Disclaimer: Harry Potter und alle damit verwandten Personen und Orte gehören JK Rowling

Kapitel 6 - Ein riskanter Einfall

" Ich bin sehr mit meinen Hausaufgaben beschäftigt, wenn du also später wiederkommen würdest." sagte Hermine, schlug die nächste Seite ihres Buches auf und begann weiterzulesen. Sie saß auf ihrem Bett und hatte die Schulsachen auf der Matratze vor sich ausgebreitet. Ihre Augen flogen über die Zeilen, und auf ihrer Stirn hatte sich eine kleine Falte gebildet, wie immer, wenn sie sich zu konzentrieren versuchte. An diesem Tag trug sie einen dicken braunen Pulli, in welchem sie zu verschwinden schien, und ihre Haare hingen ungekämmt über die Schultern.

Ginny trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen und dachte nach. Hermine ignorierte sie, und Ginny war drauf und dran, sich umzudrehen und in den Gemeinschaftsraum hinunterzugehen. Doch dann überlegte sie es sich anders, und sie trat zu dem älteren Mädchen ans Bett.

"Schon gut, ich gebe es zu. Es war eine lausige Idee, Victors Name zu erwähnen, ich dachte nur -" begann sie, doch weiter kam sie gar nicht.

Hermine schleuderte ihr Buch mit einer plötzlichen Bewegung gegen die nächste Wand - der Aufprall war so heftig, dass ein kleiner Riss in der Tapete zurückblieb -und sah Ginny mit zornig blitzenden Augen an. "ES WAR EINE LAUSIGE IDEE, SAGST DU?!" schrie sie das rothaarige Mädchen an, "EINE IDEE, SAGST DU? WAS ZUM TEUFEL HAST DU DIR DABEI GEDACHT, GINNY WEASLEY?"

Ginny trat unwillkürlich einen Schritt zurück, doch sie wich Hermines Blick nicht aus. Diese holte tief Luft, um sich ein wenig zu beruhigen, und fuhr dann mit etwas leiserer Stimme fort: "Wegen deiner sagenhaften Geschwätzigkeit spricht Ron seit gestern kein Wort mehr mit mir, war es das, was du erreichen wolltest? Ich traue mich kaum nach draußen, weil ich sonst befürchten müsste, wieder in eine dieser Streitigkeiten zu geraten, die mir ehrlich gesagt bis hier oben stehen!!"

Hermines Stimme hatte wieder an Lautstärke gewonnen. " Ich hatte dich gebeten, deinen MUND zu halten, aber nein -" "Ja, ich weiß." sagte Ginny ruhig. "Es tut mir leid."

Ginny hatte Hermine erklären wollen, dass es keineswegs ein Versehen gewesen war, dass sie das Geschenk für Victor in Rons Gegenwart erwähnt hatte Dass es ihr selbst seit langer Zeit auf die Nerven fiel, dass Hermine und Ron ihre Meinungsverschiedenheiten nicht auf die einzig logische Weise behoben, sondern sich stattdessen nach ihren Auseinandersetzungen zurückzogen, und alle anderen ihre schlechte Laune ausbaden ließen. Sie hatte immer gehofft, dass....ja, was eigentlich? Angesichts Hermines Fassungslosigkeit beschloss sie, ihre Gedanken für sich zu behalten, und versuchte, einen möglichst zerknirschten Gesichtsausdruck aufzusetzen. Hermines Ärger war noch nicht verebbt, was Ginny an der Art erkennen konnte, wie sie auf ihrer Unterlippe kaute.

"Es tut mir wirklich leid, ok?" sagte sie schnell. "Schau, ich kann es nicht mehr rückgängig machen....." Hermine sah sie stumm an und nickte. "Du hast doch gestern abend gesagt, dass du mir noch etwas erzählen wolltest." fuhr Ginny, welche das Thema so schnell wie möglich wechseln wollte, fort. Doch Hermine, die mittlerweile aufgestanden war, um das Buch vom Boden aufzuheben, schüttelte den Kopf.

"Heute abend." sagte sie, setzte sich wieder auf die Matratze und begann, die ramponierten Seiten des Buches zu glätten. Sie warf Ginny einen undefinierbaren Blick zu. "Ich bin jetzt nicht in der Stimmung dafür." erklärte sie knapp.

****

Nachdem Ginny den Schlafsaal verlassen hatte, ließ sich Hermine auf ihrem Bett zurücksinken und starrte an die Decke. Sie war noch immer wütend auf Ginny und dachte an Rons Gesichtsausdruck vom vorangegangenen Abend. Seine gute Laune war wie weggeblasen gewesen, und auf dem Heimweg zurück nach Hogwarts war er schweigend und mit gesenktem Kopf neben Harry hergelaufen, die Hände in den Taschen seines alten Mantels vergraben und die Mütze so tief in sein Gesicht gezogen, dass beinah nur seine Nase hervorgeschaut hatte. Hermine seufzte.

Dann wanderten ihre Gedanken zurück zu Mr.Asriel, dem Verkäufer in dem kleinen Laden, der es schließlich doch geschafft hatte, dass sie das Geschäft mit einem kleinen Päckchen in ihren Händen verlassen hatte. Hermine rollte sich auf ihren Bauch und stützte ihr Kinn nachdenklich auf die Arme.

Sie versuchte sich an das Gespräch zurückzuerinnern, welches sie mit Mr.Asriel geführt hatte, kurz bevor sie zu den "Drei Besen" hinübergegangen war...

..........*Rückblende* ......................

Als der Verkäufer schließlich mit einer kleinen Kiste wieder hinter dem Vorhang auftauchte, hatte Professor McGonagall die Sachen zurück in den Karton gepackt und nur einen kleinen, in Samt eingewickelten Gegenstand in ihrer Hand zurückbehalten, dessen Größe Hermine auf etwa die eines Hühnereis schätzte. Sie beobachtete, wie die Lehrerin in ihrer Hand einige Münzen abzählte und hielt unwillkürlich den Atem an, als sie sah, wie sie dem Verkäufer einige Galleonen hinüberschob, welche in der spärlichen Ladenbeleuchtung matt schimmerten.

Mr.Asriel fuhr sich mit der Zunge schnell über seine Lippen und sammelte dann die Goldmünzen hastig ein, als fürchtete er, dass seine Kundin es sich noch einmal anders überlegen würde. "Ganz vorzügliche Wahl, meine Liebe." sagte er leutselig, wobei sein Blick bereits zu Hermine hinüberstreifte, welche ungeduldig am anderen Ende des Verkaufstisches wartete.

Nachdem Professor McGonagall Hermine kurz zugenickt und den Laden schnellen Schrittes verlassen hatte, nahm Mr. Asriel den Karton und stellte ihn auf den Boden, bevor er anschließend nach der zweiten, kleineren Kiste griff. Er winkte Hermine zu sich heran und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. "Das, mein junge Dame", sagte er," wird Ihnen garantiert gefallen." Er hob den Deckel des Kastens hoch, und Hermine blickte - gegen Ihren Willen neugierig geworden - hinein.

Der Boden der Kiste war mit Watte ausgelegt, und auf dieser lagen mehrere längliche Gegenstände in einer Reihe. Hermine wusste nicht zu sagen, worum es sich dabei handelte. Jedes Teil hatte ungefähr die Länge einer ausgestreckten Hand und eine Form, die Hermine entfernt an eine menschliche Gestalt erinnerte. Jedoch besaß keine dieser Figuren ein Gesicht oder Haare, und es war unmöglich zu sagen, ob es sich um männliche oder weibliche Abbildungen handelte .Alles an ihnen, selbst Hände und Füße, war nur angedeutet. Sie schienen aus einer Art grauen Wachs zu bestehen , dessen makellose Oberfläche matt glänzte. Etwas an der Unfertigkeit der kleinen Figuren irritierte Hermine, doch sie wusste nicht genau, was es war. Stirnrunzelnd fuhr sie mit ihren Fingern über eine der merkwürdigen Gestalten und blickte dann fragend auf.

"Worum handelt es sich dabei?" fragte sie. Mr. Asriel lächelte. "Tja, also...Darf ich Ihnen die neuste Generation meiner kleinen Briefboten vorstellen? Er nahm eine der Figuren zwischen seine Finger und drehte sie versonnen hin und her. "Sie wissen, wovon ich spreche?" wandte er sich wieder an Hermine, die mit dem Kopf schüttelte. "Oh, da haben Sie bisher eindeutig was verpasst. Diese Briefträger können ausgesprochen unterhaltsame Gefährten sein. Sie überbringen nicht nur Briefe über kurze oder lange Distanzen, sondern sind in der Regel auch sehr intelligent und verfügen über erstaunlichen Witz."

"Moment mal, Sie wollen damit sagen, dass diese.. diese Dinger leben?" fragte Hermine verblüfft. Mr. Asriel schüttelte den Kopf. "Im Augenblick noch nicht, aber sie erwachen mit Hilfe eines simplen Zauberspruchs, und dann -ja, dann könnte man sagen, sie leben. Auf ihre Weise. Sie werden zu kleinen Abbildern ihrer Besitzer, allerdings fließt kein Blut in ihren Adern, sondern reine Magie"

" Wie können sie zu Ebenbildern ihrer Besitzer werden?" Hermine spürte, dass ihre Faszination zunehmend größer wurde. "Wie ich bereits sagte, mit einem sehr einfachen Zauberspruch."

Mr. Asriel erklärte ihr die einzelnen Schritte, und Hermine lauschte aufmerksam. Es klang in der Tat sehr einfach, und schließlich schaute sie den Verkäufer mit einem überzeugten Ausdruck auf ihrem Gesicht an. "Ich werde eine davon kaufen..." Sie zögerte. "Das heißt, wenn ich mir das leisten kann..." Mr. Asriel, der sich das Geschäft offenbar keinesfalls entgehen lassen wollte, winkte ab. "Ich werde Ihnen ein wenig im Preis entgegenkommen, wenn es sein muss. Soll ich den Briefboten für Sie in Papier wickeln?"

Während Mr. Asriel die Kiste mit den übrigen Figuren wieder wegräumte, zählte Hermine ihr Geld und lächelte verstohlen in sich hinein. "Das wird ihm sicher gefallen..." sagte sie, eher zu sich selbst. Mr.Asriel, der eine Lage altes Zeitungspapier geholt hatte und Hermines Figur vorsichtig darin einrollte, grinste verschmitzt.

"Das sagen fast alle, die in meinem Geschäft einkaufen." Er zwinkerte. "Das meiste hier ist- da haben Sie recht -unerschwinglich. Wissen Sie, ich bin schon recht lange im Geschäft und habe so meine Erfahrungen mit Kunden. Diejenigen, die ihr Geld hier lassen, tun dies meist für einen besonderen Menschen, jemanden, der ihnen sehr ans Herz gewachsen ist, um es vorsichtig auszudrücken.."

Hermine errötete. "Es ist nur ein Freund." sagte sie leichthin. Mr. Asriel lachte ein wenig hämisch. "Diesen Satz habe ich nicht weniger oft gehört. Aber es sind genau die gleichen Kunden, die jedes Jahr wieder zu mir kommen und manchmal stundenlang nach etwas Passendem suchen. Ich mag ein alberner, alter Mann sein, aber ich kenne mich aus mit diesen Menschen. Oh, sie sind mir vertraut wie mein eigenes, all diese einsamen, alten Gesichter, die mir ihre Geschichten über ewig liebende, oder aber gebrochene Herzen erzählen... .ob sie es wollen oder nicht...ich kann ihren Schmerz sehen." Er strich sich gedankenvoll über sein spärliches graues Haar. "Wie diese ältere Frau, die eben meinen Laden verlassen hat..."

Hermine, die die Bewegungen seiner Hände verfolgt hatte, hob sofort den Kopf. "Ja?" fragte sie, ihre plötzliche Neugier nur mühsam verbergend.

"Tja," sagte Mr. Asriel, "Sie kommt seit Jahren in der Weihnachtszeit zu mir, und immer ohne Begleitung. Manchmal sucht sie Stunden um Stunden nach etwas, das sie endlich zufrieden stellt. Aber jedes Mal kauft sie ein Stück, nur ein einziges."

Hermine schaute ihn mit leicht geöffnetem Mund an. Er nickte bestätigend. "Wenn Sie mich jetzt fragen würden, was Sie demjenigen Menschen, den Sie auf der ganzen Welt am meisten lieben, kaufen sollten, dann würde ich Ihnen sagen: Fragen Sie genau diese Frau um Rat. Sie ist eine von diesen Menschen. Verschlossen wie eine Auster , oh ja, aber ihr Gesicht vermag mich nicht zu täuschen, denn unter dieser Verhärmtheit befindet sich etwas Zerbrechliches." Er kratzte sich am Kinn und seufzte kurz. "Sie hat keine hohe Meinung von mir." lächelte er plötzlich. "In ihren Augen bin ich ein profitsüchtiger Geschäftsmann und ein Blender. Beides stimmt vielleicht, aber das schließt eine gute Menschenkenntnis nicht aus."

Er beugte sich vor und blickte Hermine forschend in die Augen. " SIE hingegen sind jung, sehr jung. Sie wissen noch gar nicht, was das Wesen der Liebe ist. Sie kaufen Ihr Geschenk für jemanden, den Sie mögen, aber der Ihnen letztlich nicht das Herz brechen könnte... Doch irgendwann werden Sie herausfinden, was ich meine." ......................

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Der Nachmittag ging in den Abend über, und die Schüler und Schülerinnen, die den meisten Tag draußen im Schnee verbracht hatten, kehrten müde und mit erhitzten Gesichtern zum Abendessen in die Schule zurück. Hermine, die sich nur widerwillig von ihrer Lektüre getrennt hatte, saß neben Neville und Ginny, die ihr sofort einen Platz freigemacht hatte, als sie in die Große Halle gekommen war. Sie hatte es zu Hermines Erleichterung vermieden, ein Gespräch zu beginnen, so dass Hermine sich ganz ihren Gedanken widmen konnte, während sie ihre Suppe löffelte. Ein wenig später waren auch Harry und Ron hereingekommen, beide mit roten Gesichtern und durchnässten Jacken. Hermine schenkte ihnen keine große Beachtung, stattdessen warf sie zwischendurch verstohlene Blicke hinüber zum Lehrertisch.

Die Worte von Mr. Asriel gingen ihr nicht aus dem Kopf. Ganz klar hatte er am vorigen Tag von Professor McGonagall gesprochen, und dennoch.... Hermine hatte die Abneigung ihrer Lehrerin gegenüber dem Verkäufer gut verstanden. Sie war sich nicht sicher, ob sie dem Urteilsvermögen dieses Mannes trauen konnte oder nicht. Mr. Asriel war einer jener Menschen, die sich selbst am liebsten zuhörten... Doch ein Teil von ihr hatte sich auch seltsam bewegt gefühlt. Sie hatte im Grunde nie über einen ihrer Lehrer nachgedacht, über das Leben, das sie abseits der Unterrichtsräume führten, und sie ertappte sich bei dem Wunsch, dies zu ändern. Was als bloße Neugierde begonnen hatte, an dem Abend, an dem sie beschlossen hatte, etwas gegen Minerva McGonagalls unglückliche Stimmung zu unternehmen, wich nun einer wachsenden Faszination......

Ihr Blick schweifte erneut über die Reihe der Lehrer, studierte die Mienen auf den verschiedenen Gesichtern, und sie fragte sich, was sie in diesem Augenblick dachten und fühlten. Die meisten waren mit dem Essen beschäftigt oder unterhielten sich leise, und niemandem von ihnen schien aufzufallen, dass Hermine sie mit intensivem Interesse musterte. Professor Dumbledore sagte gerade etwas zu Snape, welcher aufmerksam lauschte und zwischendurch flüchtig nickte. Am anderen Ende der Tafel unterhielt Professor Flitwick die Kräuterkundelehrerin und Madam Hooch mit einer offenbar sehr komischen Geschichte, denn die beiden Zuhörerinnen lachten immer wieder laut auf.

`Wer von ihnen hat eigentlich eine eigene Familie?´ überlegte Hermine. `Sind sie miteinander befreundet? Oder gibt es welche, die völlig alleinstehend sind?´ Sie wusste es nicht, es hatte sie nie wirklich interessiert.

Dann fiel ihr Blick auf Professor McGonagall, die auf der rechten Seite von Dumbledore saß und scheinbar das Abendessen beendet hatte. Doch sie war im Gegensatz zu den anderen an ihrem Tisch in keine Unterhaltung verwickelt, sondern saß unbeweglich auf ihrem Platz - und ihre dunklen Augen schienen sich geradewegs in die Hermines zu bohren. Hastig senkte diese ihren Kopf und tat so, als ob sie einige Krümel von ihrer Hose wischen würde. Als sie wieder aufschaute, hatte die Lehrerin ihren Kopf umgewandt und blickte in eine andere Richtung.

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Hermine saß mit Ginny auf dem Bett und erzählte ihr, was sie am Abend zuvor von Mr.Asriel erfahren hatte. Ginny hatte ihr gebannt zugehört, doch nachdem Hermine ihren Bericht abgeschlossen hatte, schaute sie etwas enttäuscht. "Nun ja", sagte sie und verlagerte ihr Gewicht auf der Matratze, ihre Stirn in leichte Falten gelegt, " Das klingt ganz interessant. Aber es kann alles bedeuten, oder gar nichts....."

" Zumindest scheint es so, als ob es jemanden gibt , der für Professor McGonagall sehr wichtig ist." erwiderte Hermine, doch Gnny zuckte mit den Schultern. "Was besagt das denn? Selbst wenn es so wäre, wissen wir nicht, wer das ist. Und was würde es uns nützen, das zu erfahren? Womöglich kauft sie immer für irgendeinen Angehörigen ein, was nun wirklich ihre Privatangelegenheit ist. Unsere Idee ist es doch, ihr mit irgendetwas eine Freude zu machen..."

"Genau." sagte Hermine energisch. "Doch dazu müssen wir erst einmal mehr über sie erfahren, ganz gleich, worum es sich dabei handelt. Und jede noch so winzige Kleinigkeit kann dabei nützlich sein." Sie dachte angestrengt nach. "Ich fürchte, es wird uns gar nichts anderes übrigbleiben als etwas über ihr Privatleben herauszufinden, es sei denn -" Ihre Stimme nahm einen sarkastischen Tonfall an," du willst dich doch Rons Einfall anschließen und darauf vertrauen, dass der Quidditchpokal dieses Jahr wieder an Gryffindor geht, was dann erst in sechs Monaten der Fall sein würde.."

Als Ginny den Kopf schüttelte, seufzte Hermine schwer." Ich habe keine Ahnung, wie ich es anstellen soll, ohne dass Professor McGonagall Verdacht schöpft. Ausfragen kann ich sie ja wohl schlecht, oder?" Sie zögerte. "Das heißt..." murmelte sie, und in ihrem Gesicht arbeitete es fieberhaft. "Vielleicht doch..."

Doch in diesem Augenblick überkam Ginny offenbar ein Geistesblitz. Ihre Augen glänzten, und sie packte Hermine an Arm. "Ich weiß etwas." sagte sie und lächelte breit. "Was wir bräuchten, wäre eine Art Spion. Jemand, der für uns etwas über Professor McGonagall herausfinden kann... "

Hermine blickte sie zweifelnd an. " Ein Spion" sagte sie langsam," wäre sicherlich sehr nützlich, doch wer könnte einfach so in ihr Büro, ohne dass -"

"Denk doch mal nach!" unterbrach Ginny sie aufgeregt. "Das ist der Punkt! Wer in Hogwarts hat Zutritt zu allen Räumen, und könnte sich ohne weiteres in McGonagalls Büro umsehen? "

Hermine rieb sich nachdenklich über ihre Nase. Ginny hatte recht, denn die Lösung lag auf der Hand.....

"Es ist ein hohes Risiko, dass wir damit eingehen..." murmelte sie. "Und wer sagt, dass die Hauselfen bei unserem Plan mitmachen? Sie würden niemals einen ihrer Herrn verraten, und..."

Ginny winkte ungeduldig ab." Im Grunde genommen haben sie als Angestellte von Hogwarts viele unterschiedliche Herrn. Vielleicht abgesehen von Albus Dumbledore, der für sie ein bisschen über allen anderen steht. Doch er wird wohl kaum durch die ganze Schule laufen und jeden einzelnen Elfen befragen, was für Absichten er verfolgt, nicht wahr? Ganz abgesehen davon: Ich habe eigentlich von einem ganz bestimmten Elfen gesprochen. Von Dobby." Sie zwinkerte ihr zu.

Hermine schaute noch immer nicht völlig überzeugt. " Ich weiß, das Dobby Harry sehr verehrt. Aber ich bin nicht sicher, ob ICH ihn zu so etwas überreden könnte.... Andererseits ist gerade Dobby bekannt dafür, dass er seinen eigenen Kopf hat. Er verteilt seine Loyalitäten nach Sympathie." grübelte sie.

"Eben. Ich denke, wenn du eine Chance haben willst, dann ist er genau der richtige." "Ich werde darüber nachdenken, Ginny." sagte Hermine schließlich langsam. "Wenn die Sache schief geht, dann haben nicht nur wir den Ärger am Hals, sondern auch der arme Dobby. Wenn ich es mir recht überlege, mag ich gar nicht über die Konsequenzen nachdenken."

Hätte sie in diesem Moment einen Blick in Professor McGonagalls Raum geworfen und hätte sie die großgewachsene, alte Frau einsam in ihrem Stuhl sitzen sehen, mit einem Ausdruck tiefster Bitterkeit auf dem Gesicht und einem zornigen Zug um die Mundwinkel, sie hätte ihren Plan vielleicht fallengelassen. Doch stattdessen lag Hermine in dieser Nacht lange wach und dachte darüber nach, auf welche Weise sie Dobby, den Hauselfen, zu ihrem Komplizen machen konnte.

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Böse Ginny, böse Hermine..*gg* Hoffentlich bringt das keinen Ärger....Im nächsten Kapitel gibt es wieder einen Einblick in das Seelenleben der Senioren...