Alright.... *hüstel* Entschuldigt bitte die paar Tage Verzögerung! Es hat nun doch etwas *räusper* gedauert bis zum nächsten Kapitel! Schuld daran waren ein einmonatiger Stromausfall, ein gestohlenes Modemkabel, die neue Computernutzungssteuer der Bundesregierung, eine verklebte Tastatur sowie meine Unfähigkeit, den Computer wegen defekter Zimmerbeleuchtung zu finden......ähm..hehe...Ok, im Grunde habe ich keine Entschuldigung, außer vielleicht ein wenig Liebeskummer und außerdem ein bißchen Nervosität, weil ich jetzt endlich meinen Führerschein machen will und mich so dooooooof anstelle...*seufz*

Sternchen: Du treue Seele, du! Ich verstehe deinen "Frust" sehr gut... und kann ihn noch nicht mildern, denn heute geht es noch nicht wieder mit Minnie und Albus weiter. Aber ein neues Kapitel ist besser als keines, oder? *gg*

Pati: Oje, ich will keineswegs, dass du krepierst, also schaun mer mal..^^

Mylanka: Lieben Dank, aber das mit dem "Schnell weiterschreiben" is ja leider ziemlich in die Hose gegangen -in letzter Zeit war ich eher damit beschäftigt, Altron als Beta- Reader zur Seite zu stehen,, als mit meiner eigenen Story...

Alex Black5: Danke für dein liebes Kompliment! Wie bei Mylanka erwähne ich, dass ich meine eigene Story schmählich vernachlässigt habe wegen a) Faulheit/Liebeskummer und b) wegen des genialen Charakters Simon Lestrange von meiner Freundin Altron ...ätsch, ich weiß, wie das alles weitergeht *gggg* Ich kann jedenfalls sagen, dass es noch sehr überraschend und spannend zugehen wird *Schleichwerbung zuende*

Chouette: *gg* Da wird noch mehr genommen als nur eine Hand...^ ^ Aber jedenfalls danke für dein Kompliment!

Ciriana: Eine Entschuldigung? *hüstel* Ich fürchte, meine Verspätung ist nicht wirklich zu entschuldigen außer mit den oben genannten Faktoren.. Ich vermute, einen Bienenstich kann ich mir jetzt erst mal abschminken?

Kaori: Danke!!! *beschämt ist wegen der langen Zeit*

Max88: Danke! *s* Ich denke, Gefühls-und Gedankenbeschreibungen liegen mir ganz gut..

nicht angemeldet alias Eulchen: *errötet* Das ist so lieb! Ob ich sie leiden lasse? Naja, sagen wir es mal so: Die Passionszeit steht vor der Tür...*gg*

Lilith35: Du hast Recht, Minerva stellt sich sicherlich an! Wenn sie es nicht täte, gäbe es diese Story vielleicht nicht..*LoL*

So, weiter geht es ...endlich mal.....es wird das letzte Kapitel sein, bevor Dobby bei Minerva herumschnüffelt..

Disclaimer: Das übliche. Nichts gehört mir, außer die Briefbotin, die auf meinem Mist gewachsen ist.

Kapitel 11 - Eine unmögliche Zeitgenossin

Wach auf, ich suche dich

ich weiß, ich finde dich

- doch finde ich wirklich, was ich suche?

(Lacrimosa)

***

Hermine lag auf ihrer Matratze, die wollene Tagesdecke um ihren Körper gewickelt, und überflog die ersten Zeilen des Aufsatzes, den sie gerade fertiggeschrieben hatte. Doch nach wenigen Minuten legte sie das Pergament wieder beiseite, stützte sich auf ihren Arm und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe.

Da alle anderen unten in der Großen Halle beim Abendessen waren, hatte sie den Schlafraum für sich allein. Zunächst war sie froh darüber gewesen, bis sie festgestellt hatte, dass sie mit den Hausaufgaben an diesem Abend nicht vorankam. Stattdessen hatte sie immer wieder von ihren Büchern aufgesehen und beobachtet, wie es draußen finster geworden war.

Es schneite immer noch.

Normalerweise liebte Hermine den Schnee, doch es war sonderbar: In diesem Augenblick sehnte sie sich danach, einen wolkenlosen Nachthimmel betrachten zu können - ansehen zu können, wie die Sterne über den Hügeln zu funkeln begannen, und die weiße Landschaft in silbrigmattem Licht versank. `Aber im Augenblick geht es mir wie dem Wetter.´ dachte sie. `Ich kann keinen klaren Gedanken fassen..´ Sie verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf und blies sich einige widerspenstige Strähnen aus der Stirn.

Die vergangene Nacht... das, was sie gesehen und gehört hatte.... und....

Hermine zog eine Grimasse, als sie spürte, wie ihr Magen sich unangenehm zusammenzog. Das, was vor dem Zaubertränkeunterricht unten in den Kerkern geschehen war, hatte sie den ganzen Tag versucht in ihren Hinterkopf zu verbannen. Doch jetzt, in der Stille des Schlafsaals konnte sie die Erinnerung daran nicht verdrängen. Sie fand keine Erklärung dafür, was passiert war. Oder.... war es vielmehr so, dass sie keine Erklärung haben wollte?

`Was ist denn im Grunde geschehen?´ dachte sie, ärgerlich über sich selbst. ` Nichts. Ron war ausnahmsweise nett zu mir. Wir haben uns mal nicht gestritten, und das ist es.´ Hermine biss sich auf die Lippen. Sie belog sich selber, und sie wusste es. Wenn all dies keine Bedeutung für sie gehabt hatte, warum hatte sie es dann für den Rest des Tages vermieden, in Rons Nähe zu sein? Warum hatte sie sich für das Abendessen entschuldigt?

"Lächerlich!" sagte sie laut. "Lächerlich!" Es handelte sich um kindische Kleinigkeiten, und sie verstand nicht, warum sie ein solches Drama draus machen musste. `Aber vielleicht ist es ja kein Drama.` dachte sie mit Schrecken. `Vielleicht ist das völlig in Ordnung, wenn man... wenn ich nun.... oh nein! Nein....´ Sie griff nach ihrem Kopfkissen und vergrub ihr Gesicht in dem kühlen Laken. Ihre Wangen fühlten sich sehr heiß an, und zu ihrer Verwirrung verzogen sich ihre Lippen wie von selbst zu einem freudigen Lächeln. Was hatte Ginny ihr noch wenige Tage zuvor gesagt? "Begreifst du denn nicht, Hermine..."

Hermine richtete sich abrupt auf, erhob sich von dem Bett und ging zu dem Spiegel hinüber, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Sie warf einen langen Blick hinein, betrachtete das Spiegelbild eines sechzehnjährigen Mädchens mit - jetzt sehr zerwühltem- braunen Haar, das sich um ihre schmalen Schultern ringelte, und ebenso braunen Augen.

"Es muss wirklich an Weihnachten liegen!" sagte sie streng zu sich selbst. Wie anders konnte sie diesen fremden Ausdruck in ihren Augen erklären, welchen sie bisher nie bemerkt hatte? `Oh, sei nicht so dumm....´ schien ihr eine zweite Stimme zuzuflüstern. `Sei nicht so verbohrt, Hermine Granger. Das ist etwas anderes, und du weißt es. Es hat etwas mit dem großen, rothaarigen Jungen zu tun, der gerade unten sein Abendbrot einnimmt und keinen blassen Schimmer davon hat, dass du hier stehst und diese komischen Gedanken hast, nicht wahr...? Sonderbar, welche Bedeutung ein Paar blauer Augen plötzlich bekommen können. Augen, in die du über fünf Jahre geblickt hast, ohne je an etwas anderes als Freundschaft zu denken..´

"Über fünf Jahre..." Sie sprach diese Worte halblaut aus, den Blick immer noch auf ihr Spiegelbild gerichtet. Es war nicht mehr das elfjährige Mädchen, das sie sah. Nicht mehr jenes Mädchen, welches Harry Potter und Ron Weasley vor langer Zeit das erste Mal im Hogwartsexpress getroffen hatten. Das Herz tat ihr plötzlich weh bei dem Gedanken, das diese Zeit unwiderruflich vergangen war. Alles war komplizierter geworden, und die Geheimnisse, die für sie als Kind wichtig gewesen waren, sie hatten Platz gemacht für die Dinge, die sich so unmerklich in ihr Leben gestohlen hatten, dass sie es kaum bemerkt hatte. Dass sich eines Tages zwangsläufig etwas ändern würde,, war ihr bereits vor langer Zeit das erste Mal bewusst geworden. Es war an jenem Morgen gewesen, an dem sie mit blassem Gesicht und zusammengebissenen Zähnen im Unterricht gesessen und versucht hatte, das krampfartige Ziehen in ihrem Bauch zu ignorieren, den ihr so unvertrauten Schmerz, der ihr von da an jede Unbefangenheit genommen hatte, was ihren Körper betraf. Es mochte eine Banalität gewesen sein - es passierte schließlich allen Mädchen - , doch es war letztlich eine Veränderung, an die sie sich hatte gewöhnen müssen. So, wie sie nun akzeptieren musste, dass Freundschaften nicht zwangsläufig die gleichen bleiben mussten. Doch sie konnte es nicht - sie WOLLTE es nicht!

Hermine trat an den Spiegel heran und hauchte ihren Atem gegen die Oberfläche, so dass das kalte Glas beschlug. Sie lehnte ihre Stirn gegen die glatte Fläche und schloss die Augen.

Doch dann hörte sie, wie die Tür zu ihrem Schlafraum geöffnet wurde, trat vom Spiegel zurück und wandte sich um. Es war Ginny, die vor ihr stand und ein Päckchen eingewickelter Sandwichs in ihrer Hand hielt.

"Ich habe mich gefragt, ob du dein Abendessen vielleicht noch nachholen willst." sagte sie schlicht und musterte Hermine forschend. "Oder hast du keinen Hunger?" Hermine trat auf Ginny zu und nahm ihr lächelnd das Brot ab. "Doch, habe ich. Danke." Sie ließ sich auf ihre Matratze fallen und faltete die Serviette auseinander.

"Hmm...Schinken und Salat...genau das, was ich jetzt gebrauchen kann." Sie nahmen einen herzhaften Bissen, während Ginny es sich neben ihr bequem machte. "Warum bist du denn nicht nach unten gegangen, wenn es offensichtlich nicht an mangelndem Appetit liegt?" fragte Ginny mit hochgezogenen Augenbrauen. Hermine ließ die Hand, in welcher sie das Brot hielt, langsam sinken.

"Aha, also doch!" Sie grinste. " Bestimmt bist du nicht hierher gekommen, um sicherzustellen, dass ich mit vollem Bauch schlafen gehe, oder? Es ist nur ein Vorwand, um alles darüber zu erfahren, was ich letzte Nacht in der Küche erlebt habe..." "Nun, das auch, aber-" begann Ginny, doch sie wurde von Hermine unterbrochen.

"Schon gut. Ich erzähle es dir natürlich.." "Ja, sicher...aber warum bist du denn nicht zum Abendessen erschienen?" schaffte es Ginny zu sagen, bevor Hermine, die offensichtlich nicht zugehört hatte, weiterplauderte. "Ich habe Dobby von unserer Idee erzählt, und er ist einverstanden! Er macht mit! Zuerst hat er natürlich einen Riesenschreck bekommen, wie du dir denken kannst, aber ich muss wohl recht überzeugend gewesen sein, jedenfalls hat er schließlich ja gesagt. Selbstverständlich bekommt er dafür ein Geschenk, er hat auch schon gesagt, was er sich wünscht und - " "Hermine- " versuchte Ginny es erneut. Erfolglos. " Ich werde ihm eine Pullover stricken. Darin bin ich schon einigermaßen geübt. Aber ich sage dir, wenn Dobby nicht gewesen wäre, wer weiß, wie viele Hauspunkte ich verloren hätte. Professor McGonagall -"

"HERMINE! BERUHIG DICH DOCH!!" sagte Ginny sehr laut, und endlich hielt Hermine inne. Ginny schüttelte den Kopf. "Was ist bloß los mit dir? Du bist völlig überdreht!

Hermine fing plötzlich an zu lachen. "Überdreht? " Sie warf die Hände in einer dramatischen Geste hoch und schüttelte, noch immer lachend, den Kopf. " Nichts ist, wie es s-sein s-sollte..."

"Du stotterst." stellte Ginny sachlich fest. Diese Bemerkung veranlasste Hermine dazu, noch mehr zu lachen. " Himmel ja, was m-macht das schon? Alles ist so.... Stell dir vor, du denkst, dass alles normal ist, dein ganzes Leben und so, und plötzlich stellst du fest: Nichts ist mehr normal! Wir träumen soviel, haben alle möglichen Vorstellungen, was in unserem Leben passieren könnte oder was wir unbedingt haben wollen.. Aber weißt du was? Wenn es tatsächlich geschieht, und etwas ist anders, dann macht es einem Angst. Denn es ist genau das, was wir nicht vorhergesehen haben ...oder nicht wollen - Ach, Ginny, ich weiß, ich rede Mist!" Hermines Lachen war verebbt, als sie sich aufrichtete und sich mit dem Ärmel ihres Hemdes über die Augen fuhr. " Scheiße! Vergiss es..." murmelte sie und wandte hastig ihren Kopf ab.

Ginny schwieg einige Minuten, in denen Hermine sich geräuschvoll die Nase schnäuzte und dann nach ihrer Bürste auf dem Nachttisch griff, um ihre zerzausten Strähnen in Ordnung zu bringen. "Scheiße..." murmelte sie zwischendurch, eher zu sich selbst, während sie fortfuhr, ihre Haare zu kämmen. Endlich sah sie Ginny an und stutzte, als sie das breite Grinsen auf dem Gesicht ihrer Freundin bemerkte. "Was?" fragte sie und ließ langsam ihre Bürste sinken. "Warum lachst du? Das ist wirklich nicht besonders witzig."

"Nein", sagte Ginny schließlich gedehnt und ihr Lächeln vertiefte sich," Es ist wirklich nicht zum Lachen, da hast du ganz recht. Wer ist es?"

Hermine öffnete ihren Mund und sah Ginny einen Moment sprachlos an. "Wer ist was?"fragte sie recht lahm. Ginny schüttelte langsam ihren Kopf, offensichtlich genervt von Hermines durchschaubarer Taktik.

"Schon gut. Du weißt genau, dass deine Frage nicht ernst gemeint ist. Du hast dich verliebt, na und? Es wurde langsam Zeit, finde ich. Typisch für dich, so ein Getöse darum zu machen."

Schweigen.

Hermine hatte den Eindruck, dass sie bis in die Haarspitzen hinein errötete. "Ist es... ist es so offensichtlich?" krächzte sie heiser. "Weißt du , ich bin mir nicht sicher.. vielleicht.... ich habe keine Ahnung..."

"Hast du einen besonders netten Brief von Viktor bekommen?" fragte Ginny augenzwinkernd.

"Viktor? Warum Vik - aah! Ja, sicherlich...." Hermines Wangen glühten.

"Also ist er es nicht."

"Ich will nicht darüber reden." sagte Hermine brüsk und legte die Haarbürste zurück auf den Nachtisch. " Ich will es einfach nicht. Ich meine, ich bin nicht so. Ich hasse es schon, wenn die anderen Mädchen immer herumkichern und ihre... ihre.."

" -albernen Geschichten erzählen?" vollendete Ginny und blickte sie von der Seite an, als Hermine nachdrücklich nickte. "Das ist ganz schön arrogant, weißt du das? Ich kann mir vorstellen, was für eine Meinung du über jemanden wie Lavender Brown oder Parvati Patil hast, nur weil sie sich meistens so verhalten wie es völlig normal ist in unserem Alter. Sicher, die Rolle des geheimnisvollen Bücherwurms spielt keiner so gut wie du. Aber es wird dir kein Zacken aus der Krone fallen, wenn du dich mal etwas weniger erwachsen verhältst."

"Was meinst du damit?" Hermines Wangen röteten sich erneut, diesmal allerdings vor Ärger. "Was redest du da?"

"Was ich meine, ist, dass es Zeit wird und du von deinem hohen Ross herabsteigen solltest." fuhr Ginny unbeirrt fort, doch ihre Stimme klang freundlich. "Hör auf, immer so...." Sie suchte nach den passenden Worten, "..so... erhaben zu sein... Manchmal denke ich, dass du alles verachtest, was dir zu normal und gewöhnlich erscheint, weil du all das erlebst hast, mit Harry und Ron, meine ich. Nebenbei übersiehst du alle anderen Dinge, ja, solche Dinge wie zum Beispiel, sich zu verlieben. Das passiert schließlich jedem."

Hermine hatte es die Sprache verschlagen. Es kam nicht allzu oft vor, dass Ginny ihre Meinung so unverblümt äußerte. Genaugenommen tat sie dies erst seit dem vorvergangenen Schuljahr, seit jenem Tag, an dem sie eingesehen hatte, dass ihre Schwärmerei für Harry unerwidert bleiben würde. Die Enttäuschung und der Verlust ihrer Illusionen hatten sie nachdenklicher werden lassen. Sie war beinah unmerklich in eine ungewohnte Rolle hineingewachsen, hatte auf diese Weise den linkischen Rotschopf hinter sich gelassen, der von allen unbeachtet geblieben war. Vor diesem Hintergrund wurde immer deutlicher, dass Ginny nicht so sehr ihrem Bruder Ron oder den Zwillingen sondern mehr den beiden ältesten Söhnen der Weasleys - Bill und Charlie - glich, die durch ihre sympathische und mitunter ähnlich direkte Art viel Respekt gewonnen hatten.

Noch immer schwieg Hermine. Sie schwankte zwischen Zorn über Ginnys freimütige Worte und einem latenten Unbehagen, das sie schnell zu verdrängen versuchte.

" Gratulation zu deiner Menschenkenntnis." sagte sie mit funkelnden Augen und warf sich das Haar aus ihrem noch immer rosa angelaufenen Gesicht. " Über die scheinst du ja reichlich zu verfügen - im Gegensatz zu Ron." fügte sie mit Häme in der Stimme hinzu.

"Wieso, was hat der damit zu tun?" erwiderte Ginny scharf. " Ich würde es schätzen, wenn du etwas wenige auf ihm herumhacken würdest. Schließlich seid ihr miteinander befreundet, und er ist kein schlechter Kerl, weißt du."

"Schon gut, ich habe nichts gesagt." Hermine sprang von ihrem Bett auf, bückte sich und öffnete die Schublade ihres Nachtschrankes. Sie kramte zwischen verschiedenen Gegenständen herum und zog schließlich ein längliches, in gelbliches Papier eingewickeltes Päckchen hervor. "Ich will jetzt wirklich nicht darüber sprechen." sagte sie dann, schloss die Schublade mit einer energischen Bewegung und richtete sich wieder auf. "Soll ich dir zeigen, was ich letzte Woche in Hogsmeade gekauft habe?"

"Du meinst das Geschenk für Viktor, aus dem Laden, in welchen du Professor McGonagall gefolgt bist?" "Genau. Ich hatte fast völlig vergessen, dass ich Viktor einen Brief schreiben wollte. Ich denke, das werde ich heute abend machen..."

"Großartig!" sagte Ginny lustlos. "Willst du ihm das Geschenk schicken? Na ja, tu das. Dann werde ich mich wohl mal auch um das Einpacken meiner Geschenke kümmern." Ginnys Tonfall ließ Hermine vermuten, dass diese viele lieber weiter über Jungen geredet hätte, und sie grinste.

" Na komm schon, leiste mir Gesellschaft dabei. Es könnte, glaube ich, ganz interessant werden." sagte sie aufmunternd. "Zumindest nach dem zu urteilen, was mir Mr. Asriel über das da erzählt hat." Sie deutete auf das Päckchen in ihrer Hand, ". Ich bin gespannt, ob es funktioniert."

"Na schön." Ginny seufzte und erhob sich ebenfalls vom Bett. "Lass uns in den Gemeinschaftsraum hinuntergehen, um -"

"In den Gemeinschaftsraum?" fragte Hermine mit einer Spur von Panik in der Stimme. "Ich dachte, dass wir es vielleicht hier...." Sie brach ab. Der Gedanke, Ron zu begegnen, der für sie bis zu diesem Morgen völlig normal gewesen war, schien plötzlich zu einer unüberwindlichen Hürde geworden zu sein. `Absurd....´ dachte sie und schüttelte über sich selbst den Kopf.

"Ja, warum denn nicht unten vor dem Feuer?"

"Warum nicht hier?"

" Ich verstehe das nicht, ich dachte immer, du fühlst dich im Gemeinschaftsraum wohl - in der Gesellschaft der anderen?" erkundigte sich Ginny mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Hermine, so etwas wie boshaften Schalk in Ginnys Augen aufblitzen zu sehen.

"Also gut!" blaffte Hermine und presste das Päckchen heftig gegen ihre Brust, als würde dies ihr den dringend benötigten Halt geben. Sie wollte Ginny den Grund ihres Verhaltens nicht verraten, doch wenn sie weiterhin den anderen aus dem Weg ging, würde Ginny auf diese Weise ihre Antworten bekommen. "Besser, wie beeilen uns. Das Abendessen dürfte vorbei sein, und dann ist am Feuer kein Sessel mehr frei."

Sie verließen den Schlafsaal und kletterten die schmale Wendeltreppe hinunter - Hermine mit einem flauen Gefühl im Magen, während auf Ginny Lippen ein selbstzufriedenes Lächeln zu liegen schien.

***

Unten im Gemeinschaftsraum stellte Hermine erleichtert fest, dass zwar die ersten Schüler vom Abendessen zurückgekehrt waren, doch Harry und Ron waren nicht unter ihnen. Gemeinsam mit Ginny ließ sie sich in ein altmodisches Plüschsofa direkt vor dem Kamin sinken und drehte den eingewickelten Gegenstand gedankenversunken zwischen ihren Händen hin und her. Sie erinnerte sich daran, was Mr. Asriel ihr gesagt hatte.

....." SIE hingegen sind jung, sehr jung. Sie wissen noch gar nicht, was das Wesen der Liebe ist. Sie kaufen Ihr Geschenk für jemanden, den Sie mögen, aber der Ihnen letztlich nicht das Herz brechen könnte... Doch irgendwann werden Sie herausfinden, was ich meine." .....

Hermine hatte den Verkäufer an jenem Tag in Hogsmeade für einen intelligenten Schwätzer gehalten, der etwas davon verstand, seine Kunden mit zu Herzen gehenden Anekdoten zu fesseln und sie auf eine verschwörerische Art und Weise für sich einzunehmen, und sie war noch nicht bereit, ihre Meinung über ihn zu ändern. Doch das, was er über Professor McGonagall gesagt hatte - was er über sie SELBST gesagt hatte....

"Mach schon auf." sagte Ginny mit spürbarer Ungeduld in ihrer Stimme und riss damit Hermine, die abwesend an dem dünnen Papier herumgenestelt hatte, zurück in die Gegenwart. Ginny saß in der anderen Ecke des Sofas und hatte den Kopf auf ihren Arm gelegt, welcher lässig von der Lehne herunterbaumelte. Im rötlichen Licht der Flammen schimmerte ihr Haar kupfern und ihr Gesicht war halb verschattet - denn Ginny hatte sich vom Feuer abgewandt - so dass Hermine den Ausdruck in ihren Augen nicht sehen konnte.

"Ich will sehen, was so wichtig sein kann, dass du es Viktor schenken willst."

Etwas in Ginnys Tonfall störte Hermine, doch sie schluckte eine sarkastische Bemerkung herunter, griff nach dem Päckchen und rollte es aus dem Papier, bis sie jene kleine, menschenähnliche Statuette zum Vorschein brachte, die sie in Mr. Asriels Laden aus dem alten Karton gezogen hatte. Das wachsartige Material, aus dem die winzige Figur zu bestehen schien, war von einem stumpfen Grau, welches das Glühen des Feuers kaum reflektierte. Ginny betrachtete die Figur mit einer Mischung aus Neugier und Ratlosigkeit.

"Sieht nach nichts Besonderem aus, wenn du mich fragst."

"Abwarten." erwiderte Hermine, nestelte in der Hosentasche und zog ihren Zauberstab hervor, um ihn einen kurzen Moment prüfend in ihrer Hand zu wiegen - wie um sich zu vergewissern, dass dieser seine Aufgabe zufriedenstellend erledigen würde. " Der Verkäufer hat mir erklärt, was ich tun muss, um sie zum Leben zu erwecken..." Ginny riss ihre Augen auf.

"Zum Leben? Willst du damit sagen, dass-"

Weiter kam sie nicht. Stattdessen breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus und sie blickte auf irgendeinen Punkt hinter Hermines Rücken.

"Ach, also hier steckt ihr! Ron und ich haben uns schon gefragt, ob Hermine möglicherweise wieder in einen Streik für die Elfenrechte getreten ist." Hermine drehte sich abrupt um.

Harry und Ron - der eine angebissene Stulle in der Hand hielt - waren in den Gemeinschaftsraum getreten und steuerten geradewegs auf das Sofa zu, auf welchem es sich die beiden Mädchen gemütlich gemacht hatten. Hermines Herz tat einen unangenehmen Sprung, als sie Ron einen flüchtigen Blick zuwarf, bevor sie ihre Augen starr auf Harry richtete. "Ja, nun... ich hatte keinen Hunger. Außerdem war ich heute mit den Hausaufgaben in Verzug." sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln.

Sie wusste in der gleichen Sekunde, dass die beiden ihr kein Wort glaubten, denn abgesehen von jenen seltenen Notfällen, an denen sie tatsächlich ihre Hausaufgaben vernachlässigt hatte, war jedem von ihnen klar, welche Prioritäten Hermine setzte. Ginny ließ ein künstliches Hüsteln vernehmen, und Harry musterte belustigt die kleine Figur, um die sich Hermines Finger klammerten.

"Da muss uns etwas entgangen sein, nicht wahr?" Er drehte sich zu Ron um und zwinkerte ihm zu. "Kann mich nicht erinnern, dass uns einer der Lehrer Puppen in die Hand gedrückt hat, um sie zu verzaubern." Harrys Blick fiel auf den Zauberstab in Hermines Hand. Ginny räkelte sich in ihrer Sofaecke und warf ihm einen - so erschien es Hermine- spitzbübischen Blick zu.

"Sei nicht dumm, Harry! Hermine und ich sind gerade dabei, herauszufinden, wie das Geschenk funktioniert, das sie für Viktor gekauft hat. Deswegen ist sie auch nicht zum Abendessen heruntergekommen." Sie zuckte mit den Achseln. " Scheint ein mächtiges Stück Magie dahinterzustecken..."

Hermine starrte sie an, einen Augenblick zu überrascht, um wütend zu werden oder um überhaupt irgendein Wort herauszubringen. Ginnys Kaltschnäuzigkeit, in Rons Gegenwart erneut Viktors Namen zu erwähnen, überstieg ihr Vorstellungsvermögen. Doch hätten sie in diesem Moment in der Großen Halle gesessen, sie hätte ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit unter dem Tisch einen saftigen Tritt gegen das Schienbein versetzt. Sie wartete auf eine entsprechende - unvermeidliche - Bemerkung von Ron, dessen Blick sie nun entschieden vermied, und spürte, wie ihr Gesicht schon wieder rot anlief.

Eine unangenehme Stille war eingetreten, unterbrochen von den Unterhaltungen zwischen ihren Mitschülern, gedämpftem Lachen und dem Rascheln von Papierseiten. Halb erwartete Hermine dass Geräusch sich entfernender Fußschritte, doch als sie endlich hochblickte, stand Ron noch immer wie anwurzelt neben Harry, und seine hellblauen Augen starrten direkt in die ihren. Er sagte gar nichts, er sah auch nicht wütend aus, wie sie verwirrt feststellte - tatsächlich wirkte sein Gesicht fast ausdruckslos. Ihr Magen zog sich zusammen, und hastig wandte sie ihren Kopf ab, damit er das Lächeln nicht sah, welches sich auf ihre Lippen gestohlen hatte.

`Es ist keine Einbildung gewesen..´ dachte sie mit einer Mischung aus Entsetzen und einer seltsamen Euphorie. Dann bemerkte sie Harry, der sie abwechselnd ansah, schniefte, und sich dann auf die Couch ihnen gegenüber plumpsen ließ.

"Na, dann lass mal sehen.." sagte er in einem sehr leichten Tonfall und steckte die Hände in seine Hosentaschen. Hermine blinzelte.

"Was?"

"Harry hat Recht." sagte Ron und setzte sich neben ihn. Er lächelte nicht. "Du hast uns neugierig gemacht, Hermine. Zeig uns doch, was du vorhast.."

Hermine warf Ginny einen hilflosen Blick zu. Sie sah, dass sie von dieser Seite jedoch keine Unterstützung zu erwarten hatte - tatsächlich vermittelte Ginny den Eindruck, als ob sie sich gerade köstlich amüsieren würde - und zuckte mit den Schultern. "Na - also schön. Ich weiß selber nicht, ob es funktioniert..."

Hermine nahm den Zauberstab fester zwischen ihre Finger, stellte die kleine Statur vor sich auf das Tischchen zwischen den beiden Sofas und versuchte sich von dem zu befreien, was ihr durch den Kopf ging.... Harrys und Ginnys gespannte Blicke, die Stimmen der anderen Gryffindors, die durch den Raum schwebten... Und Ron, der ihr gegenüber saß, mit angezogenen Knien, und in einem ausgebeulten dunkelgrünen Wollpullover, der über seine schmalen Schultern schlackerte. Ron mit den Sommersprossen auf seiner blassen Haut, dem strubbeligen roten Haar..... `Du hast Dreck auf der Nase, weißt du das?´ hatte sie vor langer Zeit gesagt, und diese flüchtige Erinnerung ließ sie unwillkürlich lächeln.... Doch dann schob sie all diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das, was Mr. Asriel ihr über den Zauber erzählt hatte.

Sie berührte mit der Spitze des Zauberstabes ihren Körper, schloss die Augen und sagte laut und deutlich " Duplicate Corpus" .Im gleichen Moment schien der Zauberstab zwischen ihren Fingern zu prickeln, ein eigentümlicher Schwindel erfasste sie, und sie öffnete die Augen. Sie hielt den Zauberstab noch immer in ihrer Hand, die Spitze fest an ihren eigenen Oberkörper gedrückt, und das Schwindelgefühl verging wieder.

Stattdessen erschien es ihr, als ob etwas an ihrem Inneren saugte, ähnlich einer Windbrise die an ihren Haaren und Kleidern zerrte. Die Spitze ihres Zauberstabes glomm in einem diffusen, bläulichen Licht, welches allmählich an Intensität zunahm. Sie hatte den Eindruck, dass sie innerhalb weniger Sekunden an Gewicht verloren hatte, ihr Körper fühlte sich luftig, beinah schwerelos an -und dies war ein ganz und gar verwirrendes Gefühl, denn sie saß in unveränderter Position auf dem Sofa. Etwas in ihr schien geradewegs vornüber zu kippen, sie fiel... Sie fiel direkt in ihren Zauberstab hinein - doch im gleichen Augenblick ging durch diesen eine Art Ruck. Mit einem erleichterten Aufatmen löste sie ihn von ihrem Körper, und sofort verschwand das eigentümliche Gefühl, dass sich die Substanz ihres Inneren in den Raum verflüchtigte. Die Spitze des Zauberstabes leuchtete nun in einem warmen, gleichmäßigen Blau.

"Unheimlich..." murmelte Harry und beugte sich ein wenig vor. "Was ist passiert? Du sahst aus, als ob dir plötzlich furchtbar übel geworden wäre."

Hermine nickte ihm kurz zu - ohne jedoch eine Antwort zu geben - und tippte mit dem Zauberstab gegen den Kopf der kleinen Figur, deren graues Wachs plötzlich transparent zu werden schien. Sie zögerte einen Moment, und dann.... "Enervate!" sagte Hermine mit entschlossener Stimme. Das blaue Licht am Ende ihres Zauberstabes glühte auf , und feine, hell glitzernde Fäden schossen heraus und spannen sich wie ein engmaschiges Netz um die Figur. Hermine nahm nur am Rande war, dass Harry, Ginny und Ron nun in einem dichten Kreis um sie herumkauerten und fasziniert beobachteten, was geschah. Für einige Sekunden wirkte die Statuette so klar und durchsichtig wie Glas. Die kristallartige Oberfläche schien die funkelnden Lichtschnüre zu reflektieren und das Glitzern zu verstärken, bis Hermine bemerkte, dass das Licht nicht widergespiegelt, sondern in das Innere der Figur absorbiert wurde. Im Bruchteil eines Augenblicks war das Lichtnetz verschwunden, und stattdessen kam ein sanftes Schimmern geradewegs aus der Mitte der noch immer wasserklaren Gestalt - bis auch dieses erstarb und die Oberfläche wieder jenen wachsartigen Zustand annahm wie zuvor.

"Tja...." murmelte Ginny und richtete sich auf. "Sieht nicht so aus, als ob es geklappt hätte, jedenfalls - "

"Nein, schau doch!" unterbrach Hermine, die den Zauberstab zunächst enttäuscht hatte sinken lassen. "Seht nur... es verändert sich!"

"Unglaublich..."

"Es sieht fast so aus, als ob es schmilzt! Was um Himmels Willen ist das, Hermine?"

Die wächserne Oberfläche der Figur veränderte sich wieder. Die ganze Gestalt schien zu zerfließen, sie schrumpfte - und dann ....

Ein lautes Aufkeuchen hinter ihr machte Hermine erst jetzt deutlich, dass viele ihrer Mitschüler - abgelenkt von dem seltsamen Licht - ihre Unterhaltungen abgebrochen und zu ihnen an den Tisch herangetreten waren. Neben ihr standen Dean Thomas, Neville Longbottom, Lavender Brown und Parvati Patil, die allesamt beobachteten, was geschah. Hermine richtete ihren Blick wieder auf die kleine Figur, die sich zusammenzukauern schien. Die Form des Kopfes veränderte sich, braune Haare sprossen hervor, und dort, wo sich Sekunden zuvor nichts befunden hatte, erschienen die Konturen von einem Paar sehr vertrauter Augen, von Nase und Mund - die Arme und Beine zogen sich in die Länge, der ganze Körper wurde schlanker und gewann deutlich weibliche Züge. Das stumpfe Grau war verblasst und einem blässlichen Teint gewichen - menschlicher Haut.

Lavender stieß einen überraschten Ruf aus.

"Krass! Hermine, das ist doch.. das ist ja...

"Das bist du!" vollendete Ginny den Satz und starrte das kleine Wesen an, das mit geschlossenen Augen auf der Tischplatte lag. Und in der Tat: Es war nicht größer als ihre ausgestreckte Hand, doch abgesehen von diesem Unterschied blickte Hermine in das Gesicht ihres Ebenbildes. Es waren IHR Gesicht, IHRE Haare und ihr eigener Körper...

"Wahnsinn!" murmelte sie, ohne die interessierten Mienen der anderen zu beachten. Fasziniert betrachtete sie die kleine Frau, die eben noch reglos und mit angezogenen Beinen vor ihr gelegen hatte. Ihr Oberkörper begann sich kaum merklich zu heben und zu senken, fast als ob ...`Sie atmet.´ schoss es Hermine durch den Kopf. `Sie atmet wie ein Mensch. Mr. Asriel hat nicht zuviel versprochen.´ Im gleichen Augenblick hatte sie Ginny am Arm gepackt. " Sie bewegt sich... ich fasse es nicht! Wirklich, Hermine, was für ein tolles Geschenk - hörst du das? Ich glaube, sie hat ein Geräusch gemacht..."

Die kleine Gestalt stieß ein leises, doch deutlich vernehmbares Seufzen aus und öffnete die Augen. Keiner der Umstehenden gab einen Mucks von sich, als sie sich aufrichtete, die Arme ausstreckte, herzhaft gähnte, und mit einem zunächst fragenden Blick in die Runde schaute. Dann breitete sich plötzlich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus und sie sprang mit einer anmutigen Bewegung auf ihre winzigen Beine. "Hervorragend, ganz hervorragend!" piepste sie mit einer Stimme, die Hermines verblüffend ähnelte und nur einige Oktaven höher zu sein schien. "Das wurde auch Zeit! Ich habe das Gefühl, ewig geschlafen zu haben - in letzter Zeit war offensichtlich nichts los! Ein Wunder, dass ich nicht vergammelt bin."

Hermine, Harry, Ron und die übrigen gafften sie mit offenen Mündern an. Davon schien sich Hermines Miniaturebenbild jedoch nicht im Geringsten beeindrucken zu lassen. Sie stützte die kleinen Hände in die Hüften und schaute sich mit großen Augen um. "Dieses altmodische Ambiente - diese grässliche Zugluft - und dieser miefige Geruch nach ungewaschenen Umhängen... Hm... Sieht so aus, als wäre ich mal wieder im guten alten Hogwarts gelandet, nicht wahr? Ich hab geahnt, dass ich früher oder später wieder in diesem Saftladen arbeiten würde."

Lavender stieß einen Laut aus, der wie eine Mischung aus Fassungslosigkeit und einem hysterischen Lachanfall klang. "Du -ähm- du weißt, wo du bist?" fragte sie und starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. "Wie kann das sein?"

Die kleine Frau ignorierte Lavenders Frage und wandte sich Hermine zu, welche sie mit gerunzelter Stirn betrachtete.

"Du bist offensichtlich meine neue Herrin!" piepste sie und tapste mit ausgestreckter Hand auf sie zu. "Ich bin deine Briefbotin und stehe zu deinen Diensten! Ehrlich gesagt bin ich erleichtert, dass ich dieses Mal einen halbwegs annehmbaren Körper erwischt habe. Es hätte schlimmer kommen können..."

"Das möchte ich meinen!" warf plötzlich Harry ein, der sich als erster von seiner Überraschung erholt hatte und breit von einem Ohr zum anderen grinste. " Ich hatte ja keine Ahnung, was für eine hübsche Freundin ich und Ron haben..."

Hermine, die wie in Trance dagesessen hatte, wurde sich plötzlich der peinlichen Tatsache bewusst, dass die kleine Briefbotin splitternackt vor ihnen stand, und mit brennenden Wangen nestelte sie nach dem Stofftaschentuch in ihrer Hose und wickelte sie behutsam darin ein .....es war, als ob jeder der Umstehenden eine Bild von Hermine betrachtete ...einer Hermine bar jeglicher Kleidung.... Sie spürte die Blicke der Jungen, die die Briefbotin nicht aus den Augen ließen ....Ron.... Hermine warf ihm einen schnellen Seitenblick zu und sah, dass er seinen Blick von der kleinen Gestalt abgewandt hatte und scheinbar mit größtem Interesse die Flammen im Kamin beobachtete. Seine Lippen waren leicht geöffnet und ein Hauch von Rot lag auf seinen Wangen. Scham stieg in ihr auf, und ein zweites- etwas schwächeres- Gefühl, welches ihren Magen heftig zusammenziehen ließ.

Die Briefbotin zupfte unbekümmert an dem Taschentuch herum, welches für sie die Ausmaße einer Bettdecke besaß, und rümpfte dann die Nase.

"Vorläufig nehme ich mit diesem Fetzen vorlieb, auch wenn ich davon ausgehe, dass meine Herrin mir dezentere Kleidung geben wird. In meinem Beruf muss man selbstverständlich auf ein gepflegtes Äußeres achten.. Übrigens -"Sie zog ihre Stirn kraus und musterte Hermine . "Du hast mir noch nicht gesagt, wie du heißt."

"Hermine Granger."

Ihr kleines Gegenüber zog ein langes Gesicht . "Wie meinen?"

"Hermine Granger." wiederholte Hermine leicht irritiert.

Die Briefbotin zuckte mit den Schultern. " Nun ja, niemand kann etwas für seinen Namen, aber deine Eltern scheinen einen sehr interessanten Geschmack zu haben.."

Hermine schaute die kleine Frau einen Moment sprachlos an, dann warf sie die Haare herausfordernd nach hinten. "Mag sein, dass mein Name ungewöhnlich ist, aber ich mag ihn, verstanden?"

Harry warf ihr einen schelmischen Blick zu. "Bist du sicher, dass diese Dame das passende Geschenk für Krum ist?" Er grinste.

"Der Gedanke ist mir auch schon gekommen." brummte Hermine. "Vielleicht behalte ich sie besser für mich und nutze sie nur für die Korrespondenz mit Viktor." Sie warf einen raschen Seitenblick zu Ron und sah das verstohlene Lächeln, das um seine Lippen spielte.

"Übrigens muß ich sagen, dass ich kaum mal jemandem mit einer solch üblen Haarfarbe begegnet bin." fuhr die Briefbotin unbekümmert fort und schielte ebenfalls zu Ron hinüber, bevor ihr Blick auf Ginny ruhen blieb. "Das heißt -" Sie zog die winzige Stirn kraus," vielleicht doch.... ihr beiden seit miteinander verschwistert?" Ginny und Ron nickten zur gleichen Zeit.

"Habt ihr zufälligerweise zwei - ältere Brüder?" Ginny schnappte verblüfft nach Luft.

"Doch, ja, die haben wir. Bill und Charly Weasley." sagte sie verdutzt. "Du kennst sie ?"

Die kleine Frau grinste in einer sehr herminemäßigen Weise. "Ja, ich kann mich schwach an sie erinnern. Erste oder zweite Klasse, glaube ich, zu der Zeit, als ich das letzte Mal in Hogwarts war."

"Das letzte Mal... was soll das heißen?" fragte Hermine, nun ebenfalls überrascht. "Du hattest eben schon angedeutet- "

"-dass ich Hogwarts kenne, allerdings." erwiderte die Briefbotin mit einem noch breiteren Lächeln. " Was denkt ihr denn? Ich kann euch versichern, wenn man so lange wie ich bereits im Geschäft ist, dann kommt man viel herum, sieht unterschiedlichste Menschen, und- glaubt mir- einige meiner Erfahrungen wünsche ich keinem von euch Grünschnäbeln..."

Harry und Ron wechselten einen amüsierten Blick. Offenbar fanden sie es schwer vorstellbar, dass diese winzige Person so viel mehr Erfahrungen hatte als jeder andere im Raum. Doch Hermine ließ sich nicht beirren. Fasziniert musterte sie ihr kleines Gegenüber. "Wie lange -ähm- existierst du denn schon?" fragte sie vorsichtig. Die Briefbotin verschränkte ihre Arme vor der Brust und reckte würdevoll den Hals.

"Du willst wissen, wie viele Lebenszyklen ich als Briefbotin bereits durchlaufen habe? Mit diesem werden es genau 1255, wenn ich mich nicht verzählt habe. So oft wurde ich in den letzten 73 Jahren gebraucht, um Botschaften weiterzugeben, Menschen zum Lachen zu bringen Herzen zu brechen, Liebeserklärungen zu machen... und so weiter.." Sie winkte lässig mit der Hand. " Und nicht immer waren es die angenehmsten Erfahrungen." Sie rümpfte die Nase. "Einer hat mich mal nach weniger als drei Stunden zurück in den Laden gebracht, weil er mich einfach nicht mehr ertragen hat -"

Lavender, Dean und Ginny kicherten, doch Hermine und die anderen drei sahen die Briefbotin mit offenem Mund an. "73 Jahre?" fragte Ginny mit schwacher Stimme. "So alt bist du bereits?" Sie warf einen Seitenblick zu Hermine, die plötzlich grimmig lächelte. "Ausgesprochen interessant." kommentierte diese. "Zumal mir Mr.Asriel versichert hat, dass es sich um die neuste Generation von Briefträgern handelt... Der alte Schwindler!"

"Wer ist Mr.Asriel?" erkundigte sich die Briefbotin interessiert.

"Der Mann, der dich an mich verkauft hat... Kennst du ihn denn nicht?"

Die Briefbotin zuckte mit den Schultern. "Bedaure, wie sollte ich? Ich habe seit meinem letzten Job kein Bewusstsein gehabt -bis du mich wieder geweckt hast." In ihrem Stimmchen schwang ein Hauch Sentimentalität mit.

"Das ist mein Schicksal: Ich werde von jedem neuen Besitzer zum Leben erweckt, bekomme dessen Aussehen verpasst und erfülle meine Aufgaben, solange bis ich nicht mehr gebraucht werde oder meine Lebenszeit erschöpft ist. Anschließend falle ich wieder in einen Zustand der Bewusstlosigkeit und werde weiterverkauft."

Jetzt war ihre Tonfall definitiv von Selbstmitleid getränkt. " "Ja, so ist das.... auf diese Weise werde ich von Mensch zu Mensch weitergereicht, von Generation zu Generation...." Sie ließ sich plötzlich auf die Tischplatte nieder und stützte ihre Gesicht in die Ärmchen.

"Du kannst dich an jeden Menschen erinnern, für den du je Botschaften überbracht hast?" fragte Hermine ungläubig. "An jeden einzelnen?"

"An jeden einzelnen." bestätigte die Briefbotin träge und ließ eine der Haarsträhnen gedankenvoll durch ihre Finger gleiten. "Oh, ich könnte euch Geschichten erzählen - aber das darf ich natürlich nicht tun." setzte sie mit hochmütiger Stimme hinzu, als sie die neugierigen Blick der Umstehenden bemerkte. " Als Briefträgerin bin ich einem Ehrenkodex unterworfen, der es mir und allen anderen meiner Art verbietet, die Geheimnisse der uns anvertrauten Botschaften an Dritte weiterzugeben...."

Einen Augenblick herrschte allgemeines, ehrfürchtiges Schweigen. Dann platzte es aus Ginny, die die Briefbotin nicht aus den Augen ließ, hervor: "Das ist Wahnsinn! Stellt euch mal vor, für wen sie vielleicht bereits gearbeitet hat.." Sie hob den Kopf und sah Ron, Hermine und Harry an. " Wer weiß? Vielleicht hat sie schon mal für einen Todesser gearbeitet - vielleicht sogar für Du-weißt- schon- wen persönlich... hast du?" wandte sie sich stirnrunzelnd an die winzige Frau. Diese schüttelte den Kopf.

" Es tut mir leid, ich darf nicht einmal erwähnen, wer meine bisherigen Arbeitgeber gewesen sind. Selbstverständlich hätte es auch jemand wie dieser Lord Voldemort sein können. Auch das Ministerium... aber das geht euch Naseweise wirklich nichts an!" fügte sie rasch hinzu und machte einen Schmollmund. "Und jetzt ab ins Bett, würde ich sagen." Sie sprang auf ihre kleinen Füßchen und klatschte in die Hände. " In eurem Alter braucht ihr den nötigen Schlaf."

"Was?" fragten Dean, Lavender und Parvati verdattert, während Hermine unwillig schnaubte. "Junge Dame," sagte sie bedächtig, "Ich weiß zwar nicht, ob deine letzte Arbeitgeberin eine Anstandsdame gewesen ist, aber ich denke mal, wir alle hier sind alt genug, selber darüber zu entscheiden. Also wirklich." Sie griff nach der indigniert dreinschauenden Briefbotin und hob sie behutsam hoch. "Ich bringe dich besser nach oben."

"Tolle Anschaffung, Hermine." sagte Harry lässig und ein Grinsen zuckte um seine Mundwinkel. "Damit wirst du Krum in der Tat zu Begeisterungsstürmen hinreißen...."

Das kleine Grüppchen, das um den Tisch herum versammelt gewesen war, löste sich allmählich auf. Dean und Seamus warfen einen letzten interessierten Blick auf die Briefbotin, die in Hermines Hand zappelte und strampelte, und wandten sich dann in Richtung Schlafsaal ab. Lavender und Parvati gesellten sich zu einer Gruppe von Siebtklässlerinnen, die vereinzelte Blicke zu ihnen hinübergeworfen hatten.

"Habt ihr schon über den Weihnachtsball gesprochen?" fragte Ginny unvermittelt und sah erst Harry, und dann Ron an. Die beiden wechselten einen Blick, und Harry nickte.

"Also, ich gehe schlafen." sagte Hermine, bevor er zum Sprechen hatte ansetzen können, und wandte sich hastig ab. Der Weihnachtsball war das letzte Thema, über das sie in diesem Augenblick sprechen wollte. Sie erinnerte sich mit einem Anflug von Schuldbewusstsein daran, dass sie diejenige gewesen war, die Harry und Ron Unterstützung bei der Suche nach möglichen Partnerinnen zugesichert hatte. Doch so, wie die Dinge im Augenblick standen - die Tatsache, dass sie es nicht mehr schaffte, Ron direkt in die Augen zu sehen, geschweige denn zu fragen, ob er mit ihr zum Ball gehen würde... alles hatte sich verändert. Innerhalb von weniger als zwölf Stunden hatte sich alles verändert. Sie biss sich auf die Lippen , winkte den anderen kurz über die Schulter zu und machte sich auf den Weg zum Eingang des Mädchenschlafsaales, bevor Harry oder Ginny einen Einwand erhoben.

`Was, wenn...´ dachte sie und ihr Herz tat einen Hüpfer. `Wenn er nicht mir mir...´

Ihre Frage wurde schneller beantwortet, als es ihr lieb gewesen wäre.

Als sie an der Gruppe von Mädchen vorbeilief, zu denen auch Lavender und Parvati gehörten, hörte sie die recht tiefe Stimme einer Siebtklässlerin - ihr Name war Eleanor, erinnerte sich Hermine flüchtig, und sie rauchte heimlich auf den Schultoiletten - die gerade zu den anderen Schülerinnen sagte: " ..leider geht er schon mit diesem Weasley -Mädchen aus der fünften Klasse, wie er mir sagte. Na ja.." Sie zuckte mit den Schultern und sah kurz in die Ecke des Gemeinschaftsraumes hinüber, in der Ginny noch immer mit Harry und Ron zusammenstand. " Kann man nix machen." "Warum hast du dann nicht seinen Freund gefragt? " wollte eines der anderen Mädchen wissen, kicherte und wurde rot. "Ich finde den ganz süß." Bevor die Siebtklässlerin antworten konnte, hatte Lavender mit einem überlegenen Lächeln eingeworfen: "Weil er mit MIR zum Ball gehen wird..."

Hermine hatte plötzlich das Gefühl, dass die Tür zum Schlafsaal sich von ihr zu entfernen schien - oder waren es ihre Füße, die wie angewurzelt stehen geblieben waren?

"Mit Ron Weasley?" wurde Lavender von Parvati unterbrochen, in deren Stimme deutliche Bestürzung lag. " Davon hast du mir gar nichts gesagt. Ich dachte immer, dass du -" "Dass ich nichts von ihm halte?" lächelte sie, und Hermine fielen plötzlich die Grübchen in Lavenders Wangen auf, und die Weise, in der sie ihr langes Haar hinter die Ohren zurückstrich.

"Nun, jeder wird einmal älter, nicht wahr?" Zu Hermines Überraschung lag nicht die Spur von Arroganz in Lavenders Stimme, als diese hinzusetzte: " Er hat sich richtig gemacht, finde ich. Er ist ein witziger Gesprächspartner. Wenn er lacht, hat er diese niedlichen Grübchen in den Wangen , ist euch das schon mal aufgefallen? Und als ich ihn gefragt habe, ob wir zusammen gehen, hat er sofort zugestimmt...."

**

Hermine schob leise die Tür zum Schlafsaal der Mädchen auf, schritt zu ihrem Bett hinüber und ließ sich auf die Matratze zurücksinken. Ohne die kleine Briefbotin zu beachten, sah sie zum Fenster hinaus, hinter dem schwarz die Nacht lag. Das Pochen ihres Herzens schlug in der Stille dumpf gegen ihre Ohren. `Wie kalt es hier ist....Das Feuer ist ausgegangen´ dachte sie . `Morgen werde ich mit Dobby ein ernstes Wörtchen reden... ja, das werde ich tun morgen...´ Sie zupfte gedankenverloren an der Tagesdecke und spürte, wie die kühle Wolle an ihrer Haut kratzte. `Und dann...´ Doch sie hatte den Gedanken bereits wieder vergessen, bevor sie ihn in ihrem Kopf hatte formulieren können.

Es war sehr spät, und sie war müde. Sie durfte nicht nachdenken, unter keinen Umständen....

Hermine schlüpfte aus ihren Kleidern, zog sich den Pyjama an und zog die Vorhänge ihres Bettes zu, bevor sie sich fest in die Decke wickelte. Lange Zeit lauschte sie in die Stille, die sie umgab, und als sie endlich in einen unruhigen Schlummer fiel, träumte sie von Ron und Lavender, die in einer großen Menschenmenge tanzten. Sie sahen zu ihr hinüber und Lavender lachte, während Ron sie über die Tanzfläche wirbelte. Von der verzauberten Decke der Großen Halle fielen Schneeflocken, die immer dichter wurden.....

**

Viel weiter unten in Hogwarts, in der Schlossküche, rotierte ein ausgesprochen nervöser Hauself namens Dobby zwischen den Küchenschränken und Herdstellen herum und ging in seinem Kopf immer wieder das durch, was er am folgenden Morgen zu tun beabsichtigte. Winky, die ihn eine Weile beobachtet hatte, wuselte zu ihm herüber und legte fragend den Kopf schief. "Dobby beunruhigt doch etwas, hat Winky nicht Recht?" piepste sie und zupfte beunruhigt an Dobbys grellbuntem Hemd. Dobby, dessen runzliges Gesicht mittlerweile eine gräulich-grüne Farbe angenommen hatte, zögerte einen Augenblick und legte dann behutsam seine langen Finger auf Winkys Arm.

"Dobby darf nicht darüber reden." murmelte er und wich dem Blick der anderen Hauselfe aus. "Er hat es seiner Freundin versprochen...."

Winky rümpfte missbilligend ihre Nase. "Winky will nur eines: Dass Dobby ihr verspricht, nicht wieder in Schwierigkeiten zu geraten. Dobby ist ihr einziger Freund in der Hogwarts- Schule..." Bei diesen Worten überzog ein Hauch von Rot ihr zerknautschtes Gesicht und sie scharrte mit einem Fuß verlegen auf dem Steinfußboden. Dobby lächelte plötzlich und entblößte dabei seine spitzen Zähne.

"Das zu hören macht Dobby sehr glücklich." quiekte er und stupste Winky sanft. "Aber er muss wirklich schweigen - und -und er kann nicht versprechen, dass -" Dobby schluckte sichtlich, bevor er fortfuhr. "- dass er keinen Ärger bekommen wird. Winky sollte besser keine Fragen stellen." Er straffte seine Schultern und schaute die kleinere Elfe beinah würdevoll an. " Das einzige, was Winky tun sollte, ist still zu bleiben und Dobby nicht zu helfen, auch wenn... auch wenn Dobby Hogwarts eines Tages verlassen sollte..."

Winky sah ihn aus großen, glänzenden Augen an, dann stieß sie ein lautes Schniefen aus und fiel Dobby um den Hals.

"Dobby wird Hogwarts nicht verlassen, niemals!" wimmerte sie, während Dobby ihr unbeholfen den Rücken tätschelte. " Das will Dobby auch nicht..." sagte Dobby und zog liebvoll an Winkys Fledermausohr. "Das will Dobby ganz bestimmt nicht...."

Tbc......

Das nächste Kapital dürfte so nach meinem nächsten Geburtstag erscheinen, das wäre dann im Mai....*gg*