neben Doreen auf ihr Bett und seufzte. „Ja. Wenn man es vor den Ferien macht, verdrücken sie sich sonst noch sang- und klanglos. Aber wenn man sie zappeln läßt, wird sich ja heraus stellen, ob sie es wert sind."
Doreen nickte traurig. „Ich bin mir bei Walden einfach nicht wirklich sicher, ob er es ernst meint oder es nur kam, weil wir ein Freundeskreis sind."
„Ich bin mir sicher, daß Lucius es ernst meint. Aber..."
Narcissa verstummt mitten im Satz und schüttelte den Kopf. „Seine Eltern wissen immer noch nichts davon. Ich glaube, er schämt sich für mich."
„Warum sollte er das denn? Du bist doch sehr hübsch und du wirst seinen Eltern sicher gefallen! Du bist doch nicht wie Ginger!", erboste sich Doreen und beide Mädchen kicherten.
Ginger war nicht nur frühreif, sondern auch recht burschikos und... aufdringlich. Aber sie hatte die Vorstellung bereits hinter sich – Bobby Travers' Eltern mochten sie. Aus welchem Grund auch immer.
Doreen würde in den Ferien Mcnair's Eltern kennenlernen, nur Narcissa konnte nicht mit einer geplanten Vorstellung aufwarten. Lucius hielt sich bedeckt und wechselte schnell das Thema, wenn Narcissa darauf zu sprechen kam. Und langsam aber sicher begannen Zweifel an ihr zu nagen, ob er nicht doch vielleicht einen Rückzieher machen könnte. Und genau deshalb gab sie ihm auch nicht, was er unterschwellig immer wieder forderte. Wenn er sie tatsächlich lieben würde, würde er auch warten können. Außerdem war das Problem mit der Verhütung immer noch nicht gelöst.
Narcissa war noch nicht erwachsen und hatte noch ein weiteres Schuljahr vor sich – sie konnte nicht einfach zu Madam Pomfrey gehen und einen entsprechenden Trank verlangen. Die Schule war verpflichtet, solche Dinge den Eltern mitzuteilen. Und wenn Lucius ginge und etwas besorgen würde, könnten sie es gleich in die Welt hinaus posaunen. Außerdem gab es bisher nur Tränke für Frauen und Mädchen und kein verantwortungsvoller Apotheker würde Lucius etwas verkaufen, ohne vorher nicht wenigstens einen Blick auf Narcissa geworfen zu haben.
Bei den Muggeln war man schon weiter – dort konnte auch Jungen und Männer verhüten, doch Lucius empfand Muggelkram als entwürdigend. Und da war sich Narcissa ganz sicher, daß das nicht nur eine dumme Ausrede war. Außerdem vertraten da beide die gleiche Ansicht.
Mit einem flauen Gefühl im Magen ging Narcissa diesen Abend zu ihrer Verabredung.
Wird fortgesetzt!
„Habe ich etwas Falsches gesagt oder getan?", fragte Lucius auf dem Rückweg, als er Narcissa's Schweigen nicht mehr ertrug und schreckte sie damit aus ihren immer noch düsteren Gedanken hoch.
„Nein, hast du nicht.", antwortete sie erstaunt und schüttelte sich ein wenig, wie um die Gedanken der letzten halben Stunde loszuwerden, „Ich habe nur nachgedacht."
Er hob die Augenbrauen, sagte jedoch nichts. Als sie die „Drei Besen" verlassen wollten, hatte Narcissa nachdrücklich darauf bestanden, ihr Getränk selbst zu bezahlen, etwas womit er nicht gerechnet hatte. Wenn er bisher mit einem Mädchen ausgegangen war (meistens irgendwelche entfernt verwandten Cousinen die ihm seine Eltern aufgedrängt hatten), hatte sich nie eines davon bemüht, selbst zu zahlen – und Lucius war Gentleman genug, um sich darüber nicht weiter zu wundern. Nicht aber so bei Narcissa. Ihr Stolz und ihre Unabhängigkeit verblüfften ihn nun schon seit Beginn des Schuljahres – ebenso ihre Manieren und nicht zuletzt ihre Ernsthaftigkeit. Er hatte diesen Vormittag über ihre spitzen, von schwärzestem Humor durchzogenen Kommentare genossen – nun aber ging er neben einer völlig in sich gekehrten jungen Frau zur Schule zurück. Er seufzte leise und schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid.", sagte sie plötzlich und blieb stehen.
Lucius war noch zwei Schritte weiter gegangen und drehte sich nun erstaunt zu ihr um: „Was tut dir leid?"
„Daß ich dir den Tag verdorben habe."
„Nein, das hast du nicht – ganz und gar nicht. Im Gegenteil!", entgegnete er, „Ich... ich werde nur gerade nicht schlau aus dir..."
Narcissa's Herz tat bei dem letzten Satz einen Sprung und sie schluckte schwer, bevor sie fragte: „Was meinst du damit?"
„Nun...", begann er zu stammeln, „ich.. du bist so ernst. Ich weiß nicht einmal, ob dir der Tag bisher überhaupt gefallen hat. Vorhin warst du noch so... witzig und jetzt... Ich weiß einfach nicht, was ich falsch gemacht habe."
„Natürlich hat es mir gefallen in Hogsmeade... Ich mag bloß nicht so gern über meine Familie nachdenken oder über die Zukunft. Ich mag meine Familie sehr gern, einige davon mehr, andere weniger, aber... Ich weiß auch nicht." Plötzlich verspürte sie ein Brennen in den Augen und sie blickte auf den Boden, damit Lucius nichts davon mitbekam.
Er trat auf sie zu uns fasste sie zärtlich an die Schultern. „Hey... ich mag meine Familie überhaupt nicht und meine Zukunft ist im Moment auch nicht gerade erfreulich. Gesichert ja, aber nicht erfreulich."Er schluckte, bevor er weiter sprach: „Um ehrlich zu sein, bist du zur Zeit das einzig Erfreuliche in meinem Leben..."
Die Röte schoß beiden ins Gesicht und als eine Horde Viertklässler sie fast umzurennen drohte, gingen sie etwas vom Weg hinunter. Narcissa fand als erste die Sprache wieder: „Wie kannst du das sagen? Du kennst mich doch gar nicht."
„Nein, bisher noch nicht wirklich. Aber ich würde mich freuen, wenn du mir die Chance dazu gibst, das zu ändern. Nur, wenn du willst. Sonst dränge ich mich nicht weiter auf."Der letzte Satz kam eher kleinlaut über seine Lippen, die bei der Kälte stark spannten. Etwas Warmes lief seinen Mundwinkel hinab und er wollte danach tasten, doch sie war schneller: ein weiches Taschentuch wurde von ihr auf sein Gesicht gedrückt und sie hauchte: „Du blutest..."
Beschämt antwortete er: „Ich kaue manchmal auf den Lippen, wenn ich nervös bin. Dumme Angewohnheit."Er versuchte ihr das Taschentuch aus der Hand zu nehmen, doch Narcissa drängte sich leicht an ihn heran: „So, so... Du bist also nervös, ja?"
Lucius glaubte sein Herz schlagen zu hören, als ihn bei dieser sanften Berührung ein warmer Schauer überlief und er begann unwillkürlich zu lächeln, was die Blutung nicht unbedingt stillte. Er nahm ihr nun endgültig das Taschentuch ab und beugte sich etwas zu ihr hinab...
„Mir ist kalt.", sagte sie urplötzlich und wandte sich von ihm ab. „Laß uns zurück gehen."Lächelnd ergriff sie seine Hand und zog ihn etwas hinter sich her. ‚Zuckerbrot und Peitsche, mein Lieber. So schnell bekommst du mich nicht!', dachte sie und ihr Lächeln wurde zu einem Grinsen, das Lucius nicht sehen konnte.
Nach der ersten Verwunderung jedoch begann auch er breit zu grinsen: ‚Wie du willst – ein kleines Spielchen!', dachte er bei sich und ging ein paar Schritte schneller, um mit ihr wieder aufzuschließen – ihre Hand gab er erst wieder frei, als Narcissa in den Mädchenbereich der Slytherins gehen wollte. „Sehen wir uns nachher?", fragte er sanft und Narcissa nickte lächelnd. Dann verschwand sie um eine Ecke und Lucius drehte sich nur langsam mit einem warmen Gefühl im Magen um – und stutzte.
„Lucius Malfoy – der Kavalier von Slytherin!", höhnte Travers und Mcnair verschränkte die Arme vor der Brust.
Lucius blickte von einem zum anderen: Dann schüttelte er den Kopf und ging in Richtung seines Schlafsaals, doch Mcnair hielt ihn am Arm fest: „Was sollte das denn jetzt? Und vor allem: wie ist dir das gelungen?"
„Ja, genau – wie hast du das geschafft?", ließ sich Travers nun wieder vernehmen.
„Vielleicht, weil ich nicht so plump bin wie ihr! Und weil ich zu schätzen weiß, wenn sich eine Dame benehmen kann!", entgegnete Lucius zischend und in seinen Augen blitzte es gefährlich. Er riss sich los und ging in den Schlafsaal, den er zwar unter anderem mit Travers und Mcnair teilte, was ihn aber nicht daran hinderte, die Tür lautstark hinter sich zu zuknallen. Er wollte jetzt allein sein – oder zumindest nicht in der Gesellschaft von diesen beiden Hohlköpfen.
Travers und Mcnair blickten sich erstaunt an, dann zuckten beide mit den Achseln. „Die ist weg. Malfoy wird die harte Nuss nicht mehr so schnell hergeben.", bemerkte Mcnair und seufzte leise.
„Was hältst du eigentlich von ihren Freundinnen? Die scheinen leichter zu knacken zu sein..", schlug Travers vor und beide gingen in Richtung Kamin, wo sie bereits zuvor gesessen hatten, als Lucius und Narcissa Händchen haltend durch den Gemeinschaftsraum gegangen waren.
Narcissa hatte die Szene mit angehaltenem Atem hinter einer Ecke zum Mädchenbereich verfolgt: hätte Lucius einen ‚dummen' Spruch gemacht, hätte sie ihn einfach nicht mehr weiter beachtet. Doch nun schien es, als ob er sie wirklich mochte – das Blut schoß ihr ins Gesicht und in ihrem Ohren rauschte es: sie war verliebt. Ein bißchen war sie das schon immer gewesen, doch nun konnte sie das nicht mehr vor sich selbst verheimlichen. Hastig rannte sie in ihren Schlafsaal und warf sich auf ihr Bett – umarmte ihr Kopfkissen und gab sich den pubertärsten Tagträumen hin, bis sie schließlich einnickte.
~~~
„Cis, wach auf! Es gibt Abendessen!", Doreen rüttelte an ihrer Freundin herum, bis diese halbwegs wach war.
„Was? Oh, schon so spät?", gehetzt sprang Narcissa aus dem Bett und suchte sich in Windeseile etwas anderes zum Anziehen heraus. Sie trug immer noch die Sachen vom Vormittag und konnte damit nicht auch noch abends erscheinen.
„Und? Wie war es?", fragte Doreen beiläufig.
Narcissa schaute sich um – sie waren allein in ihrem Schlafsaal, also konnte sie reden, während sie sich umzog: „Sehr... unterhaltsam, ja doch, das war es."
„Was verstehst du unter ‚unterhaltsam'?"
„Vielversprechend."
„Wie vielversprechend?"Doreen verlor langsam die Geduld.
Narcissa hatte sich fertig umgekleidet und lächelte breit: „Sehr! Ich glaube, das wird was!"
Doreen lächelte nun ebenso breit und umarmte ihre Freundin stürmisch: „Oh wie schön! Ich freue mich ja so für dich!"
Narcissa wehrte die Umarmung lachend ab: „Nicht... also, er hat schon mal keine Freundin, auch nicht in Frankreich. Und er wird dort wohl auch erstmal nicht hingehen können, weil seine Eltern dagegen sind. Und - er war unheimlich nervös – und lieb! Voll besorgt, als ich eine Zeitlang nichts sagte!"
„Also doch kein ‚kalter Fisch', ja?"
Narcissa schüttelte den Kopf und ihre Augen strahlten: „Nein, ganz und gar nicht! Und er scheint es ernst zu meinen..."Dann erzählte sie Doreen von seiner Unterhaltung mit Travers und Mcnair und beide kicherten. „Aber sag bitte Ginger nichts, versprochen?"
Nun schüttelte Doreen den Kopf: „Die ist stinksauer. Vorhin in Hogsmeade habe ich sie stehen lassen, sie ging mir auf die Nerven mit ihrem Gezicke. Wundere dich also nicht, wenn sie nachher nicht mit dir oder mir spricht."
„Was hat sie denn?", fragte Narcissa und zog Doreen langsam zum Ausgang – ihr Magen knurrte und sie mußte dringend etwas essen.
„Wenn du mich fragst: sie ist eifersüchtig. Bisher war sie diejenige, die mit allen rumknutschen konnte, die sie wollte. Aber Malfoy hat sie bisher immer ignoriert und nun bist du mit ihm zusammen."
„Ich bin nicht mit ihm zusammen, noch nicht.", Narcissa grinste, „Aber das wird sich bald ändern, ich arbeite daran!"
Lachend und kichernd verließen sie den Schlafsaal und gingen in die Große Halle zum Essen. Immer wieder tauschten Narcissa und Lucius verstohlene Blicke und lächelten sich an – ja, es war kaum zu übersehen, daß sich zwischen den beiden etwas tat. Sehr zum Mißfallen von Ginger Kershaw.
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Am nächsten Tag war das erste Quidditchspiel der Saison in Hogwarts und Lucius und Narcissa saßen wie selbstverständlich nebeneinander auf der Tribüne der Slytherins. Travers und Mcnair saßen neben Lucius und balzten Doreen an, die wiederum neben Narcissa saß. Ginger kam erst kurz vor Spielanpfiff dazu und verscheuchte einige Drittklässler, um sich neben Doreen zu setzen. Sie tat, als ob nichts wäre, innerlich jedoch brodelte es in ihr.
Ginger war eine waschechte Slytherin und ließ sich nur höchst ungern in ihrer Eitelkeit verletzen. Und sie war sehr eitel. Aber auch klug genug um zu wissen, daß sie nicht gut fuhr, wenn sie sich von Narcissa und Doreen trennte. ‚Meine Zeit wird kommen!', dachte sie grimmig und nahm sich vor, sich in der Zukunft zu rächen. Nicht sofort, Rache schmeckt am Besten kalt, das hatte ihr ihre Mutter beigebracht. Und daran würde sie sich auch halten!
Doch vorerst stand für alle der Schulalltag auf dem Programm. Lucius und Narcissa verbrachten die meiste freie Zeit miteinander, die sie zwischen Unterricht, Hausaufgaben und Prüfungen erübrigen konnten. Da sie sich nun auch nicht völlig von ihren alten Freunden abwenden konnten, sondern auch Zeit mit diesen verbringen wollten, dauerte es nicht lang, und es gab zwei weitere Pärchen in Slytherin: Doreen Shaw war mit Walden Mcnair zusammen und Ginger Kershaw mit Bobby Travers.
Alles nahm seinen normalen Lauf und niemandem fiel etwas besonderes auf, bis zu den Osterferien, die sowohl Narcissa wie auch Lucius bei ihren Eltern verbrachten. Vielleicht lag es am Weihnachtstreß, daß Lucius' Eltern nichts von seiner häufigen Korrespondenz in den vorhergegangenen Ferien mitbekommen hatten, doch in diesen waren sie wesentlich aufmerksamer.
Als am Nachmittag des Ostersonntags bereits die fünfte Eule aus Lucius' Fenster flog, reichte es Mrs Malfoy und sie stellte ihren Sohn zu Rede: „Kann ich vielleicht einmal erfahren, mit wem sich mein Herr Sohn so viel zu schreiben hat?"
Lucius zuckte innerlich zusammen: die Ferien waren bisher schon nicht gut verlaufen und es lag noch eine anstrengende Woche mit seinen Eltern vor ihm. Was sollte er antworten? Er wußte, daß seine Eltern ihm niemals gestatten würden, eine Freundin zu haben, zumindest ging er davon aus.
„Nur mit Walden und Bobby, Mum.", entgegnete er und hoffte, daß er nicht zu offensichtlich log.
„Seht ihr euch in der Schule nicht oft genug?", fauchte ihn seine Mutter an und ihm brach der kalte Schweiß aus, als er antwortete: „Es geht um die Prüfungsvorbereitungen."
Seine Mutter runzelte die Stirn.
„Nach den Ferien sind fast nur noch Prüfungen!"
Sie zog eine Augenbraue hoch.
„Und die sind doch wichtig, Mum!"
Das Unterlid des Auges mit der hochgezogenen Braue fing Unheil verheißend zu zucken an.
„Glaubst du mir etwa nicht?"
Beide Unterlider schoben sich nach oben.
„Dann kann ich dir auch nicht helfen!", wollte Lucius die Unterhaltung beenden.
Die Augen seiner Mutter hatten sich zu Schlitzen verengt: „Nein, ich glaube dir kein Wort, junger Mann! Zeig mir die Briefe!"
Todesurteil! „Nein, das werde ich nicht tun!"
Und dann begann der Tanz: „Solang du in diesem Haus wohnst, hast du deinen Eltern zu gehorchen! ZEIG MIR DIE BRIEFE!"
Lucius sprang von seinem Schreibtisch auf und schrie zurück: „DEN TEUFEL WERDE ICH TUN! DAS IST PRIVAT!"
„PRIVAT, JA? ACCIO BRIEFE!"
Daraufhin flatterten die Briefe mit der runden Schrift von Narcissa aus der Schreibtischschublade in die Lucius sie hastig gestopft hatte, als er die nahenden Schritte seiner Mutter gehört hatte, in ihre Hand.
Seine Mutter verstummte augenblicklich und starrte auf die über und über mit Herzchen versehenen Briefe. Lucius' wilde Wut und Panik legten sich und er fuhr leise fort: „Nun bist du zu weit gegangen. Glaube nicht, daß ich nach diesem Schuljahr jemals wieder hierher kommen werde!"
Er griff nach seinem Umhang im Schrank und verließ eiligst das Haus. Wütend stapfte er über die grünen Weiden, die sich dem ländlichen Anwesen der Malfoy's anschlossen und setzte sich unter eine große Eiche auf einem nahen Hügel. Hierher floh er jedes Mal, wenn er wieder einmal Streit mit seinen Eltern hatte oder in Ruhe nachdenken mußte. Er wußte nicht, was nun geschehen würde. Er ahnte es nur.
Seine Mutter würde die Briefe lesen. Und sie würde unweigerlich über die Passagen stolpern, wo Narcissa ihm ihre Bedenken mitteilte wegen des ersten Sex, den sie in Zukunft haben würden. Sie hatte fürchterliche Panik vor einer Schwangerschaft und Lucius hatte ihr geschrieben, daß er immer zu ihr stehen würde. Dennoch diskutierten sie schon längere Zeit über Verhütungsmethoden, die jedoch für Minderjährige und Schüler nicht einfach zu beschaffen waren.
Lucius war sich ziemlich sicher, daß dies seine Mutter umbringen würde. Sie würde es lesen und tot zusammen sacken. Einfach so.
Er schüttelte den Kopf. Nein, so einfach war das leider nicht. Sie würde die Briefe seinem Vater zeigen, sobald dieser aus dem Ministerium wiederkam und dann war er dran.
Sein Vater würde ihn nicht einfach schlagen, nein, er würde vernünftig und sachlich mit ihm reden. SEHR sachlich. Wahrscheinlich hatte er bis dahin schon alle Informationen über Narcissa gesammelt, die er bekommen würde und ihm, Lucius, das Mädchen ausreden wollen. Nicht standesgemäß. Keine vorteilhafte Ehe. Jugendlicher Leichtsinn. So etwas in der Art.
Und Lucius würde sich fügen. Würde er wirklich?
Er war mit fast 18 schon erwachsen in der Welt der Zauberer und er konnte seine eigenen Entscheidungen fällen. Narcissa war aber erst 16 und ging noch ein weiteres Jahr zur Schule. Und Lucius mußte noch eine Ausbildung machen, was hieß, er würde auch mindestens in den nächsten zwei Jahren kaum genug Geld für sich haben, geschweige denn, für seine Frau.
Seine Frau.
War er wirklich schon soweit, zu heiraten? War er alt genug, um zu entscheiden, mit wem er von nun an einen Großteil seines Lebens verbringen konnte? Oder waren seine Gedanken vielleicht wirklich nur die Trotzreaktion eines ertappten und empfindlich verletzten Jugendlichen?
Narcissa war hübsch. Scheu und stolz zugleich. Und treu. Die perfekte Frau für einen reichen Mann. Er kannte sie mittlerweile gut genug um zu wissen, daß sie niemals wirklich etwas anderes sein wollte. Nein, ihre Berufswünsche änderten sich von Tag zu Tag, ohne jemals überzeugend vorgebracht zu werden. Sie wollte heiraten, Kinder bekommen und sich nicht weiter um die Welt außerhalb dieser „Idylle"kümmern. Und sie würde ihrem Mann überall hin folgen. Egal welche Richtung dieser einschlagen würde.
Lucius saß mit angezogenen Beinen am Fuße „seines"Baumes, die Arme verschränkt darauf gelegt und die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf wie die Insekten im beginnenden Frühling durch die laue Luft.
Wenn er das doch nur seinem Vater klar machen könnte! Wie sehr er Narcissa liebte. Und wie sicher er sich war, daß sie immer bei ihm bleiben würde. Weil er ihr Leben war. Ja, im Grunde war er das. Narcissa war dazu erzogen worden, die Wünsche anderer zu repräsentieren und für sich selbst anzunehmen. Und er war es, der ihr die Richtung vorgab. Sie hatten keine Konflikte untereinander, da Narcissa an seinen Lippen hing, was er nicht zuletzt an ihr schätzte. Sie baute sein manchmal zweifelndes Selbstbewußtsein auf mit ihrer bedingungslosen Liebe.
Sie war ein Schmuckstück, daß man jederzeit tragen konnte, das einen begleitete und kleidete, egal, wo man hinkam. Und er liebte sie dafür mit all der Leidenschaft, die ein junger Mann in seinem Alter besaß. Aber war er auch wirklich bereit, sich notfalls mit seiner Familie zu zerstreiten wegen ihr?
Stundenlang saß er so da, manchmal den Kopf in seinen Armen verborgen, manchmal die aufkeimende Natur beobachtend. Als die Sonne langsam hinter die Hügel zog wurde es empfindlich kühl. Die Sonnenstrahlen schafften es noch nicht, die Erde nachhaltig zu wärmen und in den Nächten war es noch sehr kalt und feucht. Lucius erhob sich mit steifen Gliedern und ging nach Haus. Er hatte einen Entschluß gefasst.
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„Lucius!" Wie immer waren die Blacks erst auf den letzten Drücker am Bahnhof in Kings Cross angekommen und die erste Begegnung nach den Ferien für Lucius und Narcissa fand im bereits fahrenden Zug statt. Mittlerweile belegten die drei Pärchen ein eigenes Abteil, weshalb sich auch niemand über die stürmische Begrüßung mokierte, als Narcissa endlich das Abteil fand.
„Na, wie waren eure Ferien?", fragte Ginger etwas später in die Runde, während sie mit Bobby Händchen hielt.
Doreen und Walden hatten sich in den Ferien mehrfach getroffen, allerdings hatte Walden auch schon die Apparationsprüfung hinter sich gebracht und konnte sie so oft er wollte besuchen.
Narcissa hatte mit ihrer Familie einen sehr entspannenden Urlaub in Irland verbracht und berichtete begeistert davon. Nur Lucius schwieg.
„Und was war bei dir?", hakte Ginger nach und lächelte süffisant.
Lucius zuckte mit den Schultern: „Es war grauenhaft wie immer. Wir waren zu Haus, meine Mutter hat mich genervt und mein Vater hat fast nur gearbeitet. Nichts besonderes. Wie immer halt."
„Aha. Und ich nehme an, ihr habt euch fleißig geschrieben?", ließ Ginger nicht locker. Sie fand es seltsam, daß Lucius und Narcissa immer noch nicht über Küssen und vorsichtiges Streicheln hinaus waren. Aber sie war auch frühreif, und das nicht nur etwas.
„Warum willst du das eigentlich alles so genau wissen?", fauchte Narcissa sie an und Doreen legte die Ohren an: seitdem Narcissa und Lucius zusammen waren, gab es immer häufiger unterschwellige Streitereien zwischen Ginger und Narcissa.
Ginger zuckte mit den Schultern und erklärte breit grinsend: „Es interessiert mich halt. Hast du etwas dagegen?"
„Ja, habe ich. Du bist immer so verflucht neugierig!", zischte Narcissa zurück und Lucius mischte sich ein: „Laß sie doch. Wir haben nichts zu verbergen, oder?"Er grinste nun seinerseits Ginger süffisant an, während seine Augen sie kühl und abschätzend musterten.
„Ich dachte nur, daß wir alle Freunde sind. Und Freunde erzählen sich doch gelegentlich etwas, oder nicht?", erklärte Ginger mit Unschuldsmiene, musterte Lucius aber nicht weniger kühl.
Nach einer Weile eisigen Schweigens begann eine unverfängliche Unterhaltung im Abteil. Narcissa beugte sich zu Lucius hinüber und fragte flüsternd: „Ist etwas passiert?"
„Nein.", antwortete er, fügte aber hinzu: „Nur, daß meine Eltern etwas vermuten. Meine Mutter hat mich gefragt, seit wann ich eigentlich so viele Briefe schreibe und ich habe ihr gesagt, daß das Briefe wegen der Schule gewesen sind. Wegen der Prüfungen."
„Du hast es ihnen also immer noch nicht gesagt?", fragte Narcissa enttäuscht und wollte ihre Hand aus seiner ziehen, doch er hielt sie fest.
„Cis, es ist nicht einfach, mit meinen Eltern zu reden. Jeder Versuch endet im Streit. Wir reden einfach nicht miteinander und gut. Oder auch nicht.", er seufzte und streichelte über ihre Hand, dann hob er den Blick und flüsterte: „Ich liebe dich. Das weißt du. Und alles andere wird sich ergeben."
Narcissa schluckte ein Schluchzen hinunter und küsste ihn sanft. „Meine Mutter möchte dich so bald wie möglich kennenlernen. Und mein Vater auch. Dromi und Bella reden fast ununterbrochen von dir und wie ‚niedlich' wir seien."
Lucius lachte auf: „Ich bin nicht ‚niedlich'! Sag das deinen Schwestern!"
Narcissa kicherte und sagte: „Doch, du bist niedlich. Besonders, wenn du es abstreitest!"
„Noch ein Wort, und ich versohle dir den Hintern, junges Mädchen!"
„Au ja!", hauchte Narcissa und jede weitere Unterhaltung wurde von Küssen erstickt.
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Das Schuljahr war fast vorüber und die Zeit, welche die Pärchen miteinander verbringen konnten, wurde immer spärlicher, zu viele Prüfungen genossen zwangsweise fast die gesamte Aufmerksamkeit der Schüler. Und der Zeitpunkt des Abschieds stand bevor. Davor graute es Narcissa am Meisten. Nicht, daß sie Lucius nun einfach zwei Monate nicht mehr sehen würde, es war auch sein letztes Schuljahr in Hogwarts. Nach den Ferien würde alles anders werden.
Lucius hatte sich von seinen Eltern nun endgültig für die Lehre bei Gringotts umstimmen lassen, oder wohl doch eher von der Tatsache, daß dann auch Narcissa in erreichbarer Nähe war. Oder beides. Zumindest hatte er jeden Gedanken an Frankreich und ein Studium dort beiseite geschoben. Zuviel bodenständigeres hatte er zu regeln, bevor er sich diesen Luxus leisten konnte.
Narcissa und Lucius waren an diesem Abend verabredet – sie wollten spazieren gehen und sich ein ruhiges Eckchen suchen, wie immer eigentlich. Sie zog sich gerade um, als Doreen sie fragte: „Was ist denn nun eigentlich mit euch beiden?"
„Was meinst du?"
„Du weißt schon... habt ihr schon?"
„Fängst du jetzt auch noch an?", fauchte Narcissa wütend und ihr blasses Gesicht wurde rosig.
Doreen hob abwehrend die Hände: „Hey, ich bin nicht Ginger. Ich lasse mir ja auch noch Zeit. Vor den Ferien wird das nichts mit Walden und mir, das habe ich mir geschworen!"
Narcissa setzte sich wieder etwas ruhiger geworden neben Doreen auf ihr Bett und seufzte. „Ja. Wenn man es vor den Ferien macht, verdrücken sie sich sonst noch sang- und klanglos. Aber wenn man sie zappeln läßt, wird sich ja heraus stellen, ob sie es wert sind."
Doreen nickte traurig. „Ich bin mir bei Walden einfach nicht wirklich sicher, ob er es ernst meint oder es nur kam, weil wir ein Freundeskreis sind."
„Ich bin mir sicher, daß Lucius es ernst meint. Aber..."
Narcissa verstummt mitten im Satz und schüttelte den Kopf. „Seine Eltern wissen immer noch nichts davon. Ich glaube, er schämt sich für mich."
„Warum sollte er das denn? Du bist doch sehr hübsch und du wirst seinen Eltern sicher gefallen! Du bist doch nicht wie Ginger!", erboste sich Doreen und beide Mädchen kicherten.
Ginger war nicht nur frühreif, sondern auch recht burschikos und... aufdringlich. Aber sie hatte die Vorstellung bereits hinter sich – Bobby Travers' Eltern mochten sie. Aus welchem Grund auch immer.
Doreen würde in den Ferien Mcnair's Eltern kennenlernen, nur Narcissa konnte nicht mit einer geplanten Vorstellung aufwarten. Lucius hielt sich bedeckt und wechselte schnell das Thema, wenn Narcissa darauf zu sprechen kam. Und langsam aber sicher begannen Zweifel an ihr zu nagen, ob er nicht doch vielleicht einen Rückzieher machen könnte. Und genau deshalb gab sie ihm auch nicht, was er unterschwellig immer wieder forderte. Wenn er sie tatsächlich lieben würde, würde er auch warten können. Außerdem war das Problem mit der Verhütung immer noch nicht gelöst.
Narcissa war noch nicht erwachsen und hatte noch ein weiteres Schuljahr vor sich – sie konnte nicht einfach zu Madam Pomfrey gehen und einen entsprechenden Trank verlangen. Die Schule war verpflichtet, solche Dinge den Eltern mitzuteilen. Und wenn Lucius ginge und etwas besorgen würde, könnten sie es gleich in die Welt hinaus posaunen. Außerdem gab es bisher nur Tränke für Frauen und Mädchen und kein verantwortungsvoller Apotheker würde Lucius etwas verkaufen, ohne vorher nicht wenigstens einen Blick auf Narcissa geworfen zu haben.
Bei den Muggeln war man schon weiter – dort konnte auch Jungen und Männer verhüten, doch Lucius empfand Muggelkram als entwürdigend. Und da war sich Narcissa ganz sicher, daß das nicht nur eine dumme Ausrede war. Außerdem vertraten da beide die gleiche Ansicht.
Mit einem flauen Gefühl im Magen ging Narcissa diesen Abend zu ihrer Verabredung.
Wird fortgesetzt!
