Kapitel 16

Die Rohimmir ritten seit Stunden. In der nächsten Stunde würden sie Durnharg erreichen und von dort aus weiter nach Gondor reiten.

Gandalf beobachtete Haldir. Der Elb trug wieder seinen stolzen Blick doch das Feuer war aus Haldirs Augen entschwunden. Er hatte es zwar geschafft Haldir den Klauen des Todes zu entreißen doch es war ihm nicht möglich gewesen das Feuer im Inneren des Elben wieder zu entzünden.

Haldir seufzte.

Hatte er das Richtige getan?

Er war als einziger der elbischen Armee den Rohimmir gefolgt. Zweifel nagten an ihm. War sein gefasster Entschluss den so realitäts fern? Schnell schüttelte er sich um den Gedanken von sich zu schieben. Er war wegen Legolas hier. Immer noch spukten die Bilder durch seinen Geist. Ein anderer Legolas.

Ein besessener Legolas. Warmes, ruhiges Blau der See gleich war eiskaltem Blau gewichen. Hart wie Stahl. Das Lachen grausamer als ein Sterblicher sich je erträumen wollte. Der Dunkle hatte den Elben den Morgenstern genommen.

Er würde ihn zurück holen. Auch wenn diese Aufgabe sein Leben fordern würde. Er würde alles tun was dafür nötig war. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als Aragorn ihn ansprach:

„Wir sind angekommen, Haldir."

Er sah auf und bemerkte, das Aragorn Recht hatte. Sie waren tatsächlich in Durnharg. Sie ritten in das Lager. Er spürte die seltsamen Blicke auf sich. Diese Menschen kannten keine Elben. Ihnen waren diese mystischen Wesen nur aus Sagen bekannt.

Haldir kümmerte sich nicht darum. Schnell sprang er vom Pferd aber nicht ohne seinem Pferd etwas zugeflüstert zu haben. Dieses folgte den Tieren der Rohimmir und Haldir war bald allein. Bis sich so etwas wie ein Rat versammeln würde, würden noch ein paar Stunden vergehen. Diese würde er nutzen. Er wollte allein sein. Er wollte nachdenken.

Mit diesen Gedanken ging er immer weiter auf das nahe gelegene Waldstück zu. Er konnte den Bach in der Nähe förmlich riechen. Frisch, Klar und einladend. Ihm war als ob der Bach sich nach einer Unterhaltung sehnen würde. Schnellen Schrittes entfernte sich er vom Lager wohl wissend das ihm keiner folgen würde. Bald hatte er den einladenden Bach erreicht. Es war schön wieder solche Schönheit zu erblicken. Langsam erkleidete er sich. Seine Augen waren stets wachsam auf die Umgebung gerichtet.

Mittlerweile war Abend geworden und im Licht der Dämmerung glänzte der Körper des Elben. Die silberen Haare glitzerten geheimnisvoll. In diesem Moment war Haldir vieles. Er glich den mystischen Wesen, die Menschen als Elben beschrieben. Es schien als gehöre er nicht in diese Welt.

Als wäre er vom Mond selbst herabgestiegen. Langsam watete er in den Bach. Gemächlich wusch er sich. Genoss, das Gefühl der Reinheit. Genoß es einfach und vergass. Vergass warum er hier war. Vergass als seine Schmerzen.

Für einen kostbaren Moment war er einfach Haldir, ein Elb wie all die anderen auch und nicht Haldir von Lorien, der Hauptmann, der unter dem Banner Aragorns ritt und dessen Geliebter sich in den Händen des größten Feindes befand, der in Mittelerde zu finden war.

Nach langer Zeit erhob er sich. Am Himmel war der Mond zu sehen. Sein Licht gewährte Haldir noch immer etwas zu sehen. Er fröstelte. Die Nacht war kalt.

War es wirklich die nächtliche Kälte, die ihn frösteln lies? Oder war es vielleicht vielmehr die innere Kälte, die ihm kalte Schauer über den Rücken laufen ließ? Er wusste es nicht. Eins aber wusste er definitiv. Um wenigstens eine dieser beiden Möglichkeiten los zu werden musste er sich ankleiden.

Der Wunsch war der Vater des Gedanken und bald stand er angezogen auf einer Lichtung. Ja, der Baum war perfekt. Langsam. Fast in Zeitlupe griff er nach seinem Bogen. Er nahm einen Pfeil. Beäugte ihn im flachen Licht des Mondes. Lang. Weiße Federn. Loriens Pfeile.

Dann nahm er ihn und spannte ihn in den Bogen. Seine Instinkte erwachten. Spannen. Sein Ziel suchen. Scharfe Augen wanderten umher. Fanden den erwählten Baum. Schauder liefen durch des Elben Fingern.

Spannen. Analalysieren. Jede Phaser seines Körper spannte sich. Was für umstehende wie Sekunden aus zu sehen vermögen waren in Haldirs Geist Stunden. Spannen, anaylsieren und Schuss. Er entließ den Atem von dem er nicht wusste, das er ihn gehalten hatte. Langsam sah er auf. Der Pfeil steckte im Baum. Er ging darauf zu.

Loriens Pfeile. Weiße Federn. Weiß wie das Kleid der Herrin. Sie waren gemacht um, die welche man liebt zu schützen. Doch was hatte er getan. Er hatte Legolas im Stich gelassen! Immer wieder schlich sich der Gedanke in seinen Geist. Es hätte ihn an Legolas Stelle treffen sollen.

Während Haldir im Wald umher streifte stand Gandalf vor seinem Zelt. Er dachte nach. Wie hatte es geschehen können. Gandalfs Geist glitt zurück. Er glitt zurück zu dem unheilvollbaren Gespräch mit Galadriel.

„Willkommen unter den Lebenden, Gandalf."Ja, genau, das hatte die Herrin ihm damals gesagt. Sorgenvoll hatte sie ausgesehen. Hatte ihm gesagt er solle in den Spiegel sehen. Er sah hinein. Sah Helms Klamm. Sah Haldir. Überall Orks. Überall Uruks. Feuer. Dunkelheit. Kampf. Ein riesiger Kampf. Eine kleine Zahl gegen eine Übermacht. Dann wandte sich sein Blick wieder Haldir zu. Er sah wie es den Elben traf. Sah wie er zu Boden ging. Der Fluch. Die Makierung.

Seine Gedanken überschlugen sich. Es hätte Haldir treffen sollen doch warum war es schließlich doch Legolas gewesen? War es Zufall? Nein. So etwas wie Zufälle gab es nicht. Er ging noch weiter zurück.

Legolas.

Ja, Legolas.

Da fiel ihm etwas ein. Er hatte es vergessen. Zu der Zeit schien es nicht von Belang doch umso länger er darüber nach dachte umso wichtiger schien es zu werden. Eigentlich hätte nicht Legolas nach Bruchtal gehen sollen. Es war niemals so geplant gewesen. Plötzlich schreckte er hoch. Eine Stimme erklang in seinem Geist.

´Mithrandir!´

Anfangs erkannte der Maja die Stimme nicht doch dann konnte er sie zweifelsohne der Herrin zu weißen. Ebenso gedanklich wie er angesprochen worden war antwortete er.

´Warum sprecht ihr zu mir, Herrin des Goldwaldes?´

Eine kurze Pause herrschte bevor er die melodische Stimme erneut hörte:

´Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Dinge, Mithrandir.´

Sie musste nicht weiter reden. Auch so wusste er wovon sie sprach:

´Legolas´

Es war als hätte sie genickt. Auch wenn es ihm nicht möglich war die Herrin zu sehen so wusste er doch, das sie ihm in dieser Sache recht gab. Doch es kam keine Antwort. Sie schien zu überlegen wie sie es sagen sollte. Wie sie es zu formulieren hatte. Gandalf drohte erneut in die Welt seiner Gedanken ab zu driften doch da kam plötzlich und unerwartet erneut das gedankliche Flüstern.

´Der jüngste Sohn des Waldkönigs ist seiner Mutter sehr ähnlich. Der Morgenstern sieht mehr als andere zu vermögen. Seine Augen alleine sind schärfer als die eines anderen Elben. Wo andere schwarzes Nichts erkennen sieht er etwas anderes.´

Dann verstummte die Herrin. Gandalf wusste, das sie ihm nicht mehr mitteilen wollte so widmete er sich seinen Gedanken.

Der Morgenstern sah mehr als andere vermochten?

Was hatte das zu bedeuten. Da traf ihn die Erkenntnis. Warum war er nicht gleich drauf gekommen. Das machte es einfacher zu verstehen.

Haldir verschoss noch mehrere Pfeile. Längst war er in eine Art Trance verfallen. Einen Schuss nach dem anderen. Er brauchte Befriedigung. Die Trauer hatte sich in Zorn gewandelt. Er wollte Rache. Er wollte Legolas. Kurz um er wollte Legolas und auch Rache.

Süß.

Gefährlich...

... und verführerisch.

Er wollte den Dunklen bluten lassen. Er sollte bezahlen. Er sollte für den Schmerz bezahlen. Auge um Auge. Zahn um Zahn. Nein so einfach würde der Dunkle nicht davon kommen.

Haldir spürte wie der Zorn in ihm wuchs. Er hatte längst alle Pfeile verschossen. Blitzschnell zog er sie aus den Bäumen. Rache. Dieses eine Wort schien sich in seinem Kopf fest zu brennen. Böse lächelte er.

Der Dunkle hätte sich nicht mit ihm messen sollen. Was tat ihm Zauberrei schon. Und wenn er sterben würde so wäre es ihm egal. Das wichtigste war die Rache. Die Rache und Legolas. Der Dunkle sollte sich in Angst nehmen.

Elben waren normalerweise nicht gefährlich. Sie waren kontrolliert. Haldir spürte wie das kontrollierte Feuer außer Kontrolle geriet. Nein, noch nicht. Er beruhigte sich selbst. Zwang das Feuer zurück in den Käfig. Heiß. Brennend. Alles verzerrend und widerwillig wich es zurück. Haldir lächelte. Er würde vorerst mit Aragorn reiten. Denn es war Krieg und Aragorn war ihm von nutzen. Er würde ihm früher oder später zum Dunklen führen. Er würde ihn zu Legolas führen. Und dann würden sie sich gegenüber stehen. Der Dunkle und Haldir. Doch Haldir hatte einen Vorteil. Er hatte nichts mehr zu verlieren.

Kapitel 17

Der Herr der Nazgul war fort. Aus geritten mit einer starken Armee. Aus geritten gegen Gondor. Gegen die Menschen. Im Wunsche die Befehle seines Herrn Folge zu leisten. Im Wunsche die Menschen bluten zu sehen. Der Dunkle kehrte in die Burg zurück nachdem sein Herrmeister fort war. Es war perfekt. So perfekt. Der Nazgul würde die schäbige Arbeit machen. Noch unsicher schritt er die Stufen empor. Der Körper war neu. Ungewohnt. Doch er besaß eine Grazie. Elegant. Kaum hörbar stieg er empor. Bald war er angekommen. Er stand auf dem Turm. Überblickte Mordor. Schwarz. Gefährlich war es. Kurz um wunderschön. Langsam schloss er die Augen. So gut war es wieder einen Körper zu besitzen. Der Wind blies um den Körper. Er spürte die Kälte. Hieß sie mit der eigenen willkommen. Langsam drehte er sich. Mordor hatte einen alten Charme. Das schwarze Land. Die meisten Wesen hatten Angst davor. Angst davor es würde sie verschlingen und für immer bei sich behalten. Angst davor es würde aus ihnen Kreaturen der Dunkelheit zaubern. Wie töricht waren sie doch. Das schwarze Land konnte diese Dinge ebenso wenig vollbringen wie Rohan Pferde gebären konnte oder Gondor