Das war das bisher am schwierigsten zu schreibende Kapitel und es tut mir leid, dass es länger gedauert hat als die anderen. Zuerst hatte ich eine Schreibblockade, und dann plagte mich die ständige Vorstellung von Minerva, die mit gerafften Kleid und kichernd durch die Schule rennt, verfolgt von einem ebenso albernen Dumbledore, der mit ihr Verstecken spielt..(Hat jemand von euch den Mozartfilm "Amadeus" von Milos Forman gesehen? Dann würdet ihr verstehen, was ich meine..*gggggg*) Und drittens fiel ich in eine vorübergehende Depression, da Remus Lupin im dritten Film einen furchtbaren Ziegenbart haben wird...*keuch* *gggg* Meine persönliche Vorstellung wurde in ihren Grundfesten erschüttert...

Nun, diese Phase liegt jetzt auch hinter mir, und zum Trost ist das neue Kapitel, denke ich, schön lang geworden...

Vielen Dank an meine treusten Reviewer Sternchen, Mr. Crouch`s Daughter, Ciriana und die, die immer noch nicht registriert ist ...

@ Mr. Crouch`s Daughter: Danke für das Kompliment!! Die von dir erhoffte "Milcheinschüttsituation" *gg* ist hoffentlich zu deiner Zufriedenheit ausgefallen...*grübelt* Obwohl ich versprechen kann, dass es nicht die einzige bleiben wird. Betrachte sie einfach als Warm-up..*kichert* (natürlich immer im Rahmen des Ratings...) Und übrigens: Wooo bleibt das nächste Kapitel von "Hot Stuff"??? *ggg*

@ Ciriana: Mies? *gg* Könnte sein. Ich werde deinen Vorschlag für das Ende der Geschichte in Erwägung ziehen....klingt wirklich nicht übel..

@ die, die immer noch nicht registriert ist: Also, gegen Anregungen und Vorschläge habe ich nichts *gg* die Grundtendenz der Geschichte steht, aber wer weiß..? Also mal immer her mit deinen Ideen!

*Riesenknuddel an euch alle*

Disclaimer: Alle Personen und Orte, die dieser Geschichte zugrundeliegen, gehören JK Rowling. Der chronische Hang zur Romantik gehört mir.

Kapitel 9 - Verbotene Gedanken

" Ganz sicher wünscht der hochwohlgeborene Meister Dumbledore etwas zu trinken, nicht wahr, Sir? Und Frau Professorin? Was kann Dobby den lieben, den guten Leuten bringen?"

Der Hauself rotierte um den Tisch herum und schien noch immer völlig aus dem Häuschen zu sein. Während um Dumbledores Lippen ein mildes Lächeln spielte, sah Minerva eher säuerlich drein.

"Ich bin mir sicher, dass es auch etwas weniger gestelzt geht, Dobby." sagte sie müde. "Aber ich hätte nichts gegen einen Tee mit etwas Zitrone, danke!" Geistesabwesend rückte sie ihren Morgenmantel zurecht, unter welchem ein Stück ihres weißen Nachthemdes hervorgeschaut hatte. Ihre Miene wirkte steif. "Ich würde eine heiße Milch mit viel Zimt und Ahornsirup bevorzugen, wenn es nicht zu viele Umstände macht." Dumbledore zwinkerte Dobby zu, der sich sofort verbeugte und davontrippelte. Dann wandte er sich zu Minerva , und das Lächeln auf seinem Gesicht verblasste. Einen Moment lang musterte er sie gedankenversunken, während er mit einem seiner langen Finger über seine Lippen fuhr. Die ältliche Frau erwiderte seinen Blick nicht, sondern starrte hartnäckig auf die abgenutzte Holzfläche des Tisches.

"Nun, nun, Minerva! Ich weiß, dass ich Sie sehr spät gestört habe, aber ich bin mir nicht bewusst gewesen, dass ich derart Ihren Unwillen auf mich gezogen habe. Sie sehen aus, als ob Sie mir jeden Moment den Kopf abreißen wollten, an dem ich- mit Verlaub gesagt -sehr hänge." Minerva schien noch immer sehr an der Tischplatte interessiert, als sie antwortete.

"Der gute Albus, immer ein Witzchen auf den Lippen, nicht wahr? Selbst dann, wenn Ihr größter Todfeind vor Ihnen stünde - bereit, mit einem Schlenker seines Zauberstabes Ihr Leben auszulöschen..." Minerva erschauerte.

"Abgesehen davon, dass dies im Augenblick ganz und gar nicht der Fall ist, und ich das Thema Tod sehr viel ernster nehme, als es manchmal erscheint, finde ich, dass das keine sehr gute Antwort war, Minerva. Ich - oh, vielen Dank, Dobby!"

Der Hauself war bereits wieder zum Tisch zurückgekehrt, mit zwei riesigen dampfenden Tassen , die er dort mit einer devoten Verneigung abstellte. Minerva, froh über diese Ablenkung, griff hastig nach dem Stückchen Zitrone, das neben ihrer Tasse lag, und drückte es sorgfältig über der dunklen, aromatischen Flüssigkeit aus. Der säuerliche Saft der Frucht brannte auf ihrer Haut, und sie verzog das Gesicht.

"Hmm, ich bin mir nicht ganz sicher, aber heute abend gab es da eine ganz köstliche Nachspeise zum Abendessen, Dobby. Wenn noch ein Stückchen dieser Vanillecremetorte mit Blaubeeren da wäre....." erkundigte sich Albus hoffnungsvoll, und Dobby trippelte schon wieder davon, um seinem Wunsch nachzukommen.

Nicht weit von ihnen entfernt -besser gesagt: in fast unmittelbarer Nähe - saß Hermine, eingekeilt zwischen zwei Mehlsäcken, und lauschte angestrengt. Nun, da sie ihren ersten Schreck überwunden und ihr Herz zu seinem normalen Rhythmus zurückgefunden hatte, regte sich Neugier in ihr. Da sie sich in jedem Fall damit abfinden musste, eine Weile in ihrer unbequemen Position auszuharren, konnte sie genauso gut versuchen, das Beste aus ihrer Lage zu machen.....Sie streckte ihre Hand aus und tastete in der Dunkelheit nach dem Spalt zwischen den beiden Flügeln der Schranktür. Versuchsweise drückte sie mit ihren Fingern gegen die eine Türhälfte, in der Hoffnung, dass diese sich von innen her öffnen ließ. Und tatsächlich gab sie unter dem zaghaften Druck ihrer Hand nach, und ein dünner Lichtstrahl fiel in die bis dahin undurchdringliche Dunkelheit ihres Verstecks. Als der Spalt ungefähr zwei Zentimeter breit war, beugte Hermine den Kopf so weit vor, wie es ihr Gleichgewicht erlaubte, und spähte hinaus. Ihr Sichtfeld hätte nicht günstiger sein können: Albus Dumbledore saß an der linken Seite des Tisches, vor sich eine Tasse, in der er versonnen herumrührte, und einen Teller mit einem gewaltigen Stück Kuchen darauf. Ihm gegenüber saß ihre Hauslehrerin und schien immer noch damit beschäftigt, ihre Zitrone in den Tee zu drücken. Beide trugen Nachtgewänder und Morgenmäntel, doch im Gegensatz zu Dumbledore, der wie üblich heiter und aufgeräumt und kein bisschen müde wirkte, schien Professor McGonagalls Gesicht seltsam angespannt....

Dobby hatte sich vom Tisch entfernt, und eine lange Stille war eingetreten. Minerva hatte endlich ihre Zitrone, auf der sie verbissen herumgedrückt hatte, beiseite gelegt und nippte vorsichtig an ihrem Tee. Albus Blick ruhte unverändert auf ihr, und sie rutschte auf ihrem Sitz hin und her. Keineswegs hatte sie vor, ihm von dem Traum zu erzählen, den sie gehabt hatte, und welcher sie noch immer beschäftigte. Als sie sah, wie er seine Lippen zum Sprechen öffnete, zuckte sie unwillkürlich zusammen.

"Socken."

Sie blinzelte. "Wie bitte?"

"Ich sagte: Socken. Es waren Socken." Seine Stimme klang ganz ruhig.

"Ich verstehe nicht recht. Was meinen Sie damit?"

Albus verschränkte die Finger unter seinem Kinn und sah Minerva über den Rand seiner halbmondförmigen Brille hinweg an. "Socken. Das war meine Antwort auf eine Frage, die mir Harry vor einigen Jahren gestellt hat." Die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Mundwinkel. "Damals, in jener Nacht, als er vor dem Spiegel Nerhegeb saß, völlig versunken in den Anblick seiner Eltern. Sie erinnern sich, Minerva, ich hatte Ihnen von meiner Begegnung mit Harry erzählt. Und auch, dass ich ihn über die Wirkung des Spiegels aufgeklärt habe" Minerva nickte.

Albus strich sich gedankenverloren über seinen silberweißen Bart und fuhr fort: "Ganz am Ende hat mich Harry allerdings gefragt, was ICH selbst in dem Spiegel sähe, würde ich hineinblicken." In Gedanken daran kicherte er kurz, wurde jedoch sofort wieder ernst. " Und ich sagte ihm, dass ich mich selber mit einem Paar Socken in der Hand sehen würde, da dies mein innigster Weihnachtswunsch war. Dies stimmte, doch natürlich hütete ich mich davor, Harry die ganze Wahrheit zu sagen....Das Herz eines Menschen ist dazu bestimmt, gewisse ...Wünsche... im Geheimen zu bewahren. Es wäre schrecklich, wäre dem nicht so...." Albus Gesicht wirkte ungewöhnlich nachdenklich.

Minerva, die ihm schweigend zugehört hatte, musterte ihn unbehaglich. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich in die Nähe eines Themas begaben, welches sie unter keinen Umständen anschneiden wollte. Sie rührte heftig in ihrem Tee, während sie darüber nachsann, wie sie die Unterhaltung auf ungefährlichere Bahnen bringen konnte. Dann sagte sie in einem- wie sie hoffte - leichten Tonfall:

"Ein seltsamer Zufall, dass Sie gerade den Spiegel Nerhegeb ansprechen. Wissen Sie, am letzten Hogsmeade-Wochenende habe ich mich im Laden von Mr. Asriel umgesehen, der im allgemeinen sehr interessante Dinge führt. Diesmal bin ich allerdings auf einen dieser sogenannten Traumsteine gestoßen." Sie schüttelte missbilligend den Kopf. " Zufällig war Miss Granger ebenfalls anwesend und hat sich nach der Wirkung des Steines erkundigt. Ich hielt es für angebracht, sie dringlichst davor zu warnen."

Albus wirkte milde beeindruckt. "Hermine Granger ist eine ungewöhnlich talentierte und aufgeweckte junge Hexe. Ich bin mir sicher, dass sie niemals die Gefahren außergewöhnlicher magischer Artefakte unterschätzen würde."

**

Hermine spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Dort saß der von allen verehrte Schulleiter, Albus Dumbledore, und lobte sie auf so selbstverständliche Art.... Sie konnte nicht verhindern, dass sich ihr Mund zu einem breiten, selbstzufriedenen Grinsen verzog. Hätte Dumbledore im entferntesten geahnt, dass sie gerade im Schrank saß und seinen Reminiszenzen vergangener Tage lauschte...

**

Albus war einen Augenblick lang wieder in grübelndes Schweigen verfallen. " In gewisser Weise erinnert Miss Granger mich an ein anderes außergewöhnliches Mädchen. An jene junge Frau, die mein geschätzter Vorgänger Armando Dippet vor vielen Jahren als neue Lehrerin für den Unterricht in Verwandlungen eingestellt hat. Um genau zu sein, werden es in diesem Dezember vierzig Jahre, Minerva. So lange kennen wir uns jetzt."

Minerva nickte, mit einem widerstrebenden Lächeln auf den Lippen. Albus nahm seine Brille ab und strich sich über das von Falten durchzogene Gesicht. " Ja, es ist lange her." murmelte er. "Und noch immer sehe ich Sie vor mir, als wäre kein Tag seitdem vergangen. Eine blutjunge Frau, gerade ihren Abschluss in der Tasche, mit einem schier unbändigen Drang, sich zu beweisen. Sie waren wissbegierig - immer bereit, etwas Neues dazuzulernen - und da war eine Ernsthaftigkeit in Ihren Augen, die ich noch heute sehen kann. Sie packten den einzigen Koffer aus, den Sie mitgebracht hatten, und stürzten sich in die Arbeit." Albus schüttelte lächelnd den Kopf.

"Ich habe meine Arbeit immer geliebt, wenn Sie mir das zum Vorwurf machen wollen." entgegnete Minerva in einem merkwürdigen Tonfall .

"Oh nein, Minerva. Das tue ich keineswegs. Ich habe nur meine....meine Bewunderung für Sie ausgedrückt."

"Danke." sagte sie heiser. In Albus Stimme hatte etwas gelegen, was sie nicht zu deuten wusste. Etwas, das sie verunsicherte und sie dazu veranlasste, sich ausgiebig mit dem Henkel ihrer Teetasse zu beschäftigen, anstatt in seine Augen zu blicken. Diese hellblauen, warmen Augen, die in ihrer Seele zu lesen vermochten wie in einem offenen Buch.

"Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Minerva?" Albus Stimme klang behutsam. Minerva schluckte schwer, und fast automatisch verstärkten ihre Finger den Griff um die Tasse. Doch dann nickte sie, noch immer seinen Blick vermeidend.

"Ich habe Ihnen nicht ohne Grund erzählt, was Harry mich damals gefragt hat. Sie kennen mich so gut, Minerva. Ich bin ein verrückter alter Uhu, der nichts ohne Absicht tut..." Albus Tonfall war sehr sanft, doch von einer Eindringlichkeit, die sie zutiefst verwirrte. "Minerva, wenn ich Sie nun fragen würde.... was Sie selbst sähen, stünden Sie vor dem Spiegel, was würden Sie mir dann antworten?"

Eine lange Stille trat ein.

Minerva spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Es war die persönlichste und zugleich beängstigendste Frage, die ihr Albus seit vielen Jahren gestellt hatte, und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Warum hatte er sie dies überhaupt gefragt? Nach all der Zeit.... Ja, im Grunde ihres Herzens ahnte sie, wie ihre Antwort darauf lautete. Doch nie, niemals würde er die Wahrheit erfahren. Nie würde sie ihm erzählen, was ihr jede einzelne Nacht seit jenem unglückseligen Dezemberabend damals durch den Kopf ging, was sie mitten in der Dunkelheit und Kälte ihrer einsamen Nächte aus dem Schlaf fahren ließ.... Ja, es hatte eine Zeit gegeben, da sie ihm ihr Herz und ihre Gedanken geöffnet hatte. Doch es war sie selbst gewesen, die all dem ein Ende gemacht hatte, aus Gründen, die ihr heute - über eine Dekade später- wie etwas vorkamen, das längst an Gültigkeit verloren hatte. Worte, die einst ausgesprochen wurden, die nun verblichen wie die Schrift auf einem alten Pergament...

"Wie bitte?" Albus leise Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Verwirrt schaute sie ihn an.

"Was meinen Sie?"

"Sie haben etwas gesagt, gemurmelt eher, was ich nicht verstanden habe."

Minerva schüttelte den Kopf. Gewiss war ihr kein Ton über die Lippen gekommen...oder doch? Ihre Kehle war wie zugeschnürt, als sie Albus endlich offen in das Gesicht sah. Er hatte ihr die Gelegenheit geboten, etwas von sich selbst zu offenbaren, doch sie würde diese Geste von ihm nicht annehmen...etwas in ihr weigerte sich, dies zu tun.

"Handschuhe.." krächzte sie. "Ich würde Handschuhe bevorzugen. Ich meine, wenn ich mich im Spiegel Nerhegeb betrachten könnte." setzte sie hinzu, als sie Albus Gesichtsausdruck bemerkte. "Sehen Sie, meine Finger sind kalt.. ..." Im gleichen Moment hätte sie sich für diese Worte selbst ohrfeigen können. Was für ein dummes Zeug redete sie da? Wenn Albus über ihre Worte enttäuscht war, so ließ er es sich nicht anmerken. Einen Moment blickte er sie verwirrt , dann nachdenklich an.

"Immerzu?" fragte er dann sehr leise.

"Ja.." flüsterte sie. "Immerzu.."

Er lächelte, und die Falten um seinen Augen und um seinen Mund schienen sich zu vertiefen.

"Nun, in diesem Fall...." murmelte er. "In diesem Fall kann ich sicher Abhilfe schaffen ....Reichen Sie mir Ihre Hand, bitte." Minerva beäugte ihn misstrauisch. "Ein Zauberspruch?"

"Viel einfacher als das, Minerva. Manchmal im Leben reicht selbst die Magie nicht aus, um uns zufriedenzustellen. Ihre Hand, wenn ich bitten darf?"

Nach einem kurzen Zögern streckte sie ihren Arm aus, und Albus Finger umschlossen warm und behutsam ihre Hand. Es war ein alles andere als unangenehmes Gefühl, wie Minerva verärgert feststellte. Unwillkürlich erinnerte sie sich an jene kurze Situation in Albus Büro und schluckte krampfhaft. "Und nun?" fragte sie unsicher. Seine langen Finger streichelten kaum merklich über ihr Handgelenk. Es war eine unendlich zarte Berührung, und Minerva spürte, wie sich etwas in ihrer Brust schmerzhaft zusammenzog. Seine Haut war warm....tröstlich...

Albus hob eine Augenbraue. " Nichts weiter, Minerva. Das, was ich hier tue, hat mit Zauberei nichts zu tun." Seine Augen funkelten. "Wir nennen es im allgemeinen Sprachgebrauch `Warmrubbeln´, glaube ich. Stellen Sie sich vor, dass diese Methode unter den Muggeln wesentlich weiter verbreitet ist als bei uns, denn Muggel können keine Zauberstäbe benutzen und sich die Wärme herbeihexen. Neben all ihren anderen Mitteln, über den Winter zu kommen, verlassen sie sich auf das, was unsere Körper uns geben können...Eine hübsche Idee, wie ich finde."

Minerva hatte das Gefühl, so heftig zu erröten, wie sie es seit Jahrzehnten nicht mehr getan hatte. Wie um Himmels Willen hatten sie es geschafft, auf dieses Thema zu kommen? Sie versuchte, ihre Finger wegzuziehen, doch mittlerweile hatte Albus den Griff seiner Hand verstärkt.

"Nein..." flüsterte er. "Versuchen sie es zu genießen, Minerva... Wenn Sie es nicht mögen, verspreche ich, werde ich sofort damit aufhören. Sie haben mein Wort."

Und endlich gab sie nach....

**

`Warmrubbeln´..... Hermine hatte nicht jedes Wort der geflüsterten Unterhaltung verstanden, doch das Wesentliche hatte sie mitbekommen. Dort saß der Schulleiter und war im Begriff, ihrer so verschlossenen Hauslehrerin eine Lektion in Sachen Menschlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes beizubringen....Sie konnte sich nicht helfen, doch unwillkürlich tauchte in ihr eine merkwürdige Vorstellung auf, das Bild von zwei anderen Lehrern, die jetzt an Stelle dieser beiden dort hätten sitzen können. Sie versuchte sich das Gesicht Severus Snapes auszumalen, der von Professor Flitwick die Hände massiert bekam, und hysterisches Kichern blubberte in ihr hoch. Für ein oder zwei Minuten schüttelte es ihren Körper vor unterdrücktem Lachen, doch allmählich verlangsamte sich ihr Atem wieder. Sie beugte sich vor und spähte wieder durch den Spalt.

Abgesehen von diesem Anfall kindischer Erheiterung gewann Hermine immer mehr den Eindruck, dass sie Zeugin von etwas wurde, was ihr in Worte zu fassen schwer fiel. Es war etwas Unaussprechliches und von solch einer Zartheit, das.... Nein, sie wusste nicht, was sie genau davon halten sollte. Sie lauschte, sie beobachtete, sie hatte die Welt um sich herum vergessen, sogar die Tatsache, dass sie jetzt eigentlich in ihrem Bett hätte sein müssen, wie Hunderte von anderen Schülern auch. Ihr Blick wanderte von dem noch immer geröteten Gesicht ihrer Hauslehrerin zu Dumbledore hinüber....

**

Albus beobachtete den Ausdruck auf Minervas Gesicht, als er ihre Finger sanft zu massieren begann. Sie hatte ihren Blick auf einen imaginären Punkt irgendwo hinter ihm gerichtet und war in Schweigen versunken. Doch er spürte, dass ihr Widerstand allmählich nachließ. Ihre Finger schmiegten sich in seine Handfläche und begannen, zaghaft seine Berührungen zu erwidern... Albus konnte sich nicht helfen, wieder suchte er den Kontakt zu ihren Augen, suchte nach einer Bestätigung, dass das, was er tat, das Richtige war. Wie konnte es nicht das Richtige sein..... es war das, was er so lange erhofft, so lange erträumt hatte...

Ihre dunklen, grünen Augen erinnerten ihn jeden Tag daran, dass seine Hoffnungen sich nicht erfüllt hatten. Seine Gewissheit, dass es einen Menschen auf der Welt gab, der ihm mehr bedeutete als alles andere, einen Menschen, den er für den Rest seines Lebens in seinen Armen halten wollte, war längst der Erkenntnis gewichen, dass er sich einer Illusion hingegeben hatte. Das war es, was sie ihm an jenem Dezemberabend vor Augen gehalten hatte, als ihm das Teuerste, was er besaß, durch die Hände geglitten war... `Minerva..." sagte er leise. "Minerva....ich..."

Ihre Augen weiteten sich ein wenig, als ob sie sich davor fürchtete, was er im Begriff war, ihr mitzuteilen, und Albus verstummte wieder. Seine Hände wollten ihre Finger nicht loslassen, die sich so dünn und zerbrechlich anfühlten..... Die Hände einer Frau, die es geschafft hatte, das Herz des Schulleiters von Hogwarts so vollständig, so hoffnungslos für sich einzunehmen...

Nichts hatte daran etwas ändern können.

Ihre Hände fest in den seinen haltend schloss er einen kurzen Augenblick die Augen und erinnerte sich. Erinnerte sich an das, was sie einst gesagt hatte, an diesem Dezemberabend....

"....ich konnte nicht kommen, Albus, ich wollte es nicht. Du hast mich gefragt, was schwerer für mich wiegt, meine Verantwortung oder meine Liebe...und ich kann dir nur diese eine Antwort geben...es tut mir leid..."

Er hatte sie in seinem Arm gehalten und sie hatten im Licht seines Kaminfeuers getanzt, es war der Abschied von seinen Hoffnungen gewesen.... Lange, nachdem sie gegangen war, hatte er alleine vor dem Feuer gesessen und versucht zu begreifen, was die kommenden Jahre für sie beide bereit halten würden. Er hatte sich geschworen, dass die Bitterkeit niemals sein Handeln bestimmen würde, ganz gleich, wie sehr sie ihm wehgetan hatte, und an diesen Vorsatz hatte er sich bis zum heutigen Tage gehalten...bis jetzt.. Doch als er nun in diese noch immer wunderschönen Augen schaute, als ihm die grauen Strähnen in ihrem Haar auffielen, und die scharfen Falten um ihren Mund, rührte sich etwas Vergessengeglaubtes in ihm... Er seufzte tief.

"Woran denken Sie, Albus?" fragte Minerva, die aus ihrer eigenen Gedankenwelt aufzutauchen schien, plötzlich. Sie schien die Tatsache, dass er noch immer ihre Hand hielt, völlig vergessen zu haben.

Albus zögerte kurz und strich mit den Fingern bedächtig über seinen silberweißen Bart.

"Ich habe mich daran erinnert, was Sie mir damals gesagt haben, Minerva. Vor sechzehn Jahren...." sagte er dann offen. Sie starrte ihn an.

"Albus, Sie sagen es. Es sind sechzehn Jahre, das ist eine lange Zeit, und wir sollten diese alten Geschichten wirklich ruhen lassen, meinen Sie nicht auch?" sprudelte es aus ihr heraus, noch bevor sie über ihre Worte nachgedacht hatte. Sie zog ihre Hand zurück und strich sich sichtlich nervös einige Strähnen aus ihrem Gesicht. Ihre Augen glitzerten unruhig.

Albus lehnte sich zurück. Seine hellen Augen hatten einen müden und traurigen Ausdruck angenommen. "Vielleicht nicht, Minerva. Vielleicht nicht..." flüsterte er.

"Albus, bitte." Ihre Stimme klang flehend. "Ich weiß nicht, ob -"

RUMMS!!

Ein dumpfes Poltern ließ die beiden von ihren Sitzen aufspringen. Offenkundig war das Geräusch aus einem der Schränke neben ihnen gekommen. "Was zum -" begann Minerva, doch im gleichen Augenblick kam Dobby herangeschossen, die runden Augen vor Schreck aufgerissen.

" Prof- Prof- Professorin muss sich nicht erschrecken!" quiekte er und tänzelte aufgeregt zwischen Schrank und Tisch hin und her. "Das Geräusch ist nur..ist nur..." Einen Moment legte er seine runzlige Stirn in Falten und schien angestrengt nachzudenken. "Das ist nur ein Irrwicht!" piepste er dann, erleichtert, eine so offensichtliche Lösung gefunden zu haben. "Ja, Miss, ein Irrwicht, den Dobby letzte Woche in der Küche gefunden hat!"

Minerva McGonagall und Albus Dumbledore wechselten einen Blick.

"Ein Irrwicht..hmm.." brummte die Lehrerin. "Höchst sonderbar, Dobby. Normalerweise machen Irrwichte einen ziemlichen Radau. Da stimmt doch was nicht."

"Doch, doch doch!" rief Dobby, der langsam in Panik geriet. "Dieser hier ist ein besonders ruhiger Irrwicht, Miss muss Dobby glauben. Deswegen hat Dobby ihm erlaubt, in diesen Schrank einzuziehen..Dobby hat dem Irrwicht gesagt, wenn er schön brav ist, kann er dort bleiben."

"Also, Dobby, das ist doch wirklich..." Minerva holte ihren Zauberstab hervor und richtete ihn auf den Schrank. Doch im gleichen Moment hüstelte Dumbledore hinter vorgehaltener Hand.

"Lassen Sie es gut sein, Minerva." sagte er milde. "Auch sogenannte Irrwichte haben ein Recht auf Schlaf, finden Sie nicht auch?" Er zwinkerte Dobby zu, dessen spitze Ohren nervös flatterten. "Ganz recht, Sir!" piepste er und verbeugte sich tief. "Sir ist sehr gnädig, Sir!"

"Schon gut...Ich schlage vor, verehrte Kollegin, dass wir beide uns auch allmählich auf den Weg zurück machen. Es ist sehr spät.." Dumbledores Tonfall klang geschäftsmäßig. Minerva, die unschlüssig dagestanden hatte, schnaubte.

"Jammerschade." erwiderte sie bissig. " Ich wäre geneigt zu sagen, dass in diesem Schrank ein sehr MENSCHLICHER Irrwicht steckt, womöglich einer aus Slytherin." Sie seufzte. "Was für eine Gelegenheit, Punkte abzuziehen..."

Dumbledores Mundwinkel zuckten.

"Besser für Sie, wenn wir annehmen, es handelt sich um einen Irrwicht, als in die Verlegenheit zu kommen, einen Ihrer EIGENEN Schüler zu bestrafen. Und das so kurz vor Weihnachten..." Er gluckste. "Nein, nein, wir sollten darauf vertrauen, dass alle Schüler sich dort befinden, wo sie jetzt sein sollten, nämlich in ihren Betten. Kommen Sie, ich begleite Sie ein Stück zurück... "

**

Kaum hatten Dumbledore und Professor McGonagall die Küche verlassen, als die Schranktüren aufflogen und eine höchst aufgelöst wirkende Hermine - mit strubbeligem Haar und über und über mit Mehl bestäubt - herausstolperte. "Tut mir leid, Dobby.." schnaufte sie und begann sich ihren Morgenmantel abzuklopfen. "Ich wollte dich wirklich nicht in Schwierigkeiten bringen, aber ich musste ganz plötzlich heftig niesen und bin mit der Stirn gegen eine der Türhälften geknallt. Gottseidank ist sie nicht aufgeflogen.." Hermine stieß einen weiteren Nieser aus. "Verdabbdes Behl!."schniefte sie.

"Miss muss jetzt ganz schnell ins Bett gehen, bevor sie Ärger bekommt!" rief Dobby, der neben ihr her hüpfte. "Meister Dumbledore hat recht, es ist spät, und Miss will doch morgen ihr Frühstück nicht versäumen?"

"Niemals." lachte Hermine, die sich langsam zu entspannen begann. "Wo ich doch weiß, mit wie viel Liebe ihr das Essen zubereitet."

Liebe.... es gab eine Menge, worüber sie nachdenken musste....

Hermine wandte sich an Dobby, der angesichts ihrer Worte sehr geschmeichelt aussah.

"Danke für deine Hilfe!" sagte sie leise. " Nicht nur dafür...", sie zeigte auf den Schrank,"...sondern auch für..du weißt schon..."

Sie lächelte ihm ein letztes Mal zu, nieste herzhaft, und verließ dann die Küche.

***

Sie gingen schweigend den langen Weg von der Küche zurück zum Turm der Gryffindors. Minerva warf hin und wieder einen verstohlenen Seitenblick auf Albus, der völlig abwesend zu sein schien. Aus Erfahrung wusste sie, das dies kein gutes Zeichen war. Sie versuchte die ungute Ahnung zu verdrängen, dass sie im Grunde genau wusste, was in seinem Kopf vorging, und suchte nach einem unbefangenen Thema, doch es fiel ihr nichts ein. Albus Wortkargheit ließ die Stille, die in den verlassenen Korridoren herrschte, fast ohrenbetäubend werden. Schließlich hatten sie die Tür zu ihrem Raum erreicht und blieben stehen. Noch immer sagte der Schulleiter kein Wort.

"Nun, wir sehen uns dann ja morgen früh -" sagte Minerva unbehaglich und streckte die Hand nach dem eisernen Türknauf aus. Doch Albus trat plötzlich einen Schritt auf sie zu. Im matten Licht der Fackeln funkelte seine halbmondförmige Brille und verbarg den Ausdruck in seinen Augen. Minerva war nicht gerade klein, und dennoch überragte er sie um mindestens einen halben Kopf. Doch war dies der Grund, warum sie unwillkürlich zurückwich..? Die Konturen ihrer Umgebung schienen plötzlich an Schärfe zu verlieren..

"Albus -" sagte sie mit einem Anflug von Verzweiflung. "Ich hoffe, Sie denken nicht...Sie können nicht..." "Was kann ich nicht?" flüsterte er und trat noch dichter an sie heran. Minerva spürte, wie ihr Mund trocken wurde. Er stand vielleicht eine Handlänge weit von ihr entfernt, und sie vermeinte, die Wärme zu spüren, die von Albus Körper ausging....doch wie konnte dies sein.... Sie schluckte.

Er war ihr nah..so nah...

"Minerva, ich muss Sie um Verzeihung bitten für das, was ich jetzt tun werde", sagte Albus ruhig,"doch ich würde es bis zum Ende meines Lebens bedauern, wenn ich es nicht täte..."Er brach ab. Minerva hatte keine Zeit, irgendetwas zu sagen, denn Albus trat an sie heran, legte seine Finger sanft unter ihr Kinn und zwang sie, ihm direkt in die Augen zu blicken. Ihr Herz setzte einen Moment aus.

"Nein...Albus..machen Sie es nicht kaputt.." wisperte sie und wich zurück. Doch seine Hand war um ihre Taille geglitten, und er zog sie mit sanfter Gewalt an sich. Sie spürte die seidigen Strähnen seines Bartes, als er den Kopf neigte und seine Lippen auf ihren Mund presste.

Es waren die fragilen Lippen eines alten Mannes, es war der Mund eines leidenschaftlichen Liebhabers, es war auch die vertraute Berührung eines sehr alten Freundes....

.....es war alles gleichzeitig: verwirrend, intensiv und aus einem tiefen Verlangen geboren, das sie überwältigte und gleichzeitig erschreckte. Ein leiser Laut entfloh ihrem Mund, als sie den Druck seiner Lippen erwiderte. Sie hob ihren Arm und vergrub ihre Hand in seinem langen, dichten Haar.... Albus zog sie noch enger an seinen Körper - sein Mund löste sich keine Sekunde von ihren Lippen - und sie spürte, wie ihre Knie nachgaben. Es waren zu viele Empfindungen auf einmal für sie. Für ihren Körper, der vergessen hatte, was es bedeutete, von einem anderen Menschen auf diese Weise berührt zu werden. Sie spürte seinen dünnen, kräftigen Körper, verborgen unter dem Stoff seines schimmernden Umhanges, vernahm den angenehmen Geruch von Tee und Kräutern, der von ihm ausging.

Seine Hände...was tat er mit seinen Händen....

Sie drohte die Kontrolle zu verlieren..... Ihr Körper gehorchte nur diesem schrecklichen Begehren, dem Verlangen, sich in seiner Umarmung ganz und gar fallen zu lassen und alles um sich herum zu vergessen..

Sie schnappte nach Luft und riss sich von ihm los. "Nicht..." keuchte sie. Ihre Brust hob und senkte sich unter ihren hektischen Atemzügen. "Nicht..." wiederholte sie etwas leiser und wich einige Schritte zurück. Ihre dunklen Augen wirkten groß, wie die eines unsicheren Mädchens, das sich zum ersten Mal mit der Urgewalt der ersten Liebe konfrontiert sah. Sie drehte sich um und tastete nach dem Türknauf , ohne Albus eines weiteren Blickes zu würdigen. Ihre zitternden Finger rutschten zuerst von dem kühlen Metall ab, doch beim zweiten Versuch gelang es ihr, die Tür zu öffnen. Sie schlüpfte hastig in ihren Raum, ließ die Tür geräuschvoll hinter sich ins Schloss fallen und lehnte sich, noch immer heftig atmend, gegen die kalte Steinwand. Mit geschlossenen Augen lauschte sie in die Dunkelheit....

Zuerst war kein Laut zu hören....

Doch dann vernahm Minerva das Geräusch von einsamen Fußschritten, die sich von ihrer Zimmertür entfernten, dann leiser wurden und schließlich ganz verhallt waren.

Sie war allein.

Tbc.....