Kapitel 10

Gandalf lächelte den Elben traurig an. Er wusste, das es nichts gab was Haldir nun helfen konnte. Er hatte seinen Geliebten verloren. Schlimmer noch er hatte ihn verloren und auch wieder nicht. Gandalf hoffte inständig, das Haldir nicht das Schicksal ereilen würde, das ihm zu gedacht war. Während Haldir und Gandalf draußen noch immer redeten standen Eomer und Aragorn an Legolas Lager.

"Was ist mit dem Prinzen geschehen? Er scheint nicht schwer verletzt und doch erwacht er nicht", fragte Eomer erstaunt. Der Reiter Rohans hatte mit Legolas Seite an Seite gekämpft. Er hatte langsam Sympatie entwickelt. Dieser Elb war nicht wie die anderen. Nicht das er schon viele des hohen Volkes getroffen hatte doch jeder der elbischen Wesen hatte eine gewisse Distanziertheit besäßen, eine kalte Art, die Furcht verursachte. Dieser Elb jedoch besaß ein außergewöhnliches Wesen. Er war stets freundlich. Egal ob es nun Zwerg, Mensch oder Hobbit war. Für ihn schien die Arroganz seines Volkes nichts zu bedeuten.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als Aragorn antwortete: "Ich weiß es nicht, Eomer. Gandalf schien fast erschreckt als er ihn untersucht hatte. Es schien als würde sich der graue Magier fürchten." Aragorn starrte traurig auf das Lager seines Freundes hinab. Die ohnehin helle Haut schien noch heller geworden zu sein. Fast durchsichtig war sie. Das blonde Haar bedeckte das notdürftige Lager aus Heu. Er bemerkte, das die Frauen Rohans ihn gewaschen und gesäubert hatten. So taten sie es mit jedem. Egal ob Mensch, Zwerg, Elb oder Hobbit. Rohans Menschen waren einfach. In diesen Landen gab man nicht viel für Schmuck und Reichtum. Das Volk der Pferdeherren lebte ein einfaches Leben, das so manchen reichen Mann aus Gondor erschreckt hätte. Eine Tatsache über die er mehr als glücklich war. Eine Tatsache, die so manchen das Leben gerettet hatte. Wieder kam sein Blick auf Legolas zurück. Er erinnerte sich daran wie er den Elben das erste Mal getroffen hatte.

Er war noch ein Junge gewesen als Elrond ihn mit nach Düsterwald nahm. Auch Elladan und Elrohir hatten sich ihrem Vater angeschlossen. Elrond erklärte ihm, das sich in Düsterwald die besten Bogenschützen in einem Wettbewerb messen sollten. Er erklärte, das dieser Wettbewerb wichtig sei um das etwas wacklige Bündnis mit Thranduil, dem König der Waldelben aufrecht zu erhalten. Als Aragorn, das erste Mal Düsterwald betreten hatte verstand er dessen Name. Seit Dol Gudur den Schatten gebracht hatte war der Wald sehr düster doch die Magie war noch immer hier. Man merkte, das Elben hier lebten und schon bald trafen sie auf die Tawarith, die Elben aus Thranduils Volk. Sie waren blond und von hochgewachsener Gestalt. Sie führten sie tief ins Reich des Waldelbenkönigs hinein. Überall konnte man den Zauber der Elben spüren. Es schien dem jungen Menschen als hätte er eine andere Welt betreten. Lang vergangen und nicht die Seine. Elrond erzählte ihm oft vom Zeitalter der Sterne. Vom Zeitalter als die ersten Elben am See erwachten und das Böse noch schlief. Von der Zeit als die Valar Elben nach Valinor holten. Von der Zeit des Fluches und schließlich von den blühenden Elbenreichen. Der Stadt Gondolin und Turin dem Tapferen. Von Doriath und von mächtigen Elbenkönigen. Er erinnerte sich an die wehmütigen Augen seines Ziehvaters. Hier in diesem Elbenreich konnte man den Zauber des Alten spüren. Die Bäume waren mächtig und ihre Kronen kaum absehbar. Sie benötigten keinen Schmuck denn das Mondlicht ward ihnen Schmuck genug. Die Blätter schienen Silber zu funkeln und der Fluss, der sich durch Düsterwald schlängelte schien bestückt mit Gemen und Diamanten. Leise hörte man die Gesänge der Elben. Die Wasser des Flusses begleiteten Stimmen, die schöner und klarer waren als jede Menschenstimme es vermag. Die Fletts waren erleuchtet. Es schien als schlängelten sie sich den Baum. Man könnte denken sie wurden nicht gebaut sondern der Baum hatte sie geschaffen.

Am nächsten Tag war der Wettbewerb. So viele Elben hatte er noch niemals an einem Platz gesehen. Alle schienen aufgeregt und lange dauerte der Wettbewerb im Gesicht eines Menschen, doch was war der Maßstab eines Menschen schon im Vergleich der Zeit, die ein Elb besaß. Zum Schluss gewann ein blonder Elb mit unergründlichen blauen. Aragorn hatte seinen Blick nicht von ihm abwenden können. Er schien von innen heraus zu leuchten. Sein Ziehvater hatte ihm erklärt, das dies Legolas Grünblatt sei. Er ward der jüngste Sohn König Thranduils. Wie Arwen der Abendstern, des elbischen Volkes war so war der Sohn des Waldelbenkönigs der Morgenstern der Elben. Wo Arwen schwarzes Haar turg ward das Haar des Elbenprinzen ein Teppich aus puren Gold. Wo Arwen das Licht der Dämmerung in sich trug da trug der elbische Prinz ein helles Strahlen in sich. Er trug das Strahlen der Sonne. An diesem Tag hatte Aragorn den Elben das erste Mal erblickt und seitdem waren sie Freunde.

Der Waldläufer wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen als Eomer sagte: "Ich glaube er erwacht!"

Nun hörte auch Aragorn das leise Stöhnen des Elben. Der Elb schlug langsam seine Augen auf und sah sich um. Furcht zeichnete sich in seinen Augen ab. Er versuchte zu flüchten. Immer weiter rutschte er auf dem Lager nach Hinten. Aragorn und Eomer sahen wie Haldir und Gandalf herein kamen. Als sie Legolas sahen ward auf beider Gesicht ein schrecklicher Ausdruck zu sehen. Erkennen. Verzweifeln. Panik. Den selben Ausdruck hatte auch Legolas in den Augen. Pure Panik!

Die blauen Augen verengten sich als Eomer fragte: "Was ist denn los?"

Der Elb antwortete nicht. Es schien als verstände er den Reiter Rohans nicht. Aragorn war verwirrt. Allerdings noch verwirrter war er als Legolas antwortete. Das war nicht die Sprache der Elben. Weder Quenda noch Sindarin. Das war die Sprache des dunklen Herrschers. Aragorn sah Tränen auf Haldirs Wangen. Was hatte das alles zu bedeuten und vor allem warum fragte, der Morgenstern der Elben diese Frage.

Warum hatte er gefragt wer er ist?