Erst mal wieder meinen herzlichsten Dank an meine Reviewer, in diesem Fall Sternchen (drei Reviews, du bist unglaublich!) und Mr. Crouch`s Daughter ( vielen Dank! *smile*) ! Die beiden haben mich gefragt, warum ich keine anonymen Reviews zulassen würde, woraufhin ich erst mal ratlos auf den Bildschirm gestarrt habe. Wie? Was? Erst allmählich dämmerte es mir, dass es irgendwo eine Funktion dafür gibt, die man nur ausschalten muß...*gggg* Tja, das war ein Anfängerfehler, der jetzt behoben ist. Ab jetzt sind also auch anonyme Reviews möglich... Also vielen Dank noch mal für den Hinweis!
Disclaimer: Harry Potter und alle bekannten Personen und Orte gehören JK Rowling
Kapitel 5 - Hogsmeade
Der Nachmittag war bereits weit fortgeschritten und die Sonne stand tief am Horizont, als Hermine und Ginny die Straße zu den "Drei Besen" hinunterschlenderten. Beide hielten Leinentaschen in den Händen, die bis obenhin voll waren mit kleineren und größeren Geschenken, doch während Ginny müde, aber sehr zufrieden dreinblickte, schaute Hermine unentwegt in jedes Schaufenster, an dem sie auf ihren Weg zu der Wirtschaft vorbeikamen. Sie studierte ausgiebig die Auslagen der Geschäfte und brummte jedes Mal etwas Unverständliches , bevor sie weitergingen, so dass Ginny schließlich stehenblieb und sie musterte. "Also, raus mit der Sprache." sagte sie lächelnd. "Wessen Geschenk bereitet dir solches Kopfzerbrechen?"
Hermine nestelte an ihrer Wollmütze herum und beobachtete die Menschen - an diesem Tag hauptsächlich Schüler aus Hogwarts - die an ihnen vorbeiliefen, viele von ihnen mit ähnlich vollen Taschen in den Händen oder großen Paketen unter den Armen. Aus den Fenstern der adventlich geschmückten Geschäfte strahlten Lichter und erhellten den Schnee auf der Straße vor ihnen. Unzählige Füße hatten in den letzten Stunden dafür gesorgt, dass der Untergrund an den meisten Stellen sehr fest geworden war.
"Naja, ich suche nach etwas Bestimmtem." sagte Hermine und stellte ihre Taschen für einen Augenblick in den Schnee, um sich ihre Nase zu putzen, welche in der Kälte sehr rot geworden war. Ginny rieb sich fröstelnd ihre dick behandschuhten Hände. "Was ist es denn?" Hermine grinste. " Das weiß ich noch nicht. Aber für mich steht fest, dass es etwas Besonderes sein soll."
Offensichtlich war dies das einzige, was sie dazu sagen wollte, denn mit einer energischen Bewegung griff sie wieder nach den Taschen und setzte ihren Weg fort, wobei Ginny diesmal Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten. Das rote Haar, welches unter ihrer braunen Mütze hervorschaute, flatterte leicht im Wind.
" Komm schon, Hermine." bettelte sie. "Ist es ein Geheimnis? Ich werde es keinem weitererzählen, versprochen." Hermine verlangsamte ihren Schritt ein wenig.
"Na schön." sagte sie bedächtig. "Ich suche nach etwas passendem für Victor. Aber erwähn das Ron gegenüber nicht. Du weißt, er. ...er reagiert manchmal etwas komisch auf ihn." Ginny war einen Moment stehengeblieben, doch da Hermine keine Anstalten machte, ebenfalls anzuhalten, folgte sie ihr die Straße hinunter. Von naher Entfernung blinkten ihnen die Lichter der "Drei Besen" entgegen. In den Fenstern standen kleine Kerzen und dunkle Tannenzweige. Da die Sonne im Begriff war unterzugehen, und ein empfindlich kühler Wind aufgekommen war, taten es viele andere den beiden Mädchen gleich und steuerten das gemütliche Lokal an.
"Ach so." sagte Ginny schließlich und warf Hermine einen Seitenblick zu. "Victor." Hermine wandte sich zu ihr um. "Du klingst nicht sehr begeistert. Hast du auch etwas gegen ihn?" "Oh nein, gewiss nicht." erwiderte Ginny schnell. "Er ist schon ein wenig seltsam, aber kein schlechter Kerl. Ich meine, ich kenne ihn kaum." fügte sie etwas lahm hinzu.
"Er ist sehr nett." sagte Hermine nachdrücklich. "Ich kann mit ihm über so viele interessante Dinge reden, und er ist sehr neugierig in allem, was mich betrifft. Seine Briefe jedenfalls sind wirklich schön." "Ja, das hast du mir erzählt." Ginny blies eine widerspenstige Haarsträhne aus ihrem Gesicht. "Armer Ron."
Hermine drehte sich so abrupt zu ihr um, dass die Taschen in ihren Händen sich zu verheddern drohten. "Was soll das heißen?" fragte sie scharf. "Nur weil Ron es vor zwei Jahren selbst nicht geschafft hat, mit mir zum Ball zu gehen, mag er Victor nicht. Tut mir leid, aber ich verstehe das nicht, Ginny. Ich verstehe IHN nicht."
"Vielleicht deswegen, weil er sich selbst nicht versteht." sagte Ginny vernünftig. " Mein Bruder hat seine eigene Art, sich mitzuteilen, und allmählich solltest du das herausgefunden haben."
"Sicherlich. Wie tiefgründig kann jemand sein, der mir seit fünf Jahren nichts anderes als Süßigkeiten zu Weihnachten geschenkt hat? Ron ist Harry ein guter Freund und mittlerweile ein passabler Quidditchspieler, aber mir ist das nicht genug." Sie hatten den Eingang zu den "Drei Besen" erreicht, und Ginny sah die Sechstklässlerin nachdenklich an. "Ich weiß, aber begreifst du denn nicht -"
Hermine sollte an diesem Abend nicht mehr erfahren, was Ginny ihr zu erklären versuchte, denn in diesem Augenblick fiel ihr Blick auf die in einen dunklen Mantel gekleidete Person auf der anderen Seite der Straße, welche auf die Eingangstür eines Geschäftes zusteuerte. Das Haar war unter einem langen, grauen Schal verborgen, dessen Ende lose hinter ihr her flatterte. Ginny sah nun ebenfalls aufmerksam in die Richtung, in die Hermine starrte, und lächelte dann. "Professor McGonagall. Ob sie wohl auch Weihnachtseinkäufe erledigt?" Mittlerweile hatte die Lehrerin den Laden betreten, und die Tür war hinter ihr zugefallen.
Hermine stand einen Moment schweigend neben Ginny, dann wandte sie sich um, und ihr Gesicht hatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen.
"Könntest du mir einen Gefallen tun, und meine Taschen mit in die "Drei Besen" nehmen? Ich - habe noch etwas zu erledigen." Während sie Hermine ihre Last abnahm, warf Ginny ihr einen amüsierten Blick zu.
"Willst du ihr folgen und nachschauen, was für Heimlichkeiten sie zu verbergen hat?" "War es nicht genau das, wozu mich eine gewisse rothaarige Nervensäge vor ungefähr vierundzwanzig Stunden überredet hat?" Hermines Stimme klang bissig, und Ginny errötete. "Natürlich. Aber sei vorsichtig, ja?" "NATÜRLICH bin ich vorsichtig." schnappte Hermine. "Hast du mir gestern abend eigentlich zugehört? Also, ich sehe dich nachher." Sie drehte sich um und stapfte hinüber zu dem kleinen Geschäft, in welchem Professor McGonagall kurz vorher verschwunden war.
***
Als sie den Laden betrat, klingelte über ihr leise eine Glocke, und Hermine schloss rasch die Tür hinter sich. In der angenehmen Wärme des niedrigen, verwinkelten Raumes prickelten und stachen ihre vom Wind geröteten Wangen. Hermine zog die wollene Mütze von ihrem Kopf, verstaute sie in ihrer Jackentasche und sah sich um. Das Geschäft vermittelte einen sauberen und geordneten Eindruck, wenngleich der Holzfußboden sehr alt war, und die Regale und der dunkelblaue Vorhang, der den Ladenbereich von den hinteren Räumlichkeiten trennte, abgenutzt wirkten. An den Wänden befanden sich spärlich eingeräumte Regale und Glasvitrinen, in welchen Hermine beim Vorbeigehen die unterschiedlichsten Gegenstände ausmachen konnte.
Neben geheimnisvoll glitzernden Steinen und zierlichen Phiolen sah sie eine Reihe in Leder gebundene Bücher, Amulette, Kupfertafeln, seltsam anmutende Statuen -viele davon in Form wilder Tiere -, daneben große und kleine Kästchen und Schatullen, Flakons und andere Behältnisse. Die meisten Dinge wirkten sehr erlesen und kostbar, und Hermine erinnerte sich schwach daran, dass sie in ihrem dritten Schuljahr in Hogwarts schon einmal in diesem Geschäft gewesen war. Sie war durch die Regalreihen gegangen und hatte alles ausgiebig betrachtet, ohne jedoch etwas davon zu kaufen, denn die Preise hatten weit über dem gelegen, was sie an Geld erübrigen konnte.....
Am Ende des Raumes stand ein älterer, untersetzter Mann hinter einem Tisch und hatte einige Gegenstände vor sich ausgebreitet, die Hermine aus der Entfernung nicht genauer erkennen konnte. Sie blieb zögernd stehend und betrachtete mit scheinbarem Interesse die Figur eines lustigen kleinen Kobolds, der mit feixendem Gesicht auf einer Wurzel saß. Professor McGonagall, die dem Mann gegenüberstand und die angebotenen Dinge in Augenschein nahm, hatte ihr den Rücken zugewandt.
Hermine trat einige Schritte vor, und blieb dann erneut stehen, als sie die gedämpfte Stimme des Verkäufers vernahm, der sich zu der älteren Frau hinübergebeugt hatte. "....ein einmaliges Stück, wie ich sagen darf....es gibt nur wenige Exemplare, die bisher überhaupt gefunden worden sind, und dieses ist eines davon..." "Ich habe gehört, es gibt noch eine weitere, weniger zerbrechliche Sorte.." Professor McGonagalls Stimme. Hermine schob sich so unauffällig wie möglich einen weiteren Meter vor und spitzte die Ohren. "....Ja, sie haben Recht, gnädige Dame, aber leider habe ich diese im Augenblick nicht im Vorrat..." Er zuckte bedauernd mit den Schultern. "Verstehe......"
Einen Augenblick war es wieder still im Laden. Hermine sah, wie ihre Lehrerin einen runden, etwa faustgroßen Gegenstand hochhob, dann ihre Brillengläser absetzte und ihn durch zusammengekniffene Augen musterte. Die Miene des Mannes hellte sich auf. "Ein ausgesprochen kostbares Stück, meine Dame. Sie wissen, worum es sich dabei handelt?" Eine Stille trat ein. "Ja." sagte Professor McGonagall dann, und dieses Mal klang ihre Stimme kurz angebunden. "Ein sogenannter Traumstein. Ein ausgemachter Schwindel, wie es sich inzwischen herausgestellt hat, Mr.Asriel! Und gefährlich dazu, so dass ich Sie nur warnen kann, dieses Ding zu verkaufen."
Nun zog der dickliche Verkäufer ein derart dümmliches Gesicht, dass Hermine beinah laut aufgelacht hätte. Professor McGonagall legte den Stein zurück auf den Tisch. Der Verkäufer hatte ein Taschentuch aus seinem Ärmel hervorgeholt und tupfte sich die Stirn ab. "Tja, dann äh...ich habe da noch andere Kleinigkeiten, die Sie vielleicht interessieren werden...einen Augenblick bitte.." "Sehr freundlich." sagte die Lehrerin brüsk.
Endlich sah Mr. Asriel zu Hermine hinüber und setzte ein parfümiertes Lächeln auf. "Wenn Sie sich noch einen kurzen Moment gedulden würden, junge Lady? Ich stehe Ihnen gleich zur Verfügung." "Oh, es macht gar nichts. Ich schaue mir nur Ihre Sachen an. Sie haben sehr interessante Dinge hier." sagte Hermine gleichmütig, und beim Klang ihrer Stimme drehte sich Professor McGonagall um und sah zu ihrer Schülerin hinüber. "Guten Nachmittag, Professor." sagte Hermine und lächelte kaum merklich. "Miss Granger." Professor McGonagall nickte ihr zu. Mr.Asriel zuckte etwas hilflos mit den Schultern und verschwand dann hinter dem blauen Vorhang.
Hermine trat -ein wenig befangen - zu der Lehrerin und warf einen Blick auf die Gegenstände, die auf der Tischplatte lagen. Dann streckte sie den Arm aus und fuhr mit ihren Fingern über die Oberfläche des Steins, welchen Professor McGonagall zuletzt in der Hand gehalten hatte. "Professor?" "Ja, Miss Granger?" Hermine räusperte sich. "Warum haben Sie gesagt, dass dieser - Traumstein ein Schwindel ist?" Neugierig hob sie den Stein auf und wog ihn in ihrer Hand. Er war erstaunlich leicht für seine Größe, fand sie.
Professor McGonagalls schmale Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. "Nun, Miss Granger, weil dies der Wahrheit entspricht. Die Legende behauptet, dass der Traumstein in der Lage ist, den Menschen ihre tiefsten Wünsche und Hoffnungen zu zeigen. Sie wissen vielleicht, was Professor Dumbledore einst Mr. Potter über den Spiegel Nerhegeb erzählt hat?" Sie sah Hermine scharf über den Rand ihrer Brille hinweg an. Hermine nickte. "Funktioniert dieser Stein genauso?" fragte sie. "Im Prinzip, ja. Doch während der Spiegel Nerhegeb lediglich in der Lage ist, jemanden die eigenen unbewussten Wünsche sehen zu lassen, soll der Stein noch weitaus wirkungsvoller sein. Er gibt Ihnen die Möglichkeit, die Träume anderer Menschen zu sehen, sobald diese ihn berührt und auf diese Weise ihre Träume mit dem Stein verschmolzen haben."
Hermine hatte mit angehaltenem Atem gelauscht. "Und....und das funktioniert?" Professor McGonagall rückte ihre Brille zurecht und sah ihre Schülerin sehr ernst an. "Miss Granger, ich versichere Ihnen, dass es sich dabei um eine Legende handelt und nicht um bewiesene Tatsachen. Auch in der Welt der Magie gibt es viel Humbug und Hokuspokus. Dinge, die den Menschen auf gefährliche Weise den Kopf verdrehen und sie zu Besessenen machen. Deswegen kann ich nur jedem raten, die Finger von diesem Stein zu lassen. Ein weiser Mann hat einmal gesagt: Es bringt nichts, sich in seinen Träumen zu vergessen und dabei das Leben aus den Augen zu verlieren."
Hermine dachte, dass sie sich möglicherweise irrte, doch für einen winzigen Moment hatte sie den Eindruck, dass die Lehrerin über sich selbst sprach. Professor McGonagall lächelte ihr flüchtig zu, doch ihre Augen verrieten eine Qual, die Hermine nicht verstehen konnte.
Zu ihrer Erleichterung kam in diesem Augenblick der Verkäufer zurück, in seinen Armen einen Karton mit sorgfältig eingewickelten Sachen, die er vor der Lehrerin auf den Tisch stellte. "Schauen Sie sich das in Ruhe durch, während ich mich einen kleinen Moment um meine junge Kundin hier kümmere." Er lächelte jovial. "Und wenn Sie weitere Fragen an mich haben, dann bin ich sofort zur Stelle." "Aber -" versuchte Hermine einzuwenden, doch Professor McGonagall schien es mehr als recht zu sein, für einen Moment alleine gelassen zu werden. Sie beugte sich über den kleinen Karton, wickelte die darin befindlichen Dinge vorsichtig aus, und würdigte den Verkäufer keines Blickes mehr.
Dieser wandte sich nun strahlend an die betretene Schülerin. "Nun, also, was darf es sein? Ein Weihnachtsgeschenk für die Lieben? Oder eine Kleinigkeit für Ihren Herzallerliebsten?" Hermine spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie hüstelte verlegen. "Nein, danke." sagte sie eilig. "Eigentlich habe ich nämlich nicht genügend Geld dafür." Sie sah sich noch einmal um und schüttelte entschieden den Kopf.
"Aber, aber!"flötete der Verkäufer und ließ seine Augen noch ein bißchen mehr strahlen. "Ich bin mir ganz sicher, dass wir hier für JEDES Portemonnaie etwas haben... ...Und ich glaube, ich weiß auch schon etwas Passendes für solch ein verspieltes, kleines Ding, wie Sie es mir zu sein scheinen...Einen Moment bitte.."
Hilflos blickte Hermine dem Mann nach, der erneut hinter dem blauen Vorhang verschwand, bevor sie einige Augenblicke später registrierte, dass Minerva McGonagall den Kopf gehoben und Mr. Asriel ebenfalls angesehen hatte, auf ihrem Gesicht den Ausdruck von definitiver Verachtung.
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"Himmel, Hermine! Was zum Kuckuck hast du die ganze Zeit getrieben?" fragte Harry, nachdem diese sich wenige Momente zuvor durch den brechend vollen Raum in den "Drei Besen" gedrängelt hatte und nun atemlos vor dem Tisch stand, an dem bereits Harry, Ron, Ginny, und zwei weitere Schülerinnen aus Ginnys Jahrgang saßen. Vor jedem stand ein großes Glas Butterbier, und Hermine bemerkte erfreut, dass jemand für sie ebenfalls eins bestellt hatte. Auch Ron wandte sich zu Hermine um.
"Wir haben schon gedacht, dass du mit der McGonagall ein privates Kaffeekränzchen abhältst, weißt du." sagte er grinsend und klopfte neben sich auf die Bank. "Setz dich doch. " Hermine warf einen gereizten Blick zu Ginny hinüber, die einen verzeihungsheischenden Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. "Ich habe lediglich noch ein paar Geschenke besorgt." gab sie kühl zurück, bevor sie sich neben Ron niederließ.
Sie fühlte sich plötzlich erhitzt von der Wärme des vollgedrängten Lokals, und tausend Gedanken schwirrten durch ihren Kopf. Sie dachte an das Gespräch mit Professor McGonagalls zurück, und an die Worte von Mr. Asriel, kurz bevor sie zu den "Drei Besen" hinübergegangen war. Dann verspürte sie latenten Ärger darüber, dass Ginny offensichtlich ausgeplaudert hatte, warum sie zunächst ohne Hermine in das Lokal gekommen war. Dennoch konnte dies alles nicht verhindern, dass Hermine registrierte, in welch blendender Laune sich Ron befand. Er lachte und scherzte, und seine blauen Augen hatten einen so frohen Ausdruck, wie es Hermine zuletzt an jenem Tag erlebt hatte, als Gryffindor mit ihm als Torhüter den Quidditchpokal gewonnen hatte.
Doch noch bevor sie ihn deswegen befragen konnte, hatte sich Ginny zu ihr hinübergelehnt und wisperte: "Hattest du Erfolg?" Hermine warf einen verstohlenen Seitenblick auf die anderen, die jedoch alle in Gespräche vertieft zu sein schienen, und sagte dann eilig und mit gesenkter Stimme: "Es war - interessant. Ich glaube, ich hab einige aufschlussreiche Dinge erfahren, aber ich erzähle dir später mehr darüber."Sie nippte an ihrem Butterbier. Ginny lehnte sich wieder zurück und lächelte. "Ich bin froh, dass du deine Geschenke zusammenbekommen hast." sagte sie betont laut.
"Allerdings." seufzte Hermine, dankbar, dass Ginny schnell das Thema gewechselt hatte, doch im nächsten Augenblick spuckte sie fast ihr Butterbier über den Tisch. Ginny war munter - und für jeden an ihrem Tisch deutlich hörbar - fortgefahren: "Und, das heißt, dass du doch noch etwas für Victor gefunden hast, hab ich recht?.....".....
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Der Schulleiter, Albus Dumbledore, stand am Fenster und beobachtete, wie die Dunkelheit allmählich über das Land brach. Am westlichen Horizont verblasste das letzte Licht der untergegangenen Sonne von einem Zartorange zu einem tiefen Blau, und über den ferner gelegenen Hügelketten hatte der Abendstern zu funkeln begonnen. Dumbledore sah, wie die letzten Schüler aus Hogsmeade durch das diffuse Licht der Dämmerung zum Schloss hochwanderten, und lächelte still vor sich hin. Von seinem Büro, weit oben in einem der Türme, war es unmöglich, die einzelnen Gesichter zu erkennen, dennoch wusste er zu gut, was die Wochenenden in Hogsmeade für die allermeisten bedeuteten.
"Und nun dieser außergewöhnliche Zauber der Weihnachtszeit, nicht wahr, Fawkes?" wandte er sich an den Phoenix, der wie gewöhnlich auf seiner Stange saß und Dumbledore aus seinen glänzen, schwarzen Augen beobachtete.
Dieser trat zu ihm und strich ihm gedankenverloren über das Gefieder. " Ich habe so viele Weihnachtsfeste auf Hogwarts miterlebt, und keines hat dem anderen geglichen." sagte der alte Zauberer wie zu sich selbst. Der Phoenix legte den Kopf schief und sah ihn aufmerksam an, als Dumbledore leise fortfuhr: " Es ist die Zeit, in der Dinge geschehen können, die wir nicht erwartet haben. Die Zeit, in der wir Menschen unsere Herzen ein wenig mehr öffnen und an das Wunder der einzigen wahren Magie glauben können."
Seine blauen Augen wirkten verschleiert, als ob seine Gedanken in diesem Augenblick meilenweit weg waren. Dann seufzte er kaum hörbar. "Das ist jedenfalls, was ich denke, Fawkes. Das ist es, was ich erlebt habe. Sicherlich gibt es Menschen, die mich für einen sentimentalen alten Kauz halten, und wer weiß..." Ein verschmitzter Ausdruck trat in sein altes Gesicht. " Doch Weihnachten ist keine Zeit für vernünftige Köpfe, sondern das, was wir Verrückten brauchen... wir, die davon träumen, dass unsere Wünsche in Erfüllung gehen, wie sonderbar oder unverständlich sie uns auch erscheinen mögen..."
Mit diesen Worten trat Dumbledore wieder an das Fenster und betrachtete lange und schweigend den Abendhimmel, an welchem ein Stern nach dem nächsten zu glitzern begann. "Ist das nicht auch schon eines dieser Wunder...?" fragte er sehr leise. " Diese Schönheit dort draußen, die wir nur mit dem Herzen begreifen können?"
***
*gggg* Tjaaa, ob Hermine mit Ginny an diesem Abend noch ein einziges Wort gewechselt hat? Und was hat sie von Mr. Asriel erfahren? Bleiben Sie dran!
