Kapitel 12

Gandalf erinnerte sich. Er erinnerte sich an das Gespräch mit der hohen Dame. Alles hatte damit begonnen, das er in Moria in die Schatten gestürzt war. Lange war er gefallen. Er hatte mit der schrecklichen Kreatur aus Feuer gekämpft.

Mit dem Balrog von Morgoth. Eine Kreatur aus purem Bösen. Alleine zur Verwüstung geschaffen. Damals als die Aniur sangen und zu Valar wurden stimmte einer unter ihnen Misstöne in eine Musik schöner als sich je eines der Kinder Illvutaras erträumen könnte. Diese schiefen Töne nahmen Gestalt an und der Balrog war eine Ausgeburt davon.

Immer tiefer fielen die beiden dem Kern entgegen. Schließlich besiegte Gandalf den Balrog und endete tot im Schnee. Der Wind zerrte an den ausgemergelten Knochen. Das Gewand war lange fort. Plötzlich spürte er ein Licht. Die Valar! Sie schickten ihn zurück. Er habe seine Aufgabe nicht erfüllt. Er war ein Maja und so könnte er keinen sterblichen Tod sterben solange sein Werk unvollendet war. Als schließlich der Herr der Lüfte ihn davon trug hatte sich Gandalf wieder erinnert.

Erinnert an sein Eintreffen in Mittelerde. Er erinnerte sich an den Elben mit dem langen Bart. Cirdan, einer der ersten Elben. Einer, der noch vom See stammt. Cirdan, der Herr der grauen Anfurten. Der Elb, der solange Wache hielt bis auch das letzte Schiff dem Westen entgegen segelte. Er hatte ihm seinen Ring geben. Narya, den Feuerring.

Er hatte zu ihm gesagt, er solle die Herzen entzünden in einer Welt, die kalt wurde.

Schließlich war ihm sein Bewusstsein entglitten und erst in Lorien fand er es wieder und mit ihm eine hohe Herrin, die den Zauberer aus sorgenvollen Augen ansah. Er hatte gefragt was geschehen war und sie antwortete ihm:

"Frag nicht was geschehen ist, Mithrandir. Frag was vielleicht noch geschehen wird."

Der Zauberer hatte sie verwirrt angeblickt. Die hohe Dame aber trat beiseite und ihr Blick wanderte zu einer Schale. Unter dem Elbenvolke besser als "Galadriels Spiegel" bekannt.

Nur die Mächtigsten konnten in den Spiegel blicken. Nur wenige waren dazu auserkoren und doch hatten sie alle eines gemeinsam. Sie trugen einen Ring. Sie waren verdammte Ringträger. Jetzt wünschte sich Gandalf nie hinein geblickt zu haben. Er wünschte sich nie gesehen zu haben was er sah.

Während Gandalfs Gedanken gewandert waren so war für die Anwesenden keine Zeit vergangen. Die Gedanken der Maja waren weit und es war ihnen möglich in Sekunden weiter zu denken als es einem Menschen in vielen Jahren erlaubt war.

Trotzdem erschraken alle bis auf Haldir und Legolas als Gandalf seinen Stab hob und Legolas direkt in die Augen blickte. Es schien als taten sie einander nicht aber der Schein trog.

Die Augen des Zauberers wurden zu Schlitzen. Er spürte das Böse. Er spürte die Veränderung in Legolas. Er kämpfte dagegen an. Der Elb hingegen blieb ruhig und doch erwiderte er den Blick des Zauberes nicht mit minderer Intensität. Gandalf kämpfte mit Legolas als dieser dann zu ihm sagte:

"Wie stümperhaft du doch bist, Istari. So hoch gepriesen und doch hast du mir nichts entgegen zu setzten, das mich erschreckt."

Gandalf bis die Lippen zusammen als er antwortete:

"Noch hast du nicht gewonnen!"

Seine Stimme klang nicht mehr normal. Sie hatte einen tiefen Ton angenommen. In diesem Moment spürte man die Macht, die der weiße Zauberer normalerweise so geschickt zu verbergen wusste.

Der Elb sah ihn amüsiert an. Die Anwesenden fröstelte. Seine Aura breite sich aus als wolle er mit dem Zauberer konkurrieren. Niemand hatte bis zu dem Augenblick gewusst, das er es konnte. Niemand hatte geahnt welche Macht der Elb in seinem Körper trug. In den Augen des einst so strahlenden Elben war Spot zu lesen als er amüsiert flüsterte:

"Du scheinst mit Blindheit geschlagen zu sein, weißer Zauberer. Mit all deiner Macht und Weisheit scheint sich doch das Alter niedergeschlagen zu haben. Siehst du das Offensichtliche nicht."

Gandalfs Miene verfinsterte sich noch mehr. Nichts mehr hatte er gemeinsam mit dem Freund, den alle kannten als er antwortete:

"Zeig mir dein Gesicht!"

Der Elb lachte. Es war ein grausames und Furcht ein flössendes Lachen. Schrecklich schallte es in den Hallen Rohans wieder. Der Ganze Saal war erstarrt. Niemand wollte es glauben.

Niemand wollte die Wandlung in dem Elben, der kurz zuvor noch für sie kämpfte sehen. Keiner atmete. Nicht einmal die Kranken gaben einen Laut von sich. Die Macht des Istaris füllte die Halle. Doch sie schien mit der Macht des Elben nicht konkurrieren zu können.

Etwas Böses umgab diesen und wäre es möglich gewesen hätte der Elb wahrscheinlich allein durch sein fürchterliches Lachen Helms Klamms Hallen zum Einsturz gebracht.

Immer lauter wurde es und schließlich stand er auf. Er ging auf Gandalf zu. Der Größenunterschied war nicht mehr relevant als der Elb mit dunkler Stimme sagte:

"Dummer, alter Zauberer. Du kennst mein Gesicht. Bist du nicht einer der Wenigen, die es je erblickt haben?"

Gandalf zuckte zusammen. Es schien fast als würde man Angst in seinen Augen erkennen. Keine Angst. Nein eine Erkenntnis.

Als habe der Elb seine Gedanken gelesen schnurrte er:

"Lange hat es gedauert, Maja. Ich wusste ja, das es dir nicht gut tut zulange unter den Menschen zu wandeln. Aber das alles tut nichts zur Sache. Der Morgenstern ist Mein."

Mit diesen Worten wandte sich der Elb ab und ging zu Haldir. Als er vor Haldir stand schrack dieser aus seiner Starre und sah ihn an. Haldirs Augen waren traurig als Legolas zu ihm sagte:

"Und nun zu dir schöner Wächter Loriens."

Legolas streckte seine Hand aus und streichelte sanft über die Haut des Hauptmanns. Er wanderte hinauf zu dem empfindlichen Ohr. Haldir hielt still. Ließ Legolas über sein Gesicht streicheln und schließlich über das Ohr.

Er konnte ihn nicht wegstossen. Zu gut waren die vertrauten Hände. Zu frisch die Erinnerung. Doch nur kurz dauerte der Moment denn Legolas riss die Hand hinfort und hinterlies einen dunklen Striemen auf dem Gesicht des Wächters. Man erkannte wie viel Kraft in Elbenhänden stecken konnte und wie grausam sie doch sein konnten.

Langsam entfernte sich der Elbenprinz vom Hauptmann Loriens und sein Blick wurde beinahe weich. Fast schien es als wäre der alte Legolas wieder gekehrt und der Zauber gebrochen als die schönen Lippen elbische Worte formten:

"Namarie, melethron. Inga mi ni leithian tirad elme ammen atta."

Dann war der sanfte Ausdruck aus den Augen des Elben verschwunden und er sagte lachend:

"Auf wiedersehen, ihr Trottel."

Mit diesem Worten füllte dunkles Licht den Raum und als sich der Nebel lichtete war Legolas fort. Nur Haldir war geblieben.

Er verstand nun endlich. Er erinnerte sich. Erinnerte sich an ihren Abschied in Lorien. Wie er Legolas über das Gesicht gestrichen hatte.

Er erinnerte sich noch an den fragenden Blick in den blauen Augen. So viel Angst hatte er gehabt nachdem ihm die hohe Herrin sein Schicksal offenbart hatte. Und sie hatte sich geirrt! Wie hatte sie sich irren können. Er hatte Legolas schützen wollen.

Er hatte den Elbenprinzen geliebt. Er hatte ihn geliebt seit er ihn zwischen den goldenen Mallorn erblickt hatte. Die hohe Dame hatte ihm den Schreckliches vorhergesagt und er wollte nicht das Legolas starb wegen seiner und so hatte er ihn weggestossen. Und alles umsonst. Verdammt! Es war alles umsonst!

Gandalf sah die tiefe Verzweiflung in Haldirs Augen. Er kannte diesen Blick. Er wusste nun was geschehen würde.

Langsam nahm er den Elben in den Arm und Rohans Menschen standen um den am Boden knienden Magier, der das Bündel in den Armen hielt. Sie alle waren erstaunt. Und sie alle sahen etwas was selten sterbliche Augen sehen. Sie sahen einen Elben weinen. Er weinte nicht nur.

Er schrie innerlich. Alle sahen es. Sie sahen das zitternde Bündel, das Gandalf in seinen Armen barg. Was sie nicht sahen waren seine Augen. Was sie nicht sahen war wie diese Augen ihr Licht verloren.

Eomer brannte eine Frage auf der Zunge und so sagte er:

"Was hat Legolas gesagt?"

Haldir sah verstört hinauf. Unfähig die Frage zu beantworten und so sagte der weiße Magier:

"Auf wiedersehen, Geliebter. Erst nach der Erlösung sehen wir uns wieder."

Eomer den Zauberer fragend an. Was hatte das zu bedeuten doch diesmal antwortete Aragorn an seiner Stelle:

"Legolas ist nicht mehr der, welcher er war. Er ist tot und erst wenn die Welt, die wir kennen ein Ende findet werden sich Legolas und Haldir wieder treffen."

Gandalf stand auf und zog Haldir mit sich. Er nahm den Elben und führte ihn aus der Halle.