Disclaimer: Alle Charaktere gehören J.K. Rowling, ich hab sie nur geliehen und hoffe sie verzeiht es mir, außerdem will ich mit der Geschichte kein Geld verdienen (wär ja schön *g*) Der Grahlhof. nun ja, da habe ich diesen Sommer Ferien gemacht, allerdings habe ich nur den Namen geklaut, der Rest entspringt meiner Fantasie.

Description: Die Story spielt im Sommer vor dem 7 Schuljahr von Harrys Eltern & Co. Lilys Eltern sind während des letzten Schuljahres ums Leben gekommen (was für Petunia die Anregung war, Harry das gleiche über seine Eltern zu erzählen, weil das ein "normaler" Tod war) und Lily wohnt im tropfenden Kessel. Voldemort hat schon eine Menge Anhänger und das Ministerium erhält nur noch den Anschein, dass es alles unter Kontrolle hat. Tatsächlich können die Todesser tun und lassen, was sie wollen, und die Menschen können nicht viel dagegen tun und schauen weg, wenn jemand auf offener Straße angegriffen wird. Was ich aus OotP übernommen habe (mehr oder weniger SPOILER) - Lily und James können sich zurzeit nicht sonderlich leiden (konnten sie anscheinend noch nie), aber wie den Lesern des Buches bekannt ist, fangen sie ja im siebten Jahr an, miteinander auszugehen. Und wie kommt es dazu? ...

"Das reicht, Tom, vielen Dank!" Lily schob ihren Teller zurück und lächelte den Wirt an.

Tom nickte und lächelte zurück, während er den Tisch vor ihr abdeckte. "Sie sollten lieber

bald in ihr Zimmer gehen, Miss Evans", flüsterte ihr leise zu, und sein eben noch lächelndes

Gesicht sah besorgt aus. Lily hob die Augenbrauen und spitzte die Lippen. "Meinetwegen."

Sie strich sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht und stand auf. "Gute Nacht, Tom." Sie

winkte und ging hoch. Keine Minute später ließ sie sich auf ihr Bett fallen. "Toll", dachte sie,

"Was ist das für eine Welt, in der ein fast siebzehn Jähriges Mädchen um halb Acht auf sein

Zimmer gehen muss, da es im Schankraum Gefahr läuft, angegriffen zu werden?" Sie zog

eines ihrer Bücher aus dem am Boden liegenden offenen Koffer und begann zu lesen. Seit sie

hier war, tat sie fast nichts anderes. Das Geld, welches ihre Eltern ihr vererbt hatten, (einen

Teil hatte natürlich auch Petunia bekommen), lag sicher in Zauberergeld eingetauscht in

ihrem Verließ in Gringotts. Sie hatte sich davon an ihrem ersten Tag gleich neue Bücher

gekauft, die sie inzwischen Auswendig konnte. Vor zwei Tagen war ihre Liste mit den

Schulbüchern für das siebte Jahr geschickt worden. Da sie nichts Besseres zu tun hatte, las sie

sie ebenfalls. Tom, Professor McGonagall und sogar Dumbledore selbst hatten ihr gesagt,

dass es sicherer für sie wäre, wenn sie sich sowenig wie möglich in der Winkelgasse aufhielt

und lieber in ihrem Zimmer blieb. Während der paar Ferienwochen, in denen sie hier war,

wurden schon fünf Muggelgeborene angegriffen. Die maskierten Zauberer, die die Taten

begangen hatten, hatten die armen Seelen fast umgebracht, als sie sie auf offener Straße mit

verschiedenen Flüchen folterten. Halb tot ließen sie sie am Straßenrand liegen und

verschwanden lachend. Irgendjemand kümmerte sich um sie, oder brachte sie nach St.

Mungo's, allerdings erst nach Einbruch der Dunkelheit, und wenn sie sich sicher waren, dass

keiner Zusah. Niemand wollte den Maskierten einen Vorwand geben, sie selbst ebenfalls

anzugreifen. Lily hatte all das nur von Leuten aus dem Tropfenden Kessel gehört, sie selbst

war nie dabei gewesen, und darüber war sie froh. Wenn sie da gewesen wäre, was hätte sie

alleine schon tun können? Sie wusste genau, dass ihr niemand geholfen hätte, wenn die

Todesser dann auch auf sie losgegangen wären. Seufzend rollte sie sich auf den Bauch und

blätterte die Seite um.

*****

Drei Tage später geschah es. Lily kam die Treppe herunter, um zum Mittag zu essen. Schon

während sie durch den Gastraum schritt, merkte sie die nervöse, angespannte Stimmung. Tom

warf ihr die ganze Zeit beunruhigte, fast angstvolle Blicke zu, als wünschte er, dass sie nicht

hier wäre, aber als er ihr den Teller brachte, sagte er kein Wort. Er sah sie noch nicht einmal

an. Sie begann zu essen. Einige Menschen standen auf und verließen eilig den Pub, als ein

paar andere hereinkamen. Lily beobachtete sie und schluckte mühsam eine Kartoffel herunter.

Dann flog die Tür zum Hinterhof auf, und Zauberer kamen herein. Sie trugen lange, schwarze

Kapuzenumhänge und Masken vor dem Gesicht. Lily blieb fast das Herz stehen. Langsam

ließ sie ihr Besteck niedersinken und griff so unbemerkt wie möglich nach ihren Zauberstab.

Sie wusste, wenn sie erst jemand als Muggelgeborene enttarnte, dann würde auch ihr

Zauberstab ihr nicht mehr helfen.

Die anderen Zauberer und Hexen verfolgten die Todesser mit den Augen, die Kopfe aber

gesenkt, als wollten sie nicht auf sich aufmerksam machen. Nur einige Wenige, nämlich die,

die gerade eben hereingekommen waren, wagten es, die Maskierten direkt anzuschauen.

"Verräter", dachte Lily, während sich ihr Magen verkrampfte. "Tom! Sechs heiße Honig-Met,

ein Johannesbeer-Rum und Zwei Butterbier!" bellte einer der Maskierten. Sie ließen sich an

der Bar nieder und ließen ihre Blicke durch den Raum schweifen. Lily senkte schnell den

Kopf und griff nach dem Wasserglas, einmal um ihre Gesicht zu verdecken, und zum zweiten,

weil ihre Kehle sich knochentrocken anfühlte. Sie glaubte, gleich laut husten zu müssen, und

das wollte sie um alles in der Welt vermeiden. Bloß keine Aufmerksamkeit erregen!

Die Todesser tranken nicht, sondern unterhielten sich lautstark. "Weißt du was, Tom?"

bemerkte plötzlich einer von ihnen und wandte sich an den Wirt. Tom schien hinter seiner

Theke völlig zusammen zu schrumpfen und gab ein leises, fragendes Geräusch von sich. Der

Zauberer deutete auf das Bild hinter einer Gruppe Zauberer an der Wand. "Das Bild da, siehst

du das Bild, Tom?" Tom nickte. "Das hat ein Schlammblüter gemalt. Warum hängst du das

Bild von einem dreckigen Schlammblüter in deinem Haus auf? Sie sind minderwertig, und

ihre Bilder sind es erst recht nicht wert, an der Wand eines reinblütigen Zauberers zu hängen,

nicht war? Also wollen wir es doch lieber entfernen!" Ein greller Blitz schoss aus seinem

Zauberstab und zerfetzte die Leinwand. Ein dunkles Loch gähnte in der Wand. Die Todesser

johlten. "Das Regal da gefällt mir auch nicht!" brüllte ein anderer. WAMM! Ein paar Meter

von Lily entfernt splitterte Holz. Irgendjemand schrie erschrocken auf, und als Sekunden

später weitere Blitze durch den Raum schossen, duckten sich fast alle und hielten sich

schützend die Arme über den Kopf. Nur die Zauberer, die sich anscheinend nicht vor den

Todessern fürchteten, waren aufgesprungen, und zu Lilys Erschütterung begannen sie

ebenfalls, Gläser, Lampen, Stühle und ähnliches zu zerschmettern. Scharfe Teile flogen durch

die Luft. Eine Glasscherbe schnitt Lily in die Hand, als sie ihre Augen schützen wollte. "Du

da!" brüllte irgendwer. Lily zuckte zusammen und sah sich um, ob sie gemeint war. Aber der

Todesser deutete auf einen Zauberer zwei Tische weiter, der mit schreckensweiten Augen den

Maskierten anstarrte. "Du bist doch George MacKimmon, nicht wahr?" bellte der Rodesser.

Der Mann nickte verängstigt. "Und deine Frau ist doch Lindsey Bicks?" Wieder ein Nicken.

"UND IST LINDSEY NICHT EIN GOTTVERDAMMTES SCHLAMMBLUT?" brüllte der

Todesser. Der Mann wimmerte. "MACKIMMON!" donnerte der Anführer der Todesser.

"Was für eine Schande bringst du über die Reinblütigen Zauberer, indem du mit einem

dreckigen Halbmenschen verheiratet bist???" Er hob den Zauberstab, und sein Fluch traf

George MacKimmon direkt in den Bauch. Er schrie auf und wandte sich, während sich

offensichtlich eine kochendheiße, schmerzende Substanz über seinen Körper verbreitete. Die

Menschen krochen auf dem Fußboden zur Tür und versuchten, unbemerkt das Weite zu

suchen, andere versteckten sich unter den noch heilen Tischen. Lily selbst hatte sich hinter die

rauchenden Trümmer des Nachbartisches verkrochen und betete stumm, dass sie sie nicht

entdecken würden. Die Schreie des Mannes klangen ihr in den Ohren. Die Todesser sahen

sich jetzt nach weiteren Opfern um. Hektisch sah Lily an sich herunter, ob irgendetwas sie als

Muggelstämmige auszeichnen könnte. Unter ihrer Zaubererrobe trug sie schon die

Hogwartsuniform, aber sie trug ganz normale Turnschuhe! Muggelschuhe! Verzweifelt zog

sie den Stoff ihrer Robe über ihre Füße und konzentrierte sich darauf, nicht gesehen zu

werden.

Ein leises "Plopp", das sich wiederholte, ließ sie aufhorchen. Irgendjemand war gerade

appariert oder disappariert. "Bleibt stehen!" brüllte eine Männerstimme. Der

Todesseranführer wies seine Gefährten an, erst im letzten Moment zu verschwinden. Blitze

und Flüche schossen hin und her. Auch der letzte Rest des Pubs wurde jetzt zerstört, als ein

wütender Kampf entbrannte. Lily wagte es, vorsichtig einen Blick über die Trümmer zu

werfen. Mehrere Zauberer und Hexen, die das Zeichen des Ministeriums trugen, waren

erschienen und duellierten sich hart mit den Todessern. Ein Fluch traf Lilys Haufen und sie

zog Hastig den Kopf zurück, als blaue Flammen ihr fast das Gesicht verbrannten. Neben sich

sah sie zwei Zauberer in Gebückter Haltung zur Tür rennen und verschwinden. Sie wollte

auch weg, aber wohin?

Irgendjemand näherte sich ihr, und Lilys Gedanken flogen. Was sollte sie tun? Ein hastiger

Blick ließ sie erkennen, dass der Mann eine Maske trug. Jetzt hatte er sie entdeckt. Er hob den

Zauberstab. Im gleichen Augenblick traf ihn ein Schockzauber. Ein anderer Zauberer, einer

der Ministeriumsleute, sprang über die Trümmer hinweg und zog Lily hoch. "Du musst hier

weg!" sagte er scharf. "Aber wohin?" jammerte sie. "Hast du kein Zuhause?" "Nein. Ich habe

hier gewohnt." Sie hatte das Gefühl, ihre Zunge würde sich dauernd verknoten. Der Mann

kniff kurz die Lippen zusammen und schoss über die Schulter hinweg einen Lähmfluch ab.

"Kannst du apparieren?" fragte er. Lily schüttelte den kopf und sah sich ängstlich nach den

anderen um. Die Todesser disapparierten, aber einige schossen immer noch Flüche ab. Der

Mann schien kurz nachzudenken. Dann schnappte er sich einen seltsamer Weise heil

gebliebenen Trinkpokal vom Boden und tippte ihn an, während er "Portus" murmelte. "Hier,

das ist ein Portschlüssel, er wird dich zu mir nach Hause bringen. Du musst hier jetzt zuerst

einmal weg, ich komme gleich und dann können wir überlegen wo du hin kannst, ja? Ich

komme auch gleich. Sag mir nur schnell deinen Namen." "Lily Evans, Sir." "Okay Lily, ich

werde gleich bei dir sein." Er gab ihr den Pokal. Lily ergriff ihn und fühlte, wie sie

hochgerissen wurde.

Mit einem Plumpsen landete sie in einer gemütlichen Küche. Eine Frau, die gerade den

Abwasch machte, sah sich erstaunt um. "Nanu? Besuch?" sie lächelte, aber Lily bemerkte

trotzdem, dass sie die Hand am Zauberstab hatte. "Ich- tut mir leid, ich-" Sie rappelte sich auf

und wurde scharlachrot. Dann apparierte mit einem leisen plopp der Mann von eben neben

ihr. "Ah, du bist heil angekommen", lächelte er. Die Frau hob fragend die Augenbrauen.

"Sally, die junge Dame hier war bei einem Angriff der Todesser im Tropfenden Kessel

anwesen und scheint leider keinen Ort zu haben, wohin sie gehen könnte. Wäre es möglich,

dass Lily erst einmal hier bleibt?" wandte sich der Mann an sie. Sally nickte verstehend. "Ich

muss wieder weg. Da draußen ist die Hölle los." "Komm heil wieder, David." Die Frau strich

sich eine dunkelbraune Locke aus der Stirn und lächelte Lily zu, als ihr Mann verschwand.

"Komm her Liebes, das war wahrscheinlich ein Schock für dich, nicht wahr?" Sie deutete auf

einen der Küchenstühle, und Lily setzte sich gehorsam. Sally holte einen Teller Kekse von

einem Bord und stellte ihn demonstrativ vor Lily auf den Tisch. "Und wer bist du?" "Lily

Evans, Ma'am", sagte sie sie leise und nahm sich zaghaft einen Keks. "Oh, nenn mich Sally",

lachte die Frau. "Es kann noch Stunden dauern, bis David nach Hause kommt, dann wird sich

alles Weitere klären, ja? Du kannst solange gerne hier bleiben. Hier wird dir nichts passieren.

Aber da draußen zu sein." Sie verstummte und schauderte. Dann sah sie Lily genauer an.

"Oh je, du bist eine Muggelstämmige, nicht wahr?" Das war nicht abwertend gemeint, wie

Lily an ihrer Stimme hören konnte, eher mitfühlend, weil sie dadurch gefährdeter war als die

meisten anderen. Sie nickte. Sally deutete auf ihre Schuhe. "Wenn du außerhalb der Schule

bist, solltest du vielleicht nicht gerade Turnschuhe anziehen. Zwar tragen auch viele

Zaubererkinder Muggelkleidung, aber zurzeit." Sie schwieg. "Ich kann schauen ob wir für

dich ein paar einfache Stiefel besorgen können. Es sind nur solche Kleinigkeiten, aber das

reicht ihnen schon, um einen zu diskriminieren." Lily musste nicht fragen, wen Sally mit

'ihnen' meinte. "Das wäre nett", sagte sie leise. Die Frau lächelte aufmunternd. "Brauchst du

irgendwas? Hast du Hunger? Es ist noch etwas Käseauflauf übrig." Lily lächelte zaghaft. "Ich

war gerade beim Mittagessen, als die- die Todesser auftauchten. Ich fürchte, mein Essen liegt

jetzt auf dem Boden des Tropfenden Kessels verstreut." Sally gab ein Glucksen von sich und

schwang ihren Zauberstab. Begeistert sah Lily zu, wie die Speise auf dem Herd anfing, zu

dampfen und sich offensichtlich erwärmte. Bald duftete es in der Küche nach überbackenem

Käse und Nudeln in Tomatensauce. Mit einem weiteren Schnipsen des Zauberstabs

verschwand der Keksteller vom Tisch und ein anderer kam aus einem Schrank angeflogen.

Besteck, ein Glas und eine Serviette platzierten sich ordentlich daneben. Sally lächelte über

Lilys faszinierte Blicke. "Schon mal in einem echten Zaubererhaus gewesen?" fragte sie

beiläufig. Lily schüttelte den Kopf. "Meine Freundin Anlea ist auch eine Muggelgeborene,

und Sheilas Mutter ist ebenfalls eine Muggel. Dadurch gibt es in ihren Häusern nichts- nichts

Besonderes. Außer wenn Sheilas Dad da ist, aber er arbeitet fast den ganzen Tag." "Und du?

Ich meine, David meinte, du hättest kein Zuhause." Sally sah sie vorsichtig an, nicht sicher,

ob sie das Thema anschneiden sollte. Lily leckte sich etwas Käse von den Lippen. "Meine

Eltern sind letztes Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Meine Schwester

Petunia wohnt jetzt in ihrem Haus und hat mich fast sofort rausgeworfen. Sie mag keine

Magie." "Tatsächlich? Warum nicht?" "Ich weiß es nicht. Früher habe ich mich eigentlich

immer gut mit ihr verstanden, aber dann. seit ich den Brief von Hogwarts bekommen hatte,

war sie abweisend zu mir, und als ich nach meinem ersten Jahr nach Hause kam, hat sie mich

schon völlig ignoriert. Dann hat sie angefangen, Mum und Dad Lügengeschichten über mich

zu erzählen, und mir ganz offen gesagt, was sie von mir denkt: Dass ich eine Missgeburt bin."

"Was???" Sally sah sie schockiert an. Lily zuckte nur die Schultern. "Es ist mir egal. Ehrlich

gesagt würde ich lieber wieder in den Tropfenden Kessel zurück als Petunia fragen zu

müssen, ob ich bei ihr wohnen kann." Sie lächelte, um Sallys besorgtes Gesicht

wegzuwischen. "Ach du meine Güte", murmelte diese. Dann drehte sie sich um und machte

sich wieder am Abwasch zu schaffen. "Erzählst du mir, was genau im Tropfenden Kessel

passiert ist? Dir scheint es nichts auszumachen, darüber zu reden. ich meine, sonst wird so

etwas ja immer Tod geschwiegen." Also erzählte Lily ihr, was geschehen war, und während

sie Sallys lockigen braunen Zopf beobachtete, wie er hin und her wippte, als sie abwusch,

berichtete sie auch von den anderen Vorfällen in der Winkelgasse, von denen sie gehört hatte,

und schließlich auch von ihren eigenen Sorgen und ihrer Wut darüber, dass niemand etwas

gegen diese Menschen tat. Während sie sprach, wunderte sie sich über sich selbst. Sie hatte

noch nicht einmal Anlea und Sheila soviel erzählt. Tatsache war, dass die beiden zwar ihre Freundinnen waren, aber sie sich doch manchmal wie das dritte Rad am Wagen vorkam. Sie

mochte die beiden gerne, doch trotzdem gab es einfach eine Menge Themen, die sie nie den

beiden gegenüber ansprechen würde, oder Dinge, die sie nie mit ihnen gemeinsam tun würde.

Eine wirklich beste Freundin in Hogwarts hatte sie nicht. Meistens war sie zu sehr mit ihren

Hausaufgaben beschäftigt, damit, den kleineren zu helfen, und seit dem fünften Jahr auch mit

ihrer Pflicht als Vertrauensschülerin. Und auch mit ihrer Mum und ihrem Dad hatte sie nicht

über die Dinge in der Zaubererwelt, die sie bewegte, sprechen können, da sie nicht

verstanden, wovon sie sprach. Sie mochte Sally einfach. Tatsache war, dass sie nur den

Vornamen dieser Frau kannte, und nicht mehr von ihr wusste als dass sie eine Hexe war und

einen Mann namens David hatte, der sie vor den Todessern gerettet hatte, aber ihre einfache

Art war es, die der ganzen Küche eine angenehme Atmosphäre gab. Sallys Stimme war etwas

tiefer, als für Frauen gewöhnlich, und dazu leicht rau, als wäre sie immer heiser. Sie schien

eine rundliche, warme Aura um sich zu haben, obwohl sie für eine Frau ihren Alters recht

schlank war, und obwohl sie kein herausragendes Gesicht hatte, schien sie eine innere

Schönheit auszustrahlen. Sie hörte Lily stumm zu, nickte ab und an zustimmend und klapperte

mit den Tellern. Als sie ihre Geschichte beendete, und sich alle Sorgen von der Seele geredet

hatte, drehte sie sich wieder um und trocknete ihre Hände an ihrer Schürze ab. "Wenn du

möchtest, dann kannst du gerne hier bleiben, Liebes. Das Haus ist groß genug, und ich glaube

nicht dass du irgendwen stören würdest." Sie schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Lily

dachte nur eine Sekunde darüber nach und nickte dann dankbar. Anlea war mit ihren Eltern

nach Italien gefahren, und Sheila besuchte ihre Großtante in Irland. "Aber. tut mir leid,

ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, wo ich hier bin", brachte sie zögernd heraus. "Was, hat

David dir das nicht gesagt?" fragte Sally erschrocken. Lily schüttelte den kopf. "Er hat mich

nur gefragt, ob ich ein Zuhause habe, apparieren kann, und dann hat er mir den Portschlüssel

in die Hand gedrückt und gesagt, der würde mich zu ihm nach Haus bringen." "Das heißt, er

hat dir noch nicht einmal gesagt, wer er ist? Oh Himmel, dieser Mann!" Schimpfend warf

Sally ein paar Gabeln in eine Schublade. "Tut mir Leid, Liebes, das tut mir wirklich

fürchterlich Leid. Du befindest dich auf dem Grahlhof." Sie band sich die Schürze ab,

worunter sie eine dunkelblaue Leinenrobe trug, etwas, dass Lily noch nie gesehen hatte. "Und

ich bin Sally-Anne Potter, und mein Mann, dieser Hornochse, ist David Potter. Herzlich

willkommen!" Sie breitete die Arme aus und deutete damit auf das Haus um sich. Lily lachte,

obwohl der Name "Potter" sie fast umgehauen hatte. Sie konnten doch nicht etwa- aber Potter

war ein sehr häufiger Name, vielleicht war es nur Zufall. "Ähm, sie sind nicht zufälliger

Weise mit James Potter verwand?" fragte sie zögernd. Sally lachte. "Doch, schon. Zufälliger

weise ist er mein Sohn." Lily konnte es nicht fassen. Sie würde die nächsten Tage in dem

Haus von dem Jungen verbringen, den sie am wenigsten ausstehen konnte.