Tjaaa, also, als erstes muss ich mich entschuldigen, dass es diesmal wirklich so lange gedauert hat! Ich hatte eine Schreibblockade massivster Art, zwischenzeitlich wollte ich die Tastatur wirklich in die Ecke feuern und nie wieder was schreiben. Na ja, meine Melodramatik.. *gg* Aber jedenfalls ein fettes Danke schön an alle, die mir bisher die Treue gehalten haben!! Ihr seid großartig! Und ohne eure tollen Reviews wäre ich bestimmt nicht weiter gekommen, wenn gleich mir immer noch viel daran liegt, dass Schicksal von Albus und Minerva zu erfüllen... Auch wenn ihr sicher gemerkt habt, dass ich Hermine ein ähnlich großes Gewicht gebe. Dachte mir, es wäre schön zu verfolgen, wie sich ein alter und ein junger Mensch parallel mit der Liebe auseinandersetzen. Und nicht immer endet alles gut...woahaha.! Kleiner Scherz... oder doch nicht? Aber vor einigen Tagen ist mir plötzlich ein angemessenes letztes Kapitel für Minerva in den Sinn gekommen .. ja- ha- ha... Das steht!

So, zu den Wahnsinnsreviews vom letzten Kapitel:

Sternchen: Sorry, wirklich, dass ich dich so lange habe warten lassen mit dem nächsten Kapitel! War echt zu beschäftigt mit dem Lesen deiner Geschichte ..*LoL* Und- juhu - es wird eine Fortsetzung dieser Wahnsinnsstory geben!

Kaori: Dein Review hat mich ganz gerührt, wirklich! Vielen Dank dafür, bei so viel Lob muß ich mich ganz schön anstrengen, um dem auch in Zukunft zu entsprechen! Ob es ein Happy End gibt? *gg* Naja, für mindestens eine Person schon.... *fg*

Max 88: Für dich gilt das gleiche wie für Kaori! Vielen Dank für das dicke Kompliment!Nach dem Lesen der Reviews war ich wirklich am Schweben.. .*gg* Übrigens ist das Pairing Minerva/ Albus gar nicht so ungewöhnlich, denn in der englischen Sektion wimmelt es geradezu von solchen Stories, wie ich neulich entdeckt habe. Und einige davon sind der meinigen nicht unähnlich *grummel* .

Ich bin immer noch nicht registriert: *freu* Es ist schön, dass meine Geschichte eine solche Wirkung auf dich hat. Auf mich übrigens auch, während ich sie schreibe. *ggg* Ich kann es kaum abwarten, die nächste Liebesszene mit Minnie und Albus zu schreiben, auch wenn dies noch zwei Kapitel dauert...es sei denn, ich krieg wieder ne Blockade...

Ciriana: *macht langes Gesicht* Das habe ich jetzt davon, weil mit dem Kapitel so lange gebraucht habe..*heul* Dein toller Bienenstich (ich liebe Bienenstich!) ist von anderen weggefuttert worden...aber vielen Dank, ich werde versuchen, mich durch das Schreiben der nächsten Kapitel deinem Kuchen wieder würdig zu erweisen. *gg*

Ho(o)ny: Also, jetzt bin ich verdattert! Woher hast du denn gehört, dass Albus sterben wird? Merkwürdig, saß ich mal völlig blau am Computer, wir haben gechattet, obwohl wir uns nicht kennen, und ich habe dir davon erzählt, ohne mich daran zu erinnern? *gggggg* Wird er also sterben? Ihr werdet sehen.... Jedenfalls auch an dich ein dickes Dankeschön für das Review!

Haha, Huhu und Pati: Danke!! *smile* Ich freue mich, dass ihr auch über die Story gestolpert seid und sie euch gefällt! Tja, also, soll es die Lehrerschaft erfahren? Warum eigentlich nicht....aber im Augenblick sind die beiden ja nicht zusammen, also kann nur spekuliert werden., oder?

Disclaimer: Harry Potter und alle damit verwandten Personen und Orte gehören JK Rowling.

Kapitel 10 - Liebe ist ein zweischneidiges Schwert

"Lavender hat mir erzählt, dass dein Bett heute morgen voller Mehl gewesen sein soll. Stimmt das?" fragte Ginny, die beim Frühstück am nächsten Morgen neben Hermine am Tisch saß.Sie betrachte das ältere Mädchen forschend, denn ihr waren die dunklen Ringe unter Hermines Augen nicht entgangen. "Stimmt es, was Lavender sagt?" fragte sie etwas drängender, als Hermine, die sehr mit ihrer Hafergrütze beschäftigt schien, keine Antwort darauf gab.

Über ihnen wölbte sich eine graue, wolkenverhangene Decke, die dem Wetter draußen entsprach. Offenbar würde es bald weiteren Schnee geben.... Zwar hatte sich der Sturm der letzten Nacht etwas gelegt, doch dunkle Wolken ballten sich über dem Verbotenen Wald und den dahinterliegenden Hügeln - ein sicheres Zeichen, dass das schlechte Wetter anhalten würde. Harry und Ron hatten sich an diesem Morgen zu den beiden Mädchen gesellt - Ron offenbar mit der Absicht, sich mit Hermine wieder auszusöhnen - und warfen ihrer Freundin nun ebenfalls interessierte Blicke zu.

"Mehl?" wandte sich Harry mit belustigter Miene an Hermine, die unbeirrt ihren Haferbrei löffelte. "Was hast du letzte Nacht getrieben, wenn ich fragen darf? Oder hat Peeves dir einen Streich gespielt?"

"Also bitte!" schnappte Hermine und sah endlich von ihrem Essen auf. "Selbst Peeves weiß genau, dass er sich nicht in den Mädchenschlafräumen aufhalten soll. Die Benimmregeln für Geister wurden bereits vor 879 Jahren in einem schriftlichen Kodex festgelegt, das könnt ihr nachlesen und zwar in -"

"Der Geschichte von Hogwarts?" schlug Ron mit einer Unschuldsmiene vor. Harry hüstelte hinter vorgehaltener Hand, während Ginny sich schnell einen Löffel Cornflakes in den Mund schob, um das Kichern zu verbergen. "Komm schon Hermine, erzähl uns, was passiert ist. Ich sehe es dir doch an deiner mehlbestäubten Nasenspitze an." neckte Ron sie. Hermine rieb sich müde ihr blasses Gesicht und lächelte schwach. Sie war erleichtert, dass Ron wieder mit ihr sprach, deshalb fiel es ihr nicht sonderlich schwer, eine weitere scharfe Bemerkung herunterzuschlucken.

"Ich bin letzte Nacht in die Küche gegangen, weil ich nicht schlafen konnte." sagte sie offen. "Ich habe mich eine Weile mit Dobby unterhalten..." Aus den Augenwinkeln beobachtete Hermine Ginny, die gespannt die Ohren zu spitzen schien, " Unglücklicherweise sind Professor Dumbledore und Professor McGonagall aufgetaucht, und ich musste mich verstecken. Dobby fiel leider nichts Besseres ein, als mich im Schrank mit den Mehlsäcken unterzubringen...."

Hermine hatte das Gefühl, dass sie diese Geschichte ohne Gewissensbisse zum Besten geben konnte. Abgesehen von Ginny, um deren Mund ein wissendes Lächeln zu spielen schien, würde keiner von den anderen ahnen, aus welchen Gründen sie tatsächlich in die Küche hinuntergegangen war.

Harry und Ron machten große Augen. " Zwischen Mehlsäcken?" Rons Stimme klang behutsam, als ob er ihrer Geschichte keinen rechten Glauben schenken wollte "Na ja..... Und die beiden haben dich nicht erwischt?" "Nein." sagte Hermine knapp. "Dobby hat meine Haut gerettet...na ja, allerdings unter Dumbledores gütiger Mithilfe."setzte sie hinzu. "Ich denke, er hat mal wieder die ganze Situation durchschaut, so blöd ist er ja nicht." Rons sommersprossiges Gesicht hatte sich zu einem breiten Grinsen verzogen. "So, und konntest du die beiden belauschen?" fragte er lauernd. "Haben sie vielleicht über Snapes Rauswurf diskutiert? "Snapes Raus-? Ach, Ron, wirklich! Glaubst du, ich hätte in dem dunklen Schrank viel mit anhören können?"

Hermine wunderte sich, wie leicht ihr diese Lüge über die Lippen kam. Sie saß hier, umgeben von ihren Freunden, und stritt sich bereits wieder freundschaftlich mit Ron, doch ihre Gedanken waren meilenweit weg. Sie warf einen kurzen Blick zum Lehrertisch hinüber.Professor McGonagall saß auf ihrem Platz neben dem Schulleiter und war vollkommen in ihr Frühstück vertieft. Abgesehen von einer leichten Blässe, die darauf zu schließen schien, dass sie wenig geschlafen hatte, hatte die Hauslehrerin wie gewöhnlich einen verschlossenen Ausdruck auf ihrem hageren Gesicht. Nichts schien übriggeblieben zu sein von jener Frau, die sie in der vergangenen Nacht belauscht hatte. Dort unten in der Küche hatte ihre gewöhnlich so strenge und brüske Lehrerin eine Spur von Wärme gezeigt, eine Weichheit, die Hermine seltsam berührt hatte. Sie konnte es kaum mit den seltenen Gelegenheiten vergleichen, an denen Professor McGonagall ihre steife Verhaltensweise abgelegt und Emotionen offen zur Schau gestellt hatte - wie bei den Quidditchspielen der Gryffindors, oder - Hermine erinnerte sich an das zweite und das fünfte Schuljahr- wenn Hogwarts sich in unmittelbarer Gefahr befand und das Leben von Schülern oder Lehrern auf dem Spiel stand. Doch das, was sie wenige Stunden zuvor gesehen hatte, passte nicht in das Bild, welches sie sich von Professor McGonagall gemacht hatte.

Es war nicht die Lehrerin, auch nicht die stellvertretende Schulleiterin oder ein Mitglied des Orden des Phoenix - es war eine alternde Frau gewesen, die sie gesehen hatte -ein Mensch, der zugleich stark und zerbrechlich war, auf eine anrührende Weise gefühlvoll und widerspenstig, bestimmt und doch von einem Widerspruch, der Hermine verwirrte. Sie hatte ein zutiefst privates Gespräch zwischen ihr und Professor Dumbledore mit angehört, und es lag für sie auf der Hand, warum Professor McGonagall ihren sonst so geschäftsmäßigen, zuweilen ruppigen Tonfall aufgegeben hatte- ein Gespräch unter zwei Menschen, die sich offenbar sehr gut kannten - doch dennoch...

`Wie er sie angesehen hat...´ dachte Hermine, und ihr Blick fiel auf Albus Dumbledore, der neben der Lehrerin saß und sich ganz seinem Frühstück widmete. Mehr denn je hatte sie das Gefühl, dass sie sich in etwas einmischte, das sie nicht im Geringsten anging. Sie vermochte nicht in genaue Worte zu fassen, wie sie die Situation des vorigen Abends einschätzte, doch sie hatte den vagen Eindruck, dass es um etwas gegangen war, das tiefste menschliche Bindungen betraf, etwas Verborgenes...möglicherweise um etwas, das Wunden aufreißen konnte... Vielleicht um...

`Liebe...´ schoß es Hermine durch den Kopf. War dies der angemessene Ausdruck, nachdem sie suchte? Es war nichts als eine Mutmaßung, sie wusste es, sie hatte keine Beweise, und genaugenommen kannte sie keinen der beiden auch nur annähernd gut genug, um sich ein Urteil leisten zu können... `Ich werde Ginny nichts erzählen.´ dachte Hermine und rieb sich nachdenklich ihre Fingerknöchel. `Niemals. Es reicht, wenn ich ihr sage, dass Dobby mitmacht. Aber nicht den Rest , nicht alles - "

Sie schreckt aus ihren Gedanken auf, als die anderen sich beinah gleichzeitig lachend und schwatzend vom Tisch erhoben - offenbar war das Frühstück beendet, ohne dass sie es bemerkt hatte. Hermine wollte aufstehen und sich Harry und Ginny anschließen, als ihr Blick auf Ron fiel, der ebenfalls sitzen geblieben war. Seine blauen Augen waren direkt auf sie gerichtet, und Hermine ahnte plötzlich, dass er sie während der letzten Minuten beobachtet hatte. Zwischen seinen Augenbrauen hatte sich eine kleine Falte gebildet und gab seinem schmalen Gesicht einen ungewöhnlich ernsthaften Ausdruck. Hermine spürte zu ihrem Ärger, dass ihre Wangen heiß wurden. Sie beugte sich vor und strich sich das Haar aus ihrem Gesicht.

"Kommst du auch?" fragte sie kurz angebunden, griff nach der Schultasche und stand auf. "Oder wartest du schon auf das Mittagessen?"

Zu ihrer Überraschung gab Ron keine schnippische Antwort - scheinbar war er ebenso wie sie darauf bedacht, den frisch gewonnen Frieden zwischen ihnen nicht gleich wieder aufs Spiel zu setzen - sondern lächelte halb. Hermine ertappte sich plötzlich bei dem Wunsch, dass es bei einem bissigen Kommentar belassen hätte. Etwas, worauf sie in der gewohnten Weise reagieren konnte, etwas, das weniger verwirrend gewesen wäre als dieses scheue Grinsen...

Nicht zum ersten Mal musste sie sich eingestehen, dass sie bei weitem nicht alles, was sie je lernen würde, in Büchern finden konnte. Es war vermutlich nutzlos, in die Bibliothek zu gehen und Madam Pince nach einer Lektüre zu fragen, die ihr dabei helfen konnte, unerwartet auftretende Komplikationen in der Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen zu enträtseln, wie beispielsweise das Lächeln, welches noch immer auf Rons Lippen lag, als er sich ebenfalls erhob und sie zusammen zum Ausgang der großen Halle gingen. Schließlich drehte Hermine sich zu ihm um.

"Würdest du mir einen Gefallen tun, Ron?"

"Was?"

"Dieses Mona - Lisa Lächeln ablegen, wenn es geht."

"Was?"

"Schon gut....." Hermines Mundwinkel zuckten.

***

Ein anstrengender Schulmorgen erwartete die Sechstklässler aus Gryffindor. Nach einer Doppelstunde Verteidigung gegen die dunklen Künste mussten Harry, Ron, Hermine und einige wenige andere Mitschüler aus ihrem Haus, die es in die Zaubertränkekurse für ihre UTZs im nächsten Jahr geschafft hatten, hinunter in die Kerker. "Ich kann es im Grunde immer noch nicht glauben, dass wir in diese Klasse gekommen sind." sagte Ron, während sie die steilen Stufen zu Snapes Unterrichtsraum hinunterstiegen. "Ich meine, erinnert ihr euch noch an Snapes Gesicht in der ersten Stunde nach den Sommerferien? Ich denke, er hatte ernsthaft damit gerechnet, dass zumindest ich und Harry mit Pauken und Trompeten durch die Prüfungen gefallen sind..."

Harry verzog das Gesicht in grimmiger Befriedigung. " Was auch passiert wäre, hätte er sie persönlich abgenommen. Vermutlich hat es ihm gewaltig gestunken, untätig daneben zu stehen und zuzusehen, und das ein weiteres Mal bei den Nachprüfungen... die ganze Büffelei hat sich alleine schon deswegen gelohnt, um hinterher sein Gesicht zu sehen.."

Rons Lippen kräuselten sich geringschätzig. "Nicht, dass ich sonderlich darauf erpicht bin, ihn noch weitere zwei Jahre zu ertragen, aber wenn wir beide wirklich Auroren werden wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als zur Abwechslung mal etwas Grips zu zeigen" Er blickte Hermine von der Seite an.

"Warum DU dich entschlossen hast, Zaubertränke weiterzumachen, brauch ich wohl nicht zu fragen, hm?" sagte er und knuffte sie sanft. "Immer auf neues Wissen aus, unsere liebe Hermine." "Was ist los?" Hermine sah Ron mit einem Ausdruck an, der ihm sagte, dass sie nicht zugehört hatte. Ron seufzte. "Ich kann mir zwar vorstellen, dass du sehr müde sein musst, nachdem du dich die halbe Nacht in der Küche herumgetrieben hast, aber ich..." Er musterte sie auf die gleiche nachdenkliche Weise wie an diesem Morgen in der Großen Halle.

"Weißt du, ich habe den Eindruck, irgendwas geht in deinem Kopf vor." Er lächelte schief. "Und ich glaube nicht, dass es mit deiner Müdigkeit zu tun hat. Stimmt etwas nicht?" Sie hatten den Absatz der Treppe erreicht und standen vor der Tür zu Snapes Klassenraum, die bereits geöffnet worden war. Durch die Tür war das gedämpfte Murmeln der anderen Schüler zu hören.

Hermine blieb stehen und drehte sich zu Ron um.

"Gegenfrage: Machst du dir Sorgen um mich?" fragte sie abrupt.

Rons Augen weiteten sich. Die Frage traf ihn unerwartet, und Hermines Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien sie beinah genauso überrascht von sich selbst wie er. Ron öffnete seinen Mund, setzte zum Sprechen an - und presste dann seine Lippen zusammen.

"Machst du dir Sorgen um mich, Ron?" wiederholte sie ein wenig ungeduldig.

"I-ich...ich...?"

"Ja, ich meine dich, Ron. Seit wann bist du so daran interessiert, was mich beschäftigt?"

Ron trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Harry, der neben ihm stand, ließ seinen Blick von Ron zu Hermine schweifen. Offensichtlich wusste er nicht, was er von der Situation halten sollte. "Vielleicht könntet ihr das Gespräch später fortsetzen..." schlug er schließlich vor und spähte hinüber zum Kerker.

"Und wenn es so wäre, ist das denn wichtig?" fragte Ron - ohne auf Harry zu achten - wobei er es vermied, Hermine anzusehen. Sein Mund verzog sich zu einem unbeholfenen Grinsen - er hatte seinen Blick auf die Schultasche geheftet, und einzelne Strähnen seines roten Haares fielen ihm in die Augen. Er vermittelte vage den Eindruck eines Jungen, der gerade beim Stibitzen eines Kuchens ertappt worden und in große Erklärungsnot gekommen war, was bei seiner Körpergröße sehr merkwürdig aussah. Dieses Mal war es Hermine, die sichtlich Mühe hatte, eine Antwort zu finden. Im Grunde wusste sie genauso wenig wie Ron, warum sie ihm diese Frage gestellt hatte. War es denn wichtig?

"Ich...also, ich weiß es nicht." erwiderte sie dann mit unsicherer Stimme. Ron hob den Kopf, und sie sah seine Augen. Ein oder zwei Minuten sagte keiner von ihnen ein Wort.

"Wahnsinn.." murmelte sie dann, trat einen Schritt näher und blinzelte, als hätte sie soeben eine verblüffende Entdeckung gemacht. "Ich meine...ich.... "

Ron musterte sie aufmerksam. "Ist alles in Ordnung mit dir? Oder bewunderst du nur meine schönen blauen Augen?" fragte er mit einem Anflug von Spott.

"Quatsch.." sagte sie leise, und plötzlich lag ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht. "Ich bin ok." Und dies stimmte. Ihre Müdigkeit war wie weggeblasen und hatte einem seltsamen Gefühl der Aufgekratztheit Platz gemacht. Hermine machte eine Pause. "Ich finde es ...nicht schlecht, dass du dir Gedanken um mich machst..."

Rons Wangen röteten sich, doch er hielt ihrem Blick stand. "Na so was, du gibst etwas auf die Meinung des tumben Ron Weasley?" In seiner Stimme lag nun eine unbestimmte Kühlheit..

Hermine gab keine Antwort darauf. Das Grinsen auf ihrem Gesicht war ebenso schnell verschwunden, wie es gekommen war.

Bestimmte Veränderungen im Leben eines Menschen kamen mit der Urgewalt eines Sturmes, spürbar, unüberhörbar, doch manchmal....Manchmal konnte etwas so unmerklich, so still geschehen, vielleicht im Bruchteil einer flüchtigen Sekunde, dass die meisten Menschen sich dessen nicht bewusst waren. Innerhalb der letzten paar Minuten HATTE sich etwas verändert Hermine wusste es noch nicht, doch das Gefühl, dass irgendetwas anders war, verstörte sie. Es war, als ob ein Teil ihres normalen Alltages sich verschoben hatte und nie wieder an seinen alten Platz zurückkehren würde.

Harry hatte seine beiden Freunde stumm beobachtet. Ron und Hermine standen sich gegenüber, beide mit ihren vollgepackten Schultaschen in den Armen, und Hermines Blick war unverwandt auf Ron gerichtet. Ein Grinsen breitete sich auf Harrys Gesicht aus, als er gedanklich analysierte, was sich seinem Gesichtsfeld darbot.

Keiner von ihnen hatte die Schritte gehört, die vom Unterrichtsraum her auf sie zugeeilt kamen. Doch bereits im nächsten Augenblick baute sich ein sichtlich erboster Snape vor ihnen auf. " Es tut mit leid, Euch sagen zu müssen, dass ich es nicht schätze, wenn Schüler vor meiner Tür herumlungern, anstatt endlich am Unterricht teilzunehmen!" schnauzte er sie an , und seine schwarzen Augen glitzerten bedrohlich. "Wegen Euch fangen wir zu spät an! 10 Punkte Abzug für Gryffindor! Und jetzt Marsch!" Harry warf dem Lehrer einen zunächst verdrießlichen, dann irritierten Blick zu, während Ron und Hermine zu sich zu kommen schienen. Harry versetzte Ron einen Stoß in die Rippen. "Also los jetzt." sagte er und musste sich - trotz der gerade verlorenen Hauspunkte- ein Lachen verkneifen.

Der Grund seiner Erheiterung lag nicht nur in dem seltsamen Verhalten seiner beiden engsten Freunde begründet, sondern auch an Snape selbst, dessen Nase aus irgendeinem Grund bläulich - rot angelaufen war und den Eindruck vermittelte, als ob er versehentlich gegen eine Wand geprallt oder etwas ähnliches in dieser Art geschehen war. Hermines Wangen hatten sich pink verfärbt, und als sie alle drei endlich den Kerker betraten, murmelte sie etwas Undeutliches, das Harry und Ron nicht verstanden. Ohne Ron eines weiteren Blickes zu würdigen, huschte sie vor den beiden in die letzte Reihe, packte ihre Schultasche aus und lauschte Snapes Instruktionen mit einer solchen Hingabe, dass Harry, der sich neben ihr niedergelassen hatte, ein Glucksen nicht unterdrücken konnte.

"Es ist bald Weihnachten, Hermine, entspann dich ein bisschen."

Snape schien sich an diesem Morgen keineswegs Harrys leise geäußerter Meinung über das Fest der Liebe anzuschließen. Gereizt wie er war - und dies mochte auch daran liegen, dass die Schüler fortwährend seine Nase anstarrten - ließ er die Klasse einen besonders schwierigen Trank gegen Schläfrigkeit brauen und gab ihnen am Ende soviel Hausaufgaben auf, dass Dean Thomas lautstark fluchte und Snape unter dem schadenfrohen Gekicher der Slytherins Gryffindor weitere 20 Punkte abzog. Hermine hatte von all dem wenig mitbekommen. Sie brachte das Fläschchen mit dem fertiggestellten Trank am Ende der Stunde nach vorne, packte ihre Sachen zusammen und verließ dann den Kerker im Eiltempo, ohne ihre Umgebung im mindesten zu beachten. "Hermine!" rief Harry ihr nach. "Hermine, warte doch!" Doch sie war bereits verschwunden.

***

Während des Mittagessens hatte es draußen angefangen zu schneien.

Minerva McGonagall saß vor dem Kamin im Lehrerzimmer, wartete auf den Beginn des Nachmittagsunterrichtes und starrte gedankenversunken in den milchiggrauen Himmel. Schneeflocken tanzten und wirbelten vor dem Fenster, wurden vom Wind hochgerissen, und sanken dann auf die Erde. Es war ein stilles Schauspiel, das sich endlos zu wiederholen schien... Der kürzeste Tag des Jahres lag vor ihnen, und nicht lange, dann würde die Dunkelheit hereinbrechen und die Schneeflocken wie weiße Funken flimmern lassen. Minerva erhob sich und trat ans Fenster. Ungerufen stellte sich wieder die Erinnerung an die vergangene Nacht ein. Sie hob ihre Hand und berührte mit einem Finger ihren Mund, dort, wo sie Albus Lippen verspürt hatte - erst sanft, dann immer leidenschaftlicher.... Ihr Herz schlug langsam und schwer in ihrer Brust. `Dieser Schnee macht mich ganz verrückt...´ dachte sie und seufzte. `Verdammt! Es ist verwirrend, die Menschen können so schnell den Verstand verlieren ....aber vielleicht bin nur ich das... oder.. ´

Wie um das Stichwort zu geben, brachen Professor Sprout und Professor Vektor, die ganz in der Nähe am Tisch saßen und in eine lebhafte Unterhaltung vertieft waren, genau in diesem Moment in heftiges Gegiggel aus. Minerva starrte weiter in das Schneegestöber, doch die beiden anderen Frauen hatten sie aus ihrer Gedankenwelt gerissen, und sie bekam einige Wortfetzen ihres Gespräches mit.

".... Haben Sie sich schon entschieden, was Sie zum Ball tragen werden?"

"Nun, ich denke, das violette Kleid wird ganz angemessen sein. Und vielleicht einige Stechpalmzweige auf dem Hut... obwohl ich befürchte, dass sich die Farbe der Beeren mit dem Lila beißen könnte.."

" Filius hat mir den ersten Walzer des Abends angedroht..."

Unterdrücktes Lachen.

" Das heißt, Sie werden einen Schemel als dritten Tanzpartner in Kauf nehmen müssen. Aber tanzen, das kann er schon, der gute Flitwick...."

" Wenn jemand auf dem Parkett zuhause ist, dann ist das noch immer Dumbledore, nicht wahr?" seufzte Professor Vektor. " Haben Sie ihm mal beim Tanzen zugesehen? Er ist phantastisch, sage ich Ihnen. Mit ihm fliegt man regelrecht über die Tanzfläche."

Minerva wandte sich vom Fenster ab und ließ sich wieder in ihren Stuhl sinken. Die Müdigkeit , die sie den Morgen über verspürt hatte, nahm sie ganz und gar in Besitz. Sie blinzelte und blickte unter halb geschlossenen Augenlidern in die lodernden Flammen. Erneut dachte sie an das, was geschehen war, dachte an den Ausdruck in Albus Augen, als er sie an sich gezogen und sie seinen Atem auf ihrer Haut gespürt hatte. Der bloße Gedanke an seine Berührung genügte, dass sich ihr Magen beunruhigend zusammenzog, und wütend biss Minerva sich auf die Lippe. Die Reaktion eines jungen Mädchens, einer Schülerin vielleicht, die zum ersten Mal in ihrem Leben geküsst worden war... aber SIE? Im Grunde hätte dies nie geschehen sollen - sie hätte nichts fühlen sollen. Sein Verlangen hatte sie erschreckt, sie überwältigt....

Nach einer schlaflosen Nacht hatte sie es an diesem Morgen tunlichst vermieden, mit ihm zu sprechen. Er hatte ihr vor dem Frühstück mit freundlicher Stimme guten Morgen gewünscht, ganz so, als ob nichts geschehen war. Als ob es ihm nichts weiter bedeutet hatte. ´Vermutlich ist es besser so...´ dachte sie achselzuckend und ignorierte den Stich, den ihr diese Vorstellung versetzte. Wieder rissen die Stimmen der anderen Frauen sie aus ihrem Tagtraum. Minerva schien es, dass Albus Name erneut gefallen war und wandte den Kopf zur Seite, um besser zuhören zu können, froh, dadurch alle anderen lästigen Gedanken zunächst verdrängen zu können.

"...und wissen Sie, wobei ich unseren verehrten Schulleiter heute morgen ertappt habe? Er war allen Ernstes dabei, einen Mistelzweig über der Lehrerzimmertür zu befestigen..."

Professor Sprout lachte schallend.

" Das sieht ihm ähnlich. Manchmal hat er diese verrückten Einfälle..."

" Das Beste kommt noch: Während Professor Dumbledore mit dem unschuldigsten Gesichtsausdruck auf der Welt neben mir stand, ist Severus den Gang entlanggekommen. Ich stand genau in der Tür, als er sich zu uns gesellte und Dumbledore ihn mit viel Bohai in eine Unterhaltung verwickelt hat. Wohl, um ihn daran zu hindern, das Zimmer zu betreten... nun ja..." Kurze Pause." Sie können sich vorstellen, wie er reagiert hat, als er nach oben geblickt hat. Ich konnte die Zahnrädchen in seinem Gehirn förmlich einrasten hören und einen Augenblick lang dachte ich, Severus würde den Mistelzweig herunterreißen und ihn umgehend in Dumbledores Mund stopfen...."

"Und?" fragte Professor Sprout atemlos.

"Natürlich hat es der Schulleiter mit seinem Charme schließlich geschafft, dass Severus seiner Pflicht nachkam... Er hat mich so schnell auf meine Wange küssen wollen, dass er mich völlig überrumpelt hat und mit seiner Nase gegen meine Stirn geknallt ist. Danach hat er den Mistelzweig sofort in Flammen gesetzt und dem Schulleiter sehr - ähm - behutsam dargelegt, was er im Allgemeinen von Weihnachten hält.. Ich frage mich, wo er diese ganzen üblen Wörter gelernt hat?... Und jetzt läuft er mit einer blau angelaufenen Nase herum. Natürlich hätte er sie ohne weiteres richten können, aber wahrscheinlich will er Dumbledore auf diese Weise daran erinnern, dass er von seinen Einfällen nichts hält.."

Die Blume auf Professor Sprouts Hut wippte hin und her, so heftig lachte sie nun.

Minerva, die der Unterhaltung gelauscht hatte, konnte sich ein widerwilliges Lächeln nicht verkneifen. `Mistelzweige - das sieht Albus mal wieder ähnlich..´ dachte sie und erhob sich aus ihrem Stuhl. Sie trat zu den anderen an den Tisch und griff nach ihrer Tasche. "Ich denke, es ist Zeit, meine Lieben!" sagte sie mit einem flüchtigen Blick auf die Uhr, die an der gegenüberliegenden Wand hing und deren goldene Zeiger das Ende der Mittagspause verkündeten.

Jetzt wandte sich Professor Sprout mit einem liebenswürdigen Lächeln an die ältere Lehrerin. "Nun, Minerva, haben SIE sich bereits entschieden, was Sie zum Weihnachtsball tragen wollen? Ganz gewiss doch nicht diesen - ähm- ungewöhnlichen Distelhut wie bereits vor zwei Jahren? Es wird gemunkelt, dass sich Professor Dumbledore damals - nach dem Tanz mit Ihnen - darüber beschwert hat, dass seine Wange ganz zerkratzt gewesen sei ..ach ja, und er sagte irgendetwas von einem verhedderten Bart.... Wie gesagt, es ist nur ein Gerücht!" setzte sie hastig hinzu, als sie Minervas zornigen Gesichtsausdruck bemerkte. " Aber wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf: Verwenden Sie diesmal vielleicht besser Rosen, die kratzen auch, sind aber wenigstens schön anzusehen! Vielleicht vergraulen sie damit den Schulleiter diesmal nicht... " Professor Sprout brach wieder in mädchenhaftes Gelächter aus. Minerva starrte ihre Kollegin einen Moment wortlos an, sah die Blume auf dem Spitzhut der Kräuterkundelehrerin, die bekräftigend zu nicken schien. Dann wandte sie sich mit brennenden Wangen ab, stapfte aus dem Lehrerzimmer und ließ die Tür krachend hinter sich zufallen.

An diesem Nachmittag herrschte unter den Schülerinnen und Schülern der dritten und fünften Klasse, die Unterricht in Verwandlung hatten, Verwunderung über die miserable Laune, in der sich die Hauslehrerin Gryffindors befand. Das ungläubige Entsetzen, welches über die - für diese Zeit des Jahres - unverhältnismäßig große Menge an Hausaufgaben geäußert wurde, hatte zur Folge, dass Minerva ohne mit der Wimper zu zucken soviel Punkte abzog wie sie es kaum einmal getan hatte. Es war nicht weiter verwunderlich, dass mehrere Schüler nach dem Ende des Unterrichtes die Lehrerin mit leisen und keineswegs schmeichelhaften Ausdrücken bedachten.

***

Nachdem die letzten Schüler den Klassenraum verlassen hatten, ließ sich Minerva auf den Stuhl hinter dem Lehrerpult sinken, nahm die Brille ab und rieb sich müde über ihre Stirn, hinter welcher sich ein pochender Schmerz ausgebreitet hatte. Es war mit einem Schlag still geworden, und nur in der Ferne konnte sie das Fußgetrappel unzähliger Schüler vernehmen, die aus den Klassen strömten und die Treppen hinunter zur Großen Halle liefen - es war beinah Zeit für das Abendessen. Sie konnte gedämpftes Lachen und Reden hören, das sich immer weiter in der Ferne verlor.

Normalerweise liebte Minerva diese Zeit des Tages- wenn die Konzentration und Anspannung der Unterrichtsstunden allmählich von ihr abfielen, wenn die stillen Korridore und Hallen zum Leben erwachten und Hogwarts ausgelassen in die Atmosphäre des Abends trudelte. Doch an diesem Nachmittag sehnte sie sich ausschließlich nach der einsamen Behaglichkeit ihres Raumes. Sie erhob sich schließlich und begann die Hausaufgaben der vorletzten Stunde, die sie eingesammelt hatte, in ihre Tasche zu packen. Draußen war längst die Dämmerung angebrochen, und das schwindende Tageslicht verschmolz mit dem der Fackeln an den Wänden zu einem diffusen Licht- und Schattenspiel. Sie starrte zum Fenster hinaus, in die undurchdringliche Wolkendecke, hinter der in diesem Augenblick ein weiter Kosmos von Sternen funkeln und glimmern musste. Es war eine tröstliche Vorstellung von Beständigkeit zwischen all den Dingen, die kamen und wieder vergingen und sie an ihrem Platz in der Welt verloren zurückließen....

Doch sie wurde abrupt aus ihren Gedanken gerissen.

" Minerva."

Sie drehte sich um und starrte dorthin, von wo sie die tiefe, ein wenig brüchige Stimme vernommen hatte. Ihr Herz tat einen schmerzhaften Sprung, als Albus bedächtig auf das Pult zukam, neben dem sie noch immer stand. Er trug einen dunkelroten Umhang, auf welchem die Gestalten von Drachen aufgestickt waren, die - wie die seidigen Strähnen seines langen Haares - im matten Licht golden schimmerten. Minerva straffte ihren Körper und wandte sich hastig den wenigen Papieren zu, die noch auf dem Tisch lagen, um sie in ihrem Beutel zu verstauen.

"Guten Abend, Albus." sagte sie in gleichgültigem Tonfall, während sie mit ihren Finger die Pergamente durchzählte, ohne zu wissen, warum sie dies tat. "Sie haben es schon wieder geschafft, mich in Angst und Schrecken zu versetzen mit ihrer Anschleicherei. Eine abscheuliche Angewohnheit, finden Sie nicht?." Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, und obgleich Minerva ihm nicht ins Gesicht blickte wusste sie sehr gut, dass er seine Augenbraue hochzog.

"Anschleicherei?" Seine Stimme klang belustigt. "Verzeihen Sie mir, ich war mir dessen nicht bewusst. Ich wollte Sie keineswegs erschrecken, das wissen Sie doch." Dumbledore trat auf sie zu, und Minerva spürte seinen Blick auf ihr ruhen.

` Und wie Sie mich erschreckt haben, in jeder Hinsicht... ´dachte sie, während sie versuchte, sich auf die Papierbögen in ihrer Hand zu konzentrieren, doch ihre Finger zitterten leicht, und es fiel ihr schwer, nicht an die vergangene Nacht zu denken.. Er stand keinen Meter von ihr entfernt...

"Was gibt es so Dringendes, dass Sie mich aufsuchen?" fragte sie nicht sonderlich freundlich, wandte dann den Kopf zu ihm um und blickte halb in seine Augen. "Es ist doch nicht irgendwas geschehen - etwas Schlimmes?"

"Muss ich denn immer einen Grund haben, um Sie zu sehen, Minerva?" erwiderte Albus, trat noch einen Schritt auf sie zu, und stand nun so dicht bei ihr, dass sie wieder glaubte, die Wärme zu spüren, die von ihm ausging. Wie konnte dies sein... Minerva spürte einen plötzlichen Anflug von Ärger. Der vergangene Morgen hatte bewiesen, dass das, was geschehen war, nichts bedeutet hatte. Er war so beiläufig zur Tagesordnung übergangen, mit einer geradezu schmerzhaften Freundlichkeit, die sie über all die Jahre hinweg geschätzt und die sie nun tiefer getroffen hatte als alles andere.

"Um ehrlich zu sein- ja! Es wäre mir lieber, Sie hätten einen Grund!" erwiderte sie einem groben Tonfall, der ihn verletzten musste. Sie wandte sich im voll zu und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. " Ansonsten würde ich es bevorzugen, mich jetzt zurückzuziehen. Es war ein langer Nachmittag."

"Wenn Sie es also besser finden, dass ich einen Grund habe, so kann ich Sie in diesem Fall beruhigen." erwiderte Albus ohne eine Spur von Betroffenheit, "Heute Abend trifft sich das Kollegium, um die letzten Vorbereitungen für den Weihnachtsball zu treffen. Acht Uhr im Lehrerzimmer -"

"Ich sagte Ihnen bereits, dass ich sehr müde bin- "

"Oh, das sind wir alle, denke ich. Ich glaube nicht, dass -"

"Schön. Also schön, ich werde kommen. Ganz wie Sie wünschen!" schnappte Minerva , schloss ihre Tasche und wandte sich ab, ohne sich jedoch von der Stelle zu rühren. "Sonst noch etwas?" fragte sie dann und starrte verbissen zum Fenster hinüber. Ein unmerkliche Bewegung hinter ihrem Rücken sagte ihr, dass Albus sich von ihr entfernte und im Begriff war zur Tür hinüber zu gehen, und unwillkürlich schloss sie die Augen. War es nicht das, was sie sich gewünscht hatte? Alleine zu sein? Wieder sah sie Albus, wie er in der letzten Nacht auf sie zugekommen war, wieder spürte sie die Geborgenheit in seinen Armen, spürte die warme Präsenz eines Menschen, der das Schlimmste -und das Beste- in ihr zum Vorschein gebracht hatte. Doch es war ein Traumbild, nichts weiter, geboren aus irrationalen Sehnsüchten und fünf erschreckenden Minuten des Glücks, fragil und flüchtig, und mit jeder Sekunde verblasste es mehr und gerann zu einem Gefühl der Bitterkeit.

Albus hatte die Tür erreicht und drehte sich kurz zu ihr um. Ihre Blicke trafen sich, und Minerva öffnete den Mund, um zu sagen, wie leid es ihr tat, dass sie so abweisend gewesen war, dass sie ihm nicht gesagt hatte, wie sehr sie sich danach sehnte, dass der Traum des Vorabends sich wiederholte. Doch dann stieg eine zweite Empfindung in ihr hoch, eine stärkere als der Ärger zuvor, ein weißglühender Zorn, der ihr die Kehle verengte, und sie presste ihre Lippen zusammen. Es war offensichtlich, dass er in die Rolle ihres unmittelbaren Vorgesetzten geschlüpft war, und sie wollte ihm keineswegs die Genugtuung verschaffen und Schwäche zeigen.

"Acht Uhr, Minerva. Und ich wünsche, dass Sie anwesend sind." sagte Albus, und eine schmerzhafte Neutralität lag in seiner Stimme. Sein Gesichtsausdruck war nicht unfreundlich, doch Minerva konnte nichts von dem sehen, was sie vielleicht erhofft hatte... erhofft... und befürchtet. Sie nickte nur, denn noch immer war sie zu wütend, um zu sprechen. Albus wandte sich ab und verließ den Klassenraum, ließ sie alleine mit einer Mischung aus Enttäuschung, Fassungslosigkeit und dieser unerklärlichen Wut - auf sich selbst, weil sie sich von ihren Emotionen beherrschen ließ, Wut auf Albus, weil dieser sich angemaßt hatte, Zugang zu dem zu finden, was sie seit langer Zeit verdrängt hatte, was sie so verletzlich machte - weil er das zugelassen hatte, was geschehen war.

All das ließ sich nicht mehr rückgängig machen, Minerva wusste es, und in ihrem maßlosen Zorn wollte sie Albus dies büßen lassen.... sie wollte ihn anschreien, ihn verletzen, ihm klarmachen, dass sie vor langer Zeit eine richtige Entscheidung getroffen hatte, dass es klug gewesen war, ihr Leben auf ihre Verantwortung als Lehrerin und Kämpferin gegen die dunkle Seite zu beschränken, anstatt durch die Liebe zu einem Menschen verletzlich und schwach zu sein... durch Trennungen, Tode, Verluste... gegenseitige Enttäuschungen...

Dass sie sehr bald eine weitere Gelegenheit haben würde, Albus all dies mitzuteilen, wusste Minerva noch nicht, und ebenso wenig, dass sie dies Hermine Granger verdanken würde, die in diesem Augenblick auf ihrem Bett lag und über das merkwürdige Gefühl der ersten Verliebtheit nachdachte. In zwei unterschiedliche Generationen hineingeboren, schienen Hermine Granger und Minerva McGonagall zu der selben Zeit eine ähnliche schmerzhafte Erfahrung zu machen, nämlich dass Liebe und Freundschaft unterschiedlichsten Empfindungen ausgesetzt waren, die einen Menschen dafür blind machten, was Liebe bedeutete, was sie im Grundes ihres Wesens eigentlich war, und dass Hochmut eine Angelegenheit war, für die manche Menschen einen hohen Preis zahlen mussten - den der Verleugnung und der Einsamkeit.

***

Ist Minerva so hochmütig und Albus so unverwundbar, wie er erscheint? Und was Hermine betrifft...ein weiteres Kapitel wird noch überstanden werden müssen, bevor Dobby dann endlich zur Tat schreitet ...*gg*