Kapitel 8

Legolas öffnete die Augen. Wo war er? Überall war Dunkelheit. Helms Klamm war das jedenfalls nicht. Er hatte Angst. War er tot? Wenn er wirklich tot war, dann war das auf alle Fälle nicht das, was er erwartet hatte. Langsam sank er in sich zusammen. Er blickte sich um. Dunkelheit so weit das Auge reichte. Es war so dunkel. Kälte breitete sich in seinem Körper aus, nahm ihm vollkommen in Besitz. Seine Gedanken rasten. Immer das selbe Szenario vor Augen. Der Hieb des Orks. Noch immer sah er diesen Blick. Niederschmetternd böse. Legolas stand auf. Wieder lies er seinen Blick über die Dunkelheit schweifen. Es musste doch einen Ausweg geben. Warum sah er ihn nicht? War er tot? Er konnte unmöglich tot sein! Das konnten nicht Mandos Hallen sein? Unmöglich. Er begann zu schreien. Leise. Er wurde lauter: NEIN!

Haldir erschrak. Er glaubte einen Aufschrei gehört zu haben. Doch als er sich zum Lager seines Liebsten wandte sah er, das dieser noch immer da lag. Das Lager bestand aus Heu und Stroh. Not dürftig von den Frauen Rohans für die Verwundeten herbei getragen. Haldir machte sich Sorgen. Die Erinnerungen kamen zurück. Immer wieder sah er Legolas zu Boden stürzen. Immer wieder lief er auf ihn zu und ging neben ihm nieder. Nur vage erinnerte er sich wie die Schlacht endete und Aragorn Legolas in die Burg trug. Zusammen mit den anderen Verwundeten lag er in der Halle. Haldir war seitdem nicht mehr von seiner Seite gewichen. Auch als Aragorn ihm geraten hatte sich etwas auszuruhen war der Elb hier geblieben. Salzige Tränen liefen über die ebenmäßigen Züge. Warum? Warum nur hat es ihn getroffen und nicht mich? Es hätte mich treffen sollen.

Haldir wurde aus seinen Gedanken gerissen als Gandalf auf ihn zukam und ihn bat ihn mit Legolas allein zu lassen. Haldir nickte und bestand darauf, das Gandalf ihn rufen solle wenn er ihn brauchte dann stand er auf und drehte sich schweren Herzens um. Gandalf musste Legolas einfach helfen können. Er öffnete seine Augen, sich nicht der Tatsache bewusst, sie geschlossen zu haben. Es fröstelte ihn. Er sah sich um. Die Gegend um Helms Klamm war vom Kampf gezeichnet. Trotz der heilenden Morgenröte überzog das Land ein dunkler Schatten.

"Du fühlst den Schatten auch?" Erschreckt drehte sich Haldir um nur um Gandalf zu erblicken. Er hatte den Istari nicht kommen hören. Doch bei Gandalf war das nicht verwunderlich. Der alte Mann bewegte sich lautlos, als wäre er ein Elb. Haldir versuchte zu lächeln. Es misslang. Deutlich waren die ebenmäßige Züge des schönen Gesichtes mit Schmerz gezeichnet. Eine frische Brise wehte um die Burg. Der Wind spielte mit Haldirs Haaren. Die Sonne schien, doch in Haldirs Herz herrschte Schmerz und Dunkelheit als er nickte: "Ja, auch wir Elben spüren die Schatten. Er legt sich wie ein Mantel um unser Bewusstsein doch der Sieg in Helms Klamm hat die Schnalle des Mantel etwas geöffnet." Gandalf seufzte: "Für den Moment sicher, aber dieser Sieg ist so unbedeutend wenn man bedenkt was noch auf uns zu kommt." Haldir nickte. Er sah aus wie eine Statue aus Stein gemeißelt. Das silberne Haar glitzerte in der Morgensonne als er sagte: "Die Schlacht um Helms Klamm mag vorbei sein, doch die Schlacht um Mittelerde hat gerade erst begonnen." Schweigen breitete sich aus. Keiner war willig das Thema weiter zu besprechen. Sie wussten beide, das es keinen Sinn hatte. Schließlich war es Haldir, der das Schweigen brach: "Wie geht es Legolas?" Gandalfs Züge verhärteten sich und gleichzeitig bargen die grauen Augen Mitleid. Gandalf räusperte sich, bevor er antwortete.